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g¤kum¤n mit tous›nt ferd un fil gelt zu' far-zern ,

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Anhang 7 zur HSJ - "Syntaktische Besonderheiten des älteren Jiddisch"<br />

Unterschied zum Deutschen regulär sowohl zum Ausdruck des interrogativen als auch des<br />

deklarativen Modus (vgl. ii.ii.v). Aber auch bei den <strong>mit</strong> Subj<strong>un</strong>ktionen eingeleiteten Sätzen<br />

gibt es spezielle Möglichkeiten, Satzmodi ausdrücken; vgl. folgendes Beispiel für den<br />

interrogativen Modus <strong>mit</strong> ob: ÿb sein ã¤chino ir wolt v¤r-sch¾n›n, ¾d¤r wolt ir krig›n ç¾n<br />

sein¤t-weg›n? HIP 1579 {13,8},1-2 (‘Wollt ihr seine Wohnstatt verschonen oder wollt ihr<br />

seinetwegen Krieg führen?’).<br />

Zu III) Besonderheiten des Satzkomplexes im Jiddischen<br />

• Parataxe<br />

Es gibt bisher keine Untersuch<strong>un</strong>gen zur Geschichte der Parataxe im Jiddischen. Bislang ist<br />

daher <strong>un</strong>klar, ob die jiddische Ausbild<strong>un</strong>g dieser Strukturen <strong>mit</strong> der deutschen übereinstimmt.<br />

Außerdem ist zu fragen, wie der Wandel im System der nebenordnenden Konj<strong>un</strong>ktionen<br />

verlief. Z.B. ist auffällig, dass das moderne Jiddisch im Unterschied zum Deutschen bei<br />

zweiteiligen Konj<strong>un</strong>ktionen den ersten Teil meist einfach verdoppelt; vgl. oder ... oder<br />

(‘entweder ... oder’), nit ... nit (‘weder ... noch’), say ... say (‘sowohl ... als auch’). Dieser<br />

Mechanismus gilt regelhaft auch für Entlehn<strong>un</strong>gen aus dem Se<strong>mit</strong>ischen: hen ... hen<br />

(‘sowohl ... als auch’) <strong>un</strong>d Slawischen: i ... i 3 (‘sowohl... als auch’). Besonderer Untersuch<strong>un</strong>g<br />

bedürfen weiterhin Konj<strong>un</strong>ktionen, die sowohl <strong>mit</strong> Verbzweit- (a) als auch Verbletzt-Stell<strong>un</strong>g<br />

(b) verwendet werden; vgl. das kausale den (denn) in folgenden Belegen: (a) DÏ¿ hÏb›n si’<br />

nit gern, den si’ h¾f¤n al›¿ ouf jakr¾ss, HIP 1579 {5,13},3 (‘das mögen sie nicht, denn sie<br />

hoffen immer auf Teuer<strong>un</strong>g’), (b) In sölch¾m s¾l er sein klughait nit müd mÏch›n, den sölch›¿<br />

im nit möglich i¿t zu wü¿¤n, ebd. {41,2},32-33 (‘da<strong>mit</strong> soll er seinen Verstand nicht ermüden,<br />

denn solches zu wissen ist ihm nicht möglich’).<br />

• Hypotaxe<br />

An die im GIF-Projekt vorgenommenen Auswert<strong>un</strong>gen schließen sich folgende Fragen an:<br />

- Wann <strong>un</strong>d in welcher Weise erfolgte beim Relativsatz der Wandel von einem Pronomen zu<br />

einer Subj<strong>un</strong>ktion als Einleitewort? Fand dieser Wandel tatsächlich erst <strong>mit</strong> dem Übergang<br />

zum Ostjiddischen <strong>un</strong>d der da<strong>mit</strong> einhergehenden Häuf<strong>un</strong>g des <strong>mit</strong> vos eingeleiteten<br />

Relativsatzes statt? Vgl.: die froy, vos <strong>mit</strong> ir hob ikh geredt (‘die Frau <strong>mit</strong> der ich geredet<br />

habe’), der kremer, vos zayn tokhter iz gevorn a lererin (‘der Krämer, dessen Tochter<br />

Lehrerin ist’), wobei die Referenz zum Bezugswort durch ein Possessiv- oder<br />

Personalpronomen hergestellt wird. 4 Die Frage stellt sich deswegen, weil bereits im 16.<br />

Jahrh<strong>un</strong>dert Sätze <strong>mit</strong> der Subj<strong>un</strong>ktion dÏ¿ begegnen, die diese Entwickl<strong>un</strong>g formal<br />

vorwegz<strong>un</strong>ehmen scheinen; vgl.: so wer dÏ¿ j¾’ ain gr¾¿ <strong>un</strong>rechtikait ç¾n ain›m sölch›n<br />

ãtÏrk¤n könig, dÏ¿ sein ãterk kain end h¾t, HIP 1579 {24,1},28-29 (‘so wäre das ja eine große<br />

Ungerechtigkeit von einem solch starken König, dessen [wörtlich: dass seine] Stärke keine<br />

Grenzen kennt’).<br />

- Sätze, in denen auf eine w-Phrase eine Subj<strong>un</strong>ktion folgt, sind im Jiddischen anders als<br />

z.B. im Bairischen nicht regulär, aber es gibt einige Belege: das and¤r tail is was fÏr ain ãpeis<br />

dÏs er di’ selbig nÏcht eß›n sol . SI 1692. 7 v ,25-27 (‘der zweite Teil erklärt, was für eine<br />

Speise [dass] er in der betreffenden Nacht essen soll’). Ist diese Konstruktion im älteren<br />

Jiddisch grammatisch, lässt sich daraus auf die Grammatikalität verwandter Strukturen<br />

schließen. Z.B. ist die Extraktion von Subjekten aus einem <strong>mit</strong> Subj<strong>un</strong>ktion eingeleiteten<br />

Nebensatz in den Hauptsatz (vgl. bairisch: Da Hans ob kimd, woaß'e ned – ob Hans kommt,<br />

weiß ich nicht [Weiß 1998: 36]) nur in diesem Fall möglich (Fanselow 1990: 177f.).<br />

- Im Sefer Igeress, einem Sittenbuch vom Ende des 17. Jahrh<strong>un</strong>derts, zeigen Relativsätze<br />

<strong>mit</strong> konditionalem Sinn einen Konstruktionsbruch: den der [ai]n› um-rain› g¤dÏnk›n hot so<br />

3 Hier erfolgte die Übertrag<strong>un</strong>g der slawischen Bedeut<strong>un</strong>g auf die bereits seit <strong>mit</strong>telhochdeutscher Zeit<br />

gebrauchte Form ie ... ie, die z<strong>un</strong>ächst nur proportionale Bedeut<strong>un</strong>g (‘je ... desto’ etc.) hatte.<br />

4 Die bisherige Forsch<strong>un</strong>gsliteratur geht allein von dem Anschluss <strong>mit</strong> vos aus <strong>un</strong>d bezieht die in historischen<br />

Texten vorkommende Subj<strong>un</strong>ktion dϿ nicht in die Diskussion ein (Fleischer 2003, Krogh 2001: 47-51,<br />

Lowenstamm 1977: passim).<br />

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