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Abschlussbericht - Gesundheitsprojekt an der Bernays-Hauptschule

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Lebenskompetenz - Entsp<strong>an</strong>nung<br />

Die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> <strong>Bernays</strong>-<strong>Hauptschule</strong> erleben bereits in <strong>der</strong> 5. Klasse in<br />

einem deutlichen Ausmaß Stress. Sie realisieren gerade den Überg<strong>an</strong>g vom „normalen“<br />

Grundschulkind zum Hauptschulkind, das es nicht auf Realschule o<strong>der</strong> Gymnasium<br />

geschafft hat. Hinzu kommen bei vielen die Auswirkungen von relativer Armut, teilweise<br />

familiäre Krisen und/o<strong>der</strong> Konflikte in <strong>der</strong> Klasse. Als sinnvolles Konzept erwies sich hier das<br />

Lebenskompetenztraining mit wöchentlichen Entsp<strong>an</strong>nungsstunden. Trotz ungünstiger<br />

räumlicher Bedingungen – die Schule konnte wegen <strong>der</strong> Platznot kein Entsp<strong>an</strong>nungszimmer<br />

einrichten – wurde <strong>an</strong> einem Tag pro Woche Kin<strong>der</strong>n in kleineren Gruppen das Modul<br />

Entsp<strong>an</strong>nung <strong>an</strong>geboten. Wichtig waren hier die Kontinuität des Moduls und <strong>der</strong> Trainerin, zu<br />

<strong>der</strong> Vertrauen aufgebaut werden konnte. Allerdings zeigte sich auch hier, dass die<br />

Wirkungen vor allem d<strong>an</strong>n eintreten, wenn Schülerinnen und Schüler kontinuierlich<br />

teilnehmen können und die Angebote l<strong>an</strong>gfristig etabliert sind.<br />

Dass die direkten Wirkungen nur im Bereich <strong>der</strong> Risikokin<strong>der</strong> und nicht auf breiterer Ebene<br />

festgestellt werden konnten, hat wesentlich auch mit den folgenden zentralen<br />

Rahmenfaktoren des Aktionsbündnis Daidalos zu tun. Sie werden hier abschließend auch im<br />

Sinne von Empfehlungen für eine gelingende Gesundheitsför<strong>der</strong>ung im Hauptschulbereich<br />

formuliert.<br />

Grenzen des Systems <strong>Hauptschule</strong>/ <strong>Bernays</strong>schule. Das System <strong>Hauptschule</strong> ist ein<br />

eher geschlossenes System mit eigenen Regeln. Mit einem Gesundheitsnetzwerk wie<br />

Daidalos entstehen org<strong>an</strong>isatorische Reibungen. So willkommen gerade <strong>an</strong> einer<br />

Brennpunkt-<strong>Hauptschule</strong> wie <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Bernays</strong>straße jede Form von externer Unterstützung<br />

zunächst ist, erfor<strong>der</strong>t diese doch viel Abstimmungszeit, damit die unterschiedlichen Welten<br />

„Schule“ und „Daidalos“ sich aufein<strong>an</strong><strong>der</strong> einlassen können. Diese Kooperation benötigt<br />

einen l<strong>an</strong>gen Atem auf beiden Seiten und einen l<strong>an</strong>gen Zeitraum des Ausprobierens. Der<br />

Modellzeitraum war für diese Konstellation sicher zu kurz.<br />

Erschwerend kam hinzu, dass in <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>gsphase ein Wechsel in <strong>der</strong> Schulleitung erfolgte.<br />

Der l<strong>an</strong>gjährige Schulleiter, <strong>der</strong> Daidolos <strong>an</strong> die Schule geholt hatte, wechselte überraschend<br />

die Schule und mit ihm „gingen“ auch einige <strong>der</strong> <strong>an</strong>gedachten Projektideen wie die<br />

Schülerfirma.<br />

Ein Projekt wie Daidalos erfor<strong>der</strong>t engagierte und motivierte Lehrerinnen und Lehrer, die mit<br />

Kontinuität in einem solchen Projekt engagiert sind. Die Situation <strong>der</strong> <strong>Bernays</strong>-<strong>Hauptschule</strong><br />

(und die vieler <strong>Hauptschule</strong>n in Bayern), ist aber geprägt von relativ hoher Fluktuation. So<br />

gibt es wenig Pl<strong>an</strong>ungssicherheit in Bezug auf die einzelnen Lehrkräfte <strong>an</strong> <strong>der</strong> Schule. Viele<br />

junge Lehrerinnen und Lehrer wissen am Ende eines Schuljahres nicht, ob sie <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

bisherigen Schule bleiben werden. Damit müssen sich die Kin<strong>der</strong> Jahr für Jahr <strong>an</strong> neue<br />

Lehrkräfte gewöhnen. Die Schulleitung weiß nicht, mit welchen Personen sie das Schuljahr<br />

pl<strong>an</strong>en k<strong>an</strong>n und muss u.U. das erste Viertel eines jeden Schuljahres mit <strong>der</strong> Einführung<br />

neuer Kolleginnen und Kollegen verbringen. Ein Projekt wie Daidalos, muss sich unter<br />

diesen Bedingungen immer wie<strong>der</strong> neu erklären, vorstellen. Das bindet Energien und<br />

verhin<strong>der</strong>t Synergien.<br />

Zielgruppenbezogene Passung von Konzepten <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung. Alle Akteure<br />

im Aktionsbündnis verfügten über ausgewiesene l<strong>an</strong>gjährige Erfahrung im Schulbereich<br />

o<strong>der</strong>/und bei <strong>der</strong> Implementierung von <strong>Gesundheitsprojekt</strong>en. Da die meisten Konzepte <strong>der</strong><br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung allerdings bei Schülerinnen und Schülern in weiterführenden Schulen<br />

entwickelt werden, best<strong>an</strong>d auch hier ein Anpassungsbedarf: Unterschiedliche Normen und<br />

Erfahrungswelten müssen berücksichtigt werden. Hauptschülerinnen und -schülern sind mit<br />

mittelschicht-orientierten Konzepten nur schwer zu erreichen, weil diese ihre Lebenswelten,<br />

Orientierungen, St<strong>an</strong>dards und erlebten Alltagserfahrungen nicht ausreichend<br />

berücksichtigen. Vor allem in <strong>Hauptschule</strong>n <strong>der</strong> Großstädte finden sich Schülerinnen und<br />

Schüler wie<strong>der</strong>, die im Unterschied zu ländlichen Bereichen ihre Schulkarriere als Scheitern<br />

erleben – und oft auch als gescheitert stigmatisiert werden. Daraus ergeben sich beson<strong>der</strong>e<br />

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