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Menschheitserbe Meer - WBGU

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Einleitung<br />

24<br />

wurde zwar vereinbart, unter dem UN-Seerechtsübereinkommen<br />

ein zusätzliches Durchführungsübereinkommen<br />

zur biologischen Vielfalt auf Hoher See zu<br />

entwickeln, der Beginn der konkreten Verhandlungen<br />

blieb jedoch offen – ein eher schwaches Ergebnis. Im<br />

gleichen Jahr initiierte die Weltbank die Global Oceans<br />

Alliance, von der neue Impulse für die multilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Schutz und<br />

nachhaltige Nutzung der <strong>Meer</strong>e zu erwarten sind.<br />

Bereits 2005 beschloss die Generalversammlung der<br />

Vereinten Nationen, einen regelmäßigen wissenschaftlichen<br />

Bericht zum Zustand der <strong>Meer</strong>esumwelt (sogenannter<br />

„Regular Process“) zu etablieren. 2015 soll der<br />

UN Generalversammlung das „First global integrated<br />

marine assessment“ vorgelegt werden.<br />

An Bemühungen zur Verbesserung des Zustands<br />

der <strong>Meer</strong>e mangelt es also nicht. Dennoch haben die<br />

alten Probleme an Schärfe gewonnen, neue sind hinzugekommen<br />

und die Expansion von Nutzungen ins<br />

offene <strong>Meer</strong> oder in bislang nicht zugängliche Regionen<br />

schreitet aufgrund neuer technologischer Möglichkeiten<br />

und des Klimawandels weiter fort.<br />

Diese Problemlage veranlasste UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki-moon anlässlich der „Rio+20-Konferenz“ 2012<br />

die Initiative „The Oceans Compact: Healthy Oceans for<br />

Prosperity“ ins Leben zu rufen. Sie soll als Plattform<br />

für die Entwicklung einer strategischen Vision für die<br />

meeresbezogenen Aktivitäten der Vereinten Nationen<br />

dienen. Mit der Initiative „The Oceans Compact“ wurde<br />

auch die Bildung einer „Ocean Advisory Group“ in Aussicht<br />

gestellt.<br />

Vor diesem Hintergrund zeigt das vorliegende Gutachten,<br />

dass sich alte Herausforderungen mit neuer<br />

Schärfe stellen und stellt die Zukunft der <strong>Meer</strong>e in den<br />

Kontext der Großen Transformation zur klimaverträglichen,<br />

nachhaltigen Gesellschaft (<strong>WBGU</strong>, 2011). Darin<br />

unterscheidet sich dieses Gutachten von dem 2006 vom<br />

<strong>WBGU</strong> veröffentlichten Buch „Die Zukunft der <strong>Meer</strong>e<br />

– zu warm, zu hoch, zu sauer“, wo primär der Einfluss<br />

des Klimawandels auf die <strong>Meer</strong>e im Vordergrund stand.<br />

Die Herausforderung in diesem Jahrhundert wird<br />

sein, die negativen Trends umzukehren, das globale<br />

Gemeinschaftsgut <strong>Meer</strong> wieder zu stabilisieren und in<br />

den Bereich der Nachhaltigkeit zurückzuführen. Wird<br />

die Menschheit Verantwortung für ihr Wirken auf das<br />

globale Gemeinschaftsgut <strong>Meer</strong> übernehmen? Der<br />

<strong>WBGU</strong> setzt darauf, die <strong>Meer</strong>e insgesamt als „Erbe der<br />

Menschheit“ anzusehen und UNCLOS entsprechend<br />

weiter zu entwickeln. Diese paradigmatisch neue Sichtweise<br />

unterscheidet das vorliegende Gutachten von<br />

bisherigen Arbeiten. Im Vordergrund dieses Gutachtens<br />

stehen die Anwendungsfelder Energie und Ernährung.<br />

<strong>Meer</strong>e bieten mit Wind, Wellen und Gezeiten ein großes<br />

Potenzial an erneuerbaren Energien. Welche Rolle<br />

könnten sie für die globale Energiewende spielen? Bis<br />

Mitte des Jahrhunderts wird die Weltbevölkerung auf<br />

etwa 9 Mrd. Menschen ansteigen. Damit muss nicht<br />

nur ein weltweit wachsender Energiehunger, sondern<br />

auch eine erhöhte Nachfrage nach Nahrungsmitteln<br />

befriedigt werden: Welche Rolle kann und sollte dabei<br />

die Ernährung aus dem <strong>Meer</strong> spielen? Wie werden sich<br />

Änderungen der Ernährungsweisen in aufstrebenden<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern auswirken? Und<br />

vor allem: Wie kann der gemeinschaftliche Umgang der<br />

Staaten mit den <strong>Meer</strong>en so weiterentwickelt werden,<br />

dass auch künftige Generationen eine intakte <strong>Meer</strong>esumwelt<br />

vorfinden? Wie können Schutz und nachhaltige<br />

Nutzung des „blauen Kontinents“ auch in Zukunft<br />

gesichert werden?<br />

Viel wird von der Steuerung von <strong>Meer</strong>esnutzungen<br />

und <strong>Meer</strong>esschutz abhängen, also von der <strong>Meer</strong>es-<br />

Governance. Im Zentrum stehen daher Fragen nach den<br />

Regeln für den nachhaltigen Umgang mit den <strong>Meer</strong>en<br />

und vor allem die Frage, wie ihre Umsetzung gesichert<br />

werden kann. Neben Antworten auf diese Fragen will<br />

das vorliegende Gutachten eine integrierte Vision für<br />

einen langfristig nachhaltigen Umgang mit den <strong>Meer</strong>en<br />

liefern. Eine entsprechende neue <strong>Meer</strong>espolitik sollte<br />

ein Leitprojekt der Großen Transformation zur klimaverträglichen,<br />

nachhaltigen Gesellschaft sein.

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