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Poröse Materialien Synthese, Charakterisierung und katalytische ...

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Fakultät Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften Institut für Anorganische Chemie<br />

PRAKTIKUM ANORGANISCHE CHEMIE II<br />

Studiengang Chemie/Bachelor; 6. Fachsemester 2013<br />

Skript zum Praktikumsversuch<br />

<strong>Poröse</strong> <strong>Materialien</strong><br />

<strong>Synthese</strong>, <strong>Charakterisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>katalytische</strong> Anwendung


1) Motivation/Erklärungen<br />

Der Einsatz von Katalysatoren ist in der chemischen Technik von großer Bedeutung.<br />

Aus ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Überlegungen ist der Einsatz geringer Mengen<br />

mit hohen Aktivitäten besonders erstrebenswert. Eine mögliche Strategie ist dabei die<br />

Verwendung von Metallträgerkatalysatoren <strong>und</strong> demzufolge die Aufbringung des<br />

Aktivmaterials auf ein poröses Material mit hohen spezifischen Oberflächen (z.B.<br />

SiO 2 ).<br />

Abbildung 1: Schematischer Vergleich von Katalysatoren ohne Trägereinsatz <strong>und</strong><br />

(Metall)Trägerkatalysatoren<br />

Geordnete mesoporöse SiO 2 -Verbindungen (OMS-ordered mesoporous silica)<br />

wurden erstmals 1992 in den Laboratorien von Mobile synthetisiert. Diese neuartige<br />

Klasse nanostrukturierter <strong>Materialien</strong> zeichnet sich durch genau definierbare<br />

Porendurchmesser im Bereich von 2-20 nm mit einer engen Porenradienverteilung<br />

sowie einer mesoskopisch geordneten Porenstruktur aus. Durch Variation der<br />

<strong>Synthese</strong>route kann dabei die Porenstruktur (kubisch, hexagonal, lamellar) bzw. die<br />

Porengröße gezielt gesteuert werden.<br />

Abbildung 2:<br />

Unterschiedliche Porengeometrien bei mesoporösen Oxiden: (A) hexagonales<br />

MCM – 41 (B) kubisches MCM – 48 (C) lamellares MCM – 50<br />

Die herkömmliche Herstellung dieser <strong>Materialien</strong> erfolgt durch Verwendung<br />

flüssigkristallbildender Tenside in einem geeigneten pH-Bereich (HCl-sauer) <strong>und</strong> unter<br />

2


Einsatz von Tetraethylorthosilikat (TEOS) als Siliciumquelle. Zum Erhalt der OMS ist<br />

hierbei ein hydrothermaler <strong>Synthese</strong>schritt (ϑ ≥ 100°C) notwendig <strong>und</strong> es handelt sich<br />

um ein diskontinuierliches Verfahren. Ein neuartiger <strong>Synthese</strong>ansatz für hexagonal<br />

geordnetes OMS zeigt die Möglichkeit auf, dieses in einem kontinuierlichen Prozess zu<br />

synthetisieren. Vorteilhaft ist der Einsatz von gegenüber TEOS kostengünstigerer<br />

Wasserglaslösung. Außerdem ist kein hydrothermaler Schritt nötig, um das<br />

entsprechende OMS zu erhalten. Die resultierenden hochporösen SiO 2 -<strong>Materialien</strong><br />

eignen sich aufgr<strong>und</strong> der hohen chemischen bzw. thermischen Stabilität als<br />

Katalysatorträger bzw. „nanoskalige Gussformen“ (Exotemplate) für die <strong>Synthese</strong><br />

anderer Nanostrukturen (sog. Nanocasting).<br />

Eine Materialklasse, welche durch Polymerisation <strong>und</strong> Carbonisierung von<br />

Saccharose innerhalb des Porensystems der OMS <strong>und</strong> unter anschließender Auflösung<br />

des silicatischen Templates erzeugt wird, sind geordnete mesoporöse Kohlenstoffe<br />

(CMK). Diese Kohlenstoffe weisen aufgr<strong>und</strong> des Nanocastingprozesses ebenfalls eine<br />

mesoskopische Ordnung entsprechend des verwendenten OMS sowie hohe spezifische<br />

Oberflächen auf <strong>und</strong> sind demzufolge als Katalysatorträger geeignet. Bei Verwendung<br />

anderer Präkursoren anstelle von Saccharose lassen sich so z.B. auch mesoporöse<br />

Siliciumcarbidmaterialien erhalten.<br />

Die Herstellung von D-Gluconsäure bzw. deren Salzen aus biobasierten Rohstoffen<br />

ist aufgr<strong>und</strong> der Verknappung fossiler Rohstoffe von Relevanz. Gluconate finden in der<br />

pharmazeutischen Industrie, als Futtermitteladditiv sowie in der Papierproduktion<br />

Anwendung. Die Produktionsmenge liegt aktuell bei etwa 60000 Jahrestonnen <strong>und</strong><br />

erfolgt mittels biotechnologischer Methoden. Erstrebenswert ist jedoch der Einsatz<br />

heterogener Katalysatorsysteme, um diese Verfahren wirtschaftlicher zu gestalten.<br />

Durch Funktionalisierung geeigneter Träger mit Platin können für die Glucoseoxidation<br />

aktive Proben erhalten werden.<br />

2) Zielstellung des Praktikums<br />

Im Rahmen dieses Praktikums sollen die Gr<strong>und</strong>lagen synthetischer Arbeiten zur<br />

Herstellung mesoporöser <strong>Materialien</strong> für die Katalyse sowie deren <strong>Charakterisierung</strong><br />

einführend behandelt werden. Hierbei sollen unterschiedliche katalytisch aktive<br />

3


T [°C]<br />

Kompositmaterialien <strong>und</strong> entsprechende Referenzsysteme synthetisiert werden. Deren<br />

<strong>Charakterisierung</strong> soll mit Hilfe der Kleinwinkelröntgenstreuung (SAXS…small angle<br />

X-ray scattering) <strong>und</strong> Stickstoffphysisorptionsmessungen erfolgen. Als Vertreter der<br />

OMS sollen SBA-15 <strong>und</strong> COK-12 synthetisiert werden. Darüber hinaus soll ein<br />

Kohlenstoffnegativabdruck eines OMS gebildet werden. Durch Beladung ausgewählter,<br />

dieser mesoporösen <strong>Materialien</strong> mit einer Metallkomponente (z.B. Pt) sollen aktive<br />

Katalysatorproben für die Oxidation von Glucose zu Gluconsäure erhalten <strong>und</strong> in dieser<br />

Reaktion getestet werden.<br />

3) Durchführung/ <strong>Charakterisierung</strong><br />

Allgemeine Bemerkungen<br />

- Verwendung vorgegebener Probenbezeichnungen<br />

<strong>Synthese</strong><br />

<strong>Synthese</strong> von SBA-15<br />

Zu 1212 g entionisiertem Wasser werden 66,8 g Pluronic P123 in einer<br />

verschließbaren Polyethylenflasche gegeben <strong>und</strong> über Nacht gelöst. Die Lösung wird<br />

auf 35 °C erwärmt <strong>und</strong> ihr 38,6 g konzentrierte Salzsäure zugegeben. Nun erfolgt die<br />

Zugabe von 143,6 g TEOS <strong>und</strong> anschließend wird 24 h gerührt. Das Reaktionsgemisch<br />

wird in einen Autoklaven überführt <strong>und</strong> 24 h bei 130 °C getempert. Nach dem<br />

Abkühlen wird der Feststoff abfiltriert <strong>und</strong> mehrmals mit einem Wasser/Ethanol-<br />

Gemisch (1:1) gewaschen. Abschließend wird nach folgendem Temperaturprogramm<br />

(Abbildung 3) calciniert. Die erwartete Ausbeute beträgt etwa 95%.<br />

550<br />

180<br />

60K/h<br />

3 h 60K/h<br />

5 h<br />

Abbildung 3: Temperaturgrogramm zur SBA-15 Calcination<br />

4


<strong>Synthese</strong> von COK-12<br />

Stellen Sie eine Lösung aus 14,65 g H 2 O <strong>und</strong> 5,07 g Natriumsilicatlösung (Sigma-<br />

Aldrich; reagent grade; ~10,6 % Na 2 O <strong>und</strong> ~26,5 % SiO 2 ) her (L1 in Abbildung 4).<br />

Vom Assistenten wird Ihnen des Weiteren eine Tensidlösung (nominelle<br />

Zusammensetzung: 2 g Pluronic P123; 52,36 g H 2 O; 1,79 g Citronensäure-Monohydrat;<br />

1,24 g Trinatriumcitrat-Dihydrat) bereitgestellt. Diese entspricht L2 in Abbildung 4.<br />

Bauen Sie die <strong>Synthese</strong>analage entsprechend Abbildung 4 auf.<br />

Abbildung 4: Schematische Darstellung der kontinuierlichen COK-12-<strong>Synthese</strong><br />

Die Einstellung der Flüsse erfolgt nach Vorgabe des Assistenten. Wichtig: Zunächst<br />

muss der Schlauch bis zum T-Stück mit der Wasserglaslösung L1 gefüllt werden, dann<br />

wird dieser Strom gestoppt <strong>und</strong> die Tensidlösung L2 dosiert. Hat diese das T-Stück<br />

passiert, kann der Strom L1 wieder gestartet werden. Das aufgefangene Produkt S ist<br />

wie angegeben zu waschen, wird bei 80°C getrocknet <strong>und</strong> abschließend in Analogie zu<br />

SBA-15 calciniert.<br />

Bei Betriebsproblemen mit der <strong>Synthese</strong>analage ist sich an den Assistenten zu wenden!<br />

<strong>Synthese</strong> der Kohlenstoffreplika (Nanocasting)<br />

Es werden ca. 3 g eines vom Assistenten bereitgestellten Silicamaterials mit einer<br />

Saccharoselösung infiltriert. Dessen Polymerisation erfolgt nach einem vorgegebenen<br />

Temperaturprogramm <strong>und</strong> die Carbonisierung findet im Schutzgasstrom statt. Der<br />

Infiltrations-Carbonisierungszyklus wird anschließend ein zweites Mal durchlaufen.<br />

Nach dem erneuten Abkühlen wird das Templat mit Hilfe von Flusssäure aufgelöst. Der<br />

5


erhaltene Kohlenstoff wird mehrfach mit Ethanol gewaschen <strong>und</strong> abschließend<br />

getrocknet.<br />

<strong>Synthese</strong> katalytisch aktiver Kompositmaterialien<br />

Ein CMK- <strong>und</strong> SBA-15-Material wird als Trägermaterial vom Assistenten<br />

bereitgestellt. Es erfolgt die Infiltration einer H 2 PtCl 6 -Lösung in ca. 200 mg dieses<br />

Materials nach der incipient wetness-Methode. Es sollen Katalysatorproben mit<br />

1 Gew.-% Edelmetall erhalten werden. Nach Trocknung des Materials bei 80 °C wird<br />

das infiltrierte Trägermaterial bei 400 °C im IR-Ofen mit Wasserstoff aktiviert.<br />

<strong>Charakterisierung</strong>:<br />

- Adsorptionsmessungen (N 2 -Physisorption)<br />

- Kleinwinkelröntgenpulverstreuung (SAXS)<br />

Oxidation von Glucose<br />

Die Untersuchung der <strong>katalytische</strong>n Aktivität der hergestellten Proben erfolgt<br />

mittels Flüssigphasenoxidation von Glucose. Dazu werden ca. 40 ml 0,5 M Glucoselösung<br />

in einem Dreihalsr<strong>und</strong>kolben vorgelegt, mit synthetischer Luft durchströmt <strong>und</strong><br />

auf 45 °C erhitzt. Anschließend wird mit 1 M NaOH mittels eines automatischen<br />

Titrators der pH-Wert auf 9 eingestellt. Zum Start der Reaktion werden ca. 100 mg der<br />

Katalysatorprobe in die Reaktionsmischung gegeben. Während der Reaktion wird über<br />

eine pH-Elektrode der pH-Wert bestimmt <strong>und</strong> stets so viel NaOH zugegeben, dass der<br />

pH-Wert konstant über 9 liegt. Der Verlauf des pH-Wertes <strong>und</strong> die Zugabe an NaOH<br />

kann am Computer verfolgt werden. Zur Einschätzung der Aktivität der<br />

Katalystorproben wird die Veränderung des pH-Wertes pro Zeit <strong>und</strong> die zugegebene<br />

Menge an Natronlauge herangezogen.<br />

4) Auswertung/Diskussion<br />

Allgemein<br />

- Genaue Versuchsbeschreibung (z.B. verwendete Chemikalien)<br />

- Angabe der Geräte- <strong>und</strong> Messparameter für <strong>Charakterisierung</strong>smethoden<br />

6


<strong>Materialien</strong>charakterisierung<br />

Tragen Sie die Ergebnisse aller <strong>Charakterisierung</strong>smethoden ihrer <strong>Materialien</strong><br />

zusammen <strong>und</strong> stellen Sie diese in geeigneten Diagrammen dar. Vergleichen <strong>und</strong><br />

diskutieren Sie die Resultate der verschiedenen Proben bezüglich ihrer spezifischen<br />

Oberflächen, Porenvolumina sowie Porengrößen für die Stickstoffphysisorptionsmessungen<br />

<strong>und</strong> bestimmen Sie aus den SAXS-Messungen, ob es sich um mesoskopisch<br />

geordnete Systeme handelt. Zeigen Sie die Möglichkeit der Ermittlung vom Netzebenenabstand<br />

d <strong>und</strong> Gitterparameter a auf <strong>und</strong> geben Sie die von Ihnen berechneten<br />

Werte ihrer Systeme inklusive Rechenweg an.<br />

Glucoseoxidation<br />

Notieren Sie alle Versuchsparameter <strong>und</strong> Beobachtungen. Bestimmen Sie die Zugabe<br />

an NaOH bei der Oxidation von Glucose. Schließen Sie damit auf die Aktivität der<br />

Materialen bezogen auf die Menge an umgesetzter Glucose pro Zeit <strong>und</strong> Menge an<br />

Aktivkomponente. Vergleichen Sie die erhaltenen Werte untereinander <strong>und</strong> diskutieren<br />

Sie diese.<br />

Literatur<br />

<strong>Materialien</strong> <strong>und</strong> <strong>Synthese</strong><br />

- Y. J. Ying, C. P. Mehnert and M. S. Wong, Angew. Chem. Int. Ed., 1999, 38, 56-77.<br />

- A.H. Lu, F. Schüth, Adv. Mater., 2006,18, 1793-1805.<br />

- P. Krawiec, C. Schrage, E. Kockrick, S. Kaskel, Chem. Mater. 2008, 20, 5421.<br />

- T.W. Kim, F. Kleitz, B. Paul, R. Ryoo, J. Am. Chem. Soc. 2005, 127, 7601.<br />

- J. Jammaer, T. van Erp, A. Aerts, C. Kirschhock, J. Martens, J. Am. Chem. Soc. 2011,<br />

133, 13737.<br />

Katalyse<br />

- Y. Önal, S. Schimpf, P. Claus J. Catal. 2004, 223, 122.<br />

- C. Baatz, N. Thielecke, U. Prüsse Appl. Cat. B: Environmental 2007, 70, 653.<br />

7


Fragen zum Lehrinhalt<br />

Informieren Sie sich im Vorfeld dieses Versuchs anhand der angegebenen<br />

Literaturstellen bzw. einschlägiger Fachbücher (z.B. Physikalische Chemie) über<br />

folgende Versuchsinhalte:<br />

- Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Adsorptionstheorien <strong>und</strong><br />

vergleichen Sie im Speziellen die Langmuir- mit der BET-Theorie. Klassifizieren<br />

Sie dabei die Isothermentypen. Welcher Isothermentyp ist für mesoporöse <strong>und</strong><br />

mikroporöse <strong>Materialien</strong> charakteristisch? Welche Informationen können aus<br />

Adsorptionsmessungen erhalten werden? Welche Messprinzipien für<br />

Adsorptionsuntersuchungen sind Ihnen bekannt?<br />

- Informieren Sie sich über die Untersuchung von OMS-<strong>Materialien</strong> mit der<br />

Kleinwinkelröntgenstreuung. Warum kann diese Methode angewendet werden<br />

<strong>und</strong> welche Informationen über die Netzebenen sind ableitbar (Kristallinität)?<br />

- Welche weiteren <strong>Charakterisierung</strong>smethoden werden zur Untersuchung<br />

mesoporöser OMS verwendet <strong>und</strong> welche Informationen können damit gewonnen<br />

werden?<br />

- Informieren Sie sich über Katalysatoren für Oxidationsreaktionen. Welche<br />

Vorteile bietet die Verwendung von Katalysatorkompositen? Welches Material<br />

kommt zur Anwendung <strong>und</strong> warum?<br />

- Informieren Sie sich über die Nanocastingstrategie (Prinzip, bekannte <strong>Materialien</strong>)<br />

- Informieren Sie sich über die Oxidation von Glucose. Welche Produkte sind<br />

möglich <strong>und</strong> was muss in Hinblick auf die Selektivität zu Gluconsäure beachtet<br />

werden. Warum wird im alkalischen Medium gearbeitet?<br />

- Machen Sie sich mit den Gefahrenpotentialen <strong>und</strong> den daraus resultierenden<br />

Sicherheitsvorkehrungen der von Ihnen verwendeten Chemikalien (insbesondere<br />

HF!!!) vertraut.<br />

Das Gr<strong>und</strong>lagenwissen wird in einem Testat überprüft; das erfolgreiche Bestehen<br />

des Testats ist Voraussetzung für die Teilnahme an dem Versuch. Bei<br />

ungenügenden Vorkenntnissen kann dieser Praktikumsabschnitt nicht<br />

durchgeführt werden <strong>und</strong> muss zu einem späteren Termin nachgeholt werden.<br />

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