Titelthema - Bund

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30.01.2014 Aufrufe

TITELTHEMA Paul Westrich (2) Bienen schützen Ob Teil einer hoch entwickelten sozialen Gemeinschaft wie unsere Honigbiene oder spezialisierte Einzelgänger wie die allermeisten ihrer wilden Verwandten: Bienen sind faszinierende Tiere. Doch wer weiß die vielen Wildbienen zu unterscheiden? Wer kennt ihre Lebensweise, ihre Bedürfnisse und ihr Schicksal in der von uns Menschen so gründlich veränderten Welt? Nur sehr wenige Spezialisten. Auf den nächsten Seiten wollen wir Ihnen eine besonders interessante Gruppe von Insekten nahebringen. Und wir wollen zeigen, warum uns der Schutz der Bienen am Herzen liegen sollte: von der populären Honigbiene bis zu den rarsten Schönheiten aus dem Reich der Wildbienen. 12 BUNDmagazin [2-13]

TITELTHEMA<br />

Paul Westrich (2)<br />

Bienen schützen<br />

Ob Teil einer hoch entwickelten sozialen Gemeinschaft wie unsere Honigbiene<br />

oder spezialisierte Einzelgänger wie die allermeisten ihrer wilden Verwandten:<br />

Bienen sind faszinierende Tiere. Doch wer weiß die vielen Wildbienen zu unterscheiden?<br />

Wer kennt ihre Lebensweise, ihre Bedürfnisse und ihr Schicksal in der<br />

von uns Menschen so gründlich veränderten Welt? Nur sehr wenige Spezialisten.<br />

Auf den nächsten Seiten wollen wir Ihnen eine besonders interessante Gruppe<br />

von Insekten nahebringen. Und wir wollen zeigen, warum uns der Schutz der<br />

Bienen am Herzen liegen sollte: von der populären Honigbiene bis zu den rarsten<br />

Schönheiten aus dem Reich der Wildbienen.<br />

12 BUNDmagazin [2-13]


Kreuzkraut-Wespenbienen sind<br />

Futterschmarotzer. Die Art baut<br />

weder ein Nest noch sammelt sie<br />

Pollen, sondern legt ihr Ei in die<br />

Brutzelle bestimmter Wirtsbienen.<br />

Der Blütenbesuch – hier am<br />

Jakobs-Greiskraut – dient nur der<br />

Eigenversorgung mit Nektar.<br />

Ganz links: Mit gelbem Pollen be -<br />

ladenes Weibchen der Gehörnten<br />

Mauerbiene beim Anflug an das<br />

Nest in einem als Nisthilfe angebotenen<br />

Bambusrohr. Der Pollen<br />

wird statt an den Beinen in einer<br />

Bauchbürste transportiert.<br />

Honigbiene und Wildbienen<br />

Bedeutsam und bedroht<br />

Im Ranking unserer bedeutendsten Haustiere nimmt<br />

die Honigbiene Platz 3 ein – nach Schwein und Rind.<br />

Weltweit zählt sie zu den wichtigsten Bestäubern von<br />

Wild- und Kulturpflanzen. Ohne die Honigbiene würde<br />

die Ernte Hunderter Kulturpflanzen deutlich ge ringer<br />

ausfallen. Ob für Äpfel und Birnen oder Raps, ihre wirtschaftliche<br />

Bedeutung geht allein in Deutschland in die<br />

Milliarden.<br />

Seit Kurzem weiß man: Zur Bestäubung unserer Kulturpflanzen<br />

tragen auch wilde Bienen bei, ja, sie sind<br />

dafür sogar unverzichtbar. Wildlebende Insekten erreichen<br />

mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen<br />

doppelt so hohen Fruchtansatz. Honigbienen können<br />

diese wilden Bestäuber nicht ersetzen, sondern nur<br />

unterstützen. Eine im Magazin »Science« veröffentlichte<br />

Studie der Universität Lüneburg schloss daraus: Die<br />

biologische Vielfalt landwirtschaftlicher Flächen ist<br />

enorm wichtig, um unsere Erträge zu sichern.<br />

Der Schutz der Wildbienen ist aber auch ökologisch<br />

von größter Bedeutung. Einmal, weil vier von fünf<br />

Wildpflanzen von Insekten bestäubt werden und wilde<br />

Bienen für das Gedeihen unterschiedlichster Ökosysteme<br />

eine zentrale Rolle spielen. Und dann auch deshalb,<br />

weil unsere Wildbienen selbst eine ganz vielfäl tige Tiergruppe<br />

bilden. Im Laufe einer gemeinsamen Evolution<br />

mit den Blütenpflanzen haben sich allein in Deutschland<br />

Hunderte von Arten entwickelt. Ihr Aussehen und<br />

Verhalten variiert mitunter beträchtlich.<br />

Starke Verluste<br />

Sprechen wir vom Bienensterben, so meinen wir die<br />

Honigbiene. Deutsche Imker halten etwa eine Million<br />

Bienenvölker. Sie beklagen schon seit Jahren überdurchschnittliche<br />

Verluste. Es scheint, als gebe die Schwächung<br />

vieler Bienenvölker exemplarisch wieder, wie es<br />

um unsere biologische Vielfalt bestellt ist. Ein Blick nach<br />

Nordamerika sollte Warnung genug sein: Hier müssen<br />

Honigbienen von speziellen Bestäubungs imkern eigens<br />

von einem Einsatzort zum nächs ten ge bracht werden,<br />

um riesige Monokulturen wie die Mandelplantagen<br />

Kaliforniens noch bestäuben zu können. Diesen Stress<br />

überlebt kein Bienenvolk lange.<br />

Ein Bienensterben vollzieht sich aber auch andernorts:<br />

unter den heimischen Wildbienen. Viele einst verbreitete<br />

Arten müssen heute als gefährdet gelten. Der<br />

BUND hat die Wildbienen zum diesjährigen Schwerpunkt<br />

seiner Naturschutzarbeit gewählt – um ihre Lage<br />

zu bessern und auf die Bedrohung einer ökologisch be -<br />

sonders wichtigen Artengruppe hinzuweisen. Von der<br />

Zukunft unserer Bienen hängt eine Menge ab – auch<br />

für uns Menschen.<br />

www.bund.net/wildbienen<br />

[2-13] BUNDmagazin 13


TITELTHEMA<br />

Vielfalt der Wildbienen<br />

Faszinierend und artenreich<br />

Keine Frage: Wildbienen zählen zu den interessantesten heimischen Tiergruppen, ungemein<br />

vielfältig in jeder Beziehung. Einer der besten Kenner unserer Bienen gibt einen Überblick.<br />

Das Wort »Biene« ist bei den meisten Menschen so<br />

sehr mit der Honigbiene verknüpft, dass es ihnen<br />

schwerfällt zu glauben, dass derzeit allein in Deutschland<br />

weitere rund 560 Bienenarten leben. Da diese<br />

»anderen« Bienen durchweg wildlebend sind, nennen<br />

wir sie auch Wildbienen. Zu ihnen gehören u.a. die<br />

Maskenbienen, Furchenbienen, Sandbienen, Mauerbienen,<br />

Woll- und Harzbienen, Pelzbienen und die allgemeiner<br />

bekannten Hummeln. Unter ihnen finden<br />

sich kleine und unscheinbare Arten, aber auch solche<br />

mit auffälliger Färbung und markanter Größe. Ihre<br />

Vielfalt zeigt sich nicht nur in äußeren Merkmalen,<br />

sondern vor allem in ihrer faszinierenden Lebensweise.<br />

Vielseitig<br />

Wildbienen sind vom zeitigen Frühjahr bis in den<br />

Herbst nahezu überall anzutreffen, in feuchtkühlen<br />

Hochmooren ebenso wie auf trockenheißen Felshängen,<br />

in lichten Wäldern ebenso wie im Schilfröhricht.<br />

Viele Arten leben inmitten unserer Städte und Dörfer.<br />

Auch in Hausgärten und selbst auf dem Balkon lassen<br />

sie sich beobachten.<br />

Das Artenspektrum ist nicht überall und zu jeder<br />

Jahreszeit gleich. Zwei Grundvoraussetzungen muss der<br />

Lebensraum einer – typischerweise nestbauenden –<br />

Wildbiene erfüllen: einen geeigneten Brutplatz für das<br />

Nest und dazu genügend Nahrungspflanzen in erreich -<br />

barer Nähe. Bei allen Maßnahmen zum Schutz der Wildbienen<br />

sollten wir berücksichtigen: Ihr Gesamtlebensraum<br />

setzt sich vielfach aus räumlich getrennten Teil -<br />

lebensräumen zusammen, die als Nistplatz, Nahrungsraum<br />

oder Reservoir für Baumaterial dienen.<br />

Die von Art zu Art verschiedenen Nestbauten finden<br />

im Insektenreich kaum ihresgleichen. In einem mit<br />

hoher Präzision aufwendig konstruierten Bau wird in<br />

isolierten Kammern (den Brutzellen) zunächst ein Ge -<br />

misch aus Pollen und Nektar deponiert, auf dem ein Ei<br />

abgelegt wird. Daraus schlüpft die Larve, die zunächst<br />

den Pollen frisst und sich dann über das Puppensta -<br />

dium zur Biene weiterentwickelt. Erdnister wie Sand-,<br />

Furchen-, Schmal- und Hosenbienen graben ihre Nestgänge<br />

im Sand und sogar in hartem Lehmboden und<br />

kleiden die Brutzellen mit Drüsensekreten aus. Ober -<br />

irdisch nistende Arten wie Mauer-, Blattschneider-,<br />

Woll- und Harzbienen und einige Erdnister verbauen<br />

in ihren Nestern die unterschiedlichsten Materialien.<br />

Verwendung finden z.B. ausgeschnittene Stücke von<br />

Laub- oder Blütenblättern, zerkautes Blattmaterial,<br />

Pflanzenhaare, Harz, feuchter Lehm und Steinchen.<br />

Hoch spezialisiert<br />

Nicht nur in der Art und Weise des Nestbaus und der<br />

Verwendung des Baumaterials sind Wildbienen hoch<br />

spezialisiert, sondern auch in der Wahl des Nistplatzes.<br />

Zwar legen die meisten Arten ihre Nester in der Erde an.<br />

Doch manche bauen ausschließlich in morschem Holz,<br />

in Käferfraßgängen, Pflanzenstängeln, leeren Schneckenhäusern,<br />

alten Eichen- oder Schilfgallen oder auf<br />

der Oberfläche von Steinen, Felsen und Mauern.<br />

Alle Wildbienen benötigen zur Eigenversorgung Blüten,<br />

die nestbauenden auch, um ihre Brut zu füttern.<br />

Wegen seines hohen Eiweißgehaltes ist Blütenstaub<br />

(Pollen) der wichtigste Bestandteil der Larvennahrung.<br />

Viele Arten nutzen wie die Honigbiene beim Sammeln<br />

von Pollen ein breites Spektrum von Pflanzen. Andere<br />

sind deutlich wählerischer. Und jede vierte heimische<br />

Art ist hoch spezialisiert: Sie kann nur den Pollen einer<br />

einzigen Pflanzenart oder sehr nahe verwandter Pflan-<br />

Mit ihrem langen<br />

Rüssel er reicht<br />

die Bunt hummel<br />

auch tief verborgenen<br />

Nektar in<br />

Blüten wie der<br />

Esparsette.<br />

Ganz rechts: Die<br />

Blauschwarze<br />

Holzbiene ist un -<br />

sere größte Wildbiene.<br />

Sie nistet<br />

in hartem Totholz.<br />

14 BUNDmagazin [2-13]


zen nutzen. Ohne »ihre« Pollenquellen können solche<br />

Wildbienen nicht für Nachkommen sorgen. Nur wenn<br />

es gelingt, eine artenreiche Flora zu bewahren, wird die<br />

Vielfalt unserer Wildbienen nachhaltig zu schützen sein.<br />

Meist staatenlos<br />

Die meisten Menschen stellen sich unter Bienen<br />

staatenbildende Insekten vor. Die Staatenbildung als<br />

höchste Stufe des Sozialverhaltens ist bei den Bienen<br />

aber die Ausnahme. In unseren Breiten leben unter den<br />

Wildbienen lediglich die Hummeln (etwa 30 Arten) und<br />

einige Furchen- und Schmalbienen in ein- bis mehrjährigen<br />

Staaten. Die weitaus meisten nestbauenden<br />

Wildbienen (etwa 95 Prozent) leben solitär: Jedes Weibchen<br />

baut sein Nest und versorgt seine Brut ganz allein,<br />

ohne die Hilfe von Artgenossen.<br />

Kaum bekannt ist, dass neben den nestbauenden<br />

Wildbienen manche auch die Brutfürsorge anderer<br />

Arten in Anspruch nehmen. Diese »Kuckucksbienen«<br />

schmuggeln ihr Ei in die Brutzelle einer Wirtsart. Dort<br />

vernichten sie nach dem Schlüpfen zunächst den Nahrungskonkurrenten<br />

und verzehren dann sein Futter.<br />

Gefährdet<br />

Über die Hälfte unserer heimischen Wildbienen –<br />

293 von 561 Arten – ist derzeit mehr oder weniger stark<br />

bedroht, 39 Arten gelten als ausgestorben oder verschollen.<br />

Verantwortlich dafür sind fast immer die Zerstörung<br />

der Nistplätze und/oder der Rückgang blütenreicher<br />

Vegetation. Hauptverursacher des Artenrückgangs<br />

ist die industrielle Landwirtschaft.<br />

Nach der <strong>Bund</strong>esartenschutzverordnung sind sämtliche<br />

Wildbienen-Arten besonders geschützt. Warum<br />

beschränkt sich der rechtliche Schutz nicht wie üblich<br />

auf seltene oder bedrohte Arten? Der Gesetzgeber<br />

erkennt damit die große Bedeutung der Wildbienen für<br />

die Bestäubung an. Es reicht eben nicht aus, sich nur<br />

auf die Honigbiene als Bestäuberin zu verlassen.<br />

Höchste Zeit also, den Wildbienen mehr Beachtung<br />

zu schenken und sie nachhaltig zu schützen und zu<br />

fördern. Schließlich können sie nur dort ihre ökologische<br />

Funktion erfüllen, wo ein (bislang oft vernachlässigter)<br />

Verbund bestimmter Teillebensräume sicherstellt,<br />

dass sie Platz für ihre Nester und die nötige Nahrung<br />

finden.<br />

Paul Westrich (Text und Fotos)<br />

… beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Wildbienen<br />

(wildbienen.info) und hat die Rote Liste dazu verfasst.<br />

Ein Männchen<br />

der im Boden<br />

nistenden Mai-<br />

Langhornbiene.<br />

Blattschneiderbienen<br />

(hier die<br />

Luzerne-B.) verwenden<br />

zum Bau<br />

ihrer Brutzellen<br />

nur Ausschnitte<br />

von Blättern.<br />

Die Garten-Wollbiene<br />

nutzt zum<br />

Nestbau Pflanzenhaare,<br />

etwa<br />

der Strohblume.<br />

Kegelbienen (hier<br />

die Punische K.)<br />

sind wie die Wespenbienen<br />

Brutschmarotzer.<br />

Ihre<br />

Wirte sind Blattschneider-<br />

oder<br />

Pelzbienen.<br />

[2-13] BUNDmagazin 15


TITELTHEMA<br />

Vielfältig bedroht<br />

Das Verschwinden der Bienen<br />

Ob wilde Bienen oder die Honigbiene – ihre Entwicklung gibt Anlass zur Sorge.<br />

Je monotoner Feld und Flur, desto mehr Bienen verschwinden aus unseren Breiten.<br />

Eine neuartige Gruppe von Pestiziden steht unter besonderem Verdacht.<br />

Pestizide für die<br />

Agrarwüste – kein<br />

Ort für Bienen.<br />

In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen:<br />

Viele Völker der Honigbiene sind stark dezimiert<br />

oder gehen ein – besonders in den USA und im Nahen<br />

Osten. Doch auch Europa und Deutschland sind be -<br />

troffen. So kommt es großräumig oder auf regionaler<br />

Ebene immer wieder zu größeren Bestandseinbrüchen.<br />

Woran die Honigbienen sterben und warum ganze Völker<br />

verschwinden, ist umstritten. Mal wird das Wetter<br />

verantwortlich gemacht, mal die Ausbreitung der Varroa-Milbe,<br />

mal unsere immer eintönigeren Landschaften<br />

und der hohe Pestizideinsatz. Vermutlich wirken<br />

meist mehrere Faktoren zusammen.<br />

Die industrielle Landwirtschaft setzt eine Vielzahl<br />

von Umweltgiften ein. Diese Stoffe und ihre giftigen Ab -<br />

bauprodukte finden sich im Nektar und Blütenpollen<br />

der Pflanzen. Giftstoffe in verschiedensten Konzentrationen<br />

bilden eine Grundbelastung, der unsere Bienen<br />

permanent ausgesetzt sind. Sie schwächt ihr Immunsystem,<br />

wodurch Krankheitserreger wie Viren und Milben<br />

leichtes Spiel haben. Daneben trifft die Beseitigung<br />

blütenreicher Lebensräume die Honigbiene ähnlich<br />

stark wie ihre wilden Verwandten.<br />

Wildbienen sterben unauffällig<br />

Während der Verlust ganzer Bienenvölker von den<br />

Imkern rasch registriert wird, verschwinden unsere wilden<br />

Bienen still und meist unbemerkt. Zumal sie in<br />

aller Regel solitär leben, also keine auffälligen Staaten<br />

bilden. Zu schaffen macht den Wildbienen vor allem<br />

der Verlust passender Lebensräume samt ihrer Futterpflanzen.<br />

Wie schon erwähnt ist daran be sonders die<br />

Agrarindustrie schuld. Sie macht allen unerwünschten<br />

Bewohnern ihrer Produktionsflächen mit immer größerer<br />

Perfektion den Garaus. Auch in Gärten und auf<br />

städtischem Grün wird noch viel zu oft bunter Wildwuchs<br />

entfernt. Fades Blumeneinerlei und Exoten aus<br />

dem Gartencenter sind hierfür kein Ersatz.<br />

Nervengifte unter Verdacht<br />

Unter besonderem Verdacht, zum Sterben unserer<br />

Bestäuber beizutragen, stehen seit einiger Zeit die<br />

»Neonikotinoide«. Diese Nervengifte zur Vernichtung<br />

von Insekten sind eine relativ neue Stoffgruppe. Sie<br />

binden sich an die Rezeptoren im zentralen Nerven -<br />

system der Insekten. Hier summieren sich viele kleine<br />

Pestizidgaben und entfalten ihre Wirkung.<br />

Neonikotinoide, die oft zur Beizung von Saatgut eingesetzt<br />

werden, wirken systemisch: Sie werden über die<br />

Wurzel aufgenommen, bis in die Blätter transportiert<br />

und in Guttationstropfen auf der Blattunterseite ausgeschieden.<br />

Trinkt ein Insekt von diesen Tropfen, zeigt es<br />

die typischen Symptome: Es verliert die Orientierung,<br />

taumelt und stirbt meist rasch.<br />

Bienentod am Oberrhein<br />

Ins öffentliche Interesse rückte die Stoffgruppe erstmals<br />

im Jahr 2008. Die Neonikotinoide führten am<br />

Oberrhein zu einem Sterben von Bienenvölkern in bis<br />

dato nicht gekannter Dimension. Bauern beizten ihr<br />

Mais-Saatgut mit Clothianidin. Das Pestizid wurde vom<br />

Wind auf benachbarte Äcker verweht. Imkern bot sich<br />

kurz darauf ein dramatisches Bild: Sterbende und tote<br />

Bienen lagen zuhauf vor und in den Bienenkästen.<br />

Über 700 Imker mit etwa 12000 Bienenvölkern wurden<br />

unterschiedlich stark geschädigt. Welche Spuren der<br />

Gifteinsatz bei wilden Bienen sowie Schmetterlingen<br />

und anderen Insekten hinterlassen hat, wurde nie<br />

untersucht.<br />

Global 2000<br />

16 BUNDmagazin [2-13]


Protest gegen<br />

Pestizide und das<br />

Bienensterben zu<br />

Jahresanfang in<br />

Berlin.<br />

Neue Erkenntnisse<br />

Zwei in »Science« veröffentlichte Studien bestätigten<br />

2012, dass Neonikotinoide viel stärker wirken, als<br />

bisher bekannt war. So belegten französische Forscher,<br />

dass die Gifte – auch ordnungsgemäß angewendet – die<br />

Orientierung von Honigbienen erheblich einschränken.<br />

Teilweise finden derart viele Bienen nicht zu ihrem<br />

Stock zurück, dass ganze Bienenvölker absterben.<br />

Eine Forschergruppe der britischen Universität Stirling<br />

untersuchte Erdhummeln, also wildlebende Be -<br />

stäu ber. Sie setzten eine Kolonie dem Neonikotinoid<br />

Imidacloprid aus, in herkömmlicher Dosis. Ergebnis:<br />

Das weitere Wachstum der Kolonie und die Produktivität<br />

der Königin wurden erheblich gestört.<br />

<strong>Bund</strong>esregierung stützt Agrarindustrie<br />

Diese neuen Erkenntnisse zwangen die Politik zum<br />

Handeln. Eine Studie des Europäischen Parlaments<br />

präsentierte im Dezember Beweise für die fatale Wirkung<br />

der Neonikotinoide und stellte einen klaren<br />

Zusammenhang zum Bienensterben her. Im Januar<br />

erklärte die Europäische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit,<br />

dass Bienen die Nervengifte über mehrere<br />

Quellen aufnehmen: Pollen, Nektar, Staub und Guttationswasser.<br />

Der Gesundheitskommissar der EU, Toni<br />

Borg, reagierte. Er schlug den EU-Mitgliedsstaaten vor,<br />

die drei Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid<br />

und Thiamethoxam in »bienenrelevanten« Kulturen<br />

vorerst zwei Jahre nicht mehr einzusetzen. Doch Borg<br />

hatte den Widerstand der Agrarindustrie unterschätzt.<br />

Diese präsentierte einen angeblich drohenden Schaden<br />

von europaweit mehreren Milliarden Euro und den<br />

Verlust von 860000 Jobs.<br />

Eine für Februar anberaumte Abstimmung im Ausschuss<br />

für Nahrungsketten und Tiergesundheit wurde<br />

auf Drängen der Wirtschaft verschoben. Im März<br />

schließlich verfehlte der Vorschlag Borgs die nötige<br />

Mehrheit – da sich Deutschland und Großbritannien<br />

der Stimme enthielten. Hinter verschlossener Tür versuchen<br />

Unterhändler der <strong>Bund</strong>esregierung derzeit<br />

andere Mitgliedsländer vom Verbot bestimmter Neo -<br />

nikotinoide abzubringen – ganz im Interesse von Chemiekonzernen<br />

wie Bayer, BASF und Syngenta.<br />

Zulassung reformieren<br />

Die Hersteller behaupten, ihre Pestizide seien amtlich<br />

geprüft, zugelassen und sicher. Für den BUND aber<br />

sind die Regeln für die Prüfung und Zulassung das<br />

Kernproblem: Zulassungsbehörden dürfen für ihre<br />

Bewertung bislang nur Studien der Hersteller zugrunde<br />

legen, nicht aber die von unabhängiger Seite. Gleichzeitig<br />

halten die Behörden die Studien der Industrie<br />

fest unter Verschluss (Geschäftsgeheimnis!). Solange<br />

sich das nicht ändert, ist zu befürchten, dass die industrielle<br />

Landwirtschaft der Vielfalt – nicht nur – unserer<br />

Bienen bald ein Ende bereitet. Zumal die nicht tödlichen<br />

Effekte im Verfahren meist unberücksichtigt bleiben,<br />

desgleichen Kombinationseffekte, die beim Einsatz<br />

mehrerer Pestizide auftreten.<br />

Bienenkiller verbieten<br />

Der BUND fordert alle Neonikotinoide EU-weit zu<br />

verbieten – und dazu alle anderen für Wild- und Honigbienen<br />

gefährlichen Pestizide. Außerdem muss die Zu -<br />

lassung von Pestiziden neu geregelt werden: So müssen<br />

die Roh daten der Industrie und der Schriftwechsel mit<br />

Behörden öffentlich zugänglich sein und von unabhängigen<br />

Wissenschaftlern überprüft werden. Auch die<br />

Studien unabhängiger Institutionen sollten künftig bei<br />

der Bewertung eines Mittels berücksichtigt werden.<br />

Nur ein solch transparentes Verfahren kann sicherstellen,<br />

dass derart gefährliche Stoffgruppen erst gar nicht<br />

in die Umwelt gelangen.<br />

Europas Agrarpolitiker müssen dringend umsteuern.<br />

Eine weniger intensive Landnutzung mit vielfältiger<br />

Fruchtfolge und wieder mehr blühenden Randstreifen<br />

lautet das Gebot der Stunde. Nur das schafft auf Dauer<br />

Futterplätze und Nistmöglichkeiten für Wildbienen<br />

und Futter auch für ihre zahmen Verwandten.<br />

Tomas Brückmann<br />

… betreut das BUND-Projekt »Pestizide/Biodiversität«.<br />

[2-13] BUNDmagazin 17


TITELTHEMA<br />

Klaus Mandery/Harald Amon (kl. Bild)<br />

Wintereinsatz<br />

des BUND Naturschutz<br />

in Ebern.<br />

Eldorado nicht nur für Bienen: Frühling auf dem eins tigen Militärgelände Ebern in Unterfranken.<br />

BUND-Schutzprojekte<br />

Refugien für bedrohte Bienen<br />

Viele BUND-Gruppen setzen sich dafür ein, Lebensräume gefährdeter Wildbienen zu<br />

sichern. Drei ganz unterschiedliche Schutzgebiete wollen wir Ihnen beispielhaft vorstellen.<br />

Dellbrücker Heide bei Köln<br />

Die Dellbrücker Heide nordöstlich von Köln umfasst<br />

etwa 40 Hektar. Das Naturschutzgebiet, früher ein<br />

Übungsplatz des Militärs, ist ein Relikt der »Bergischen<br />

Heideterrasse«. Diese Heide landschaft erstreckte sich<br />

ursprünglich über fast 200 Quadratkilometer. Militärische<br />

Nutzung und Kiesabbau haben ihre Spuren hinter -<br />

lassen. Doch in dem strukturreichen Gelände wurden<br />

über 70 Bienenarten nachgewiesen, darunter einige<br />

extrem seltene.<br />

Um die Bedingungen für Bienen und andere Arten<br />

des Offenlands weiter zu verbessern, kümmert sich die<br />

BUND-Kreisgruppe Köln um die Pflege der Dellbrücker<br />

Heide. So schuf sie einen Korridor zwischen den beiden<br />

größten verbliebenen Heideflächen. Dieses Jahr werden<br />

neben Ziegen und Schafen erstmals auch Esel in<br />

der Heide weiden. Sie öffnen den Boden und schaffen<br />

so Platz für Bienen und typische Pionierpflanzen.<br />

Außerdem organisiert die Kreisgruppe viele Exkursionen<br />

ins Gebiet, um zu zeigen, wie wertvoll solche stadtnahen<br />

Lebensräume aus zweiter Hand sein können.<br />

Umweltbildung zu Wildbienen ergänzt das Angebot.<br />

Mehr Infos: www.dellbruecker-heide.net<br />

Ackerwildkräuter bei Hannover<br />

Seit 1989 engagiert sich die BUND-Kreisgruppe<br />

»Region Hannover« für Ackerwildkräuter im Raum<br />

Sehnde südöstlich der Landeshauptstadt. Dank besonders<br />

aktiver Mitglieder bildet dieser Raum einen regionalen<br />

Schwerpunkt unserer Naturschutzarbeit.<br />

Der intensive Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln<br />

und Kunstdünger, schnelle Fruchtfolgen und dichte<br />

Einsaat haben viele Ackerwildkräuter selten werden<br />

lassen. Nur noch selten können wir uns an Feldern<br />

freuen, die Farbtupfer von Klatschmohn, Kornblume<br />

oder Rittersporn zeigen. Das Schutzprojekt der Kreisgruppe<br />

umfasst fünf Äcker in den Städten Sehnde und<br />

Lehrte mit einer Fläche von 6,8 Hektar. Der BUND hat<br />

diese Flächen gepachtet und bestellt sie mit Hilfe eines<br />

Landwirtes ohne Spritzmittel und Kunstdünger.<br />

Eine der Flächen beherbergt das größte Vorkommen<br />

des Feld-Rittersporns in Niedersachsen. Die hübsche<br />

blauviolett blühende Pflanze ist heute zur Rarität ge -<br />

worden. Als kalkliebende Art reagiert sie sehr empfindlich<br />

auf Kunstdünger. Der BUND-Acker wird deshalb<br />

nur gepflügt und ungedüngt mit Getreide bestellt. So<br />

konnte sich der Rittersporn gut vermehren. Von seinem<br />

18 BUNDmagazin [2-13]


Eine typische Art der Dellbrücker Heide bei Köln ist die Weiden-Sandbiene (rechts).<br />

Gaby Schulemann-Maier<br />

Nektar und Pollen profitieren Hummeln und andere<br />

Wildbienen. Besonders Acker- und Gartenhummeln,<br />

die unter dem rapiden Verlust von Blütenpflanzen in<br />

unserer Agrarsteppe leiden, bestäuben ihn und tragen<br />

dazu bei, die zarte Schönheit zu bewahren. Mehr Infos:<br />

http://region-hannover.bund.net (Themen und Projekte,<br />

Naturschutz, Ackerwildkräuter)<br />

Bienen in Ebern<br />

An die Balthasar-Neumann-Kaserne im unterfränkischen<br />

Ebern grenzte einst ein Übungsplatz. Seitdem<br />

sich das Militär hier zurückgezogen hat, setzt sich der<br />

BUND Naturschutz für die biologische Vielfalt auf dem<br />

Gelände ein. Durch extensive Nutzung hat sich im Lau -<br />

fe der Jahre ein wichtiger Lebensraum für seltene Tiere<br />

und Pflanzen entwickelt – wie auf so vielen Übungs -<br />

plätzen. Bis heute wurden allein über 200 Wildbienenarten<br />

festgestellt. Für ihren Schutz sorgt die gezielte<br />

Pflege dieses Mosaiks aus Magerrasen, Magerwiesen<br />

und -weiden, eingestreutem Rohboden sowie Gehölzen,<br />

Hecken und Waldrändern.<br />

Ebern ist nicht nur bei den Wildbienen ein Eldorado<br />

der Artenvielfalt: Weit über tausend der bislang nachgewiesenen<br />

5000 Arten finden sich auf den Roten Listen<br />

Bayerns oder Deutschlands, einige stehen als »be -<br />

sonders schützenswerte Arten« unter dem Schutz der<br />

Europäischen Union, und einige sind bundesweit so -<br />

gar ausschließlich von diesem Standort bekannt. Mehr<br />

Infos: www.bund-naturschutz-ebern.de.<br />

Magnus Wessel<br />

… betreut als neuer Leiter des Naturschutzreferats u.a.<br />

den Wildbienen-Schwerpunkt des BUND.<br />

Projektdatenbank ANNA<br />

Unser AktionsNetzNAturschutz (kurz: ANNA) sammelt<br />

BUND-Projekte. Ist Ihr Wildbienenprojekt schon dabei?<br />

Oder kennen Sie andere Projekte, die Sie öffentlich<br />

vorstellen und unseren Aktiven empfehlen wollen?<br />

Dann loggen Sie sich ein: www.bund-intern.net<br />

Dieses Jahr stehen auch unsere »Projekte des Monats«<br />

ganz im Zeichen der Wildbiene: Aus den Wildbienenprojekten<br />

in ANNA wählen wir regelmäßig ein besonders<br />

gut übertragbares und vorbildliches Projekt aus<br />

und stellen es auf unserer Homepage vor.<br />

[2-13] BUNDmagazin 19


TITELTHEMA<br />

Honig<br />

Schon gewusst?<br />

Ein Leben ohne Honig – für viele Menschen keine schöne Vorstellung. Acht Dinge,<br />

die Sie (vielleicht) noch nicht über eines unserer köstlichsten Lebensmittel wussten.<br />

Die Autorin<br />

Nehle Hoffer<br />

kommuniziert<br />

auf <strong>Bund</strong>esebene<br />

die Naturschutzarbeit<br />

des BUND.<br />

Honig wird von Honigbienen erzeugt. Honigbienen<br />

sammeln dafür Nektar an Blüten. Honigbienen<br />

füttern mit Honig – eigentlich – ihren Nachwuchs. Wer<br />

Honigbienen hält, heißt ImkerIn. Honig ist süß und<br />

hilft bei Erkältung. Das alles ist sicherlich keine große<br />

Überraschung. Aber wussten Sie auch schon, dass …<br />

1Mexiko 2012 Argentinien erstmals als<br />

Hauptlieferant von Honig nach Deutschland<br />

abgelöst hat? Nur etwa 20 Prozent des von<br />

uns konsumierten Honigs stammt aus Deutschland.<br />

Den großen Rest – fast 70000 Tonnen –<br />

importieren wir, vor allem aus Südamerika.<br />

Neben Mexiko und Argentinien liegen Chile<br />

und Uruguay als Importeure ganz weit vorn.<br />

29000 Jahre alte Höhlenmalereien »Honigjäger«<br />

zeigen? Schon die Menschen der<br />

Steinzeit schätzten Honig. Allerdings betrieben<br />

unsere Ahnen keine Imkerei, sondern sammelten<br />

den Honig von wildlebenden Bienenvölkern.<br />

Autsch.<br />

3Bienen nicht nur Blütennektar zur Honigproduktion<br />

nutzen? Für »Honigtauhonig« sammeln Bienen<br />

die zuckerhaltigen Ausscheidungen von Pflanzenläusen<br />

ein – den Honigtau. Dieser Honig ist meist besonders<br />

dunkel und bleibt länger flüssig. In Deutschland<br />

wird Honigtauhonig oft als »Waldhonig« vermarktet.<br />

4Honig immer kalt geschleudert wird? Ein entsprechender<br />

Hinweis sagt also gar nichts aus. Achten<br />

Sie stattdessen auf Herkunft (möglichst regional!) und<br />

Thomas Francois/Fotolia<br />

Bio-Siegel. Bio-Imker nutzen artgerechte Bienenstöcke<br />

aus Naturmaterial und verwenden weder synthetische<br />

Medikamente noch synthetisches Wachs.<br />

5Honig sich selbst sauber hält? Sein hoher Zuckergehalt<br />

verhindert – zusammen mit dem geringen<br />

Wasseranteil –, dass sich Bakterien und andere Mikroorganismen<br />

in ihm vermehren können. Sie sterben<br />

ab, weil der Honig ihnen die Körperflüssigkeit<br />

entzieht.<br />

6Honig aus über 200 Inhaltsstoffen<br />

besteht? Neben Zucker sind<br />

dies unter anderem Wasser, Enzyme,<br />

Vitamine und Blütenpollen. Je<br />

nach Honigsorte variiert die Zu -<br />

sammensetzung stark.<br />

7VeganerInnen keinen Honig<br />

essen? Sie lehnen den Verzehr<br />

von Honig aus ethischen Gründen<br />

ab. Als Alternative verwenden<br />

einige VeganerInnen einen<br />

mit Zucker eingedickten Sud aus Lö -<br />

wenzahnblüten, oft als Löwenzahnhonig bezeichnet.<br />

Meist aber dient Agavendicksaft als Ersatz.<br />

8Honig auch giftig sein kann? Pontischer Honig aus<br />

der Schwarzmeerregion kann beim Menschen zu<br />

Vergiftungen führen. Die Bienen sammeln hierfür Nektar<br />

der Pontischen Azalee. Diese ist für die Bienen und<br />

ihren Nachwuchs harmlos, für Menschen aber gefährlich.<br />

Auch in Neuseeland gibt es giftigen Honig. Aus<br />

Europa sind Vergiftungen mit Honig unbekannt.<br />

GLOBAL2000<br />

Rezepte gesucht!<br />

Seit Jahren ist weltweit ein dramatisches<br />

Bienensterben zu beobachten. In »More than<br />

honey« geht Regisseur Markus Imhoof dem auf<br />

den Grund und macht mit großer Präzision das<br />

Leben der Biene sichtbar. Die Dokumentation ist<br />

nun auch auf DVD erschienen – und wir verlosen fünf Exemplare.<br />

Schicken Sie uns einfach Ihr schönstes Rezept mit Honig: an naturschutz@bund.net<br />

oder per Postkarte an den BUND, Am Köllnischen<br />

Park 1, 10179 Berlin. Eine Auswahl Ihrer Rezepte werden wir auf<br />

www.bund.net veröffentlichen. Einsendeschluss ist der 23. Juni.<br />

20 BUNDmagazin [2-13]


Wildbienen schützen<br />

Werden auch Sie aktiv!<br />

Unsere Wildbienen sind bedroht – und nur eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft wird<br />

daran grundsätzlich etwas ändern. Doch auch einzeln oder mit Ihrer BUND-Gruppe haben Sie diverse<br />

Möglichkeiten, um Wildbienen zumindest kleinräumig das Überleben zu sichern.<br />

Für Vielfalt sorgen<br />

Das fängt im Garten und auf dem Balkon an: Richtig<br />

ausgewählte Blühpflanzen bieten vielen Bienenarten<br />

Nahrung. Als Faustregel gilt: Setzen Sie auf pollenreiche<br />

und einheimische Blumen. Je vielfältiger, umso besser.<br />

Wählen Sie Pflanzen aus, die zeitversetzt blühen. Und<br />

geben Sie auch dem Wildwuchs eine Chance. So versorgt<br />

Ihr Garten die Bienen fast ganzjährig mit Nektar<br />

und Pollen – und nicht nur wenige Monate. Wildbienen<br />

sind schon im Frühling unterwegs und fliegen bis spät<br />

in den Herbst. Fachhandel und BUNDladen verkaufen<br />

Samenmischungen aus heimischen Arten, die den<br />

Bedürfnissen von Wildbienen angepasst sind.<br />

Neben einem geeigneten Nahrungsangebot können<br />

Sie auch für genügend Nistplätze sorgen. Erhalten Sie<br />

natürliche Nistplätze wie morsches Holz oder offenen<br />

Boden. Oder stellen Sie spezielle Nisthilfen auf. Von<br />

solchen »Insektenhäusern« profitieren etwa 40 Bienenarten.<br />

Auch hier gilt: Je vielfältiger das Angebot an Nistmöglichkeiten,<br />

desto größer die Chance, dass sich ein<br />

buntes Spektrum von Wildbienen ansiedelt.<br />

Richtig einkaufen<br />

Erweitern Sie Ihren Aktionsradius auch auf die Welt<br />

jenseits des Gartenzauns: indem Sie bewusst einkaufen.<br />

Greifen Sie zu Bioprodukten – im Wissen, dass nur<br />

eine umweltverträgliche Landwirtschaft und ein gut<br />

erhaltenes Netzwerk von Schutzgebieten Wildbienen<br />

auf Dauer schützen kann! Ökobauern achten mehr auf<br />

die Artenvielfalt. Und der Verzicht auf Pestizide schützt<br />

Wildbienen und viele ihrer Futterpflanzen.<br />

Wichtige Lebensräume von Wildbienen sichern Sie<br />

auch, indem Sie Fleisch von Weidetieren kaufen: Schafe<br />

auf Trockenrasen oder Rinder in Feuchtwiesen be -<br />

wahren nicht nur wertvolle Segmente unserer Kulturlandschaft.<br />

Sie schaffen mit ihren Klauen und Hufen<br />

auch neue Nistplätze für bodenbewohnende Arten.<br />

Ein anderes Aktionsgebiet sind Wegränder in der<br />

Feldflur. Nicht selten ist öffentlicher Grund im Zuge der<br />

immer intensiveren Landwirtschaft unter dem Pflug<br />

verschwunden. Fordern Sie Ihre Gemeinde hier zum<br />

Handeln auf! Naturnahe und vielseitig gestaltete Wegränder<br />

stellen in einer ausgeräumten Agrarlandschaft<br />

neue Futter- und Nistplätze dar – nicht nur, aber eben<br />

auch für Wildbienen.<br />

Mehr dazu unter www.bund.net/wildbienen und in<br />

unserer Broschüre (siehe oben), Bezug: BUND-Versand,<br />

Tel. (030) 27586-480, bundladen@bund.net<br />

Helge Bendl<br />

Kommune aktivieren<br />

Viele BUND-Gruppen setzen sich schon heute dafür<br />

ein, das öffentliche Grün in ihrer Gemeinde wieder na -<br />

türlicher zu gestalten. Mehr Vielfalt in unseren Parks<br />

und Friedhöfen bietet Raum für altes Holz und wildes<br />

Grün. Und damit große Chancen für kleine Bienen! Wo<br />

sich die Vielfalt nicht von alleine einstellt, können<br />

bunte Blühmischungen mit heimischen Kräutern und<br />

Stauden den Einheitsrasen ersetzen.<br />

Oft braucht es auch nur Mut zur Lücke: Reduziert<br />

man die Mahd von Parks und Wegrändern, spart die Ge -<br />

meinde viel Geld und hilft zugleich dem Artenschutz.<br />

Nisthilfen für<br />

In sekten sind<br />

ein be lieb tes<br />

Element der<br />

Umweltbildung.<br />

[2-13] BUNDmagazin 21

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