200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig - Druckhaus Borna
200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig - Druckhaus Borna
200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig - Druckhaus Borna
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2013<br />
<strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Veranstaltungen und Aktivitäten in <strong>der</strong> Region <strong>Leipzig</strong>
3<br />
Eine<br />
europäische<br />
Dimension.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
viele Veranstaltungen zum Gedenken an die<br />
<strong>Völkerschlacht</strong> 1813 befassen sich mit <strong>der</strong><br />
europäischen Dimension dieser erbitterten<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung. Mittlerweile wird die<br />
Zukunft Europas an den Konferenztischen<br />
ausgehandelt. Auch dort geht es nicht<br />
ohne Konflikte zu, aber das Säbelrasseln<br />
ist heute glücklicherweise den wesentlich<br />
konstruktiveren Diskussionen und Streitgesprächen<br />
gewichen.<br />
Damals im Oktober 1813 stand unsere<br />
Region im Zentrum <strong>der</strong> kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />
Was diese unruhigen<br />
Zeiten <strong>der</strong> Befreiungskriege und <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
für die Menschen in unseren<br />
Städten und Dörfern bedeutete, lässt<br />
sich in vielen Chroniken nachlesen. Einige<br />
unserer Heimatorte lagen inmitten des<br />
Kampfgeschehens, viele hatten Truppenbewegungen<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Armeen o<strong>der</strong><br />
immer wie<strong>der</strong> Einquartierungen und Requirierungen<br />
zu verkraften.<br />
Gelehrte Zeitgenossen berichten anschaulich<br />
von den Nöten und Bedrängnissen<br />
des Kriegsjahres. Die amtlichen Register<br />
führen penibel die Anzahl <strong>der</strong> Offiziere,<br />
Mannschaften und Pferde auf, die versorgt<br />
werden mussten. Da<strong>bei</strong> übertraf die<br />
Zahl <strong>der</strong>er, die ihr Recht auf Verpflegung,<br />
Spann- o<strong>der</strong> Handdienste abverlangten, oft<br />
die Einwohnerzahl um das Mehrfache. In<br />
den Gefechten litten die Ortsansässigen unter<br />
den Verwüstungen und Plün<strong>der</strong>ungen,<br />
büßten Haus, Hof und oft auch ihr Leben<br />
ein. Die <strong>Völkerschlacht</strong> ist in ihrer Dimension<br />
auch heute noch kaum vorstellbar. Rund<br />
600.000 Soldaten kämpften in dem Gebiet<br />
rund um <strong>Leipzig</strong>. In nur vier Tagen mussten<br />
etwa 100.000 Menschen ihr Leben<br />
lassen. Tote mussten begraben, Verwundete<br />
gepflegt und die Überlebenden versorgt<br />
werden.<br />
Einen Eindruck <strong>der</strong> damaligen Ereignisse<br />
bietet die große historische Gefechtsdarstellung<br />
unter internationaler Beteiligung<br />
in Markkleeberg. Ebenfalls als Geschichte<br />
zum Anfassen geplant sind die historischen<br />
Biwaks und zivilen Spielszenen. Die sächsische<br />
Elb- und Landesfestung Torgau informiert<br />
zur strategischen Bedeutung als gesicherter<br />
Elbübergang für die napoleonische<br />
und sächsische Armee. Schloss Hubertusburg<br />
in Wermsdorf diente als sächsisches<br />
und französisches Lazarett. Das ehemalige<br />
Schloss Rötha beherbergte das Hauptquartier<br />
<strong>der</strong> Verbündeten. Ausstellungen und<br />
Sammlungen finden sich <strong>bei</strong>spielsweise<br />
im Torhaus in Markkleeberg, dem Sanitätsund<br />
Lazarettmuseum in Seifertshain o<strong>der</strong><br />
im <strong>Borna</strong>er Museum.<br />
Rund um das große Ereignis schart sich<br />
eine Reihe von kleinen, feinen Aktivitäten,<br />
die in ihrem Facettenreichtum das Jubiläum<br />
zu etwas ganz Beson<strong>der</strong>em werden<br />
lassen. So wird nicht nur gefeiert, son<strong>der</strong>n<br />
auch erinnert, gemahnt und die historische<br />
Dimension eines jetzt vereinten und friedlichen<br />
Europa gewürdigt.<br />
Ich wünsche Ihnen viele neue Eindrücke<br />
und Freude <strong>bei</strong>m Besuch <strong>der</strong> zahlreichen<br />
kulturellen Veranstaltungen in unserer Region<br />
anlässlich dieses europäisch bedeutsamen<br />
<strong>Jahrestag</strong>es.<br />
Ihr Landrat<br />
Dr. Gerhard Gey<br />
Der Weg Napoleons durch Sachsen – festgehalten auf einer Karte<br />
erstellt vom Verein „Route Napoleon de Saxe 1813“ aus Pegau.<br />
Inhalt<br />
Gedenken. 1813 - 1913 - 2013. 4<br />
Ressource Kultur 6<br />
1813 – Kampf für Europa 8<br />
Internationale Biwaks 2013 9<br />
1813 eine Bilanz. <strong>Leipzig</strong>s Süden im Jahr<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> 10<br />
Clemens Wilhelm Thieme 11<br />
Ein Grab am Waldesrand 14<br />
Der Röthaer Patrouillenritt 15<br />
1813 – Die Tage von Rötha 16<br />
Die Steine von Dr. Theodor Apel 18<br />
Veranstaltungsübersicht 20/21<br />
Mit historischem Flair 22<br />
Das Leid – Die Hilfe 23<br />
Was geschah in und um Markranstädt 24<br />
Napoleoni – Das <strong>Leipzig</strong>er Traditionstörtchen 25<br />
Großgörschen 1813 26<br />
Die Ereignisse im Frühjahr 1813 in Groitzsch 28<br />
Zwei kleine Städte in Kriegswirren 29<br />
Geschichtsverein erinnert in Bad Lausick 30<br />
Belgershain – Aufmarsch <strong>der</strong> Österreicher<br />
und Preußen 31<br />
Beucha – Dorf <strong>der</strong> Steine 31<br />
Das Jahr 1813 im heutigen Gemeindegebiet<br />
Neukieritzsch 32<br />
Die napoleonische Zeit in Schmölln 34<br />
1813 steht für Krieg, aber nicht nur 35<br />
Napoleon, im Zerrspiegel zeitgenössischer<br />
Karikaturen 36<br />
Zwenkau inmitten <strong>der</strong> Kriegswirren 37<br />
Ein Blick zurück ins Jahr 1813 38<br />
Bin in Wurzen angelangt ... Napoleon 39<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Südraum-Verlag, GB im DRUCKHAUS BORNA<br />
Abtsdorfer Str. 36, 04552 <strong>Borna</strong><br />
www.druckhaus-borna.de<br />
In Zusammenar<strong>bei</strong>t mit:<br />
Zweckverband Kulturraum <strong>Leipzig</strong>er Raum<br />
Kultursekretariat<br />
www.kultur-leipzigerraum.de<br />
Produktions- u. Verlagsleitung:<br />
Bernd Schnei<strong>der</strong> (V.i.S.d.P.)<br />
(Alle Rechte liegen <strong>bei</strong>m Herausgeber.<br />
Für die Beiträge zeichnen die Autoren.)<br />
Gesamtherstellung:<br />
DRUCKHAUS BORNA<br />
Fotos (Seite):<br />
Bernd Schnei<strong>der</strong> (Titel Hintergrundmotiv Denkmal,<br />
4 u., 7, 27 u.+re., 31 li.); LTM Olaf Martens (Titel<br />
Motiv Soldat, 5); Katrin Kakoschky (20, 21, 27 u.+re.,<br />
33); Manuela Krause (7 m.re., 16 o.); Tina Neumann<br />
(7 o.re., 10 u.li.); Katrin Haase (30, 31 u.m.); Annett<br />
Stengel (18, 19); Bernhard Weis (6 re., 8); Uwe Wenzel<br />
(24 u.li.); Museum <strong>Borna</strong> (10, 11); Museum Lützen<br />
(26, 27 großes Bild); För<strong>der</strong>verein Rötha / privat (15<br />
o.re.); Hans-Peter Günnel (9); Architekturbüro Ilg.Friebe.Nauber,<br />
<strong>Leipzig</strong> (17 u.); fotolia (15 u., 37) soweit<br />
nicht hier bzw. auf den jeweiligen Seiten genannt, die<br />
entsprechenden Autoren/Auftraggeber<br />
Erscheinungstermin: 07.09.2013<br />
Einzelne gelieferte Beiträge wurden redaktionell<br />
gekürzt.
5<br />
Steuerungsgruppe – Vereinte Kräfte<br />
aus Stadt und Region<br />
In diesem Jahr begehen<br />
wir zwei Jubiläen – 200<br />
Jahre <strong>Völkerschlacht</strong><br />
und 100 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal.<br />
Dieses<br />
Ereignis wird weit<br />
über die Grenzen <strong>der</strong><br />
Region <strong>Leipzig</strong> wahrgenommen<br />
werden.<br />
In <strong>der</strong> Region <strong>Leipzig</strong><br />
haben damals die<br />
entscheidenden Kämpfe stattgefunden<br />
und so gibt es zahlreiche Denkmale,<br />
Gedenktafeln und Museen, die an diese<br />
Zeit erinnern, die die Geschichte nachhaltig<br />
geprägt hat. Zahlreiche Vereine<br />
im Umland von <strong>Leipzig</strong> werden durch<br />
unterschiedliche Aktivitäten an diese<br />
Zeit erinnern. Alle Veranstaltungen und<br />
Gedenkfeiern zusammen prägen das<br />
Jubiläumsjahr 2013. Die Zusammenführung<br />
aller Bereiche und Themen innerhalb<br />
des Doppeljubiläums erfor<strong>der</strong>t eine<br />
langfristige Planung und eine effiziente<br />
Struktur. Die Partner haben sich darum<br />
auf die Bildung einer Steuerungsgruppe<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Dr. Volker<br />
Rodekamp (Direktor des Stadtgeschichtlichen<br />
Museums) verständigt. In den<br />
gebildeten Unterar<strong>bei</strong>tsgruppen geht<br />
es da<strong>bei</strong> auch um die Vernetzung und<br />
Informationen <strong>der</strong> Akteure innerhalb <strong>der</strong><br />
Ar<strong>bei</strong>tsgruppen. Gemeinsames Ziel war<br />
und ist es, das Jubiläumsjahr zu einem<br />
gemeinsamen Erfolg für die Region <strong>Leipzig</strong><br />
werden zu lassen. Regelmäßig haben<br />
in den vergangenen Jahren Informationsveranstaltungen<br />
stattgefunden.<br />
Die in <strong>der</strong> Alten Börse durchgeführten<br />
Veranstaltungen standen allen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgruppen offen und sie<br />
konnten sich dort einen Überblick über<br />
den aktuellen Sachstand zum Jubiläum<br />
verschaffen. Es wurde auch gefragt und<br />
kritisch diskutiert. Die Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />
Veranstaltungen und Initiativen hatte<br />
sich hier<strong>bei</strong> die Aufgabe gestellt, die<br />
vielfältigen Aktivitäten in <strong>der</strong> Region<br />
<strong>Leipzig</strong> bekannt zu machen und<br />
diese gebündelt sowie auftretende<br />
Probleme in die Steuerungsgruppe<br />
zu transportieren.<br />
Gesine Sommer<br />
Steuerungsgruppe <strong>Völkerschlacht</strong>,<br />
Leiterin AG Veranstaltung und<br />
Initiativen in <strong>der</strong> Region<br />
Gedenken. 1813 - 1913 - 2013.<br />
Region <strong>Leipzig</strong> im Fokus <strong>der</strong> Weltgeschichte<br />
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,<br />
werte Gäste des <strong>Völkerschlacht</strong>jubiläums,<br />
die ganze Welt schaut auf das <strong>Leipzig</strong>er<br />
Land!<br />
So etwas hat es in <strong>der</strong> Geschichte nicht<br />
allzu oft gegeben. Doch in jenen Oktobertagen<br />
des Jahres 1813 braut sich vor den<br />
Toren von <strong>Leipzig</strong> etwas zusammen, was<br />
den weiteren Fortgang <strong>der</strong> europäischen<br />
Geschichte wesentlich beeinflussen wird.<br />
Die französische Armee des Napoleon Bonaparte<br />
hatte im Jahr zuvor unter schweren<br />
Verlusten den Rußland-Feldzug verloren. In<br />
deutschen Landen versuchten die Franzosen<br />
nunmehr seit mehreren Monaten auf<br />
den Schlachtfel<strong>der</strong>n und in <strong>der</strong> Diplomatie,<br />
das Heft des Handelnden wie<strong>der</strong> in<br />
die Hand zu bekommen o<strong>der</strong> einfach nur<br />
Zeit zu gewinnen, um ihre Truppen wie<strong>der</strong><br />
zu verstärken. Doch den großen Feldherr<br />
und gewieften Taktiker Napoleon verlässt<br />
zunehmend das Glück und Geschick, das<br />
ihn Jahre zuvor noch von Sieg zu Sieg eilen<br />
ließ. Seine Gegner sammeln und verbünden<br />
sich, gewinnen an Kraft und Einfluss.<br />
Anfang 1813 stellt sich Preußen an die<br />
Seite von Rußland. Beide erklären im Februar<br />
Frankreich den Krieg, daraufhin auch<br />
die Schweden und die Englän<strong>der</strong>. Als<br />
schließlich auch Österreich am 12. August<br />
die Verhandlungen mit Frankreich für gescheitert<br />
erklärt und <strong>der</strong> Koalition <strong>bei</strong>tritt,<br />
wird es einsam um den Kaiser.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Region war es schon in<br />
<strong>der</strong> ersten Hälfte des Jahres zu mehreren<br />
kleineren Schlachten so <strong>bei</strong> Möckern o<strong>der</strong><br />
Großgörschen/Lützen gekommen. Diese<br />
verbuchten die Franzosen noch als ihre Erfolge.<br />
Nach Nie<strong>der</strong>lagen für die Franzosen<br />
im August und September spitzte sich Anfang<br />
Oktober die Lage allerdings entscheidend<br />
zu.<br />
Von Dresden kommend vereinigte Napoleon<br />
seine Armeen vor den Toren von <strong>Leipzig</strong><br />
am 14. Oktober. Die Alliierten Streitkräfte<br />
<strong>der</strong> Russen, Preußen, Österreicher und<br />
Schweden bewegten sich ebenfalls Richtung<br />
<strong>Leipzig</strong> und zogen mit drei Armeen unter<br />
Blücher, Schwarzenberg und Bernadotte<br />
mit über 400.000 Soldaten einen Ring um<br />
die französische Armee.<br />
In den folgenden Tagen vom 16. bis 18.<br />
Oktober tobte auf den Schlachtfel<strong>der</strong>n<br />
vor <strong>Leipzig</strong>, so in Wachau, Güldengossa,<br />
Wie<strong>der</strong>itzsch, Möckern und Probstheida<br />
eine furchtbare Schlacht in <strong>der</strong> sich über<br />
600.000 Soldaten gegenüber standen.<br />
Fast je<strong>der</strong> sechste lässt in diesem Wahnsinn<br />
sein Leben. Später wird man von <strong>der</strong><br />
größten Schlacht <strong>der</strong> Weltgeschichte sprechen<br />
und von <strong>der</strong> Entscheidung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Befreiung<br />
von <strong>der</strong> Herrschaft Bonapartes.<br />
Für das <strong>Leipzig</strong>er Land sind die Tage im<br />
Oktober 1813 geprägt von zahlreichen historischen<br />
Ereignissen, Schlachten, Feldherren,<br />
Generälen und Truppen, aber eben<br />
auch von Lazaretten sowie viel Elend und<br />
Leid für die einfache Bevölkerung.<br />
Während im Süden von <strong>Leipzig</strong> die unmittelbare<br />
Schlacht tobte, waren alle Städte<br />
und Dörfer im <strong>Leipzig</strong>er Land von Truppenaufmärschen,<br />
Einquartierungen, Plün<strong>der</strong>ungen,<br />
Toten und Verletzten, Rückzugsgefechten<br />
und Scharmützeln gezeichnet.<br />
Neben den zehntausenden Toten auf den<br />
Schlachtfel<strong>der</strong>n vor und in <strong>Leipzig</strong> gab es<br />
alleine 23.000 verletzte Franzosen und<br />
viele Tausend verwundete Russen, Preußen,<br />
Polen, Schweden, Österreicher, Bayern,<br />
Sachsen ...<br />
Die Situation in den Lazaretten und<br />
die allgemeinen hygienischen Bedingungen<br />
in den Städten und Dörfern<br />
war katastrophal. Viele Verwundete<br />
sterben in den Tagen nach <strong>der</strong><br />
Schlacht, auch an Unterversorgung,<br />
Krankheiten und Seuchen.<br />
Eine Typhus-Epedemie for<strong>der</strong>t<br />
tausende Tote, Soldaten und<br />
Einheimische.<br />
Die Ereignisse <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> vom<br />
Oktober 1813 brannten sich tief in das Gedächtnis<br />
<strong>der</strong> Menschen in <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Region,<br />
von Sachsen und Europa ein. Bereits<br />
zum ersten <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong> Schlacht gründete<br />
sich in <strong>Leipzig</strong> ein Verein zum Gedenken<br />
an die <strong>Völkerschlacht</strong>. In den folgenden<br />
Jahrzehnten wandelte sich die Erinnerungskultur<br />
im Kontext zu <strong>der</strong> jeweiligen<br />
politischen Situation und den wechselnden<br />
Ambitionen, die Ereignisse von 1813 zum<br />
eigenen politischen Vorteil zu deuten.<br />
Im Jahr 1913 wurde in Probstheida unter<br />
<strong>der</strong> Leitung des in <strong>Borna</strong> geborenen<br />
Architekten Clemens Thieme das <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />
errichtet, zum Gedenken<br />
an die Ereignisse 100 Jahre zuvor und an<br />
die fast 100.000 Toten.<br />
Weitere 100 Jahre danach, in diesen<br />
Wochen des Jahres 2013, erinnert und gedenkt<br />
die Region <strong>Leipzig</strong> dem <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>. In fast allen Städten<br />
und Orten <strong>der</strong> Region gibt es dazu Veranstaltungen,<br />
Ausstellungen und Aktivitäten.<br />
Mit dieser Publikation möchten wir einen<br />
umfassenden, wenn auch nicht vollständigen,<br />
Überblick über die Erinnerung und<br />
das Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong> in <strong>der</strong><br />
Region <strong>Leipzig</strong> geben. Ich bedanke mich im<br />
Namen <strong>der</strong> Redaktion <strong>bei</strong> den vielen regionalen<br />
Partnern, Städten und Firmen sowie<br />
<strong>bei</strong>m Kulturraum, dem Landratsamt und<br />
<strong>der</strong> Steuerungsgruppe für die angenehme<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t und Unterstützung.<br />
Bernd Schnei<strong>der</strong>,<br />
Herausgeber<br />
„200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> –<br />
100 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal“ –<br />
Ein zweifaches Gedenken,<br />
aber im gemeinsamen<br />
Geist<br />
Im Rahmen dieses Gedenkens<br />
und Bedenkens<br />
gibt es im laufenden Jahr<br />
eine Vielzahl bemerkenswerter<br />
Aktivitäten und<br />
Veranstaltungen, die<br />
sowohl in <strong>der</strong> Stadt als<br />
auch im Landkreis <strong>Leipzig</strong><br />
stattfinden, dem eigentlichen Schauplatz<br />
<strong>der</strong> damaligen Kämpfe.<br />
Auch das <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal hat mit<br />
seinem Erbauer, dem in <strong>Borna</strong> geborenen<br />
Architekten Clemens Thieme und seinem<br />
wetterfesten Baustein, dem Beuchaer<br />
Granitporphyr einen unmittelbaren Bezug<br />
zum Landkreis.<br />
Sowohl <strong>der</strong> Zweckverband Kulturraum<br />
<strong>Leipzig</strong>er Raum als auch <strong>der</strong> Landkreis<br />
<strong>Leipzig</strong> unterstützen dieses Gedenken ideell<br />
und materiell, das von einem völkerverbindenden<br />
Geist und friedlichen Miteinan<strong>der</strong><br />
bestimmt wird.<br />
Beson<strong>der</strong>e Höhepunkte werden da<strong>bei</strong> das<br />
Treffen <strong>der</strong> Nachfahren <strong>der</strong> Monarchenfamilien<br />
in Rötha, aber auch das internationale<br />
historische Biwak im agra-Park <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg<br />
im Oktober sein.<br />
Die vielfältigen Gedenk- und Friedensgottesdienste,<br />
Gebete sowie Konzerte, die<br />
unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> St. Marien- und Georgenkirche<br />
Rötha, Auenkirche Markkleeberg<br />
sowie Kirchruine Wachau stattfinden,<br />
begleiten die Gefechtsdarstellung.<br />
Leid und Elend <strong>der</strong> Menschen, in <strong>der</strong> Zeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>, geben guten Grund für<br />
ein Umdenken und neues Handeln.<br />
Versöhnung und Friede sollen die tragenden<br />
Gedanken dieser Gedenkfeiern<br />
sein.<br />
Ich freue mich auf viele eindrückliche Erlebnisse<br />
und lade auch Sie ganz herzlich<br />
dazu ein.<br />
Manfred Schön<br />
Kultusamtsleiter und Kultursekretär<br />
4 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
7<br />
Michèl Kothe<br />
Der studierte Politikwissenschaftler<br />
mit Journalistik und Erziehungswissenschaften<br />
im Nebenfach agiert seit vielen<br />
Jahren ehrenamtlich in historischen<br />
Vereinen. Er ist Mitglied im „Verband<br />
Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong> b. <strong>Leipzig</strong><br />
1813“ e. V. und seit 2007 dessen<br />
Vorsitzen<strong>der</strong>. Der Verband organisiert<br />
die Gedenkveranstaltungen anlässlich<br />
<strong>der</strong> <strong>Jahrestag</strong>e <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> 1813.<br />
Nicht nur die historischen Gefechtsdarstellungen<br />
stehen unter <strong>der</strong> Regie des<br />
Verbandes, son<strong>der</strong>n auch die Entwicklung<br />
und Betreuung einer Vermarktungsstrategie<br />
zum Thema „<strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813“.<br />
Michèl Kothe trägt die Uniform eines<br />
Leutnants <strong>der</strong> Preußischen Armee.<br />
In dieser hält er verschiedenste Vorträge<br />
in <strong>der</strong> Region in und um <strong>Leipzig</strong> und ist<br />
Ansprechpartner für Konzeptionen, Ausstellungen<br />
sowie Messepräsentationen.<br />
Ressource Kultur<br />
Kulturraum <strong>Leipzig</strong>er Raum unterstützt Projekte<br />
„Ressource Kultur“ – so <strong>der</strong> Titel einer<br />
Veranstaltungsreihe, die sich mit Bedeutung,<br />
Chancen und För<strong>der</strong>ung sächsischer<br />
Kulturlandschaften befasst. Treffen<strong>der</strong> ist<br />
die Bedeutung von Kultur nicht zu beschreiben.<br />
Sie verbindet Menschen verschiedenster<br />
sozialer Schichten und Generationen,<br />
trägt so Traditionen. Kultur ist<br />
wichtiger Standortfaktor einer Region, die<br />
Menschen eine neue Heimat geben will.<br />
Bildung und Freizeitgestaltung, auch das<br />
ist Kultur, die zudem noch vielen Menschen<br />
ihren Lebensunterhalt ermöglicht.<br />
Kultur ist Vielfalt, Ausdruck einer pluralistischen,<br />
lebendigen Gesellschaft – eben<br />
eine unverzichtbare Ressource. Weitergehend<br />
ist die Kultur im Entwurf für einen<br />
Landesentwicklungsplan bis 2025 gar als<br />
Daseinsvorsorge definiert.<br />
„Die Kultur ist gerade in <strong>der</strong> Krise ein unentbehrliches,<br />
wesentliches, integratives<br />
Element unserer Gesellschaft“, erklärte<br />
Neumann, „Identität, Zugehörigkeit, Zusammenhalt<br />
– all das stiftet Kultur.<br />
Lassen Sie es mich plastisch sagen: Kunst<br />
ist nicht das Sahnehäubchen, son<strong>der</strong>n die<br />
Hefe im Teig.“<br />
Kulturstaatsminister Neumann<br />
Der Kulturraum <strong>Leipzig</strong>er Raum umfasst<br />
die Landkreise <strong>Leipzig</strong> und Nordsachsen.<br />
Zu <strong>der</strong>en Kulturlandschaften gehören weit<br />
über dessen Grenzen hinaus bekannte Orte<br />
wie das mit Martin Luther, Katharina von<br />
Bora und dem Verleger Georg Joachim<br />
Biwak Markkleeberg Oktober 2012<br />
Göschen verbundene Grimma und durch<br />
den Braunkohlenbergbau bekannte <strong>Borna</strong>.<br />
Ebenso wie die Renaissancestadt und ehemalige<br />
Festung Torgau, das Barockschloss<br />
Delitzsch und Schloss Hubertusburg, das<br />
„sächsische Versailles“, in Wermsdorf o<strong>der</strong><br />
die Burg Düben, auf <strong>der</strong> Napoleon die letzten<br />
vier Tage vor <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> verbrachte<br />
… die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
im Oktober 1813.<br />
1813 fegte die Furie Krieg über die Region<br />
rund um <strong>Leipzig</strong>. Im Süden <strong>der</strong> Stadt<br />
finden die schwersten Kämpfe <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
statt, fast alle Orte sind von Einquartierungen<br />
betroffen, Verwundete gehören<br />
zum Alltagsbild.<br />
Bereits im Mai 1813 hatte die Schlacht<br />
von Großgörschen <strong>bei</strong> Lützen das Grauen<br />
des Krieges in das <strong>Leipzig</strong>er Land getragen.<br />
Auch nach 200 Jahren ist die <strong>Völkerschlacht</strong><br />
allgegenwärtig. Unser Kulturraum<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses<br />
europäische Ereignis dem Vergessen zu<br />
entreißen. Es ist Teil <strong>der</strong> Kultur unserer Region,<br />
Gegenstand <strong>der</strong> Erinnerungskultur. So<br />
rufen Ausstellungen und Veranstaltungen,<br />
unterstützt durch die För<strong>der</strong>ung des Kulturraums,<br />
ebenso wie Gedenksteine nicht nur<br />
in diesem Jahr die Zeit Napoleons in das<br />
Gedächtnis <strong>der</strong> Menschen.<br />
Das Selbstverständnis <strong>der</strong> Kulturraumför<strong>der</strong>ung<br />
folgt dem Prinzip <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />
2012 wurde bspw. die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
„200 Jahre Sächsisch-Napoleonische<br />
Festung Torgau“ im Schloss Hartenfels<br />
unterstützt. Die institutionelle För<strong>der</strong>ung<br />
ermöglicht dem Soziokulturellen Zentrum<br />
KuHstall e.V. als Betreiber des Sanitätsund<br />
Lazarettmuseums Seifertshain dessen<br />
kontinuierlichen Betrieb.<br />
Im Jubiläumsjahr 2013 steht das Gedenken<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Auch dieses geschieht<br />
auf völlig unterschiedliche Art und Weise.<br />
Der Kulturraum trägt dem Rechnung und<br />
för<strong>der</strong>t mit ca. 100.000 EUR u.a. folgende<br />
Projekte in seinem Zweckverbandsgebiet:<br />
• die Restaurierung des Verbündetenzimmers<br />
in Rötha<br />
• die Österreich-Ausstellung „1813 –<br />
Kampf um Europa“ im Schloss und Torhaus<br />
Markkleeberg<br />
• ein internationales Symposium zum Tartarengrab<br />
Kleinbeucha im Stadtkulturhaus<br />
<strong>Borna</strong><br />
• Vorträge, Lesungen, szenische Wan<strong>der</strong>ungen<br />
und Theaterstücke in Großpösna.<br />
Das Hauptprojekt ist das internationale<br />
Biwak <strong>der</strong> historischen Darsteller im agra-<br />
Impressionen Gefechtsnachstellung Großgörschen Mai 2013<br />
Park <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg. 6.000 Menschen<br />
aus <strong>der</strong> ganzen Welt finden sich zwischen<br />
dem 17. und 20. Oktober dort zusammen,<br />
um Geschichte lebendig werden<br />
zu lassen. Mit <strong>der</strong> gelebten Versöhnung in<br />
den historischen Biwaks, die unter dem<br />
Motto „Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer<br />
2013“ stehen, wird eine nicht zu übersehende<br />
Friedensbotschaft vom <strong>Leipzig</strong>er<br />
Land in die Welt hinaus getragen.<br />
Geschichte erforschen, lebendig gestalten<br />
und für die Zukunft erhalten – die Thematik<br />
<strong>Völkerschlacht</strong> zeigt eindrucksvoll<br />
das hohe, überwiegend ehrenamtliche<br />
Engagement vieler Bürger dieser Region.<br />
Eine Vielzahl von Veranstaltungen und<br />
Projekten thematisieren die Begebenheiten<br />
von 1813. Mit seinen För<strong>der</strong>aktivitäten<br />
möchte <strong>der</strong> Kulturraum zum Gelingen des<br />
Erinnerns <strong>bei</strong>tragen, ein Stück Erinnerungskultur<br />
mit gestalten.<br />
André Martini, Karikaturist<br />
Ausstellung im Museum <strong>Borna</strong><br />
Am Sonntag, 8. September 2013<br />
eröffnet <strong>der</strong> „För<strong>der</strong>verein Rötha<br />
– Gestern. Heute. Morgen. e. V.“<br />
die Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA –<br />
Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“.<br />
Mit einer Auswahl bisher wenig<br />
bekannter Dokumente und<br />
Urkunden und vor allem mit <strong>der</strong><br />
Präsentation repräsentativer Möbel<br />
und Kunstgegenstände aus dem<br />
sogenannten „Verbündetenzimmer“ will<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein in <strong>der</strong> Patronatsstube<br />
<strong>der</strong> Marienkirche in Rötha an die Rolle<br />
von Stadt und Schloss Rötha während<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813<br />
erinnern.<br />
Die Ausstellung soll voraussichtlich<br />
bis 2017 in <strong>der</strong> Patronatsstube im<br />
Nordanbau <strong>der</strong> Marienkirche in Rötha<br />
gezeigt werden.<br />
6 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
1813 – Kampf für Europa<br />
Die Österreich-Ausstellung<br />
Internationale Biwaks 2013<br />
Geschichte im agra-Park erleben<br />
9<br />
Aus Anlass des <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> hat es sich <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>verein „Historisches Torhaus zu<br />
Markkleeberg 1813 e.V.“ zur Aufgabe gemacht,<br />
mit einer Son<strong>der</strong>-Ausstellung vor<br />
allem <strong>der</strong> Rolle Österreichs/<strong>der</strong> Österreicher<br />
in dieser historischen Schlacht <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
vom 16. bis 19. Oktober 1813 etwas näher<br />
in den Blickpunkt zu rücken. In Verbindung<br />
mit dem verlustreichen Russland-Feldzug<br />
Napoleons 1812 wurde mit diesen opferreichen<br />
Kämpfen das Ende einer über 15<br />
Jahre andauernden Epoche von Kriegen um<br />
die Vorherrschaft in Europa endgültig eingeleitet.<br />
War es im Oktober 1913 mit <strong>der</strong> Einweihung<br />
des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals durch<br />
den deutschen Kaiser Wilhelm II. von Preußen,<br />
dessen Rolle in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>, <strong>bei</strong><br />
dieser groß in Szene gesetzten Feier, beson<strong>der</strong>s<br />
gewürdigt wurde, so wurde in <strong>der</strong> Zeit<br />
des Kalten Krieges nach dem 2. Weltkrieg<br />
die deutsch-russische Waffenbrü<strong>der</strong>schaft<br />
unter Bezugnahme auf die Ereignisse <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> im beson<strong>der</strong>en Maße propagiert.<br />
Daher lag es nahe, die Rolle Österreichs<br />
in dieser Zeit deutlicher darzustellen<br />
als es bisher erfolgt ist.<br />
Wie auch immer zu Stande gekommen –<br />
wir erinnern uns, Österreich war als letzte<br />
Großmacht erst im Juni 1813 dem Bündnis<br />
zwischen Russland und Preußen <strong>bei</strong>getreten,<br />
so dass man ab diesem Zeitpunkt<br />
von den Verbündeten Russland, Preußen,<br />
Österreich und Schweden sprach, die von<br />
England zunächst finanziell, mit Hilfsgütern<br />
– vor allem Kriegsmaterial – und in <strong>der</strong> weiteren<br />
Folge auch mit Truppen unterstützt<br />
wurden.<br />
Auch soll nicht vergessen werden – das<br />
Oberkommando <strong>der</strong> Verbündeten hatte ein<br />
Österreicher, Fürst Karl zu Schwarzenberg,<br />
Josef Graf Radetzky war sein Generalstabschef.<br />
Österreich war von <strong>der</strong> Truppenstärke<br />
her das Zünglein an <strong>der</strong> Waage.<br />
Infolge langjähriger, freundschaftlicher<br />
Beziehungen mit dem Salzburger Wehrgeschichtlichen<br />
Museum (SWGM) eröffnete<br />
sich die Möglichkeit, mit <strong>der</strong> fe<strong>der</strong>führenden<br />
Unterstützung durch dessen Mitglie<strong>der</strong> eine<br />
hochwertige Son<strong>der</strong>ausstellung zum Thema<br />
„Die Österreicher in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> vorzubereiten und im Schloss Markkleeberg<br />
zeigen zu können.<br />
Gezeigt werden in ca. 20 Vitrinen und<br />
an<strong>der</strong>en Darstellungsformen Exponate – zu<br />
großen Teilen auch im Original – die in dieser<br />
Form außerhalb Österreichs bisher noch<br />
nie zu sehen waren und das österreichische<br />
Heer sowie seine Rolle in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
darstellen.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte <strong>der</strong> Ausstellung<br />
sind vor allem:<br />
- Österreichs Aktivitäten für den Herbstfeldzug<br />
1813<br />
- die (politischen) Ereignisse im Vorfeld<br />
des Herbstfeldzuges<br />
- das Führungsverhalten im Hauptquartier<br />
<strong>der</strong> Alliierten<br />
- Napoleon und seine nach dem verlustreichen<br />
Russlandfeldzug 1812 neu formierte<br />
Armee<br />
- <strong>der</strong> Trachenberger Kriegsplan mit seiner<br />
Vorgeschichte und Entstehung<br />
- das Sanitätswesen in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Befreiungskriege<br />
- die schweren Zeiten und Leiden <strong>der</strong> Zivilbevölkerung<br />
u. v. m.<br />
Ergänzend und vorbereitend auf die Ausstellung<br />
erscheint demnächst eine begleitende<br />
Broschüre. In dieser Begleitschrift,<br />
<strong>der</strong> Grußworte von Persönlichkeiten mit Be-<br />
zug auf die Ausstellung vorangestellt sind,<br />
u.a. des Schirmherren Herrn Karel Schwarzenberg,<br />
Vizeministerpräsident und Minister<br />
für auswärtige Angelegenheiten <strong>der</strong> Tschechischen<br />
Republik, kommen Autoren zum<br />
Thema <strong>der</strong> Exposition mit verschiedenen<br />
Themen zu Wort.<br />
Neben einem Überblick über die Ereignisse<br />
in den Tagen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> wird<br />
unter dem Motto „…die für Europas Freiheit<br />
kämpfenden Scharen….“ (Auszug aus <strong>der</strong><br />
Aufschrift auf dem Schwarzenberg-Denkmal<br />
in <strong>Leipzig</strong>-Meusdorf) auf die Rolle Österreichs<br />
im Feldzug 1813 näher eingegangen.<br />
Der Autor dieses Beitrages, Oberst Kurt<br />
Mitterer im Österreichischen Bundesheer<br />
und Obmann des Salzburger Wehrgeschichtlichen<br />
Museums setzt sich mit<br />
verschiedenen Auffassungen zu dieser<br />
Thematik auseinan<strong>der</strong> und stellt u.a. den<br />
Trachenberger Kriegsplan vor. Dieser wird<br />
als Grundlage für die strategischen Planungen<br />
<strong>der</strong> Verbündeten für die <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
zu erwartende Schlacht im Oktober 1813<br />
angesehen und wird in <strong>der</strong> Ausstellung im<br />
Original zu sehen sein.<br />
In weiteren Beiträgen wird die kaiserlich<br />
österreichische Armee in ihren Waffengattungen<br />
näher vorgestellt.<br />
Ergänzt werden diese fundierten Beiträge<br />
durch einen Exkurs über Orden und militärische<br />
Auszeichnungen des Kaisertums<br />
Österreichs zur Zeit <strong>der</strong> Befreiungskriege<br />
– die wichtigsten werden in Bild und Text<br />
beschrieben – sowie einen Überblick über<br />
die wichtigsten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> verwendeten Waffen, nicht nur des<br />
österreichischen Heeres.<br />
Die Schrift ist reich bebil<strong>der</strong>t und erläutert<br />
in einem Glossar die im Text enthaltenen<br />
Fachbegriffe.<br />
Die Ausstellung wird am 28. September<br />
2013 eröffnet und soll bis zum 31. Mai<br />
2014 zu sehen sein.<br />
Der Eintritt für Erwachsene beträgt 3,- €,<br />
für Kin<strong>der</strong> bis zum vollendeten 14. Lebensjahr<br />
2,- €.<br />
Öffnungszeiten bitten wir <strong>der</strong> Tagespresse<br />
und örtlichen Aushängen zu entnehmen.<br />
För<strong>der</strong>verein Historisches Torhaus zu<br />
Markkleeberg 1813 e.V.<br />
Rainer Baumann<br />
Kanzler und Pressesprecher<br />
Als in den Oktobertagen vor fast 200<br />
Jahren die Völker Europas vor den Toren<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Leipzig</strong> um ihre Freiheit und Unabhängigkeit<br />
rangen, war es ein unvorstellbar<br />
blutiges Gemetzel, mit Leiden, die uns<br />
in <strong>der</strong> allerjüngsten Geschichte Europas<br />
zum Glück erspart blieben. Was 1789 mit<br />
dem Ruf nach „Freiheit – Gleichheit – Brü<strong>der</strong>lichkeit“<br />
begann, wuchs sich zum hegemonialen<br />
Streben aus, in dessen Folge<br />
hun<strong>der</strong>ttausende Menschen ihr Leben o<strong>der</strong><br />
ihre Existenz verloren.<br />
In diesem Jahr wird zum <strong>200.</strong> Male<br />
<strong>der</strong> Opfer <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
gedacht werden. In den Oktobertagen vor<br />
200 Jahren kämpften hier Soldaten fast aller<br />
Nationen des europäischen Kontinents<br />
gegeneinan<strong>der</strong>, heute bestimmt das friedliche<br />
Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> historischen Vereine<br />
aus Europa und Übersee das Bild. Grundgedanke<br />
ist <strong>der</strong> europäische Einigungsprozess<br />
und Kennenlernen <strong>der</strong> einzelnen Nationen<br />
untereinan<strong>der</strong>.<br />
1813 – 2013 Gedenken an die Opfer <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813<br />
Die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> sowie<br />
die Ereignisse des Jahres 1813 stellen für<br />
den Raum <strong>Leipzig</strong> und beson<strong>der</strong>s für den<br />
Landkreis <strong>Leipzig</strong> ein Alleinstellungsmerkmal<br />
dar. Mit <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
neigte sich die Phase <strong>der</strong> französischen<br />
Vorherrschaft in Europa dem Ende zu. In<br />
und um <strong>Leipzig</strong> sammelten sich Truppen<br />
aus ganz Europa, aber auch aus Asien, die<br />
sich in verschiedenen Bündnissen gegenüber<br />
standen. Um Wachau fand die größte<br />
Reiterschlacht <strong>der</strong> Neuzeit statt, die die<br />
militärischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen um<br />
<strong>Leipzig</strong> einleitete.<br />
Festzustellen ist aber, dass die Gedanken<br />
<strong>der</strong> französischen Revolution, getragen und<br />
in Europa von den französischen Truppen<br />
verbreitet, den Grundstein für das mo<strong>der</strong>ne<br />
Europa legten.<br />
Im Jahr 2013 jährt sich das Gedenken<br />
an die Opfer <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> zum <strong>200.</strong><br />
Male. Dieses paneuropäische Ereignis<br />
steht heute im Zeichen <strong>der</strong> Völkerverständigung<br />
und <strong>der</strong> Erinnerung an die Opfer<br />
von Krieg und Gewalt.<br />
In Vorbereitung auf dieses Ereignis sind<br />
seitens des Verbandes Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 e. V. und an<strong>der</strong>er<br />
Vereine eine Vielzahl von Projekten<br />
und Veranstaltungen geplant und sollen im<br />
Gedenkjahr umgesetzt werden.<br />
Die historischen Darstellungen zur <strong>Völkerschlacht</strong><br />
machen Geschichte erlebbar.<br />
Diese Art <strong>der</strong> Beschäftigung mit <strong>der</strong> Geschichte<br />
wird als Reenactment bezeichnet.<br />
Männer, Frauen und Kin<strong>der</strong> – die Reenactors<br />
– schlüpfen in historische Kleidung<br />
und begeben sich mit großer Leidenschaft<br />
auf eine Zeitreise, die 200 Jahre in die Vergangenheit<br />
führt. Sie lassen so Geschichte<br />
wie<strong>der</strong> lebendig werden, bieten dem Besucher<br />
„Geschichte zum Anfassen“. Da<strong>bei</strong><br />
legen die Reenactors großen Wert auf<br />
eine originalgetreue Ausstattung und Darstellung<br />
<strong>der</strong> Ereignisse. Vom Schnitt <strong>der</strong><br />
Kleidung bis hin zum Uniformknopf, vom<br />
Schlafen auf Stroh und Kochen am Feuer<br />
bis zu den allgemeinen Wohn- und Lebensumständen<br />
jener Tage, von <strong>der</strong> Demonstration<br />
alter Berufe bis zur Darstellung eines<br />
Schlachtgeschehens, sollte alles genau<br />
den Gegebenheiten <strong>der</strong> Zeit entsprechen,<br />
die dargestellt werden soll. Da<strong>bei</strong> ergänzen<br />
sich militär- und zivilhistorische Darstellungen<br />
gegenseitig. Im Oktober 2013<br />
werden historische Uniformen aller an <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> beteiligten Nationen das<br />
Bild <strong>Leipzig</strong>s und seiner Umgebung prägen,<br />
Biwakfeuer und Pulverdampf einem<br />
allerorts begegnen. Daneben wird auch die<br />
Darstellung ziviler Aspekte Beachtung finden.<br />
Augenzeugenberichte, ganz gleich ob<br />
von Soldaten, Bauern, Pfarrern o<strong>der</strong> Stadtbewohnern,<br />
werden gewissermaßen zum<br />
Leben erweckt.<br />
Mehr als 6.100 Teilnehmer haben sich<br />
bereits zu den historischen Darstellungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> angemeldet. Die Darsteller<br />
kommen u. a. aus Europa (außer<br />
dem Balkan, <strong>der</strong> damals noch osmanisch<br />
war), aus den USA, aus Kanada, aus<br />
Australien und Russland. Sie werden in<br />
Biwaks, in großen historischen Zeltlagern<br />
untergebracht. Diese Biwaks sind öffentlich<br />
zugänglich und vermitteln ein authentisches<br />
Bild <strong>der</strong> Lebensweise, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> einfachen Soldaten jener Tage. Neben<br />
dem Biwak und <strong>der</strong> großen historischen<br />
Gefechtsdarstellung werden weitere Aktionen<br />
wie Märsche und Gedenkveranstaltungen<br />
stattfinden.<br />
Auch wenn 2013 vielen die Gewehrsalven<br />
und Kanonenschüsse <strong>der</strong> historischen<br />
Gefechtsdarstellung in Erinnerung<br />
bleiben werden, so geht es <strong>bei</strong> allen Veranstaltungen<br />
um weit mehr: Nicht Zwietracht<br />
und Feindschaft o<strong>der</strong> gar Freude am<br />
Kriegsspiel ist die Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer.<br />
Vielmehr begegnen sich in <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er<br />
Region Menschen aus ganz Europa,<br />
um am Lagerfeuer miteinan<strong>der</strong> zu reden,<br />
gemeinsam zu kochen und so von an<strong>der</strong>en<br />
Kulturen zu lernen. An diesen Feuern, in<br />
diesem Biwak lebt das neue, friedliche Europa.<br />
Die gesamten Aktivitäten sind darauf<br />
ausgerichtet, an die blutigen Kämpfe jener<br />
Oktobertage zu erinnern und so vor dem<br />
Vergessen zu bewahren. Erinnern bedeutet<br />
den Opfern gedenken, die Zeitzeugen<br />
aus Stein erhalten, Gedenkstätten pflegen<br />
– aber eben auch Geschichte erlebbar zu<br />
machen.<br />
In Absprache mit <strong>der</strong> Stadt Markkleeberg<br />
werden sich die Biwaks hauptsächlich<br />
im Stadtgebiet von Markkleeberg konzentrieren.<br />
Zwischen Torhaus Dölitz, Torhaus<br />
Markkleeberg und im agra-Park werden<br />
sich die Biwaks <strong>der</strong> Alliierten und die <strong>der</strong><br />
Verbündeten Franzosen und Rheinbundstaaten<br />
befinden.<br />
Die historischen Gefechtsdarstellungen<br />
finden im Bereich <strong>der</strong> Weinteichsenke –<br />
zwischen Markkleeberg-Ost und Wachau<br />
– statt.<br />
Ziel ist es aber, dass 2013 Friedensfeuer<br />
angezündet werden und als Symbol für die<br />
europäische Integration leuchten.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.leipzig1813.com<br />
8 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
1813 eine Bilanz. <strong>Leipzig</strong>s Süden<br />
im Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
Clemens Wilhelm Thieme<br />
Der Schöpfer des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals kam aus <strong>Borna</strong><br />
11<br />
Vortragsreihe<br />
04.09.2013, 18:00 - 19:30 Uhr<br />
„Denk ich an die <strong>Völkerschlacht</strong> ... – ein<br />
Streifzug durch die Erinnerung(skultur)“<br />
Vortrag von Michél Kothe (Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Verbandes Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 e.V.)<br />
Ort: Bürgerhaus „Goldener Stern“<br />
<strong>Borna</strong><br />
07.09.2013, 14:00 - 15:30 Uhr<br />
„Das Jahr 1813 in <strong>Borna</strong> und was die<br />
Akten darüber sagen“<br />
Vortrag von Gert Schreiber (Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Geschichtsvereins <strong>Borna</strong> e.V.)<br />
Ort: Museum <strong>der</strong> Stadt <strong>Borna</strong><br />
15.10.2013, 18:00 - 19:30 Uhr<br />
„Die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“<br />
Vortrag von Prof. em. Dr. Hans-Ulrich<br />
Thamer (Universität Münster)<br />
Ort: Bürgerhaus „Goldener Stern“<br />
<strong>Borna</strong><br />
Bis zum Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
galt die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> als die<br />
größte Feldschlacht <strong>der</strong> Geschichte. „Bei<br />
<strong>Leipzig</strong>“ meint zahlreiche Orte des <strong>Leipzig</strong>er<br />
Südraums, welche <strong>der</strong>en Vor- und<br />
Nachwehen erlebten. Da von <strong>Leipzig</strong> Wege<br />
in alle Himmelsrichtungen abzweigen, ist<br />
es ein logistisch und strategisch äußerst<br />
wichtiger Punkt. Beabsichtigte man das gesamte<br />
Gebiet zu halten, musste man <strong>Leipzig</strong><br />
halten. Dies strebte auch Napoleon an,<br />
<strong>der</strong> zunächst die Elblinie – als natürliche<br />
Grenze – sichern wollte. Doch seine Gegner<br />
überschritten diese Linie im Süden und<br />
Norden, so dass Napoleon eine Einkreisung<br />
befürchtete. Um nun also die Wege nach<br />
Westen offen zu halten, musste er sich<br />
nach <strong>Leipzig</strong> zurückziehen. In solch einer<br />
Lage – am Verkehrsknotenpunkt überregional<br />
wichtiger Fernhandelswege – befindet<br />
sich auch <strong>Borna</strong>. Unter an<strong>der</strong>em an <strong>der</strong> via<br />
regia, <strong>der</strong> Reichsstraße, jener Nord-Süd-<br />
Achse die von Rom über Altenburg, <strong>Borna</strong>,<br />
<strong>Leipzig</strong> bis Stockholm führte. Aufgrund<br />
dieser Tatsache wurde <strong>Borna</strong> sowie dessen<br />
Umland immer wie<strong>der</strong> zur Bühne diverser<br />
kriegerischer Aktionen und erlebte auch im<br />
Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> ereignisreiche Tage.<br />
Von eben diesem Südraum berichtet die<br />
Ausstellung „1813 eine Bilanz. <strong>Leipzig</strong>s<br />
Süden im Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>“, welche<br />
noch bis zum 10. November im Museum<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Borna</strong> zu sehen ist. Das Museum<br />
legt das Jahr 1813 unter die Lupe und<br />
beleuchtet die verschiedensten Ereignisse,<br />
Wirren und Auswirkungen im Südraum<br />
<strong>Leipzig</strong>s zwischen <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen<br />
und <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>. Eine Frage<br />
schwebt da<strong>bei</strong> vorherrschend im Raum:<br />
Was bleibt letztlich 200 Jahre nach diesen<br />
Ereignissen? Zur Beantwortung <strong>der</strong> Frage<br />
werden den Besuchern verschiedene „Stolpersteine“<br />
in den Weg gelegt, um ihnen<br />
immer wie<strong>der</strong> einen Bezug zur Gegenwart<br />
anzubieten. So flankieren allgemeine Themen<br />
rund um die <strong>Völkerschlacht</strong> den Kern<br />
<strong>der</strong> Ausstellung: den Südraum <strong>Leipzig</strong>s.<br />
Sogenannte „Nachrichten aus dem Landkreis“<br />
lotsen den Besucher in den Süden<br />
nach Beucha, Frohburg, Rötha, Pegau,<br />
Groitzsch bis Seifertshain und zeigen ihm<br />
zahlreiche Episoden und faszinierende Objekte<br />
aus dem Jahr 1813. Unter an<strong>der</strong>em<br />
ein Feldlazarettbesteck aus Frohburg, Münzen<br />
aus ganz Europa, Munition, Waffen und<br />
Uniformen, aber auch Objekte <strong>der</strong> Erinnerungskultur.<br />
Ein digitales Stadtmodell <strong>der</strong> <strong>Borna</strong>er<br />
Innenstadt um 1813 veranschaulicht dem<br />
Besucher die Situation in <strong>der</strong> Stadt. Beeindruckende<br />
Wandbil<strong>der</strong> im Comicstil des<br />
Künstlers André Martini bringen markant<br />
mo<strong>der</strong>ne Motive in die Ausstellung und ermöglichen<br />
ein Verständnis für die Thematik<br />
jenseits <strong>der</strong> Textebene.<br />
Zusätzlich zur Ausstellung steht für Jung<br />
und Alt ein „Spiel- und Aktionszimmer“ mit<br />
Spielen aus <strong>der</strong> Zeit um 1800 zur Verfügung,<br />
die gern auch getestet werden können.<br />
Marie Breinl,<br />
Museum <strong>Borna</strong><br />
Clemens Wilhelm Thieme wurde am 13.<br />
Mai 1861 in <strong>der</strong> Roßmarktschen Straße 5<br />
geboren. Sein Vater, Wilhelm Julius Thieme,<br />
diente ab 1850 im 3. Reiterregiment<br />
(später Karabinierregiment). 1857 erhielt<br />
er das Bürgerecht in <strong>Borna</strong>, ließ sich als<br />
Schnei<strong>der</strong>meister nie<strong>der</strong> und wurde 1859<br />
in <strong>der</strong> Stadtkirche St. Marien mit Frie<strong>der</strong>ike<br />
geb. Wallner getraut. Clemens, dem ersten<br />
gemeinsamen Kind, folgten bis 1865 drei<br />
Töchter. Am Haus Roßmarktsche Straße<br />
13, in dem die Familie ab 1863 wohnte,<br />
befindet sich eine Gedenktafel an Clemens<br />
Thieme. Carl Seffner, <strong>der</strong> seit frühester Jugend<br />
mit Thieme befreundet war, hat sie<br />
gestaltet. Er hatte Bildhauer werden können,<br />
weil Thiemes Vater sich 1876 diesem<br />
Berufswunsch seines Sohnes entgegengestellt<br />
hatte. Ein Jahr darauf starb <strong>der</strong> Vater,<br />
<strong>der</strong> Siebzehnjährige wurde zum Familienernährer<br />
für Mutter und Geschwister.<br />
Dennoch fand <strong>der</strong> junge Mann durch harte<br />
Ar<strong>bei</strong>t und Fleiß Wege seinen Wunschtraum<br />
zu leben. Nach <strong>der</strong> Maurerlehre begann<br />
er eine Ausbildung zum Bautechniker,<br />
die er 1881 erfolgreich abschließen konnte.<br />
Clemens Thieme ar<strong>bei</strong>tete in seinem<br />
Beruf, nur abends und in den fürs Baugewerbe<br />
schlechten Wintermonaten konnte<br />
er studieren. Trotzdem legte er 1883 das<br />
Baumeisterexamen ab, gründete 1885 mit<br />
einem an<strong>der</strong>en Baumeister eine Nie<strong>der</strong>lassung,<br />
studierte in Dresden am Polytechnikum<br />
Hochbau und wurde 1887 Architekt.<br />
Bereits im folgenden Jahr hatte er ein eigenes<br />
Architekturbüro und eine eigene Firma<br />
gegründet. 1888 wurde Clemens Thieme<br />
in die <strong>Leipzig</strong>er Freimaurerloge Apollo aufgenommen.<br />
In einer Sitzung des „Vereins<br />
für Geschichte <strong>Leipzig</strong>“, dessen Mitglied<br />
er 1892 geworden war, übernahm <strong>der</strong> junge<br />
Mann die Verpflichtung zur Errichtung<br />
eines Denkmals an die <strong>Völkerschlacht</strong>.<br />
Trotz aller vorher gescheiterten Versuche<br />
war er bereit, dieser großen Aufgabe sein<br />
Leben zu widmen – mit seinem Vermögen<br />
dafür einzustehen, auf die eigene Firma<br />
und eine eigene Familie zu verzichten. Mit<br />
Unterstützung seiner Freimaurerfreunde<br />
wurde 1894 mit Thieme als Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> „Deutsche Patriotenbund zur Errichtung<br />
eines <strong>Völkerschlacht</strong>-National-Denkmals<br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“ gegründet. Dessen Ziel bestand<br />
darin, das ganze deutsche Volk für das Vorhaben<br />
zu gewinnen und die Finanzierung<br />
sicherzustellen. Im Deutschland des ausgehenden<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts herrschte<br />
<strong>bei</strong>m Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong><br />
keinesfalls Einigkeit.<br />
Die deutschen Staaten hatten<br />
sich in den napoleonischen<br />
Kriegen teilweise als Feinde<br />
gegenübergestanden, so<br />
war <strong>der</strong> sächsische König<br />
zur <strong>Völkerschlacht</strong><br />
noch mit Napoleon<br />
verbündet. Nach vielen<br />
Jahren immenser<br />
Ar<strong>bei</strong>t konnte <strong>der</strong> fertige<br />
Denkmalbau am<br />
18. Oktober 1913 im<br />
Beisein des deutschen<br />
Kaisers, des sächsischen<br />
Königs und Vertretern aller<br />
1813 siegreichen Nationen<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert<br />
werden. Clemens Thieme<br />
bezeichnete ihn in seiner<br />
Einweihungsrede als: „Gewaltiger<br />
Zeiten gewaltiges<br />
Zeichen! – den gefallenen<br />
Helden ein Ehrenmal., –<br />
dem deutschen Volk ein<br />
Ruhmesmal, – kommenden<br />
Geschlechtern ein Mahn-<br />
zeichen!“ Es war nicht nur in bildplastischer<br />
und architektonischer Hinsicht ein<br />
äußerst bemerkenswertes Bauwerk, auch<br />
technische Neuerungen wurden <strong>bei</strong> seiner<br />
Errichtung angewendet. Mehr über Leben<br />
und Werk des viel geehrten Thieme – 1913<br />
wurde er Ehrenbürger <strong>Leipzig</strong>s und 1938<br />
auch in seiner Heimatstadt <strong>Borna</strong> – erfahren<br />
Sie bis zum 11. November diesen<br />
Jahres auch in einer kleinen Ausstellung im<br />
Museum <strong>Borna</strong>.<br />
Gabriele Kämpfner,<br />
Museum <strong>Borna</strong><br />
Clemens Thieme vor dem<br />
<strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />
Gedenktafel<br />
(Foto: Annelie Möschke)<br />
10 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
13<br />
Auszüge aus <strong>der</strong> Son<strong>der</strong><strong>bei</strong>lage<br />
<strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Neuesten Nachrichten zur<br />
Weihe des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals 1913<br />
12 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
15<br />
Ein Grab am Waldesrande<br />
Wer war Jussuf, <strong>der</strong> Sohn des Mustapha?<br />
Auf halbem Weg, zwischen Beucha<br />
und Steinbach, unweit des Weilers Kleinbeucha,<br />
liegt auf einer zirka 163,5 m hohen<br />
bewaldeten Anhöhe ein Grab, welches<br />
an ein nicht alltägliches Ereignis des Jahres<br />
1813 erinnert. Hier wurde im Spätsommer<br />
1813 ein Muslim bestattet. Das Grab ist<br />
ein kleiner zirka 4 m langer und 2 m breiter<br />
Hügel, an dessen Kopf- und Fußende<br />
zwei Grabsteine aus Sandstein aufgestellt<br />
sind und die einem Sattel ähneln. Noch um<br />
1980 waren Textreste in arabischer Schrift<br />
zu erkennen, die besagten: „1813 – Jussuph,<br />
<strong>der</strong> Sohn des Mustapha, <strong>der</strong> Großmütige<br />
und Tapfere“ und „Nichts ist gut<br />
außer Gott und Muhammed <strong>der</strong> Prophet<br />
Gottes“<br />
In Vorbereitung auf die <strong>200.</strong> Wie<strong>der</strong>kehr<br />
des historisch bedeutsamen Jahres 1813<br />
wurde von 2011 bis 2013 das Tatarengrab<br />
neu gestaltet und am 2. Oktober 2012 <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit übergeben. Das Beson<strong>der</strong>e<br />
an diesem Denkmal ist die Tatsache, dass<br />
die Bürger von Beucha – also Christen –<br />
das Grab und das Andenken an einen Muslim<br />
200 Jahre lang über alle ethnischen<br />
und religiösen Grenzen hinweg bewahren,<br />
betreuen und pflegen. Dies auch als Mahnung<br />
an alle, die religiösen Hass und Krieg<br />
im Namen des Glaubens predigen.<br />
Nach Augenzeugenberichten war 1813<br />
ein Kosakenhetmann auf dem Beuchaer<br />
Rittergut einquartiert worden. Großes Aufsehen<br />
riefen <strong>bei</strong> den Dorfbewohnern die<br />
vielen mitgeführten seidenen Betten bzw.<br />
Kissen sowie seine 10 prächtigen Pferde<br />
hervor. Da <strong>der</strong> Offizier an Typhus (damals<br />
Tatarische Teilnehmer des Symposiums<br />
am Tatarengrab<br />
Schon seit Jahren organisiert im Oktober<br />
eines jeden Jahres <strong>der</strong> Stadt- und Heimatverein<br />
Rötha einen Patrouillenritt. Dieser<br />
hat seinen festen Platz in den Darstellungen<br />
bezüglich <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> gefunden.<br />
Er erinnert an ein scheinbar nebensächliches<br />
Ereignis während dieser Tage,<br />
welches aber letztendlich zum siegreichen<br />
Ausgang <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong>getragen<br />
hat.<br />
Am 17. Oktober fiel die Entscheidung<br />
über die Weiterführung <strong>der</strong> Kampfhandlungen<br />
am 18. Oktober. Schwarzenberg<br />
wurde beauftragt, einen genau abgestimmten<br />
Angriffsplan aller verbündeten Armeen<br />
zu erar<strong>bei</strong>ten und diesen zuzustellen. Freiwillig<br />
übernahm <strong>der</strong> ungarische Rittmeister<br />
Graf Istvan Széchenyi diesen verantwortungsvollen<br />
Auftrag.<br />
Am 17. Oktober gegen 21:00 Uhr startete<br />
er sein waghalsiges Unternehmen in<br />
Rötha und überbrachte den Angriffsbefehl<br />
an alle verbündeten Armeebefehlshaber. Er<br />
muss wie ein Teufel geritten sein, denn am<br />
Morgen des 18. Oktober konnte er Schwarzenberg<br />
die erfolgreiche Durchführung des<br />
Auftrags melden, obwohl sich die Übergabe<br />
des Befehls an Bernadotte, dem schwedischen<br />
Thronfolger schwierig gestaltet<br />
hatte. Doch am 18. Oktober 1813 gegen<br />
8:00 Uhr erhält er in Breitenfeld auch von<br />
Bernadotte die bestätigende Unterschrift<br />
bezüglich des Erhalts. Für diesen erfolgreichen<br />
Ritt wurde er zum Kapitän beförsprach<br />
man auch von Lazarettfieber) erkrankte,<br />
wurde er wegen <strong>der</strong> Gefahr einer<br />
Ansteckung in ein abgelegenes Gehöft<br />
gebracht, wo ihn sein Leibdiener und <strong>der</strong><br />
Schulmeister, Christian Gottlieb Winkler,<br />
bis zum Tode pflegten. Sein letzter Wunsch<br />
war gewesen, an einer Stelle begraben<br />
zu werden, an <strong>der</strong> man seine Ruhe nicht<br />
störte. So hoben die Beuchaer Bauern sein<br />
Grab auf obengenannter Anhöhe <strong>bei</strong> den<br />
Lämmerbirken aus und er soll – in das grüne<br />
Tuch des Propheten Mohammed gehüllt<br />
– auf seinem Pferd sitzend, begraben worden<br />
sein.<br />
Dann sollen Franzosen am 10. Oktober<br />
da<strong>bei</strong> gewesen sein, das Grab zu schänden<br />
und zu zerstören. Der mit einer mosaikartigen<br />
Verzierung versehene Grabhügel sei<br />
bereits zerstört gewesen, da seien sie von<br />
den anrückenden Verbündeten vertrieben<br />
worden. Diese Darstellung passt gut zu<br />
dem Ablauf <strong>der</strong> Kampfhandlungen jener<br />
Tage.<br />
Noch 25 Jahre lang, so die Überlieferung,<br />
haben Verwandte des Yussuf das<br />
Grab gepflegt und die zwei Grabsteine mit<br />
den Inschriften gesetzt. Und bis heute ist es<br />
für die Beuchaer selbstverständlich die Erinnerung<br />
an Yussuf wach zu halten und das<br />
Grab zu pflegen. Noch 1963 konnte man<br />
die in lateinischen Buchstaben geschriebenen<br />
Worte ‚1813 – Roku Wachschef‘ auf<br />
<strong>der</strong> einen Grabplatte entziffern.<br />
Parallel zur Restaurierung des Tatarengrabes<br />
versuchen Mitglie<strong>der</strong> des Heimatvereins<br />
des <strong>Borna</strong>er Landes das Geheimnis um<br />
das Grab und Yussuf zu lüften. Bisher kann<br />
festgehalten werden: Yussuf war <strong>der</strong> Sohn<br />
eines Mustapha: „Roku“ – ein polnisch-litauisches<br />
Wort – steht für Jahr und bezieht<br />
sich auf 1813, die Grablege entspricht mohammedanischen<br />
Traditionen, Yussuf war<br />
zum Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> schon<br />
tot. Aus den Überlieferungen geht weiterhin<br />
hervor, dass das Grab, wahrscheinlich<br />
1913 und 1938, restauriert worden ist.<br />
Am Samstag den 6. April 2013 führte<br />
<strong>der</strong> Heimatverein ein internationales Symposium<br />
und einen Jugend-Workshop in<br />
<strong>Borna</strong> durch. In Auswertung <strong>der</strong> Tagung<br />
wird festgehalten: Der tatarische Offizier<br />
Jussuf mit seiner Einheit muss nicht unbedingt<br />
ein Angehöriger <strong>der</strong> russischen<br />
Armee gewesen sein. Tatarische Reiter aus<br />
Polen-Litauen waren sowohl in <strong>der</strong> Napoleonischen<br />
Armee als auch in den Armeen<br />
<strong>der</strong> Alliierten zu finden. Schon seit <strong>der</strong> polnisch-sächsischen<br />
Doppelmonarchie August<br />
des Starken dienten in <strong>der</strong> sächsischen<br />
Armee Tataren.<br />
Friedrich II. von Preußen wollte 1761 mit<br />
dem Krimchanat ein militärisches Bündnis<br />
gegen Russland abschließen und um 1800<br />
dienten einige tausend muslimische Tataren<br />
in <strong>der</strong> preußischen Armee.<br />
Da die Angehörigen Yussufs noch 25<br />
Jahre lang sein Grab gepflegt haben und<br />
das Wort „roku“ polnisch-litauische Wurzeln<br />
hat, kann geschlossen werden, dass es<br />
sich <strong>bei</strong> „Yussuf“ um einen „Lipka-Tataren“<br />
gehandelt hat, da „Roku“ <strong>bei</strong> den Tataren<br />
an <strong>der</strong> Wolga und auf <strong>der</strong> Krim unbekannt<br />
ist. Lipka-Tataren sind noch heute in Polen,<br />
Litauen, <strong>der</strong> Ukraine und Weißrussland<br />
eine ethnische Min<strong>der</strong>heit.<br />
Nicht auszuschließen ist die These, dass<br />
diese Tataren als Angehörige <strong>der</strong> polnischen<br />
Legion unter Poniatowski gekämpft haben,<br />
da nach <strong>der</strong> Teilung Polens große Gebiete<br />
Litauens und Polens an Russland gefallen<br />
waren.<br />
Doch weitere Fragen bleiben offen: Wer<br />
war <strong>der</strong> Steinmetz, <strong>der</strong> damals fähig war,<br />
die Grabinschriften in arabischer Schrift<br />
anzufertigen? Wer übersetzte sie dann ins<br />
Deutsche?<br />
Ebenso bleiben einige Vermutungen. Für<br />
den Aufenthalt Yussufs in Beucha könnte<br />
ein Zeitraum zwischen März und Mitte September<br />
1813 in Frage kommen. Mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit kann ausgeschlossen<br />
werden, dass Yussuf ein Russe o<strong>der</strong> ein<br />
Kosak war. Ob es sich <strong>bei</strong> Yussuf um einen<br />
Angehörigen einer baschkirischen Einheit<br />
in <strong>der</strong> russischen Armee handelt, ist nicht<br />
auszuschließen. Da jedoch die bekannten<br />
Beschreibungen von baschkirischen Kriegern<br />
bezüglich Aussehen und Bekleidung<br />
aus dem Jahr 1813 sehr genau sind,<br />
muss davon ausgegangen werden, dass<br />
<strong>der</strong> Name „Tatarengrab“ ursächlich ist,<br />
denn sonst hätte man von jeher von einem<br />
„Baschkirengrab“ gesprochen.<br />
Trotzdem bleibt noch vieles offen: Woher<br />
kam Yussuf? Kam er aus Mittelasien, Polen,<br />
Litauen, Weißrussland o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>en<br />
Land? Wer war Yussuf? Ein Baschkirische,<br />
Tatar, Kosake o<strong>der</strong> gehörte er einer an<strong>der</strong>en<br />
Nationalität an? Welchen Rang besaß Yussuf?<br />
Diente er in <strong>der</strong> russischen, österreichischen,<br />
preußischen o<strong>der</strong> gar französischen<br />
Armee?<br />
Helmut Hentschel<br />
Der Röthaer Patrouillenritt<br />
des Rittmeisters Graf Istvan Széchenyi<br />
<strong>der</strong>t. Doch eine weitere Karriere in <strong>der</strong> Armee<br />
blieb ihm versagt und er nahm 1827<br />
seinen Abschied.<br />
Nun wandte er sich <strong>der</strong> Politik zu. Er<br />
wurde ein gemäßigt-liberaler Vorkämpfer<br />
<strong>der</strong> bürgerlich-demokratischen und wirtschaftlichen<br />
Umgestaltung Ungarns. 1825<br />
war er Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ungarischen Akademie<br />
<strong>der</strong> Wissenschaften. 1818 engagierte<br />
er sich für Vereinigung von Buda und<br />
Pest zu Budapest, was dann auch 1839<br />
geschah. Auch die „Széchenyi-lánchíd<br />
(Kettenbrücke)“, die älteste Brücke über<br />
die Donau, trägt seinen Namen. Viele<br />
weitere Aktivitäten, wie die Gründung <strong>der</strong><br />
Handelsbank, die Donau- und Theis-Regulierung,<br />
die Belebung von Wirtschaft<br />
und Kultur sind sein Verdienst. Doch man<br />
warf ihm auch Konservatismus und Loyalität<br />
zum Hause Habsburg vor. Er wurde<br />
bespitzelt und seine Wohnung durchsucht.<br />
Seine letzte Tagebucheintragung vom 22.<br />
März 1860 lautet „Sie werden mich zum<br />
Tode quälen. Ich muss mich dem entziehen.“<br />
Am 8. April wurde <strong>der</strong> „größte Ungar“,<br />
wie ihn sein bekannter Zeitgenosse<br />
und Gegenpart Lajos Kossuth nannte, tot<br />
aufgefunden.<br />
In <strong>der</strong> sozialistischen ungarischen Geschichtsschreibung<br />
wurde Széchenyi weitgehend<br />
übergangen. Doch seine schon<br />
1978 erschienenen Tagebücher waren im<br />
Nu vergriffen.<br />
Helmut Hentschel<br />
Die Széchenyi-lánchíd (Kettenbrücke) in Budapest, benannt nach dem Rittmeister<br />
Kunstvolle Einrichtung<br />
in exemplarischer Auswahl<br />
Eine Ausstellung in Rötha <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
erinnert ab dem 8. September 2013<br />
an das Hauptquartier <strong>der</strong> Alliierten<br />
während <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
Das 1938 museal hergerichtete Verbündetenzimmer,<br />
Ort <strong>der</strong> Entscheidungen<br />
<strong>der</strong> alliierten Kräfte während<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>, soll im Erinnerungsort<br />
ausgestellt werden.<br />
„Bereits zum 100. <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> im Jahr 1913 wurde<br />
das Zimmer durch die Schlossbesitzer,<br />
Familie von Friesen, mit einer Neueinrichtung<br />
unter Einbeziehung zahlreicher<br />
originaler Stücke aus <strong>der</strong> Napoleonzeit<br />
als Erinnerungsort an das Hauptquartier<br />
in Rötha manifestiert“, erklärt<br />
Dr. Sabine Schnei<strong>der</strong>, Kuratorin <strong>der</strong><br />
Ausstellung. Mit <strong>der</strong> Enteignung <strong>der</strong> von<br />
Friesens blieb <strong>der</strong> Ausstellungscharakter<br />
des Verbündetenzimmers zunächst<br />
noch erhalten, bis das Schloss 1969<br />
gesprengt wurde. Das Interieur – das<br />
gesamte Mobiliar, wandfester Dekor<br />
sowie die künstlerische Ausstattung –<br />
konnte durch Auslagerungen gerettet<br />
werden: „Teile wurden im Burgmuseum<br />
Gnandstein <strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert,<br />
<strong>der</strong> Hauptteil jedoch verschwand<br />
in Archiven“, weiß die Kuratorin.<br />
In <strong>der</strong> Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA<br />
– Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />
kann nun die kunstvolle Einrichtung des<br />
Verbündetenzimmers in einer exemplarischen<br />
Auswahl erstmals wie<strong>der</strong><br />
zusammengeführt werden. Gezeigt<br />
werden neben zahlreichen Möbelstücken<br />
unter an<strong>der</strong>em ein Faksimile <strong>der</strong><br />
Or<strong>der</strong> Kaiser Franz I., die wertvolle Friesensche<br />
Bibliothek zu schonen sowie<br />
kostbare Bücher aus <strong>der</strong> damaligen<br />
Bibliothek. (Fortsetzung Seite 14)<br />
14 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
1813 – Die Tage von Rötha<br />
Die geheimen Beratungen im Schloss Rötha<br />
17<br />
Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA –<br />
Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“ in<br />
<strong>der</strong> Patronatsstube <strong>der</strong> Marienkirche<br />
in Rötha zeigt u.a. Kunstgegenstände<br />
aus dem sogenannten „Verbündetenzimmer“<br />
Ermöglicht wird die Ausstellung<br />
durch einen Leihvertrag, den <strong>der</strong> Erbe<br />
Heinrich Freiherr von Friesen mit dem<br />
För<strong>der</strong>verein Rötha – Gestern. Heute.<br />
Morgen. e. V. am 21. Februar 2012<br />
geschlossen hatte.<br />
Die Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung wird<br />
anlässlich des Tags des offenen<br />
Denkmals am 8. September 2013 im<br />
Beisein <strong>der</strong> sächsischen Staatsministerin<br />
für Soziales und Verbraucherschutz<br />
Christine Clauß erfolgen. „Die Ausstellung<br />
soll voraussichtlich bis 2017 in<br />
<strong>der</strong> Patronatsstube im Nordanbau <strong>der</strong><br />
Marienkirche in Rötha gezeigt werden,<br />
die als einziger noch authentischer<br />
Ort <strong>der</strong> Adelsfamilie von Friesen gilt“,<br />
erklärt Walter-Christian Steinbach,<br />
Vorstand des För<strong>der</strong>vereins Rötha.<br />
„Auf Dauer ist die Errichtung eines<br />
Gedenk- und Erinnerungsortes Schloss<br />
Rötha am ehemaligen Standort des<br />
Schlosses vorgesehen, dessen zentraler<br />
Bestandteil die Ausstellung des Verbündetenzimmers<br />
und die Präsentation<br />
<strong>der</strong> von Friesenschen Bibliothek sein<br />
wird“, so Steinbach. Ein von <strong>der</strong> Kulturund<br />
Umweltstiftung <strong>der</strong> Sparkasse<br />
unterstützter Architekturwettbewerb<br />
„Zukunft durch Erinnerung“ zur Gestaltung<br />
des Gedenkpavillons war im Juni<br />
2013 beendet und seine Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt worden.<br />
PM<br />
u. a. Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg<br />
(Gemälde von Johann Peter Krafft)<br />
Repro Stadtgeschichtliches Museum<br />
<strong>Leipzig</strong><br />
Jedes Jahr im Oktober erinnern Traditionsverbände<br />
mit ihren Kampfdarstellungen<br />
an die napoleonischen Kriege und die <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>. Daneben gibt es<br />
auch Vereine und Interessengruppen, die<br />
durch ihre intensive Forschungsar<strong>bei</strong>t dazu<br />
<strong>bei</strong>tragen, die regionalen Ereignisse während<br />
dieser Zeit aufzuar<strong>bei</strong>ten. In Rötha<br />
sind dies <strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein sowie <strong>der</strong> Stadtund<br />
Heimatverein. Ihr Ziel ist es, die zentrale<br />
Bedeutung von Schloss und Stadt<br />
Rötha im Jahr 1813 zu erforschen.<br />
Schon im Vorfeld <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong><br />
Großgörschen wurden in und um Rötha<br />
Streitkräfte <strong>der</strong> Alliierten aktiv. Am 30.<br />
April berieten die Oberbefehlshaber <strong>der</strong><br />
verbündeten Armeen – Wittgenstein und<br />
Blücher – im Schloss. Blücher plante hier<br />
sein Hauptquartier aufzuschlagen, da zwischen<br />
Rötha und Zwenkau ca. 40.000<br />
Mann Infanterie, 8.800 Mann Kavallerie<br />
und 180 Geschütze aufmarschiert waren.<br />
Doch dazu kam es nicht. Dann am<br />
Abend des 2. Mai überbrachte ein Kurier<br />
dem Kommandanten des in Rötha zurückgebliebenen<br />
Blücher‘schen Troß den Befehl,<br />
sich zurückzuziehen. König Friedrich<br />
Wilhelm III. von Preußen kam immer mit<br />
seinen <strong>bei</strong>den Söhnen. Den Einwohnern<br />
versicherten die Preußen, dass die Russen<br />
weiterkämpften und sie nur eine Umgruppierung<br />
durchführen. Doch in Wahrheit<br />
war es eine ungeordnete Flucht. Danach<br />
war Ruhe bis Ende August. Dann bezog<br />
<strong>der</strong> Marschall Lefébvre-Desnouettes mit<br />
6.500 Mann Kavallerie, 1.500 Infanteristen<br />
und 8 Geschützen Stellung in Rötha.<br />
Lefébvre wohnte im Schloss, während seine<br />
Einheiten hinter dem heutigen Rosental<br />
ihr Basislager hatten. Um den 12. Oktober<br />
zeichnete sich ab, dass Schloss und<br />
Stadt Rötha zum „strategischen Zentrum“<br />
<strong>der</strong> bevorstehenden Schlacht werden. Hier<br />
trafen sich Kaiser Franz I. von Österreich,<br />
Zar Alexan<strong>der</strong> I. von Russland und König<br />
Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu Beratungen<br />
mit ihren Generälen, Diplomaten<br />
und Gesandten Europas. Während Franz I.<br />
und Alexan<strong>der</strong> I. im Schloss wohnten, blieb<br />
Friedrich Wilhelm III. in Magdeborn-Gruna.<br />
Von den weiteren Persönlichkeiten, die<br />
in Rötha nachweisbar sind, bzw. zeitweilig<br />
Quartier bezogen hatten, sind zu nennen:<br />
<strong>der</strong> Oberbefehlshaber <strong>der</strong> Alliierten<br />
Fürst Schwarzenberg; Fürst Repnin, <strong>der</strong><br />
nach <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> Generalgouverneur<br />
in Sachsen wurde; <strong>der</strong> persönliche<br />
Adjutant des Zaren Fürst Woronzow, später<br />
Befehlshaber <strong>der</strong> russischen Streitkräfte<br />
in Wellingtons Armee; die schwedischen<br />
Grafen Löwenhielm; Fürst Anton Heinrich<br />
Radziwill, polnischer und preußischer Politiker,<br />
während des Wiener Kongresses persönlicher<br />
Berater des Zaren; <strong>der</strong> Staatsrat<br />
Anstetten – er gehörte zum engen Beraterkreis<br />
des Zaren, unterschrieb das Traktat<br />
von Kalisch und nahm am Wiener Kongress<br />
teil; <strong>der</strong> britische General Cathcart,<br />
Diplomat und Gesandter <strong>bei</strong> Alexan<strong>der</strong><br />
I.; Fürst Barclay de Tolly, (Kriegsminister<br />
und Kommandeur <strong>der</strong> Ersten Armee);<br />
Wilhelm von Humboldt, Beauftragter des<br />
Königs von Preußen; Graf Cancrin, Generalproviantmeister<br />
<strong>der</strong> russischen Armee<br />
und natürlich Metternich österreichischer<br />
Außenminister, <strong>der</strong> seit dem Frühjahr eine<br />
politische Schlüsselfunktion innehatte.<br />
Am späten Nachmittag des 17. Oktober<br />
1813 kommt es im Schloss Rötha zu<br />
<strong>der</strong> denkwürdigen Geheimberatung, die<br />
über die weiteren Geschicke Europas entschied.<br />
Dass es sich um eine Geheimberatung<br />
gehandelt haben muss, lassen die<br />
umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen in<br />
und um das Schloss erkennen. Über Inhalt<br />
und Bedeutung <strong>der</strong> Beratung gibt es nur<br />
wenige Verlautbarungen und es können nur<br />
Vermutungen angestellt werden. Auf jeden<br />
Fall ging es um das Waffenstillstandsangebot<br />
Napoleons und die Weiterführung des<br />
Kampfes.<br />
Der damalige Friesensche Hofgärtner<br />
Klein, <strong>der</strong> die russische und wahrscheinlich<br />
auch französische Sprache beherrschte,<br />
überliefert uns die folgenden Episoden<br />
und Geschichten:<br />
Mitte April hatte <strong>der</strong> Artillerieoberst Liebstein<br />
und seine Einheit in Rötha Quartier<br />
bezogen. Wie zu erwarten, kam es auch<br />
zu Reibereien zwischen den Soldaten und<br />
Röthaer Bürgern wie aus einem Protokoll<br />
ersichtlich wird: Am 14. April hatte <strong>der</strong><br />
Glaser Schlenzig den <strong>bei</strong> ihm im Quartier<br />
liegenden Soldaten geprügelt, wofür er totgeschossen<br />
werden sollte. Schlenzig kann<br />
entfliehen. Darum soll sein Haus demoliert<br />
werden. Da Schlenzig sich selbst stellt wird<br />
die Strafe dahin gemil<strong>der</strong>t, dass er an den<br />
Pranger gestellt und mit Ruthen gepeitscht<br />
werden sollte. Auf vieles Bitten <strong>der</strong> Röthaer<br />
Bürger wurde seine Strafe dahingehend gemil<strong>der</strong>t,<br />
dass ihn Oberst Liebstein nur eine<br />
Ohrfeige gab.<br />
Über Kaiser Franz I schreibt er: „… Er<br />
schritt wie ein guter Vater unter seinen Kin<strong>der</strong>n<br />
hier im Schlosse und Garten umher.<br />
Fern vom Getümmel <strong>der</strong> Schlacht, fragte er<br />
nach allem was fragens nur einigermaßen<br />
wert war. Als er die mit <strong>der</strong> Zeit etwas unansehnlich<br />
gewordene Gartenmauer sah,<br />
for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Kaiser mich scherzend auf,<br />
ihn in Schönbrunn zu besuchen. ‚… Komm<br />
halter mal nach Wien, da will ich dir in<br />
Schönbrunn meine Mauer zeigen.‘“<br />
An<strong>der</strong>s seine Charakterisierung des russischen<br />
Zaren. Er schil<strong>der</strong>t ihn als bedeutende,<br />
resolute Persönlichkeit. Wenn er<br />
kam, wurden oben im Saale die Karten<br />
ausgebreitet, um die die Generalität herum<br />
stand. Es wurde gefragt, geraten und <strong>der</strong><br />
keinen Wi<strong>der</strong>spruch duldende Kaiser behielt<br />
sich die letzte Entscheidung vor, auch<br />
wenn diese folgenschwer war. Für einen<br />
Kaiser konnte eben <strong>der</strong> „Blutzoll“ nicht<br />
hoch genug sein, wie einer seiner Generäle<br />
bestätigte.<br />
Ob sich nun die folgende Geschichte so<br />
zugetragen hat, ist zu hinterfragen: Mutter<br />
Schirmer stand kurz vor einer Entbindung.<br />
Ihr Haus, welches unweit des Schlosses<br />
stand, war mit Einquartierungen überfüllt.<br />
Sie wurde von rohen Russen grausam behandelt<br />
und die hohe Treppe hinuntergestürzt.<br />
Es war ein Wun<strong>der</strong>, dass ihr nichts<br />
Schlimmes geschah. Sie erhebt sich und<br />
läuft ins Schloss und verlangt den gerade<br />
anwesenden Kaiser, wird aber nicht vorgelassen.<br />
Sie lässt sich nicht abweisen und<br />
schließlich lässt sie <strong>der</strong> Kaiser doch vor.<br />
Dieser hört sie an und verspricht ihr Gerechtigkeit<br />
wi<strong>der</strong>fahren zu lassen. So beruhigt<br />
entlässt sie Alexan<strong>der</strong> I. Er verurteilt<br />
den Übeltäter zur Knute und befielt, das<br />
Urteil sofort zu vollstrecken. Dies sieht die<br />
Schirmerin und ist entsetzt, denn sie hört,<br />
dass <strong>der</strong> Delinquent zu Tode gepeitscht<br />
werden soll. Laut schreiend bittet sie um<br />
Gnade für ihren Übeltäter, die ihr gewährt<br />
wird. Die einquartierten Russen verlassen<br />
ihre Wohnung und ein schwer verwundeter<br />
russischer General kommt zur Pflege in ihr<br />
Haus. In Ruhe kann sie nun ihrer Entbindung<br />
entgegensehen und auch <strong>der</strong> General<br />
gesundet schnell unter ihrer Fürsorge.<br />
Auch die folgende Episode kann nicht<br />
aus <strong>der</strong> Luft gegriffen sein: König Friedrich<br />
Wilhelm III. von Preußen kam immer mit<br />
seinen <strong>bei</strong>den Söhnen. Er nahm allemal<br />
drei Stufen, wenn er die Schlosstreppe hinaufstieg<br />
und alle seine Kin<strong>der</strong> ihm nach.<br />
„…Der Kronprinz, aber machte mir viel<br />
Not. Ich hatte einen fürchterlichen Kettenhund,<br />
<strong>der</strong> zwar wachsam, aber wie ein<br />
junger Löwe war und niemand zuließ, mich<br />
kaum selbst. Nun hatte <strong>der</strong> Kronprinz auch<br />
einen starken, schönen Hund, und eben<br />
als die jungen Herrschaften, die sich immer<br />
<strong>bei</strong>einan<strong>der</strong> hielten, die große Schlosstreppe<br />
herunter kamen, packte sein Hund<br />
den meinigen. ‚Ihre Königl. Hoheit! Mein<br />
Hund reißt den Ihrigen in Stücke!‘ schrie<br />
ich laut, als auch <strong>der</strong> Kronprinz schon zwischen<br />
<strong>bei</strong>de springt, den einen hüben, den<br />
an<strong>der</strong>en drüben packt und <strong>bei</strong>de auseinan<strong>der</strong>reißt.<br />
Der meinige kroch in die Hütte<br />
und murrte nicht, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hatte es aber<br />
auch satt und kam nicht wie<strong>der</strong>…“<br />
Helmut Hentschel<br />
Die erste Bauphase zur denkmalgerechten<br />
Sanierung des Schlossparks<br />
Rötha ist abgeschlossen.<br />
Das vom För<strong>der</strong>verein Rötha – Gestern.<br />
Heute. Morgen. e. V. initiierte Projekt<br />
umfasste Maßnahmen in Höhe von<br />
178.000 Euro. „In <strong>der</strong> ersten Bauphase<br />
zwischen Januar und August 2013 wurden<br />
unter an<strong>der</strong>em Bäume entlang <strong>der</strong><br />
ehemaligen Hauptachse gefällt, Neupflanzungen<br />
<strong>der</strong> Nord-Süd-Allee mit 70 Linden<br />
und Eichenalleen außerhalb des Parks<br />
vorgenommen, <strong>der</strong> Teichablauf saniert<br />
und eine Brücke nach historischem Vorbild<br />
errichtet“, erklärt Vereinsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Walter Christian Steinbach.<br />
Die 15 Kilometer vor <strong>Leipzig</strong> gelegene<br />
Stadt Rötha erlangte während <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
Bedeutung für die europäische<br />
Geschichte: Im Schloss zu Rötha hatten<br />
die gegen Napoleon alliierten Monarchen<br />
ihr Hauptquartier aufgeschlagen.<br />
Die Übergabe des Parks an die Röthaer Bevölkerung<br />
erfolgt am 14.09.2013 ab 17<br />
Uhr <strong>bei</strong> einem Parkfest mit einer „Nacht<br />
<strong>der</strong> 1.000 Kerzen“. Ein Gedenktreffen mit<br />
Repräsentanten deutscher und europäischer<br />
Adelshäuser, <strong>der</strong>en Vorfahren 1813<br />
an den strategischen Entscheidungen <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> maßgeblich beteiligt waren,<br />
wird vom 16. bis 19.10.2013 in<br />
<strong>Leipzig</strong> und Rötha stattfinden.<br />
PM<br />
Neugestaltung des Schlossareals,<br />
Siegerentwurf<br />
16 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Die Steine von Dr. Theodor Apel<br />
Mahnung und Erinnerung an das Schlachtfeld<br />
19<br />
Apelstein Nr. 47 im Gelände des<br />
Seeparks Auenhain<br />
Apelstein Nr. 11 auf dem Kellerberg<br />
Sechs Apelsteine stehen auf Markkleeberger<br />
Flur – vom <strong>Leipzig</strong>er Kaufmann,<br />
Dichter und Pfleger <strong>der</strong> Stadtgeschichte Dr.<br />
Theodor Apel (1811-67) auch als Marksteine<br />
bezeichnet, geben sie Auskunft über<br />
die Standorte <strong>der</strong> an <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> beteiligten Armeeeinheiten.<br />
44 Steine wurden noch unter Dr. Theodor<br />
Apels Ägide gesetzt.<br />
Die meisten Marksteine ließ er anlässlich<br />
des 50. <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> auf<br />
eigene Kosten setzen, weitere kamen nach<br />
<strong>der</strong> Wende hinzu, wurden um- o<strong>der</strong> neu<br />
gesetzt, u. a. bedingt durch die Überbaggerung<br />
<strong>der</strong> Orte Cröbern und des Vorwerkes<br />
Auenhain.<br />
Da Dr. Theodor Apel ausdrücklich gewünscht<br />
hat, dass diese Tradition fortgesetzt<br />
wird, nahmen sich engagierte <strong>Leipzig</strong>er<br />
und Vereine über Markkleebergs<br />
Stadtgrenze hinaus diesem Vermächtnis<br />
an. Sie übernehmen auch die Pflege, bzw.<br />
den Erhalt <strong>der</strong> Steine und die sie umgebenden<br />
Anlagen.<br />
Im von ihm 1863 herausgegebenen<br />
Büchlein „Führer auf die Schlachtfel<strong>der</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>s im October 1813 und zu den<br />
Marksteinen.“ beschreibt er <strong>der</strong>en Standorte<br />
und erzählt darin, weshalb er zwei Arten<br />
anfertigen ließ: Steine mit einem runden<br />
Abschluss tragen den Großbuchstaben<br />
N und eine ungerade Zahl, sie bezeichnen<br />
eine Stellung <strong>der</strong> Truppen Napoleons. Enden<br />
die Steine spitz, sind sie mit einem V<br />
und einer geraden Zahl bezeichnet, werden<br />
Stellungen <strong>der</strong> Verbündeten angegeben.<br />
Dr. Theodor Apel kennzeichnete damit „die<br />
wichtigsten Momente und Actionen des<br />
<strong>Leipzig</strong>er Schlachtfeldes.“ Eine Ausnahme<br />
bildet da<strong>bei</strong> Apelstein Nr. 47, er erinnert<br />
an die Truppen von Graf Weißenwolf und<br />
war früher mit Nr. 3 bezeichnet, er sollte<br />
eigentlich mit einer geraden Nummer versehen<br />
sein, wie es dazu kam konnte nicht<br />
ermittelt werden.<br />
In seinem Büchlein schreibt er: „Der Besucher<br />
eines Schlachtfeldes betritt dasselbe<br />
jedenfalls in <strong>der</strong> Absicht, die Eigenthümlichkeit<br />
des Terrains kennen zu lernen, auf<br />
welchem die furchtbaren Kämpfe stattfanden,<br />
dessen Beschaffenheit und Gestaltung<br />
so oft die Ursachen von Siegen und Nie<strong>der</strong>lagen<br />
wurden, die ohne genaue Kenntnis<br />
desselben unerklärlich geblieben wären.<br />
Auch <strong>der</strong> Laie in <strong>der</strong> Kriegskunst empfindet<br />
das erhebende Gefühl des Verweilens<br />
auf einem Boden, welchen die Geschichte<br />
geheiligt hat. Für ewige Zeiten. Es wird<br />
zur Ehrenpflicht <strong>der</strong> Bewohner solchen geschichtlichen<br />
Bodens, dem Besucher von<br />
nah und fern seinen Gang durch die denkwürdigen<br />
Fluren zu erleichtern, um Nichts<br />
zu versäumen, was ein möglichst treues<br />
Bild von den Grossthaten beleben kann,<br />
welche die Vergangenheit hier vollbringen<br />
sah. Der Zeitraum eines halben Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
hat in <strong>der</strong> Schlachtenberühmten Umgegend<br />
<strong>Leipzig</strong>s viel, sehr viel geän<strong>der</strong>t.<br />
Wäl<strong>der</strong> wurden gelichtet, Strassen und<br />
Flussbetten verlegt, Teiche ausgetrocknet,<br />
und blühende Dörfer und Gärten stiegen<br />
empor, wo die furchtbarste Verwüstung die<br />
trostloseste Zukunft erwarten liess. Nur die<br />
wogenförmigen Höhenzüge meistens von<br />
Morgen nach Abend sich erstreckend, die<br />
so einflussreich auf den Verlauf <strong>der</strong> Kämpfe<br />
vom 14. bis 16. October 1813 waren,<br />
diese allein sind geblieben und gewähren<br />
uns noch heute Umsicht und Einsicht in<br />
die flachen, Thalähnlichen Vertiefungen, in<br />
welchen hauptsächlich die Schlacht tobte.<br />
Wichtig ist es die Stellen zu bezeichnen, von<br />
denen aus am leichtesten <strong>der</strong> Ueberblick<br />
auf den Schauplatz <strong>der</strong> hervorragendsten<br />
Ereignisse gewährt wird. Wichtiger vielleicht<br />
wird <strong>der</strong> Hinweis auf die Punkte,<br />
Apelstein Nr. 1 <strong>Borna</strong>er Chaussee<br />
(gegenüber Gewerbege<strong>bei</strong>t)<br />
Apelstein Nr. 50 vor dem Torhaus<br />
Markkleeberg<br />
welche die Anführer mit ihren Heerhaufen<br />
einnahmen, die am Entscheidensten in<br />
das Getriebe <strong>der</strong> Schlacht eingriffen. Kaiser<br />
Napoleon I. hatte bekanntlich die vor<br />
ihm aufgerollten Karten mit bunten Nadeln<br />
besteckt, um dadurch die Stellungen <strong>der</strong><br />
eigenen Heere, sowie die seiner Feinde,<br />
sich möglichst zu versinnbildlichen.“<br />
In diesem 1863 verfassten Büchlein<br />
hält er weiterhin fest, dass, „wenn er das<br />
Schlachtfeld besuchte, er das dringende<br />
Bedürfnis habe, die Einsicht in das selbe<br />
sich dadurch zu erleichtern, dass er die<br />
Stellungen <strong>der</strong> Heerhaufen durch Steine<br />
bezeichnete, welche den Namen des Führers,<br />
<strong>der</strong> hier befehligte, die Anzahl seiner<br />
Truppen, den Namen <strong>der</strong> Schlacht, in welcher<br />
sie auftraten, die genaue Angabe <strong>der</strong><br />
Himmelsgegenden und <strong>der</strong> Front erhielten.<br />
So entstanden die von ihm auf mehreren<br />
Punkten des Schlachtfeldes gesetzten<br />
Marksteine. Der Raum auf den Marksteinen<br />
gestatt freilich nur wenige kurze Notizen<br />
(...).“ Dr. Theodor Apel „glaubt nur<br />
dem Wunsche des am Markstein Verweilenden<br />
zu entsprechen, wenn er eine kurze<br />
biographische Skizze <strong>der</strong> hier gezeichneten<br />
Helden, soweit die Nachrichten zu<br />
erlangen waren, bietet und auch die Frage<br />
beantwortet die gewöhnlich von den Besuchern<br />
an ihn gerichtet wurden.“<br />
Ihm liegt sehr daran „vorzüglich<br />
um geschichtliche<br />
Wahrheit zu thun und<br />
fordeert Jeden auf, sich<br />
ihm durch Nachweis von<br />
Irrthümern zu verpflichten.<br />
Wer für einen seiner Marksteine<br />
einen eigenen Platz<br />
kennt, wird sich ein Verdienst<br />
um die Markierung<br />
erwerben, wenn er den<br />
Beweis dafür zur Kenntnis<br />
des Verfassers bringt. Ebensowohl<br />
wird man demselbem<br />
auch verzeihen, wenn er<br />
For<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Erfüllung unmöglich,<br />
nicht berücksichtigen kann. Es hat sich herausgestellt,<br />
dass die Aufstellung <strong>der</strong> Marksteine<br />
an möglichst besuchten Wegen die<br />
wünschenswertheste ist, da den Eigenthümer<br />
<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> nicht zugemuthet werden<br />
kann, grosse Opfer zu bringen; ebenso<br />
mag man die Besucher des Schlachtfeldes<br />
berücksichtigen, die einen nahe<br />
am Wege stehenden Markstein gern und<br />
mit Aufmerksamkeit betrachten, während<br />
unbequeme Feldwege und ermüdendes<br />
Hin- und Herstreifen als zu beschwerlich<br />
in <strong>der</strong> Regel, gescheut werden. Voll des<br />
freudigen Dankes erkennt <strong>der</strong> Verfasser die<br />
Bereitwilligkeit an, mit welcher die Grundeigenthümer<br />
den für jeden Markstein erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Raum uneigennützig, ohne die<br />
geringste Entschädigung zu beanspruchen,<br />
überliessen und theilweise mit freundlichen<br />
Anlagen schmückten. Noch zu erwähnen<br />
ist, dass sämtliche französische<br />
Stellungen bezeichnende Marksteine einen<br />
runden Kopf tragen, während die den Verbündeten<br />
angehörigen in eine Spitze auslaufen,<br />
damit <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er schon von ferne<br />
erkenne, welche Partei durch denselben<br />
vertreten ist. Die Marksteine selbst sind<br />
nach den Schlachtfel<strong>der</strong>n eingetheilt.“<br />
Der runde Abschluss <strong>der</strong> Steine symbolisiert<br />
den Hut Napoleons und die den Steinabschluss<br />
bildende Pyramide ein auf dem<br />
Kopf stehendes V als „Eselsbrücke“, um<br />
gleich auf den ersten Blick unterscheiden<br />
zu können, für welche kämpfende Seite <strong>der</strong><br />
Stein jeweils gesetzt worden ist. Je nach finanzieller<br />
Lage wurden die Apelsteine aus<br />
haltbarem Granit o<strong>der</strong> dem damals preiswerteren<br />
Sandstein gefertigt.<br />
Quelle: Dr. Theodor Apel, „Führer auf die<br />
Schlachtfel<strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>s<br />
im October 1813 und<br />
zu <strong>der</strong>en Marksteinen“<br />
Verlag Albert Hoffmann,<br />
1863; Reinhard<br />
Münch, „Marksteine<br />
und Denkmale<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
in und um <strong>Leipzig</strong>“,<br />
Verlag Dr. Barthel, 2.<br />
Auflage, 2000.<br />
Annett Stengel<br />
Apelstein Nr. 49 am Eingang des<br />
Friedhofes Markkleeberg-Ost<br />
Apelstein Nr. 4 auf <strong>der</strong> Crostewitzer<br />
Höhe, nahe Markkleeberger See<br />
Apelstein Nr. 4, Crostewitzer Höhe<br />
18 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
t<br />
l<br />
a a<br />
Kopfweideweg<br />
<strong>Leipzig</strong> 1813 – 1913 – 2013<br />
Veranstaltungen in <strong>der</strong> Region <strong>Leipzig</strong><br />
Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013<br />
Historische Gefechtsdarstellung 20.10.2013<br />
21<br />
September 2013<br />
seit 30. April - 10. November 2013<br />
Landkreisausstellung „1813. Eine Bilanz<br />
– <strong>Leipzig</strong>s Süden im Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />
Museum <strong>der</strong> Stadt <strong>Borna</strong><br />
1. September - 5. November 2013<br />
„Köpfe von 1813“ – Malerei und Zeichnungen<br />
von Dietrich Wenzel<br />
Schloss Markkleeberg<br />
4. September 2013 - 5. Januar 2014<br />
Ausstellung „Helden nach Maß“<br />
Stadtgeschichtliches Museum <strong>Leipzig</strong><br />
8. September (10:00 Uhr)<br />
Spaziergang durch Dölitz 1813 mit<br />
Schlossherrin Johanna v. Winckler<br />
Torhaus Dölitz (www.bv-doelitz-online.de)<br />
8. September (11:00 Uhr)<br />
Auf den Spuren <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> in<br />
Liebertwolkwitz / Rundgang<br />
Marktplatz in Liebertwolkwitz<br />
(www.vhs-leipzig.de)<br />
8. September (11:00 - 15:00 Uhr)<br />
Ausstellungseröffnung Patronatsstube<br />
„Schloss Rötha – Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />
St. Marienkriche Rötha<br />
12. September (19:00 Uhr)<br />
„Napoleon und die Deutschen“ – Vortrag<br />
Uwe Freudenthal, Michél Kothe<br />
VHS <strong>Leipzig</strong> (www.vhs-leipzig.de)<br />
12. - 15. September<br />
200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> in Lindenau<br />
Historischer Markt und Volksfest, Kranznie<strong>der</strong>legung,<br />
Biwak, Gedenkgottesdienst<br />
www.voelkerschlacht-leipzig.de<br />
13. - 15. September<br />
Festwochenende in Beucha: „200 Jahre<br />
<strong>Völkerschlacht</strong>. 100 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />
und Beuchaer Granit“<br />
14. September (17:00 Uhr)<br />
Übergabe des restaurierten Schlossparks<br />
Rötha, ab 18 Uhr Schlossparkfest „Nacht<br />
<strong>der</strong> 1000 Kerzen“<br />
21. September (16:00 Uhr)<br />
... aber tausendstimmig war <strong>der</strong> Nachhall<br />
des blutigen Kampfes – szenische Wan<strong>der</strong>ungen<br />
mit <strong>der</strong> Pfarrerstochter Auguste<br />
Vater<br />
Sanitäts- und Lazarettmuseum<br />
(www.kuhstall-grosspoesna.de)<br />
24. September (18:00 Uhr)<br />
„<strong>Völkerschlacht</strong>gedenken auf alten Ansichtskarten“<br />
– Buchpremiere / Vernissage<br />
Rathaus Großpösna<br />
(www.kuhstall-grosspoesna.de)<br />
28. September 2013 - 31. Mai 2014<br />
Ausstellung „Die Österreicher in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“<br />
Schloss Markkleeberg<br />
29. September (11:00 Uhr)<br />
Neueröffnung Sanitäts- und Lazarettmusem<br />
Seifertshain, stündliche Führungen<br />
Soziokulturelles Zentrum KuHstall e. V.<br />
Großpösna<br />
Oktober 2013<br />
4. Oktober (18:00 Uhr)<br />
„Waffen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>“ – Rundtischgespräch<br />
<strong>der</strong> Waffensammler<br />
Torhaus Markkleeberg (www.leipzig1813.com)<br />
11. - 12. Oktober<br />
„Das Mysterium des 17. Oktobers 1813“<br />
Vortrag und aktives Wargaming von Kevin<br />
Zucker (USA)<br />
Torhaus Markkleeberg (www.leipzig1813.com)<br />
11. bis 13. Oktober<br />
Wissenschaftliche Konferenz „Das Jahr<br />
1813 in numis“<br />
Sächsische Numismatische Gesellschaft,<br />
Geithainer Heimatverein e. V.<br />
12. Oktober<br />
<strong>Völkerschlacht</strong>gedenktag in und um das<br />
Heimatmuseum Rötha mit Patrouillen-Ritt<br />
um Rötha (ab 11 Uhr), abendlicher Reiterball<br />
(20 Uhr) in <strong>der</strong> Museumsscheune<br />
Liebertwolkwitz<br />
14. Oktober (19:30 Uhr)<br />
musikalischer Auftakt <strong>der</strong> Erinnerungswoche<br />
in <strong>der</strong> Auenkirche Markkleeberg<br />
„Festliches Konzert“ mit dem Posaunen-Quartett<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Gewandhausorchesters<br />
(www.leipzig1813.com)<br />
16. Oktober (8:00 Uhr)<br />
Friedensgebet von Schülerinnen und<br />
Schülern<br />
St. Laurentiuskirche Markranstädt<br />
(www.kirche-leipzig.de)<br />
16. - 20. Oktober 2013<br />
„Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahr<br />
1813“ – Zivilhistorische Darstellung eines<br />
Dorfes zur Zeit <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
19. Oktober<br />
Biwak, Konzert mit dem Donkosakenchor<br />
historischer Gutshof und Kirche Portitz<br />
19. Oktober (10:30 Uhr)<br />
Ökumenischer Gedenkgottesdienst<br />
mit den Bischöfen Jochen Bohl und<br />
Dr. Heiner Koch unter Mitwirkung des<br />
Thomanerchors in <strong>der</strong> St. Georgenkirche<br />
Rötha; im Anschluss: „Familientreffen“<br />
mit den Nachfahren <strong>der</strong> 1813 im Schloss<br />
beratenden Monarchen und Gedenken am<br />
ehemaligen Schloss Rötha<br />
19. Oktober<br />
Kranznie<strong>der</strong>legung an den polnischen und<br />
österreichischen Gedenktafeln am Torhaus<br />
Dölitz (15:00 Uhr); Historische Militärmusikparade<br />
(ab 15:15 Uhr) mit drei<br />
Orchestern aus Deutschland und Polen,<br />
Torhaus Dölitz; „Ball <strong>der</strong> Nationen“ (ab<br />
19:30 Uhr) im Festzelt am Torhaus Dölitz<br />
19. Oktober (Einlass 18:13 Uhr / Beginn<br />
19:00 Uhr)<br />
Monarchenball im Parkschloss (ehemalige<br />
Parkgaststätte) agra-Park <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg<br />
im Dresscode des frühen 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
www.saxonia-catering.de o<strong>der</strong> www.eventim.de<br />
19. - 20. Oktober<br />
Historischer Markt in den Hallen I und II<br />
des agra-Geländes <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg<br />
31. Oktober<br />
„200 Jahre Franzosengrab“, u. a. Vorträge<br />
und militärhistorische Vorführungen<br />
www.grimma.de<br />
Dies ist nur eine kleine Auswahl, das komplette Veranstaltungsprogramm sowie ausführliche Informationen<br />
finden Sie unter www.leipzig1813.com und www.voelkerschlacht-jubilaeum.de.<br />
Beginn: 12:00 Uhr Einlass 10:00 Uhr<br />
12:30 - 16:30 Uhr<br />
Weinteichsenke Markkleeberg zwischen Markkleeberg Ost und Wachau, Historische Gefechtsdarstellung<br />
Zugang über <strong>Borna</strong>ische Str. Markkleeberg / Rilkestraße Markkleeberg, anschließend Gedenkminute zu Ehren <strong>der</strong> im<br />
Gewerbegebiet Wachau (Südring), Wachauer Str.<br />
Jahr 1813 Gefallenen, Abmarschparade<br />
10:00 - 12:00 Uhr<br />
17:00 - 19:00 Uhr<br />
Vorprogramm mit historischem Markt<br />
Nachprogramm mit historischem Markt<br />
11:00 - 11:30 Uhr<br />
17:30 -18:00 Uhr<br />
Buchverkauf und Signierstunde mit Sabine Ebert<br />
Buchverkauf und Signierstunde mit<br />
12:00 Uhr Gottesdienst<br />
Sabine Ebert<br />
Historische Gefechtsdarstellung 20.10.2013 auf dem Gelände <strong>der</strong> WEINTEICHSENKE zw. MARKKLEEBERG OST und WACHAU<br />
<strong>Borna</strong>ische Straße S46<br />
MARKKLEEBERG<br />
Arndtstraße<br />
Schillerplatz<br />
i<br />
Dösener Straße<br />
Körnerstraße<br />
Rilkestraße<br />
- -<br />
Erwachsener Stehplatz - freie Platzwahl<br />
Familienkarte Stehplatz - freie Platzwahl<br />
Tribünen bestuhlt - freie Platzwahl<br />
Heinrich-von-Kleist-Straße<br />
Veranstaltungsfläche<br />
Goethestraße<br />
- -<br />
Heinrich-Heine-Straße<br />
Wachauer Straße S46<br />
Vom 17.-20. Oktober demonstrieren die<br />
historischen Darsteller aus 17 Nationen<br />
täglich ab 10:00 Uhr in den Biwaks lebendige<br />
Geschichte. Die Besucher erleben<br />
hautnah authentische Uniformen<br />
und Ausstattungen, Lagerabläufe und<br />
Lebensumstände <strong>der</strong> Soldaten des frü-<br />
Gorkistraße<br />
Zwickauer Straße<br />
Rilkestraße<br />
Zwickauer Straße<br />
Fontanestraße<br />
Stehplätze<br />
Rilkestraße<br />
Vierzig-Acker-Weg<br />
Eingänge<br />
Haltestelle Shuttle/<br />
ÖPNV<br />
Wachauer Straße S46<br />
FRANZOSEN UND<br />
VERBÜNDETE<br />
Stehplätze<br />
Colkwitzer Weg<br />
Brunnenweg<br />
Getzelauer Weg<br />
Auf <strong>der</strong> Höhe<br />
Tribüne A<br />
Rilkestraße<br />
MARKKLEEBERGER SEE<br />
Kellerbergstraße<br />
Am Wachauer Ende<br />
Tribüne B<br />
ALLIIERTE<br />
Gefechtsfläche<br />
HÄNDLERMARKT<br />
Stehplätze<br />
Markkleeberger Straße S46<br />
Tribüne C Tribüne D<br />
August-Bebel-Siedlung<br />
Südweg<br />
Crostewitzer Straße<br />
GEWERBEGEBIET WACHAU<br />
Stehplätze<br />
Südring<br />
Dösener Weg<br />
An <strong>der</strong> Hohle<br />
Wiesenstraße<br />
Am Bach<br />
Wiesenstraße<br />
Markkleeberger Straße S46<br />
Internationale historische Biwaks<br />
17. - 20. Oktober 2013<br />
hen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts sowie Händler und<br />
Handwerker <strong>bei</strong> ihrer Ar<strong>bei</strong>t. Die Biwaks<br />
befinden sich um die Torhäuser Dölitz und<br />
Markkleeberg, im agra-Park und in Liebertwolkwitz,<br />
<strong>der</strong> Zutritt für die Besucher ist<br />
kostenfrei. Die Biwaks stehen im Zeichen<br />
<strong>der</strong> europäischen Integration.<br />
WACHAU<br />
Weitere Informationen zu den Historischen<br />
Biwaks, Märkten und weiteren<br />
Veranstaltungen in <strong>der</strong> Jubiläumswoche<br />
finden Sie unter<br />
www.leipzig1813.com<br />
sowie unter<br />
www.voelkerschlacht-jubilaeum.de<br />
20 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
23<br />
Mit historischem Flair – die<br />
Pension <strong>Völkerschlacht</strong> 1813<br />
Das Leid – Die Hilfe<br />
Sanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain<br />
Auf den Spuren <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> 1813<br />
zu <strong>Leipzig</strong> unterwegs<br />
Weltweit gibt es zahlreiche Vereine <strong>der</strong>en<br />
Mitglie<strong>der</strong> mit Veranstaltungen, Publikationen<br />
auf die <strong>Völkerschlacht</strong> 1813 aufmerksam<br />
machen. 2013, anlässlich <strong>der</strong><br />
200- Jahrfeier wird in und um <strong>Leipzig</strong> mit<br />
verschiedenen Veranstaltungen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
zu <strong>Leipzig</strong> gedacht. In <strong>der</strong> Wachauer<br />
Pension „<strong>Völkerschlacht</strong> 1813“ werden<br />
Vereinsmitglie<strong>der</strong> und Gäste Quartier<br />
nehmen um den Feierlichkeiten <strong>bei</strong>wohnen<br />
zu können. Aber nicht erst 2013 son<strong>der</strong>n<br />
ständig begrüßen die Pensionsbetreiber,<br />
die Wachauer Hotel Betriebs GmbH, Gäste<br />
aus nah und fern. Nicht ohne Grund, denn<br />
diese Pension befindet sich auf historischem<br />
Boden. In <strong>der</strong> Zeit vom 16. bis<br />
19. Oktober 1813 tobten vor den Toren<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Leipzig</strong>, rund um das Wachauer<br />
Rittergut, die Kämpfe. Es war die entscheidende<br />
<strong>Völkerschlacht</strong> zu <strong>Leipzig</strong> in <strong>der</strong>en<br />
Folge <strong>der</strong> französische Kaiser und Feldherr<br />
Napoleon seinem europäischen Machtanspruch<br />
entsagen musste.<br />
Seit 1991 ist das ehemalige Rittergut<br />
Wachau Standort <strong>der</strong> Pension „<strong>Völkerschlacht</strong><br />
1813“. Durch den Umbau des<br />
ehemaligen Rittergutsstalles und <strong>der</strong> angrenzenden<br />
Scheune im Jahre 2006 konnte<br />
am 20. Mai 2006 das neue Seminargebäude<br />
des Drei-Sterne-Garni-Hauses<br />
eröffnet werden. Die Betreiber haben auch<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Innenausstattung <strong>der</strong> Pension die<br />
<strong>Völkerschlacht</strong> zu <strong>Leipzig</strong> thematisiert. Im<br />
Rezeptionsbereich aber auch in den Fluren<br />
wurden Gemälde, bildliche Darstellungen<br />
und Kartenmaterialien von Regiments- und<br />
Schlachtanordnungen als gestalterisches<br />
Element genutzt. 16 Zimmer wurden im<br />
neuen Gebäude nach Offizieren <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
benannt. So können Besucher u.<br />
a. im Zimmer des französischen Marschalls<br />
Oudinot, des französischen Generals <strong>der</strong><br />
Kavallerie Kellermann o<strong>der</strong> des Adjutanten<br />
und Schwagers Napoleons, J. Murat, Quartier<br />
beziehen. Seit 2006 verfügt die Pension<br />
„<strong>Völkerschlacht</strong> 1813“ über insgesamt<br />
29, mit viel Liebe zum Detail eingerichtete<br />
Doppel- bzw. Einzelzimmer, mit insgesamt<br />
56 Betten. Beson<strong>der</strong>s liebevoll ist <strong>der</strong> Frühstücksraum<br />
eingerichtet, <strong>der</strong> den Besuchern<br />
einen schönen Blick in den ehemaligen<br />
Rittergutspark mit seinem alten Baumbestand,<br />
dem Sarkophag <strong>der</strong> Familie Quandt<br />
aus dem Jahre 1806 und dem letzten his<br />
torischen „<strong>Leipzig</strong>er Mühlentor“ ermöglicht.<br />
Durch den Verbund mit einer Außenterrasse<br />
ist dieser Frühstücksraum beson<strong>der</strong>s für<br />
Familienfeiern jeglicher Art geeignet. Ein<br />
umfangreicher Service, wie das Organisieren<br />
von Touren, <strong>der</strong> Fahrradverleih o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Ticketverkauf runden das Angebot für Urlauber<br />
und Gäste ab. Neugierig geworden?<br />
Die Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> Pension „<strong>Völkerschlacht</strong><br />
1813“ freuen sich auf Ihren Besuch<br />
und heißen Sie zu je<strong>der</strong> Jahreszeit<br />
„HERZLICH WILLKOMMEN“.<br />
Torsten Meier<br />
Das Museum thematisiert einen Teil <strong>der</strong><br />
Militärgeschichte, dem in <strong>der</strong> Geschichtsschreibung<br />
nur allzu oft lediglich ein Nebensatz<br />
gewidmet ist: dem Leid <strong>der</strong> Verwundeten<br />
nach <strong>der</strong> Schlacht und <strong>der</strong>en<br />
oftmals nur sehr unzulänglich organisierten<br />
Rettung und Pflege.<br />
Ausgehend von den ebenso dramatischen<br />
wie blutigen Ereignissen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> im Oktober 1813<br />
stellt das Museum den allgemeinen Stand<br />
<strong>der</strong> medizinischen Betreuung jener Zeit<br />
dar. Die vielfältigen Präsentationsformen<br />
vermitteln dem Besucher ein plastisches<br />
Bild von dem, was Krankheit und Verwundung<br />
vor 200 Jahren für die Betroffenen<br />
bedeutete. Eine beson<strong>der</strong>e Würdigung erhalten<br />
die in den Lazaretten tätigen Chirurgen<br />
und die Hilfeleistungen seitens <strong>der</strong><br />
Bevölkerung.<br />
Die Stärke des Museums liegt in dessen<br />
Verknüpfung mit regionalen und lokalen<br />
Überlieferungen. So sind z. B. die 1845<br />
schriftlich überlieferten Erinnerungen <strong>der</strong><br />
Auguste Vater, Tochter des im Jahre 1813<br />
in Seifertshain wirkenden Pfarrers, Beleg<br />
für die hohe Authentizität des Ortes.<br />
Kirche, Pfarrhaus, Scheune, Gräber sind<br />
bauliche Zeugen des Geschehens vor 200<br />
Jahren.<br />
Das Museums basiert auf einer Idee <strong>der</strong><br />
IG <strong>Völkerschlacht</strong> 1813 e.V. aus Liebertwolkwitz.<br />
1995 erstmals eröffnet, kam es<br />
im Jahre 2003 im Zuge <strong>der</strong> Renovierung<br />
<strong>der</strong> alten Schule in Seifertshain zu einer Erweiterung<br />
und Neueröffnung des Museums.<br />
Das 200-Jahre-Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong><br />
hat das Team rund um das Museum,<br />
das Soziokulturelle Zentrum KuHstall<br />
e. V., die Preußen von Möckern 1813<br />
e. V., <strong>der</strong> Verband Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 e. V. und die Gemeinde<br />
Großpösna zum Anlass genommen, das<br />
Museum neu zu gestalten. Unterstützung<br />
gab eine studentische Gruppe unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Prof. Dr. Dr. Markus Walz vom<br />
Lehrstuhl Museologie <strong>der</strong> Hochschule für<br />
Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK)<br />
<strong>Leipzig</strong>.<br />
Es waren Antworten zu finden auf Fragen,<br />
wie kann die Situation <strong>der</strong> kämpfenden<br />
und verwundeten Soldaten auf dem<br />
Schlachtfeld adäquat und mo<strong>der</strong>n veranschaulicht<br />
werden? Wie naturalistisch o<strong>der</strong><br />
symbolhaft ist dies zu bewerkstelligen?<br />
Welche Informationsebenen und Erkenntnisse<br />
sollen dem Besucher angeboten werden?<br />
Ergebnis ist ein mit vielen Beteiligten<br />
abgestimmtes Konzept <strong>der</strong> HTWK, das<br />
sich gegenwärtig mit <strong>der</strong> großzügigen Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Kultur- u. Umweltstiftung<br />
<strong>Leipzig</strong>er Land <strong>der</strong> Sparkasse <strong>Leipzig</strong>, des<br />
Kulturraumes <strong>Leipzig</strong>er Raum, <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Großpösna und freiwilliger Helfer<br />
in <strong>der</strong> Umsetzungsphase befindet.<br />
Das „neue“ Museum öffnet am Sonntag,<br />
den 29.09.2013, 11:00 Uhr.<br />
Öffnungszeiten:<br />
sonntags 13:00 - 17:00 Uhr (bis einschl.<br />
03.11.2013)<br />
2014: sonntags 13:00 - 17:00 Uhr,<br />
(02.03. – 02.11.2014)<br />
Gerne auch nach Vereinbarung. Gruppenanfragen<br />
sind erwünscht.<br />
Auskünfte und Anregungen:<br />
peter.kruemmel@kuhstall-ev.de o<strong>der</strong><br />
Tel. 034297 1401-0<br />
www.sanitaetsmuseum1813.de<br />
Peter Krümmel<br />
22 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Was geschah in und um Markranstädt<br />
von Mai 1813 mit <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen und danach?<br />
25<br />
Napoleon in Markranstädt<br />
Am 23. Juli 1807 kehrte Napoleon mit<br />
Gefolge im Gasthof „Zum Rosenkranz“<br />
ein, um zu frühstücken. Er befand sich<br />
da<strong>bei</strong> auf dem Rückweg von Tilist nach<br />
Paris. Der Inhaber des Gasthofes Carl<br />
Weber fühlte sich in höchstem Maß<br />
geehrt und ließ aus diesem Anlass eine<br />
Gedenktafel anfertigen, die im Gesellschaftszimmer<br />
einen Ehrenplatz erhielt<br />
und noch heute im Heimatmuseum<br />
Markranstädt besichtigt werden kann.<br />
Folgenden Wortlaut kann man <strong>der</strong> Tafel<br />
entnehmen:<br />
„Im Jahre 1807 war <strong>der</strong> 23ste July <strong>der</strong><br />
merkwürdigste Tag an welchem <strong>der</strong><br />
Kaiser von Frankreich, König von Italien<br />
NAPOLEON DER GROSSE auf seine<br />
Reise allergnädigst geruhte in diesem<br />
Haus abzutreten und hier in diesem<br />
Zimmer ein Frühstück einzunehmen.<br />
Seine Majestät <strong>der</strong> Kaiser waren überaus<br />
gnädig und himmlische Freundlichkeit<br />
umstrahlte sein geheiligtes<br />
Haupt. Nachdem Allerhöchst<br />
dieselben zwei Stunden hier verweilet<br />
hatten, setzten sie nebst<br />
Ihren hohen Begleitern die Reise<br />
fort. Der Arm <strong>der</strong> Vorsehung<br />
führe den großen Monarchen<br />
höchstbeglückt in seine Residenz<br />
zurück. Heil sei dem großen<br />
Kaiser und König.<br />
Heil seinem ganzen Kaiserhaus.<br />
Heil dem edlen Volke das Er beherrscht<br />
und beglückt jetzt und<br />
zu aller Zeit.“<br />
SENKRANZ<br />
HOTEL & RESTAURANT<br />
Im Herzen Markranstädts,<br />
täglich ab 11:30 Uhr<br />
für Sie geöffnet<br />
Inh. Manuela Seifert • Markt 4 • 04420 Markranstädt<br />
Tel.: 034205 87494 • Fax: 034205 87497<br />
E-Mail: Hotel-Rosenkranz@web.dewww.hotel-rosenkranz.de<br />
24 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Um ermessen zu können, was die Bevölkerung<br />
in hiesiger Gegend zu erdulden hatte,<br />
muss man die Ereignisse im Jahr 1812<br />
einbeziehen, denn noch waren die Wunden<br />
<strong>der</strong> Jahre bis 1809 nicht verheilt, die vor<br />
allem in finanzieller Hinsicht beträchtlich<br />
waren.<br />
Seit Ende März bis Anfang April 1812<br />
gab es andauernde Durchmärsche und<br />
Einquartierungen hauptsächlich durch das<br />
Corps des General Ney, zu welchem französische,<br />
illyrische und portugiesische Regimenter<br />
gehörten. Von diesen waren beson<strong>der</strong>s<br />
die Franzosen sehr übermütig, anmaßend<br />
und for<strong>der</strong>nd und waren kaum mit<br />
ihren üppigen Rationen zufriedenzustellen.<br />
Bereits am 7. März hatte die Königliche<br />
Sächsische Landes-Kommission ein amtliches<br />
Verpflegungsregulativ für die nach<br />
Russland durchziehenden Truppen verfasst.<br />
Danach war genau festgelegt, wie<br />
die Verpflegung <strong>der</strong> Generäle, Stabsoffiziere,<br />
Feldwebel bis zu den gemeinen Soldaten<br />
auszusehen hatte. Als Beispiel hier<br />
<strong>der</strong> Verpflegungssatz für Feldwebel, Sergeanten<br />
und untere Dienstgrade:<br />
Zum Frühstück: ein halbes Pfund Brot und<br />
ein Gläschen Branntwein<br />
Zum Mittag: Suppe, Braten und Gemüse,<br />
ein Pfund Brot, Butter und Käse, eine Kanne<br />
Bier, ein Gläschen Branntwein.<br />
Zum Abend: Suppe, ein Gericht Fleisch<br />
o<strong>der</strong> Wurst, ein Gläschen Branntwein, eine<br />
Kanne Bier, ein halbes Pfund Brot, Butter<br />
und Käse.<br />
Die Generäle und höheren Offiziere<br />
mussten mittags und abends außer einem<br />
üppigen Essen je<strong>der</strong> noch eine Flasche<br />
Wein erhalten.<br />
Für die Pferde mussten mindestens 6 bis<br />
8 Pfund Heu, bis 2 Metzen Hafer und 9<br />
Pfund Stroh geliefert werden.<br />
Für so ein kleines Städtchen wie Markranstädt,<br />
<strong>der</strong> Ort war 126 Häuser groß mit<br />
ca. 600 Einwohnern, war das eine immense<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, denn im Jahr zuvor<br />
war überall eine äußerst schlechte Ernte<br />
zu verzeichnen. Bereits Ende April war <strong>der</strong><br />
Notstand in Markranstädt so groß, dass<br />
man sich an den König wandte mit <strong>der</strong><br />
Bitte, aus dem Lützner Depot 60 Scheffel<br />
Hafer leihen zu können.<br />
Der außergewöhnlich strenge Winter, die<br />
riesige Weite Russlands und zahlenmäßig<br />
überlegene Gegner führte zur Nie<strong>der</strong>lage<br />
Napoleons, so dass er sich schleunigst<br />
vor einer drohenden Gefangennahme auf<br />
die Flucht im Dezember über <strong>Leipzig</strong> und<br />
Markranstädt begab. In Paris wollte er<br />
neue Truppen rekrutieren.<br />
Bis in den darauffolgenden März 1813<br />
gab es im Ort immer wie<strong>der</strong> Durchmärsche<br />
und Einquartierungen <strong>der</strong> in jämmerlichem<br />
Zustand zurückkehrenden französischen<br />
Truppen.<br />
Damals kursierten die ersten Spottlie<strong>der</strong><br />
durchs Land, z.B. diese zwei Strophen:<br />
Wer sind denn die bescheidnen Krieger,<br />
die hier so still vorüberziehen?<br />
Es sind die stolzen Weltbesieger,<br />
die itzo vor den Russen fliehen.<br />
Ach sind das jene bösen Gäste,<br />
die Euch den Sommer so gequält?<br />
Ja, es sind ihre Überreste,<br />
die weislich Flucht statt Tod gewählt.<br />
Napoleoni – Das <strong>Leipzig</strong>er Traditionstörtchen<br />
In den letzten Jahren hat sich ein großer<br />
Bru<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Lerche gut in<br />
<strong>Leipzig</strong> und <strong>der</strong> Region etabliert. Es ist ein<br />
schmackhaftes Törtchen, entstanden in<br />
Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
vor 200 Jahren.<br />
Das „Napoleoni“-Törtchen gibt es seit<br />
2010 und wird vom Markranstädter Cafehaus<br />
Flemming in Kooperation mit <strong>der</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>er Innung hergestellt. In Handar<strong>bei</strong>t<br />
von den Konditoren gefertigt, entsteht eine<br />
CAFEHAUS FLEMMING<br />
Conditorei • Café • Confiserie<br />
... immer eine Sunde wert!<br />
Schulstraße 2 • 04420 Markranstädt<br />
Tel.: 034205 87428 • Fax: 034205 83399<br />
www.cafehaus-flemming.com<br />
Bald nach den fliehenden Franzosen erschienen<br />
in Markranstädt die ersten Russen.<br />
Allein im April musste die Stadt für<br />
1648 Taler Hafer, Heu und Stroh sowie 2<br />
Tonnen Heringe her<strong>bei</strong>schaffen. Die Russen<br />
waren mit Brot, Sauerkraut und Hering<br />
zufrieden und benahmen sich im Großen<br />
und Ganzen friedlich.<br />
Kurz darauf quartierte sich Napoleon mit<br />
neuem Heer in Lützen ein. Am an<strong>der</strong>en Tag<br />
wollte er <strong>Leipzig</strong> einnehmen und war auch<br />
schon bis Lindenaue vorgedrungen, als in<br />
seinem Rücken heftiger Kanonendonner erdröhnte<br />
und Kosaken auf ihn einstürmten,<br />
um ihm den Rückzug abzuschneiden. Da<strong>bei</strong><br />
entbrannte eine erbitterte Schlacht um<br />
die Dörfer Groß- und Kleingörschen, Kaja<br />
und Rahna. Bis zum Anbruch <strong>der</strong> Nacht<br />
zogen sich dann die Russen und Preußen<br />
Schritt für Schritt zurück und überließen<br />
das Feld den französischen Truppen und<br />
ihren Verbündeten.<br />
Am Tag <strong>der</strong> Schlacht schwebten die Einwohner<br />
von Markranstädt in aller größten<br />
Angst, man sah an drei Orten brennende<br />
Dörfer und dachte nicht, dass die Gefahr<br />
beson<strong>der</strong>e Komposition aus Schokolade, Mandeln und dem<br />
Teig, aus dem sonst guter, feuchter Baumkuchen gemacht<br />
wird. Im Inneren erleben Sie einen überraschend fruchtigen<br />
Kern.<br />
Das geschichtsverbundene Cafehaus Flemming – 99<br />
Schritte vom Rathaus gelegen – möchte mit dem „Napoleoni“-Törtchen<br />
seinen Beitrag zum Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> leisten. Ein Teil des Verkaufserlöses<br />
wird an den <strong>Völkerschlacht</strong>verein gespendet, <strong>der</strong> damit die<br />
Sanierung des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals unterstützen<br />
kann.<br />
Die „Napoleonis“ kann<br />
man direkt im Cafehaus<br />
Flemming erwerben, aber<br />
auch über das Internet<br />
unter www.cafehaus-flemming.com.<br />
Dort gibt es auch Informationen<br />
über das weitere<br />
Sortiment <strong>bei</strong> Flemmings, so<br />
z. B. feine, individuelle Torten für<br />
jeden Anlass, Hochzeitstorten und<br />
über 10 verschiedene Sorten an<br />
Stollen: Butterstollen, Mandelstollen,<br />
Apfelsinenstollen, Bratapfelstollen,<br />
Pflaumenstollen, Eisstollen<br />
und viele weitere.<br />
für die Gegend vorüber sei. Auch Napoleon<br />
erwartete für den folgenden Tag einen<br />
neuen Angriff, denn die Verbündeten waren<br />
nicht besiegt. Sie hatten jedoch keine Kanonen<br />
mehr und auch die Fahne verloren,<br />
so dass sie es für besser hielten, sich über<br />
die Elbe zurückzuziehen.<br />
In dieser Schlacht hatten 70.000 Verbündete<br />
gegen 120.000 Franzosen gekämpft.<br />
Die bereits mit Sommer- und<br />
Wintersaat bestellten Fel<strong>der</strong> hatten in <strong>der</strong><br />
ganzen Gegend durch die Schlacht und<br />
herumziehende Truppen, Wagen und Geschütze<br />
sehr gelitten. Außerdem hatte<br />
Markranstädt schon wie<strong>der</strong> für 590 Taler<br />
24 geschlachtete Kühe an die Franzosen<br />
liefern müssen.<br />
Ein großer Teil <strong>der</strong> Markranstädter Einwohner<br />
war geflohen und hatte seine Häuser<br />
verschlossen. Aber diese wurden aufgebrochen,<br />
ausgeplün<strong>der</strong>t und das wenige,<br />
was noch vorhanden war, mitgenommen<br />
o<strong>der</strong> mutwillig zerstört.<br />
Hanna Kämmer,<br />
Büro für Stadtgeschichte Markranstädt
Großgörschen 1813<br />
Zwischen Borodino und Waterloo<br />
27<br />
Öffnungszeiten Museum Schloss<br />
März und November<br />
dienstags bis sonntags<br />
10:00 - 16:00 Uhr<br />
April bis Oktober<br />
dienstags bis sonntags<br />
10:00 - 17:00 Uhr<br />
Außerhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten ist ein<br />
Besuch <strong>der</strong> Einrichtung für Gruppen mit<br />
vorheriger Anmeldung möglich.<br />
Museum im Schloss<br />
Schlossstraße 4<br />
06686 Lützen<br />
Tel.: 034444 20228<br />
Fax: 034444 90693<br />
E-Mail: museum.luetzen@gmx.de<br />
www.stadt-luetzen.de<br />
Öffnungszeiten Dorfmuseum<br />
Großgörschen<br />
Mai bis Oktober<br />
sonntags 14:30 - 16:30 Uhr<br />
Oktober bis Mai<br />
jeden 3. Sonntag 14:30 - 16:30 Uhr<br />
Außerhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten ist ein<br />
Besuch <strong>der</strong> Einrichtung für Gruppen mit<br />
vorheriger Anmeldung möglich.<br />
Dorfmuseum Großgörschen<br />
Thomas-Müntzer-Str. 13<br />
06686 Lützen/OT Großgörschen<br />
Tel.: 034444 20219<br />
E-Mail: kontakt@scharnhorstkomitee.de<br />
www.stadt-luetzen.de<br />
Das kleine Renaissanceschloss in Lützen<br />
südwestlich von <strong>Leipzig</strong> hat sein Hauptaugenmerk<br />
normalerweise auf dem 6./16.<br />
November 1632, als ein kaiserliches Heer<br />
unter Wallenstein sein großes Duell mit den<br />
Schweden Gustav II. Adolfs direkt vor den<br />
Toren <strong>der</strong> Stadt ausfocht und wo <strong>der</strong> große<br />
König fiel.<br />
Doch die Schlacht des Dreißigjährigen<br />
Krieges ist nicht <strong>der</strong> einzige Moment, <strong>der</strong><br />
das kleine Lützen für einen Wimpernschlag<br />
ins Zentrum <strong>der</strong> Weltgeschichte hat rücken<br />
lassen. Am 2. Mai 1813 trafen südlich <strong>der</strong><br />
Stadt <strong>bei</strong> Großgörschen Napoleons Armeen<br />
auf die Preußen und Russen, die sie nach<br />
einem blutigen Ringen vom Schlachtfeld<br />
vertreiben konnten. Es war die erste große<br />
Schlacht <strong>der</strong> Befreiungskriege.<br />
Die Schlacht von 1813, die als „Lutzen“<br />
auf dem Arc de Triomphe in Paris verewigt<br />
ist, hat ihren eigenen Raum in <strong>der</strong> Dauerausstellung<br />
des Museums. Das zentrale<br />
Prunkstück ist ein Zinnfigurendiorama mit<br />
5.500 Figuren.<br />
Anlässlich <strong>der</strong> 200-Jahr-Gedenkfeiern<br />
widmet das Museum im Schloss Lützen <strong>der</strong><br />
Thematik Napoleon eine Son<strong>der</strong>ausstellung.<br />
Sie zeigt den Weg Frankreichs von <strong>der</strong><br />
Revolution bis zum Kaiserreich, Napoleons<br />
Aufstieg und Fall sowie seinen Einfluss auf<br />
Deutschland. Am Beispiel des Lützener<br />
Dichters Johann Gottfried Seume wird<br />
<strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie groß die<br />
Idee des nationalen Deutschlands zu<br />
dieser Zeit bereits gewesen ist, o<strong>der</strong> ob<br />
sie nicht ein Phänomen <strong>der</strong> intellektuellen<br />
Eliten gewesen ist.<br />
Die Son<strong>der</strong>ausstellung im neu restaurierten<br />
alten Rittergutshaus in Großgörschen<br />
ist dem preußischen General Scharnhorst<br />
gewidmet. Das Herzstück des Museums<br />
ist ein Großdiorama mit über 6.500<br />
Zinnfiguren, in welchem ein Moment <strong>der</strong><br />
Schlacht vom 2. Mai 1813 festgehalten ist.<br />
In Begleitung <strong>der</strong> Ausstellungen erschien<br />
das Buch „Napoleon vor dem Fall. Großgörschen<br />
1813.“.<br />
Großgörschen<br />
1813<br />
Impressionen <strong>der</strong> Gefechtsnachstellung<br />
am 4. Mai 2013<br />
26 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Die Ereignisse im Frühjahr 1813 in Groitzsch<br />
Zar Alexan<strong>der</strong> und König Friedrich Wilhelm III. im Nachtlager<br />
Mit <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen am<br />
2. Mai 1813 begann eine Zeit, die unsere<br />
Heimat in viele Kriegswirren stürzte und<br />
später die Machtverhältnisse in Europa völlig<br />
umkrempelte.<br />
In dieser Schlacht gab es am Ende des<br />
2. Mai we<strong>der</strong> Sieger noch Besiegte, <strong>bei</strong>dseitige<br />
Truppen bluteten. Ein Rückzug <strong>der</strong><br />
Verbündeten aus diesem Kriegsgetümmel<br />
war überlebensnotwendig und vom Kriegsrat<br />
beschlossen, allerdings aus Machtgründen<br />
für die verbündeten Monarchen eine<br />
schwierige Entscheidung.<br />
In <strong>der</strong> Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1813<br />
übernachteten die Monarchen in Groitzsch,<br />
<strong>der</strong> russische Zar Alexan<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m Amtseinnehmer<br />
Wenzel am Markt, <strong>der</strong> preußische<br />
König Friedrich Wilhelm III. fast nebenan<br />
im heutigen sogenannten Herrenhaus<br />
Markt 11 <strong>bei</strong>m Gerichtsinspektor Ludwig.<br />
Alle gingen in <strong>der</strong> festen Überzeugung<br />
schlafen, dass das Gefecht am nächsten<br />
Morgen fortgesetzt würde.<br />
Zar Alexan<strong>der</strong> kam aber zu <strong>der</strong><br />
Überzeugung, dass er aus Munitionsmangel<br />
den Rückzug<br />
bis zur Elbe befehlen müsse.<br />
In einer gemeinsamen<br />
nächtlichen Beratung <strong>der</strong><br />
Monarchen wurde so <strong>der</strong> Rückzug<br />
<strong>der</strong> Truppen ausgehandelt.<br />
Am Morgen des 3. Mai begann<br />
deshalb <strong>der</strong> geordnete<br />
Rückzug <strong>der</strong> preußischen und<br />
russischen Truppen aus <strong>der</strong><br />
Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen –<br />
von Pegau kommend – durch<br />
unseren Ort weiter in Richtung<br />
Frohburg und Colditz.<br />
Am Abend kamen dann<br />
die Franzosen, die Generalität<br />
nach Groitzsch, und<br />
die Armee biwakierte in<br />
Lagern nach Wischstauden<br />
hinaus. Am 4. Mai brachen<br />
die Franzosen gleich früh<br />
wie<strong>der</strong> auf, um die Russen<br />
auf ihrem Rückzug zu<br />
verfolgen.<br />
Der Durchzug <strong>der</strong> französischen Armee<br />
dauerte 2 Tage und eine Nacht ohne<br />
abzusetzen, und Napoleon nahm (am<br />
alten Friedhof gegenüber dem<br />
Schwennigkensteg stehend) die<br />
Parade seiner Truppen ab. Der<br />
Durchzug <strong>der</strong> französischen<br />
Truppen war von schrecklichen<br />
Plün<strong>der</strong>ungen begleitet, unter<br />
denen die Groitzscher Bevölkerung<br />
noch lange zu leiden<br />
hatte.<br />
In den alten Chroniken indes<br />
wurde Folgendes festgehalten:<br />
„Der Entschluß zum Rückzuge, endgültig<br />
erst in Groitzsch gefaßt, rettete den preußischen<br />
Staat! Es war eine welthistorische<br />
Stunde, bedeutsam für die ganze Zukunft<br />
Deutschlands, die dort am Abende des 2.<br />
Mai 1813 in dem ehrwürdigen Oertelschen<br />
Hause am Markte schlug!“<br />
Auch im Oktober, am Vorabend <strong>der</strong><br />
Schlacht <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> gab es wie<strong>der</strong>um<br />
Durchzüge, Einquartierungen und Drangsale,<br />
aber das ist schon wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e<br />
Geschichte…<br />
Roland Meyer<br />
Darstellung <strong>der</strong> Kaiserparade<br />
Historisches Biwak<br />
auf <strong>der</strong> Wiprechtsburg<br />
Zwei kleine Städte in Kriegswirren<br />
am Tag <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen<br />
Die Befreiungskriege von <strong>der</strong> Herrschaft<br />
Napoleons vor 200 Jahren haben den<br />
Südraum <strong>Leipzig</strong>s im Beson<strong>der</strong>en getroffen.<br />
Von Großgörschen bis rüber nach<br />
Liebertwolkwitz zog sich von Mai bis Oktober<br />
eine breite Schneise von Verwüstung,<br />
Elend, Hunger und Tod. Menschen in Uniform,<br />
die kein Recht hatten sich hier aufzuhalten,<br />
die nur <strong>der</strong> Machtlust eines Einzelnen<br />
folgten, stahlen, töteten, zerstörten,<br />
plün<strong>der</strong>ten und richteten Allerübelstes an.<br />
In <strong>der</strong> Gegend südlich von Lützen tobte<br />
am 2. Mai um Großgörschen für einen Tag<br />
eine Schlacht. Betroffen waren Pegau,<br />
Stöntzsch, Werben, Eisdorf, Hohenlohe,<br />
Rahna, Kaja, Starsiedel und an<strong>der</strong>e.<br />
Für das damals schon bedeutende<br />
Pegau hielt diese Zeit einer seiner bekanntesten<br />
und fleißigsten Chronisten in Wort<br />
und Bild fest: Der einunddreißigjährige<br />
Friedrich August Fissel (17. März. 1782 -<br />
30. Juni 1858) – verheiratet, Ehrenbürger,<br />
Königlicher Steuereinnehmer, Maler und<br />
Chronist, Inhaber <strong>der</strong> goldenen Emiturdienstmedaille<br />
(Auszug aus dem Pegauer<br />
Kirchenbuch).<br />
Über ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t malte und<br />
schrieb er Geschehnisse seiner Heimatstadt<br />
nie<strong>der</strong> und war als Französisch-Dolmetscher<br />
und Schreiber ein wichtiger<br />
Mann für den Stadtrat. In die Mitte seines<br />
Lebens fiel die Zeit des jungen Korsen<br />
Napoleon Bonaparte, des Befreiers von<br />
adeliger Knechtschaft, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> französischen<br />
Revolution zum hellsten Stern am<br />
europäischen Himmel wurde.<br />
Doch schon als er sich im Mai 1804<br />
selbst zum Kaiser krönte, begann sein Aufstieg,<br />
selbst zu knechten und zu geißeln.<br />
Beethoven tilgte in heftigem Unmut den<br />
Namen Napoleons aus seinem Umfeld und<br />
vom Skript <strong>der</strong> „Eroica“, <strong>der</strong> sei „auch nichts<br />
an<strong>der</strong>es, wie ein gewöhnlicher Mensch“,<br />
soll er ausgerufen haben, wie sein Schüler<br />
Ries berichtete. „Nun wird er auch alle<br />
Menschenrechte mit Füßen treten und seinem<br />
Ehrgeiz frönen; er wird sich höher wie<br />
alle an<strong>der</strong>en stellen, ein Tyrann werden!“<br />
Fissel schrieb in diesen Tagen nie<strong>der</strong>:<br />
„Am 2. May früh um 5 Uhr kamen Sr.<br />
Majestät <strong>der</strong> Kaiser von Rußland, Sr. Majestät<br />
<strong>der</strong> König von Preuszen, nebst vielen<br />
Prinzen und Fürsten hier an, genossen<br />
auf <strong>der</strong> Viehweide und im Strötickschen<br />
Häuszgen vorm Nie<strong>der</strong>thore einige Erfrischungen,<br />
und lieszen ihre Mannen vorbey<br />
defilliren, welche insgesamt mit Infanterie,<br />
Cavallerie und Artillerie hier durchgingen,<br />
bis auf einige an<strong>der</strong>e Corps, die über Zwenkau<br />
gingen. Als die Truppen durch waren,<br />
ritten gegen 11 Uhr sämtliche Monarchen<br />
und hohe Häupter auch hier durch.<br />
Der Durchmarsch dauerte von früh halb 6<br />
Uhr bis zu Mittag1 und noch nach Mittage<br />
sprengten 14 Russische Cuiraszier=Regimenter<br />
hier durch dem Schlachtfelde zu.<br />
Hinter Stönzsch ward schon aufmarschirt<br />
und schon früher kamen von Kaja, Görschen<br />
und diesen Dörfern geflüchtete Bauern<br />
mit ihren Familien und wenigen Habseligkeiten<br />
in die Stadt, da bey ihnen die<br />
Kugeln gestern schon bis in die Häuszer<br />
gekommen sind. Im Gefolge <strong>der</strong> Armeen<br />
durch die Stadt fiel aufm Kirchhofe eine<br />
Kuh, welche gleich da geschlachtet und<br />
wie<strong>der</strong> auf einen Wagen geworfen ward.<br />
Als die Armeen hinter Stönzsch, Werben<br />
und diese Gegend ankamen, ging sogleich<br />
die Kanonade an, welche bis in die Nacht<br />
dauerte, wobey Rahna, Kaja, Grosz= und<br />
Klein=Görschen und Starsiedel in Brand<br />
geriethen und wobey die Französische Armee<br />
laut ihrem Berichte 39.500 Kanonenkugeln<br />
verschossen hat. ...“<br />
Im Museum in Pegau ist u. a. das unten<br />
stehende Gemälde (1814, 85 x 62 cm)<br />
Fissels über die Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen<br />
in all ihren Einzelheiten zu besichtigen.<br />
Gleich daneben ein Zinnfigurendiorama<br />
(1952 erbaut), das ebenfalls die Dimension<br />
<strong>der</strong> Schlacht darstellt.<br />
Hans-Hermann Koch<br />
29<br />
Neue Broschüre zur 200-jährigen Wie<strong>der</strong>kehr<br />
<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Der Pegauer<br />
Ortschronist und<br />
Hobbyhistoriker<br />
Tylo Peter hat<br />
sehr akribisch in<br />
<strong>der</strong> Chronik von<br />
Friedrich August<br />
Fissel und in<br />
an<strong>der</strong>en Quellen<br />
recherchiert.<br />
Ergebnis ist eine<br />
etwa 100 Seiten<br />
starke Broschüre<br />
„Pegau und<br />
Groitzsch zur<br />
Franzosenzeit – 1806 bis 1813“.<br />
Unser Verein „Route Napoléon de Saxe<br />
1813“ hat neben dem „Naturfreundeund<br />
Heimatverein Groitzsch“ den Druck<br />
hälftig finanziell unterstützt.<br />
Das Geld stammt zweckgebunden von<br />
<strong>der</strong> MIBRAG.<br />
Herr Peter hat es wun<strong>der</strong>bar verstanden,<br />
die wechselvollen Ereignisse<br />
kurzweilig, interessant und dennoch<br />
sachlich zu schil<strong>der</strong>n. Ausführlich geht<br />
er da<strong>bei</strong> auf das Jahr 1813 ein und<br />
zeigt auf, welche Not die Schlacht von<br />
Großgörschen auch in unsere Stadt<br />
brachte. Die Schreibweise schil<strong>der</strong>t<br />
die sächsische Sicht. Zahlreiche Bil<strong>der</strong><br />
runden das Werk ab.<br />
Die Broschüre kostet 9 € und ist im<br />
Spiel- und Schreibwarengeschäft<br />
Gutzschebauch in Pegau erhältlich.<br />
Uwe Freudenthal<br />
28 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
31<br />
Geschichtsverein erinnert in Bad Lausick<br />
Erinnerungstafeln übergeben<br />
Belgershain<br />
Aufmarschgebiet <strong>der</strong> Österreicher und Preußen<br />
Der Geschichtsverein Bad Lausick e.V.<br />
hat bereits im April 2012 im Rahmen <strong>der</strong><br />
touristischen „Route Napoleon de Saxe“<br />
drei Erinnerungstafeln an die Öffentlichkeit<br />
übergeben, welche sich auf die Ereignisse<br />
am 4. und 5. Mai 1813 im kleinen Landstädtchen<br />
Lausigk beziehen.<br />
Damals zogen, von <strong>Borna</strong> kommend,<br />
Truppen <strong>der</strong> Verbündeten, verfolgt von den<br />
Franzosen, durch Lausigk. Am Nachmittag<br />
des 4. Mai kam es hier zu einem Gefecht<br />
zwischen preußischen und französischen<br />
Truppen.<br />
Auf diese Kämpfe beziehen sich zwei<br />
<strong>der</strong> Tafeln. Sie kennzeichnen die damaligen<br />
Stellungen <strong>der</strong> Franzosen und Preußen<br />
und stehen an <strong>der</strong> B 176 in Heiners-<br />
dorf am früheren Gasthof und <strong>bei</strong> Ballendorf<br />
an <strong>der</strong> Abzweigung zur Waldmühle.<br />
Am nächsten Tag durchquerte Napoleon<br />
mit einem Großteil seiner Streitmacht die<br />
Stadt. Zeitgenössische Quellen berichten<br />
von einer Rast Napoleons <strong>bei</strong>m Webermeister<br />
Fleischer am Markt, im heutigen Haus<br />
Straße <strong>der</strong> Einheit 15. Daran wird auf <strong>der</strong><br />
dritten Tafel erinnert, welche sich auf dem<br />
Platz gegenüber dem Textilgeschäft Becker<br />
in <strong>der</strong> Innenstadt befindet.<br />
Unser beson<strong>der</strong>es Anliegen war es, nicht<br />
nur auf militärische Aspekte einzugehen,<br />
son<strong>der</strong>n auch das Leiden <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
in den Kriegszeiten darzustellen. Wie an<br />
an<strong>der</strong>en Orten auch wurden die Bewohner<br />
von Lausigk durch die Ereignisse des Jahres<br />
1813 beson<strong>der</strong>s hart getroffen.<br />
Einige Beispiele verdeutlichen das: Die<br />
Stadt Lausigk hatte damals etwa 200<br />
Häuser mit zirka 1.500 Einwohnern. Diese<br />
wurden durch Plün<strong>der</strong>ungen schwer in<br />
Mitleidenschaft gezogen.<br />
Allein für den Monat Mai 1813 wurden<br />
insgesamt 17.462 Taler und 3 Groschen<br />
Entschädigungsansprüche registriert, im<br />
Herbst kamen weitere 8.525 Taler dazu.<br />
Diese lasteten lange auf <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Noch 1824 hatte die Stadt 6.000 Taler<br />
Kriegsschulden, die erst 1843 abgelöst<br />
wurden.<br />
Für die damals noch eigenständigen Dörfer<br />
Heinersdorf und Reichersdorf existieren<br />
eigene Listen. Die Reichersdorfer Aufstellung<br />
verzeichnet im Frühjahr 1813 Schäden<br />
in Höhe von 7.262 Talern, davon 6.516<br />
auf Rechnung <strong>der</strong> Franzosen und 746 Taler<br />
auf Rechnung <strong>der</strong> Verbündeten. Hier kamen<br />
im Herbst noch einmal 5.733 Taler dazu.<br />
Durch Einquartierungen waren weitere Lasten<br />
zu tragen. Vom 21. Februar bis zum<br />
7. Juli 1813 waren in Lausigk 3.810 Offiziere,<br />
7.356 Unteroffiziere und Soldaten<br />
sowie 558 Bedienstete einquartiert.<br />
Die 156 Einwohner des kleinen Reichersdorf<br />
mussten im Herbst 1813 sowohl<br />
von den Franzosen als auch von den Verbündeten<br />
2.800 Mann Infanterie und<br />
1.160 Mann Kavallerie aufnehmen.<br />
Unmittelbar vor <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> kam<br />
es dann in Lausigk noch einmal verstärkt<br />
zu Truppendurchzügen, so am 10. Oktober<br />
von französischen Truppen unter Vizekönig<br />
Murat, am folgenden Tag durch das russische<br />
Korps Gortschakow und am 13. Oktober<br />
durch das 4. österreichische Korps<br />
unter General von Klenau.<br />
Unsere Erinnerungstafeln wurden dankenswerter<br />
Weise von <strong>der</strong> Stadtverwaltung,<br />
<strong>der</strong> BBK und dem Kulturraum geför<strong>der</strong>t.<br />
Sie sind seitdem von <strong>der</strong> Bevölkerung interessiert<br />
angenommen worden und vermitteln<br />
beson<strong>der</strong>s den zahlreichen in <strong>der</strong> Stadt<br />
weilenden Kurgästen dauerhaft stadtgeschichtliche<br />
Informationen.<br />
Dr. Jürgen Zschalich<br />
Geschichtsverein Bad Lausick e.V.<br />
Quelle und ausführlichere Informationen über<br />
das Geschehen in Lausigk: Gottfried Becker,<br />
Lausigk im Mai 1813, in: 900 Jahre Bad Lausick<br />
1096 - 1996, Sax-Verlag Beucha 1996.<br />
In den Kämpfen und Schlachten des<br />
Frühjahr 1813 auf deutschem Boden waren<br />
die Dörfer <strong>der</strong> heutigen Gemeinde Belgershain<br />
(Belgershain, Köhra, Rohrbach<br />
und Threna) nicht direkt betroffen. Das sogenannte<br />
Kriegsglück war bis dahin wechselnd<br />
und es gab vom 4. Juni bis 10. August<br />
einen Waffenstillstand, den <strong>bei</strong>de Seiten<br />
aber reichlich für Verstärkung nutzten.<br />
Nach Ende des Waffenstillstandes zogen<br />
sich die Franzosen und ihre Verbündeten<br />
unter verlustreichen Kämpfen um Dresden<br />
in Richtung <strong>Leipzig</strong> zurück und hatten sich,<br />
die Stadt im Rücken, im südlichen Gelände<br />
<strong>der</strong> Stadt verschanzt. In den einschlägigen<br />
Berichten kommen unsere Dörfer als Stationen<br />
<strong>der</strong> Napoleonischen Truppen nicht<br />
vor. Von allen Seiten strömten nun auch die<br />
mit den Russen verbündeten Gegner/Verfolger<br />
ran. Erstmals wird zum 12. Oktober<br />
erwähnt, dass die Vorposten des österreichischen<br />
Generals Graf von Klenau <strong>bei</strong> Otterwisch<br />
und Rohrbach stehen. Im weiteren<br />
Beucha – Dorf <strong>der</strong> Steine<br />
Beuchaer Granitporphyr im <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />
Das diesjährige Brandiser Stadtfest findet<br />
vom 13. bis 15. September unter<br />
dem Titel „Beucha – Dorf <strong>der</strong> Steine“ in<br />
Beucha statt. Der Heimatverein und <strong>der</strong><br />
Ortschaftsrat Beucha laden Sie hierzu alle<br />
recht herzlich ein. Im Oktober 2013 jährt<br />
sich zum <strong>200.</strong> Mal die <strong>Völkerschlacht</strong> und<br />
zum 100. Mal die Einweihung des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals,<br />
das ja zum großen Teil<br />
aus Beuchaer Granitporphyr entstand. Vor<br />
allem auch die großen Steinfiguren zeugen<br />
von <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> Beuchaer Steinmetze.<br />
Dies gehört untrennbar zur Historie unseres<br />
Ortes.<br />
Um nicht mit den Oktoberveranstaltungen<br />
in <strong>Leipzig</strong> in Konflikt zu geraten,<br />
findet unser Festwochenende schon einen<br />
Monat früher statt. Der 13.09. steht unter<br />
dem Thema „200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />
und wird mit einem Biwak zur Gefechtsdarstellung<br />
sowie mit einer Theateraufführung<br />
in <strong>der</strong> Bergkirche beginnen. Am<br />
14.09. werden unter dem Thema „100<br />
Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal“ mehrere<br />
geführte Dorfrundgänge stattfinden, die<br />
hauptsächlich auf unsere Steinbrüche und<br />
Steinmetztätigkeiten hinweisen. Auf dem<br />
Verlauf rückt Graf von Klenau nach Pomßen<br />
vor und kommt am 15.Oktober mit 22 000<br />
Mann in unser Gebiet. Die Vorposten hatten<br />
bereits Threna (in vielen Schriften aus <strong>der</strong><br />
Zeit auch als Thräna beschrieben) erreicht,<br />
die Vorabteilung stand in Köhra. Die von<br />
Pomßen kommende Masse lagerte dann in<br />
<strong>der</strong> Köhraer Flur bis Naunhof. Köhra hatte<br />
zu <strong>der</strong> Zeit kaum 200 Einwohner und da<br />
kommen 22 000 (manche Quellen reden<br />
von 35 000) Mann mit Pferd und Wagen<br />
und haben Hunger! Die Bevölkerung versuchte<br />
es mit <strong>der</strong> Flucht in den Naunhofer<br />
Forst, wurde dort aber ebenfalls geplün<strong>der</strong>t.<br />
Nur <strong>der</strong> Pfarrer blieb im Dorf und beschrieb<br />
das Elend einer <strong>bei</strong> ihm dreimaligen<br />
Plün<strong>der</strong>ung. Dem Nachbarort Threna mit<br />
ca. 300 Einwohnern erging es nicht besser,<br />
denn durch den Ort marschierten diese<br />
Truppen in die Kämpfe <strong>bei</strong> Liebertwolkwitz.<br />
Ebenfalls am 15. Oktober kommen von<br />
Oelzschau die 10. und 11. Preußische Brigade<br />
unter General von Zieten auf dem Weg<br />
Festplatz neben EDEKA wird auch wie<strong>der</strong><br />
unsere Ausstellung „Beucha – Dorf <strong>der</strong><br />
Steine“ mit einer Steinmetzhütte zu sehen<br />
sein. Der Verein Liebertwolkwitz 1813<br />
zeigt das Dorfleben und altertümliche Kin<strong>der</strong>spiele,<br />
die Wurzener Gruppe „Vergissmeinnicht“<br />
tritt auf usw. Der Hauptteil des<br />
Abends ist ein Konzert des Denkmalchores<br />
<strong>Leipzig</strong> und <strong>der</strong> Sächsischen Bläserphilharmonie.<br />
Den Abschluss des Abends wird<br />
ein Feuerwerk „Steinbruch in Flammen“<br />
bilden. Der 15.09. steht unter dem Thema<br />
„Beucha heute – ein Ortsteil von Brandis“<br />
und wird hauptsächlich ein Tag <strong>der</strong> Vereine<br />
werden.<br />
nach Köhra in Belgershain (230 Einwohner)<br />
an. In Köhra biwakieren aber bereits<br />
die Truppen des Grafen von Klenau, so<br />
verbleiben die Preußen in Belgershain und<br />
haben ebenfalls Hunger. Im Pfarrhof wurde<br />
ein Lazarett eingerichtet. Gemeinsam mit<br />
den Truppen des Grafen von Klenau marschieren<br />
die Preußen am 16.Oktober in<br />
Richtung Liebertwolkwitz. Aber an <strong>bei</strong>den<br />
Truppenstandorten blieben nach Berichten<br />
<strong>der</strong> Pfarrer „rückwärtige Dienste“ und<br />
Verwundete zurück, die natürlich weiter<br />
verpflegt werden mussten. Von den Einwohnern<br />
unser Orte wird berichtet, dass sie<br />
sich nach besten Wissen vor Plün<strong>der</strong>ungen<br />
zu schützen wussten. Sie versteckten gutes<br />
Futterheu unter den Misthaufen und Nahrungsmittel<br />
unter Erdabdeckungen. Aber<br />
die Truppen konnten fast alles, was nicht<br />
Niet und nagelfest war, gebrauchen, denn<br />
auch die Ausrüstung musste repariert werden.<br />
Bernd Weisbrich<br />
30 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Das Jahr 1813 im heutigen Gemeindegebiet<br />
Neukieritzsch<br />
33<br />
Ein Kanonenschuss ließ die Nachmittagsluft<br />
über Lobstädt erzittern. Pfeifend<br />
flog die Kugel über die Dächer. Für einen<br />
kurzen Moment schien die Zeit den Atem<br />
anzuhalten, um dann um so heftiger dahin<br />
zugaloppieren: Schuss folgte auf Schuss.<br />
Der Donner <strong>der</strong> Geschütze entlud sich in<br />
einem fort. Die Kugeln suchten die <strong>bei</strong>den<br />
Ausfallstraßen zu erreichen, die vom Ort<br />
aus in Richtung <strong>Borna</strong> und die nach Altenburg.<br />
Dort waren preußische und russische<br />
Truppen unterwegs. Eilends suchten sie<br />
dem Bereich <strong>der</strong> französischen Artillerie zu<br />
entkommen. Aufgefahren waren die Batterien<br />
westlich <strong>der</strong> Pleiße, wo es hinauf nach<br />
Bergisdorf ging.<br />
Ängstlich verfolgten die Einheimischen<br />
die Einschläge <strong>der</strong> Geschosse. Würden<br />
die Franzosen ihr Lobstädt in Schutt und<br />
Asche legen? Die gesamte Bevölkerung<br />
hatte schon Stunden zuvor den Ort verlassen<br />
und sich in einem Wäldchen versteckt.<br />
Dies alles geschah am 4. Mai 1813, einem<br />
Dienstag. Bereits seit zwei Tagen strömten<br />
preußische und russische Truppen durch<br />
den Ort nach Osten. Nach <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong><br />
Großgörschen am Nachmittag des 2. Mai<br />
hatten sich <strong>der</strong>en Generale schweren Herzens<br />
für einen Rückzug entschlossen. Bei<br />
einer Fortsetzung des Kampfes hätte ihre<br />
Nie<strong>der</strong>lage gedroht.<br />
Napoleon konnte sich so als Sieger fühlen.<br />
Seine Truppen waren jedoch nicht in<br />
<strong>der</strong> Lage gewesen, dem Feind entschlossen<br />
zu folgen. Erst jetzt, hier <strong>bei</strong> Lobstädt bekamen<br />
sie die Nachhut <strong>der</strong> zurückweichenden<br />
Preußen und Russen zu fassen.<br />
Die Nachricht davon erreichte Napoleon<br />
an <strong>der</strong> Neumühle kurz vor Rötha. Dort<br />
wollte er gerade die Pleiße überqueren, als<br />
Gedenkstein in Lobstädt<br />
man ihm meldete, <strong>bei</strong> Lobstädt sei man<br />
mit beträchtlichen Kräften des Gegners in<br />
Kontakt gekommen. Umgehend wandte<br />
sich <strong>der</strong> französischer Kaiser nach Süden<br />
und befahl, das Feuer auf die Russen und<br />
Preußen zu eröffnen.<br />
Später erzählte man sich, Napoleon habe<br />
sich, als er auf dem Weg von Rötha nach<br />
Lobstädt war, von einer kleinen Quelle an<br />
<strong>der</strong> Flurgrenze zwischen Treppendorf und<br />
Zöpen einen Becher Wasser reichen lassen.<br />
Ob das tatsächlich einer <strong>der</strong> Einheimischen<br />
beobachtet hatte, sei dahingestellt. Jedenfalls<br />
nannte man das dort entspringende<br />
Rinnsal fortan Napoleonquelle. Graf von<br />
Beust, <strong>der</strong> Zöpener Rittergutsbesitzer, ließ<br />
dort sogar einen Gedenkstein errichten.<br />
Heute ist er ebenso verschwunden wie <strong>der</strong><br />
Ort Treppendorf. Beide wurden vom Tagebau<br />
Witznitz II überbaggert.<br />
Als Napoleon an <strong>der</strong> Lobstädter Pleißebrücke<br />
eintraf, war freilich die von ihm befohlene<br />
Kanonade bereits beendet. Eiligst<br />
hatten sich die Preußen und Russen aus<br />
dem Staub gemacht. Sehr zum Glück für<br />
die Lobstädter, blieb doch angesichts dessen<br />
ihr Ort weitgehend verschont. Nur eine<br />
einzige Scheune hatte einen Treffer abbekommen.<br />
Freilich waren die Häuser nicht von Plün<strong>der</strong>ungen<br />
verschont geblieben. „Die Türen<br />
<strong>der</strong> Häuser wurden aufgeschlagen“, berichtete<br />
später <strong>der</strong> Ortschronist Alexan<strong>der</strong><br />
Bernhard Zürn, „Schränke und Kommoden<br />
zertrümmert, die Böden abgeräumt und<br />
die noch zurückgebliebenen Pferde, Rin<strong>der</strong><br />
und Schafe in Beschlag genommen.“<br />
Glücklicherweise hatten die Bewohner jedoch<br />
ihre wertvollste Habe mitgenommen,<br />
als sie den Ort verlassen und sich in nahegelegenen<br />
Gehölzen versteckt hatten. Insgesamt<br />
aber war Lobstädt noch einmal mit<br />
dem Schrecken davon gekommen. Doch<br />
dieser Schreck saß tief und war so schnell<br />
nicht vergessen.<br />
Bereits wenige Tage später wurde <strong>der</strong><br />
erste Dankgottesdienst gefeiert. Doch auch<br />
nach 50 Jahren war die Erinnerung noch so<br />
frisch, dass man <strong>der</strong> Ereignisse des 4. Mai<br />
1813 mit einem Umzug und einem Gottesdienst<br />
gedachte.<br />
Ein dauerhaftes Denkmal setzte man<br />
den Ereignissen von 1813 ein Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
später. 1913 war das Gemeindeamt in <strong>der</strong><br />
Altenburger Straße gerade erbaut worden.<br />
Im Herbst setzte man vor dem Neubau den<br />
Gedenkstein, <strong>der</strong> dort heute noch zu sehen<br />
ist. Dankenswerterweise hat ihn die Gemeinde<br />
Neukieritzsch anlässlich des <strong>200.</strong><br />
Gedenktages überar<strong>bei</strong>ten lassen. „Zur Erinnerung<br />
– Jahrhun<strong>der</strong>tfeier 1813 - 1913“<br />
kann man auf ihm jetzt wie<strong>der</strong> deutlich lesen.<br />
Das nimmt natürlich Bezug auch auf<br />
die <strong>Völkerschlacht</strong>, ist aber vom Wortlaut<br />
her mit Absicht so allgemein gehalten, dass<br />
die Kanonade von Lobstädt am 4. Mai<br />
durchaus mit einbezogen ist. Warum auch<br />
nicht? Wenn von <strong>der</strong> örtlichen Erinnerung<br />
an das Jahr 1813 die Rede ist, dann geht<br />
es natürlich vor allem um jenen Tag, an<br />
dem die Existenz des Ortes auf dem Spiel<br />
stand.<br />
Doch auch an<strong>der</strong>e Orte im Gemeindegebiet<br />
Neukieritzsch traf es damals hart. Die<br />
Bauern Breunsdorfs nutzten einen in ihrem<br />
Ort bereits vorhandenen Stein, um ihrem<br />
Gedenken an die Ereignisse von 1813 Ausdruck<br />
zu verleihen. Sie widmeten dafür einen<br />
königlich-sächsischen Meilenstein. In<br />
ihn ließen sie die Jahreszahlen 1813 und<br />
1913 einschlagen. Vielleicht wäre auch<br />
dieses Denkmal <strong>bei</strong>m Abriss des Ortes verloren<br />
gegangen, wenn sich nicht in Gestalt<br />
von Roland Meyer jemand gefunden hätte,<br />
<strong>der</strong> ihn barg, auf <strong>der</strong> Groitzcher Wiprechtsburg<br />
aufstellte und so bewahrte.<br />
Dass auch die Breunsdorfer allen Grund<br />
hatten, den Plün<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> Not von<br />
1813 zu gedenken, davon berichten die<br />
Lebenserinnerungen von Gottlob Landgraf.<br />
Über die Tage nach <strong>der</strong> Großgörschener<br />
Schlacht schriebe er: „Es kam <strong>der</strong> Rückmarsch<br />
… und (es) gingen alle den 3. Mai<br />
durch unser Dorf und nahmen alles Zugvieh<br />
und Wagen und suchten möglichst<br />
die Verwundeten mitzunehmen, und nahmen<br />
an Brotvorrat, was sie fanden … Den<br />
4.5. um 8 kamen schon die Franzosen wie<br />
die Heuschrecken und nahmen, was sie<br />
fnden an Klei<strong>der</strong>n und zerschlugen Läden<br />
und Schränke. Traurig war es. Die meisten<br />
büßten Pferde und Wagen ein, aber an Zugkühen<br />
wurde noch mehr verloren. Ich büßte<br />
alle meine Kühe ein. Ich verlor binnen 5<br />
Tagen <strong>bei</strong>nahe 250 Taler.“<br />
Wie so eine Plün<strong>der</strong>ung vor sich ging,<br />
kann man <strong>bei</strong>m Lesen <strong>der</strong> Autobiografie<br />
des berühmten Pädagogen Dinter erfahren.<br />
Er war damals Pfarrer in Görnitz, wenige<br />
Kilometer südlich von Lobstädt. „Ganz unerwartet,“<br />
so heißt es <strong>bei</strong> ihm, „brachen<br />
abends um 9 Uhr am 9. Oktober Feinde ein,<br />
ohne eigentliches Kommando, wenigstens<br />
war in keinem <strong>der</strong> Häuser ein Mann gesehen<br />
worden, <strong>der</strong> sich als Offizier betragen<br />
hätte, o<strong>der</strong> als solcher von den Plün<strong>der</strong>ern<br />
geachtet worden wäre. Sie nahmen alles,<br />
nur Bücher und Fe<strong>der</strong>betten nicht, wohl<br />
aber die Überzüge. Auf dem Dorfe standen<br />
Wagen, auf welche das Geraubte gepackt<br />
und in die benachbarte Stadt gefahren wurde,<br />
wo man es verkaufte. Meine Stiefeln<br />
zog man mir von den Füßen, und als sie<br />
nicht schnell genug sich ausziehen ließen,<br />
bekam ich noch einen Schlag damit. Aus allen<br />
Kommoden und Schränken wurden die<br />
Rückwände ausgebrochen, und was man<br />
fand, weggenommen.“ Eine Mutter, die<br />
„sich über das Lager <strong>der</strong> schon schlafenden<br />
Kindchen breitete, um diese zu schützen,<br />
bekam Schläge, weil man glaubte, im Bette<br />
sei Geld verborgen, das sie retten wollte.<br />
Ich selbst stand entblößt und ausgeplün<strong>der</strong>t<br />
an <strong>der</strong> Wiege“ eines „vor dreißig Tagen<br />
geborenen“ Säuglings. „Man zerschnitt, in<br />
<strong>der</strong> Hoffnung Geld zu finden, die Bettchen,<br />
in das er eingebunden war. Mir selbst, weil<br />
man glaubte, ich könnte Geld um den Leib<br />
gebunden haben, zog man die Unterklei<strong>der</strong><br />
ab, und betastete mich am nackenden Körper.<br />
Eine schrecklichere Nacht habe ich nie<br />
verlebt als diese.“<br />
Die meisten Bewohner <strong>der</strong> Region gehörten<br />
zu den Leidtragenden <strong>der</strong> Vorgänge.<br />
Nur wenige von ihnen griffen aktiv ins Geschehen<br />
ein. Zu diesen gehörte die Familie<br />
Wendler, denen das Rittergut Kahnsdorf gehörte.<br />
Frau Wendler war eine Tochter jenes<br />
Johann Christian Ernesti, <strong>bei</strong> dem Christian<br />
Gottlieb Körner 1785 seinen Geburtstag gefeiert<br />
hatte und da<strong>bei</strong> erstmals mit Schiller<br />
zusammentraf. Körners Sohn, <strong>der</strong> Dichter<br />
Theodor Körner, gehörte zu den Frewilligen,<br />
die in Lützows Korps kämpften. Als er am<br />
17. Juni 1813 <strong>bei</strong> Kitzen schwer verwundet<br />
wurde, beherbergten ihn Wendlers. Die<br />
Überlieferung besagt, dass er solange in<br />
Kahnsdorf versteckt gelebt haben soll, bis<br />
er kräftig genug war, weiter nach Böhmen<br />
zu fliehen. Vorher besuchte er freilich die<br />
Burg Gnandstein. Deren Besitzer Alexan<strong>der</strong><br />
August von Einsiedel hatte 1808 Julie Kuntze<br />
geheiratet, die Pflegeschwester Theodor<br />
Körners.<br />
Die Kriegsereignisse von 1813 hinterließen<br />
natürlich auch Zerstörungen. So ist<br />
überliefert, dass die Brücke über den Öltzschgraben<br />
<strong>bei</strong> Lobstädt so in Mitleidenschaft<br />
gezogen wurde, dass man sie abreißen<br />
und eine Ersatzbrücke bauen musste.<br />
Die unweit davon befindliche Pleißebrücke<br />
jedoch wurde anscheinend gerade durch<br />
die Kanonade vom 4. Mai gerettet. Wäre<br />
für die Preußen und Russen genug Zeit gewesen,<br />
sie hätten diese wichtige Brückenverbindung<br />
sicherlich zerstört. Das geschah<br />
an<strong>der</strong>norts nämlich durchgehend, um die<br />
napoleonischen Verfolger aufzuhalten. Gesprengt<br />
wurde <strong>bei</strong>spielsweise auch die Wyhrabrücke<br />
in Frohburg.<br />
Durch die Zerstörung <strong>der</strong> Brücken kam<br />
es zu enormen Behin<strong>der</strong>ungen des Verkehrs.<br />
Die Lobstädter Gleitseinnahme, <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> man Straßenmaut erhob, verzeichnete<br />
einen erheblichen Einnahmeeinbruch. Der<br />
Gleitseinnehmer Johann Georg Linke sah<br />
sich 1813 nicht in <strong>der</strong> Lage, die jährliche<br />
Pacht in Höhe von 45 Talern zu entrichten.<br />
Allerdings muss man auch sagen, dass ein<br />
beträchtlicher Durchgangsverkehr nötig<br />
war, damit er auf seine Kosten kam. Die<br />
Gebühren für die Straßenbenutzung waren<br />
1813 immer noch die gleichen wie 1753.<br />
Das meiste brachten Gütertransporte, die<br />
kosteten aber auch nur einen bis zwei Gro-<br />
schen. Lobstädter bezahlten überhaupt<br />
nichts. In guten Zeiten kamen pro Jahr um<br />
die 400 Taler ein. Doch die guten Zeiten<br />
waren längst vor<strong>bei</strong> und es herrschte Krieg.<br />
Das Leid, das die Zeitgenossen damals<br />
erfuhren, verschwand so schnell nicht aus<br />
ihrem Gedächtnis. Auch wir sollten angesichts<br />
<strong>der</strong> Überlieferungen Distanz gegenüber<br />
den früher oft so heroischen Schil<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> sogenannten „Befreiungskriege“<br />
wahren.<br />
Die Ereignisse von 1813 brachten viel<br />
Elend für diejenigen mit sich, die in ihnen<br />
als Soldaten zu kämpfen gezwungen waren,<br />
die Belastungen für die Zivilbevölkerung<br />
waren enorm und das, was am Ende<br />
heraus kam, wurde wohl nur von einer<br />
Min<strong>der</strong>heit als „Befreiung“ empfunden.<br />
Sie waren vor den Eroberungen Napoleons<br />
nicht frei gewesen und an diesem Zustand<br />
hatte sich we<strong>der</strong> durch den Franzosenkaiser,<br />
noch durch den Sieg über ihn etwas<br />
geän<strong>der</strong>t.<br />
Dr. Hans-Jürgen Ketzer<br />
32 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Die napoleonische Zeit in Schmölln<br />
Die Bevölkerung musste die Last <strong>der</strong> Einquartierungen tragen<br />
Das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte Schmölln<br />
mehrere geschichtliche Höhepunkte.<br />
Gleich zu Beginn des Jahrhun<strong>der</strong>ts war das<br />
die napoleonische Zeit. Napoleon hatte fast<br />
alle deutschen Fürstentümer 1806 mit dem<br />
Beitritt zum Rheinbund unter seine Kontrolle<br />
gebracht. In Schmölln gab es bis 1812<br />
nur wenige Einquartierungen, die zu ertragen<br />
waren. Bäckermeister Lummer schreibt<br />
in persönlichen Aufzeichnungen ausführlich<br />
über die vielen Truppendurchzüge und Einquartierungen<br />
1813 in Schmölln. Allein am<br />
6. April mussten die Schmöllner Bäcker<br />
Tausend 6-pfündige Brote zur Versorgung<br />
<strong>der</strong> in Altenburg einquartierten preußischen<br />
Truppen liefern. Ein Vorkommando preußischer<br />
grüner Husaren zog am 7. April<br />
durch Schmölln und wurde am Rathaus<br />
mit Wein begrüßt. Am 18. April mussten<br />
auf Kosten <strong>der</strong> Schmöllner Bürger wie<strong>der</strong><br />
1.500 Brote zur Verpflegung <strong>der</strong> Truppen<br />
geliefert werden. Das Hauptquartier des<br />
Generals Blücher lag zu diesem Zeitpunkt<br />
in Altenburg. Ganz Thüringen war bis auf<br />
Erfurt von französischen Truppen geräumt<br />
und ein großes Feldlager <strong>der</strong> Armee Blücher,<br />
das versorgt werden musste, stand im<br />
Raume Meuselwitz, Rositz, Altenburg und<br />
Schmölln. Das letzte französische Aufgebot<br />
unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Thüringer Marschbataillon,“<br />
in dem auch einige Schmöllner<br />
dienten, übte <strong>bei</strong> Ruhla, ließ sich kampflos<br />
gefangen nehmen und am 13. April 1813<br />
in Altenburg in die Blüchersche Armee<br />
einglie<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Schlacht von Großgörschen<br />
erlitten am 2. Mai die verbündeten<br />
preußischen und russischen Truppen eine<br />
Nie<strong>der</strong>lage und zogen sich zurück, so dass<br />
nach Schmölln wie<strong>der</strong> die Franzosen kamen.<br />
Bäckermeister Lummer schreibt darüber:<br />
„Den 9. Mai ist ein französisches<br />
Artillerieregiment und das ganze schwere<br />
Geschütz und Pulver und Munitionswagen<br />
durchgegangen nach Altenburg. Vom 9.<br />
bis 29. Ist Fußvolk und Reiterei und gegen<br />
tausend Pulver- und Bagagewagen durchgegangen.<br />
Den 1. Juni 1813 sind 2.000<br />
Mann Fußvolk und Reiterei und viele Bagage<br />
durchgegangen. Den 5. wie<strong>der</strong> 2.000<br />
Mann Reiterei und Fußvolk, haben in Altenburg<br />
Rasttag gehalten. Den 9. 3.000 Mann<br />
Kavallerie, Fußvolk und Geschütze und<br />
über 600 Ochsen und Kühe, den 11. und<br />
12. gegen 5.000 Franzosen und Bayern,<br />
den 14. bis 17. Juni viele tausend Franzosen<br />
Artillerie und Bagage.“ Nach einem<br />
französischen Tagesbefehl vom 15. Juni<br />
1813 sollen die französischen Truppen von<br />
den Bürgern und Bauern folgen<strong>der</strong>maßen<br />
beköstigt werden: „Korporal und Gemeiner<br />
1 ¾ Brot den ganzen Tag, zum Frühstück<br />
eine halbe Portion Zugemüse, zum Mittagessen<br />
Suppe, ½ Pfund Fleisch mit Zugemüse,<br />
eine Flasche Bier, zum Abendessen<br />
ein Teller voll Zugemüse.“ Die letzten französischen<br />
Einheiten verließen am 22. August<br />
Schmölln. Am 25. August und 9. September<br />
kamen wie<strong>der</strong> kleinere russische<br />
Kosakeneinheiten nach Schmölln. Den 8.<br />
September erschienen 350 Mann Kosaken,<br />
die <strong>bei</strong>m 1812 errichteten Schießhaus in<br />
<strong>der</strong> Ronneburger Straße nachmittags um 4<br />
mit Wein und Branntwein, Brot und Wurst<br />
auf Kosten <strong>der</strong> Stadt gespeist wurden. Der<br />
Berichterstatter Lummer vermerkt, dass es<br />
nicht ohne Exzesse abgegangen ist.<br />
Am 6. und 7. Oktober traf die Hauptarmee<br />
aus Böhmen kommend unter dem<br />
österreichischen Feldmarschall zu Schwarzenberg<br />
in unserem Raume ein. Der Zeitzeuge<br />
schreibt, dass die Bevölkerung in<br />
und um Schmölln in großen Ängsten <strong>bei</strong><br />
den vielen Preußen, Russen und Österreichern<br />
war. Diese Armee stand in drei<br />
großen Lagern <strong>bei</strong> Kummer, Nitzschka und<br />
Zschernitzsch und hat in den Dörfern und<br />
auch in Schmölln viel geplün<strong>der</strong>t. Sie haben<br />
viele Schweine, Kälber, Schafe, Gänse<br />
und Hühner in die Lager geschleppt. Selbst<br />
größere Mengen an gehacktem Brennholz<br />
für die Lagerfeuer entnahmen sie aus den<br />
Grundstücken. Zu allem Unglück ist dann<br />
noch am 8. Oktober in <strong>der</strong> Altenburgischen<br />
Gasse (heutige Gößnitzer Straße) durch<br />
Unachtsamkeit <strong>der</strong> Soldaten ein Brand<br />
entstanden. Bis zum 12. Oktober verließen<br />
die Truppen die Schmöllner Umgebung in<br />
Richtung <strong>Leipzig</strong>. Am 14. Oktober lagerten<br />
nochmals auf den Wiesen <strong>bei</strong> Schloßig<br />
1.500 Kosaken und Baschkiren. Ab Mitte<br />
Das Schießhaus in <strong>der</strong> Ronneburger Straße um 1815.<br />
(Lithographie aus <strong>der</strong> „Kirchengalerie“)<br />
Oktober kommt ein österreichisches Militärmagazin<br />
und ein Feldhospital bis Ende<br />
Oktober nach Schmölln ins Quartier. Ein<br />
ungarischer Oberst ist in dieser Zeit Stadtkommandant.<br />
Die „<strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“<br />
nahm bis zum 19. Oktober ihren Lauf<br />
und endete mit dem Siege <strong>der</strong> verbündeten<br />
Truppen von Preußen, Rußland und Österreich<br />
über die Truppen Napoleons. Am<br />
31. Oktober kam es in Schmölln zu einem<br />
Dankfest. Die Stadt wurde mit Kerzen,<br />
Talg-, Öl- und Pechlicht beleuchtet. Ein<br />
Dankgottesdienst fand in <strong>der</strong> überfüllten<br />
Stadtkirche St. Nicolai statt. Da nach <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> die Notlazarette in <strong>der</strong> Nähe<br />
des Schlachtfeldes überfüllt waren, kamen<br />
in den letzten Monaten des Jahres 1813<br />
auch im Schmöllner Schießhaus viele Verwundete<br />
unter. Es lag zu dieser Zeit weit<br />
vor <strong>der</strong> Stadt, trotzdem übertrugen sich<br />
ansteckende Krankheiten auf die Bevölkerung.<br />
Eine „Nervenfieber“-Epidemie und<br />
an<strong>der</strong>e Seuchen griffen verstärkt in den<br />
Monaten Dezember 1813 und Januar<br />
1814 auf die Einwohner über, so dass 270<br />
Menschen starben. Das waren damals etwa<br />
10 Prozent <strong>der</strong> Schmöllner Bevölkerung.<br />
Auch viele Verwundete und Kranke, hauptsächlich<br />
französische Soldaten starben im<br />
Schießhaus. Die toten Soldaten wurden zu<br />
viert o<strong>der</strong> zu fünft in ausgehobenen Gruben<br />
hinter dem alten Schießhaus am heutigen<br />
Schießstand, links vom ehemaligen Waldhaus<br />
begraben. Es wird erzählt, dass <strong>der</strong><br />
sogenannte „Franzosenstein“ auf dem Pfefferberg<br />
in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes<br />
<strong>der</strong> Jahn-Turnhalle aus dieser Zeit<br />
stammt. Es soll dort ein höherer französischer<br />
Offizier <strong>bei</strong>gesetzt worden sein.<br />
Aus Günter Schnei<strong>der</strong>, Schmöllner Ereignisse<br />
im zu Ende gegangenen Jahrtausend,<br />
Schmölln, 1999<br />
„1813“ steht für Krieg, aber nicht nur<br />
Son<strong>der</strong>ausstellungen im Schloss- und Spielkartenmuseum zeigen u.a. die<br />
Stadt Altenburg im Jahr 1813<br />
Das Geschehen um die <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 ist dieses Jahr 200 Jahre<br />
her. Aber nicht nur dies, auch die Ersterwähnung<br />
des berühmten Skatspieles fällt<br />
zufällig auf das gleiche Jahr. Das Schlossund<br />
Spielkartenmuseum Altenburg packt<br />
<strong>bei</strong>de Themen in eine Son<strong>der</strong>ausstellung.<br />
Letztlich haben Soldaten mit Vorliebe zum<br />
Zeitvertreib Karten gespielt. In <strong>der</strong> Spielkladde<br />
des Hans Carl Leopold von <strong>der</strong><br />
Gabelentz auf Schloss Poschwitz nahe Altenburg<br />
tauchte das Wort, das vom italienischen<br />
„scatare“ (<strong>bei</strong>seitelegen) abgeleitet<br />
ist, das erste Mal am 4. September 1813<br />
als „Scat“ auf.<br />
Die 1813 schätzungsweise von einer halben<br />
Million Militärpersonen durchzogene<br />
Stadt Altenburg wurde im April vorübergehendes<br />
Hauptquartier General von Blüchers.<br />
Auch die Generäle von Scharnhorst<br />
und von Gneisenau bezogen in <strong>der</strong> Stadt<br />
Quartier. Danach ist die Stadt zwischenzeitlich<br />
eine unter hohem Druck stehende<br />
französische Nachschubstation.<br />
Kurz vor <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> versammelten<br />
sich die Eliten <strong>der</strong> verbündeten Mächte<br />
im Altenburger Schloss. Großfürst Konstantin<br />
von Russland und <strong>der</strong> österreichische<br />
Außenminister Graf von Metternich weilten<br />
hier – und an<strong>der</strong>e mehr. Altenburg war<br />
gewissermaßen eines <strong>der</strong> „Sprungbretter“<br />
für <strong>Leipzig</strong>. Klar ist, dass sich jetzt ein<br />
Preußische Soldaten<br />
<strong>bei</strong>m Kartenspiel<br />
mögliches Schlachtgeschehen zusammenbraute.<br />
Man konnte es förmlich riechen.<br />
Kaiser (Zar) Alexan<strong>der</strong> I. von Russland und<br />
Feldmarschall Fürst zu Schwarzenberg<br />
zogen samt <strong>der</strong> Truppen am 15. Oktober<br />
Richtung <strong>Leipzig</strong> weiter, zunächst bis nach<br />
Rötha. Altenburg etablierte sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
nach <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> als Lazarettstadt.<br />
Bis zum Juli 1814 ist im Altenburger<br />
Schloss ein österreichisches „Haupt-Spital“<br />
für Hun<strong>der</strong>te Verletzte untergebracht.<br />
Wer zum Kriegseinsatz ins Feld zieht,<br />
kann <strong>bei</strong> beson<strong>der</strong>er „Heldentat“ auch ausgezeichnet<br />
werden. Darum kümmert<br />
sich eine weitere Son<strong>der</strong>ausstellung.<br />
Sie bringt dem historischen<br />
Kenner wie dem Laien nahe,<br />
dass man Geschichtsabläufe<br />
auch anhand vermeintlichen<br />
„Beiwerks“, hier in Form<br />
militärischer Auszeichnungen,<br />
nachvollziehen<br />
kann. In den Befreiungskriegen<br />
spielt erstmals<br />
die Stiftung des Eisernen<br />
Kreuzes eine Rolle. Seine<br />
schlichte Form geht auf<br />
einen Entwurf des zeitgenössischen<br />
und bekannten Architekten<br />
und Gestalters Schinkel zurück.<br />
Toralf Keil<br />
35<br />
Hochkarätig und<br />
facettenreich:<br />
Die Ausstellung zum militärischen<br />
Auszeichnungswesen<br />
AUSSTELLUNGSTERMINE<br />
bis 20. Oktober 2013<br />
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen um<br />
die Ereignisse <strong>der</strong> Befreiungskriege 1813-<br />
1815<br />
bis 20. Oktober 2013<br />
Altenburg im Jahr 1813 – 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong><br />
und 200 Jahre Skat<br />
SCHLOSS- UND SPIELKARTEN-<br />
MUSEUM ALTENBURG<br />
Schloss 2 - 4<br />
www.residenzschloss-altenburg.de<br />
info@residenzschloss-altenburg.de<br />
Tel.: 03447 512712<br />
34 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Napoleon, im Zerrspiegel zeitgenössischer<br />
Karikaturen ...drey Tage hat man sich geschlagen. Das Blut ist von<br />
beyden Seiten geflossen...<br />
1. September – 17. November 2013<br />
Ausstellung im Museum Burg Posterstein<br />
Seit nunmehr 20 Jahren beschäftigt sich<br />
das Museum Burg Posterstein mit <strong>der</strong><br />
Geschichte des Musenhofes <strong>der</strong> Herzogin<br />
Anna Dorothea von Kurland im thüringischen<br />
Löbichau.<br />
Da<strong>bei</strong> stehen im Mittelpunkt des Interesses<br />
die Herzogin selbst, aber auch ihre<br />
Töchter und die Personen, mit denen sie<br />
am meisten im Kontakt stand. Neben <strong>der</strong><br />
Dauerausstellung zu diesem Thema wurden<br />
in den letzten Jahren auch mehrere<br />
Wechselausstellungen gezeigt.<br />
Schwerpunkt im Jahr 2013 soll eine<br />
Ausstellung zum <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> im Jahr 1813 sein.<br />
Das Ausstellungskonzept sieht als Grundstock<br />
die Präsentation von Napoleon-Karikaturen<br />
vor.<br />
Die Ausstellung will mit Hilfe <strong>der</strong> Karikaturen<br />
zeigen, welcher Wandel in <strong>der</strong> Einstellung<br />
<strong>der</strong> Bürger im Jahr 1813 vor sich<br />
ging und dass dieser Wandel die Voraussetzung<br />
für den Sieg im Oktober dieses Jahres<br />
bildete. Sie will auch einen Ausblick auf<br />
das weitere Schicksal des französischen<br />
Kaisers bieten und das verknüpfen mit<br />
den im Löbichauer Musenhof Agierenden.<br />
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein<br />
Buch.<br />
Darüber hinaus werden die Ergebnisse<br />
verschiedener regionalgeschichtlicher Forscher<br />
einen Überblick über die Ereignisse<br />
und die handelnden Personen des Jahres<br />
1813 bieten, schließlich waren sowohl die<br />
Region um Altenburg als auch <strong>der</strong> Kreis<br />
um die Herzogin von Kurland sehr unmittelbar<br />
von dem in <strong>Leipzig</strong> stattgefundenen<br />
Kriegsgeschehen betroffen.<br />
In Altenburg selbst hielten sich kurz vor<br />
und während <strong>der</strong> Schlacht die Herrscher<br />
und führende Generäle <strong>der</strong> antinapoleonischen<br />
Allianz auf. Brockhaus gab in Altenburg<br />
die Deutschen Blätter heraus und<br />
war damit Kriegsberichterstatter im Auftrag<br />
des Fürsten Schwarzenberg.<br />
Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg<br />
(1771-1820)<br />
Der in Wien geborene Karl Philipp Fürst<br />
zu Schwarzenberg war ab 1810 österreichischer<br />
Botschafter in Frankreich und ab<br />
1813 Oberbefehlshaber <strong>der</strong> alliierten Armeen<br />
im Kampf gegen Napoleon. Bis zum<br />
Sommer 1813 hielten französische Truppen<br />
Altenburg besetzt. Nach dem Abzug<br />
<strong>der</strong> Franzosen wurde Altenburg das Hauptquartier<br />
<strong>der</strong> Verbündeten. Unter Schwarzenberg<br />
besiegte die Koalition in <strong>der</strong><br />
<strong>Völkerschlacht</strong> Napoleon. Seine Truppen<br />
verfolgten den französischen Kaiser und<br />
schließlich stand Schwarzenberg 1814 als<br />
Feldmarschall an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> in Paris<br />
einziehenden Sieger.<br />
Die Deutschen Blätter – Chronik <strong>der</strong> Ereignisse<br />
Hinsichtlich des Verlaufs <strong>der</strong> Schlacht<br />
sind die „Deutschen Blätter“ des Buchhändlers<br />
und Verlegers Friedrich Arnold<br />
Brockhaus, die im Auftrag Fürst von<br />
Schwarzenbergs von 1813 bis 1816 herausgegeben<br />
wurden, bemerkenswert.<br />
Brockhaus etablierte sich seit 1798 als<br />
Kaufmann in Dortmund. 1802 gründete<br />
er in Amsterdam eine Buchhandlung.1810<br />
ging er von dort nach Altenburg, publizierte<br />
zeitgenössische deutsche Literatur und engagierte<br />
sich auf politischem Gebiet. 1817<br />
verlegte Brockhaus sein Geschäft nach<br />
<strong>Leipzig</strong>. Neben dem bekannten Konversations-Lexikon,<br />
<strong>der</strong> „Allgemeinen deutschen<br />
Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände.<br />
(Conversations-Lexicon)“ gab er auch<br />
mehrere Zeitschriften heraus.<br />
In Altenburg entschied er sich im Oktober<br />
1813 eine politische Zeitschrift herauszubringen.<br />
Am 12. Oktober erhielt<br />
Brockhaus eine Audienz <strong>bei</strong> Zar Alexan<strong>der</strong><br />
I. und <strong>bei</strong> Schwarzenberg, <strong>der</strong>en Ergebnis<br />
<strong>der</strong> „Befehl zur Herausgabe eines politischen<br />
Blattes“ war.<br />
Auszug: Deutsche Blätter. No. 2. den<br />
16ten October 1813.<br />
Vorläufige Berichte<br />
Altenburg, den 15ten October 1813<br />
Diesen Morgen ist das Hauptquartier <strong>der</strong><br />
großen alliierten Armee und dem Commando<br />
Sr. Durchl. des Fürsten Schwarzenberg<br />
von hier nach Pegau verlegt worden. Eben<br />
dahin sind Se. Maj. <strong>der</strong> russische Kaiser<br />
abgereis’t. Das Hauptquartier des russischen<br />
Generals en chef Barclay de Tolly<br />
war schon gestern von hier abgegangen.<br />
Dem Vernehmen nach befindet sich <strong>der</strong><br />
französische Kaiser in <strong>der</strong> Gegend von Eilenburg.<br />
Er hat Truppendetachements auf<br />
das rechte Elbufer geworfen. Gestern ist<br />
in <strong>der</strong> Gegend von Rötha ein heftiges Cavalleriegefecht<br />
gewesen, wo<strong>bei</strong> 300 Mann<br />
französischer Garden zu Gefangenen gemacht<br />
seyn sollen. In einem Gefecht <strong>bei</strong><br />
Connewitz mit dem Ponioatowskischen<br />
Corps sollen 1500 Gefangene gemacht<br />
worden seyn. – Heut Nachmittags um 4<br />
Uhr sind Se. Maj. <strong>der</strong> Kaiser von Oesterreich<br />
und Se. Maj. <strong>der</strong> König von Preußen<br />
hier eingetroffen. - …<br />
Museum Burg Posterstein<br />
Burgberg 1 | 04626 Posterstein<br />
www.burg-posterstein.de<br />
Die.-Sa.: 10-17 | So, Feiertag: 10-18<br />
Zwenkau inmitten <strong>der</strong> Kriegswirren<br />
Die Einwohner leiden unter dem Militär<br />
Mitte September 1813 verstärkten sich<br />
die Truppenbewegungen auf <strong>bei</strong>den Seiten<br />
und es gab in diesen Tagen ein „ständiges<br />
Kommen und Gehen“ von Russen<br />
(Kosaken) und Franzosen. Im Einquartierungs-Register<br />
<strong>der</strong> Stadt Zwenkau ist ab<br />
Ende September die Unterbringung von 22<br />
[französischen] Mayoren, 404 Officieren,<br />
3.219 Mannschaften und 2.342 Pferden<br />
ausgewiesen. Die Bewohner brachten das<br />
mit den Vorbereitungen zu einer bevorstehenden<br />
großen Schlacht in Verbindung.<br />
Dafür sprach auch eine Begebenheit, auf<br />
die Zwenkauer Überlieferungen Bezug nehmen.<br />
So erfahren wir aus den Lebenserinnerungen<br />
des Zwenkauer Bürgermeisters<br />
Christian Gottlob Ranft, dass er völlig<br />
überraschend am 17. September 1813<br />
von einem Kommando, bestehend aus 12<br />
Mann französischer Husaren, abgeführt<br />
wurde. Über Zweck und Ziel ließ man ihn<br />
im Unklaren. Hier ein Auszug:<br />
„Der Schreck meiner Bürger war […]<br />
groß, viele <strong>der</strong>selben wollten mit mir bis zur<br />
Röthaischen Gasse [Anm.: spätere Bahnhofstraße]<br />
hinaus. [Zunächst] ließen es die<br />
Husaren geschehen, dann zogen sie ihre<br />
Pistolen hervor, geboten mir, dass ich den<br />
Leuten befehlen solle, zurück zu bleiben,<br />
widrigenfalls sie Feuer auf sie geben würden.<br />
Mit thränenden Augen bat ich meine<br />
guten Bürger, mich meinem Schicksal allein<br />
zu überlassen und vor mich zu beten.<br />
Angstvoll bestieg ich nun ein Pferd, welches<br />
mir die Husaren reichten. Natürlich war die<br />
Angst meines Herzens groß, aber das Bewusstsein,<br />
in meinem Dienst recht gehandelt<br />
zu haben, hielt mich aufrecht […].<br />
In diesem Bewusstsein und im Vertrauen<br />
auf Gott kamen wir in Rötha an. Ich ward<br />
an den König von Neapel [Anm.: gemeint<br />
ist Joachim Murat] abgeliefert. Gnädig<br />
empfing mich <strong>der</strong> Monarch. Ich ward über<br />
Verschiedenes ausgefragt – über Wege,<br />
Brücken Flüsse […] in unserer Gegend,<br />
über die Harth und <strong>der</strong>gleichen. Es erhellte<br />
[sich] mir aus allen tiefen Fragen, dass<br />
in unserer Gegend bald ein großes Schauspiel<br />
aufgeführt werden würde. Bei meiner<br />
Entlassung musste ich einen fürchterlichen<br />
Eid leisten […] nichts zu verrathen, was<br />
ich immer auch (weil es niemanden nützen<br />
kann) gehalten habe und kam mit Gottes<br />
Hilfe am 18.September wie<strong>der</strong> <strong>bei</strong> meiner<br />
guten Frau an. Wie leicht zu denken ist wird<br />
die Angst meiner Frau und meiner Bürger<br />
nicht gering gewesen sein, da schon manche<br />
obrigkeitliche Person ihr Leben durch<br />
die Kugel beschließen musste.“<br />
Es waren beängstigende, nervenaufreibende,<br />
überaus verwirrende Tage und<br />
Wochen, die <strong>bei</strong> den Menschen in Sachsen<br />
– so auch den Zwenkauern – bleibende<br />
Spuren hinterließen. Und ein Ende war für<br />
sie noch nicht abzusehen!<br />
Der 20 cm (!) starke Zwenkauer Rats-Aktenband,<br />
in dem die Belastungen <strong>der</strong> Stadt<br />
und ihrer Bewohner während des Krieges<br />
erfasst sind, zeigt uns eine Vielzahl erschüttern<strong>der</strong><br />
Beispiele dafür, in welche Notlage<br />
die Menschen geraten waren. Greifen wir<br />
einige heraus.<br />
(Schreibweise wie im Original)<br />
Johann Gottfried Kühlhorn, ein Oeconom<br />
[Anm.: Landwirt], dessen Grundstücke<br />
schon vorm Kriege ohne verschulden sehr<br />
37<br />
verschuldet waren und deßhalb nur kümerlich<br />
unterhalt gewähren: Plün<strong>der</strong>ung im<br />
May und October 1813. Verlust <strong>der</strong> Erndte<br />
und einen theil seines viehstandes<br />
Joh. August Heyne Bürgermstr. [i.R.] Und<br />
Oeconom, besitzer eines Haußes mit 6<br />
acker felde auf welche 560 rg (?) schulden<br />
haften und vatter von 3 Kin<strong>der</strong>n denen die<br />
sorgsame Mutter durchs nerwen fieber entrissen<br />
wurde: Plün<strong>der</strong>ung und verherung<br />
seiner fel<strong>der</strong> in Monath May und octbr<br />
1813 zweimaliger verlust seiner getreide<br />
und wirtschaft vorräthe eines theils seines<br />
viehbestandes<br />
Joh. Gottlieb Geitner ein Weiß Bäcker, wurde<br />
nach <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Lützen genöthigt<br />
sein Hauß zu verlassen, weil er schulden<br />
halber die abgaben nicht mehr bestreiten<br />
konnte: Derselbe wurde in May und octbr<br />
1813 seiner vorräthe durch Plün<strong>der</strong>ung beraubt<br />
und ist zeit dieser zeit in sehr bedürftigen<br />
umständen<br />
Benedict Heysinger ein kirschner und besitzer<br />
seines Haußes auf welchen schulden<br />
haften da die provision seit geraumer Zeit<br />
nicht starck betrieben werden kann hat <strong>der</strong><br />
selbe und seine familie nur nothdürftig ernähren<br />
müssen: Heisinger wurde im May<br />
und october sehr mit genomen <strong>der</strong> selbe<br />
verlohr seine kleine Erndte die er auf seinen<br />
wenigen fel<strong>der</strong> erbaut hatte … auch 2<br />
Kühe und verlohr dadurch die mittel seines<br />
besitzes<br />
Dietrich Wünschmann,<br />
Heimat- und Museumsverein Zwenkau<br />
und Umgebung e.V.<br />
(redaktionell gekürzt)<br />
36 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>
Ein Blick zurück ins Jahr 1813<br />
Blücher und Napoleon in Düben<br />
Der <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 rückt näher. Düben<br />
spielte damals in den kriegerischen Abläufen<br />
<strong>der</strong> Oktobertage eine bedeutende Rolle.<br />
Napoleon wollte nämlich Blücher, seinen<br />
ärgsten Feind unter den Verbündeten, <strong>bei</strong><br />
unserer Stadt zur Schlacht stellen.<br />
Das misslang, weil <strong>der</strong> alte Fuchs die<br />
Situation erfasst hatte, sich schnell zurückzog<br />
und tagelang für den Kaiser unauffindbar<br />
war. Trübe Stimmung herrschte also<br />
in <strong>der</strong> Burg Düben. Als Napoleon endlich<br />
die neue Lage erkannt hatte, erteilte er die<br />
Aufmarschbefehle für die bevorstehende<br />
Schlacht und beobachtete, am Burgturm<br />
stehend, den Übergang von Zehntausenden<br />
seiner Soldaten über die Mulde in<br />
Richtung <strong>Leipzig</strong>. Tags darauf folgte er in<br />
die sogenannte <strong>Völkerschlacht</strong>. Der junge<br />
Verein Route Napoleon de Saxe 1813 aus<br />
Pegau hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
den Weg des Kaisers durch Sachsen zwischen<br />
April und Oktober 1813 nachzuzeichnen.<br />
Eine Ereignistafel am Eingang zur<br />
Burg Düben gibt umfangreichen Einblick in<br />
die Geschehnisse <strong>der</strong> damaligen Zeit.<br />
In Zusammenar<strong>bei</strong>t mit dem Verband<br />
Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813<br />
und dem Bad Dübener Heimatverein gab<br />
es im Oktober 2011 historische Gefechtsdarstellungen,<br />
ein sehenswertes Biwak<br />
und eine Ausstellung im Burggelände.<br />
Für das Jahr 2013 ist eine Ausstellung<br />
im Naturparkhaus geplant. Außerdem werden<br />
die „Preußen von Möckern“ – eine <strong>der</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>er Gruppen, welche die Ereignisse<br />
um die <strong>Völkerschlacht</strong> nachvollziehen –<br />
am ersten Oktoberwochenende am Blücherstein<br />
und am Neuhof, Blüchers damaligem<br />
Hauptquartier, in Erscheinung treten.<br />
Blücher & Napoleon in Düben<br />
Anlässlich des <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> und dem Aufenthalt<br />
Blüchers und Napoleons in Düben wird<br />
vom 6. Oktober bis 10. November 2013<br />
im Naturparkhaus unterhalb <strong>der</strong> Burg<br />
eine Ausstellung mit dem Titel „Blücher &<br />
Napoleon in Düben“ gezeigt.<br />
Ausgewählte Originale und Replikate<br />
sollen mit dieser Epoche vertraut machen.<br />
Von dem bekannten Maler Volker Pohlenz<br />
werden über 20 Bil<strong>der</strong>, weitgehend Ölgemälde,<br />
erstmals zu sehen sein, die <strong>der</strong><br />
hallesche Historiker Gerald Schmidt für<br />
seine Publikationen in Auftrag gegeben<br />
38 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
hat. Diese Bil<strong>der</strong> zeigen das Bemühen,<br />
die historischen Ereignisse <strong>der</strong> damaligen<br />
Zeit künstlerisch einzufangen und dem Betrachter<br />
das Zeitgeschehen in <strong>der</strong> kleinen<br />
Stadt Düben dadurch näherzubringen.<br />
Ebenso wird innerhalb des Ausstellungszeitraumes<br />
das neueste Buch zum Thema<br />
„Blücher & Napoleon in Düben“ mit einer<br />
Vielzahl neuer Forschungsergebnisse <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Ein entscheiden<strong>der</strong> Befehl Napoleons,<br />
den er am 13. Oktober 1813 von <strong>der</strong> Burg<br />
aus an seine Marschälle verschickte, wird<br />
exakt 200 Jahre danach, während eines<br />
sogenannten Befehlsfrühstücks, als einer<br />
<strong>der</strong> Höhepunkte präsentiert. „Napoleon“<br />
wird selbstverständlich anwesend sein.<br />
Wolfgang Apitzsch, Gabi Walther<br />
Heimatverein Bad Düben<br />
Napoleon bezieht sein Hauptquartier auf <strong>der</strong> Burg Düben (Bildausschnitt),<br />
zu sehen in <strong>der</strong> Ausstellung „Blücher & Napoleon in Düben“<br />
„Bin in Wurzen angelangt ...<br />
Napoleon“<br />
Im Herbst 1813 waren die französischen<br />
Adler sozusagen im Sinkflug begriffen.<br />
Napoleon, <strong>der</strong> seinen Gegnern stets seinen<br />
Willen diktiert hatte, wurde nun in<br />
die Enge getrieben. Nach dem desaströsen<br />
Russlandfeldzug hatte sich halb Europa<br />
gegen ihn verbündet. Die Kriegsfurie hielt<br />
nun auch in Sachsen Einzug. Gewaltige<br />
Heere durchquerten das Königreich und<br />
fraßen das einst so wohlhabende Land auf.<br />
Auch das kleine Wurzen war immer wie<strong>der</strong><br />
Quartier für französische, preußische und<br />
russische Truppen. Die Bürger <strong>der</strong> Stadt<br />
mussten die Soldaten nicht nur in ihren<br />
Häusern einquartieren, son<strong>der</strong>n sie auch<br />
mit Fourage und Branntwein versorgen.<br />
Wo die europäischen Heere auftauchten<br />
hinterließen sie oftmals Krankheiten, wie<br />
zum Beispiel Typhus, <strong>der</strong> auch die Bevölkerung<br />
<strong>der</strong> kleinen Stadt Wurzen dezimierte.<br />
Im ganzen Königreich wurde gekämpft,<br />
Sachsen war Schlachtfeld, Lazarett und<br />
schließlich Friedhof Europas. Großgörschen,<br />
Bautzen, Dennewitz, Dresden sind<br />
nur einige <strong>der</strong> Orte, wo die gewaltigen Armeen<br />
aufeinan<strong>der</strong> prallten. Nur wo Napoleon<br />
selbst war, siegten die Franzosen noch.<br />
Doch er konnte nicht überall sein und wo<br />
seine Marschälle kommandierten, wurden<br />
die Franzosen zurückgetrieben. So kam es,<br />
dass <strong>der</strong> Kaiser sich nach <strong>Leipzig</strong> zurückziehen<br />
musste. Auf dem Weg dahin machte<br />
er in <strong>der</strong> Nacht vom 8. auf den 9. Oktober<br />
auch in Wurzen halt und quartierte sich in<br />
<strong>der</strong> Domgasse 2 ein (im Gebäude des heutigen<br />
Kulturhistorischen Museums). Ihm<br />
folgte einen Tag später Friedrich August I.<br />
von Sachsen. Der alte Monarch, <strong>der</strong> erst<br />
1806 die Königskrone aus den Händen<br />
Napoleons empfangen hatte, zählte zu den<br />
letzten Verbündeten des Kaisers und blieb<br />
es bis zur <strong>Völkerschlacht</strong>.<br />
Während sich in <strong>Leipzig</strong> eine Woche<br />
später (14. Oktober bis 19. Oktober) die<br />
Heere Europas gegenüber standen, war<br />
Wurzen lediglich <strong>der</strong> Schauplatz eines<br />
kleinen Gefechtes. Russische Kosaken vertrieben<br />
hier am 16. Oktober einen Posten<br />
<strong>der</strong> Franzosen, <strong>der</strong> die strategisch wichtige<br />
Muldebrücke schützen sollte. Über diese<br />
Brücke führten die Österreicher zwei Tage<br />
später entscheidend wichtige Reservekräfte<br />
nach <strong>Leipzig</strong>.<br />
Für die Wurzener än<strong>der</strong>te sich zunächst<br />
wenig. Die russischen „Befreier“ benahmen<br />
sich kaum an<strong>der</strong>s, als zuvor die französischen<br />
Besatzer. Sie plün<strong>der</strong>ten und<br />
verbreiteten Angst und Schrecken. Für die<br />
Bürger <strong>der</strong> Stadt stellte je<strong>der</strong> Soldat eine<br />
Gefahr dar, egal welche Uniform er trug.<br />
Nach <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> wurde Wurzen<br />
zum Lazarett und die Verwundeten <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />
schleppten erneut Krankheiten<br />
ein. Für die Stadt war die Napoleonische<br />
Zeit eine schwere Bürde, viel Leid und wenig<br />
Glanz und es ist fraglich, ob die Bevölkerung<br />
letzteren verspürt hatte, als <strong>der</strong><br />
große Kaiser für eine Nacht in ihrer Stadt<br />
schlief.<br />
Dr. Sabine Jung<br />
Die zerbrochene Tasse von<br />
Napoleon ist in <strong>der</strong><br />
Ausstellung im Museum<br />
Wurzen zu sehen.<br />
Tourist-Information Wurzen<br />
Domgasse 2 | 04808 Wurzen<br />
Telefon: 03425 8560400<br />
E-Mail: info@kultur-wurzen.de<br />
Links: Blick in das<br />
Napoleonzimmer<br />
39<br />
1813 Zeitenwende – 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong><br />
Wurzener Vereine und KulturBetrieb gestalten<br />
Veranstaltungen zum Jubiläum<br />
Eine Kakaotasse steht im Kulturhistorischen<br />
Museum wohlbehütet hinter Glas.<br />
Das Porzellan ist geklebt. Der Legende<br />
nach, soll es Kaiser Napoleon gewesen<br />
sein, <strong>der</strong> die Tasse wohl wütend zu Boden<br />
schmetterte, als er 1813 die Nacht<br />
auf den 9. Oktober in Wurzen verbrachte.<br />
Vielleicht waren es schon negative Nachrichten<br />
aus dem Kriegsgeschehen, die den<br />
Franzosen erreichten. Denn wenige Tage<br />
später kam es vor den Toren <strong>Leipzig</strong>s zur<br />
größten Schlacht des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Die verbündeten Heere Russlands, Preußens,<br />
Österreichs und Schwedens siegten<br />
über Napoleon und seine Verbündeten und<br />
wendeten das Kriegsgeschehen.<br />
„Fast 100.000 Tote und Verwundete,<br />
Soldaten aus vielen Völkern Europas, bedecken<br />
am 20. Oktober 1813 die Fel<strong>der</strong><br />
rings um <strong>Leipzig</strong>. Nach Wurzen werden<br />
noch während <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> die<br />
ersten Verwundeten gebracht. Ihre Zahl<br />
steigt nach <strong>der</strong>en Ende. Eines <strong>der</strong> notdürftig<br />
eingerichteten ‚Lazarette‘ war die heute<br />
nicht mehr vorhandene Heilig-Geist-Kirche<br />
auf dem früheren (alten) Friedhof. Wie viele<br />
von den Verwundeten und Kranken hier in<br />
unserer Stadt gepflegt o<strong>der</strong> gar geheilt worden<br />
sind, lässt sich nicht mehr ermitteln.<br />
Fest steht, dass in <strong>der</strong> damaligen Südostecke<br />
des alten Friedhofes zwischen 1806<br />
und 1813 insgesamt 245 fremde Soldaten<br />
beerdigt wurden. Noch in <strong>der</strong> Mitte des vorigen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts hieß diese Stelle unter<br />
<strong>der</strong> ansässigen Bevölkerung <strong>der</strong> „Soldatenwinkel“,<br />
schreibt Ortschronist Wolfgang<br />
Ebert und macht damit deutlich, in welchem<br />
Maße Wurzen, ähnlich wie an<strong>der</strong>e<br />
Städte <strong>der</strong> Region durch das Kriegsgeschehen<br />
geprägt waren.<br />
Mit verschiedenen Veranstaltungen wollen<br />
<strong>der</strong> Wurzener Geschichts- und Altstadtverein,<br />
<strong>der</strong> Freundeskreis des Museums und<br />
<strong>der</strong> KulturBetrieb <strong>der</strong> Stadt an die Ereignisse<br />
vor 200 Jahren erinnern.<br />
22.09.2013 | nachmittags<br />
Herbstgeflüster mit Grimmaer Husaren und<br />
Schauspielszenen<br />
auf dem Marktplatz<br />
10.10.2013 | 19:00 Uhr<br />
Vortrag Dr. Krannich „Der Herbst 1813<br />
und die <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />
Kulturhaus Schweizergarten