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Untitled - Universität zu Köln

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Summaries 245<br />

ten. Dass sie dabei z.T. enorme Fleischmengen erbeuteten<br />

zeigt der Nachweis einer großen, heute ausgestorbenen Kamelart.<br />

Für die Jagd auf diese großen Huftiere war die<br />

Quelle von Hummal für die damaligen Menschen ein strategisch<br />

günstig gelegener Ort.<br />

Die günstige Lage von Hummal zeigt sich auch im<br />

leichten Zugang <strong>zu</strong> hochwertigem Feuerstein, dessen Primärlagerstätten<br />

in den kreide- und tertiärzeitlichen Formationen<br />

im Norden und Süden der Quellfundstelle <strong>zu</strong><br />

verorten sind. In den Steinartefaktinventaren lassen sich<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Beschaffung<br />

und Nut<strong>zu</strong>ng des rohmaterials erkennen. Diese wiederum<br />

liefern Hinweise auf technologische Strategien, die<br />

mit der Funktion des Siedlungsplatzes innerhalb des weiteren<br />

Schweifgebietes in Verbindung stehen. Für die rekonstruktion<br />

der ökonomischen Strategien bei der rohmaterialnut<strong>zu</strong>ng<br />

sind zwei entscheidende Parameter in<br />

Betracht gezogen worden: die Dichte an lithischem Abfall<br />

in einer Schicht und die Zusammenset<strong>zu</strong>ng der Artefakt -<br />

inventare. Allein über das Vorhandensein oder Fehlen<br />

sowie die relative Häufigkeit und Größe spezifischer Artefakttypen,<br />

z.B. Kerne, rindenabschläge und Werkzeuge,<br />

können verschiedene Versorgungsstrategien rekonstruiert<br />

werden. Zeitweise erforderten diese zielgerichtete Streifzüge<br />

und Transport von rohmaterial, während <strong>zu</strong> anderen<br />

Zeitpunkten eine opportunistische Ausbeutung sekundärer<br />

Lagerstätten oder die Weiternut<strong>zu</strong>ng der mitgebrachten<br />

persönlichen Ausrüstung genügte. Mittels eines statistischen<br />

Tests der Artefaktinventare hinsichtlich dieser<br />

unterschiedlichen Import- und Nut<strong>zu</strong>ngsstrategien schälen<br />

sich vier verschiedene Inventartypen heraus. Bringt<br />

man diese nun in Zusammenhang mit dem jeweiligen<br />

umweltkontext, so sind die Inventartypen aufschlussreiche<br />

Testfälle für die rekonstruktion der jeweiligen Funktion<br />

des Siedlungsplatzes und der weiträumigeren Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme.<br />

Für die Herstellung standardisierter Grundformen innerhalb<br />

oder außerhalb des Siedlungsplatzes kam fast immer<br />

die Levalloistechnik <strong>zu</strong>m Einsatz. Die untersten Moustérien-Schichten<br />

in Hummal spiegeln den Bedarf an einer<br />

breiten Palette unterschiedlicher Grundformen wider, der<br />

durch die Anwendung verschiedener Methoden der Kern -<br />

zerlegung abgedeckt werden konnte. Im Moustérien von<br />

Hummal zeigen sich aber auch gleichbleibende Merkmale<br />

über die gesamte Schichtabfolge hinweg ab, so z.B. die ausgesprochene<br />

Streckung der Levallois-Grundformen in der<br />

Länge, die generelle Seltenheit der Levallois-Kerne und modifizierten<br />

Geräte und das systematische Wiederverwenden<br />

gebrauchter Abschläge und Werkzeuge als Kerne.<br />

Trotz geringer Stichprobengröße kann das bisher älteste<br />

Moustérien in Hummal (HM-B) durch die Präsenz breiter,<br />

umlaufend präparierter Zielabschläge und großer Klingen,<br />

deren Produktion aus gleich- oder gegenläufiger richtung<br />

am Kern erfolgte, charakterisiert werden. In den darüberliegenden<br />

Zweidritteln der Sequenz gewinnt ein anderer<br />

Grundformtyp immer mehr an Bedeutung: die Levallois-<br />

Spitze. Die häufige Verwendung dieser Spitze korreliert mit<br />

einer ausgeprägten Einheitlichkeit bei der Wahl der Abschlagstechnik.<br />

Dreieckige Grundformen wurden nun ausschließlich<br />

mit der wiederholt unipolaren Methode (méthode<br />

Levallois recurrent unipolaire) oder der unipolaren Levallois-<br />

Methode mit Einzelzielabschlag (méthode Levallois préférentiel)<br />

hergestellt. Außer den Levallois-Spitzen spielten auch<br />

lang gestreckte Abschläge und Klingen eine wichtige rolle,<br />

deren Produktion an unipolar-parallel präparierten Kernoberflächen<br />

erfolgte. Trotz dieser Einheitlichkeit im Spektrum<br />

der Grundformen äußert sich die Variabilität im jüngeren<br />

Moustérien in der Form und im Volumen der<br />

abgebauten Kerne und damit einhergehend in den morphometrischen<br />

Eigenschaften der Grundformen.<br />

Zwei Varianten der Technologie <strong>zu</strong>r Herstellung von<br />

Levallois-Spitzen können identifiziert werden, und sie erlauben<br />

eine unterteilung der oberen Moustérien-Industrie<br />

(HM-A) in zwei untertypen, HM-A1 und HM-A2. Der<br />

letztere umfasst Inventare, die sich durch schmale, „blattförmige“<br />

Spitzen und eine hohe Anzahl an Grundformen<br />

mit unipolar-parallelen Negativmustern auf der Dorsalfläche<br />

auszeichnen. Der untertyp HM-A1 findet sich in den<br />

obersten Moustérien-Schichten und ist geprägt durch Spitzen<br />

mit breiter Basis, deren Herstellung eine ausgeprägte<br />

Überlappung von Negativen auf der Kernoberfläche und<br />

weit am Kernrand auslaufende Schlagflächen voraussetzte.<br />

Abgesehen von eigentümlichen techno-typologischen<br />

Merkmalen weisen die Moustérien-Industrien HM-B und<br />

HM-A gewisse Ähnlichkeiten mit anderen Moustérien-Inventaren<br />

aus der Gegend von El Kowm und darüber hinaus<br />

auf. Betrachtet man die Häufigkeit lang gestreckter<br />

Spitzen und Klingen in HM-A, so würde sich ein Vergleich<br />

mit Inventaren aus der Frühphase des Moustérien im Mittleren<br />

Osten, z.B. Tabun unit IX, anbieten. Es zeigen sich<br />

hier jedoch schnell mehr unterschiede als Gemeinsamkeiten.<br />

Der eindeutige Fokus auf Levallois-Spitzen und deren<br />

ausgeprägte Standardisierung legen viel eher eine Einordnung<br />

der oberen Moustérien-Schichten von Hummal in<br />

eine Spätphase des Moustérien in der Levante nahe. Lohnenswerte<br />

Vergleiche ergeben sich daher mit Fundstellen<br />

wie umm El Tlel, Kebara, Amud oder Tor Faraj. Was die<br />

HM-B Inventare anbetrifft, so bleibt ihre relativ-chronologische<br />

Stellung unklar. Dennoch sprechen Vergleiche mit<br />

den Inventaren Douara III und Tabun unit I für eine Zuweisung<br />

der älteren Moustérien-Schichten in Hummal<br />

<strong>zu</strong>m sog. „Moustérien vom Typ Tabun C“. Dies wiederum<br />

bedeutet, dass sich die räumliche Ausdehnung dieser<br />

Moustérien-Fazies viel weiter nach Osten erstreckt als bisher<br />

angenommen und damit auch aride Gebiete im inneren<br />

Teil der Levante umfasst.

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