g¤kum¤n mit tousâºnt ferd un fil gelt zu' far-zern ,
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Anhang 7 zur HSJ - "Syntaktische Besonderheiten des älteren Jiddisch"<br />
I.1.2<br />
F<strong>un</strong>ktion der Satzglieder <strong>un</strong>d Satzgliedteile<br />
Unter welchen Beding<strong>un</strong>gen hat der Dativus ethicus vom älteren Jiddisch zum modernen<br />
Jiddisch zugenommen? Ist es auf slawischen Einfluss zurückzuführen, dass im modernen<br />
Jiddisch bei temporalen Adverbialen der Akkusativ viel verbreiteter ist als im<br />
Neuhochdeutschen: in a shtetl hot amolike tsaytn (‘in vergangenen Zeiten’) gelebt a yid?<br />
Welche Form haben die temporalen, lokalen, modalen, kausalen, finalen, instrumentalen etc.<br />
Adverbiale im Jiddischen; vgl. folgende finale Präpositionalphrase: ... trink¤n <strong>un</strong>’ fr›l›ch sein<br />
enk¤r g›s<strong>un</strong>d weg›n zu lÏng› jor¤n. PB 1619 27, 13-15 (‘... trinken <strong>un</strong>d fröhlich sein auf euer<br />
Wohl zu langen Jahren’ [= ‘auf dass Ihr lange lebt’])? Welche Adjektive können Ergänz<strong>un</strong>gen<br />
2. Grades regieren; vgl.: bin n<strong>un</strong> das schreib¤n mid PB 1619 3A, 5-6 (‘ich bin n<strong>un</strong> des<br />
Schreibens müde’)? Seit wann können Adjektive in Prädikatsnomensätzen auch<br />
substantiviert auftreten; vgl.: der tish iz sheyn vs. der tish iz a sheyner? Abweichend vom<br />
Deutschen ist weiterhin die Verwend<strong>un</strong>g substantivierter Adjektive als Attribut zum<br />
Substantiv <strong>un</strong>d gleichzeitig in der F<strong>un</strong>ktion als Adverb: zi iz gezesn a <strong>far</strong>trakhte (‘sie saß<br />
nachdenklich da’). Auch hier handelt es sich um eine wahrscheinlich slawisch beeinflusste<br />
Konstruktion, deren genaue Entwickl<strong>un</strong>g noch <strong>un</strong>klar ist.<br />
Weiterhin ist <strong>un</strong>geklärt, ob Phrasen des Partizip Präsens <strong>un</strong>d des Partizip Perfekt bereits in<br />
der Übergangszeit als Adverbialpartizipien f<strong>un</strong>gieren können oder ob dies ein Kennzeichen<br />
der modernen ostjiddischen Literatursprache nach 1850 ist; vgl.: er hot gegesn broyt [...],<br />
varfndik di brekelekh tsu di feygelekh (‘er aß Brot <strong>un</strong>d warf dabei die Krumen den Vögeln<br />
hin’); opgegangen a halbn veg, hot zikh im <strong>far</strong>glust shlofn (‘nachdem er den halben Weg<br />
zurückgelegt hatte, bekam er Lust zu schlafen’).<br />
Bei den Satzadverbien wie nebich (‘leider’), die eine Sprechereinstell<strong>un</strong>g über die Aussage<br />
des Satzes ausdrücken; vgl. drum hot er nebich in bich¤rn nit ken¤n les¤n WI 1665, Titel<br />
(‘darum konnte er leider nicht in den Büchern lesen’), handelt es sich häufig um Hebraismen<br />
oder um einstell<strong>un</strong>gsäußernde Adverbien, die durch slawische oder hebräische Strukturen<br />
beeinflusst wurden. Dadurch ergibt sich bei solchen Konstruktionen schon früh eine<br />
Unterscheid<strong>un</strong>g vom Deutschen, die zu <strong>un</strong>tersuchen ist.<br />
I.2 Besonderheiten der jiddischen Verbalphrasen<br />
• Tempus <strong>un</strong>d Aspekt<br />
Wie geht der f<strong>un</strong>ktionale Wandel des Präteritums zum Perfekt vonstatten? Welche<br />
F<strong>un</strong>ktionen des einfachen Präteritum übernimmt das Perfekt zuerst?<br />
Aspekt wird in den meisten Sprachen, die über diese grammatische Kategorie verfügen,<br />
durch zwei Aspektpaare eines Verbs bezeichnet. Im Jiddischen ist ein solches Beispiel das<br />
Verb shraybn/onshraybn, wobei die erste, imperfektive Form zum Ausdruck von Verlauf,<br />
Dauer <strong>un</strong>d anderen Eigenschaften der Handl<strong>un</strong>g gebraucht wird, während die zweite,<br />
perfektive Form das Ergebnis der Handl<strong>un</strong>g fokussiert. Im Deutschen ist dieser Unterschied<br />
lexikalisch ausdrückbar: gerade schreiben vs. fertigschreiben. Zum Teil dient die<br />
Aspektkategorie im Jiddischen auch zum Ausdruck temporaler Bedeut<strong>un</strong>g; vgl.: ikh hob<br />
geshribn a briv – ich schrieb gerade einen Brief; ikh hob ongeshribn a briv – ich schrieb<br />
einen Brief fertig, ich hatte einen Brief geschrieben. Im modernen Jiddisch überschneidet<br />
sich also die Kategorie Aspekt <strong>mit</strong> der Kategorie Tempus. Dass dies auf slawischen Einfluss<br />
zurückgeht, ist <strong>un</strong>bestreitbar. Wann haben diese Entwickl<strong>un</strong>gen jedoch begonnen, <strong>un</strong>d lässt<br />
sich feststellen, ob die Entsteh<strong>un</strong>g eines partiellen Aspektsystems den Gebrauch der<br />
Tempora in früheren Stufen des Ostjiddischen beeinflusst hat?<br />
• Modus<br />
Welche F<strong>un</strong>ktionen üben die verschiedenen konj<strong>un</strong>ktivischen Formen in der Geschichte des<br />
Jiddischen aus; vgl. den Ausdruck eines realen Sachverhalts in direkter Rede: ich b›dürft<br />
wol ain vrum¤n man ain alt¤n, der mich lernt, wi’ ich mich het zu hÏlt¤n PUW ~ 1550 238,7-<br />
8 (‘ich bräuchte einen frommen alten Mann, der mich lehrt, wie ich mich verhalten soll’)?<br />
Weiterhin ist zu <strong>un</strong>tersuchen, zu welchem Zeitp<strong>un</strong>kt der Konj<strong>un</strong>ktiv 1 zu schwinden beginnt -<br />
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