30.01.2014 Aufrufe

Publikation als PDF - Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Publikation als PDF - Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Publikation als PDF - Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8 <br />

<br />

Luise in Paretz<br />

Die Fre<strong>und</strong>e der <strong>Preußische</strong>n <strong>Schlösser</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Gärten</strong> ermöglichten in ihrem Jubiläumsjahr<br />

den Erwerb eines Frühwerks von<br />

Christian Daniel Rauch<br />

„Ein Bild von nicht gewöhnlicher Schönheit“: Schon Theodor Fontane genoss<br />

den Blick auf Schloss Rheinsberg vom Wasser aus. Das Schloss am Grienericksee ist das<br />

beliebteste Ausflugsziel unter den fünf Märkischen <strong>Schlösser</strong>n der SPSG.<br />

Foto: Leo Seidel<br />

Rheinsberg, der Musenhof am<br />

Grienericksee<br />

Schloss Rheinsberg ging in die Legende<br />

ein <strong>als</strong> der Ort, an dem Friedrich<br />

der Große <strong>als</strong> Kronprinz seine „glücklichsten<br />

Jahre“ verbrachte. Theodor<br />

Fontane <strong>und</strong> Kurt Tucholsky setzten<br />

Stadt <strong>und</strong> Schloss ein je eigenes literarisches<br />

Denkmal. Die „Wanderungen<br />

durch die Mark Brandenburg“ (Erstausgabe<br />

„Grafschaft Ruppin“, 1862)<br />

<strong>und</strong> das „Bilderbuch für Verliebte“<br />

von 1912 kurbelten den Tourismus an.<br />

Und der blüht auch 100 Jahre später.<br />

Wichtigstes Ziel der vielen Ausflügler<br />

ist das Schloss am Grienericksee. Die<br />

malerische Lage, der „Reichtum an<br />

Wasser <strong>und</strong> Wald“, wie Fontane befand,<br />

die gepflegte Gartenanlage <strong>und</strong><br />

der weitläufige Park mit versteckten<br />

<strong>und</strong> überraschenden Parkstaffagen,<br />

<strong>und</strong> vor allem das außen <strong>und</strong> innen beeindruckend<br />

restaurierte Schloss mit<br />

seinen Märchenbuchtürmen machen<br />

den Zauber von Rheinsberg aus.<br />

Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“,<br />

der Königs Wusterhausen<br />

bevorzugte, erwarb 1734 das Renaissanceschloss<br />

nordwestlich von Berlin<br />

für seinen Sohn, Kronprinz Friedrich,<br />

der nach seiner Vermählung mit Elisabeth<br />

Christine im Jahr zuvor eine<br />

eigene Hofhaltung gründen konnte.<br />

1736 zog das Paar ein, 1740 gingen<br />

beide getrennte Wege. Nach dem<br />

Tod seines Vaters wurde Friedrich II.<br />

König <strong>und</strong> zog nach Potsdam, die Königin<br />

residierte von da an im Berliner<br />

Schloss <strong>und</strong> im Schloss Schönhausen.<br />

In den vier glücklichen Jahren in<br />

Rheinsberg verfasste Friedrich seine<br />

berühmte Streitschrift „Der Antimacchiavel“,<br />

schrieb Gedichte, korrespondierte<br />

mit Voltaire, musizierte mit<br />

Benda, Graun <strong>und</strong> Quantz <strong>und</strong> „erfand“<br />

gemeinsam mit seinem Baumeister<br />

Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff<br />

das friderizanische Rokoko. Musterbeispiel<br />

dafür – <strong>und</strong> in authentischer<br />

Form zum Jubiläumsjahr 2012 wiederhergestellt<br />

– ist der Spiegelsaal im<br />

Schloss, der durch Licht- <strong>und</strong> Spiegeleffekte<br />

die Landschaft ins Innere holt.<br />

Als König schenkte Friedrich das Anwesen<br />

seinem jüngeren Bruder, Prinz<br />

Heinrich, der Rheinsberg von 1753<br />

bis zu seinem Tod 1802 zu seinem bevorzugten<br />

Aufenthaltsort wählte <strong>und</strong><br />

nach seinem Geschmack prägte.<br />

Davon zeugen die im Stil des Frühklassizismus<br />

ausgeschmückten Räume<br />

der Heinrich-Wohnung im Ober- <strong>und</strong><br />

seine Sommerwohnung im Erdgeschoss.<br />

Heinrich ließ den Park erweitern<br />

die <strong>Gärten</strong> verschönern<br />

<strong>und</strong> ein idyllisches Heckentheater gestalten.<br />

Später kam ein Schlosstheater<br />

hinzu. Beide Orte sowie der romantische<br />

Schlosshof sind seit ihrer<br />

Wiederherstellung ideale Kulissen<br />

für die Inszenierungen des Festiv<strong>als</strong><br />

„Kammeroper Schloss Rheinsberg“.<br />

In diesem Sommer macht sich die<br />

Kammeroper <strong>als</strong> Beitrag zum Wagnerjahr<br />

einen Spaß mit „Tannhäuser“ in<br />

der Parodie von Johann Nepomuk<br />

Nestroy (12. –14. Juli, Schlosstheater).<br />

Im Schlosshof wird Rossinis „Barbier<br />

von Sevilla“ gegeben (19. – 27. Juli)<br />

<strong>und</strong> im Heckentheater die von Jacques<br />

Offenbach musikalisch illustrierte<br />

fantastische Welt aus „Hoffmanns<br />

Erzählungen“ (2. – 10. August) zum<br />

Leben erweckt.<br />

Wer sich an den Aufführungstagen<br />

frühzeitig auf den Weg macht, kann<br />

jeweils um 16.30 Uhr an einer Sonderführung<br />

der SPSG zum „Musenhof<br />

am Grienericksee“ teilnehmen.<br />

Rheinsberg ist von Berlin <strong>und</strong> Potsdam<br />

aus mit dem Auto in etwa 90 Minuten<br />

zu erreichen. Mit der Kutsche war<br />

man zu Heinrichs Zeiten von Berlin<br />

aus gut 12 bis 15 St<strong>und</strong>en unterwegs.<br />

Daher bevorzugte der Prinz<br />

eine nächtliche Zwischenstation im<br />

Schloss Oranienburg.<br />

Kammeroper Schloss Rheinsberg<br />

Kartenreservierung<br />

Tel. 033931.349 40<br />

www.<br />

kammeroper-schloss-rheinsberg.de<br />

Sensationelle Wiederentdeckung:<br />

Porträtbüste der Königin Luise<br />

von Christian Daniel Rauch, 1804.<br />

Foto: Daniel Lindner<br />

Von Potsdam nach Paretz kann man<br />

heute gemütlich radeln oder ist mit<br />

dem Auto in 20 Minuten dort. Gut<br />

drei St<strong>und</strong>en waren Königin Luise <strong>und</strong><br />

ihr Gemahl, König Friedrich Wilhelm<br />

III., in der Kutsche unterwegs. Vor<br />

ihrer Ankunft in Paretz waren dort<br />

schon Dutzende von Kutschen mit<br />

Hausrat <strong>und</strong> Versorgungsgütern eingetroffen,<br />

damit es der königlichen<br />

Familie im bescheidenen Landhaus<br />

an nichts fehlen sollte. Königin Luise<br />

liebte ihr „Schloss Still-im-Land“.<br />

Zwischen 1797 <strong>und</strong> 1805 verbrachte<br />

das Königspaar alljährlich mehrere<br />

Wochen in der von David Gilly errichteten<br />

Sommerresidenz.<br />

In diesem Jahr ist eine „neue Luise“<br />

nach Paretz zurückgekehrt: Eine<br />

Marmorbüste der beliebten Königin,<br />

umgeben von weiteren Porträtskulpturen<br />

ist bis zum 31. Oktober zu<br />

bew<strong>und</strong>ern. Diese anmutige Luise ist<br />

ein Frühwerk von Christian Daniel<br />

Rauch, das <strong>als</strong> verschollen galt. Aufgetaucht<br />

ist es 2012 bei einer Auktion<br />

der Villa Grisebach. Der SPSG<br />

gelang es, die Skulptur zu erwerben,<br />

dank der großzügigen Unterstützung<br />

durch die Kulturstiftung der<br />

Länder <strong>und</strong> durch die Fre<strong>und</strong>e der<br />

<strong>Preußische</strong>n <strong>Schlösser</strong> <strong>und</strong> <strong>Gärten</strong> e.V.<br />

Der engagierte Förderverein feiert in<br />

diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen<br />

<strong>und</strong> wählte die Luisenbüste zum<br />

„Jubiläumsobjekt“. Die 61 cm hohe<br />

Büste aus Carrara-Marmor ist von<br />

außerordentlicher Bedeutung für die<br />

Forschung, die Skulpturensammlung<br />

der SPSG, für alle Bew<strong>und</strong>erer der<br />

Königin Luise – <strong>und</strong> sie erzählt ihre<br />

eigene spannende Geschichte.<br />

Reichsgraf Anton Alexander von<br />

Magnis war Luise wohl auf der<br />

Pfaueninsel begegnet; der dortigen<br />

königlichen Menagerie überließ er<br />

Schafe <strong>und</strong> Wasserbüffel aus seiner<br />

Zucht. Die Büste gab er 1804 bei<br />

Rauch in Auftrag, der sie offenbar von<br />

einem anderen Bildhauer fertigstellen<br />

ließ. Das Ergebnis gefiel Graf Magnis<br />

nicht, vermutlich, weil der Marmor<br />

Flecken zeigte, ausgerechnet im<br />

schönen Gesicht <strong>und</strong> am Dekolleté<br />

der Königin. Er bekam später eine<br />

neue Version. Die erste Büste geriet<br />

in österreichischen Privatbesitz <strong>und</strong><br />

wurde vergessen, bis der Potsdamer<br />

Kunsthistoriker Stefan Körner, Mitarbeiter<br />

des Auktionshauses Villa<br />

Grisebach, die Skulptur im Badezimmer<br />

eines Privathauses in Österreich<br />

entdeckte. Er erkannte die Gesichtszüge<br />

der Königin <strong>und</strong> brachte sie zurück<br />

nach Berlin. In Paretz bildet sie<br />

nun einen neuen Anziehungspunkt.<br />

Schloss Paretz bietet seit der Restaurierung<br />

2001 einen authentischen<br />

Einblick in das königliche Landleben.<br />

Dazu gehört auch die Remise mit<br />

ihrer Sammlung an Sänften <strong>und</strong><br />

Kutschen aus drei Jahrh<strong>und</strong>erten.<br />

Mitglied werden bei den Fre<strong>und</strong>en<br />

Mit vielen kleinen <strong>und</strong> großen Spenden<br />

der Fre<strong>und</strong>e für die SPSG konnten<br />

seit 1983 unter anderem bedeutende<br />

Kunstgegenstände angeschafft <strong>und</strong><br />

ganze Räume restauriert werden. Wer<br />

Mitglied in diesem Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

werden möchte, der zu Vorträgen, Exkursionen<br />

<strong>und</strong> Führungen einlädt, oder<br />

wer für das Jubiläumsprojekt spenden<br />

will, findet Informationen unter:<br />

www.<br />

fre<strong>und</strong>e-psg.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!