Aging Sciences and Humanities - Interdisziplinäre Fakultät ...

DEMOGRAFIE
Gesundheit
im Alter
Pflegebedarfsprognosen
für Deutschland 2000 bis 2030
unter Berücksichtigung
der Familienstruktur
Gabriele Doblhammer, Uta Ziegler und
Christina Westphal
Die zunehmende Lebenserwartung
der Menschen in den westlichen
Industriestaaten stellt
neue Herausforderungen an unser derzeitiges
Pflegesystem. Das EU-Projekt
FELICIE (Future Elderly LIving Conditions
in Europe: www.felicie.org) berechnet
Prognosen über die Zusammensetzung
der zukünftigen pflegebedürftigen
Bevölkerungsgruppen und diskutiert
mögliche politische Konsequenzen und
Handlungsoptionen.
Index
240
220
200
180
160
140
120
100
Männer CDS
Männer HLG
Frauen CDS
Frauen HLG
Alter ist der größte Risikofaktor für
Pflegebedürftigkeit. So steigt die Wahrscheinlichkeit
pflegebedürftig zu werden
ab dem Alter 80 rapide an: Im Jahr
2005 waren in Deutschland 31% der
Männer und 51% der Frauen über 85
Jahre pflegebedürftig im Sinne von Leistungsbezügen
aus der gesetzlichen Pflegeversicherung.
Die Ergebnisse von FELICIE zeigen
(Abb. 1), dass auch eine Verbesserung
der Gesundheit der steigenden Anzahl
2000 2004 2008 2012 2016 2020 2024 2028
Jahr
Entwicklung des Pflegebedarfs in Deutschland bis 2030 entsprechend dem Constant
Disability Szenario (CDS) und dem Healthy Life Gain Scenario (HLG) (Abb. 1)
der Pflegebedürftigen nicht entgegenwirken
kann. Mit Hilfe von zwei Szenarien
wurde der Anstieg der Pflegebedürftigen
im Alter 75+ bis zum Jahre
2030 fortgeschrieben. Nach dem Constant
Disability Scenario (CDS), das
davon ausgeht, dass die Jahre der Pflegebedürftigkeit
proportional zu den
dazu gewonnenen Lebensjahren ansteigen,
wird für Deutschland bei den pflegebedürftigen
Frauen ein Anstieg von
39% prognostiziert. Der Anstieg bei
den Männern liegt bei 127%, was
bedeutet, dass sich die Zahl der pflegebedürftigen
Männer bis zum Jahr 2030
mehr als verdoppeln würde. Auch für
das Healthy Life Gain Scenario (HLG),
das annimmt, dass die dazu gewonnenen
Lebensjahre gesunde Lebensjahre
sind, lässt sich ein deutlicher Anstieg
der Pflegebedürftigen feststellen. Bei
den Frauen liegt dieser bei 20% bei den
Männern bei 79%. Bei den Männern ist
zu berücksichtigen, dass ihr Ausgangswert,
bedingt durch Kohortendezimierung
durch die beiden Weltkriege im
letzten Jahrhundert, deutlich unter
denen der Frauen liegt. Auch gehen die
beiden Szenarien von einer Angleichung
der Lebenserwartung der Männer
an jene der Frauen aus.
In Deutschland werden Pflegeleistungen
häufig von der Familie übernommen.
Im Jahr 2005 waren 2,13 Millionen
Personen (2,58% der Gesamtbevölke-
Universität Rostock
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