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g¤kum¤n mit tous›nt ferd un fil gelt zu' far-zern ,

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Anhang 7 zur HSJ - "Syntaktische Besonderheiten des älteren Jiddisch"<br />

Welche Verben üben im Laufe der Geschichte des Jiddischen die F<strong>un</strong>ktion der Kopula aus?<br />

Neigen Verben einer bestimmten Bedeut<strong>un</strong>gsgruppe zu einer bestimmten Argumentstruktur?<br />

In welchen Fällen wird eine Substantivphrase gleichberechtigt neben einer<br />

Präpositionalphrase gebraucht; vgl. eine Konstruktion <strong>mit</strong> Präpositionalphrase <strong>un</strong>’ si’<br />

trö¿t¤t¤n in ouf al dÏ¿ bös¤¿ HIP 1579 {42,11},4 (‘<strong>un</strong>d sie trösteten ihn wegen all des Bösen’)<br />

<strong>mit</strong> einer Nominalphrase im Genitiv: <strong>un</strong>’ wolt¤n ir¤n vreint ’Ij¾ç trö¿t¤n sein›¿ gr¾¿¤n herz¤nlaid<br />

ebd. {2,11},6-7 (‘<strong>un</strong>d wollten ihren Fre<strong>un</strong>d Hiob trösten wegen seines großen<br />

Herzensleides’)? Welche Verben bilden Konstruktionen <strong>mit</strong> einem durch die hebräische<br />

Figura etymologica beeinflusstem inneren Objekt: den selbign rot er riet EST 15. Jh. Zeile<br />

1276 (‘den selben Rat gab er’)? Für diese Untersuch<strong>un</strong>g bildet das Korpus der<br />

Komplementsatzmatrixverben aus dem GIF-Projekt zur Nebensatzsyntax eine gute Basis.<br />

• Ellipsen<br />

Ein Merkmal des modernen Jiddischen ist die Ellipse des Partizip Perfekts von<br />

Beweg<strong>un</strong>gsverben; vgl. der yeger iz aroys f<strong>un</strong> vald (‘der Jäger ist aus dem Wald heraus<br />

(gekommen)’) <strong>un</strong>d des Infinitivs; vgl. vu zey flegn kumen, flegn zey arayn in schul (‘wohin sie<br />

immer kamen, gingen sie in die Synagoge’). Inwieweit finden sich diese Formen auch schon<br />

im älteren Jiddisch? In bestimmten Texten, wie den „Memoiren der Glückel von Hameln“<br />

kommt es verstärkt auch zu einer Ellipse des finiten Verbs; vgl. er gar sehr g›eilt <strong>mit</strong> sein›<br />

kind¤r ous-zu-geb¤n, GLÜ ~ 1700 II.28,27 (‘er [hat] es gar eilig da<strong>mit</strong> gehabt, seine Kinder zu<br />

verheiraten’). Folgte diese strukturellen oder f<strong>un</strong>ktionalen Gesetzmäßigkeiten? Tritt die<br />

Ellipse in bestimmten Textsorten häufiger auf als in anderen?<br />

Zu II) Besonderheiten des jiddischen Einfachsatzes<br />

• Füll<strong>un</strong>g der Subjektsposition - Unpersönliche Konstruktionen<br />

Die <strong>un</strong>persönlichen Konstruktionen bilden einen in seiner Entwickl<strong>un</strong>g bisher nicht<br />

<strong>un</strong>tersuchten Bereich. Ausgelöst durch den Kontakt <strong>mit</strong> dem Slawischen verändern sie ihre<br />

Struktur <strong>un</strong>d nehmen zum modernen Jiddischen hin deutlich zu: do redt zikh raysish (‘man<br />

spricht hier weißrussisch’), me fregt, vi es lebt zikh yidn in Estraykh (‘wie es sich als Jude in<br />

Österreich lebt’).<br />

• Kongruenz / Inkongruenz<br />

Der im Normalfall vorliegenden Kongruenz zwischen Subjekt <strong>un</strong>d Prädikat stehen eine Reihe<br />

von Inkongruenzen gegenüber. Diese werden geordnet nach Numerus <strong>un</strong>d Person<br />

aufgeführt; vgl. die Numerusinkongruenz im folgenden Satz: der›nthalb›n <strong>far</strong>zag›n dein folk<br />

Ji¿ro>el doch nit <strong>un</strong>’ hof›n taglich ouf dein bar›mherzigkait das du’ si’ arl›s›n wer¿t GLÜ<br />

~1700 III.81,13-15 (‘deswegen verzagen [Pl] dein Volk Israel [Sg] doch nicht <strong>un</strong>d hoffen [Pl]<br />

täglich auf deine Barmherzigkeit, (darauf,) dass du sie [Pl] erlösen wirst’). Ein weiteres<br />

Problem ist die Numeruskongruenz bei Aufzähl<strong>un</strong>gen; vgl.: ... dem wer sein leib <strong>un</strong>` herz ou¿<br />

ãtain¤n PUW ~ 1550 367,7-8 (dessen Leib <strong>un</strong>d Herz wären aus Stein’).<br />

• Negation<br />

Für den Urspr<strong>un</strong>g der doppelten Negation bezweifelt zuletzt Krogh (2001) einen<br />

ausschließlich slawischen Spracheinfluss, weil auch in vielen historischen deutschen<br />

Dialekten diese Konstruktion vorkommt. Tatsächlich finden sich in <strong>un</strong>serem Sprachmaterial<br />

bereits in frühen westjiddischen Texten doppelt negierte Sätze, sowohl in<br />

umgangssprachlichen Quellen wie den Briefen von 1588: s<strong>un</strong>¿t wei¿ ich kain …iduã nit zu<br />

schreib¤n WEI IV.62,23 (‘sonst weiß ich keine Neuigkeit mehr zu schreiben’) als auch in<br />

religiös-literarischen Texten wie der Hiobparaphrase von 1579: <strong>un</strong>’ rêd¤t kain¤r kain wort <strong>mit</strong><br />

im wol in sib›n n¤cht HIP {2,13},2 (‘<strong>un</strong>d es redete wohl sieben Nächte lang keiner ein Wort<br />

<strong>mit</strong> ihm’). Zu fragen ist also, wann <strong>un</strong>d in welchen jiddischen Dialekten die doppelte Negation<br />

zur regulären Konstruktion wurde.<br />

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