Das Postsche Korrespondenzproblem

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Das Postsche Korrespondenzproblem Vortragender: Arik Rückemann (1) Das Postsche Korrespondenzproblem i. Motivation Für Sprachen, Turingmaschinen und Automaten ist der Begri der Entscheidbarkeit bekannt. Das Halteproblem und die Universelle Sprache etwa sind die Standardbeispiele für nichtentscheidbare Probleme. Mit Hilfe des Postschen Korrespondenzproblems (PCP) soll nun ein Zugang zu anderen Problemen geschaen werden. Wir wollen zeigen, dass es nicht entscheidbar ist, um die Möglichkeit zu haben das PCP auf sie zu reduzieren und damit zu zeigen, dass auch sie nicht entscheidbar sind. ii. Denition von PCP Eine Instanz des Postschen Korrespondenzproblems besteht aus zwei indizierten, endlichen Listen gleicher Länge. Die Listen beinhalten Worte über einem gemeinsamen Alphabet Σ. Eine endliche, nichtleere Folge von Indizes heiÿt Lösung zu einer Instanz des PCP, wenn die Konkatenationen der korrespondierenden Worte für beide Listen indentisch sind. Eine Instanz des PCP ist Lösbar, wenn mindestens eine solche Folge existiert. A B w 1 v 1 w 2 v 2 . . w k v k i 1 , i 2 , . . . , i n heiÿt Lösung, wenn w i1 w i2 ...w in = v i1 v i2 ...v in (2) Unentscheidbarkeit von PCP Um zu zeigen, dass PCP unentscheidbar ist, wollen wir die Universelle Sprache (L u ) auf PCP reduzieren. Hierzu konstruieren wir eine modizierte Variante MPCP, die wir auf PCP reduzieren, um dann später L u auf MPCP zu reduzieren. i. MPCP Eine Instanz des MPCP ist analog zur Instanzdenition von PCP deniert. Eine endliche Folge von Indizes heiÿt Lösung zu einer Instanz von MPCP, wenn das erste Wort aus einer Liste Konkarteniert mit den mit den Indizes korrespondierenden Worten für beide Listen identisch ist. (Anders als bei PCP darf die Folge bei MPCP auch leer sein.) i 1 , i 2 , ..., i n heiÿt Lösung, wenn w 1 w i1 w i2 ...w in = v 1 v i1 v i2 ...v in ii. Reduktion: MPCP auf PCP ii.i Konstruktion zur Reduktion Zu einer gegebenen Instanz von MPCP mit den Listen A = a 1 ...a k und B = b 1 ...b k konstruieren wir eine Instanz von PCP mit den Listen C = c 1 ...c k und D = d 1 ...d k wie folgt: 1. ∀i ∈ [1, k] sei c i gleich a i mit einem * nach jedem Symbol und sei d i gleich b i mit einem * vor jedem Symbol. 2. c 0 = ∗c 1 und d 0 = d 1 . 3. c k+1 = $ und d k+1 = ∗$.

<strong>Das</strong> <strong>Postsche</strong> <strong>Korrespondenzproblem</strong><br />

Vortragender: Arik Rückemann<br />

(1) <strong>Das</strong> <strong>Postsche</strong> <strong>Korrespondenzproblem</strong><br />

i. Motivation<br />

Für Sprachen, Turingmaschinen und Automaten ist der Begri der Entscheidbarkeit bekannt. <strong>Das</strong> Halteproblem<br />

und die Universelle Sprache etwa sind die Standardbeispiele für nichtentscheidbare Probleme. Mit Hilfe des<br />

<strong>Postsche</strong>n <strong>Korrespondenzproblem</strong>s (PCP) soll nun ein Zugang zu anderen Problemen geschaen werden. Wir wollen<br />

zeigen, dass es nicht entscheidbar ist, um die Möglichkeit zu haben das PCP auf sie zu reduzieren und damit zu<br />

zeigen, dass auch sie nicht entscheidbar sind.<br />

ii. Denition von PCP<br />

Eine Instanz des <strong>Postsche</strong>n <strong>Korrespondenzproblem</strong>s besteht aus zwei indizierten, endlichen Listen gleicher Länge.<br />

Die Listen beinhalten Worte über einem gemeinsamen Alphabet Σ.<br />

Eine endliche, nichtleere Folge von Indizes heiÿt Lösung zu einer Instanz des PCP, wenn die Konkatenationen der<br />

korrespondierenden Worte für beide Listen indentisch sind.<br />

Eine Instanz des PCP ist Lösbar, wenn mindestens eine solche Folge existiert.<br />

A B<br />

w 1 v 1<br />

w 2 v 2<br />

.<br />

.<br />

w k<br />

v k<br />

i 1 , i 2 , . . . , i n heiÿt Lösung, wenn w i1 w i2 ...w in = v i1 v i2 ...v in<br />

(2) Unentscheidbarkeit von PCP<br />

Um zu zeigen, dass PCP unentscheidbar ist, wollen wir die Universelle Sprache (L u ) auf PCP reduzieren. Hierzu<br />

konstruieren wir eine modizierte Variante MPCP, die wir auf PCP reduzieren, um dann später L u auf MPCP zu<br />

reduzieren.<br />

i. MPCP<br />

Eine Instanz des MPCP ist analog zur Instanzdenition von PCP deniert.<br />

Eine endliche Folge von Indizes heiÿt Lösung zu einer Instanz von MPCP, wenn das erste Wort aus einer Liste<br />

Konkarteniert mit den mit den Indizes korrespondierenden Worten für beide Listen identisch ist. (Anders als bei<br />

PCP darf die Folge bei MPCP auch leer sein.)<br />

i 1 , i 2 , ..., i n heiÿt Lösung, wenn w 1 w i1 w i2 ...w in = v 1 v i1 v i2 ...v in<br />

ii. Reduktion: MPCP auf PCP<br />

ii.i Konstruktion zur Reduktion<br />

Zu einer gegebenen Instanz von MPCP mit den Listen A = a 1 ...a k und B = b 1 ...b k konstruieren wir eine Instanz<br />

von PCP mit den Listen C = c 1 ...c k und D = d 1 ...d k wie folgt:<br />

1. ∀i ∈ [1, k] sei c i gleich a i mit einem * nach jedem Symbol und sei d i gleich b i mit einem * vor jedem Symbol.<br />

2. c 0 = ∗c 1 und d 0 = d 1 .<br />

3. c k+1 = $ und d k+1 = ∗$.


ii.ii Beweis<br />

(⇒)Wenn i 1 , ..., i m eine Lösung für unsere MPCP Instanz ist, wissen wir, dass a 1 , a i1 , ..., a im = b 1 , b i1 , ..., b im .<br />

Ersetzen wir nun alle a x mit c x und alle b x durch d x , erhalten wir zwei nahezu indentische Worte, lediglich zwei<br />

Sterne fehlen. Also:<br />

∗c 1 , c i1 ...c im = d 1 , d i1 ...d im ∗<br />

Aufgrund von (2) und (3) können wir dies reparieren:<br />

c 0 , c i1 ...c im , c ik+1 = d 0 , d i1 ...d im , d ik+1<br />

(⇐) Andersherum lässt sich eine Lösung von unserer PCP Instanz aufgrund der Konstruktion wie folgt schreiben:<br />

0, i 1 , ..., i m , k + 1<br />

Da das Wort c 0 , c i1 , ..., c im , c ik+1 bzw. d 0 , d i1 , ..., d im , d ik+1 wenn wir alle * und $ weglassen zu a 1 , a i1 , ..., a im bzw.b 1 , b i1 , ..., b im<br />

wird, folgt:<br />

c 0 , c i1 , ..., c im , c ik+1 = d 0 , d i1 , ..., d im , d ik+1 ⇒ a 1 , a i1 , ..., a im = b 1 , b i1 , ..., b im<br />

Also ist i 1 ...i m eine Lösung.<br />

iii. Reduktion: L u auf MPCP<br />

Im folgenden wollen wir die Universelle Sprache L u auf das MPCP reduzieren. Die Universelle Sprache, ist jene<br />

Sprache, die eine TM M und ein Wort w als Eingabe bekommt und genau dann akzeptiert wenn M w akzeptiert.<br />

Hierzu werden wir die Berechnungen der TM mit Hilfe des MPCP simulieren.<br />

iii.i Simulation der TM durch 5 Regeln<br />

1. Startpaar:<br />

Liste A Liste B<br />

# #q 0 w#<br />

2. Füllpaare<br />

Liste A Liste B<br />

# #<br />

X X ∀X ∈ Γ<br />

3. Zustandsüberführungspaare<br />

Liste A Liste B<br />

qX Y p falls δ(q, X) = (p, Y, R)<br />

ZqX pZY falls δ(q, X) = (p, Y, L) ; Z ist beliebig<br />

q# Y p# falls δ(q, B) = (p, Y, R)<br />

Zq# pZY # falls δ(q, B) = (p, Y, L) ; Z ist beliebig<br />

4. Löschungspaare<br />

Liste A<br />

Xq a Y<br />

Xq a<br />

q a Y<br />

Liste B<br />

q a<br />

q a<br />

q a


3<br />

5. Finalpaar<br />

Liste A Liste B<br />

q a ## #<br />

∀X, Y, Z ∈ Γ, q ∈ (Q − F ), p ∈ Q, q a ∈ F<br />

Die Idee ist es, die Zustände des Bandes der TM durch # getrennt, Schritt für Schritt als Lösungswort zu generieren.<br />

Begonnen wird hierbei mit dem Startzustand (1) und dem Eingabewort. Zu beachten ist, dass das von der ersten<br />

Liste generierte Wort immer einen Schritt hinterherhinkt, bis ein akzeptierender Zustand erreicht wurde.<br />

Nun wird die Berechnung der TM simuliert (2) (3) bis ein akzeptierender Zustand erreicht wird. Als nächstes werden<br />

alle anderen Symbole auf dem Band gelöscht (4). Erst dann kann die erste Liste mit der zweiten gleichziehen (5).<br />

iii.ii Ein Beispiel<br />

Sei unsere Turingmaschine gegeben durch:<br />

M = ({q 1 , q 2 , q 3 }, {0, 1}, {0, 1, B}, δ, q 1 , B, {q 3 })<br />

mitδ:<br />

q i δ(q i , 0) δ(q i , 1) δ(q i , B)<br />

q 1 (q 2 , 1, R) (q 2 , 0, L) (q 2 , 1, L)<br />

q 2 (q 3 , 0, L) (q 3 , 0, R) (q 2 , 0, R)<br />

q 3 − − −<br />

und w=01 unser Input.<br />

Mit Hilfe der Regeln aus iii.i ergeben sich nun folgende Listen:<br />

Regel/Index Liste A Liste B Quelle<br />

(1) # #q 0 01<br />

(2.0) 0 0<br />

(2.1) 1 1<br />

(2.2) # #<br />

(3.0) q 1 0 1q 2 vonδ(q 1 , 0) = (q 2 , 1, R)<br />

(3.1) 0q 1 1 q 2 00 vonδ(q 1 , 1) = (q 2 , 0, L)<br />

(3.2) 1q 1 1 q 2 10 vonδ(q 1 , 1) = (q 2 , 0, L)<br />

(3.3) 0q 1 # q 2 11# vonδ(q 1 , B) = (q 2 , 1, L)<br />

(3.4) 1q 1 # q 2 11# vonδ(q 1 , B) = (q 2 , 1, L)<br />

(3.5) 0q 2 0 q 3 00 vonδ(q 2 , 0) = (q 3 , 0, L)<br />

(3.6) 1q 2 0 q 3 10 vonδ(q 2 , 0) = (q 3 , 0, L)<br />

(3.7) q 2 1 0q 1 vonδ(q 2 , 1) = (q 1 , 0, R)<br />

(3.8) q 2 # 0q 2 # vonδ(q 2 , B) = (q 2 , 0, R)<br />

(4.0) 0q 3 0 q 3<br />

(4.1) 0q 3 1 q 3<br />

(4.2) 1q 3 0 q 3<br />

(4.3) 1q 3 1 q 3<br />

(4.4) 0q 3 q 3<br />

(4.5) 1q 3 q 3<br />

(4.6) q 3 0 q 3<br />

(4.7) q 3 1 q 3<br />

(5.0) q 3 ## #<br />

Im folgenden betrachten wir die Lösung des aus der Tabelle resultierenden MPCP. Wir betrachten hierbei die vorläugen<br />

Worte und geben immer nur den neusten Teil der Indexfolge an.


4<br />

(1.0)<br />

A : #<br />

B : #q 1 01#<br />

(3.0)(2.1)(2.2)(2.1)(3.7)(2.2)(2.1)(3.3)(3.6)<br />

A : #q 1 01#1q 2 1#10q 1 #1q 2 0<br />

B : #q 1 01#1q 2 1#10q 1 #1q 2 01#q 3 10<br />

(2.1)(2.2)(4.7)(2.0)(2.1)(2.2)(4.6)(2.1(2.2)(4.7)(2.2)<br />

A : #q 1 01#1q 2 1#10q 1 #1q 2 0 1#q 3 101#q 3 01#q 3 1#<br />

B : #q 1 01#1q 2 1#10q 1 #1q 2 01#q 3 101#q 3 01#q 3 1#q 3 #<br />

(5.0)<br />

A : #q 1 01#1q 2 1#10q 1 #1q 2 0 1#q 3 101#q 3 01#q 3 1#q 3 ##<br />

B : #q 1 01#1q 2 1#10q 1 #1q 2 0 1#q 3 101#q 3 01#q 3 1#q 3 ##<br />

iii.iii Beweis<br />

Es bleibt zu beweisen, dass M genau dann akzeptiert, wenn die in iii.i konstruierte MPCP Instanz eine Lösung hat.<br />

(⇒) Angenommen w ∈ L(M), dann können wir (wie im Beispiel iii.ii illustriert) mit dem Startpaar (1) beginnen.<br />

Wir simulieren im Folgenden die Berechnungen von M, die sich aus δ ergeben, sowie das Band mit Hilfe von (2)<br />

und (3) bis wir einen akzeptierenden Zustand erreichen (was wir dank der Annahme zwangsläug können). Dann<br />

löschen wir alle Zeichen bis auf den Lesekopf mit (4) und können dann den Schlussstein (5) einsetzen und das MPCP<br />

lösen.<br />

(⇐) Angenommen das MPCP hat eine Lösung. Es beginnt zwangsläug mit (1) und beschreibt damit den Ausgangszustand<br />

von M. Es endet zwangsläug mit (5), da nur mit diesem Index das Symbol '#', dass Liste B von<br />

vornherein voraus hat, aufgeholt werden kann. <strong>Das</strong> Lösungswort zeigt also den genauen Verlauf mit dem M w<br />

akzeptiert.<br />

Folglich ist L u auf MPCP und dieses wiederum auf PCP reduzierbar. Wir haben bewiesen, dass das <strong>Postsche</strong> <strong>Korrespondenzproblem</strong><br />

nicht entscheidbar ist.

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