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Schättruum<br />

Fotos: Fotolia, Sybex, istock<br />

Redaktion: Kathrin Iselt-Segert<br />

Gestaltung: Sonja Langbehn<br />

Nele und Leif beim Schulpraktikum<br />

Berufe ausprobieren –<br />

„das lohnt sich“<br />

Nele Sieh-Petersen arbeitet während<br />

ihres Praktikums in der neuen Konzernzentrale<br />

der Getreide AG in Rendsburg.<br />

Fotos: Rebecca Kopf<br />

Mal ins Berufsleben schnuppern,<br />

gucken, ob der<br />

Traumjob wirklich so toll ist,<br />

oder vielleicht nur was ausprobieren<br />

– das geht bei<br />

einem Betriebspraktikum.<br />

Schättruum hat zwei Praktikanten<br />

besucht.<br />

Der Uhrzeiger springt um. Es<br />

ist 10.45 Uhr. Zahlen flimmern<br />

über den Bildschirm. Neles Blick<br />

ist starr auf einen der Bildschirme<br />

vor ihr gerichtet. „Matif<br />

öffnet. So heißt die Börse in<br />

Paris. Jetzt kommen die neuen<br />

Werte. Jeden Tag um Viertel vor<br />

elf“, erklärt die Schülerin. Nele<br />

Kleines Gerät – große Wirkung. Mit<br />

dem Scanner erfasst Leif Thiessen<br />

jeden einzelnen Bolzen, der ins Lager<br />

kommt oder der das Lager verlässt.<br />

Sieh-Petersen (18) aus Bünsdorf<br />

geht auf das Gymnasium Kronwerk<br />

in Rendsburg und macht ein<br />

Praktikum bei der Getreide AG in<br />

Rendsburg. Sie sitzt neben Hans-<br />

August Capell. Er ist Chefhändler<br />

für Öle und Schrot bei der Firma<br />

Poweroil, einer 100%igen Tochtergesellschaft<br />

der Getreide AG.<br />

Pingpong<br />

an der Börse<br />

Heute erfährt Nele, was der<br />

Chefhändler meint, wenn von<br />

einer „Crush-Kalkulation“ die<br />

Rede ist. „Crush ist die Verarbeitung<br />

von Rapssaat für die Produktion<br />

von Öl und Schrot. Wir<br />

kaufen Rohstoffe und verkaufen<br />

die Produkte. Es gibt einen Rahmen<br />

für die Preise, in diesen geht<br />

es wie beim Pingpong hin und<br />

her.“ Der Chefhändler will, dass<br />

die Marge groß ist, also die Preisspanne,<br />

dann sind auch die Gewinne<br />

hoch. Aber dazu muss er<br />

alle Märkte für Getreide, Mais und<br />

Palmöl im Blick haben. Er sieht<br />

auf seinem Bildschirm, was auf<br />

dem Markt in Malaysia, Indonesien,<br />

Chicago und Paris passiert.<br />

Nele findet das total spannend.<br />

Denn: „Beim Börsenhandel ist es<br />

wichtig, genau den richtigen Zeitpunkt<br />

für Kauf und Verkauf zu<br />

erwischen, um mit dem Handel<br />

möglichst viel Geld zu machen.“


14 Tage<br />

Arbeitswelt<br />

Neles Schule schreibt im 12.<br />

Schuljahr ein Pflichtpraktikum im<br />

Fach Wirtschaftspolitik vor. Das<br />

dauert insgesamt 14 Tage, am<br />

Ende muss die Schülerin eine Präsentation<br />

halten. „Dafür habe ich<br />

schon Silos und Container fotografiert,<br />

damit sich meine Mitschüler<br />

vorstellen können, was für Mengen<br />

an Getreide und Kartoffeln<br />

gelagert werden.“ Ein paar Tage<br />

arbeitet die 18-Jährige schon in der<br />

neuen Konzernzentrale mit den<br />

vielen Glasfenstern. „Das macht<br />

total Spaß hier“, sagt sie.<br />

Mit den meisten der rund 50<br />

Mitarbeiter der Getreide AG hat<br />

die Hobbyfußballerin und<br />

-trainerin auch schon zusammengearbeitet,<br />

weil sie während des<br />

Praktikums die verschiedenen<br />

Bereiche des Betriebes kennengelernt<br />

hat: IT, Außendienst, Pflanzenschutz.<br />

Und das ist genau das,<br />

was sie gut findet bei der Getreide<br />

AG. „Ich habe mir extra einen Betrieb<br />

ausgesucht, der mehrere<br />

Möglichkeiten bietet.“<br />

Eigentlich habe das mit der Getreide<br />

AG auf der Hand gelegen,<br />

erzählt Nele, „weil wir zu Hause<br />

selber Landwirtschaft haben und<br />

Zahlen und Tabellen der großen<br />

Märkte für Öl und Getreide flimmern<br />

über den Monitor. Chefhändler<br />

Hans-August Capell erklärt Nele, was<br />

an der Börse abgeht.<br />

zu den Kunden der Firma gehören“.<br />

Als sie mit einem Außendienstmitarbeiter<br />

unterwegs war,<br />

fand sie es ganz interessant, auch<br />

mal zu erfahren, wie Kundengespräche<br />

aus der anderen Perspektive<br />

ablaufen. Sie kann sich gut<br />

vorstellen, so einen Job später<br />

auch mal zu machen. „Dafür sind<br />

Praktika gut geeignet. Einfach<br />

mal in Berufe reinzuschnuppern“,<br />

sagt sie. Aber erst will die Zwölftklässlerin<br />

ihr Abi machen und<br />

dann ein Jahr als Au-pair in die<br />

USA gehen, um ihre Englischkenntnisse<br />

zu verbessern. Wie<br />

wichtig Englisch im internationalen<br />

Geschäft ist, hat ihr das Praktikum<br />

noch einmal mehr deutlich<br />

gemacht: „Die Händler regeln ihre<br />

Geschäfte alle auf Englisch. Es ist<br />

wichtiger, Sprachen zu beherrschen,<br />

als ein Ass in Mathe zu<br />

sein“, ist Nele überzeugt.<br />

Um herauszufinden, was sie<br />

letztendlich studieren will, würde<br />

die Schülerin gern noch weitere<br />

Praktika machen. Aber momentan<br />

fehlt ihr dafür die Zeit.<br />

Freiwillig<br />

einen Job machen<br />

Dass es sich lohnt, als Praktikant<br />

mehrere Berufe auszuprobieren,<br />

Malte Carstensen (r.) schlägt<br />

das dicke Terminbuch auf und<br />

schreibt Leifs nächsten Einsatz<br />

ein.<br />

hat Leif Thiessen (15) aus Ipernstedt,<br />

Kreis Nordfriesland, erfahren.<br />

Er hat schon Schulpraktika<br />

beim Zoll und beim Elektriker gemacht.<br />

„Aber das war nicht das<br />

Wahre“, wie er sagt. Also schob er<br />

noch einmal ein freiwilliges Praktikum<br />

hinter, um den Job zu finden,<br />

der ihm Spaß macht. Leif ist<br />

nämlich auf der Zielgeraden seiner<br />

Schullaufbahn. Er besucht die<br />

10. Klasse der Ferdinand-Tönnies-<br />

Gemeinschaftsschule in Husum. Im<br />

August will er eine Ausbildung anfangen.<br />

„Ich habe mir angeguckt,<br />

welche Betriebe es hier in der Gegend<br />

gibt, und dann eine Bewerbung<br />

an Carstensen Stall- und<br />

Melktechnik geschickt.“<br />

Thore Carstensen ist<br />

der Chef der Firma, bei<br />

der 23 Leute arbeiten.<br />

Anfragen nach einem<br />

Praktikum kommen<br />

bei ihm öfter an. „Wir<br />

sind immer offen für<br />

junge Leute. Aber man<br />

merkt schon recht<br />

schnell, wenn jemand<br />

das Praktikum nur<br />

macht, weil er muss.<br />

Wer sich freiwillig meldet,<br />

in den Ferien zum<br />

Beispiel, der setzt andere<br />

Signale.“ Und<br />

Leif ergänzt: „Früher<br />

als in der neunten<br />

Klasse macht ein<br />

Praktikum keinen<br />

Sinn. Vorher schnallt<br />

man knapp, was in<br />

der Zukunft auf<br />

einen zukommen<br />

kann.“<br />

High Five<br />

abklatschen<br />

Für den Schüler war es<br />

genau der richtige Weg, sich den<br />

Traumjob noch mal beim Praktikum<br />

anzugucken. Im Betrieb<br />

Carstensen steht die Melktechnik<br />

im Mittelpunkt. Aber bei der<br />

Firma geht’s auch um Elektround<br />

Kältetechnik, Softwarebedienung,<br />

Pneumatik, Mechanik und<br />

Hydraulik. Malte Carstensen,<br />

neben Jens Petersen Koteamleiter<br />

im Betrieb Carstensen, hat zudem<br />

dafür gesorgt, dass Leif in den 14<br />

Tagen seines Praktikums auch<br />

noch in die weiteren Bereiche des<br />

Betriebes gesehen hat. Dazu zählen<br />

Störungsdienst, Regelservice,<br />

Wartung und der Verkauf von<br />

Zubehörteilen unter anderem für<br />

die Melktechnik. Und dass jede<br />

Menge Action in diesem Job als<br />

Melkmaschinentechniker dazugehört,<br />

wurde auch schnell klar. Die<br />

hatte der 15-Jährige nämlich<br />

gleich an seinem ersten Tag. „Ein<br />

komplett neuer Melkstand, ein<br />

20er-Swing-over, war in der Bauphase.<br />

Und ich durfte gleich mit<br />

auf die Baustelle, Material dafür<br />

anbauen, Löcher bohren und Gestelle<br />

anschrauben.“ Alle im Team<br />

Carstensen freuen sich, wenn „es<br />

gut läuft am Bau“. Es dauert im<br />

Schnitt gut fünf Wochen, bis ein<br />

neuer Melkstand steht. Und dann<br />

„klatschen wir alle mit einem High<br />

Five ab“, erzählt Thore Carstensen.<br />

Für Leif als Praktikant war<br />

das ein ganz besonderes Erlebnis.<br />

„Man sieht am Ende, was man geschafft<br />

hat. Und wenn ich sagen<br />

kann, diese Schrauben habe ich<br />

reingedreht, dann ist das schon ein<br />

tolles Gefühl.“ Das seien<br />

Leif schleppt „coole Sachen“ in den Werkstattwagen.<br />

Das Kühlmittel brauchen seine<br />

„Kollegen“ auf dem Bau für die Melkanlage.<br />

echte Sternstunden<br />

für ihn gewesen. In den<br />

Momenten mit „seinem Team auf<br />

dem Bau“ wurde ihm klar, Melkmaschinentechnik<br />

– davon will er<br />

mehr wissen. Ab August kann er<br />

wieder Melkstände bauen. Dann<br />

beginnt seine Ausbildung bei Carstensen<br />

Stall- und Melktechnik in<br />

Olderup.<br />

Rebecca Kopf<br />

Tel.: 01 57-39 69 73 08

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