g¤kum¤n mit tousâºnt ferd un fil gelt zu' far-zern ,
g¤kum¤n mit tousâºnt ferd un fil gelt zu' far-zern ,
g¤kum¤n mit tousâºnt ferd un fil gelt zu' far-zern ,
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Anhang 7 zur HSJ - "Syntaktische Besonderheiten des älteren Jiddisch"<br />
im modernen Jiddisch ist er nicht mehr vorhanden. In welchen F<strong>un</strong>ktionen hat er sich länger<br />
gehalten? Verändern sich durch seinen Wegfall die F<strong>un</strong>ktionen der übrigen Modi?<br />
• Der Verbalkomplex<br />
Modale, aktionale <strong>un</strong>d andere Zusatzbedeut<strong>un</strong>gen innerhalb des Prädikats werden im<br />
Jiddischen in größerem Umfang als im Deutschen durch Modal-, Phasenverben,<br />
periphrastische Konstruktionen etc. ausgedrückt; vgl. ein Prädikat <strong>mit</strong> durativer Bedeut<strong>un</strong>g:<br />
<strong>un</strong>’ s¾l¿t nit weit¤r mêr¤n zu gên. HIP 1579 {38,11},1-3 (‘<strong>un</strong>d du sollst nicht fortfahren zu<br />
gehen/nicht weitergehen’). Welchen Regeln <strong>un</strong>terliegt hier ihre Konstruktion <strong>mit</strong> oder ohne<br />
die Partikel tsu <strong>un</strong>terliegt; vgl. ich wer <strong>far</strong> dir nit dÏrf›n zu sorg›n PB 1619 40, 14 (‘ich<br />
werde für dich nicht sorgen müssen’) vs. dÏrf¿t nischt f¤r-<strong>zern</strong> ebd. 3A, 30-31 (‘du wirst<br />
nichts verzehren müssen’). Wann <strong>un</strong>d warum hat sich die Bedeut<strong>un</strong>g der Modalverben darfn<br />
„müssen“, megn „dürfen“ <strong>un</strong>d torn + nit „nicht dürfen“ gegenüber dem älteren Jiddisch<br />
verändert? Überhaupt noch nicht erforscht ist der häufige Gebrauch von periphrastischen<br />
Verbalphrasen <strong>mit</strong> t<strong>un</strong> <strong>un</strong>d sein im Jiddischen: den almechtig¤n gÿt [...] war¤n si’ al ir› tag<br />
l¾b¤n <strong>un</strong>’ dÏnk¤n PUW ~1550 18,7-8 (‘den allmächtigen Gott [...] lobten <strong>un</strong>d dankten sie all<br />
ihre Tage’). Dazu kommt, dass die periphrastischen Verbalbild<strong>un</strong>gen im modernen Jiddisch<br />
viele nichtdeutsche Elemente zeigen:<br />
a) hebräisches Substantiv + deutsches F<strong>un</strong>ktionsverb: moyre hobn (‘Angst haben’);<br />
b) hebräisches Partizip + deutsches F<strong>un</strong>ktionsverb: mekabl zayn (‘empfangen’, wörtlich:<br />
‘empfangend sein’);<br />
c) hebräisches Partizip + hebräisches Objekt + deutsches F<strong>un</strong>ktionsverb: mekabl-ponim<br />
zayn (‘bewillkommnen’, wörtlich: ‘das Gesicht empfangend sein’);<br />
d) zwei hebräische Partizipien + deutsches F<strong>un</strong>ktionsverb: khoyker-vedoyresh zayn (‘genau<br />
erforschen’, wörtlich: ‘erforschend <strong>un</strong>d suchend sein’);<br />
e) deutsches Nomen + F<strong>un</strong>ktionsverb: lib hobn (‘gern haben, lieben’), faynt krign (‘eine<br />
Abneig<strong>un</strong>g fassen’);<br />
f) deutsches deverbales Substantiv + F<strong>un</strong>ktionsverb: a bis gebn (‘beißen, abbeißen’);<br />
g) deutsches/slawisches vom Verbstamm abgeleitetes Substantiv + F<strong>un</strong>ktionsverb<br />
(Stammkonstruktion): a bays gebn (von baysn – ‘beißen, abbeißen’), a khrop gebn (von<br />
slaw. khropen – ‘schnarchen’).<br />
Die entsprechenden Konstruktionen der Gebersprachen sind also auf ihre Struktur <strong>un</strong>d ihre<br />
Bedeut<strong>un</strong>g zu betrachten, <strong>un</strong>d ihr Auftreten in den Texten vom älteren Jiddischen an ist zu<br />
dokumentieren.<br />
• Valenzstrukturen<br />
Bei den Valenzstrukturen stellen sich u.a. folgende Fragen: Entstehen neue<br />
Valenzstrukturen <strong>un</strong>d fallen dafür bestimmte Muster weg? Wann wurde z.B. der verbal<br />
regierte Genitiv, den es im Standardjiddischen im Unterschied zum Mittelhochdeutschen<br />
nicht mehr gibt, <strong>un</strong>gebräuchlich <strong>un</strong>d durch den Akkusativ ersetzt; vgl. mir gedenken dos kind<br />
(‘wir gedenken des Kindes/erinnern <strong>un</strong>s an das Kind’)? Welche Struktur ist die am wenigsten<br />
markierte, also der Defaultfall; vgl. das Präpositionalobjekt zu dem Verb d¤r-bÏrm¤n sich<br />
(‘sich erbarmen’): Er d¤r-bÏrmt sich üb¤r di’ b¾¿hait HIP 1579 {20,13},1 (‘er erbarmt sich<br />
über die Bosheit’) vs. <strong>un</strong>’ hÏb mich ouf in d¤r-bÏrmt ebd. {30,25},5-6 (‘<strong>un</strong>d habe mich über<br />
ihn erbarmt’)? Für die reflexiven Konstruktionen wurde möglicherweise zu Unrecht Einfluss<br />
der Kontaktsprachen angenommen. So sind reflexive Strukturen im modernen Jiddisch des<br />
Typs lernen zikh – lernen, die laut opinio comm<strong>un</strong>is auf Lehnübersetz<strong>un</strong>g aus dem<br />
Slawischen beruhen, schon im Westjiddischen angelegt; vgl. häufigeres zikh in den<br />
westjiddischen Memoiren der Glückel von Hameln: der ain› ganaç hat sich thechef den<br />
kriœt›n-gloub¤n an-g›num›n, GLÜ ~1700 IV.136,23 (‘der eine Dieb nahm (sich) bald den<br />
christlichen Glauben an’); <strong>un</strong>’ sich er¿t an-g›fang›n [lãm myyãb] zu sein GLÜ ~1700 II.29,14-<br />
16 (‘<strong>un</strong>d [hat] erst angefangen, dort zu wohnen’). Sind solche Konstruktionen eine Folge von<br />
Ausgleichstendenzen zwischen den westjiddischen <strong>un</strong>d den schriftlich zu diesem Zeitp<strong>un</strong>kt<br />
noch nicht fixierten ostjiddischen Dialekten?<br />
3