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Aging Sciences and Humanities - Interdisziplinäre Fakultät ...

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Arnold van Gennep (1873 – 1957) über<br />

sogenannte „Übergangsriten“ zurückgeht.<br />

Entsprechend seinem Modell lässt<br />

sich der Lebenszyklus in klar vonein<strong>and</strong>er<br />

abgetrennte Lebensstadien unterteilen.<br />

Spätere Untersuchungen, wie die<br />

des schottischen Anthropologen Victor<br />

Turner (1920 – 83), konzentrierten sich<br />

dann auf den Übergang zwischen den<br />

einzelnen Lebensstadien, auf die sogenannte<br />

„liminale“, also „Schwellen“-<br />

Phase. Durch ihre Nähe zum physischen<br />

Tod erhält dabei die Phase des Alters<br />

herausragendes Gewicht.<br />

Auch Studien zur Anthropologie des<br />

Alterns f<strong>and</strong>en in der Religionswissenschaft<br />

zunehmend Beachtung: Von kulturgeschichtlicher<br />

Seite hatte der französische<br />

Historiker Georges Minois<br />

(*1946) die Zweideutigkeit, die „Ambiguität“<br />

von Alter und Altern hervorgehoben;<br />

sie erklärt sich seiner Meinung<br />

nach daraus, dass das Altern ebenso<br />

eine Phase größter Erfahrung wie auch<br />

größten Kräfteverfalls ist und deshalb<br />

gleichermaßen herbeigesehnt wie gemieden<br />

wird. Bereits zuvor hatte die<br />

US-amerikanische Anthropologin Barbara<br />

Myerhoff (1935 – 85) in einer Studie<br />

über jüdische Bewohner eines Altersheims<br />

diese Ambiguität beobachtet und<br />

ausdrücklich mit der Liminalität in Verbindung<br />

gebracht: Die Bewohner des<br />

Seniorenstiftes bildeten eine „liminale<br />

Gemeinschaft“, die stets darum bemüht<br />

sei, den Zweideutigkeiten des Alters<br />

Sinn zu verleihen.<br />

Perspektiven<br />

kritischer Religionsforschung<br />

über „Alter“<br />

Der Autor<br />

THEOLOGIE<br />

Prof. Dr. Klaus Hock<br />

geboren 1955 in Coburg, Studium der<br />

Evangelischen Theologie mit Schwerpunkt<br />

Religionswissenschaft in Erlangen,<br />

Bonn und München sowie der Islamwissenschaft<br />

in Hamburg; 1985 Promotion<br />

an der Universität Hamburg; 1993<br />

Habilitation; u. a. Dozent am Theological<br />

College of Northern Nigeria und als<br />

Inl<strong>and</strong>sreferent des Kirchlichen Entwicklungsdienstes;<br />

seit dem Wintersemester<br />

1996/97 Professor für Religionsgeschichte<br />

– Religion und Gesellschaft an<br />

der Theologischen <strong>Fakultät</strong> der Universität<br />

Rostock<br />

Hauptforschungsgebiete:<br />

Islam und christlich-islamische Beziehungen,<br />

afrikanische Religionen, insbesondere<br />

afrikanisches Christentum und<br />

afrikanische christliche Diaspora sowie<br />

Transkulturation<br />

Letzte Buchveröffentlichungen:<br />

Das Christentum in Afrika und dem Nahen<br />

Osten (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen,<br />

B<strong>and</strong> IV/7), Leipzig 2005.<br />

Einführung in die Religionswissenschaft,<br />

Darmstadt, 3. Aufl. 2008.<br />

Mitherausgeber:<br />

Schulbuchforschung im Dialog: Das<br />

Christentum in Schulbüchern islamisch<br />

geprägter Länder, Frankfurt a. M. 2006<br />

H<strong>and</strong>buch Friedenserziehung interreligiös<br />

– interkulturell – interkonfessionell,<br />

Gütersloh 2006.<br />

Universität Rostock<br />

Theologische <strong>Fakultät</strong><br />

18051 Rostock<br />

Tel.: 0381/498-8440<br />

E-Mail: klaus.hock@uni-rostock.de<br />

Internet: www.theologie.uni-rostock.de/<br />

hock/index.html<br />

Die religionswissenschaftliche Forschung<br />

hat zu Recht hervorgehoben, dass in<br />

den Religionen das Alter durch eine religiöse<br />

Statuszuweisung konstruiert ist.<br />

Dabei droht jedoch übersehen zu werden,<br />

dass auch die religionswissenschaftliche<br />

Darstellung dessen, was in<br />

den Religionen als „Alter“ bestimmt<br />

wird, in hohem Maße eine Konstruktion<br />

darstellt. Die Religionswissenschaft<br />

wird also künftig auch die Bedingungen<br />

ihres Forschens und somit ihre eigenen<br />

Konstruktionsleistungen stärker als<br />

bislang kritisch betrachten müssen. So<br />

ist zu berücksichtigen, dass Alte und<br />

Alternde trotz der Erfahrung des altersbedingten<br />

körperlichen Zerfalls ihr<br />

Selbst als nicht alternd erleben; zudem<br />

muss in den Blick kommen, dass die<br />

vorherrschenden, oftmals kulturell einseitigen<br />

– z. B. eurozentrischen – Interpretationen<br />

gegen den Strich gelesen<br />

werden müssen. Und es darf nicht vergessen<br />

werden, dass auch das Alter der<br />

Forschenden im Forschungsprozess<br />

selbst – im Prozess der Konstruktion von<br />

Wissen über Alte, Altern und Alter –<br />

eine eigene Größe darstellt, die es zu<br />

bedenken gilt.<br />

■<br />

DemNET-MV<br />

Neues Informationsportal<br />

für die Demenzforschung in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Um den Forschenden in Mecklenburg-Vorpommern<br />

auf dem<br />

Gebiet der Demenzforschung<br />

eine Möglichkeit zu bieten, die<br />

Aktivitäten der klinischen Forschung<br />

und der Grundlagenforschung<br />

mit gemeinsamen interdisziplinären<br />

Projekten zu<br />

stärken, wurde im Februar eine<br />

neue Internetplattform ins<br />

Leben gerufen: DemNET-MV<br />

(www.DemNET.uni-rostock.de).<br />

Diese Internetseite soll es vereinfachen,<br />

vorh<strong>and</strong>ene bi- und<br />

multilaterale Forschungspartnerschaften<br />

darzustellen und neu<br />

ins Leben zu rufen. Interessierte<br />

Forschende auf dem Gebiet der<br />

Demenzforschung und ihre<br />

direkten Kooperationspartner<br />

der verschiedenen Fachgebiete<br />

werden auf Wunsch hier mit<br />

ihren Kontaktdaten aufgeführt.<br />

Bei Beantragungen zum Thema<br />

Demenzerkrankungen steht<br />

somit eine Seite mit den aktuellen<br />

interdisziplinären Projekten,<br />

Publikationen und Links für<br />

externe Gutachter/innen und<br />

interessierte Leser/innen zur<br />

Verfügung.<br />

Kontakt:<br />

DemNET-MV<br />

c/o Prof. Dr. Dr. Jens Pahnke<br />

Gehlsheimer Straße 20, 18147 Rostock<br />

Tel.: 0381/494-4700<br />

E-Mail: jens.pahnke@med.uni-rostock.de<br />

Universität Rostock<br />

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