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200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig - Druckhaus Borna

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2013<br />

<strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Veranstaltungen und Aktivitäten in <strong>der</strong> Region <strong>Leipzig</strong>


3<br />

Eine<br />

europäische<br />

Dimension.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

viele Veranstaltungen zum Gedenken an die<br />

<strong>Völkerschlacht</strong> 1813 befassen sich mit <strong>der</strong><br />

europäischen Dimension dieser erbitterten<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung. Mittlerweile wird die<br />

Zukunft Europas an den Konferenztischen<br />

ausgehandelt. Auch dort geht es nicht<br />

ohne Konflikte zu, aber das Säbelrasseln<br />

ist heute glücklicherweise den wesentlich<br />

konstruktiveren Diskussionen und Streitgesprächen<br />

gewichen.<br />

Damals im Oktober 1813 stand unsere<br />

Region im Zentrum <strong>der</strong> kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Was diese unruhigen<br />

Zeiten <strong>der</strong> Befreiungskriege und <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

für die Menschen in unseren<br />

Städten und Dörfern bedeutete, lässt<br />

sich in vielen Chroniken nachlesen. Einige<br />

unserer Heimatorte lagen inmitten des<br />

Kampfgeschehens, viele hatten Truppenbewegungen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Armeen o<strong>der</strong><br />

immer wie<strong>der</strong> Einquartierungen und Requirierungen<br />

zu verkraften.<br />

Gelehrte Zeitgenossen berichten anschaulich<br />

von den Nöten und Bedrängnissen<br />

des Kriegsjahres. Die amtlichen Register<br />

führen penibel die Anzahl <strong>der</strong> Offiziere,<br />

Mannschaften und Pferde auf, die versorgt<br />

werden mussten. Da<strong>bei</strong> übertraf die<br />

Zahl <strong>der</strong>er, die ihr Recht auf Verpflegung,<br />

Spann- o<strong>der</strong> Handdienste abverlangten, oft<br />

die Einwohnerzahl um das Mehrfache. In<br />

den Gefechten litten die Ortsansässigen unter<br />

den Verwüstungen und Plün<strong>der</strong>ungen,<br />

büßten Haus, Hof und oft auch ihr Leben<br />

ein. Die <strong>Völkerschlacht</strong> ist in ihrer Dimension<br />

auch heute noch kaum vorstellbar. Rund<br />

600.000 Soldaten kämpften in dem Gebiet<br />

rund um <strong>Leipzig</strong>. In nur vier Tagen mussten<br />

etwa 100.000 Menschen ihr Leben<br />

lassen. Tote mussten begraben, Verwundete<br />

gepflegt und die Überlebenden versorgt<br />

werden.<br />

Einen Eindruck <strong>der</strong> damaligen Ereignisse<br />

bietet die große historische Gefechtsdarstellung<br />

unter internationaler Beteiligung<br />

in Markkleeberg. Ebenfalls als Geschichte<br />

zum Anfassen geplant sind die historischen<br />

Biwaks und zivilen Spielszenen. Die sächsische<br />

Elb- und Landesfestung Torgau informiert<br />

zur strategischen Bedeutung als gesicherter<br />

Elbübergang für die napoleonische<br />

und sächsische Armee. Schloss Hubertusburg<br />

in Wermsdorf diente als sächsisches<br />

und französisches Lazarett. Das ehemalige<br />

Schloss Rötha beherbergte das Hauptquartier<br />

<strong>der</strong> Verbündeten. Ausstellungen und<br />

Sammlungen finden sich <strong>bei</strong>spielsweise<br />

im Torhaus in Markkleeberg, dem Sanitätsund<br />

Lazarettmuseum in Seifertshain o<strong>der</strong><br />

im <strong>Borna</strong>er Museum.<br />

Rund um das große Ereignis schart sich<br />

eine Reihe von kleinen, feinen Aktivitäten,<br />

die in ihrem Facettenreichtum das Jubiläum<br />

zu etwas ganz Beson<strong>der</strong>em werden<br />

lassen. So wird nicht nur gefeiert, son<strong>der</strong>n<br />

auch erinnert, gemahnt und die historische<br />

Dimension eines jetzt vereinten und friedlichen<br />

Europa gewürdigt.<br />

Ich wünsche Ihnen viele neue Eindrücke<br />

und Freude <strong>bei</strong>m Besuch <strong>der</strong> zahlreichen<br />

kulturellen Veranstaltungen in unserer Region<br />

anlässlich dieses europäisch bedeutsamen<br />

<strong>Jahrestag</strong>es.<br />

Ihr Landrat<br />

Dr. Gerhard Gey<br />

Der Weg Napoleons durch Sachsen – festgehalten auf einer Karte<br />

erstellt vom Verein „Route Napoleon de Saxe 1813“ aus Pegau.<br />

Inhalt<br />

Gedenken. 1813 - 1913 - 2013. 4<br />

Ressource Kultur 6<br />

1813 – Kampf für Europa 8<br />

Internationale Biwaks 2013 9<br />

1813 eine Bilanz. <strong>Leipzig</strong>s Süden im Jahr<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> 10<br />

Clemens Wilhelm Thieme 11<br />

Ein Grab am Waldesrand 14<br />

Der Röthaer Patrouillenritt 15<br />

1813 – Die Tage von Rötha 16<br />

Die Steine von Dr. Theodor Apel 18<br />

Veranstaltungsübersicht 20/21<br />

Mit historischem Flair 22<br />

Das Leid – Die Hilfe 23<br />

Was geschah in und um Markranstädt 24<br />

Napoleoni – Das <strong>Leipzig</strong>er Traditionstörtchen 25<br />

Großgörschen 1813 26<br />

Die Ereignisse im Frühjahr 1813 in Groitzsch 28<br />

Zwei kleine Städte in Kriegswirren 29<br />

Geschichtsverein erinnert in Bad Lausick 30<br />

Belgershain – Aufmarsch <strong>der</strong> Österreicher<br />

und Preußen 31<br />

Beucha – Dorf <strong>der</strong> Steine 31<br />

Das Jahr 1813 im heutigen Gemeindegebiet<br />

Neukieritzsch 32<br />

Die napoleonische Zeit in Schmölln 34<br />

1813 steht für Krieg, aber nicht nur 35<br />

Napoleon, im Zerrspiegel zeitgenössischer<br />

Karikaturen 36<br />

Zwenkau inmitten <strong>der</strong> Kriegswirren 37<br />

Ein Blick zurück ins Jahr 1813 38<br />

Bin in Wurzen angelangt ... Napoleon 39<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Südraum-Verlag, GB im DRUCKHAUS BORNA<br />

Abtsdorfer Str. 36, 04552 <strong>Borna</strong><br />

www.druckhaus-borna.de<br />

In Zusammenar<strong>bei</strong>t mit:<br />

Zweckverband Kulturraum <strong>Leipzig</strong>er Raum<br />

Kultursekretariat<br />

www.kultur-leipzigerraum.de<br />

Produktions- u. Verlagsleitung:<br />

Bernd Schnei<strong>der</strong> (V.i.S.d.P.)<br />

(Alle Rechte liegen <strong>bei</strong>m Herausgeber.<br />

Für die Beiträge zeichnen die Autoren.)<br />

Gesamtherstellung:<br />

DRUCKHAUS BORNA<br />

Fotos (Seite):<br />

Bernd Schnei<strong>der</strong> (Titel Hintergrundmotiv Denkmal,<br />

4 u., 7, 27 u.+re., 31 li.); LTM Olaf Martens (Titel<br />

Motiv Soldat, 5); Katrin Kakoschky (20, 21, 27 u.+re.,<br />

33); Manuela Krause (7 m.re., 16 o.); Tina Neumann<br />

(7 o.re., 10 u.li.); Katrin Haase (30, 31 u.m.); Annett<br />

Stengel (18, 19); Bernhard Weis (6 re., 8); Uwe Wenzel<br />

(24 u.li.); Museum <strong>Borna</strong> (10, 11); Museum Lützen<br />

(26, 27 großes Bild); För<strong>der</strong>verein Rötha / privat (15<br />

o.re.); Hans-Peter Günnel (9); Architekturbüro Ilg.Friebe.Nauber,<br />

<strong>Leipzig</strong> (17 u.); fotolia (15 u., 37) soweit<br />

nicht hier bzw. auf den jeweiligen Seiten genannt, die<br />

entsprechenden Autoren/Auftraggeber<br />

Erscheinungstermin: 07.09.2013<br />

Einzelne gelieferte Beiträge wurden redaktionell<br />

gekürzt.


5<br />

Steuerungsgruppe – Vereinte Kräfte<br />

aus Stadt und Region<br />

In diesem Jahr begehen<br />

wir zwei Jubiläen – 200<br />

Jahre <strong>Völkerschlacht</strong><br />

und 100 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal.<br />

Dieses<br />

Ereignis wird weit<br />

über die Grenzen <strong>der</strong><br />

Region <strong>Leipzig</strong> wahrgenommen<br />

werden.<br />

In <strong>der</strong> Region <strong>Leipzig</strong><br />

haben damals die<br />

entscheidenden Kämpfe stattgefunden<br />

und so gibt es zahlreiche Denkmale,<br />

Gedenktafeln und Museen, die an diese<br />

Zeit erinnern, die die Geschichte nachhaltig<br />

geprägt hat. Zahlreiche Vereine<br />

im Umland von <strong>Leipzig</strong> werden durch<br />

unterschiedliche Aktivitäten an diese<br />

Zeit erinnern. Alle Veranstaltungen und<br />

Gedenkfeiern zusammen prägen das<br />

Jubiläumsjahr 2013. Die Zusammenführung<br />

aller Bereiche und Themen innerhalb<br />

des Doppeljubiläums erfor<strong>der</strong>t eine<br />

langfristige Planung und eine effiziente<br />

Struktur. Die Partner haben sich darum<br />

auf die Bildung einer Steuerungsgruppe<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Dr. Volker<br />

Rodekamp (Direktor des Stadtgeschichtlichen<br />

Museums) verständigt. In den<br />

gebildeten Unterar<strong>bei</strong>tsgruppen geht<br />

es da<strong>bei</strong> auch um die Vernetzung und<br />

Informationen <strong>der</strong> Akteure innerhalb <strong>der</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppen. Gemeinsames Ziel war<br />

und ist es, das Jubiläumsjahr zu einem<br />

gemeinsamen Erfolg für die Region <strong>Leipzig</strong><br />

werden zu lassen. Regelmäßig haben<br />

in den vergangenen Jahren Informationsveranstaltungen<br />

stattgefunden.<br />

Die in <strong>der</strong> Alten Börse durchgeführten<br />

Veranstaltungen standen allen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgruppen offen und sie<br />

konnten sich dort einen Überblick über<br />

den aktuellen Sachstand zum Jubiläum<br />

verschaffen. Es wurde auch gefragt und<br />

kritisch diskutiert. Die Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />

Veranstaltungen und Initiativen hatte<br />

sich hier<strong>bei</strong> die Aufgabe gestellt, die<br />

vielfältigen Aktivitäten in <strong>der</strong> Region<br />

<strong>Leipzig</strong> bekannt zu machen und<br />

diese gebündelt sowie auftretende<br />

Probleme in die Steuerungsgruppe<br />

zu transportieren.<br />

Gesine Sommer<br />

Steuerungsgruppe <strong>Völkerschlacht</strong>,<br />

Leiterin AG Veranstaltung und<br />

Initiativen in <strong>der</strong> Region<br />

Gedenken. 1813 - 1913 - 2013.<br />

Region <strong>Leipzig</strong> im Fokus <strong>der</strong> Weltgeschichte<br />

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,<br />

werte Gäste des <strong>Völkerschlacht</strong>jubiläums,<br />

die ganze Welt schaut auf das <strong>Leipzig</strong>er<br />

Land!<br />

So etwas hat es in <strong>der</strong> Geschichte nicht<br />

allzu oft gegeben. Doch in jenen Oktobertagen<br />

des Jahres 1813 braut sich vor den<br />

Toren von <strong>Leipzig</strong> etwas zusammen, was<br />

den weiteren Fortgang <strong>der</strong> europäischen<br />

Geschichte wesentlich beeinflussen wird.<br />

Die französische Armee des Napoleon Bonaparte<br />

hatte im Jahr zuvor unter schweren<br />

Verlusten den Rußland-Feldzug verloren. In<br />

deutschen Landen versuchten die Franzosen<br />

nunmehr seit mehreren Monaten auf<br />

den Schlachtfel<strong>der</strong>n und in <strong>der</strong> Diplomatie,<br />

das Heft des Handelnden wie<strong>der</strong> in<br />

die Hand zu bekommen o<strong>der</strong> einfach nur<br />

Zeit zu gewinnen, um ihre Truppen wie<strong>der</strong><br />

zu verstärken. Doch den großen Feldherr<br />

und gewieften Taktiker Napoleon verlässt<br />

zunehmend das Glück und Geschick, das<br />

ihn Jahre zuvor noch von Sieg zu Sieg eilen<br />

ließ. Seine Gegner sammeln und verbünden<br />

sich, gewinnen an Kraft und Einfluss.<br />

Anfang 1813 stellt sich Preußen an die<br />

Seite von Rußland. Beide erklären im Februar<br />

Frankreich den Krieg, daraufhin auch<br />

die Schweden und die Englän<strong>der</strong>. Als<br />

schließlich auch Österreich am 12. August<br />

die Verhandlungen mit Frankreich für gescheitert<br />

erklärt und <strong>der</strong> Koalition <strong>bei</strong>tritt,<br />

wird es einsam um den Kaiser.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Region war es schon in<br />

<strong>der</strong> ersten Hälfte des Jahres zu mehreren<br />

kleineren Schlachten so <strong>bei</strong> Möckern o<strong>der</strong><br />

Großgörschen/Lützen gekommen. Diese<br />

verbuchten die Franzosen noch als ihre Erfolge.<br />

Nach Nie<strong>der</strong>lagen für die Franzosen<br />

im August und September spitzte sich Anfang<br />

Oktober die Lage allerdings entscheidend<br />

zu.<br />

Von Dresden kommend vereinigte Napoleon<br />

seine Armeen vor den Toren von <strong>Leipzig</strong><br />

am 14. Oktober. Die Alliierten Streitkräfte<br />

<strong>der</strong> Russen, Preußen, Österreicher und<br />

Schweden bewegten sich ebenfalls Richtung<br />

<strong>Leipzig</strong> und zogen mit drei Armeen unter<br />

Blücher, Schwarzenberg und Bernadotte<br />

mit über 400.000 Soldaten einen Ring um<br />

die französische Armee.<br />

In den folgenden Tagen vom 16. bis 18.<br />

Oktober tobte auf den Schlachtfel<strong>der</strong>n<br />

vor <strong>Leipzig</strong>, so in Wachau, Güldengossa,<br />

Wie<strong>der</strong>itzsch, Möckern und Probstheida<br />

eine furchtbare Schlacht in <strong>der</strong> sich über<br />

600.000 Soldaten gegenüber standen.<br />

Fast je<strong>der</strong> sechste lässt in diesem Wahnsinn<br />

sein Leben. Später wird man von <strong>der</strong><br />

größten Schlacht <strong>der</strong> Weltgeschichte sprechen<br />

und von <strong>der</strong> Entscheidung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Befreiung<br />

von <strong>der</strong> Herrschaft Bonapartes.<br />

Für das <strong>Leipzig</strong>er Land sind die Tage im<br />

Oktober 1813 geprägt von zahlreichen historischen<br />

Ereignissen, Schlachten, Feldherren,<br />

Generälen und Truppen, aber eben<br />

auch von Lazaretten sowie viel Elend und<br />

Leid für die einfache Bevölkerung.<br />

Während im Süden von <strong>Leipzig</strong> die unmittelbare<br />

Schlacht tobte, waren alle Städte<br />

und Dörfer im <strong>Leipzig</strong>er Land von Truppenaufmärschen,<br />

Einquartierungen, Plün<strong>der</strong>ungen,<br />

Toten und Verletzten, Rückzugsgefechten<br />

und Scharmützeln gezeichnet.<br />

Neben den zehntausenden Toten auf den<br />

Schlachtfel<strong>der</strong>n vor und in <strong>Leipzig</strong> gab es<br />

alleine 23.000 verletzte Franzosen und<br />

viele Tausend verwundete Russen, Preußen,<br />

Polen, Schweden, Österreicher, Bayern,<br />

Sachsen ...<br />

Die Situation in den Lazaretten und<br />

die allgemeinen hygienischen Bedingungen<br />

in den Städten und Dörfern<br />

war katastrophal. Viele Verwundete<br />

sterben in den Tagen nach <strong>der</strong><br />

Schlacht, auch an Unterversorgung,<br />

Krankheiten und Seuchen.<br />

Eine Typhus-Epedemie for<strong>der</strong>t<br />

tausende Tote, Soldaten und<br />

Einheimische.<br />

Die Ereignisse <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> vom<br />

Oktober 1813 brannten sich tief in das Gedächtnis<br />

<strong>der</strong> Menschen in <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Region,<br />

von Sachsen und Europa ein. Bereits<br />

zum ersten <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong> Schlacht gründete<br />

sich in <strong>Leipzig</strong> ein Verein zum Gedenken<br />

an die <strong>Völkerschlacht</strong>. In den folgenden<br />

Jahrzehnten wandelte sich die Erinnerungskultur<br />

im Kontext zu <strong>der</strong> jeweiligen<br />

politischen Situation und den wechselnden<br />

Ambitionen, die Ereignisse von 1813 zum<br />

eigenen politischen Vorteil zu deuten.<br />

Im Jahr 1913 wurde in Probstheida unter<br />

<strong>der</strong> Leitung des in <strong>Borna</strong> geborenen<br />

Architekten Clemens Thieme das <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />

errichtet, zum Gedenken<br />

an die Ereignisse 100 Jahre zuvor und an<br />

die fast 100.000 Toten.<br />

Weitere 100 Jahre danach, in diesen<br />

Wochen des Jahres 2013, erinnert und gedenkt<br />

die Region <strong>Leipzig</strong> dem <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>. In fast allen Städten<br />

und Orten <strong>der</strong> Region gibt es dazu Veranstaltungen,<br />

Ausstellungen und Aktivitäten.<br />

Mit dieser Publikation möchten wir einen<br />

umfassenden, wenn auch nicht vollständigen,<br />

Überblick über die Erinnerung und<br />

das Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong> in <strong>der</strong><br />

Region <strong>Leipzig</strong> geben. Ich bedanke mich im<br />

Namen <strong>der</strong> Redaktion <strong>bei</strong> den vielen regionalen<br />

Partnern, Städten und Firmen sowie<br />

<strong>bei</strong>m Kulturraum, dem Landratsamt und<br />

<strong>der</strong> Steuerungsgruppe für die angenehme<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t und Unterstützung.<br />

Bernd Schnei<strong>der</strong>,<br />

Herausgeber<br />

„200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> –<br />

100 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal“ –<br />

Ein zweifaches Gedenken,<br />

aber im gemeinsamen<br />

Geist<br />

Im Rahmen dieses Gedenkens<br />

und Bedenkens<br />

gibt es im laufenden Jahr<br />

eine Vielzahl bemerkenswerter<br />

Aktivitäten und<br />

Veranstaltungen, die<br />

sowohl in <strong>der</strong> Stadt als<br />

auch im Landkreis <strong>Leipzig</strong><br />

stattfinden, dem eigentlichen Schauplatz<br />

<strong>der</strong> damaligen Kämpfe.<br />

Auch das <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal hat mit<br />

seinem Erbauer, dem in <strong>Borna</strong> geborenen<br />

Architekten Clemens Thieme und seinem<br />

wetterfesten Baustein, dem Beuchaer<br />

Granitporphyr einen unmittelbaren Bezug<br />

zum Landkreis.<br />

Sowohl <strong>der</strong> Zweckverband Kulturraum<br />

<strong>Leipzig</strong>er Raum als auch <strong>der</strong> Landkreis<br />

<strong>Leipzig</strong> unterstützen dieses Gedenken ideell<br />

und materiell, das von einem völkerverbindenden<br />

Geist und friedlichen Miteinan<strong>der</strong><br />

bestimmt wird.<br />

Beson<strong>der</strong>e Höhepunkte werden da<strong>bei</strong> das<br />

Treffen <strong>der</strong> Nachfahren <strong>der</strong> Monarchenfamilien<br />

in Rötha, aber auch das internationale<br />

historische Biwak im agra-Park <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg<br />

im Oktober sein.<br />

Die vielfältigen Gedenk- und Friedensgottesdienste,<br />

Gebete sowie Konzerte, die<br />

unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> St. Marien- und Georgenkirche<br />

Rötha, Auenkirche Markkleeberg<br />

sowie Kirchruine Wachau stattfinden,<br />

begleiten die Gefechtsdarstellung.<br />

Leid und Elend <strong>der</strong> Menschen, in <strong>der</strong> Zeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>, geben guten Grund für<br />

ein Umdenken und neues Handeln.<br />

Versöhnung und Friede sollen die tragenden<br />

Gedanken dieser Gedenkfeiern<br />

sein.<br />

Ich freue mich auf viele eindrückliche Erlebnisse<br />

und lade auch Sie ganz herzlich<br />

dazu ein.<br />

Manfred Schön<br />

Kultusamtsleiter und Kultursekretär<br />

4 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


7<br />

Michèl Kothe<br />

Der studierte Politikwissenschaftler<br />

mit Journalistik und Erziehungswissenschaften<br />

im Nebenfach agiert seit vielen<br />

Jahren ehrenamtlich in historischen<br />

Vereinen. Er ist Mitglied im „Verband<br />

Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong> b. <strong>Leipzig</strong><br />

1813“ e. V. und seit 2007 dessen<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>. Der Verband organisiert<br />

die Gedenkveranstaltungen anlässlich<br />

<strong>der</strong> <strong>Jahrestag</strong>e <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> 1813.<br />

Nicht nur die historischen Gefechtsdarstellungen<br />

stehen unter <strong>der</strong> Regie des<br />

Verbandes, son<strong>der</strong>n auch die Entwicklung<br />

und Betreuung einer Vermarktungsstrategie<br />

zum Thema „<strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813“.<br />

Michèl Kothe trägt die Uniform eines<br />

Leutnants <strong>der</strong> Preußischen Armee.<br />

In dieser hält er verschiedenste Vorträge<br />

in <strong>der</strong> Region in und um <strong>Leipzig</strong> und ist<br />

Ansprechpartner für Konzeptionen, Ausstellungen<br />

sowie Messepräsentationen.<br />

Ressource Kultur<br />

Kulturraum <strong>Leipzig</strong>er Raum unterstützt Projekte<br />

„Ressource Kultur“ – so <strong>der</strong> Titel einer<br />

Veranstaltungsreihe, die sich mit Bedeutung,<br />

Chancen und För<strong>der</strong>ung sächsischer<br />

Kulturlandschaften befasst. Treffen<strong>der</strong> ist<br />

die Bedeutung von Kultur nicht zu beschreiben.<br />

Sie verbindet Menschen verschiedenster<br />

sozialer Schichten und Generationen,<br />

trägt so Traditionen. Kultur ist<br />

wichtiger Standortfaktor einer Region, die<br />

Menschen eine neue Heimat geben will.<br />

Bildung und Freizeitgestaltung, auch das<br />

ist Kultur, die zudem noch vielen Menschen<br />

ihren Lebensunterhalt ermöglicht.<br />

Kultur ist Vielfalt, Ausdruck einer pluralistischen,<br />

lebendigen Gesellschaft – eben<br />

eine unverzichtbare Ressource. Weitergehend<br />

ist die Kultur im Entwurf für einen<br />

Landesentwicklungsplan bis 2025 gar als<br />

Daseinsvorsorge definiert.<br />

„Die Kultur ist gerade in <strong>der</strong> Krise ein unentbehrliches,<br />

wesentliches, integratives<br />

Element unserer Gesellschaft“, erklärte<br />

Neumann, „Identität, Zugehörigkeit, Zusammenhalt<br />

– all das stiftet Kultur.<br />

Lassen Sie es mich plastisch sagen: Kunst<br />

ist nicht das Sahnehäubchen, son<strong>der</strong>n die<br />

Hefe im Teig.“<br />

Kulturstaatsminister Neumann<br />

Der Kulturraum <strong>Leipzig</strong>er Raum umfasst<br />

die Landkreise <strong>Leipzig</strong> und Nordsachsen.<br />

Zu <strong>der</strong>en Kulturlandschaften gehören weit<br />

über dessen Grenzen hinaus bekannte Orte<br />

wie das mit Martin Luther, Katharina von<br />

Bora und dem Verleger Georg Joachim<br />

Biwak Markkleeberg Oktober 2012<br />

Göschen verbundene Grimma und durch<br />

den Braunkohlenbergbau bekannte <strong>Borna</strong>.<br />

Ebenso wie die Renaissancestadt und ehemalige<br />

Festung Torgau, das Barockschloss<br />

Delitzsch und Schloss Hubertusburg, das<br />

„sächsische Versailles“, in Wermsdorf o<strong>der</strong><br />

die Burg Düben, auf <strong>der</strong> Napoleon die letzten<br />

vier Tage vor <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> verbrachte<br />

… die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

im Oktober 1813.<br />

1813 fegte die Furie Krieg über die Region<br />

rund um <strong>Leipzig</strong>. Im Süden <strong>der</strong> Stadt<br />

finden die schwersten Kämpfe <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

statt, fast alle Orte sind von Einquartierungen<br />

betroffen, Verwundete gehören<br />

zum Alltagsbild.<br />

Bereits im Mai 1813 hatte die Schlacht<br />

von Großgörschen <strong>bei</strong> Lützen das Grauen<br />

des Krieges in das <strong>Leipzig</strong>er Land getragen.<br />

Auch nach 200 Jahren ist die <strong>Völkerschlacht</strong><br />

allgegenwärtig. Unser Kulturraum<br />

hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses<br />

europäische Ereignis dem Vergessen zu<br />

entreißen. Es ist Teil <strong>der</strong> Kultur unserer Region,<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Erinnerungskultur. So<br />

rufen Ausstellungen und Veranstaltungen,<br />

unterstützt durch die För<strong>der</strong>ung des Kulturraums,<br />

ebenso wie Gedenksteine nicht nur<br />

in diesem Jahr die Zeit Napoleons in das<br />

Gedächtnis <strong>der</strong> Menschen.<br />

Das Selbstverständnis <strong>der</strong> Kulturraumför<strong>der</strong>ung<br />

folgt dem Prinzip <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />

2012 wurde bspw. die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

„200 Jahre Sächsisch-Napoleonische<br />

Festung Torgau“ im Schloss Hartenfels<br />

unterstützt. Die institutionelle För<strong>der</strong>ung<br />

ermöglicht dem Soziokulturellen Zentrum<br />

KuHstall e.V. als Betreiber des Sanitätsund<br />

Lazarettmuseums Seifertshain dessen<br />

kontinuierlichen Betrieb.<br />

Im Jubiläumsjahr 2013 steht das Gedenken<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Auch dieses geschieht<br />

auf völlig unterschiedliche Art und Weise.<br />

Der Kulturraum trägt dem Rechnung und<br />

för<strong>der</strong>t mit ca. 100.000 EUR u.a. folgende<br />

Projekte in seinem Zweckverbandsgebiet:<br />

• die Restaurierung des Verbündetenzimmers<br />

in Rötha<br />

• die Österreich-Ausstellung „1813 –<br />

Kampf um Europa“ im Schloss und Torhaus<br />

Markkleeberg<br />

• ein internationales Symposium zum Tartarengrab<br />

Kleinbeucha im Stadtkulturhaus<br />

<strong>Borna</strong><br />

• Vorträge, Lesungen, szenische Wan<strong>der</strong>ungen<br />

und Theaterstücke in Großpösna.<br />

Das Hauptprojekt ist das internationale<br />

Biwak <strong>der</strong> historischen Darsteller im agra-<br />

Impressionen Gefechtsnachstellung Großgörschen Mai 2013<br />

Park <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg. 6.000 Menschen<br />

aus <strong>der</strong> ganzen Welt finden sich zwischen<br />

dem 17. und 20. Oktober dort zusammen,<br />

um Geschichte lebendig werden<br />

zu lassen. Mit <strong>der</strong> gelebten Versöhnung in<br />

den historischen Biwaks, die unter dem<br />

Motto „Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer<br />

2013“ stehen, wird eine nicht zu übersehende<br />

Friedensbotschaft vom <strong>Leipzig</strong>er<br />

Land in die Welt hinaus getragen.<br />

Geschichte erforschen, lebendig gestalten<br />

und für die Zukunft erhalten – die Thematik<br />

<strong>Völkerschlacht</strong> zeigt eindrucksvoll<br />

das hohe, überwiegend ehrenamtliche<br />

Engagement vieler Bürger dieser Region.<br />

Eine Vielzahl von Veranstaltungen und<br />

Projekten thematisieren die Begebenheiten<br />

von 1813. Mit seinen För<strong>der</strong>aktivitäten<br />

möchte <strong>der</strong> Kulturraum zum Gelingen des<br />

Erinnerns <strong>bei</strong>tragen, ein Stück Erinnerungskultur<br />

mit gestalten.<br />

André Martini, Karikaturist<br />

Ausstellung im Museum <strong>Borna</strong><br />

Am Sonntag, 8. September 2013<br />

eröffnet <strong>der</strong> „För<strong>der</strong>verein Rötha<br />

– Gestern. Heute. Morgen. e. V.“<br />

die Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA –<br />

Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“.<br />

Mit einer Auswahl bisher wenig<br />

bekannter Dokumente und<br />

Urkunden und vor allem mit <strong>der</strong><br />

Präsentation repräsentativer Möbel<br />

und Kunstgegenstände aus dem<br />

sogenannten „Verbündetenzimmer“ will<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein in <strong>der</strong> Patronatsstube<br />

<strong>der</strong> Marienkirche in Rötha an die Rolle<br />

von Stadt und Schloss Rötha während<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813<br />

erinnern.<br />

Die Ausstellung soll voraussichtlich<br />

bis 2017 in <strong>der</strong> Patronatsstube im<br />

Nordanbau <strong>der</strong> Marienkirche in Rötha<br />

gezeigt werden.<br />

6 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


1813 – Kampf für Europa<br />

Die Österreich-Ausstellung<br />

Internationale Biwaks 2013<br />

Geschichte im agra-Park erleben<br />

9<br />

Aus Anlass des <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> hat es sich <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>verein „Historisches Torhaus zu<br />

Markkleeberg 1813 e.V.“ zur Aufgabe gemacht,<br />

mit einer Son<strong>der</strong>-Ausstellung vor<br />

allem <strong>der</strong> Rolle Österreichs/<strong>der</strong> Österreicher<br />

in dieser historischen Schlacht <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

vom 16. bis 19. Oktober 1813 etwas näher<br />

in den Blickpunkt zu rücken. In Verbindung<br />

mit dem verlustreichen Russland-Feldzug<br />

Napoleons 1812 wurde mit diesen opferreichen<br />

Kämpfen das Ende einer über 15<br />

Jahre andauernden Epoche von Kriegen um<br />

die Vorherrschaft in Europa endgültig eingeleitet.<br />

War es im Oktober 1913 mit <strong>der</strong> Einweihung<br />

des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals durch<br />

den deutschen Kaiser Wilhelm II. von Preußen,<br />

dessen Rolle in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>, <strong>bei</strong><br />

dieser groß in Szene gesetzten Feier, beson<strong>der</strong>s<br />

gewürdigt wurde, so wurde in <strong>der</strong> Zeit<br />

des Kalten Krieges nach dem 2. Weltkrieg<br />

die deutsch-russische Waffenbrü<strong>der</strong>schaft<br />

unter Bezugnahme auf die Ereignisse <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> im beson<strong>der</strong>en Maße propagiert.<br />

Daher lag es nahe, die Rolle Österreichs<br />

in dieser Zeit deutlicher darzustellen<br />

als es bisher erfolgt ist.<br />

Wie auch immer zu Stande gekommen –<br />

wir erinnern uns, Österreich war als letzte<br />

Großmacht erst im Juni 1813 dem Bündnis<br />

zwischen Russland und Preußen <strong>bei</strong>getreten,<br />

so dass man ab diesem Zeitpunkt<br />

von den Verbündeten Russland, Preußen,<br />

Österreich und Schweden sprach, die von<br />

England zunächst finanziell, mit Hilfsgütern<br />

– vor allem Kriegsmaterial – und in <strong>der</strong> weiteren<br />

Folge auch mit Truppen unterstützt<br />

wurden.<br />

Auch soll nicht vergessen werden – das<br />

Oberkommando <strong>der</strong> Verbündeten hatte ein<br />

Österreicher, Fürst Karl zu Schwarzenberg,<br />

Josef Graf Radetzky war sein Generalstabschef.<br />

Österreich war von <strong>der</strong> Truppenstärke<br />

her das Zünglein an <strong>der</strong> Waage.<br />

Infolge langjähriger, freundschaftlicher<br />

Beziehungen mit dem Salzburger Wehrgeschichtlichen<br />

Museum (SWGM) eröffnete<br />

sich die Möglichkeit, mit <strong>der</strong> fe<strong>der</strong>führenden<br />

Unterstützung durch dessen Mitglie<strong>der</strong> eine<br />

hochwertige Son<strong>der</strong>ausstellung zum Thema<br />

„Die Österreicher in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> vorzubereiten und im Schloss Markkleeberg<br />

zeigen zu können.<br />

Gezeigt werden in ca. 20 Vitrinen und<br />

an<strong>der</strong>en Darstellungsformen Exponate – zu<br />

großen Teilen auch im Original – die in dieser<br />

Form außerhalb Österreichs bisher noch<br />

nie zu sehen waren und das österreichische<br />

Heer sowie seine Rolle in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

darstellen.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte <strong>der</strong> Ausstellung<br />

sind vor allem:<br />

- Österreichs Aktivitäten für den Herbstfeldzug<br />

1813<br />

- die (politischen) Ereignisse im Vorfeld<br />

des Herbstfeldzuges<br />

- das Führungsverhalten im Hauptquartier<br />

<strong>der</strong> Alliierten<br />

- Napoleon und seine nach dem verlustreichen<br />

Russlandfeldzug 1812 neu formierte<br />

Armee<br />

- <strong>der</strong> Trachenberger Kriegsplan mit seiner<br />

Vorgeschichte und Entstehung<br />

- das Sanitätswesen in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Befreiungskriege<br />

- die schweren Zeiten und Leiden <strong>der</strong> Zivilbevölkerung<br />

u. v. m.<br />

Ergänzend und vorbereitend auf die Ausstellung<br />

erscheint demnächst eine begleitende<br />

Broschüre. In dieser Begleitschrift,<br />

<strong>der</strong> Grußworte von Persönlichkeiten mit Be-<br />

zug auf die Ausstellung vorangestellt sind,<br />

u.a. des Schirmherren Herrn Karel Schwarzenberg,<br />

Vizeministerpräsident und Minister<br />

für auswärtige Angelegenheiten <strong>der</strong> Tschechischen<br />

Republik, kommen Autoren zum<br />

Thema <strong>der</strong> Exposition mit verschiedenen<br />

Themen zu Wort.<br />

Neben einem Überblick über die Ereignisse<br />

in den Tagen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> wird<br />

unter dem Motto „…die für Europas Freiheit<br />

kämpfenden Scharen….“ (Auszug aus <strong>der</strong><br />

Aufschrift auf dem Schwarzenberg-Denkmal<br />

in <strong>Leipzig</strong>-Meusdorf) auf die Rolle Österreichs<br />

im Feldzug 1813 näher eingegangen.<br />

Der Autor dieses Beitrages, Oberst Kurt<br />

Mitterer im Österreichischen Bundesheer<br />

und Obmann des Salzburger Wehrgeschichtlichen<br />

Museums setzt sich mit<br />

verschiedenen Auffassungen zu dieser<br />

Thematik auseinan<strong>der</strong> und stellt u.a. den<br />

Trachenberger Kriegsplan vor. Dieser wird<br />

als Grundlage für die strategischen Planungen<br />

<strong>der</strong> Verbündeten für die <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

zu erwartende Schlacht im Oktober 1813<br />

angesehen und wird in <strong>der</strong> Ausstellung im<br />

Original zu sehen sein.<br />

In weiteren Beiträgen wird die kaiserlich<br />

österreichische Armee in ihren Waffengattungen<br />

näher vorgestellt.<br />

Ergänzt werden diese fundierten Beiträge<br />

durch einen Exkurs über Orden und militärische<br />

Auszeichnungen des Kaisertums<br />

Österreichs zur Zeit <strong>der</strong> Befreiungskriege<br />

– die wichtigsten werden in Bild und Text<br />

beschrieben – sowie einen Überblick über<br />

die wichtigsten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> verwendeten Waffen, nicht nur des<br />

österreichischen Heeres.<br />

Die Schrift ist reich bebil<strong>der</strong>t und erläutert<br />

in einem Glossar die im Text enthaltenen<br />

Fachbegriffe.<br />

Die Ausstellung wird am 28. September<br />

2013 eröffnet und soll bis zum 31. Mai<br />

2014 zu sehen sein.<br />

Der Eintritt für Erwachsene beträgt 3,- €,<br />

für Kin<strong>der</strong> bis zum vollendeten 14. Lebensjahr<br />

2,- €.<br />

Öffnungszeiten bitten wir <strong>der</strong> Tagespresse<br />

und örtlichen Aushängen zu entnehmen.<br />

För<strong>der</strong>verein Historisches Torhaus zu<br />

Markkleeberg 1813 e.V.<br />

Rainer Baumann<br />

Kanzler und Pressesprecher<br />

Als in den Oktobertagen vor fast 200<br />

Jahren die Völker Europas vor den Toren<br />

<strong>der</strong> Stadt <strong>Leipzig</strong> um ihre Freiheit und Unabhängigkeit<br />

rangen, war es ein unvorstellbar<br />

blutiges Gemetzel, mit Leiden, die uns<br />

in <strong>der</strong> allerjüngsten Geschichte Europas<br />

zum Glück erspart blieben. Was 1789 mit<br />

dem Ruf nach „Freiheit – Gleichheit – Brü<strong>der</strong>lichkeit“<br />

begann, wuchs sich zum hegemonialen<br />

Streben aus, in dessen Folge<br />

hun<strong>der</strong>ttausende Menschen ihr Leben o<strong>der</strong><br />

ihre Existenz verloren.<br />

In diesem Jahr wird zum <strong>200.</strong> Male<br />

<strong>der</strong> Opfer <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

gedacht werden. In den Oktobertagen vor<br />

200 Jahren kämpften hier Soldaten fast aller<br />

Nationen des europäischen Kontinents<br />

gegeneinan<strong>der</strong>, heute bestimmt das friedliche<br />

Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> historischen Vereine<br />

aus Europa und Übersee das Bild. Grundgedanke<br />

ist <strong>der</strong> europäische Einigungsprozess<br />

und Kennenlernen <strong>der</strong> einzelnen Nationen<br />

untereinan<strong>der</strong>.<br />

1813 – 2013 Gedenken an die Opfer <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813<br />

Die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> sowie<br />

die Ereignisse des Jahres 1813 stellen für<br />

den Raum <strong>Leipzig</strong> und beson<strong>der</strong>s für den<br />

Landkreis <strong>Leipzig</strong> ein Alleinstellungsmerkmal<br />

dar. Mit <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

neigte sich die Phase <strong>der</strong> französischen<br />

Vorherrschaft in Europa dem Ende zu. In<br />

und um <strong>Leipzig</strong> sammelten sich Truppen<br />

aus ganz Europa, aber auch aus Asien, die<br />

sich in verschiedenen Bündnissen gegenüber<br />

standen. Um Wachau fand die größte<br />

Reiterschlacht <strong>der</strong> Neuzeit statt, die die<br />

militärischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen um<br />

<strong>Leipzig</strong> einleitete.<br />

Festzustellen ist aber, dass die Gedanken<br />

<strong>der</strong> französischen Revolution, getragen und<br />

in Europa von den französischen Truppen<br />

verbreitet, den Grundstein für das mo<strong>der</strong>ne<br />

Europa legten.<br />

Im Jahr 2013 jährt sich das Gedenken<br />

an die Opfer <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> zum <strong>200.</strong><br />

Male. Dieses paneuropäische Ereignis<br />

steht heute im Zeichen <strong>der</strong> Völkerverständigung<br />

und <strong>der</strong> Erinnerung an die Opfer<br />

von Krieg und Gewalt.<br />

In Vorbereitung auf dieses Ereignis sind<br />

seitens des Verbandes Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 e. V. und an<strong>der</strong>er<br />

Vereine eine Vielzahl von Projekten<br />

und Veranstaltungen geplant und sollen im<br />

Gedenkjahr umgesetzt werden.<br />

Die historischen Darstellungen zur <strong>Völkerschlacht</strong><br />

machen Geschichte erlebbar.<br />

Diese Art <strong>der</strong> Beschäftigung mit <strong>der</strong> Geschichte<br />

wird als Reenactment bezeichnet.<br />

Männer, Frauen und Kin<strong>der</strong> – die Reenactors<br />

– schlüpfen in historische Kleidung<br />

und begeben sich mit großer Leidenschaft<br />

auf eine Zeitreise, die 200 Jahre in die Vergangenheit<br />

führt. Sie lassen so Geschichte<br />

wie<strong>der</strong> lebendig werden, bieten dem Besucher<br />

„Geschichte zum Anfassen“. Da<strong>bei</strong><br />

legen die Reenactors großen Wert auf<br />

eine originalgetreue Ausstattung und Darstellung<br />

<strong>der</strong> Ereignisse. Vom Schnitt <strong>der</strong><br />

Kleidung bis hin zum Uniformknopf, vom<br />

Schlafen auf Stroh und Kochen am Feuer<br />

bis zu den allgemeinen Wohn- und Lebensumständen<br />

jener Tage, von <strong>der</strong> Demonstration<br />

alter Berufe bis zur Darstellung eines<br />

Schlachtgeschehens, sollte alles genau<br />

den Gegebenheiten <strong>der</strong> Zeit entsprechen,<br />

die dargestellt werden soll. Da<strong>bei</strong> ergänzen<br />

sich militär- und zivilhistorische Darstellungen<br />

gegenseitig. Im Oktober 2013<br />

werden historische Uniformen aller an <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> beteiligten Nationen das<br />

Bild <strong>Leipzig</strong>s und seiner Umgebung prägen,<br />

Biwakfeuer und Pulverdampf einem<br />

allerorts begegnen. Daneben wird auch die<br />

Darstellung ziviler Aspekte Beachtung finden.<br />

Augenzeugenberichte, ganz gleich ob<br />

von Soldaten, Bauern, Pfarrern o<strong>der</strong> Stadtbewohnern,<br />

werden gewissermaßen zum<br />

Leben erweckt.<br />

Mehr als 6.100 Teilnehmer haben sich<br />

bereits zu den historischen Darstellungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> angemeldet. Die Darsteller<br />

kommen u. a. aus Europa (außer<br />

dem Balkan, <strong>der</strong> damals noch osmanisch<br />

war), aus den USA, aus Kanada, aus<br />

Australien und Russland. Sie werden in<br />

Biwaks, in großen historischen Zeltlagern<br />

untergebracht. Diese Biwaks sind öffentlich<br />

zugänglich und vermitteln ein authentisches<br />

Bild <strong>der</strong> Lebensweise, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> einfachen Soldaten jener Tage. Neben<br />

dem Biwak und <strong>der</strong> großen historischen<br />

Gefechtsdarstellung werden weitere Aktionen<br />

wie Märsche und Gedenkveranstaltungen<br />

stattfinden.<br />

Auch wenn 2013 vielen die Gewehrsalven<br />

und Kanonenschüsse <strong>der</strong> historischen<br />

Gefechtsdarstellung in Erinnerung<br />

bleiben werden, so geht es <strong>bei</strong> allen Veranstaltungen<br />

um weit mehr: Nicht Zwietracht<br />

und Feindschaft o<strong>der</strong> gar Freude am<br />

Kriegsspiel ist die Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer.<br />

Vielmehr begegnen sich in <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er<br />

Region Menschen aus ganz Europa,<br />

um am Lagerfeuer miteinan<strong>der</strong> zu reden,<br />

gemeinsam zu kochen und so von an<strong>der</strong>en<br />

Kulturen zu lernen. An diesen Feuern, in<br />

diesem Biwak lebt das neue, friedliche Europa.<br />

Die gesamten Aktivitäten sind darauf<br />

ausgerichtet, an die blutigen Kämpfe jener<br />

Oktobertage zu erinnern und so vor dem<br />

Vergessen zu bewahren. Erinnern bedeutet<br />

den Opfern gedenken, die Zeitzeugen<br />

aus Stein erhalten, Gedenkstätten pflegen<br />

– aber eben auch Geschichte erlebbar zu<br />

machen.<br />

In Absprache mit <strong>der</strong> Stadt Markkleeberg<br />

werden sich die Biwaks hauptsächlich<br />

im Stadtgebiet von Markkleeberg konzentrieren.<br />

Zwischen Torhaus Dölitz, Torhaus<br />

Markkleeberg und im agra-Park werden<br />

sich die Biwaks <strong>der</strong> Alliierten und die <strong>der</strong><br />

Verbündeten Franzosen und Rheinbundstaaten<br />

befinden.<br />

Die historischen Gefechtsdarstellungen<br />

finden im Bereich <strong>der</strong> Weinteichsenke –<br />

zwischen Markkleeberg-Ost und Wachau<br />

– statt.<br />

Ziel ist es aber, dass 2013 Friedensfeuer<br />

angezündet werden und als Symbol für die<br />

europäische Integration leuchten.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.leipzig1813.com<br />

8 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


1813 eine Bilanz. <strong>Leipzig</strong>s Süden<br />

im Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

Clemens Wilhelm Thieme<br />

Der Schöpfer des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals kam aus <strong>Borna</strong><br />

11<br />

Vortragsreihe<br />

04.09.2013, 18:00 - 19:30 Uhr<br />

„Denk ich an die <strong>Völkerschlacht</strong> ... – ein<br />

Streifzug durch die Erinnerung(skultur)“<br />

Vortrag von Michél Kothe (Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Verbandes Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 e.V.)<br />

Ort: Bürgerhaus „Goldener Stern“<br />

<strong>Borna</strong><br />

07.09.2013, 14:00 - 15:30 Uhr<br />

„Das Jahr 1813 in <strong>Borna</strong> und was die<br />

Akten darüber sagen“<br />

Vortrag von Gert Schreiber (Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Geschichtsvereins <strong>Borna</strong> e.V.)<br />

Ort: Museum <strong>der</strong> Stadt <strong>Borna</strong><br />

15.10.2013, 18:00 - 19:30 Uhr<br />

„Die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“<br />

Vortrag von Prof. em. Dr. Hans-Ulrich<br />

Thamer (Universität Münster)<br />

Ort: Bürgerhaus „Goldener Stern“<br />

<strong>Borna</strong><br />

Bis zum Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

galt die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> als die<br />

größte Feldschlacht <strong>der</strong> Geschichte. „Bei<br />

<strong>Leipzig</strong>“ meint zahlreiche Orte des <strong>Leipzig</strong>er<br />

Südraums, welche <strong>der</strong>en Vor- und<br />

Nachwehen erlebten. Da von <strong>Leipzig</strong> Wege<br />

in alle Himmelsrichtungen abzweigen, ist<br />

es ein logistisch und strategisch äußerst<br />

wichtiger Punkt. Beabsichtigte man das gesamte<br />

Gebiet zu halten, musste man <strong>Leipzig</strong><br />

halten. Dies strebte auch Napoleon an,<br />

<strong>der</strong> zunächst die Elblinie – als natürliche<br />

Grenze – sichern wollte. Doch seine Gegner<br />

überschritten diese Linie im Süden und<br />

Norden, so dass Napoleon eine Einkreisung<br />

befürchtete. Um nun also die Wege nach<br />

Westen offen zu halten, musste er sich<br />

nach <strong>Leipzig</strong> zurückziehen. In solch einer<br />

Lage – am Verkehrsknotenpunkt überregional<br />

wichtiger Fernhandelswege – befindet<br />

sich auch <strong>Borna</strong>. Unter an<strong>der</strong>em an <strong>der</strong> via<br />

regia, <strong>der</strong> Reichsstraße, jener Nord-Süd-<br />

Achse die von Rom über Altenburg, <strong>Borna</strong>,<br />

<strong>Leipzig</strong> bis Stockholm führte. Aufgrund<br />

dieser Tatsache wurde <strong>Borna</strong> sowie dessen<br />

Umland immer wie<strong>der</strong> zur Bühne diverser<br />

kriegerischer Aktionen und erlebte auch im<br />

Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> ereignisreiche Tage.<br />

Von eben diesem Südraum berichtet die<br />

Ausstellung „1813 eine Bilanz. <strong>Leipzig</strong>s<br />

Süden im Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>“, welche<br />

noch bis zum 10. November im Museum<br />

<strong>der</strong> Stadt <strong>Borna</strong> zu sehen ist. Das Museum<br />

legt das Jahr 1813 unter die Lupe und<br />

beleuchtet die verschiedensten Ereignisse,<br />

Wirren und Auswirkungen im Südraum<br />

<strong>Leipzig</strong>s zwischen <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen<br />

und <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>. Eine Frage<br />

schwebt da<strong>bei</strong> vorherrschend im Raum:<br />

Was bleibt letztlich 200 Jahre nach diesen<br />

Ereignissen? Zur Beantwortung <strong>der</strong> Frage<br />

werden den Besuchern verschiedene „Stolpersteine“<br />

in den Weg gelegt, um ihnen<br />

immer wie<strong>der</strong> einen Bezug zur Gegenwart<br />

anzubieten. So flankieren allgemeine Themen<br />

rund um die <strong>Völkerschlacht</strong> den Kern<br />

<strong>der</strong> Ausstellung: den Südraum <strong>Leipzig</strong>s.<br />

Sogenannte „Nachrichten aus dem Landkreis“<br />

lotsen den Besucher in den Süden<br />

nach Beucha, Frohburg, Rötha, Pegau,<br />

Groitzsch bis Seifertshain und zeigen ihm<br />

zahlreiche Episoden und faszinierende Objekte<br />

aus dem Jahr 1813. Unter an<strong>der</strong>em<br />

ein Feldlazarettbesteck aus Frohburg, Münzen<br />

aus ganz Europa, Munition, Waffen und<br />

Uniformen, aber auch Objekte <strong>der</strong> Erinnerungskultur.<br />

Ein digitales Stadtmodell <strong>der</strong> <strong>Borna</strong>er<br />

Innenstadt um 1813 veranschaulicht dem<br />

Besucher die Situation in <strong>der</strong> Stadt. Beeindruckende<br />

Wandbil<strong>der</strong> im Comicstil des<br />

Künstlers André Martini bringen markant<br />

mo<strong>der</strong>ne Motive in die Ausstellung und ermöglichen<br />

ein Verständnis für die Thematik<br />

jenseits <strong>der</strong> Textebene.<br />

Zusätzlich zur Ausstellung steht für Jung<br />

und Alt ein „Spiel- und Aktionszimmer“ mit<br />

Spielen aus <strong>der</strong> Zeit um 1800 zur Verfügung,<br />

die gern auch getestet werden können.<br />

Marie Breinl,<br />

Museum <strong>Borna</strong><br />

Clemens Wilhelm Thieme wurde am 13.<br />

Mai 1861 in <strong>der</strong> Roßmarktschen Straße 5<br />

geboren. Sein Vater, Wilhelm Julius Thieme,<br />

diente ab 1850 im 3. Reiterregiment<br />

(später Karabinierregiment). 1857 erhielt<br />

er das Bürgerecht in <strong>Borna</strong>, ließ sich als<br />

Schnei<strong>der</strong>meister nie<strong>der</strong> und wurde 1859<br />

in <strong>der</strong> Stadtkirche St. Marien mit Frie<strong>der</strong>ike<br />

geb. Wallner getraut. Clemens, dem ersten<br />

gemeinsamen Kind, folgten bis 1865 drei<br />

Töchter. Am Haus Roßmarktsche Straße<br />

13, in dem die Familie ab 1863 wohnte,<br />

befindet sich eine Gedenktafel an Clemens<br />

Thieme. Carl Seffner, <strong>der</strong> seit frühester Jugend<br />

mit Thieme befreundet war, hat sie<br />

gestaltet. Er hatte Bildhauer werden können,<br />

weil Thiemes Vater sich 1876 diesem<br />

Berufswunsch seines Sohnes entgegengestellt<br />

hatte. Ein Jahr darauf starb <strong>der</strong> Vater,<br />

<strong>der</strong> Siebzehnjährige wurde zum Familienernährer<br />

für Mutter und Geschwister.<br />

Dennoch fand <strong>der</strong> junge Mann durch harte<br />

Ar<strong>bei</strong>t und Fleiß Wege seinen Wunschtraum<br />

zu leben. Nach <strong>der</strong> Maurerlehre begann<br />

er eine Ausbildung zum Bautechniker,<br />

die er 1881 erfolgreich abschließen konnte.<br />

Clemens Thieme ar<strong>bei</strong>tete in seinem<br />

Beruf, nur abends und in den fürs Baugewerbe<br />

schlechten Wintermonaten konnte<br />

er studieren. Trotzdem legte er 1883 das<br />

Baumeisterexamen ab, gründete 1885 mit<br />

einem an<strong>der</strong>en Baumeister eine Nie<strong>der</strong>lassung,<br />

studierte in Dresden am Polytechnikum<br />

Hochbau und wurde 1887 Architekt.<br />

Bereits im folgenden Jahr hatte er ein eigenes<br />

Architekturbüro und eine eigene Firma<br />

gegründet. 1888 wurde Clemens Thieme<br />

in die <strong>Leipzig</strong>er Freimaurerloge Apollo aufgenommen.<br />

In einer Sitzung des „Vereins<br />

für Geschichte <strong>Leipzig</strong>“, dessen Mitglied<br />

er 1892 geworden war, übernahm <strong>der</strong> junge<br />

Mann die Verpflichtung zur Errichtung<br />

eines Denkmals an die <strong>Völkerschlacht</strong>.<br />

Trotz aller vorher gescheiterten Versuche<br />

war er bereit, dieser großen Aufgabe sein<br />

Leben zu widmen – mit seinem Vermögen<br />

dafür einzustehen, auf die eigene Firma<br />

und eine eigene Familie zu verzichten. Mit<br />

Unterstützung seiner Freimaurerfreunde<br />

wurde 1894 mit Thieme als Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> „Deutsche Patriotenbund zur Errichtung<br />

eines <strong>Völkerschlacht</strong>-National-Denkmals<br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“ gegründet. Dessen Ziel bestand<br />

darin, das ganze deutsche Volk für das Vorhaben<br />

zu gewinnen und die Finanzierung<br />

sicherzustellen. Im Deutschland des ausgehenden<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts herrschte<br />

<strong>bei</strong>m Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong><br />

keinesfalls Einigkeit.<br />

Die deutschen Staaten hatten<br />

sich in den napoleonischen<br />

Kriegen teilweise als Feinde<br />

gegenübergestanden, so<br />

war <strong>der</strong> sächsische König<br />

zur <strong>Völkerschlacht</strong><br />

noch mit Napoleon<br />

verbündet. Nach vielen<br />

Jahren immenser<br />

Ar<strong>bei</strong>t konnte <strong>der</strong> fertige<br />

Denkmalbau am<br />

18. Oktober 1913 im<br />

Beisein des deutschen<br />

Kaisers, des sächsischen<br />

Königs und Vertretern aller<br />

1813 siegreichen Nationen<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert<br />

werden. Clemens Thieme<br />

bezeichnete ihn in seiner<br />

Einweihungsrede als: „Gewaltiger<br />

Zeiten gewaltiges<br />

Zeichen! – den gefallenen<br />

Helden ein Ehrenmal., –<br />

dem deutschen Volk ein<br />

Ruhmesmal, – kommenden<br />

Geschlechtern ein Mahn-<br />

zeichen!“ Es war nicht nur in bildplastischer<br />

und architektonischer Hinsicht ein<br />

äußerst bemerkenswertes Bauwerk, auch<br />

technische Neuerungen wurden <strong>bei</strong> seiner<br />

Errichtung angewendet. Mehr über Leben<br />

und Werk des viel geehrten Thieme – 1913<br />

wurde er Ehrenbürger <strong>Leipzig</strong>s und 1938<br />

auch in seiner Heimatstadt <strong>Borna</strong> – erfahren<br />

Sie bis zum 11. November diesen<br />

Jahres auch in einer kleinen Ausstellung im<br />

Museum <strong>Borna</strong>.<br />

Gabriele Kämpfner,<br />

Museum <strong>Borna</strong><br />

Clemens Thieme vor dem<br />

<strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />

Gedenktafel<br />

(Foto: Annelie Möschke)<br />

10 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


13<br />

Auszüge aus <strong>der</strong> Son<strong>der</strong><strong>bei</strong>lage<br />

<strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Neuesten Nachrichten zur<br />

Weihe des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals 1913<br />

12 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


15<br />

Ein Grab am Waldesrande<br />

Wer war Jussuf, <strong>der</strong> Sohn des Mustapha?<br />

Auf halbem Weg, zwischen Beucha<br />

und Steinbach, unweit des Weilers Kleinbeucha,<br />

liegt auf einer zirka 163,5 m hohen<br />

bewaldeten Anhöhe ein Grab, welches<br />

an ein nicht alltägliches Ereignis des Jahres<br />

1813 erinnert. Hier wurde im Spätsommer<br />

1813 ein Muslim bestattet. Das Grab ist<br />

ein kleiner zirka 4 m langer und 2 m breiter<br />

Hügel, an dessen Kopf- und Fußende<br />

zwei Grabsteine aus Sandstein aufgestellt<br />

sind und die einem Sattel ähneln. Noch um<br />

1980 waren Textreste in arabischer Schrift<br />

zu erkennen, die besagten: „1813 – Jussuph,<br />

<strong>der</strong> Sohn des Mustapha, <strong>der</strong> Großmütige<br />

und Tapfere“ und „Nichts ist gut<br />

außer Gott und Muhammed <strong>der</strong> Prophet<br />

Gottes“<br />

In Vorbereitung auf die <strong>200.</strong> Wie<strong>der</strong>kehr<br />

des historisch bedeutsamen Jahres 1813<br />

wurde von 2011 bis 2013 das Tatarengrab<br />

neu gestaltet und am 2. Oktober 2012 <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit übergeben. Das Beson<strong>der</strong>e<br />

an diesem Denkmal ist die Tatsache, dass<br />

die Bürger von Beucha – also Christen –<br />

das Grab und das Andenken an einen Muslim<br />

200 Jahre lang über alle ethnischen<br />

und religiösen Grenzen hinweg bewahren,<br />

betreuen und pflegen. Dies auch als Mahnung<br />

an alle, die religiösen Hass und Krieg<br />

im Namen des Glaubens predigen.<br />

Nach Augenzeugenberichten war 1813<br />

ein Kosakenhetmann auf dem Beuchaer<br />

Rittergut einquartiert worden. Großes Aufsehen<br />

riefen <strong>bei</strong> den Dorfbewohnern die<br />

vielen mitgeführten seidenen Betten bzw.<br />

Kissen sowie seine 10 prächtigen Pferde<br />

hervor. Da <strong>der</strong> Offizier an Typhus (damals<br />

Tatarische Teilnehmer des Symposiums<br />

am Tatarengrab<br />

Schon seit Jahren organisiert im Oktober<br />

eines jeden Jahres <strong>der</strong> Stadt- und Heimatverein<br />

Rötha einen Patrouillenritt. Dieser<br />

hat seinen festen Platz in den Darstellungen<br />

bezüglich <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> gefunden.<br />

Er erinnert an ein scheinbar nebensächliches<br />

Ereignis während dieser Tage,<br />

welches aber letztendlich zum siegreichen<br />

Ausgang <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong>getragen<br />

hat.<br />

Am 17. Oktober fiel die Entscheidung<br />

über die Weiterführung <strong>der</strong> Kampfhandlungen<br />

am 18. Oktober. Schwarzenberg<br />

wurde beauftragt, einen genau abgestimmten<br />

Angriffsplan aller verbündeten Armeen<br />

zu erar<strong>bei</strong>ten und diesen zuzustellen. Freiwillig<br />

übernahm <strong>der</strong> ungarische Rittmeister<br />

Graf Istvan Széchenyi diesen verantwortungsvollen<br />

Auftrag.<br />

Am 17. Oktober gegen 21:00 Uhr startete<br />

er sein waghalsiges Unternehmen in<br />

Rötha und überbrachte den Angriffsbefehl<br />

an alle verbündeten Armeebefehlshaber. Er<br />

muss wie ein Teufel geritten sein, denn am<br />

Morgen des 18. Oktober konnte er Schwarzenberg<br />

die erfolgreiche Durchführung des<br />

Auftrags melden, obwohl sich die Übergabe<br />

des Befehls an Bernadotte, dem schwedischen<br />

Thronfolger schwierig gestaltet<br />

hatte. Doch am 18. Oktober 1813 gegen<br />

8:00 Uhr erhält er in Breitenfeld auch von<br />

Bernadotte die bestätigende Unterschrift<br />

bezüglich des Erhalts. Für diesen erfolgreichen<br />

Ritt wurde er zum Kapitän beförsprach<br />

man auch von Lazarettfieber) erkrankte,<br />

wurde er wegen <strong>der</strong> Gefahr einer<br />

Ansteckung in ein abgelegenes Gehöft<br />

gebracht, wo ihn sein Leibdiener und <strong>der</strong><br />

Schulmeister, Christian Gottlieb Winkler,<br />

bis zum Tode pflegten. Sein letzter Wunsch<br />

war gewesen, an einer Stelle begraben<br />

zu werden, an <strong>der</strong> man seine Ruhe nicht<br />

störte. So hoben die Beuchaer Bauern sein<br />

Grab auf obengenannter Anhöhe <strong>bei</strong> den<br />

Lämmerbirken aus und er soll – in das grüne<br />

Tuch des Propheten Mohammed gehüllt<br />

– auf seinem Pferd sitzend, begraben worden<br />

sein.<br />

Dann sollen Franzosen am 10. Oktober<br />

da<strong>bei</strong> gewesen sein, das Grab zu schänden<br />

und zu zerstören. Der mit einer mosaikartigen<br />

Verzierung versehene Grabhügel sei<br />

bereits zerstört gewesen, da seien sie von<br />

den anrückenden Verbündeten vertrieben<br />

worden. Diese Darstellung passt gut zu<br />

dem Ablauf <strong>der</strong> Kampfhandlungen jener<br />

Tage.<br />

Noch 25 Jahre lang, so die Überlieferung,<br />

haben Verwandte des Yussuf das<br />

Grab gepflegt und die zwei Grabsteine mit<br />

den Inschriften gesetzt. Und bis heute ist es<br />

für die Beuchaer selbstverständlich die Erinnerung<br />

an Yussuf wach zu halten und das<br />

Grab zu pflegen. Noch 1963 konnte man<br />

die in lateinischen Buchstaben geschriebenen<br />

Worte ‚1813 – Roku Wachschef‘ auf<br />

<strong>der</strong> einen Grabplatte entziffern.<br />

Parallel zur Restaurierung des Tatarengrabes<br />

versuchen Mitglie<strong>der</strong> des Heimatvereins<br />

des <strong>Borna</strong>er Landes das Geheimnis um<br />

das Grab und Yussuf zu lüften. Bisher kann<br />

festgehalten werden: Yussuf war <strong>der</strong> Sohn<br />

eines Mustapha: „Roku“ – ein polnisch-litauisches<br />

Wort – steht für Jahr und bezieht<br />

sich auf 1813, die Grablege entspricht mohammedanischen<br />

Traditionen, Yussuf war<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> schon<br />

tot. Aus den Überlieferungen geht weiterhin<br />

hervor, dass das Grab, wahrscheinlich<br />

1913 und 1938, restauriert worden ist.<br />

Am Samstag den 6. April 2013 führte<br />

<strong>der</strong> Heimatverein ein internationales Symposium<br />

und einen Jugend-Workshop in<br />

<strong>Borna</strong> durch. In Auswertung <strong>der</strong> Tagung<br />

wird festgehalten: Der tatarische Offizier<br />

Jussuf mit seiner Einheit muss nicht unbedingt<br />

ein Angehöriger <strong>der</strong> russischen<br />

Armee gewesen sein. Tatarische Reiter aus<br />

Polen-Litauen waren sowohl in <strong>der</strong> Napoleonischen<br />

Armee als auch in den Armeen<br />

<strong>der</strong> Alliierten zu finden. Schon seit <strong>der</strong> polnisch-sächsischen<br />

Doppelmonarchie August<br />

des Starken dienten in <strong>der</strong> sächsischen<br />

Armee Tataren.<br />

Friedrich II. von Preußen wollte 1761 mit<br />

dem Krimchanat ein militärisches Bündnis<br />

gegen Russland abschließen und um 1800<br />

dienten einige tausend muslimische Tataren<br />

in <strong>der</strong> preußischen Armee.<br />

Da die Angehörigen Yussufs noch 25<br />

Jahre lang sein Grab gepflegt haben und<br />

das Wort „roku“ polnisch-litauische Wurzeln<br />

hat, kann geschlossen werden, dass es<br />

sich <strong>bei</strong> „Yussuf“ um einen „Lipka-Tataren“<br />

gehandelt hat, da „Roku“ <strong>bei</strong> den Tataren<br />

an <strong>der</strong> Wolga und auf <strong>der</strong> Krim unbekannt<br />

ist. Lipka-Tataren sind noch heute in Polen,<br />

Litauen, <strong>der</strong> Ukraine und Weißrussland<br />

eine ethnische Min<strong>der</strong>heit.<br />

Nicht auszuschließen ist die These, dass<br />

diese Tataren als Angehörige <strong>der</strong> polnischen<br />

Legion unter Poniatowski gekämpft haben,<br />

da nach <strong>der</strong> Teilung Polens große Gebiete<br />

Litauens und Polens an Russland gefallen<br />

waren.<br />

Doch weitere Fragen bleiben offen: Wer<br />

war <strong>der</strong> Steinmetz, <strong>der</strong> damals fähig war,<br />

die Grabinschriften in arabischer Schrift<br />

anzufertigen? Wer übersetzte sie dann ins<br />

Deutsche?<br />

Ebenso bleiben einige Vermutungen. Für<br />

den Aufenthalt Yussufs in Beucha könnte<br />

ein Zeitraum zwischen März und Mitte September<br />

1813 in Frage kommen. Mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit kann ausgeschlossen<br />

werden, dass Yussuf ein Russe o<strong>der</strong> ein<br />

Kosak war. Ob es sich <strong>bei</strong> Yussuf um einen<br />

Angehörigen einer baschkirischen Einheit<br />

in <strong>der</strong> russischen Armee handelt, ist nicht<br />

auszuschließen. Da jedoch die bekannten<br />

Beschreibungen von baschkirischen Kriegern<br />

bezüglich Aussehen und Bekleidung<br />

aus dem Jahr 1813 sehr genau sind,<br />

muss davon ausgegangen werden, dass<br />

<strong>der</strong> Name „Tatarengrab“ ursächlich ist,<br />

denn sonst hätte man von jeher von einem<br />

„Baschkirengrab“ gesprochen.<br />

Trotzdem bleibt noch vieles offen: Woher<br />

kam Yussuf? Kam er aus Mittelasien, Polen,<br />

Litauen, Weißrussland o<strong>der</strong> einem an<strong>der</strong>en<br />

Land? Wer war Yussuf? Ein Baschkirische,<br />

Tatar, Kosake o<strong>der</strong> gehörte er einer an<strong>der</strong>en<br />

Nationalität an? Welchen Rang besaß Yussuf?<br />

Diente er in <strong>der</strong> russischen, österreichischen,<br />

preußischen o<strong>der</strong> gar französischen<br />

Armee?<br />

Helmut Hentschel<br />

Der Röthaer Patrouillenritt<br />

des Rittmeisters Graf Istvan Széchenyi<br />

<strong>der</strong>t. Doch eine weitere Karriere in <strong>der</strong> Armee<br />

blieb ihm versagt und er nahm 1827<br />

seinen Abschied.<br />

Nun wandte er sich <strong>der</strong> Politik zu. Er<br />

wurde ein gemäßigt-liberaler Vorkämpfer<br />

<strong>der</strong> bürgerlich-demokratischen und wirtschaftlichen<br />

Umgestaltung Ungarns. 1825<br />

war er Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ungarischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften. 1818 engagierte<br />

er sich für Vereinigung von Buda und<br />

Pest zu Budapest, was dann auch 1839<br />

geschah. Auch die „Széchenyi-lánchíd<br />

(Kettenbrücke)“, die älteste Brücke über<br />

die Donau, trägt seinen Namen. Viele<br />

weitere Aktivitäten, wie die Gründung <strong>der</strong><br />

Handelsbank, die Donau- und Theis-Regulierung,<br />

die Belebung von Wirtschaft<br />

und Kultur sind sein Verdienst. Doch man<br />

warf ihm auch Konservatismus und Loyalität<br />

zum Hause Habsburg vor. Er wurde<br />

bespitzelt und seine Wohnung durchsucht.<br />

Seine letzte Tagebucheintragung vom 22.<br />

März 1860 lautet „Sie werden mich zum<br />

Tode quälen. Ich muss mich dem entziehen.“<br />

Am 8. April wurde <strong>der</strong> „größte Ungar“,<br />

wie ihn sein bekannter Zeitgenosse<br />

und Gegenpart Lajos Kossuth nannte, tot<br />

aufgefunden.<br />

In <strong>der</strong> sozialistischen ungarischen Geschichtsschreibung<br />

wurde Széchenyi weitgehend<br />

übergangen. Doch seine schon<br />

1978 erschienenen Tagebücher waren im<br />

Nu vergriffen.<br />

Helmut Hentschel<br />

Die Széchenyi-lánchíd (Kettenbrücke) in Budapest, benannt nach dem Rittmeister<br />

Kunstvolle Einrichtung<br />

in exemplarischer Auswahl<br />

Eine Ausstellung in Rötha <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

erinnert ab dem 8. September 2013<br />

an das Hauptquartier <strong>der</strong> Alliierten<br />

während <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

Das 1938 museal hergerichtete Verbündetenzimmer,<br />

Ort <strong>der</strong> Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> alliierten Kräfte während<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>, soll im Erinnerungsort<br />

ausgestellt werden.<br />

„Bereits zum 100. <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> im Jahr 1913 wurde<br />

das Zimmer durch die Schlossbesitzer,<br />

Familie von Friesen, mit einer Neueinrichtung<br />

unter Einbeziehung zahlreicher<br />

originaler Stücke aus <strong>der</strong> Napoleonzeit<br />

als Erinnerungsort an das Hauptquartier<br />

in Rötha manifestiert“, erklärt<br />

Dr. Sabine Schnei<strong>der</strong>, Kuratorin <strong>der</strong><br />

Ausstellung. Mit <strong>der</strong> Enteignung <strong>der</strong> von<br />

Friesens blieb <strong>der</strong> Ausstellungscharakter<br />

des Verbündetenzimmers zunächst<br />

noch erhalten, bis das Schloss 1969<br />

gesprengt wurde. Das Interieur – das<br />

gesamte Mobiliar, wandfester Dekor<br />

sowie die künstlerische Ausstattung –<br />

konnte durch Auslagerungen gerettet<br />

werden: „Teile wurden im Burgmuseum<br />

Gnandstein <strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert,<br />

<strong>der</strong> Hauptteil jedoch verschwand<br />

in Archiven“, weiß die Kuratorin.<br />

In <strong>der</strong> Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA<br />

– Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />

kann nun die kunstvolle Einrichtung des<br />

Verbündetenzimmers in einer exemplarischen<br />

Auswahl erstmals wie<strong>der</strong><br />

zusammengeführt werden. Gezeigt<br />

werden neben zahlreichen Möbelstücken<br />

unter an<strong>der</strong>em ein Faksimile <strong>der</strong><br />

Or<strong>der</strong> Kaiser Franz I., die wertvolle Friesensche<br />

Bibliothek zu schonen sowie<br />

kostbare Bücher aus <strong>der</strong> damaligen<br />

Bibliothek. (Fortsetzung Seite 14)<br />

14 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


1813 – Die Tage von Rötha<br />

Die geheimen Beratungen im Schloss Rötha<br />

17<br />

Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA –<br />

Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“ in<br />

<strong>der</strong> Patronatsstube <strong>der</strong> Marienkirche<br />

in Rötha zeigt u.a. Kunstgegenstände<br />

aus dem sogenannten „Verbündetenzimmer“<br />

Ermöglicht wird die Ausstellung<br />

durch einen Leihvertrag, den <strong>der</strong> Erbe<br />

Heinrich Freiherr von Friesen mit dem<br />

För<strong>der</strong>verein Rötha – Gestern. Heute.<br />

Morgen. e. V. am 21. Februar 2012<br />

geschlossen hatte.<br />

Die Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung wird<br />

anlässlich des Tags des offenen<br />

Denkmals am 8. September 2013 im<br />

Beisein <strong>der</strong> sächsischen Staatsministerin<br />

für Soziales und Verbraucherschutz<br />

Christine Clauß erfolgen. „Die Ausstellung<br />

soll voraussichtlich bis 2017 in<br />

<strong>der</strong> Patronatsstube im Nordanbau <strong>der</strong><br />

Marienkirche in Rötha gezeigt werden,<br />

die als einziger noch authentischer<br />

Ort <strong>der</strong> Adelsfamilie von Friesen gilt“,<br />

erklärt Walter-Christian Steinbach,<br />

Vorstand des För<strong>der</strong>vereins Rötha.<br />

„Auf Dauer ist die Errichtung eines<br />

Gedenk- und Erinnerungsortes Schloss<br />

Rötha am ehemaligen Standort des<br />

Schlosses vorgesehen, dessen zentraler<br />

Bestandteil die Ausstellung des Verbündetenzimmers<br />

und die Präsentation<br />

<strong>der</strong> von Friesenschen Bibliothek sein<br />

wird“, so Steinbach. Ein von <strong>der</strong> Kulturund<br />

Umweltstiftung <strong>der</strong> Sparkasse<br />

unterstützter Architekturwettbewerb<br />

„Zukunft durch Erinnerung“ zur Gestaltung<br />

des Gedenkpavillons war im Juni<br />

2013 beendet und seine Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt worden.<br />

PM<br />

u. a. Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg<br />

(Gemälde von Johann Peter Krafft)<br />

Repro Stadtgeschichtliches Museum<br />

<strong>Leipzig</strong><br />

Jedes Jahr im Oktober erinnern Traditionsverbände<br />

mit ihren Kampfdarstellungen<br />

an die napoleonischen Kriege und die <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>. Daneben gibt es<br />

auch Vereine und Interessengruppen, die<br />

durch ihre intensive Forschungsar<strong>bei</strong>t dazu<br />

<strong>bei</strong>tragen, die regionalen Ereignisse während<br />

dieser Zeit aufzuar<strong>bei</strong>ten. In Rötha<br />

sind dies <strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein sowie <strong>der</strong> Stadtund<br />

Heimatverein. Ihr Ziel ist es, die zentrale<br />

Bedeutung von Schloss und Stadt<br />

Rötha im Jahr 1813 zu erforschen.<br />

Schon im Vorfeld <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong><br />

Großgörschen wurden in und um Rötha<br />

Streitkräfte <strong>der</strong> Alliierten aktiv. Am 30.<br />

April berieten die Oberbefehlshaber <strong>der</strong><br />

verbündeten Armeen – Wittgenstein und<br />

Blücher – im Schloss. Blücher plante hier<br />

sein Hauptquartier aufzuschlagen, da zwischen<br />

Rötha und Zwenkau ca. 40.000<br />

Mann Infanterie, 8.800 Mann Kavallerie<br />

und 180 Geschütze aufmarschiert waren.<br />

Doch dazu kam es nicht. Dann am<br />

Abend des 2. Mai überbrachte ein Kurier<br />

dem Kommandanten des in Rötha zurückgebliebenen<br />

Blücher‘schen Troß den Befehl,<br />

sich zurückzuziehen. König Friedrich<br />

Wilhelm III. von Preußen kam immer mit<br />

seinen <strong>bei</strong>den Söhnen. Den Einwohnern<br />

versicherten die Preußen, dass die Russen<br />

weiterkämpften und sie nur eine Umgruppierung<br />

durchführen. Doch in Wahrheit<br />

war es eine ungeordnete Flucht. Danach<br />

war Ruhe bis Ende August. Dann bezog<br />

<strong>der</strong> Marschall Lefébvre-Desnouettes mit<br />

6.500 Mann Kavallerie, 1.500 Infanteristen<br />

und 8 Geschützen Stellung in Rötha.<br />

Lefébvre wohnte im Schloss, während seine<br />

Einheiten hinter dem heutigen Rosental<br />

ihr Basislager hatten. Um den 12. Oktober<br />

zeichnete sich ab, dass Schloss und<br />

Stadt Rötha zum „strategischen Zentrum“<br />

<strong>der</strong> bevorstehenden Schlacht werden. Hier<br />

trafen sich Kaiser Franz I. von Österreich,<br />

Zar Alexan<strong>der</strong> I. von Russland und König<br />

Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu Beratungen<br />

mit ihren Generälen, Diplomaten<br />

und Gesandten Europas. Während Franz I.<br />

und Alexan<strong>der</strong> I. im Schloss wohnten, blieb<br />

Friedrich Wilhelm III. in Magdeborn-Gruna.<br />

Von den weiteren Persönlichkeiten, die<br />

in Rötha nachweisbar sind, bzw. zeitweilig<br />

Quartier bezogen hatten, sind zu nennen:<br />

<strong>der</strong> Oberbefehlshaber <strong>der</strong> Alliierten<br />

Fürst Schwarzenberg; Fürst Repnin, <strong>der</strong><br />

nach <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> Generalgouverneur<br />

in Sachsen wurde; <strong>der</strong> persönliche<br />

Adjutant des Zaren Fürst Woronzow, später<br />

Befehlshaber <strong>der</strong> russischen Streitkräfte<br />

in Wellingtons Armee; die schwedischen<br />

Grafen Löwenhielm; Fürst Anton Heinrich<br />

Radziwill, polnischer und preußischer Politiker,<br />

während des Wiener Kongresses persönlicher<br />

Berater des Zaren; <strong>der</strong> Staatsrat<br />

Anstetten – er gehörte zum engen Beraterkreis<br />

des Zaren, unterschrieb das Traktat<br />

von Kalisch und nahm am Wiener Kongress<br />

teil; <strong>der</strong> britische General Cathcart,<br />

Diplomat und Gesandter <strong>bei</strong> Alexan<strong>der</strong><br />

I.; Fürst Barclay de Tolly, (Kriegsminister<br />

und Kommandeur <strong>der</strong> Ersten Armee);<br />

Wilhelm von Humboldt, Beauftragter des<br />

Königs von Preußen; Graf Cancrin, Generalproviantmeister<br />

<strong>der</strong> russischen Armee<br />

und natürlich Metternich österreichischer<br />

Außenminister, <strong>der</strong> seit dem Frühjahr eine<br />

politische Schlüsselfunktion innehatte.<br />

Am späten Nachmittag des 17. Oktober<br />

1813 kommt es im Schloss Rötha zu<br />

<strong>der</strong> denkwürdigen Geheimberatung, die<br />

über die weiteren Geschicke Europas entschied.<br />

Dass es sich um eine Geheimberatung<br />

gehandelt haben muss, lassen die<br />

umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen in<br />

und um das Schloss erkennen. Über Inhalt<br />

und Bedeutung <strong>der</strong> Beratung gibt es nur<br />

wenige Verlautbarungen und es können nur<br />

Vermutungen angestellt werden. Auf jeden<br />

Fall ging es um das Waffenstillstandsangebot<br />

Napoleons und die Weiterführung des<br />

Kampfes.<br />

Der damalige Friesensche Hofgärtner<br />

Klein, <strong>der</strong> die russische und wahrscheinlich<br />

auch französische Sprache beherrschte,<br />

überliefert uns die folgenden Episoden<br />

und Geschichten:<br />

Mitte April hatte <strong>der</strong> Artillerieoberst Liebstein<br />

und seine Einheit in Rötha Quartier<br />

bezogen. Wie zu erwarten, kam es auch<br />

zu Reibereien zwischen den Soldaten und<br />

Röthaer Bürgern wie aus einem Protokoll<br />

ersichtlich wird: Am 14. April hatte <strong>der</strong><br />

Glaser Schlenzig den <strong>bei</strong> ihm im Quartier<br />

liegenden Soldaten geprügelt, wofür er totgeschossen<br />

werden sollte. Schlenzig kann<br />

entfliehen. Darum soll sein Haus demoliert<br />

werden. Da Schlenzig sich selbst stellt wird<br />

die Strafe dahin gemil<strong>der</strong>t, dass er an den<br />

Pranger gestellt und mit Ruthen gepeitscht<br />

werden sollte. Auf vieles Bitten <strong>der</strong> Röthaer<br />

Bürger wurde seine Strafe dahingehend gemil<strong>der</strong>t,<br />

dass ihn Oberst Liebstein nur eine<br />

Ohrfeige gab.<br />

Über Kaiser Franz I schreibt er: „… Er<br />

schritt wie ein guter Vater unter seinen Kin<strong>der</strong>n<br />

hier im Schlosse und Garten umher.<br />

Fern vom Getümmel <strong>der</strong> Schlacht, fragte er<br />

nach allem was fragens nur einigermaßen<br />

wert war. Als er die mit <strong>der</strong> Zeit etwas unansehnlich<br />

gewordene Gartenmauer sah,<br />

for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Kaiser mich scherzend auf,<br />

ihn in Schönbrunn zu besuchen. ‚… Komm<br />

halter mal nach Wien, da will ich dir in<br />

Schönbrunn meine Mauer zeigen.‘“<br />

An<strong>der</strong>s seine Charakterisierung des russischen<br />

Zaren. Er schil<strong>der</strong>t ihn als bedeutende,<br />

resolute Persönlichkeit. Wenn er<br />

kam, wurden oben im Saale die Karten<br />

ausgebreitet, um die die Generalität herum<br />

stand. Es wurde gefragt, geraten und <strong>der</strong><br />

keinen Wi<strong>der</strong>spruch duldende Kaiser behielt<br />

sich die letzte Entscheidung vor, auch<br />

wenn diese folgenschwer war. Für einen<br />

Kaiser konnte eben <strong>der</strong> „Blutzoll“ nicht<br />

hoch genug sein, wie einer seiner Generäle<br />

bestätigte.<br />

Ob sich nun die folgende Geschichte so<br />

zugetragen hat, ist zu hinterfragen: Mutter<br />

Schirmer stand kurz vor einer Entbindung.<br />

Ihr Haus, welches unweit des Schlosses<br />

stand, war mit Einquartierungen überfüllt.<br />

Sie wurde von rohen Russen grausam behandelt<br />

und die hohe Treppe hinuntergestürzt.<br />

Es war ein Wun<strong>der</strong>, dass ihr nichts<br />

Schlimmes geschah. Sie erhebt sich und<br />

läuft ins Schloss und verlangt den gerade<br />

anwesenden Kaiser, wird aber nicht vorgelassen.<br />

Sie lässt sich nicht abweisen und<br />

schließlich lässt sie <strong>der</strong> Kaiser doch vor.<br />

Dieser hört sie an und verspricht ihr Gerechtigkeit<br />

wi<strong>der</strong>fahren zu lassen. So beruhigt<br />

entlässt sie Alexan<strong>der</strong> I. Er verurteilt<br />

den Übeltäter zur Knute und befielt, das<br />

Urteil sofort zu vollstrecken. Dies sieht die<br />

Schirmerin und ist entsetzt, denn sie hört,<br />

dass <strong>der</strong> Delinquent zu Tode gepeitscht<br />

werden soll. Laut schreiend bittet sie um<br />

Gnade für ihren Übeltäter, die ihr gewährt<br />

wird. Die einquartierten Russen verlassen<br />

ihre Wohnung und ein schwer verwundeter<br />

russischer General kommt zur Pflege in ihr<br />

Haus. In Ruhe kann sie nun ihrer Entbindung<br />

entgegensehen und auch <strong>der</strong> General<br />

gesundet schnell unter ihrer Fürsorge.<br />

Auch die folgende Episode kann nicht<br />

aus <strong>der</strong> Luft gegriffen sein: König Friedrich<br />

Wilhelm III. von Preußen kam immer mit<br />

seinen <strong>bei</strong>den Söhnen. Er nahm allemal<br />

drei Stufen, wenn er die Schlosstreppe hinaufstieg<br />

und alle seine Kin<strong>der</strong> ihm nach.<br />

„…Der Kronprinz, aber machte mir viel<br />

Not. Ich hatte einen fürchterlichen Kettenhund,<br />

<strong>der</strong> zwar wachsam, aber wie ein<br />

junger Löwe war und niemand zuließ, mich<br />

kaum selbst. Nun hatte <strong>der</strong> Kronprinz auch<br />

einen starken, schönen Hund, und eben<br />

als die jungen Herrschaften, die sich immer<br />

<strong>bei</strong>einan<strong>der</strong> hielten, die große Schlosstreppe<br />

herunter kamen, packte sein Hund<br />

den meinigen. ‚Ihre Königl. Hoheit! Mein<br />

Hund reißt den Ihrigen in Stücke!‘ schrie<br />

ich laut, als auch <strong>der</strong> Kronprinz schon zwischen<br />

<strong>bei</strong>de springt, den einen hüben, den<br />

an<strong>der</strong>en drüben packt und <strong>bei</strong>de auseinan<strong>der</strong>reißt.<br />

Der meinige kroch in die Hütte<br />

und murrte nicht, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hatte es aber<br />

auch satt und kam nicht wie<strong>der</strong>…“<br />

Helmut Hentschel<br />

Die erste Bauphase zur denkmalgerechten<br />

Sanierung des Schlossparks<br />

Rötha ist abgeschlossen.<br />

Das vom För<strong>der</strong>verein Rötha – Gestern.<br />

Heute. Morgen. e. V. initiierte Projekt<br />

umfasste Maßnahmen in Höhe von<br />

178.000 Euro. „In <strong>der</strong> ersten Bauphase<br />

zwischen Januar und August 2013 wurden<br />

unter an<strong>der</strong>em Bäume entlang <strong>der</strong><br />

ehemaligen Hauptachse gefällt, Neupflanzungen<br />

<strong>der</strong> Nord-Süd-Allee mit 70 Linden<br />

und Eichenalleen außerhalb des Parks<br />

vorgenommen, <strong>der</strong> Teichablauf saniert<br />

und eine Brücke nach historischem Vorbild<br />

errichtet“, erklärt Vereinsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Walter Christian Steinbach.<br />

Die 15 Kilometer vor <strong>Leipzig</strong> gelegene<br />

Stadt Rötha erlangte während <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

Bedeutung für die europäische<br />

Geschichte: Im Schloss zu Rötha hatten<br />

die gegen Napoleon alliierten Monarchen<br />

ihr Hauptquartier aufgeschlagen.<br />

Die Übergabe des Parks an die Röthaer Bevölkerung<br />

erfolgt am 14.09.2013 ab 17<br />

Uhr <strong>bei</strong> einem Parkfest mit einer „Nacht<br />

<strong>der</strong> 1.000 Kerzen“. Ein Gedenktreffen mit<br />

Repräsentanten deutscher und europäischer<br />

Adelshäuser, <strong>der</strong>en Vorfahren 1813<br />

an den strategischen Entscheidungen <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> maßgeblich beteiligt waren,<br />

wird vom 16. bis 19.10.2013 in<br />

<strong>Leipzig</strong> und Rötha stattfinden.<br />

PM<br />

Neugestaltung des Schlossareals,<br />

Siegerentwurf<br />

16 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Die Steine von Dr. Theodor Apel<br />

Mahnung und Erinnerung an das Schlachtfeld<br />

19<br />

Apelstein Nr. 47 im Gelände des<br />

Seeparks Auenhain<br />

Apelstein Nr. 11 auf dem Kellerberg<br />

Sechs Apelsteine stehen auf Markkleeberger<br />

Flur – vom <strong>Leipzig</strong>er Kaufmann,<br />

Dichter und Pfleger <strong>der</strong> Stadtgeschichte Dr.<br />

Theodor Apel (1811-67) auch als Marksteine<br />

bezeichnet, geben sie Auskunft über<br />

die Standorte <strong>der</strong> an <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> beteiligten Armeeeinheiten.<br />

44 Steine wurden noch unter Dr. Theodor<br />

Apels Ägide gesetzt.<br />

Die meisten Marksteine ließ er anlässlich<br />

des 50. <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> auf<br />

eigene Kosten setzen, weitere kamen nach<br />

<strong>der</strong> Wende hinzu, wurden um- o<strong>der</strong> neu<br />

gesetzt, u. a. bedingt durch die Überbaggerung<br />

<strong>der</strong> Orte Cröbern und des Vorwerkes<br />

Auenhain.<br />

Da Dr. Theodor Apel ausdrücklich gewünscht<br />

hat, dass diese Tradition fortgesetzt<br />

wird, nahmen sich engagierte <strong>Leipzig</strong>er<br />

und Vereine über Markkleebergs<br />

Stadtgrenze hinaus diesem Vermächtnis<br />

an. Sie übernehmen auch die Pflege, bzw.<br />

den Erhalt <strong>der</strong> Steine und die sie umgebenden<br />

Anlagen.<br />

Im von ihm 1863 herausgegebenen<br />

Büchlein „Führer auf die Schlachtfel<strong>der</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>s im October 1813 und zu den<br />

Marksteinen.“ beschreibt er <strong>der</strong>en Standorte<br />

und erzählt darin, weshalb er zwei Arten<br />

anfertigen ließ: Steine mit einem runden<br />

Abschluss tragen den Großbuchstaben<br />

N und eine ungerade Zahl, sie bezeichnen<br />

eine Stellung <strong>der</strong> Truppen Napoleons. Enden<br />

die Steine spitz, sind sie mit einem V<br />

und einer geraden Zahl bezeichnet, werden<br />

Stellungen <strong>der</strong> Verbündeten angegeben.<br />

Dr. Theodor Apel kennzeichnete damit „die<br />

wichtigsten Momente und Actionen des<br />

<strong>Leipzig</strong>er Schlachtfeldes.“ Eine Ausnahme<br />

bildet da<strong>bei</strong> Apelstein Nr. 47, er erinnert<br />

an die Truppen von Graf Weißenwolf und<br />

war früher mit Nr. 3 bezeichnet, er sollte<br />

eigentlich mit einer geraden Nummer versehen<br />

sein, wie es dazu kam konnte nicht<br />

ermittelt werden.<br />

In seinem Büchlein schreibt er: „Der Besucher<br />

eines Schlachtfeldes betritt dasselbe<br />

jedenfalls in <strong>der</strong> Absicht, die Eigenthümlichkeit<br />

des Terrains kennen zu lernen, auf<br />

welchem die furchtbaren Kämpfe stattfanden,<br />

dessen Beschaffenheit und Gestaltung<br />

so oft die Ursachen von Siegen und Nie<strong>der</strong>lagen<br />

wurden, die ohne genaue Kenntnis<br />

desselben unerklärlich geblieben wären.<br />

Auch <strong>der</strong> Laie in <strong>der</strong> Kriegskunst empfindet<br />

das erhebende Gefühl des Verweilens<br />

auf einem Boden, welchen die Geschichte<br />

geheiligt hat. Für ewige Zeiten. Es wird<br />

zur Ehrenpflicht <strong>der</strong> Bewohner solchen geschichtlichen<br />

Bodens, dem Besucher von<br />

nah und fern seinen Gang durch die denkwürdigen<br />

Fluren zu erleichtern, um Nichts<br />

zu versäumen, was ein möglichst treues<br />

Bild von den Grossthaten beleben kann,<br />

welche die Vergangenheit hier vollbringen<br />

sah. Der Zeitraum eines halben Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

hat in <strong>der</strong> Schlachtenberühmten Umgegend<br />

<strong>Leipzig</strong>s viel, sehr viel geän<strong>der</strong>t.<br />

Wäl<strong>der</strong> wurden gelichtet, Strassen und<br />

Flussbetten verlegt, Teiche ausgetrocknet,<br />

und blühende Dörfer und Gärten stiegen<br />

empor, wo die furchtbarste Verwüstung die<br />

trostloseste Zukunft erwarten liess. Nur die<br />

wogenförmigen Höhenzüge meistens von<br />

Morgen nach Abend sich erstreckend, die<br />

so einflussreich auf den Verlauf <strong>der</strong> Kämpfe<br />

vom 14. bis 16. October 1813 waren,<br />

diese allein sind geblieben und gewähren<br />

uns noch heute Umsicht und Einsicht in<br />

die flachen, Thalähnlichen Vertiefungen, in<br />

welchen hauptsächlich die Schlacht tobte.<br />

Wichtig ist es die Stellen zu bezeichnen, von<br />

denen aus am leichtesten <strong>der</strong> Ueberblick<br />

auf den Schauplatz <strong>der</strong> hervorragendsten<br />

Ereignisse gewährt wird. Wichtiger vielleicht<br />

wird <strong>der</strong> Hinweis auf die Punkte,<br />

Apelstein Nr. 1 <strong>Borna</strong>er Chaussee<br />

(gegenüber Gewerbege<strong>bei</strong>t)<br />

Apelstein Nr. 50 vor dem Torhaus<br />

Markkleeberg<br />

welche die Anführer mit ihren Heerhaufen<br />

einnahmen, die am Entscheidensten in<br />

das Getriebe <strong>der</strong> Schlacht eingriffen. Kaiser<br />

Napoleon I. hatte bekanntlich die vor<br />

ihm aufgerollten Karten mit bunten Nadeln<br />

besteckt, um dadurch die Stellungen <strong>der</strong><br />

eigenen Heere, sowie die seiner Feinde,<br />

sich möglichst zu versinnbildlichen.“<br />

In diesem 1863 verfassten Büchlein<br />

hält er weiterhin fest, dass, „wenn er das<br />

Schlachtfeld besuchte, er das dringende<br />

Bedürfnis habe, die Einsicht in das selbe<br />

sich dadurch zu erleichtern, dass er die<br />

Stellungen <strong>der</strong> Heerhaufen durch Steine<br />

bezeichnete, welche den Namen des Führers,<br />

<strong>der</strong> hier befehligte, die Anzahl seiner<br />

Truppen, den Namen <strong>der</strong> Schlacht, in welcher<br />

sie auftraten, die genaue Angabe <strong>der</strong><br />

Himmelsgegenden und <strong>der</strong> Front erhielten.<br />

So entstanden die von ihm auf mehreren<br />

Punkten des Schlachtfeldes gesetzten<br />

Marksteine. Der Raum auf den Marksteinen<br />

gestatt freilich nur wenige kurze Notizen<br />

(...).“ Dr. Theodor Apel „glaubt nur<br />

dem Wunsche des am Markstein Verweilenden<br />

zu entsprechen, wenn er eine kurze<br />

biographische Skizze <strong>der</strong> hier gezeichneten<br />

Helden, soweit die Nachrichten zu<br />

erlangen waren, bietet und auch die Frage<br />

beantwortet die gewöhnlich von den Besuchern<br />

an ihn gerichtet wurden.“<br />

Ihm liegt sehr daran „vorzüglich<br />

um geschichtliche<br />

Wahrheit zu thun und<br />

fordeert Jeden auf, sich<br />

ihm durch Nachweis von<br />

Irrthümern zu verpflichten.<br />

Wer für einen seiner Marksteine<br />

einen eigenen Platz<br />

kennt, wird sich ein Verdienst<br />

um die Markierung<br />

erwerben, wenn er den<br />

Beweis dafür zur Kenntnis<br />

des Verfassers bringt. Ebensowohl<br />

wird man demselbem<br />

auch verzeihen, wenn er<br />

For<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Erfüllung unmöglich,<br />

nicht berücksichtigen kann. Es hat sich herausgestellt,<br />

dass die Aufstellung <strong>der</strong> Marksteine<br />

an möglichst besuchten Wegen die<br />

wünschenswertheste ist, da den Eigenthümer<br />

<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> nicht zugemuthet werden<br />

kann, grosse Opfer zu bringen; ebenso<br />

mag man die Besucher des Schlachtfeldes<br />

berücksichtigen, die einen nahe<br />

am Wege stehenden Markstein gern und<br />

mit Aufmerksamkeit betrachten, während<br />

unbequeme Feldwege und ermüdendes<br />

Hin- und Herstreifen als zu beschwerlich<br />

in <strong>der</strong> Regel, gescheut werden. Voll des<br />

freudigen Dankes erkennt <strong>der</strong> Verfasser die<br />

Bereitwilligkeit an, mit welcher die Grundeigenthümer<br />

den für jeden Markstein erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Raum uneigennützig, ohne die<br />

geringste Entschädigung zu beanspruchen,<br />

überliessen und theilweise mit freundlichen<br />

Anlagen schmückten. Noch zu erwähnen<br />

ist, dass sämtliche französische<br />

Stellungen bezeichnende Marksteine einen<br />

runden Kopf tragen, während die den Verbündeten<br />

angehörigen in eine Spitze auslaufen,<br />

damit <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er schon von ferne<br />

erkenne, welche Partei durch denselben<br />

vertreten ist. Die Marksteine selbst sind<br />

nach den Schlachtfel<strong>der</strong>n eingetheilt.“<br />

Der runde Abschluss <strong>der</strong> Steine symbolisiert<br />

den Hut Napoleons und die den Steinabschluss<br />

bildende Pyramide ein auf dem<br />

Kopf stehendes V als „Eselsbrücke“, um<br />

gleich auf den ersten Blick unterscheiden<br />

zu können, für welche kämpfende Seite <strong>der</strong><br />

Stein jeweils gesetzt worden ist. Je nach finanzieller<br />

Lage wurden die Apelsteine aus<br />

haltbarem Granit o<strong>der</strong> dem damals preiswerteren<br />

Sandstein gefertigt.<br />

Quelle: Dr. Theodor Apel, „Führer auf die<br />

Schlachtfel<strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>s<br />

im October 1813 und<br />

zu <strong>der</strong>en Marksteinen“<br />

Verlag Albert Hoffmann,<br />

1863; Reinhard<br />

Münch, „Marksteine<br />

und Denkmale<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

in und um <strong>Leipzig</strong>“,<br />

Verlag Dr. Barthel, 2.<br />

Auflage, 2000.<br />

Annett Stengel<br />

Apelstein Nr. 49 am Eingang des<br />

Friedhofes Markkleeberg-Ost<br />

Apelstein Nr. 4 auf <strong>der</strong> Crostewitzer<br />

Höhe, nahe Markkleeberger See<br />

Apelstein Nr. 4, Crostewitzer Höhe<br />

18 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


t<br />

l<br />

a a<br />

Kopfweideweg<br />

<strong>Leipzig</strong> 1813 – 1913 – 2013<br />

Veranstaltungen in <strong>der</strong> Region <strong>Leipzig</strong><br />

Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013<br />

Historische Gefechtsdarstellung 20.10.2013<br />

21<br />

September 2013<br />

seit 30. April - 10. November 2013<br />

Landkreisausstellung „1813. Eine Bilanz<br />

– <strong>Leipzig</strong>s Süden im Jahr <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />

Museum <strong>der</strong> Stadt <strong>Borna</strong><br />

1. September - 5. November 2013<br />

„Köpfe von 1813“ – Malerei und Zeichnungen<br />

von Dietrich Wenzel<br />

Schloss Markkleeberg<br />

4. September 2013 - 5. Januar 2014<br />

Ausstellung „Helden nach Maß“<br />

Stadtgeschichtliches Museum <strong>Leipzig</strong><br />

8. September (10:00 Uhr)<br />

Spaziergang durch Dölitz 1813 mit<br />

Schlossherrin Johanna v. Winckler<br />

Torhaus Dölitz (www.bv-doelitz-online.de)<br />

8. September (11:00 Uhr)<br />

Auf den Spuren <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> in<br />

Liebertwolkwitz / Rundgang<br />

Marktplatz in Liebertwolkwitz<br />

(www.vhs-leipzig.de)<br />

8. September (11:00 - 15:00 Uhr)<br />

Ausstellungseröffnung Patronatsstube<br />

„Schloss Rötha – Hauptquartier zur <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />

St. Marienkriche Rötha<br />

12. September (19:00 Uhr)<br />

„Napoleon und die Deutschen“ – Vortrag<br />

Uwe Freudenthal, Michél Kothe<br />

VHS <strong>Leipzig</strong> (www.vhs-leipzig.de)<br />

12. - 15. September<br />

200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> in Lindenau<br />

Historischer Markt und Volksfest, Kranznie<strong>der</strong>legung,<br />

Biwak, Gedenkgottesdienst<br />

www.voelkerschlacht-leipzig.de<br />

13. - 15. September<br />

Festwochenende in Beucha: „200 Jahre<br />

<strong>Völkerschlacht</strong>. 100 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />

und Beuchaer Granit“<br />

14. September (17:00 Uhr)<br />

Übergabe des restaurierten Schlossparks<br />

Rötha, ab 18 Uhr Schlossparkfest „Nacht<br />

<strong>der</strong> 1000 Kerzen“<br />

21. September (16:00 Uhr)<br />

... aber tausendstimmig war <strong>der</strong> Nachhall<br />

des blutigen Kampfes – szenische Wan<strong>der</strong>ungen<br />

mit <strong>der</strong> Pfarrerstochter Auguste<br />

Vater<br />

Sanitäts- und Lazarettmuseum<br />

(www.kuhstall-grosspoesna.de)<br />

24. September (18:00 Uhr)<br />

„<strong>Völkerschlacht</strong>gedenken auf alten Ansichtskarten“<br />

– Buchpremiere / Vernissage<br />

Rathaus Großpösna<br />

(www.kuhstall-grosspoesna.de)<br />

28. September 2013 - 31. Mai 2014<br />

Ausstellung „Die Österreicher in <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“<br />

Schloss Markkleeberg<br />

29. September (11:00 Uhr)<br />

Neueröffnung Sanitäts- und Lazarettmusem<br />

Seifertshain, stündliche Führungen<br />

Soziokulturelles Zentrum KuHstall e. V.<br />

Großpösna<br />

Oktober 2013<br />

4. Oktober (18:00 Uhr)<br />

„Waffen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong>“ – Rundtischgespräch<br />

<strong>der</strong> Waffensammler<br />

Torhaus Markkleeberg (www.leipzig1813.com)<br />

11. - 12. Oktober<br />

„Das Mysterium des 17. Oktobers 1813“<br />

Vortrag und aktives Wargaming von Kevin<br />

Zucker (USA)<br />

Torhaus Markkleeberg (www.leipzig1813.com)<br />

11. bis 13. Oktober<br />

Wissenschaftliche Konferenz „Das Jahr<br />

1813 in numis“<br />

Sächsische Numismatische Gesellschaft,<br />

Geithainer Heimatverein e. V.<br />

12. Oktober<br />

<strong>Völkerschlacht</strong>gedenktag in und um das<br />

Heimatmuseum Rötha mit Patrouillen-Ritt<br />

um Rötha (ab 11 Uhr), abendlicher Reiterball<br />

(20 Uhr) in <strong>der</strong> Museumsscheune<br />

Liebertwolkwitz<br />

14. Oktober (19:30 Uhr)<br />

musikalischer Auftakt <strong>der</strong> Erinnerungswoche<br />

in <strong>der</strong> Auenkirche Markkleeberg<br />

„Festliches Konzert“ mit dem Posaunen-Quartett<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Gewandhausorchesters<br />

(www.leipzig1813.com)<br />

16. Oktober (8:00 Uhr)<br />

Friedensgebet von Schülerinnen und<br />

Schülern<br />

St. Laurentiuskirche Markranstädt<br />

(www.kirche-leipzig.de)<br />

16. - 20. Oktober 2013<br />

„Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahr<br />

1813“ – Zivilhistorische Darstellung eines<br />

Dorfes zur Zeit <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

19. Oktober<br />

Biwak, Konzert mit dem Donkosakenchor<br />

historischer Gutshof und Kirche Portitz<br />

19. Oktober (10:30 Uhr)<br />

Ökumenischer Gedenkgottesdienst<br />

mit den Bischöfen Jochen Bohl und<br />

Dr. Heiner Koch unter Mitwirkung des<br />

Thomanerchors in <strong>der</strong> St. Georgenkirche<br />

Rötha; im Anschluss: „Familientreffen“<br />

mit den Nachfahren <strong>der</strong> 1813 im Schloss<br />

beratenden Monarchen und Gedenken am<br />

ehemaligen Schloss Rötha<br />

19. Oktober<br />

Kranznie<strong>der</strong>legung an den polnischen und<br />

österreichischen Gedenktafeln am Torhaus<br />

Dölitz (15:00 Uhr); Historische Militärmusikparade<br />

(ab 15:15 Uhr) mit drei<br />

Orchestern aus Deutschland und Polen,<br />

Torhaus Dölitz; „Ball <strong>der</strong> Nationen“ (ab<br />

19:30 Uhr) im Festzelt am Torhaus Dölitz<br />

19. Oktober (Einlass 18:13 Uhr / Beginn<br />

19:00 Uhr)<br />

Monarchenball im Parkschloss (ehemalige<br />

Parkgaststätte) agra-Park <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg<br />

im Dresscode des frühen 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

www.saxonia-catering.de o<strong>der</strong> www.eventim.de<br />

19. - 20. Oktober<br />

Historischer Markt in den Hallen I und II<br />

des agra-Geländes <strong>Leipzig</strong>-Markkleeberg<br />

31. Oktober<br />

„200 Jahre Franzosengrab“, u. a. Vorträge<br />

und militärhistorische Vorführungen<br />

www.grimma.de<br />

Dies ist nur eine kleine Auswahl, das komplette Veranstaltungsprogramm sowie ausführliche Informationen<br />

finden Sie unter www.leipzig1813.com und www.voelkerschlacht-jubilaeum.de.<br />

Beginn: 12:00 Uhr Einlass 10:00 Uhr<br />

12:30 - 16:30 Uhr<br />

Weinteichsenke Markkleeberg zwischen Markkleeberg Ost und Wachau, Historische Gefechtsdarstellung<br />

Zugang über <strong>Borna</strong>ische Str. Markkleeberg / Rilkestraße Markkleeberg, anschließend Gedenkminute zu Ehren <strong>der</strong> im<br />

Gewerbegebiet Wachau (Südring), Wachauer Str.<br />

Jahr 1813 Gefallenen, Abmarschparade<br />

10:00 - 12:00 Uhr<br />

17:00 - 19:00 Uhr<br />

Vorprogramm mit historischem Markt<br />

Nachprogramm mit historischem Markt<br />

11:00 - 11:30 Uhr<br />

17:30 -18:00 Uhr<br />

Buchverkauf und Signierstunde mit Sabine Ebert<br />

Buchverkauf und Signierstunde mit<br />

12:00 Uhr Gottesdienst<br />

Sabine Ebert<br />

Historische Gefechtsdarstellung 20.10.2013 auf dem Gelände <strong>der</strong> WEINTEICHSENKE zw. MARKKLEEBERG OST und WACHAU<br />

<strong>Borna</strong>ische Straße S46<br />

MARKKLEEBERG<br />

Arndtstraße<br />

Schillerplatz<br />

i<br />

Dösener Straße<br />

Körnerstraße<br />

Rilkestraße<br />

- -<br />

Erwachsener Stehplatz - freie Platzwahl<br />

Familienkarte Stehplatz - freie Platzwahl<br />

Tribünen bestuhlt - freie Platzwahl<br />

Heinrich-von-Kleist-Straße<br />

Veranstaltungsfläche<br />

Goethestraße<br />

- -<br />

Heinrich-Heine-Straße<br />

Wachauer Straße S46<br />

Vom 17.-20. Oktober demonstrieren die<br />

historischen Darsteller aus 17 Nationen<br />

täglich ab 10:00 Uhr in den Biwaks lebendige<br />

Geschichte. Die Besucher erleben<br />

hautnah authentische Uniformen<br />

und Ausstattungen, Lagerabläufe und<br />

Lebensumstände <strong>der</strong> Soldaten des frü-<br />

Gorkistraße<br />

Zwickauer Straße<br />

Rilkestraße<br />

Zwickauer Straße<br />

Fontanestraße<br />

Stehplätze<br />

Rilkestraße<br />

Vierzig-Acker-Weg<br />

Eingänge<br />

Haltestelle Shuttle/<br />

ÖPNV<br />

Wachauer Straße S46<br />

FRANZOSEN UND<br />

VERBÜNDETE<br />

Stehplätze<br />

Colkwitzer Weg<br />

Brunnenweg<br />

Getzelauer Weg<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe<br />

Tribüne A<br />

Rilkestraße<br />

MARKKLEEBERGER SEE<br />

Kellerbergstraße<br />

Am Wachauer Ende<br />

Tribüne B<br />

ALLIIERTE<br />

Gefechtsfläche<br />

HÄNDLERMARKT<br />

Stehplätze<br />

Markkleeberger Straße S46<br />

Tribüne C Tribüne D<br />

August-Bebel-Siedlung<br />

Südweg<br />

Crostewitzer Straße<br />

GEWERBEGEBIET WACHAU<br />

Stehplätze<br />

Südring<br />

Dösener Weg<br />

An <strong>der</strong> Hohle<br />

Wiesenstraße<br />

Am Bach<br />

Wiesenstraße<br />

Markkleeberger Straße S46<br />

Internationale historische Biwaks<br />

17. - 20. Oktober 2013<br />

hen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts sowie Händler und<br />

Handwerker <strong>bei</strong> ihrer Ar<strong>bei</strong>t. Die Biwaks<br />

befinden sich um die Torhäuser Dölitz und<br />

Markkleeberg, im agra-Park und in Liebertwolkwitz,<br />

<strong>der</strong> Zutritt für die Besucher ist<br />

kostenfrei. Die Biwaks stehen im Zeichen<br />

<strong>der</strong> europäischen Integration.<br />

WACHAU<br />

Weitere Informationen zu den Historischen<br />

Biwaks, Märkten und weiteren<br />

Veranstaltungen in <strong>der</strong> Jubiläumswoche<br />

finden Sie unter<br />

www.leipzig1813.com<br />

sowie unter<br />

www.voelkerschlacht-jubilaeum.de<br />

20 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


23<br />

Mit historischem Flair – die<br />

Pension <strong>Völkerschlacht</strong> 1813<br />

Das Leid – Die Hilfe<br />

Sanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain<br />

Auf den Spuren <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> 1813<br />

zu <strong>Leipzig</strong> unterwegs<br />

Weltweit gibt es zahlreiche Vereine <strong>der</strong>en<br />

Mitglie<strong>der</strong> mit Veranstaltungen, Publikationen<br />

auf die <strong>Völkerschlacht</strong> 1813 aufmerksam<br />

machen. 2013, anlässlich <strong>der</strong><br />

200- Jahrfeier wird in und um <strong>Leipzig</strong> mit<br />

verschiedenen Veranstaltungen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

zu <strong>Leipzig</strong> gedacht. In <strong>der</strong> Wachauer<br />

Pension „<strong>Völkerschlacht</strong> 1813“ werden<br />

Vereinsmitglie<strong>der</strong> und Gäste Quartier<br />

nehmen um den Feierlichkeiten <strong>bei</strong>wohnen<br />

zu können. Aber nicht erst 2013 son<strong>der</strong>n<br />

ständig begrüßen die Pensionsbetreiber,<br />

die Wachauer Hotel Betriebs GmbH, Gäste<br />

aus nah und fern. Nicht ohne Grund, denn<br />

diese Pension befindet sich auf historischem<br />

Boden. In <strong>der</strong> Zeit vom 16. bis<br />

19. Oktober 1813 tobten vor den Toren<br />

<strong>der</strong> Stadt <strong>Leipzig</strong>, rund um das Wachauer<br />

Rittergut, die Kämpfe. Es war die entscheidende<br />

<strong>Völkerschlacht</strong> zu <strong>Leipzig</strong> in <strong>der</strong>en<br />

Folge <strong>der</strong> französische Kaiser und Feldherr<br />

Napoleon seinem europäischen Machtanspruch<br />

entsagen musste.<br />

Seit 1991 ist das ehemalige Rittergut<br />

Wachau Standort <strong>der</strong> Pension „<strong>Völkerschlacht</strong><br />

1813“. Durch den Umbau des<br />

ehemaligen Rittergutsstalles und <strong>der</strong> angrenzenden<br />

Scheune im Jahre 2006 konnte<br />

am 20. Mai 2006 das neue Seminargebäude<br />

des Drei-Sterne-Garni-Hauses<br />

eröffnet werden. Die Betreiber haben auch<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Innenausstattung <strong>der</strong> Pension die<br />

<strong>Völkerschlacht</strong> zu <strong>Leipzig</strong> thematisiert. Im<br />

Rezeptionsbereich aber auch in den Fluren<br />

wurden Gemälde, bildliche Darstellungen<br />

und Kartenmaterialien von Regiments- und<br />

Schlachtanordnungen als gestalterisches<br />

Element genutzt. 16 Zimmer wurden im<br />

neuen Gebäude nach Offizieren <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

benannt. So können Besucher u.<br />

a. im Zimmer des französischen Marschalls<br />

Oudinot, des französischen Generals <strong>der</strong><br />

Kavallerie Kellermann o<strong>der</strong> des Adjutanten<br />

und Schwagers Napoleons, J. Murat, Quartier<br />

beziehen. Seit 2006 verfügt die Pension<br />

„<strong>Völkerschlacht</strong> 1813“ über insgesamt<br />

29, mit viel Liebe zum Detail eingerichtete<br />

Doppel- bzw. Einzelzimmer, mit insgesamt<br />

56 Betten. Beson<strong>der</strong>s liebevoll ist <strong>der</strong> Frühstücksraum<br />

eingerichtet, <strong>der</strong> den Besuchern<br />

einen schönen Blick in den ehemaligen<br />

Rittergutspark mit seinem alten Baumbestand,<br />

dem Sarkophag <strong>der</strong> Familie Quandt<br />

aus dem Jahre 1806 und dem letzten his<br />

torischen „<strong>Leipzig</strong>er Mühlentor“ ermöglicht.<br />

Durch den Verbund mit einer Außenterrasse<br />

ist dieser Frühstücksraum beson<strong>der</strong>s für<br />

Familienfeiern jeglicher Art geeignet. Ein<br />

umfangreicher Service, wie das Organisieren<br />

von Touren, <strong>der</strong> Fahrradverleih o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Ticketverkauf runden das Angebot für Urlauber<br />

und Gäste ab. Neugierig geworden?<br />

Die Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> Pension „<strong>Völkerschlacht</strong><br />

1813“ freuen sich auf Ihren Besuch<br />

und heißen Sie zu je<strong>der</strong> Jahreszeit<br />

„HERZLICH WILLKOMMEN“.<br />

Torsten Meier<br />

Das Museum thematisiert einen Teil <strong>der</strong><br />

Militärgeschichte, dem in <strong>der</strong> Geschichtsschreibung<br />

nur allzu oft lediglich ein Nebensatz<br />

gewidmet ist: dem Leid <strong>der</strong> Verwundeten<br />

nach <strong>der</strong> Schlacht und <strong>der</strong>en<br />

oftmals nur sehr unzulänglich organisierten<br />

Rettung und Pflege.<br />

Ausgehend von den ebenso dramatischen<br />

wie blutigen Ereignissen <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> im Oktober 1813<br />

stellt das Museum den allgemeinen Stand<br />

<strong>der</strong> medizinischen Betreuung jener Zeit<br />

dar. Die vielfältigen Präsentationsformen<br />

vermitteln dem Besucher ein plastisches<br />

Bild von dem, was Krankheit und Verwundung<br />

vor 200 Jahren für die Betroffenen<br />

bedeutete. Eine beson<strong>der</strong>e Würdigung erhalten<br />

die in den Lazaretten tätigen Chirurgen<br />

und die Hilfeleistungen seitens <strong>der</strong><br />

Bevölkerung.<br />

Die Stärke des Museums liegt in dessen<br />

Verknüpfung mit regionalen und lokalen<br />

Überlieferungen. So sind z. B. die 1845<br />

schriftlich überlieferten Erinnerungen <strong>der</strong><br />

Auguste Vater, Tochter des im Jahre 1813<br />

in Seifertshain wirkenden Pfarrers, Beleg<br />

für die hohe Authentizität des Ortes.<br />

Kirche, Pfarrhaus, Scheune, Gräber sind<br />

bauliche Zeugen des Geschehens vor 200<br />

Jahren.<br />

Das Museums basiert auf einer Idee <strong>der</strong><br />

IG <strong>Völkerschlacht</strong> 1813 e.V. aus Liebertwolkwitz.<br />

1995 erstmals eröffnet, kam es<br />

im Jahre 2003 im Zuge <strong>der</strong> Renovierung<br />

<strong>der</strong> alten Schule in Seifertshain zu einer Erweiterung<br />

und Neueröffnung des Museums.<br />

Das 200-Jahre-Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong><br />

hat das Team rund um das Museum,<br />

das Soziokulturelle Zentrum KuHstall<br />

e. V., die Preußen von Möckern 1813<br />

e. V., <strong>der</strong> Verband Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 e. V. und die Gemeinde<br />

Großpösna zum Anlass genommen, das<br />

Museum neu zu gestalten. Unterstützung<br />

gab eine studentische Gruppe unter <strong>der</strong><br />

Leitung von Prof. Dr. Dr. Markus Walz vom<br />

Lehrstuhl Museologie <strong>der</strong> Hochschule für<br />

Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK)<br />

<strong>Leipzig</strong>.<br />

Es waren Antworten zu finden auf Fragen,<br />

wie kann die Situation <strong>der</strong> kämpfenden<br />

und verwundeten Soldaten auf dem<br />

Schlachtfeld adäquat und mo<strong>der</strong>n veranschaulicht<br />

werden? Wie naturalistisch o<strong>der</strong><br />

symbolhaft ist dies zu bewerkstelligen?<br />

Welche Informationsebenen und Erkenntnisse<br />

sollen dem Besucher angeboten werden?<br />

Ergebnis ist ein mit vielen Beteiligten<br />

abgestimmtes Konzept <strong>der</strong> HTWK, das<br />

sich gegenwärtig mit <strong>der</strong> großzügigen Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Kultur- u. Umweltstiftung<br />

<strong>Leipzig</strong>er Land <strong>der</strong> Sparkasse <strong>Leipzig</strong>, des<br />

Kulturraumes <strong>Leipzig</strong>er Raum, <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Großpösna und freiwilliger Helfer<br />

in <strong>der</strong> Umsetzungsphase befindet.<br />

Das „neue“ Museum öffnet am Sonntag,<br />

den 29.09.2013, 11:00 Uhr.<br />

Öffnungszeiten:<br />

sonntags 13:00 - 17:00 Uhr (bis einschl.<br />

03.11.2013)<br />

2014: sonntags 13:00 - 17:00 Uhr,<br />

(02.03. – 02.11.2014)<br />

Gerne auch nach Vereinbarung. Gruppenanfragen<br />

sind erwünscht.<br />

Auskünfte und Anregungen:<br />

peter.kruemmel@kuhstall-ev.de o<strong>der</strong><br />

Tel. 034297 1401-0<br />

www.sanitaetsmuseum1813.de<br />

Peter Krümmel<br />

22 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Was geschah in und um Markranstädt<br />

von Mai 1813 mit <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen und danach?<br />

25<br />

Napoleon in Markranstädt<br />

Am 23. Juli 1807 kehrte Napoleon mit<br />

Gefolge im Gasthof „Zum Rosenkranz“<br />

ein, um zu frühstücken. Er befand sich<br />

da<strong>bei</strong> auf dem Rückweg von Tilist nach<br />

Paris. Der Inhaber des Gasthofes Carl<br />

Weber fühlte sich in höchstem Maß<br />

geehrt und ließ aus diesem Anlass eine<br />

Gedenktafel anfertigen, die im Gesellschaftszimmer<br />

einen Ehrenplatz erhielt<br />

und noch heute im Heimatmuseum<br />

Markranstädt besichtigt werden kann.<br />

Folgenden Wortlaut kann man <strong>der</strong> Tafel<br />

entnehmen:<br />

„Im Jahre 1807 war <strong>der</strong> 23ste July <strong>der</strong><br />

merkwürdigste Tag an welchem <strong>der</strong><br />

Kaiser von Frankreich, König von Italien<br />

NAPOLEON DER GROSSE auf seine<br />

Reise allergnädigst geruhte in diesem<br />

Haus abzutreten und hier in diesem<br />

Zimmer ein Frühstück einzunehmen.<br />

Seine Majestät <strong>der</strong> Kaiser waren überaus<br />

gnädig und himmlische Freundlichkeit<br />

umstrahlte sein geheiligtes<br />

Haupt. Nachdem Allerhöchst<br />

dieselben zwei Stunden hier verweilet<br />

hatten, setzten sie nebst<br />

Ihren hohen Begleitern die Reise<br />

fort. Der Arm <strong>der</strong> Vorsehung<br />

führe den großen Monarchen<br />

höchstbeglückt in seine Residenz<br />

zurück. Heil sei dem großen<br />

Kaiser und König.<br />

Heil seinem ganzen Kaiserhaus.<br />

Heil dem edlen Volke das Er beherrscht<br />

und beglückt jetzt und<br />

zu aller Zeit.“<br />

SENKRANZ<br />

HOTEL & RESTAURANT<br />

Im Herzen Markranstädts,<br />

täglich ab 11:30 Uhr<br />

für Sie geöffnet<br />

Inh. Manuela Seifert • Markt 4 • 04420 Markranstädt<br />

Tel.: 034205 87494 • Fax: 034205 87497<br />

E-Mail: Hotel-Rosenkranz@web.dewww.hotel-rosenkranz.de<br />

24 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Um ermessen zu können, was die Bevölkerung<br />

in hiesiger Gegend zu erdulden hatte,<br />

muss man die Ereignisse im Jahr 1812<br />

einbeziehen, denn noch waren die Wunden<br />

<strong>der</strong> Jahre bis 1809 nicht verheilt, die vor<br />

allem in finanzieller Hinsicht beträchtlich<br />

waren.<br />

Seit Ende März bis Anfang April 1812<br />

gab es andauernde Durchmärsche und<br />

Einquartierungen hauptsächlich durch das<br />

Corps des General Ney, zu welchem französische,<br />

illyrische und portugiesische Regimenter<br />

gehörten. Von diesen waren beson<strong>der</strong>s<br />

die Franzosen sehr übermütig, anmaßend<br />

und for<strong>der</strong>nd und waren kaum mit<br />

ihren üppigen Rationen zufriedenzustellen.<br />

Bereits am 7. März hatte die Königliche<br />

Sächsische Landes-Kommission ein amtliches<br />

Verpflegungsregulativ für die nach<br />

Russland durchziehenden Truppen verfasst.<br />

Danach war genau festgelegt, wie<br />

die Verpflegung <strong>der</strong> Generäle, Stabsoffiziere,<br />

Feldwebel bis zu den gemeinen Soldaten<br />

auszusehen hatte. Als Beispiel hier<br />

<strong>der</strong> Verpflegungssatz für Feldwebel, Sergeanten<br />

und untere Dienstgrade:<br />

Zum Frühstück: ein halbes Pfund Brot und<br />

ein Gläschen Branntwein<br />

Zum Mittag: Suppe, Braten und Gemüse,<br />

ein Pfund Brot, Butter und Käse, eine Kanne<br />

Bier, ein Gläschen Branntwein.<br />

Zum Abend: Suppe, ein Gericht Fleisch<br />

o<strong>der</strong> Wurst, ein Gläschen Branntwein, eine<br />

Kanne Bier, ein halbes Pfund Brot, Butter<br />

und Käse.<br />

Die Generäle und höheren Offiziere<br />

mussten mittags und abends außer einem<br />

üppigen Essen je<strong>der</strong> noch eine Flasche<br />

Wein erhalten.<br />

Für die Pferde mussten mindestens 6 bis<br />

8 Pfund Heu, bis 2 Metzen Hafer und 9<br />

Pfund Stroh geliefert werden.<br />

Für so ein kleines Städtchen wie Markranstädt,<br />

<strong>der</strong> Ort war 126 Häuser groß mit<br />

ca. 600 Einwohnern, war das eine immense<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, denn im Jahr zuvor<br />

war überall eine äußerst schlechte Ernte<br />

zu verzeichnen. Bereits Ende April war <strong>der</strong><br />

Notstand in Markranstädt so groß, dass<br />

man sich an den König wandte mit <strong>der</strong><br />

Bitte, aus dem Lützner Depot 60 Scheffel<br />

Hafer leihen zu können.<br />

Der außergewöhnlich strenge Winter, die<br />

riesige Weite Russlands und zahlenmäßig<br />

überlegene Gegner führte zur Nie<strong>der</strong>lage<br />

Napoleons, so dass er sich schleunigst<br />

vor einer drohenden Gefangennahme auf<br />

die Flucht im Dezember über <strong>Leipzig</strong> und<br />

Markranstädt begab. In Paris wollte er<br />

neue Truppen rekrutieren.<br />

Bis in den darauffolgenden März 1813<br />

gab es im Ort immer wie<strong>der</strong> Durchmärsche<br />

und Einquartierungen <strong>der</strong> in jämmerlichem<br />

Zustand zurückkehrenden französischen<br />

Truppen.<br />

Damals kursierten die ersten Spottlie<strong>der</strong><br />

durchs Land, z.B. diese zwei Strophen:<br />

Wer sind denn die bescheidnen Krieger,<br />

die hier so still vorüberziehen?<br />

Es sind die stolzen Weltbesieger,<br />

die itzo vor den Russen fliehen.<br />

Ach sind das jene bösen Gäste,<br />

die Euch den Sommer so gequält?<br />

Ja, es sind ihre Überreste,<br />

die weislich Flucht statt Tod gewählt.<br />

Napoleoni – Das <strong>Leipzig</strong>er Traditionstörtchen<br />

In den letzten Jahren hat sich ein großer<br />

Bru<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>er Lerche gut in<br />

<strong>Leipzig</strong> und <strong>der</strong> Region etabliert. Es ist ein<br />

schmackhaftes Törtchen, entstanden in<br />

Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

vor 200 Jahren.<br />

Das „Napoleoni“-Törtchen gibt es seit<br />

2010 und wird vom Markranstädter Cafehaus<br />

Flemming in Kooperation mit <strong>der</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>er Innung hergestellt. In Handar<strong>bei</strong>t<br />

von den Konditoren gefertigt, entsteht eine<br />

CAFEHAUS FLEMMING<br />

Conditorei • Café • Confiserie<br />

... immer eine Sunde wert!<br />

Schulstraße 2 • 04420 Markranstädt<br />

Tel.: 034205 87428 • Fax: 034205 83399<br />

www.cafehaus-flemming.com<br />

Bald nach den fliehenden Franzosen erschienen<br />

in Markranstädt die ersten Russen.<br />

Allein im April musste die Stadt für<br />

1648 Taler Hafer, Heu und Stroh sowie 2<br />

Tonnen Heringe her<strong>bei</strong>schaffen. Die Russen<br />

waren mit Brot, Sauerkraut und Hering<br />

zufrieden und benahmen sich im Großen<br />

und Ganzen friedlich.<br />

Kurz darauf quartierte sich Napoleon mit<br />

neuem Heer in Lützen ein. Am an<strong>der</strong>en Tag<br />

wollte er <strong>Leipzig</strong> einnehmen und war auch<br />

schon bis Lindenaue vorgedrungen, als in<br />

seinem Rücken heftiger Kanonendonner erdröhnte<br />

und Kosaken auf ihn einstürmten,<br />

um ihm den Rückzug abzuschneiden. Da<strong>bei</strong><br />

entbrannte eine erbitterte Schlacht um<br />

die Dörfer Groß- und Kleingörschen, Kaja<br />

und Rahna. Bis zum Anbruch <strong>der</strong> Nacht<br />

zogen sich dann die Russen und Preußen<br />

Schritt für Schritt zurück und überließen<br />

das Feld den französischen Truppen und<br />

ihren Verbündeten.<br />

Am Tag <strong>der</strong> Schlacht schwebten die Einwohner<br />

von Markranstädt in aller größten<br />

Angst, man sah an drei Orten brennende<br />

Dörfer und dachte nicht, dass die Gefahr<br />

beson<strong>der</strong>e Komposition aus Schokolade, Mandeln und dem<br />

Teig, aus dem sonst guter, feuchter Baumkuchen gemacht<br />

wird. Im Inneren erleben Sie einen überraschend fruchtigen<br />

Kern.<br />

Das geschichtsverbundene Cafehaus Flemming – 99<br />

Schritte vom Rathaus gelegen – möchte mit dem „Napoleoni“-Törtchen<br />

seinen Beitrag zum Gedenken an die <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> leisten. Ein Teil des Verkaufserlöses<br />

wird an den <strong>Völkerschlacht</strong>verein gespendet, <strong>der</strong> damit die<br />

Sanierung des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals unterstützen<br />

kann.<br />

Die „Napoleonis“ kann<br />

man direkt im Cafehaus<br />

Flemming erwerben, aber<br />

auch über das Internet<br />

unter www.cafehaus-flemming.com.<br />

Dort gibt es auch Informationen<br />

über das weitere<br />

Sortiment <strong>bei</strong> Flemmings, so<br />

z. B. feine, individuelle Torten für<br />

jeden Anlass, Hochzeitstorten und<br />

über 10 verschiedene Sorten an<br />

Stollen: Butterstollen, Mandelstollen,<br />

Apfelsinenstollen, Bratapfelstollen,<br />

Pflaumenstollen, Eisstollen<br />

und viele weitere.<br />

für die Gegend vorüber sei. Auch Napoleon<br />

erwartete für den folgenden Tag einen<br />

neuen Angriff, denn die Verbündeten waren<br />

nicht besiegt. Sie hatten jedoch keine Kanonen<br />

mehr und auch die Fahne verloren,<br />

so dass sie es für besser hielten, sich über<br />

die Elbe zurückzuziehen.<br />

In dieser Schlacht hatten 70.000 Verbündete<br />

gegen 120.000 Franzosen gekämpft.<br />

Die bereits mit Sommer- und<br />

Wintersaat bestellten Fel<strong>der</strong> hatten in <strong>der</strong><br />

ganzen Gegend durch die Schlacht und<br />

herumziehende Truppen, Wagen und Geschütze<br />

sehr gelitten. Außerdem hatte<br />

Markranstädt schon wie<strong>der</strong> für 590 Taler<br />

24 geschlachtete Kühe an die Franzosen<br />

liefern müssen.<br />

Ein großer Teil <strong>der</strong> Markranstädter Einwohner<br />

war geflohen und hatte seine Häuser<br />

verschlossen. Aber diese wurden aufgebrochen,<br />

ausgeplün<strong>der</strong>t und das wenige,<br />

was noch vorhanden war, mitgenommen<br />

o<strong>der</strong> mutwillig zerstört.<br />

Hanna Kämmer,<br />

Büro für Stadtgeschichte Markranstädt


Großgörschen 1813<br />

Zwischen Borodino und Waterloo<br />

27<br />

Öffnungszeiten Museum Schloss<br />

März und November<br />

dienstags bis sonntags<br />

10:00 - 16:00 Uhr<br />

April bis Oktober<br />

dienstags bis sonntags<br />

10:00 - 17:00 Uhr<br />

Außerhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten ist ein<br />

Besuch <strong>der</strong> Einrichtung für Gruppen mit<br />

vorheriger Anmeldung möglich.<br />

Museum im Schloss<br />

Schlossstraße 4<br />

06686 Lützen<br />

Tel.: 034444 20228<br />

Fax: 034444 90693<br />

E-Mail: museum.luetzen@gmx.de<br />

www.stadt-luetzen.de<br />

Öffnungszeiten Dorfmuseum<br />

Großgörschen<br />

Mai bis Oktober<br />

sonntags 14:30 - 16:30 Uhr<br />

Oktober bis Mai<br />

jeden 3. Sonntag 14:30 - 16:30 Uhr<br />

Außerhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten ist ein<br />

Besuch <strong>der</strong> Einrichtung für Gruppen mit<br />

vorheriger Anmeldung möglich.<br />

Dorfmuseum Großgörschen<br />

Thomas-Müntzer-Str. 13<br />

06686 Lützen/OT Großgörschen<br />

Tel.: 034444 20219<br />

E-Mail: kontakt@scharnhorstkomitee.de<br />

www.stadt-luetzen.de<br />

Das kleine Renaissanceschloss in Lützen<br />

südwestlich von <strong>Leipzig</strong> hat sein Hauptaugenmerk<br />

normalerweise auf dem 6./16.<br />

November 1632, als ein kaiserliches Heer<br />

unter Wallenstein sein großes Duell mit den<br />

Schweden Gustav II. Adolfs direkt vor den<br />

Toren <strong>der</strong> Stadt ausfocht und wo <strong>der</strong> große<br />

König fiel.<br />

Doch die Schlacht des Dreißigjährigen<br />

Krieges ist nicht <strong>der</strong> einzige Moment, <strong>der</strong><br />

das kleine Lützen für einen Wimpernschlag<br />

ins Zentrum <strong>der</strong> Weltgeschichte hat rücken<br />

lassen. Am 2. Mai 1813 trafen südlich <strong>der</strong><br />

Stadt <strong>bei</strong> Großgörschen Napoleons Armeen<br />

auf die Preußen und Russen, die sie nach<br />

einem blutigen Ringen vom Schlachtfeld<br />

vertreiben konnten. Es war die erste große<br />

Schlacht <strong>der</strong> Befreiungskriege.<br />

Die Schlacht von 1813, die als „Lutzen“<br />

auf dem Arc de Triomphe in Paris verewigt<br />

ist, hat ihren eigenen Raum in <strong>der</strong> Dauerausstellung<br />

des Museums. Das zentrale<br />

Prunkstück ist ein Zinnfigurendiorama mit<br />

5.500 Figuren.<br />

Anlässlich <strong>der</strong> 200-Jahr-Gedenkfeiern<br />

widmet das Museum im Schloss Lützen <strong>der</strong><br />

Thematik Napoleon eine Son<strong>der</strong>ausstellung.<br />

Sie zeigt den Weg Frankreichs von <strong>der</strong><br />

Revolution bis zum Kaiserreich, Napoleons<br />

Aufstieg und Fall sowie seinen Einfluss auf<br />

Deutschland. Am Beispiel des Lützener<br />

Dichters Johann Gottfried Seume wird<br />

<strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie groß die<br />

Idee des nationalen Deutschlands zu<br />

dieser Zeit bereits gewesen ist, o<strong>der</strong> ob<br />

sie nicht ein Phänomen <strong>der</strong> intellektuellen<br />

Eliten gewesen ist.<br />

Die Son<strong>der</strong>ausstellung im neu restaurierten<br />

alten Rittergutshaus in Großgörschen<br />

ist dem preußischen General Scharnhorst<br />

gewidmet. Das Herzstück des Museums<br />

ist ein Großdiorama mit über 6.500<br />

Zinnfiguren, in welchem ein Moment <strong>der</strong><br />

Schlacht vom 2. Mai 1813 festgehalten ist.<br />

In Begleitung <strong>der</strong> Ausstellungen erschien<br />

das Buch „Napoleon vor dem Fall. Großgörschen<br />

1813.“.<br />

Großgörschen<br />

1813<br />

Impressionen <strong>der</strong> Gefechtsnachstellung<br />

am 4. Mai 2013<br />

26 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Die Ereignisse im Frühjahr 1813 in Groitzsch<br />

Zar Alexan<strong>der</strong> und König Friedrich Wilhelm III. im Nachtlager<br />

Mit <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen am<br />

2. Mai 1813 begann eine Zeit, die unsere<br />

Heimat in viele Kriegswirren stürzte und<br />

später die Machtverhältnisse in Europa völlig<br />

umkrempelte.<br />

In dieser Schlacht gab es am Ende des<br />

2. Mai we<strong>der</strong> Sieger noch Besiegte, <strong>bei</strong>dseitige<br />

Truppen bluteten. Ein Rückzug <strong>der</strong><br />

Verbündeten aus diesem Kriegsgetümmel<br />

war überlebensnotwendig und vom Kriegsrat<br />

beschlossen, allerdings aus Machtgründen<br />

für die verbündeten Monarchen eine<br />

schwierige Entscheidung.<br />

In <strong>der</strong> Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1813<br />

übernachteten die Monarchen in Groitzsch,<br />

<strong>der</strong> russische Zar Alexan<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m Amtseinnehmer<br />

Wenzel am Markt, <strong>der</strong> preußische<br />

König Friedrich Wilhelm III. fast nebenan<br />

im heutigen sogenannten Herrenhaus<br />

Markt 11 <strong>bei</strong>m Gerichtsinspektor Ludwig.<br />

Alle gingen in <strong>der</strong> festen Überzeugung<br />

schlafen, dass das Gefecht am nächsten<br />

Morgen fortgesetzt würde.<br />

Zar Alexan<strong>der</strong> kam aber zu <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass er aus Munitionsmangel<br />

den Rückzug<br />

bis zur Elbe befehlen müsse.<br />

In einer gemeinsamen<br />

nächtlichen Beratung <strong>der</strong><br />

Monarchen wurde so <strong>der</strong> Rückzug<br />

<strong>der</strong> Truppen ausgehandelt.<br />

Am Morgen des 3. Mai begann<br />

deshalb <strong>der</strong> geordnete<br />

Rückzug <strong>der</strong> preußischen und<br />

russischen Truppen aus <strong>der</strong><br />

Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen –<br />

von Pegau kommend – durch<br />

unseren Ort weiter in Richtung<br />

Frohburg und Colditz.<br />

Am Abend kamen dann<br />

die Franzosen, die Generalität<br />

nach Groitzsch, und<br />

die Armee biwakierte in<br />

Lagern nach Wischstauden<br />

hinaus. Am 4. Mai brachen<br />

die Franzosen gleich früh<br />

wie<strong>der</strong> auf, um die Russen<br />

auf ihrem Rückzug zu<br />

verfolgen.<br />

Der Durchzug <strong>der</strong> französischen Armee<br />

dauerte 2 Tage und eine Nacht ohne<br />

abzusetzen, und Napoleon nahm (am<br />

alten Friedhof gegenüber dem<br />

Schwennigkensteg stehend) die<br />

Parade seiner Truppen ab. Der<br />

Durchzug <strong>der</strong> französischen<br />

Truppen war von schrecklichen<br />

Plün<strong>der</strong>ungen begleitet, unter<br />

denen die Groitzscher Bevölkerung<br />

noch lange zu leiden<br />

hatte.<br />

In den alten Chroniken indes<br />

wurde Folgendes festgehalten:<br />

„Der Entschluß zum Rückzuge, endgültig<br />

erst in Groitzsch gefaßt, rettete den preußischen<br />

Staat! Es war eine welthistorische<br />

Stunde, bedeutsam für die ganze Zukunft<br />

Deutschlands, die dort am Abende des 2.<br />

Mai 1813 in dem ehrwürdigen Oertelschen<br />

Hause am Markte schlug!“<br />

Auch im Oktober, am Vorabend <strong>der</strong><br />

Schlacht <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> gab es wie<strong>der</strong>um<br />

Durchzüge, Einquartierungen und Drangsale,<br />

aber das ist schon wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e<br />

Geschichte…<br />

Roland Meyer<br />

Darstellung <strong>der</strong> Kaiserparade<br />

Historisches Biwak<br />

auf <strong>der</strong> Wiprechtsburg<br />

Zwei kleine Städte in Kriegswirren<br />

am Tag <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen<br />

Die Befreiungskriege von <strong>der</strong> Herrschaft<br />

Napoleons vor 200 Jahren haben den<br />

Südraum <strong>Leipzig</strong>s im Beson<strong>der</strong>en getroffen.<br />

Von Großgörschen bis rüber nach<br />

Liebertwolkwitz zog sich von Mai bis Oktober<br />

eine breite Schneise von Verwüstung,<br />

Elend, Hunger und Tod. Menschen in Uniform,<br />

die kein Recht hatten sich hier aufzuhalten,<br />

die nur <strong>der</strong> Machtlust eines Einzelnen<br />

folgten, stahlen, töteten, zerstörten,<br />

plün<strong>der</strong>ten und richteten Allerübelstes an.<br />

In <strong>der</strong> Gegend südlich von Lützen tobte<br />

am 2. Mai um Großgörschen für einen Tag<br />

eine Schlacht. Betroffen waren Pegau,<br />

Stöntzsch, Werben, Eisdorf, Hohenlohe,<br />

Rahna, Kaja, Starsiedel und an<strong>der</strong>e.<br />

Für das damals schon bedeutende<br />

Pegau hielt diese Zeit einer seiner bekanntesten<br />

und fleißigsten Chronisten in Wort<br />

und Bild fest: Der einunddreißigjährige<br />

Friedrich August Fissel (17. März. 1782 -<br />

30. Juni 1858) – verheiratet, Ehrenbürger,<br />

Königlicher Steuereinnehmer, Maler und<br />

Chronist, Inhaber <strong>der</strong> goldenen Emiturdienstmedaille<br />

(Auszug aus dem Pegauer<br />

Kirchenbuch).<br />

Über ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t malte und<br />

schrieb er Geschehnisse seiner Heimatstadt<br />

nie<strong>der</strong> und war als Französisch-Dolmetscher<br />

und Schreiber ein wichtiger<br />

Mann für den Stadtrat. In die Mitte seines<br />

Lebens fiel die Zeit des jungen Korsen<br />

Napoleon Bonaparte, des Befreiers von<br />

adeliger Knechtschaft, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> französischen<br />

Revolution zum hellsten Stern am<br />

europäischen Himmel wurde.<br />

Doch schon als er sich im Mai 1804<br />

selbst zum Kaiser krönte, begann sein Aufstieg,<br />

selbst zu knechten und zu geißeln.<br />

Beethoven tilgte in heftigem Unmut den<br />

Namen Napoleons aus seinem Umfeld und<br />

vom Skript <strong>der</strong> „Eroica“, <strong>der</strong> sei „auch nichts<br />

an<strong>der</strong>es, wie ein gewöhnlicher Mensch“,<br />

soll er ausgerufen haben, wie sein Schüler<br />

Ries berichtete. „Nun wird er auch alle<br />

Menschenrechte mit Füßen treten und seinem<br />

Ehrgeiz frönen; er wird sich höher wie<br />

alle an<strong>der</strong>en stellen, ein Tyrann werden!“<br />

Fissel schrieb in diesen Tagen nie<strong>der</strong>:<br />

„Am 2. May früh um 5 Uhr kamen Sr.<br />

Majestät <strong>der</strong> Kaiser von Rußland, Sr. Majestät<br />

<strong>der</strong> König von Preuszen, nebst vielen<br />

Prinzen und Fürsten hier an, genossen<br />

auf <strong>der</strong> Viehweide und im Strötickschen<br />

Häuszgen vorm Nie<strong>der</strong>thore einige Erfrischungen,<br />

und lieszen ihre Mannen vorbey<br />

defilliren, welche insgesamt mit Infanterie,<br />

Cavallerie und Artillerie hier durchgingen,<br />

bis auf einige an<strong>der</strong>e Corps, die über Zwenkau<br />

gingen. Als die Truppen durch waren,<br />

ritten gegen 11 Uhr sämtliche Monarchen<br />

und hohe Häupter auch hier durch.<br />

Der Durchmarsch dauerte von früh halb 6<br />

Uhr bis zu Mittag1 und noch nach Mittage<br />

sprengten 14 Russische Cuiraszier=Regimenter<br />

hier durch dem Schlachtfelde zu.<br />

Hinter Stönzsch ward schon aufmarschirt<br />

und schon früher kamen von Kaja, Görschen<br />

und diesen Dörfern geflüchtete Bauern<br />

mit ihren Familien und wenigen Habseligkeiten<br />

in die Stadt, da bey ihnen die<br />

Kugeln gestern schon bis in die Häuszer<br />

gekommen sind. Im Gefolge <strong>der</strong> Armeen<br />

durch die Stadt fiel aufm Kirchhofe eine<br />

Kuh, welche gleich da geschlachtet und<br />

wie<strong>der</strong> auf einen Wagen geworfen ward.<br />

Als die Armeen hinter Stönzsch, Werben<br />

und diese Gegend ankamen, ging sogleich<br />

die Kanonade an, welche bis in die Nacht<br />

dauerte, wobey Rahna, Kaja, Grosz= und<br />

Klein=Görschen und Starsiedel in Brand<br />

geriethen und wobey die Französische Armee<br />

laut ihrem Berichte 39.500 Kanonenkugeln<br />

verschossen hat. ...“<br />

Im Museum in Pegau ist u. a. das unten<br />

stehende Gemälde (1814, 85 x 62 cm)<br />

Fissels über die Schlacht <strong>bei</strong> Großgörschen<br />

in all ihren Einzelheiten zu besichtigen.<br />

Gleich daneben ein Zinnfigurendiorama<br />

(1952 erbaut), das ebenfalls die Dimension<br />

<strong>der</strong> Schlacht darstellt.<br />

Hans-Hermann Koch<br />

29<br />

Neue Broschüre zur 200-jährigen Wie<strong>der</strong>kehr<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Der Pegauer<br />

Ortschronist und<br />

Hobbyhistoriker<br />

Tylo Peter hat<br />

sehr akribisch in<br />

<strong>der</strong> Chronik von<br />

Friedrich August<br />

Fissel und in<br />

an<strong>der</strong>en Quellen<br />

recherchiert.<br />

Ergebnis ist eine<br />

etwa 100 Seiten<br />

starke Broschüre<br />

„Pegau und<br />

Groitzsch zur<br />

Franzosenzeit – 1806 bis 1813“.<br />

Unser Verein „Route Napoléon de Saxe<br />

1813“ hat neben dem „Naturfreundeund<br />

Heimatverein Groitzsch“ den Druck<br />

hälftig finanziell unterstützt.<br />

Das Geld stammt zweckgebunden von<br />

<strong>der</strong> MIBRAG.<br />

Herr Peter hat es wun<strong>der</strong>bar verstanden,<br />

die wechselvollen Ereignisse<br />

kurzweilig, interessant und dennoch<br />

sachlich zu schil<strong>der</strong>n. Ausführlich geht<br />

er da<strong>bei</strong> auf das Jahr 1813 ein und<br />

zeigt auf, welche Not die Schlacht von<br />

Großgörschen auch in unsere Stadt<br />

brachte. Die Schreibweise schil<strong>der</strong>t<br />

die sächsische Sicht. Zahlreiche Bil<strong>der</strong><br />

runden das Werk ab.<br />

Die Broschüre kostet 9 € und ist im<br />

Spiel- und Schreibwarengeschäft<br />

Gutzschebauch in Pegau erhältlich.<br />

Uwe Freudenthal<br />

28 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


31<br />

Geschichtsverein erinnert in Bad Lausick<br />

Erinnerungstafeln übergeben<br />

Belgershain<br />

Aufmarschgebiet <strong>der</strong> Österreicher und Preußen<br />

Der Geschichtsverein Bad Lausick e.V.<br />

hat bereits im April 2012 im Rahmen <strong>der</strong><br />

touristischen „Route Napoleon de Saxe“<br />

drei Erinnerungstafeln an die Öffentlichkeit<br />

übergeben, welche sich auf die Ereignisse<br />

am 4. und 5. Mai 1813 im kleinen Landstädtchen<br />

Lausigk beziehen.<br />

Damals zogen, von <strong>Borna</strong> kommend,<br />

Truppen <strong>der</strong> Verbündeten, verfolgt von den<br />

Franzosen, durch Lausigk. Am Nachmittag<br />

des 4. Mai kam es hier zu einem Gefecht<br />

zwischen preußischen und französischen<br />

Truppen.<br />

Auf diese Kämpfe beziehen sich zwei<br />

<strong>der</strong> Tafeln. Sie kennzeichnen die damaligen<br />

Stellungen <strong>der</strong> Franzosen und Preußen<br />

und stehen an <strong>der</strong> B 176 in Heiners-<br />

dorf am früheren Gasthof und <strong>bei</strong> Ballendorf<br />

an <strong>der</strong> Abzweigung zur Waldmühle.<br />

Am nächsten Tag durchquerte Napoleon<br />

mit einem Großteil seiner Streitmacht die<br />

Stadt. Zeitgenössische Quellen berichten<br />

von einer Rast Napoleons <strong>bei</strong>m Webermeister<br />

Fleischer am Markt, im heutigen Haus<br />

Straße <strong>der</strong> Einheit 15. Daran wird auf <strong>der</strong><br />

dritten Tafel erinnert, welche sich auf dem<br />

Platz gegenüber dem Textilgeschäft Becker<br />

in <strong>der</strong> Innenstadt befindet.<br />

Unser beson<strong>der</strong>es Anliegen war es, nicht<br />

nur auf militärische Aspekte einzugehen,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Leiden <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

in den Kriegszeiten darzustellen. Wie an<br />

an<strong>der</strong>en Orten auch wurden die Bewohner<br />

von Lausigk durch die Ereignisse des Jahres<br />

1813 beson<strong>der</strong>s hart getroffen.<br />

Einige Beispiele verdeutlichen das: Die<br />

Stadt Lausigk hatte damals etwa 200<br />

Häuser mit zirka 1.500 Einwohnern. Diese<br />

wurden durch Plün<strong>der</strong>ungen schwer in<br />

Mitleidenschaft gezogen.<br />

Allein für den Monat Mai 1813 wurden<br />

insgesamt 17.462 Taler und 3 Groschen<br />

Entschädigungsansprüche registriert, im<br />

Herbst kamen weitere 8.525 Taler dazu.<br />

Diese lasteten lange auf <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Noch 1824 hatte die Stadt 6.000 Taler<br />

Kriegsschulden, die erst 1843 abgelöst<br />

wurden.<br />

Für die damals noch eigenständigen Dörfer<br />

Heinersdorf und Reichersdorf existieren<br />

eigene Listen. Die Reichersdorfer Aufstellung<br />

verzeichnet im Frühjahr 1813 Schäden<br />

in Höhe von 7.262 Talern, davon 6.516<br />

auf Rechnung <strong>der</strong> Franzosen und 746 Taler<br />

auf Rechnung <strong>der</strong> Verbündeten. Hier kamen<br />

im Herbst noch einmal 5.733 Taler dazu.<br />

Durch Einquartierungen waren weitere Lasten<br />

zu tragen. Vom 21. Februar bis zum<br />

7. Juli 1813 waren in Lausigk 3.810 Offiziere,<br />

7.356 Unteroffiziere und Soldaten<br />

sowie 558 Bedienstete einquartiert.<br />

Die 156 Einwohner des kleinen Reichersdorf<br />

mussten im Herbst 1813 sowohl<br />

von den Franzosen als auch von den Verbündeten<br />

2.800 Mann Infanterie und<br />

1.160 Mann Kavallerie aufnehmen.<br />

Unmittelbar vor <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> kam<br />

es dann in Lausigk noch einmal verstärkt<br />

zu Truppendurchzügen, so am 10. Oktober<br />

von französischen Truppen unter Vizekönig<br />

Murat, am folgenden Tag durch das russische<br />

Korps Gortschakow und am 13. Oktober<br />

durch das 4. österreichische Korps<br />

unter General von Klenau.<br />

Unsere Erinnerungstafeln wurden dankenswerter<br />

Weise von <strong>der</strong> Stadtverwaltung,<br />

<strong>der</strong> BBK und dem Kulturraum geför<strong>der</strong>t.<br />

Sie sind seitdem von <strong>der</strong> Bevölkerung interessiert<br />

angenommen worden und vermitteln<br />

beson<strong>der</strong>s den zahlreichen in <strong>der</strong> Stadt<br />

weilenden Kurgästen dauerhaft stadtgeschichtliche<br />

Informationen.<br />

Dr. Jürgen Zschalich<br />

Geschichtsverein Bad Lausick e.V.<br />

Quelle und ausführlichere Informationen über<br />

das Geschehen in Lausigk: Gottfried Becker,<br />

Lausigk im Mai 1813, in: 900 Jahre Bad Lausick<br />

1096 - 1996, Sax-Verlag Beucha 1996.<br />

In den Kämpfen und Schlachten des<br />

Frühjahr 1813 auf deutschem Boden waren<br />

die Dörfer <strong>der</strong> heutigen Gemeinde Belgershain<br />

(Belgershain, Köhra, Rohrbach<br />

und Threna) nicht direkt betroffen. Das sogenannte<br />

Kriegsglück war bis dahin wechselnd<br />

und es gab vom 4. Juni bis 10. August<br />

einen Waffenstillstand, den <strong>bei</strong>de Seiten<br />

aber reichlich für Verstärkung nutzten.<br />

Nach Ende des Waffenstillstandes zogen<br />

sich die Franzosen und ihre Verbündeten<br />

unter verlustreichen Kämpfen um Dresden<br />

in Richtung <strong>Leipzig</strong> zurück und hatten sich,<br />

die Stadt im Rücken, im südlichen Gelände<br />

<strong>der</strong> Stadt verschanzt. In den einschlägigen<br />

Berichten kommen unsere Dörfer als Stationen<br />

<strong>der</strong> Napoleonischen Truppen nicht<br />

vor. Von allen Seiten strömten nun auch die<br />

mit den Russen verbündeten Gegner/Verfolger<br />

ran. Erstmals wird zum 12. Oktober<br />

erwähnt, dass die Vorposten des österreichischen<br />

Generals Graf von Klenau <strong>bei</strong> Otterwisch<br />

und Rohrbach stehen. Im weiteren<br />

Beucha – Dorf <strong>der</strong> Steine<br />

Beuchaer Granitporphyr im <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal<br />

Das diesjährige Brandiser Stadtfest findet<br />

vom 13. bis 15. September unter<br />

dem Titel „Beucha – Dorf <strong>der</strong> Steine“ in<br />

Beucha statt. Der Heimatverein und <strong>der</strong><br />

Ortschaftsrat Beucha laden Sie hierzu alle<br />

recht herzlich ein. Im Oktober 2013 jährt<br />

sich zum <strong>200.</strong> Mal die <strong>Völkerschlacht</strong> und<br />

zum 100. Mal die Einweihung des <strong>Völkerschlacht</strong>denkmals,<br />

das ja zum großen Teil<br />

aus Beuchaer Granitporphyr entstand. Vor<br />

allem auch die großen Steinfiguren zeugen<br />

von <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> Beuchaer Steinmetze.<br />

Dies gehört untrennbar zur Historie unseres<br />

Ortes.<br />

Um nicht mit den Oktoberveranstaltungen<br />

in <strong>Leipzig</strong> in Konflikt zu geraten,<br />

findet unser Festwochenende schon einen<br />

Monat früher statt. Der 13.09. steht unter<br />

dem Thema „200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />

und wird mit einem Biwak zur Gefechtsdarstellung<br />

sowie mit einer Theateraufführung<br />

in <strong>der</strong> Bergkirche beginnen. Am<br />

14.09. werden unter dem Thema „100<br />

Jahre <strong>Völkerschlacht</strong>denkmal“ mehrere<br />

geführte Dorfrundgänge stattfinden, die<br />

hauptsächlich auf unsere Steinbrüche und<br />

Steinmetztätigkeiten hinweisen. Auf dem<br />

Verlauf rückt Graf von Klenau nach Pomßen<br />

vor und kommt am 15.Oktober mit 22 000<br />

Mann in unser Gebiet. Die Vorposten hatten<br />

bereits Threna (in vielen Schriften aus <strong>der</strong><br />

Zeit auch als Thräna beschrieben) erreicht,<br />

die Vorabteilung stand in Köhra. Die von<br />

Pomßen kommende Masse lagerte dann in<br />

<strong>der</strong> Köhraer Flur bis Naunhof. Köhra hatte<br />

zu <strong>der</strong> Zeit kaum 200 Einwohner und da<br />

kommen 22 000 (manche Quellen reden<br />

von 35 000) Mann mit Pferd und Wagen<br />

und haben Hunger! Die Bevölkerung versuchte<br />

es mit <strong>der</strong> Flucht in den Naunhofer<br />

Forst, wurde dort aber ebenfalls geplün<strong>der</strong>t.<br />

Nur <strong>der</strong> Pfarrer blieb im Dorf und beschrieb<br />

das Elend einer <strong>bei</strong> ihm dreimaligen<br />

Plün<strong>der</strong>ung. Dem Nachbarort Threna mit<br />

ca. 300 Einwohnern erging es nicht besser,<br />

denn durch den Ort marschierten diese<br />

Truppen in die Kämpfe <strong>bei</strong> Liebertwolkwitz.<br />

Ebenfalls am 15. Oktober kommen von<br />

Oelzschau die 10. und 11. Preußische Brigade<br />

unter General von Zieten auf dem Weg<br />

Festplatz neben EDEKA wird auch wie<strong>der</strong><br />

unsere Ausstellung „Beucha – Dorf <strong>der</strong><br />

Steine“ mit einer Steinmetzhütte zu sehen<br />

sein. Der Verein Liebertwolkwitz 1813<br />

zeigt das Dorfleben und altertümliche Kin<strong>der</strong>spiele,<br />

die Wurzener Gruppe „Vergissmeinnicht“<br />

tritt auf usw. Der Hauptteil des<br />

Abends ist ein Konzert des Denkmalchores<br />

<strong>Leipzig</strong> und <strong>der</strong> Sächsischen Bläserphilharmonie.<br />

Den Abschluss des Abends wird<br />

ein Feuerwerk „Steinbruch in Flammen“<br />

bilden. Der 15.09. steht unter dem Thema<br />

„Beucha heute – ein Ortsteil von Brandis“<br />

und wird hauptsächlich ein Tag <strong>der</strong> Vereine<br />

werden.<br />

nach Köhra in Belgershain (230 Einwohner)<br />

an. In Köhra biwakieren aber bereits<br />

die Truppen des Grafen von Klenau, so<br />

verbleiben die Preußen in Belgershain und<br />

haben ebenfalls Hunger. Im Pfarrhof wurde<br />

ein Lazarett eingerichtet. Gemeinsam mit<br />

den Truppen des Grafen von Klenau marschieren<br />

die Preußen am 16.Oktober in<br />

Richtung Liebertwolkwitz. Aber an <strong>bei</strong>den<br />

Truppenstandorten blieben nach Berichten<br />

<strong>der</strong> Pfarrer „rückwärtige Dienste“ und<br />

Verwundete zurück, die natürlich weiter<br />

verpflegt werden mussten. Von den Einwohnern<br />

unser Orte wird berichtet, dass sie<br />

sich nach besten Wissen vor Plün<strong>der</strong>ungen<br />

zu schützen wussten. Sie versteckten gutes<br />

Futterheu unter den Misthaufen und Nahrungsmittel<br />

unter Erdabdeckungen. Aber<br />

die Truppen konnten fast alles, was nicht<br />

Niet und nagelfest war, gebrauchen, denn<br />

auch die Ausrüstung musste repariert werden.<br />

Bernd Weisbrich<br />

30 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Das Jahr 1813 im heutigen Gemeindegebiet<br />

Neukieritzsch<br />

33<br />

Ein Kanonenschuss ließ die Nachmittagsluft<br />

über Lobstädt erzittern. Pfeifend<br />

flog die Kugel über die Dächer. Für einen<br />

kurzen Moment schien die Zeit den Atem<br />

anzuhalten, um dann um so heftiger dahin<br />

zugaloppieren: Schuss folgte auf Schuss.<br />

Der Donner <strong>der</strong> Geschütze entlud sich in<br />

einem fort. Die Kugeln suchten die <strong>bei</strong>den<br />

Ausfallstraßen zu erreichen, die vom Ort<br />

aus in Richtung <strong>Borna</strong> und die nach Altenburg.<br />

Dort waren preußische und russische<br />

Truppen unterwegs. Eilends suchten sie<br />

dem Bereich <strong>der</strong> französischen Artillerie zu<br />

entkommen. Aufgefahren waren die Batterien<br />

westlich <strong>der</strong> Pleiße, wo es hinauf nach<br />

Bergisdorf ging.<br />

Ängstlich verfolgten die Einheimischen<br />

die Einschläge <strong>der</strong> Geschosse. Würden<br />

die Franzosen ihr Lobstädt in Schutt und<br />

Asche legen? Die gesamte Bevölkerung<br />

hatte schon Stunden zuvor den Ort verlassen<br />

und sich in einem Wäldchen versteckt.<br />

Dies alles geschah am 4. Mai 1813, einem<br />

Dienstag. Bereits seit zwei Tagen strömten<br />

preußische und russische Truppen durch<br />

den Ort nach Osten. Nach <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong><br />

Großgörschen am Nachmittag des 2. Mai<br />

hatten sich <strong>der</strong>en Generale schweren Herzens<br />

für einen Rückzug entschlossen. Bei<br />

einer Fortsetzung des Kampfes hätte ihre<br />

Nie<strong>der</strong>lage gedroht.<br />

Napoleon konnte sich so als Sieger fühlen.<br />

Seine Truppen waren jedoch nicht in<br />

<strong>der</strong> Lage gewesen, dem Feind entschlossen<br />

zu folgen. Erst jetzt, hier <strong>bei</strong> Lobstädt bekamen<br />

sie die Nachhut <strong>der</strong> zurückweichenden<br />

Preußen und Russen zu fassen.<br />

Die Nachricht davon erreichte Napoleon<br />

an <strong>der</strong> Neumühle kurz vor Rötha. Dort<br />

wollte er gerade die Pleiße überqueren, als<br />

Gedenkstein in Lobstädt<br />

man ihm meldete, <strong>bei</strong> Lobstädt sei man<br />

mit beträchtlichen Kräften des Gegners in<br />

Kontakt gekommen. Umgehend wandte<br />

sich <strong>der</strong> französischer Kaiser nach Süden<br />

und befahl, das Feuer auf die Russen und<br />

Preußen zu eröffnen.<br />

Später erzählte man sich, Napoleon habe<br />

sich, als er auf dem Weg von Rötha nach<br />

Lobstädt war, von einer kleinen Quelle an<br />

<strong>der</strong> Flurgrenze zwischen Treppendorf und<br />

Zöpen einen Becher Wasser reichen lassen.<br />

Ob das tatsächlich einer <strong>der</strong> Einheimischen<br />

beobachtet hatte, sei dahingestellt. Jedenfalls<br />

nannte man das dort entspringende<br />

Rinnsal fortan Napoleonquelle. Graf von<br />

Beust, <strong>der</strong> Zöpener Rittergutsbesitzer, ließ<br />

dort sogar einen Gedenkstein errichten.<br />

Heute ist er ebenso verschwunden wie <strong>der</strong><br />

Ort Treppendorf. Beide wurden vom Tagebau<br />

Witznitz II überbaggert.<br />

Als Napoleon an <strong>der</strong> Lobstädter Pleißebrücke<br />

eintraf, war freilich die von ihm befohlene<br />

Kanonade bereits beendet. Eiligst<br />

hatten sich die Preußen und Russen aus<br />

dem Staub gemacht. Sehr zum Glück für<br />

die Lobstädter, blieb doch angesichts dessen<br />

ihr Ort weitgehend verschont. Nur eine<br />

einzige Scheune hatte einen Treffer abbekommen.<br />

Freilich waren die Häuser nicht von Plün<strong>der</strong>ungen<br />

verschont geblieben. „Die Türen<br />

<strong>der</strong> Häuser wurden aufgeschlagen“, berichtete<br />

später <strong>der</strong> Ortschronist Alexan<strong>der</strong><br />

Bernhard Zürn, „Schränke und Kommoden<br />

zertrümmert, die Böden abgeräumt und<br />

die noch zurückgebliebenen Pferde, Rin<strong>der</strong><br />

und Schafe in Beschlag genommen.“<br />

Glücklicherweise hatten die Bewohner jedoch<br />

ihre wertvollste Habe mitgenommen,<br />

als sie den Ort verlassen und sich in nahegelegenen<br />

Gehölzen versteckt hatten. Insgesamt<br />

aber war Lobstädt noch einmal mit<br />

dem Schrecken davon gekommen. Doch<br />

dieser Schreck saß tief und war so schnell<br />

nicht vergessen.<br />

Bereits wenige Tage später wurde <strong>der</strong><br />

erste Dankgottesdienst gefeiert. Doch auch<br />

nach 50 Jahren war die Erinnerung noch so<br />

frisch, dass man <strong>der</strong> Ereignisse des 4. Mai<br />

1813 mit einem Umzug und einem Gottesdienst<br />

gedachte.<br />

Ein dauerhaftes Denkmal setzte man<br />

den Ereignissen von 1813 ein Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

später. 1913 war das Gemeindeamt in <strong>der</strong><br />

Altenburger Straße gerade erbaut worden.<br />

Im Herbst setzte man vor dem Neubau den<br />

Gedenkstein, <strong>der</strong> dort heute noch zu sehen<br />

ist. Dankenswerterweise hat ihn die Gemeinde<br />

Neukieritzsch anlässlich des <strong>200.</strong><br />

Gedenktages überar<strong>bei</strong>ten lassen. „Zur Erinnerung<br />

– Jahrhun<strong>der</strong>tfeier 1813 - 1913“<br />

kann man auf ihm jetzt wie<strong>der</strong> deutlich lesen.<br />

Das nimmt natürlich Bezug auch auf<br />

die <strong>Völkerschlacht</strong>, ist aber vom Wortlaut<br />

her mit Absicht so allgemein gehalten, dass<br />

die Kanonade von Lobstädt am 4. Mai<br />

durchaus mit einbezogen ist. Warum auch<br />

nicht? Wenn von <strong>der</strong> örtlichen Erinnerung<br />

an das Jahr 1813 die Rede ist, dann geht<br />

es natürlich vor allem um jenen Tag, an<br />

dem die Existenz des Ortes auf dem Spiel<br />

stand.<br />

Doch auch an<strong>der</strong>e Orte im Gemeindegebiet<br />

Neukieritzsch traf es damals hart. Die<br />

Bauern Breunsdorfs nutzten einen in ihrem<br />

Ort bereits vorhandenen Stein, um ihrem<br />

Gedenken an die Ereignisse von 1813 Ausdruck<br />

zu verleihen. Sie widmeten dafür einen<br />

königlich-sächsischen Meilenstein. In<br />

ihn ließen sie die Jahreszahlen 1813 und<br />

1913 einschlagen. Vielleicht wäre auch<br />

dieses Denkmal <strong>bei</strong>m Abriss des Ortes verloren<br />

gegangen, wenn sich nicht in Gestalt<br />

von Roland Meyer jemand gefunden hätte,<br />

<strong>der</strong> ihn barg, auf <strong>der</strong> Groitzcher Wiprechtsburg<br />

aufstellte und so bewahrte.<br />

Dass auch die Breunsdorfer allen Grund<br />

hatten, den Plün<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> Not von<br />

1813 zu gedenken, davon berichten die<br />

Lebenserinnerungen von Gottlob Landgraf.<br />

Über die Tage nach <strong>der</strong> Großgörschener<br />

Schlacht schriebe er: „Es kam <strong>der</strong> Rückmarsch<br />

… und (es) gingen alle den 3. Mai<br />

durch unser Dorf und nahmen alles Zugvieh<br />

und Wagen und suchten möglichst<br />

die Verwundeten mitzunehmen, und nahmen<br />

an Brotvorrat, was sie fanden … Den<br />

4.5. um 8 kamen schon die Franzosen wie<br />

die Heuschrecken und nahmen, was sie<br />

fnden an Klei<strong>der</strong>n und zerschlugen Läden<br />

und Schränke. Traurig war es. Die meisten<br />

büßten Pferde und Wagen ein, aber an Zugkühen<br />

wurde noch mehr verloren. Ich büßte<br />

alle meine Kühe ein. Ich verlor binnen 5<br />

Tagen <strong>bei</strong>nahe 250 Taler.“<br />

Wie so eine Plün<strong>der</strong>ung vor sich ging,<br />

kann man <strong>bei</strong>m Lesen <strong>der</strong> Autobiografie<br />

des berühmten Pädagogen Dinter erfahren.<br />

Er war damals Pfarrer in Görnitz, wenige<br />

Kilometer südlich von Lobstädt. „Ganz unerwartet,“<br />

so heißt es <strong>bei</strong> ihm, „brachen<br />

abends um 9 Uhr am 9. Oktober Feinde ein,<br />

ohne eigentliches Kommando, wenigstens<br />

war in keinem <strong>der</strong> Häuser ein Mann gesehen<br />

worden, <strong>der</strong> sich als Offizier betragen<br />

hätte, o<strong>der</strong> als solcher von den Plün<strong>der</strong>ern<br />

geachtet worden wäre. Sie nahmen alles,<br />

nur Bücher und Fe<strong>der</strong>betten nicht, wohl<br />

aber die Überzüge. Auf dem Dorfe standen<br />

Wagen, auf welche das Geraubte gepackt<br />

und in die benachbarte Stadt gefahren wurde,<br />

wo man es verkaufte. Meine Stiefeln<br />

zog man mir von den Füßen, und als sie<br />

nicht schnell genug sich ausziehen ließen,<br />

bekam ich noch einen Schlag damit. Aus allen<br />

Kommoden und Schränken wurden die<br />

Rückwände ausgebrochen, und was man<br />

fand, weggenommen.“ Eine Mutter, die<br />

„sich über das Lager <strong>der</strong> schon schlafenden<br />

Kindchen breitete, um diese zu schützen,<br />

bekam Schläge, weil man glaubte, im Bette<br />

sei Geld verborgen, das sie retten wollte.<br />

Ich selbst stand entblößt und ausgeplün<strong>der</strong>t<br />

an <strong>der</strong> Wiege“ eines „vor dreißig Tagen<br />

geborenen“ Säuglings. „Man zerschnitt, in<br />

<strong>der</strong> Hoffnung Geld zu finden, die Bettchen,<br />

in das er eingebunden war. Mir selbst, weil<br />

man glaubte, ich könnte Geld um den Leib<br />

gebunden haben, zog man die Unterklei<strong>der</strong><br />

ab, und betastete mich am nackenden Körper.<br />

Eine schrecklichere Nacht habe ich nie<br />

verlebt als diese.“<br />

Die meisten Bewohner <strong>der</strong> Region gehörten<br />

zu den Leidtragenden <strong>der</strong> Vorgänge.<br />

Nur wenige von ihnen griffen aktiv ins Geschehen<br />

ein. Zu diesen gehörte die Familie<br />

Wendler, denen das Rittergut Kahnsdorf gehörte.<br />

Frau Wendler war eine Tochter jenes<br />

Johann Christian Ernesti, <strong>bei</strong> dem Christian<br />

Gottlieb Körner 1785 seinen Geburtstag gefeiert<br />

hatte und da<strong>bei</strong> erstmals mit Schiller<br />

zusammentraf. Körners Sohn, <strong>der</strong> Dichter<br />

Theodor Körner, gehörte zu den Frewilligen,<br />

die in Lützows Korps kämpften. Als er am<br />

17. Juni 1813 <strong>bei</strong> Kitzen schwer verwundet<br />

wurde, beherbergten ihn Wendlers. Die<br />

Überlieferung besagt, dass er solange in<br />

Kahnsdorf versteckt gelebt haben soll, bis<br />

er kräftig genug war, weiter nach Böhmen<br />

zu fliehen. Vorher besuchte er freilich die<br />

Burg Gnandstein. Deren Besitzer Alexan<strong>der</strong><br />

August von Einsiedel hatte 1808 Julie Kuntze<br />

geheiratet, die Pflegeschwester Theodor<br />

Körners.<br />

Die Kriegsereignisse von 1813 hinterließen<br />

natürlich auch Zerstörungen. So ist<br />

überliefert, dass die Brücke über den Öltzschgraben<br />

<strong>bei</strong> Lobstädt so in Mitleidenschaft<br />

gezogen wurde, dass man sie abreißen<br />

und eine Ersatzbrücke bauen musste.<br />

Die unweit davon befindliche Pleißebrücke<br />

jedoch wurde anscheinend gerade durch<br />

die Kanonade vom 4. Mai gerettet. Wäre<br />

für die Preußen und Russen genug Zeit gewesen,<br />

sie hätten diese wichtige Brückenverbindung<br />

sicherlich zerstört. Das geschah<br />

an<strong>der</strong>norts nämlich durchgehend, um die<br />

napoleonischen Verfolger aufzuhalten. Gesprengt<br />

wurde <strong>bei</strong>spielsweise auch die Wyhrabrücke<br />

in Frohburg.<br />

Durch die Zerstörung <strong>der</strong> Brücken kam<br />

es zu enormen Behin<strong>der</strong>ungen des Verkehrs.<br />

Die Lobstädter Gleitseinnahme, <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> man Straßenmaut erhob, verzeichnete<br />

einen erheblichen Einnahmeeinbruch. Der<br />

Gleitseinnehmer Johann Georg Linke sah<br />

sich 1813 nicht in <strong>der</strong> Lage, die jährliche<br />

Pacht in Höhe von 45 Talern zu entrichten.<br />

Allerdings muss man auch sagen, dass ein<br />

beträchtlicher Durchgangsverkehr nötig<br />

war, damit er auf seine Kosten kam. Die<br />

Gebühren für die Straßenbenutzung waren<br />

1813 immer noch die gleichen wie 1753.<br />

Das meiste brachten Gütertransporte, die<br />

kosteten aber auch nur einen bis zwei Gro-<br />

schen. Lobstädter bezahlten überhaupt<br />

nichts. In guten Zeiten kamen pro Jahr um<br />

die 400 Taler ein. Doch die guten Zeiten<br />

waren längst vor<strong>bei</strong> und es herrschte Krieg.<br />

Das Leid, das die Zeitgenossen damals<br />

erfuhren, verschwand so schnell nicht aus<br />

ihrem Gedächtnis. Auch wir sollten angesichts<br />

<strong>der</strong> Überlieferungen Distanz gegenüber<br />

den früher oft so heroischen Schil<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> sogenannten „Befreiungskriege“<br />

wahren.<br />

Die Ereignisse von 1813 brachten viel<br />

Elend für diejenigen mit sich, die in ihnen<br />

als Soldaten zu kämpfen gezwungen waren,<br />

die Belastungen für die Zivilbevölkerung<br />

waren enorm und das, was am Ende<br />

heraus kam, wurde wohl nur von einer<br />

Min<strong>der</strong>heit als „Befreiung“ empfunden.<br />

Sie waren vor den Eroberungen Napoleons<br />

nicht frei gewesen und an diesem Zustand<br />

hatte sich we<strong>der</strong> durch den Franzosenkaiser,<br />

noch durch den Sieg über ihn etwas<br />

geän<strong>der</strong>t.<br />

Dr. Hans-Jürgen Ketzer<br />

32 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Die napoleonische Zeit in Schmölln<br />

Die Bevölkerung musste die Last <strong>der</strong> Einquartierungen tragen<br />

Das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte Schmölln<br />

mehrere geschichtliche Höhepunkte.<br />

Gleich zu Beginn des Jahrhun<strong>der</strong>ts war das<br />

die napoleonische Zeit. Napoleon hatte fast<br />

alle deutschen Fürstentümer 1806 mit dem<br />

Beitritt zum Rheinbund unter seine Kontrolle<br />

gebracht. In Schmölln gab es bis 1812<br />

nur wenige Einquartierungen, die zu ertragen<br />

waren. Bäckermeister Lummer schreibt<br />

in persönlichen Aufzeichnungen ausführlich<br />

über die vielen Truppendurchzüge und Einquartierungen<br />

1813 in Schmölln. Allein am<br />

6. April mussten die Schmöllner Bäcker<br />

Tausend 6-pfündige Brote zur Versorgung<br />

<strong>der</strong> in Altenburg einquartierten preußischen<br />

Truppen liefern. Ein Vorkommando preußischer<br />

grüner Husaren zog am 7. April<br />

durch Schmölln und wurde am Rathaus<br />

mit Wein begrüßt. Am 18. April mussten<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Schmöllner Bürger wie<strong>der</strong><br />

1.500 Brote zur Verpflegung <strong>der</strong> Truppen<br />

geliefert werden. Das Hauptquartier des<br />

Generals Blücher lag zu diesem Zeitpunkt<br />

in Altenburg. Ganz Thüringen war bis auf<br />

Erfurt von französischen Truppen geräumt<br />

und ein großes Feldlager <strong>der</strong> Armee Blücher,<br />

das versorgt werden musste, stand im<br />

Raume Meuselwitz, Rositz, Altenburg und<br />

Schmölln. Das letzte französische Aufgebot<br />

unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Thüringer Marschbataillon,“<br />

in dem auch einige Schmöllner<br />

dienten, übte <strong>bei</strong> Ruhla, ließ sich kampflos<br />

gefangen nehmen und am 13. April 1813<br />

in Altenburg in die Blüchersche Armee<br />

einglie<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Schlacht von Großgörschen<br />

erlitten am 2. Mai die verbündeten<br />

preußischen und russischen Truppen eine<br />

Nie<strong>der</strong>lage und zogen sich zurück, so dass<br />

nach Schmölln wie<strong>der</strong> die Franzosen kamen.<br />

Bäckermeister Lummer schreibt darüber:<br />

„Den 9. Mai ist ein französisches<br />

Artillerieregiment und das ganze schwere<br />

Geschütz und Pulver und Munitionswagen<br />

durchgegangen nach Altenburg. Vom 9.<br />

bis 29. Ist Fußvolk und Reiterei und gegen<br />

tausend Pulver- und Bagagewagen durchgegangen.<br />

Den 1. Juni 1813 sind 2.000<br />

Mann Fußvolk und Reiterei und viele Bagage<br />

durchgegangen. Den 5. wie<strong>der</strong> 2.000<br />

Mann Reiterei und Fußvolk, haben in Altenburg<br />

Rasttag gehalten. Den 9. 3.000 Mann<br />

Kavallerie, Fußvolk und Geschütze und<br />

über 600 Ochsen und Kühe, den 11. und<br />

12. gegen 5.000 Franzosen und Bayern,<br />

den 14. bis 17. Juni viele tausend Franzosen<br />

Artillerie und Bagage.“ Nach einem<br />

französischen Tagesbefehl vom 15. Juni<br />

1813 sollen die französischen Truppen von<br />

den Bürgern und Bauern folgen<strong>der</strong>maßen<br />

beköstigt werden: „Korporal und Gemeiner<br />

1 ¾ Brot den ganzen Tag, zum Frühstück<br />

eine halbe Portion Zugemüse, zum Mittagessen<br />

Suppe, ½ Pfund Fleisch mit Zugemüse,<br />

eine Flasche Bier, zum Abendessen<br />

ein Teller voll Zugemüse.“ Die letzten französischen<br />

Einheiten verließen am 22. August<br />

Schmölln. Am 25. August und 9. September<br />

kamen wie<strong>der</strong> kleinere russische<br />

Kosakeneinheiten nach Schmölln. Den 8.<br />

September erschienen 350 Mann Kosaken,<br />

die <strong>bei</strong>m 1812 errichteten Schießhaus in<br />

<strong>der</strong> Ronneburger Straße nachmittags um 4<br />

mit Wein und Branntwein, Brot und Wurst<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Stadt gespeist wurden. Der<br />

Berichterstatter Lummer vermerkt, dass es<br />

nicht ohne Exzesse abgegangen ist.<br />

Am 6. und 7. Oktober traf die Hauptarmee<br />

aus Böhmen kommend unter dem<br />

österreichischen Feldmarschall zu Schwarzenberg<br />

in unserem Raume ein. Der Zeitzeuge<br />

schreibt, dass die Bevölkerung in<br />

und um Schmölln in großen Ängsten <strong>bei</strong><br />

den vielen Preußen, Russen und Österreichern<br />

war. Diese Armee stand in drei<br />

großen Lagern <strong>bei</strong> Kummer, Nitzschka und<br />

Zschernitzsch und hat in den Dörfern und<br />

auch in Schmölln viel geplün<strong>der</strong>t. Sie haben<br />

viele Schweine, Kälber, Schafe, Gänse<br />

und Hühner in die Lager geschleppt. Selbst<br />

größere Mengen an gehacktem Brennholz<br />

für die Lagerfeuer entnahmen sie aus den<br />

Grundstücken. Zu allem Unglück ist dann<br />

noch am 8. Oktober in <strong>der</strong> Altenburgischen<br />

Gasse (heutige Gößnitzer Straße) durch<br />

Unachtsamkeit <strong>der</strong> Soldaten ein Brand<br />

entstanden. Bis zum 12. Oktober verließen<br />

die Truppen die Schmöllner Umgebung in<br />

Richtung <strong>Leipzig</strong>. Am 14. Oktober lagerten<br />

nochmals auf den Wiesen <strong>bei</strong> Schloßig<br />

1.500 Kosaken und Baschkiren. Ab Mitte<br />

Das Schießhaus in <strong>der</strong> Ronneburger Straße um 1815.<br />

(Lithographie aus <strong>der</strong> „Kirchengalerie“)<br />

Oktober kommt ein österreichisches Militärmagazin<br />

und ein Feldhospital bis Ende<br />

Oktober nach Schmölln ins Quartier. Ein<br />

ungarischer Oberst ist in dieser Zeit Stadtkommandant.<br />

Die „<strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>“<br />

nahm bis zum 19. Oktober ihren Lauf<br />

und endete mit dem Siege <strong>der</strong> verbündeten<br />

Truppen von Preußen, Rußland und Österreich<br />

über die Truppen Napoleons. Am<br />

31. Oktober kam es in Schmölln zu einem<br />

Dankfest. Die Stadt wurde mit Kerzen,<br />

Talg-, Öl- und Pechlicht beleuchtet. Ein<br />

Dankgottesdienst fand in <strong>der</strong> überfüllten<br />

Stadtkirche St. Nicolai statt. Da nach <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> die Notlazarette in <strong>der</strong> Nähe<br />

des Schlachtfeldes überfüllt waren, kamen<br />

in den letzten Monaten des Jahres 1813<br />

auch im Schmöllner Schießhaus viele Verwundete<br />

unter. Es lag zu dieser Zeit weit<br />

vor <strong>der</strong> Stadt, trotzdem übertrugen sich<br />

ansteckende Krankheiten auf die Bevölkerung.<br />

Eine „Nervenfieber“-Epidemie und<br />

an<strong>der</strong>e Seuchen griffen verstärkt in den<br />

Monaten Dezember 1813 und Januar<br />

1814 auf die Einwohner über, so dass 270<br />

Menschen starben. Das waren damals etwa<br />

10 Prozent <strong>der</strong> Schmöllner Bevölkerung.<br />

Auch viele Verwundete und Kranke, hauptsächlich<br />

französische Soldaten starben im<br />

Schießhaus. Die toten Soldaten wurden zu<br />

viert o<strong>der</strong> zu fünft in ausgehobenen Gruben<br />

hinter dem alten Schießhaus am heutigen<br />

Schießstand, links vom ehemaligen Waldhaus<br />

begraben. Es wird erzählt, dass <strong>der</strong><br />

sogenannte „Franzosenstein“ auf dem Pfefferberg<br />

in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes<br />

<strong>der</strong> Jahn-Turnhalle aus dieser Zeit<br />

stammt. Es soll dort ein höherer französischer<br />

Offizier <strong>bei</strong>gesetzt worden sein.<br />

Aus Günter Schnei<strong>der</strong>, Schmöllner Ereignisse<br />

im zu Ende gegangenen Jahrtausend,<br />

Schmölln, 1999<br />

„1813“ steht für Krieg, aber nicht nur<br />

Son<strong>der</strong>ausstellungen im Schloss- und Spielkartenmuseum zeigen u.a. die<br />

Stadt Altenburg im Jahr 1813<br />

Das Geschehen um die <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 ist dieses Jahr 200 Jahre<br />

her. Aber nicht nur dies, auch die Ersterwähnung<br />

des berühmten Skatspieles fällt<br />

zufällig auf das gleiche Jahr. Das Schlossund<br />

Spielkartenmuseum Altenburg packt<br />

<strong>bei</strong>de Themen in eine Son<strong>der</strong>ausstellung.<br />

Letztlich haben Soldaten mit Vorliebe zum<br />

Zeitvertreib Karten gespielt. In <strong>der</strong> Spielkladde<br />

des Hans Carl Leopold von <strong>der</strong><br />

Gabelentz auf Schloss Poschwitz nahe Altenburg<br />

tauchte das Wort, das vom italienischen<br />

„scatare“ (<strong>bei</strong>seitelegen) abgeleitet<br />

ist, das erste Mal am 4. September 1813<br />

als „Scat“ auf.<br />

Die 1813 schätzungsweise von einer halben<br />

Million Militärpersonen durchzogene<br />

Stadt Altenburg wurde im April vorübergehendes<br />

Hauptquartier General von Blüchers.<br />

Auch die Generäle von Scharnhorst<br />

und von Gneisenau bezogen in <strong>der</strong> Stadt<br />

Quartier. Danach ist die Stadt zwischenzeitlich<br />

eine unter hohem Druck stehende<br />

französische Nachschubstation.<br />

Kurz vor <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> versammelten<br />

sich die Eliten <strong>der</strong> verbündeten Mächte<br />

im Altenburger Schloss. Großfürst Konstantin<br />

von Russland und <strong>der</strong> österreichische<br />

Außenminister Graf von Metternich weilten<br />

hier – und an<strong>der</strong>e mehr. Altenburg war<br />

gewissermaßen eines <strong>der</strong> „Sprungbretter“<br />

für <strong>Leipzig</strong>. Klar ist, dass sich jetzt ein<br />

Preußische Soldaten<br />

<strong>bei</strong>m Kartenspiel<br />

mögliches Schlachtgeschehen zusammenbraute.<br />

Man konnte es förmlich riechen.<br />

Kaiser (Zar) Alexan<strong>der</strong> I. von Russland und<br />

Feldmarschall Fürst zu Schwarzenberg<br />

zogen samt <strong>der</strong> Truppen am 15. Oktober<br />

Richtung <strong>Leipzig</strong> weiter, zunächst bis nach<br />

Rötha. Altenburg etablierte sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

nach <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> als Lazarettstadt.<br />

Bis zum Juli 1814 ist im Altenburger<br />

Schloss ein österreichisches „Haupt-Spital“<br />

für Hun<strong>der</strong>te Verletzte untergebracht.<br />

Wer zum Kriegseinsatz ins Feld zieht,<br />

kann <strong>bei</strong> beson<strong>der</strong>er „Heldentat“ auch ausgezeichnet<br />

werden. Darum kümmert<br />

sich eine weitere Son<strong>der</strong>ausstellung.<br />

Sie bringt dem historischen<br />

Kenner wie dem Laien nahe,<br />

dass man Geschichtsabläufe<br />

auch anhand vermeintlichen<br />

„Beiwerks“, hier in Form<br />

militärischer Auszeichnungen,<br />

nachvollziehen<br />

kann. In den Befreiungskriegen<br />

spielt erstmals<br />

die Stiftung des Eisernen<br />

Kreuzes eine Rolle. Seine<br />

schlichte Form geht auf<br />

einen Entwurf des zeitgenössischen<br />

und bekannten Architekten<br />

und Gestalters Schinkel zurück.<br />

Toralf Keil<br />

35<br />

Hochkarätig und<br />

facettenreich:<br />

Die Ausstellung zum militärischen<br />

Auszeichnungswesen<br />

AUSSTELLUNGSTERMINE<br />

bis 20. Oktober 2013<br />

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen um<br />

die Ereignisse <strong>der</strong> Befreiungskriege 1813-<br />

1815<br />

bis 20. Oktober 2013<br />

Altenburg im Jahr 1813 – 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong><br />

und 200 Jahre Skat<br />

SCHLOSS- UND SPIELKARTEN-<br />

MUSEUM ALTENBURG<br />

Schloss 2 - 4<br />

www.residenzschloss-altenburg.de<br />

info@residenzschloss-altenburg.de<br />

Tel.: 03447 512712<br />

34 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Napoleon, im Zerrspiegel zeitgenössischer<br />

Karikaturen ...drey Tage hat man sich geschlagen. Das Blut ist von<br />

beyden Seiten geflossen...<br />

1. September – 17. November 2013<br />

Ausstellung im Museum Burg Posterstein<br />

Seit nunmehr 20 Jahren beschäftigt sich<br />

das Museum Burg Posterstein mit <strong>der</strong><br />

Geschichte des Musenhofes <strong>der</strong> Herzogin<br />

Anna Dorothea von Kurland im thüringischen<br />

Löbichau.<br />

Da<strong>bei</strong> stehen im Mittelpunkt des Interesses<br />

die Herzogin selbst, aber auch ihre<br />

Töchter und die Personen, mit denen sie<br />

am meisten im Kontakt stand. Neben <strong>der</strong><br />

Dauerausstellung zu diesem Thema wurden<br />

in den letzten Jahren auch mehrere<br />

Wechselausstellungen gezeigt.<br />

Schwerpunkt im Jahr 2013 soll eine<br />

Ausstellung zum <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> im Jahr 1813 sein.<br />

Das Ausstellungskonzept sieht als Grundstock<br />

die Präsentation von Napoleon-Karikaturen<br />

vor.<br />

Die Ausstellung will mit Hilfe <strong>der</strong> Karikaturen<br />

zeigen, welcher Wandel in <strong>der</strong> Einstellung<br />

<strong>der</strong> Bürger im Jahr 1813 vor sich<br />

ging und dass dieser Wandel die Voraussetzung<br />

für den Sieg im Oktober dieses Jahres<br />

bildete. Sie will auch einen Ausblick auf<br />

das weitere Schicksal des französischen<br />

Kaisers bieten und das verknüpfen mit<br />

den im Löbichauer Musenhof Agierenden.<br />

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein<br />

Buch.<br />

Darüber hinaus werden die Ergebnisse<br />

verschiedener regionalgeschichtlicher Forscher<br />

einen Überblick über die Ereignisse<br />

und die handelnden Personen des Jahres<br />

1813 bieten, schließlich waren sowohl die<br />

Region um Altenburg als auch <strong>der</strong> Kreis<br />

um die Herzogin von Kurland sehr unmittelbar<br />

von dem in <strong>Leipzig</strong> stattgefundenen<br />

Kriegsgeschehen betroffen.<br />

In Altenburg selbst hielten sich kurz vor<br />

und während <strong>der</strong> Schlacht die Herrscher<br />

und führende Generäle <strong>der</strong> antinapoleonischen<br />

Allianz auf. Brockhaus gab in Altenburg<br />

die Deutschen Blätter heraus und<br />

war damit Kriegsberichterstatter im Auftrag<br />

des Fürsten Schwarzenberg.<br />

Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg<br />

(1771-1820)<br />

Der in Wien geborene Karl Philipp Fürst<br />

zu Schwarzenberg war ab 1810 österreichischer<br />

Botschafter in Frankreich und ab<br />

1813 Oberbefehlshaber <strong>der</strong> alliierten Armeen<br />

im Kampf gegen Napoleon. Bis zum<br />

Sommer 1813 hielten französische Truppen<br />

Altenburg besetzt. Nach dem Abzug<br />

<strong>der</strong> Franzosen wurde Altenburg das Hauptquartier<br />

<strong>der</strong> Verbündeten. Unter Schwarzenberg<br />

besiegte die Koalition in <strong>der</strong><br />

<strong>Völkerschlacht</strong> Napoleon. Seine Truppen<br />

verfolgten den französischen Kaiser und<br />

schließlich stand Schwarzenberg 1814 als<br />

Feldmarschall an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> in Paris<br />

einziehenden Sieger.<br />

Die Deutschen Blätter – Chronik <strong>der</strong> Ereignisse<br />

Hinsichtlich des Verlaufs <strong>der</strong> Schlacht<br />

sind die „Deutschen Blätter“ des Buchhändlers<br />

und Verlegers Friedrich Arnold<br />

Brockhaus, die im Auftrag Fürst von<br />

Schwarzenbergs von 1813 bis 1816 herausgegeben<br />

wurden, bemerkenswert.<br />

Brockhaus etablierte sich seit 1798 als<br />

Kaufmann in Dortmund. 1802 gründete<br />

er in Amsterdam eine Buchhandlung.1810<br />

ging er von dort nach Altenburg, publizierte<br />

zeitgenössische deutsche Literatur und engagierte<br />

sich auf politischem Gebiet. 1817<br />

verlegte Brockhaus sein Geschäft nach<br />

<strong>Leipzig</strong>. Neben dem bekannten Konversations-Lexikon,<br />

<strong>der</strong> „Allgemeinen deutschen<br />

Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände.<br />

(Conversations-Lexicon)“ gab er auch<br />

mehrere Zeitschriften heraus.<br />

In Altenburg entschied er sich im Oktober<br />

1813 eine politische Zeitschrift herauszubringen.<br />

Am 12. Oktober erhielt<br />

Brockhaus eine Audienz <strong>bei</strong> Zar Alexan<strong>der</strong><br />

I. und <strong>bei</strong> Schwarzenberg, <strong>der</strong>en Ergebnis<br />

<strong>der</strong> „Befehl zur Herausgabe eines politischen<br />

Blattes“ war.<br />

Auszug: Deutsche Blätter. No. 2. den<br />

16ten October 1813.<br />

Vorläufige Berichte<br />

Altenburg, den 15ten October 1813<br />

Diesen Morgen ist das Hauptquartier <strong>der</strong><br />

großen alliierten Armee und dem Commando<br />

Sr. Durchl. des Fürsten Schwarzenberg<br />

von hier nach Pegau verlegt worden. Eben<br />

dahin sind Se. Maj. <strong>der</strong> russische Kaiser<br />

abgereis’t. Das Hauptquartier des russischen<br />

Generals en chef Barclay de Tolly<br />

war schon gestern von hier abgegangen.<br />

Dem Vernehmen nach befindet sich <strong>der</strong><br />

französische Kaiser in <strong>der</strong> Gegend von Eilenburg.<br />

Er hat Truppendetachements auf<br />

das rechte Elbufer geworfen. Gestern ist<br />

in <strong>der</strong> Gegend von Rötha ein heftiges Cavalleriegefecht<br />

gewesen, wo<strong>bei</strong> 300 Mann<br />

französischer Garden zu Gefangenen gemacht<br />

seyn sollen. In einem Gefecht <strong>bei</strong><br />

Connewitz mit dem Ponioatowskischen<br />

Corps sollen 1500 Gefangene gemacht<br />

worden seyn. – Heut Nachmittags um 4<br />

Uhr sind Se. Maj. <strong>der</strong> Kaiser von Oesterreich<br />

und Se. Maj. <strong>der</strong> König von Preußen<br />

hier eingetroffen. - …<br />

Museum Burg Posterstein<br />

Burgberg 1 | 04626 Posterstein<br />

www.burg-posterstein.de<br />

Die.-Sa.: 10-17 | So, Feiertag: 10-18<br />

Zwenkau inmitten <strong>der</strong> Kriegswirren<br />

Die Einwohner leiden unter dem Militär<br />

Mitte September 1813 verstärkten sich<br />

die Truppenbewegungen auf <strong>bei</strong>den Seiten<br />

und es gab in diesen Tagen ein „ständiges<br />

Kommen und Gehen“ von Russen<br />

(Kosaken) und Franzosen. Im Einquartierungs-Register<br />

<strong>der</strong> Stadt Zwenkau ist ab<br />

Ende September die Unterbringung von 22<br />

[französischen] Mayoren, 404 Officieren,<br />

3.219 Mannschaften und 2.342 Pferden<br />

ausgewiesen. Die Bewohner brachten das<br />

mit den Vorbereitungen zu einer bevorstehenden<br />

großen Schlacht in Verbindung.<br />

Dafür sprach auch eine Begebenheit, auf<br />

die Zwenkauer Überlieferungen Bezug nehmen.<br />

So erfahren wir aus den Lebenserinnerungen<br />

des Zwenkauer Bürgermeisters<br />

Christian Gottlob Ranft, dass er völlig<br />

überraschend am 17. September 1813<br />

von einem Kommando, bestehend aus 12<br />

Mann französischer Husaren, abgeführt<br />

wurde. Über Zweck und Ziel ließ man ihn<br />

im Unklaren. Hier ein Auszug:<br />

„Der Schreck meiner Bürger war […]<br />

groß, viele <strong>der</strong>selben wollten mit mir bis zur<br />

Röthaischen Gasse [Anm.: spätere Bahnhofstraße]<br />

hinaus. [Zunächst] ließen es die<br />

Husaren geschehen, dann zogen sie ihre<br />

Pistolen hervor, geboten mir, dass ich den<br />

Leuten befehlen solle, zurück zu bleiben,<br />

widrigenfalls sie Feuer auf sie geben würden.<br />

Mit thränenden Augen bat ich meine<br />

guten Bürger, mich meinem Schicksal allein<br />

zu überlassen und vor mich zu beten.<br />

Angstvoll bestieg ich nun ein Pferd, welches<br />

mir die Husaren reichten. Natürlich war die<br />

Angst meines Herzens groß, aber das Bewusstsein,<br />

in meinem Dienst recht gehandelt<br />

zu haben, hielt mich aufrecht […].<br />

In diesem Bewusstsein und im Vertrauen<br />

auf Gott kamen wir in Rötha an. Ich ward<br />

an den König von Neapel [Anm.: gemeint<br />

ist Joachim Murat] abgeliefert. Gnädig<br />

empfing mich <strong>der</strong> Monarch. Ich ward über<br />

Verschiedenes ausgefragt – über Wege,<br />

Brücken Flüsse […] in unserer Gegend,<br />

über die Harth und <strong>der</strong>gleichen. Es erhellte<br />

[sich] mir aus allen tiefen Fragen, dass<br />

in unserer Gegend bald ein großes Schauspiel<br />

aufgeführt werden würde. Bei meiner<br />

Entlassung musste ich einen fürchterlichen<br />

Eid leisten […] nichts zu verrathen, was<br />

ich immer auch (weil es niemanden nützen<br />

kann) gehalten habe und kam mit Gottes<br />

Hilfe am 18.September wie<strong>der</strong> <strong>bei</strong> meiner<br />

guten Frau an. Wie leicht zu denken ist wird<br />

die Angst meiner Frau und meiner Bürger<br />

nicht gering gewesen sein, da schon manche<br />

obrigkeitliche Person ihr Leben durch<br />

die Kugel beschließen musste.“<br />

Es waren beängstigende, nervenaufreibende,<br />

überaus verwirrende Tage und<br />

Wochen, die <strong>bei</strong> den Menschen in Sachsen<br />

– so auch den Zwenkauern – bleibende<br />

Spuren hinterließen. Und ein Ende war für<br />

sie noch nicht abzusehen!<br />

Der 20 cm (!) starke Zwenkauer Rats-Aktenband,<br />

in dem die Belastungen <strong>der</strong> Stadt<br />

und ihrer Bewohner während des Krieges<br />

erfasst sind, zeigt uns eine Vielzahl erschüttern<strong>der</strong><br />

Beispiele dafür, in welche Notlage<br />

die Menschen geraten waren. Greifen wir<br />

einige heraus.<br />

(Schreibweise wie im Original)<br />

Johann Gottfried Kühlhorn, ein Oeconom<br />

[Anm.: Landwirt], dessen Grundstücke<br />

schon vorm Kriege ohne verschulden sehr<br />

37<br />

verschuldet waren und deßhalb nur kümerlich<br />

unterhalt gewähren: Plün<strong>der</strong>ung im<br />

May und October 1813. Verlust <strong>der</strong> Erndte<br />

und einen theil seines viehstandes<br />

Joh. August Heyne Bürgermstr. [i.R.] Und<br />

Oeconom, besitzer eines Haußes mit 6<br />

acker felde auf welche 560 rg (?) schulden<br />

haften und vatter von 3 Kin<strong>der</strong>n denen die<br />

sorgsame Mutter durchs nerwen fieber entrissen<br />

wurde: Plün<strong>der</strong>ung und verherung<br />

seiner fel<strong>der</strong> in Monath May und octbr<br />

1813 zweimaliger verlust seiner getreide<br />

und wirtschaft vorräthe eines theils seines<br />

viehbestandes<br />

Joh. Gottlieb Geitner ein Weiß Bäcker, wurde<br />

nach <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> Lützen genöthigt<br />

sein Hauß zu verlassen, weil er schulden<br />

halber die abgaben nicht mehr bestreiten<br />

konnte: Derselbe wurde in May und octbr<br />

1813 seiner vorräthe durch Plün<strong>der</strong>ung beraubt<br />

und ist zeit dieser zeit in sehr bedürftigen<br />

umständen<br />

Benedict Heysinger ein kirschner und besitzer<br />

seines Haußes auf welchen schulden<br />

haften da die provision seit geraumer Zeit<br />

nicht starck betrieben werden kann hat <strong>der</strong><br />

selbe und seine familie nur nothdürftig ernähren<br />

müssen: Heisinger wurde im May<br />

und october sehr mit genomen <strong>der</strong> selbe<br />

verlohr seine kleine Erndte die er auf seinen<br />

wenigen fel<strong>der</strong> erbaut hatte … auch 2<br />

Kühe und verlohr dadurch die mittel seines<br />

besitzes<br />

Dietrich Wünschmann,<br />

Heimat- und Museumsverein Zwenkau<br />

und Umgebung e.V.<br />

(redaktionell gekürzt)<br />

36 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>


Ein Blick zurück ins Jahr 1813<br />

Blücher und Napoleon in Düben<br />

Der <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong> <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813 rückt näher. Düben<br />

spielte damals in den kriegerischen Abläufen<br />

<strong>der</strong> Oktobertage eine bedeutende Rolle.<br />

Napoleon wollte nämlich Blücher, seinen<br />

ärgsten Feind unter den Verbündeten, <strong>bei</strong><br />

unserer Stadt zur Schlacht stellen.<br />

Das misslang, weil <strong>der</strong> alte Fuchs die<br />

Situation erfasst hatte, sich schnell zurückzog<br />

und tagelang für den Kaiser unauffindbar<br />

war. Trübe Stimmung herrschte also<br />

in <strong>der</strong> Burg Düben. Als Napoleon endlich<br />

die neue Lage erkannt hatte, erteilte er die<br />

Aufmarschbefehle für die bevorstehende<br />

Schlacht und beobachtete, am Burgturm<br />

stehend, den Übergang von Zehntausenden<br />

seiner Soldaten über die Mulde in<br />

Richtung <strong>Leipzig</strong>. Tags darauf folgte er in<br />

die sogenannte <strong>Völkerschlacht</strong>. Der junge<br />

Verein Route Napoleon de Saxe 1813 aus<br />

Pegau hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

den Weg des Kaisers durch Sachsen zwischen<br />

April und Oktober 1813 nachzuzeichnen.<br />

Eine Ereignistafel am Eingang zur<br />

Burg Düben gibt umfangreichen Einblick in<br />

die Geschehnisse <strong>der</strong> damaligen Zeit.<br />

In Zusammenar<strong>bei</strong>t mit dem Verband<br />

Jahrfeier <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> 1813<br />

und dem Bad Dübener Heimatverein gab<br />

es im Oktober 2011 historische Gefechtsdarstellungen,<br />

ein sehenswertes Biwak<br />

und eine Ausstellung im Burggelände.<br />

Für das Jahr 2013 ist eine Ausstellung<br />

im Naturparkhaus geplant. Außerdem werden<br />

die „Preußen von Möckern“ – eine <strong>der</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>er Gruppen, welche die Ereignisse<br />

um die <strong>Völkerschlacht</strong> nachvollziehen –<br />

am ersten Oktoberwochenende am Blücherstein<br />

und am Neuhof, Blüchers damaligem<br />

Hauptquartier, in Erscheinung treten.<br />

Blücher & Napoleon in Düben<br />

Anlässlich des <strong>200.</strong> <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> und dem Aufenthalt<br />

Blüchers und Napoleons in Düben wird<br />

vom 6. Oktober bis 10. November 2013<br />

im Naturparkhaus unterhalb <strong>der</strong> Burg<br />

eine Ausstellung mit dem Titel „Blücher &<br />

Napoleon in Düben“ gezeigt.<br />

Ausgewählte Originale und Replikate<br />

sollen mit dieser Epoche vertraut machen.<br />

Von dem bekannten Maler Volker Pohlenz<br />

werden über 20 Bil<strong>der</strong>, weitgehend Ölgemälde,<br />

erstmals zu sehen sein, die <strong>der</strong><br />

hallesche Historiker Gerald Schmidt für<br />

seine Publikationen in Auftrag gegeben<br />

38 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

hat. Diese Bil<strong>der</strong> zeigen das Bemühen,<br />

die historischen Ereignisse <strong>der</strong> damaligen<br />

Zeit künstlerisch einzufangen und dem Betrachter<br />

das Zeitgeschehen in <strong>der</strong> kleinen<br />

Stadt Düben dadurch näherzubringen.<br />

Ebenso wird innerhalb des Ausstellungszeitraumes<br />

das neueste Buch zum Thema<br />

„Blücher & Napoleon in Düben“ mit einer<br />

Vielzahl neuer Forschungsergebnisse <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Ein entscheiden<strong>der</strong> Befehl Napoleons,<br />

den er am 13. Oktober 1813 von <strong>der</strong> Burg<br />

aus an seine Marschälle verschickte, wird<br />

exakt 200 Jahre danach, während eines<br />

sogenannten Befehlsfrühstücks, als einer<br />

<strong>der</strong> Höhepunkte präsentiert. „Napoleon“<br />

wird selbstverständlich anwesend sein.<br />

Wolfgang Apitzsch, Gabi Walther<br />

Heimatverein Bad Düben<br />

Napoleon bezieht sein Hauptquartier auf <strong>der</strong> Burg Düben (Bildausschnitt),<br />

zu sehen in <strong>der</strong> Ausstellung „Blücher & Napoleon in Düben“<br />

„Bin in Wurzen angelangt ...<br />

Napoleon“<br />

Im Herbst 1813 waren die französischen<br />

Adler sozusagen im Sinkflug begriffen.<br />

Napoleon, <strong>der</strong> seinen Gegnern stets seinen<br />

Willen diktiert hatte, wurde nun in<br />

die Enge getrieben. Nach dem desaströsen<br />

Russlandfeldzug hatte sich halb Europa<br />

gegen ihn verbündet. Die Kriegsfurie hielt<br />

nun auch in Sachsen Einzug. Gewaltige<br />

Heere durchquerten das Königreich und<br />

fraßen das einst so wohlhabende Land auf.<br />

Auch das kleine Wurzen war immer wie<strong>der</strong><br />

Quartier für französische, preußische und<br />

russische Truppen. Die Bürger <strong>der</strong> Stadt<br />

mussten die Soldaten nicht nur in ihren<br />

Häusern einquartieren, son<strong>der</strong>n sie auch<br />

mit Fourage und Branntwein versorgen.<br />

Wo die europäischen Heere auftauchten<br />

hinterließen sie oftmals Krankheiten, wie<br />

zum Beispiel Typhus, <strong>der</strong> auch die Bevölkerung<br />

<strong>der</strong> kleinen Stadt Wurzen dezimierte.<br />

Im ganzen Königreich wurde gekämpft,<br />

Sachsen war Schlachtfeld, Lazarett und<br />

schließlich Friedhof Europas. Großgörschen,<br />

Bautzen, Dennewitz, Dresden sind<br />

nur einige <strong>der</strong> Orte, wo die gewaltigen Armeen<br />

aufeinan<strong>der</strong> prallten. Nur wo Napoleon<br />

selbst war, siegten die Franzosen noch.<br />

Doch er konnte nicht überall sein und wo<br />

seine Marschälle kommandierten, wurden<br />

die Franzosen zurückgetrieben. So kam es,<br />

dass <strong>der</strong> Kaiser sich nach <strong>Leipzig</strong> zurückziehen<br />

musste. Auf dem Weg dahin machte<br />

er in <strong>der</strong> Nacht vom 8. auf den 9. Oktober<br />

auch in Wurzen halt und quartierte sich in<br />

<strong>der</strong> Domgasse 2 ein (im Gebäude des heutigen<br />

Kulturhistorischen Museums). Ihm<br />

folgte einen Tag später Friedrich August I.<br />

von Sachsen. Der alte Monarch, <strong>der</strong> erst<br />

1806 die Königskrone aus den Händen<br />

Napoleons empfangen hatte, zählte zu den<br />

letzten Verbündeten des Kaisers und blieb<br />

es bis zur <strong>Völkerschlacht</strong>.<br />

Während sich in <strong>Leipzig</strong> eine Woche<br />

später (14. Oktober bis 19. Oktober) die<br />

Heere Europas gegenüber standen, war<br />

Wurzen lediglich <strong>der</strong> Schauplatz eines<br />

kleinen Gefechtes. Russische Kosaken vertrieben<br />

hier am 16. Oktober einen Posten<br />

<strong>der</strong> Franzosen, <strong>der</strong> die strategisch wichtige<br />

Muldebrücke schützen sollte. Über diese<br />

Brücke führten die Österreicher zwei Tage<br />

später entscheidend wichtige Reservekräfte<br />

nach <strong>Leipzig</strong>.<br />

Für die Wurzener än<strong>der</strong>te sich zunächst<br />

wenig. Die russischen „Befreier“ benahmen<br />

sich kaum an<strong>der</strong>s, als zuvor die französischen<br />

Besatzer. Sie plün<strong>der</strong>ten und<br />

verbreiteten Angst und Schrecken. Für die<br />

Bürger <strong>der</strong> Stadt stellte je<strong>der</strong> Soldat eine<br />

Gefahr dar, egal welche Uniform er trug.<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> wurde Wurzen<br />

zum Lazarett und die Verwundeten <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

schleppten erneut Krankheiten<br />

ein. Für die Stadt war die Napoleonische<br />

Zeit eine schwere Bürde, viel Leid und wenig<br />

Glanz und es ist fraglich, ob die Bevölkerung<br />

letzteren verspürt hatte, als <strong>der</strong><br />

große Kaiser für eine Nacht in ihrer Stadt<br />

schlief.<br />

Dr. Sabine Jung<br />

Die zerbrochene Tasse von<br />

Napoleon ist in <strong>der</strong><br />

Ausstellung im Museum<br />

Wurzen zu sehen.<br />

Tourist-Information Wurzen<br />

Domgasse 2 | 04808 Wurzen<br />

Telefon: 03425 8560400<br />

E-Mail: info@kultur-wurzen.de<br />

Links: Blick in das<br />

Napoleonzimmer<br />

39<br />

1813 Zeitenwende – 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong><br />

Wurzener Vereine und KulturBetrieb gestalten<br />

Veranstaltungen zum Jubiläum<br />

Eine Kakaotasse steht im Kulturhistorischen<br />

Museum wohlbehütet hinter Glas.<br />

Das Porzellan ist geklebt. Der Legende<br />

nach, soll es Kaiser Napoleon gewesen<br />

sein, <strong>der</strong> die Tasse wohl wütend zu Boden<br />

schmetterte, als er 1813 die Nacht<br />

auf den 9. Oktober in Wurzen verbrachte.<br />

Vielleicht waren es schon negative Nachrichten<br />

aus dem Kriegsgeschehen, die den<br />

Franzosen erreichten. Denn wenige Tage<br />

später kam es vor den Toren <strong>Leipzig</strong>s zur<br />

größten Schlacht des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Die verbündeten Heere Russlands, Preußens,<br />

Österreichs und Schwedens siegten<br />

über Napoleon und seine Verbündeten und<br />

wendeten das Kriegsgeschehen.<br />

„Fast 100.000 Tote und Verwundete,<br />

Soldaten aus vielen Völkern Europas, bedecken<br />

am 20. Oktober 1813 die Fel<strong>der</strong><br />

rings um <strong>Leipzig</strong>. Nach Wurzen werden<br />

noch während <strong>der</strong> Schlacht <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> die<br />

ersten Verwundeten gebracht. Ihre Zahl<br />

steigt nach <strong>der</strong>en Ende. Eines <strong>der</strong> notdürftig<br />

eingerichteten ‚Lazarette‘ war die heute<br />

nicht mehr vorhandene Heilig-Geist-Kirche<br />

auf dem früheren (alten) Friedhof. Wie viele<br />

von den Verwundeten und Kranken hier in<br />

unserer Stadt gepflegt o<strong>der</strong> gar geheilt worden<br />

sind, lässt sich nicht mehr ermitteln.<br />

Fest steht, dass in <strong>der</strong> damaligen Südostecke<br />

des alten Friedhofes zwischen 1806<br />

und 1813 insgesamt 245 fremde Soldaten<br />

beerdigt wurden. Noch in <strong>der</strong> Mitte des vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts hieß diese Stelle unter<br />

<strong>der</strong> ansässigen Bevölkerung <strong>der</strong> „Soldatenwinkel“,<br />

schreibt Ortschronist Wolfgang<br />

Ebert und macht damit deutlich, in welchem<br />

Maße Wurzen, ähnlich wie an<strong>der</strong>e<br />

Städte <strong>der</strong> Region durch das Kriegsgeschehen<br />

geprägt waren.<br />

Mit verschiedenen Veranstaltungen wollen<br />

<strong>der</strong> Wurzener Geschichts- und Altstadtverein,<br />

<strong>der</strong> Freundeskreis des Museums und<br />

<strong>der</strong> KulturBetrieb <strong>der</strong> Stadt an die Ereignisse<br />

vor 200 Jahren erinnern.<br />

22.09.2013 | nachmittags<br />

Herbstgeflüster mit Grimmaer Husaren und<br />

Schauspielszenen<br />

auf dem Marktplatz<br />

10.10.2013 | 19:00 Uhr<br />

Vortrag Dr. Krannich „Der Herbst 1813<br />

und die <strong>Völkerschlacht</strong>“<br />

Kulturhaus Schweizergarten

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