28.01.2014 Aufrufe

g¤kum¤n mit tous›nt ferd un fil gelt zu' far-zern ,

g¤kum¤n mit tous›nt ferd un fil gelt zu' far-zern ,

g¤kum¤n mit tous›nt ferd un fil gelt zu' far-zern ,

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Anhang 7 zur HSJ - "Syntaktische Besonderheiten des älteren Jiddisch"<br />

Auch Sätze wie der folgende aus dem 16. Jh. verdeutlichen die sich bereits früh<br />

abzeichnende eigenständige Ausbild<strong>un</strong>g der Negation im Jiddischen, da die<br />

Negationspartikel entgegen den Regeln im heutigen Deutsch voransteht: nit g›’ as¾ ain gÏng<br />

TUR 1567 gimel,13 (‘geh nicht so einen Gang’ [im Sinne von: ‘verhalte dich nicht so’]).<br />

• Partizipialphrasen<br />

Eine Neuer<strong>un</strong>g des modernen Jiddisch sind Partizipialphrasen, die <strong>mit</strong> finiten Sätzen<br />

konkurrieren <strong>un</strong>d von denen Substantivphrasen als Objekte 2. Grades abhängen, vgl.<br />

zeendik di v<strong>un</strong>der ('die W<strong>un</strong>der sehend, als sie die W<strong>un</strong>der sahen'); opgegangen a halbn veg<br />

('nachdem er den halben Weg zurückgelegt hatte'). Werden solche Konstruktionen bereits in<br />

der Übergangszeit vom West- zum Ostjiddischen verwendet; welchen syntaktischen<br />

Beschränk<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>terliegen sie?<br />

• Wortstell<strong>un</strong>g<br />

Im Einfachsatz scheint im <strong>un</strong>tergeordneten Satz die Stell<strong>un</strong>g des Partizip Perfekt im<br />

Verhältnis zum finiten Verb nicht festgelegt zu sein. Eine genaue Analyse ist also<br />

erforderlich; vgl.: d¾’ schik ich dir ain zet›l› der-neb¤n al¤ di’ d¾’ hab¤n geb¤n d¾’ si’ di’ brib<br />

ginum¤n hab¤n <strong>un</strong>’ di’ d¾’ hab¤n wid¤r geb¤n d¾’ si’ brib hab¤n g¤schikt PB 1619 46, 15-<br />

17. (‘so schicke ich dir einen Zettel <strong>mit</strong> allen, die bezahlt haben, als sie die Briefe bekamen<br />

<strong>un</strong>d <strong>mit</strong> allen, die wiederum bezahlt haben, als sie Briefe <strong>mit</strong>schickten’). Für die Stell<strong>un</strong>g des<br />

Pronomens ist zu beachten, dass dieses im modernen Jiddisch vor dem infiniten Verbteil<br />

steht: ikh hob zi ir geshikt, eine Substantivphrase gewöhnlich danach: ikh hob geshikt der<br />

froy a h<strong>un</strong>. Die nach der Generativen Grammatik vorgenommenen Erheb<strong>un</strong>gen (Geilfuß<br />

1990, Santorini 1992, 1993, Haider 2004) sind hier <strong>mit</strong> der quantitativen diachronen <strong>un</strong>d<br />

dialektalen Verteil<strong>un</strong>g dieser Strukturen im älteren Jiddisch abzugleichen.<br />

Auch durch die Z<strong>un</strong>ahme reflexiver <strong>un</strong>d <strong>un</strong>persönlicher Konstruktionen ergeben sich im<br />

Jiddischen Besonderheiten in der Wortstell<strong>un</strong>g. Wo ist z.B. das Pronomen zikh im Satz<br />

platziert? Während das Westjiddische hier noch der deutschen Wortstell<strong>un</strong>g folgt: drum kert<br />

ain id¤r¤r g¤wor›nt sein sich in meœig¤r ¾b›n g¤schrib›n› zeit <strong>mit</strong> sein weib b¤heft›n SI<br />

1692. 9 r ,31-34 (‘drum soll einem jedem befohlen sein, sich in der <strong>mit</strong>tleren, oben<br />

beschriebenen Zeit <strong>mit</strong> seinem Weib zu vereinigen’), kann zikh im Ostjiddischen auch hinter<br />

einem Infinitiv stehen: kedey tsu zen zikh <strong>mit</strong> yidn (‘um sich <strong>mit</strong> Juden zu treffen’), nakh a<br />

hartsikn gezegenen zikh (‘nach einem herzlichen Abschied/Sich-Verabschieden’).<br />

Auffallend ist auch die Tmesis von Pronominaladverbien: kein fraint dor ir aich ouf <strong>far</strong>-los›n<br />

kent GLÜ ~1700 V.203,25-27 (‘kein Fre<strong>un</strong>d, auf den Ihr Euch verlassen könnt’).<br />

Ein weitere Besonderheit des Jiddischen ist eine Verbstell<strong>un</strong>g im Hauptsatz, die das Erzählte<br />

lebendiger erscheinen lässt. Das Verb steht hier an der Spitze des Satzes; vgl.: ich s¾lt<br />

mein›m ¾nk¤l ach schreib¤n; kÏn ich nit üb¤r mein leç breng¤n. LIN 1562 {I, Bl.2},27 (‘ich<br />

sollte meinem Onkel auch schreiben, ich bringe das aber nicht über mein Herz’); hat man<br />

mich aheim g›ruf›n, GLÜ ~1700 V.195, 2 (‘hat man mich heim gerufen’); hab¤n mir im<br />

ar<strong>un</strong>t¤r g¤bracht ebd. 21-22 (‘haben wir ihn her<strong>un</strong>tergebracht’. 2 Wahrscheinlich wurde diese<br />

Konstruktion bereits in den frühen Sprachstufen des Jiddischen textsorten<strong>un</strong>abhängig<br />

gebraucht, wie u.a. der angeführte Beleg aus einem Brief des 16. Jh. zeigt. (Zu Texten des<br />

17.-19. Jh. vgl. Timm 1986: 9.)<br />

• Komm<strong>un</strong>ikative F<strong>un</strong>ktion des Einfachsatzes<br />

Die deklarativen, interrogativen, direktiven Satztypen haben im Jiddischen eine<br />

eigenständige Entwickl<strong>un</strong>g durchgemacht. Z.B. dienen Verberst- <strong>un</strong>d Verbzweit-Sätze im<br />

2 Zu pragmatischen F<strong>un</strong>ktionen des Verberst-Satzes im modernen Jiddisch siehe Miner (1990).<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!