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K. Knahr, M. Pospischill - Implantat - Atlas Zementfreie Hüftpfannen

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361<br />

Die modulare Femurrevisionsprothese<br />

Revitan kurviert<br />

K. <strong>Knahr</strong>, M. <strong>Pospischill</strong><br />

Revisionsoperationen nach künstlichem Hüftgelenkersatz<br />

nehmen laufend zu und stellen den Operateur<br />

vor immer höhere operationstechnische Anforderungen.<br />

Um den unterschiedlichen Dimensionen<br />

der knöchernen Defekte Genüge zu leisten, wurden<br />

in den letzten Jahren vermehrt modulare Schaftsysteme<br />

zum Einsatz gebracht. Die Vielfalt der <strong>Implantat</strong>e<br />

hat aber auch dazu geführt, dass sowohl zur<br />

Optimierung der Modularität als auch aus Kostengründen<br />

unterschiedliche Systeme zusammengeführt<br />

wurden. Die modulare Femurrevisionsprothese<br />

Revitan setzt sich aus einem kurvierten und einem<br />

geraden Schaft zusammen, die ihren Ursprung in<br />

dem Revisalschaft (Csepan et al. 2001, Schüler<br />

2003) sowie in dem PMF Schaft (Le Beguec 2000, Le<br />

Beguec 2003, Sieber und Le Beguec 2005) haben.<br />

Die Zusammenführung beider Systeme ermöglicht<br />

nun eine Vielfalt an Kombinationsvarianten bei<br />

gleichzeitiger Vereinheitlichung des Operationsinstrumentariums.<br />

Bei dem Revitan Revisionssystem handelt es sich um<br />

ein zementloses modulares Hüftsystem, welches insgesamt<br />

aus zwei unterschiedlichen proximalen und<br />

zwei unterschiedlichen distalen Komponenten<br />

besteht. Die proximale Komponente wird in einer<br />

zylindrischen und einer konischen Form angeboten<br />

während die distale Komponente sich dahingehend<br />

unterscheidet, dass beim kurvierten Schaft die Antekurvation<br />

des Femurs berücksichtigt wird, während<br />

der Geradschaft im Wesentlichen auf dem Fixationsprinzip<br />

des Wagner Revisionsschaftes basiert. Mithilfe<br />

des proximalen Manipulierteiles kann sowohl die<br />

Distanz als auch die gewünschte Antetorsion korrekt<br />

vorbestimmt werden. Insgesamt besteht eine Rotationsmöglichkeit<br />

der proximalen Komponente von<br />

+/- 40° auf der distalen Komponente zur Veränderung<br />

der Schaftantetorsion. Die Fixation der beiden<br />

definitiven Komponenten erfolgt mithilfe eines<br />

Drehmomentschlüssels über einer Konusfixation.<br />

Konstruktionsmerkmale des Revitanschaftes<br />

kurviert<br />

Der Querschnitt der distalen Komponente ist oktogonal<br />

und weist eine konische Steigung von 2 Grad auf.<br />

Dieser oktogonale Querschnitt bietet durch die<br />

Längsrippen an den Ecken eine sehr gute Rotationsstabilität.<br />

Mit der Antekurvation des Schaftes wird<br />

der natürlichen Antekurvation des Femurmarkraumes<br />

Rechnung getragen, sodass auch bei längeren<br />

Distanzen Prothesenstiele ohne Femurosteotomie,<br />

d. h. über einen endofemoralen Zugang, implantiert<br />

werden können. Die Präparation des Femurschaftes<br />

erfolgt entsprechend der anatomischen Form mit<br />

Raspeln die auf das <strong>Implantat</strong> abgestimmt sind. Die<br />

distalen Schaftkomponenten sind in 3 unterschiedlichen<br />

Längen von 140, 200 und 260 mm vorhanden,<br />

bei einer Durchmesservariabilität von 14 - 24 mm. Ab<br />

einem Durchmesser von 18 mm weisen die Komponenten<br />

der Längen 200 mm und 260 mm zusätzliche<br />

Löcher auf, um hier eine Verriegelung des Prothesenschaftes<br />

zu ermöglichen (Abb. 1).<br />

Präoperative Planung und Zugangswege<br />

Bei dem kurvierten Revitanschaft geht es bei der<br />

präoperativen Planung neben der Bestimmung der<br />

vermutlich erforderlichen Prothesenkomponentengröße<br />

vor allem darum, festzustellen, ob die <strong>Implantat</strong>ion<br />

endofemoral oder über einen transfemoralen<br />

Zugang vorgenommen werden sollte (Fink et al.<br />

2005). Kriterien für diese Entscheidung sind die Form<br />

des Femurs sowie die Analyse der Defekte und somit<br />

der mechanischen Stabilität des Knochens. Vor allem<br />

bei ausgedehnten metaphysären Defekten und<br />

osteoporotischem Knochen im proximalen Anteil<br />

sollte eine distale Fixierung angestrebt werden. Da<br />

der Verankerungsbereich in diesen Fällen meist im<br />

Bereich des Isthmus des Femurs und zum Teil sogar<br />

darunter gelegen ist, wird empfohlen, hier einen<br />

kurvierten Schaft mit der Option von Verriegelungsschrauben<br />

anzustreben. Als notwendige Fixationsstrecke<br />

im Knochen ist ein Bereich zwischen 50 und<br />

70mm anzusehen.<br />

Ein weiterer Vorteil dieses Schaftsystems ist die Tatsache,<br />

dass sowohl in situ der proximale Halsteil mit<br />

dem distalen Femurteil verbunden werden kann als<br />

auch eine Montage außerhalb des Femur möglich ist.<br />

Gerade bei der Notwendigkeit einer distalen Verriegelung<br />

hat es sich als zweckmäßig erwiesen, zunächst<br />

den distalen Teil mitsamt dem proximalen Probeteil<br />

einzubringen, distal zu verriegeln und dann entsprechend<br />

den Distanzmöglichkeiten der proximalen<br />

Komponente entweder eine zylindrische oder konische<br />

Form im Ausmaß von 55 - 105 mm zu wählen.<br />

Da diese Längen in 10 mm Schritten vorhanden sind,<br />

ist in Kombination mit den unterschiedlichen Kopflängen<br />

eine sehr große Variabilität gewährleistet.


362 K. <strong>Knahr</strong>, M. <strong>Pospischill</strong><br />

Fallbeispiele<br />

Fall 1)<br />

Der 83 jährige Mann stürzte im Oktober 2004 und<br />

zog sich an der linken Hüfte eine Schenkelhalsfraktur<br />

zu, die an einer Unfallabteilung mit einer dynamischen<br />

Hüftschraube versorgt wurde. Wegen persistierender<br />

Beschwerden und Auftreten einer Schenkelhalspseudoarthrose<br />

wurde im Jänner 2005 die <strong>Implantat</strong>ion<br />

einer zementfreien Hüftendoprothese vorgenommen.<br />

10 Tage postoperativ stürzte der Patient und es<br />

kam zu einer zentralen Beckenfraktur mit Migration<br />

und Lockerung der Prothesenpfanne. Diese wurde in<br />

der Folge bei einer Revision ausgetauscht und eine<br />

Burch-Schneider-Stützschale eingesetzt. 14 Tage<br />

später nach bereits guter Mobilisation kam es zu<br />

einem neuerlichen Sturz des Patienten, aus dem eine<br />

Mehrfachfraktur des proximalen Femurschaftes<br />

resultierte (Abb. 2a). Es musste daher neuerlich eine<br />

Operation vorgenommen werden, wobei in diesem<br />

Fall der ursprüngliche Femurschaft entfernt und<br />

durch einen Revitan Schaft kurviert mit distaler Verriegelung<br />

eingesetzt wurde (Abb. 2b). Der Patient ist<br />

bei der letzten Kontrolle 9 Monate postoperativ<br />

beschwerdefrei und mit einem Rollator im Bereich<br />

der Wohnung mobil.<br />

a<br />

b<br />

Abb. 1 Modulares Hüftrevisionssystem Revitan (Images ©<br />

Zimmer, Inc. Used by permission only).<br />

Fall 2)<br />

Die 71 jährige Patientin erhielt im Jahre 1993 eine<br />

zementfreie Hüfttotalendoprothese rechts implantiert.<br />

Im April 2005 stürzte die Patientin und zog sich<br />

eine periprothetische Fraktur zu. Diese wurde auswärts<br />

mit einer Spezialprothese versorgt. Ein halbes<br />

Jahr später klagte die Patientin über starke Schmerzen<br />

vor allem bei Belastung und gab an, dass das<br />

Bein kürzer geworden sei. Die Röntgenkontrolle zeigte<br />

eine Fraktur der Verriegelungsschrauben mit<br />

Nachsetzen des Schaftes und massiver Lockerung<br />

des <strong>Implantat</strong>es (Abb. 3b). Im November erfolgte die<br />

Revision, wobei die Gundolph Cerclagen proximal<br />

entfernt wurden, der gelockerte Schaft ebenfalls entfernt<br />

und ein kurvierter Revitanschaft Größe 18/260<br />

mit vierfacher Verriegelung, Halsteil 65mm und Durasulkopf<br />

32mm eingesetzt wurde (Abb. 3c). Die stabil<br />

sitzende Pfanne wurde belassen.<br />

Nach anfänglich ausgezeichneter Mobilisation kam<br />

es im häuslichen Bereich vor allem bei stärkerer Beugung<br />

zur Luxation, die insgesamt zweimal auftrat. Es<br />

wurde daher beschlossen die Pfanne zu wechseln,<br />

wobei es gelang - da nur ein geringfügiger knöcherner<br />

Defekt vorlag - neuerlich eine zementfreie Pfanne<br />

einzusetzen. Hiezu wurde ein Durom-Cup <strong>Implantat</strong><br />

gewählt mit einem Außendurchmesser von 56, wobei<br />

ein Kopf mit einer Durchmessergröße von 50 für den<br />

Schaftteil aufgesetzt werden konnte. Mit dieser Variante<br />

gelang eine sehr gute Verbesserung der Stabilität<br />

durch den deutlich größeren Range of Motion,<br />

a<br />

Abb. 2 Mehrfachfraktur proximaler Femur nach zementfreier<br />

Hüfttotalendoprothese (a), Stabilisierung mit Revitanschaft<br />

kurviert + distale Verriegelung (b).<br />

sodass bisher mit dieser Maßnahme eine weitere<br />

Luxation verhindert werden konnte (Abb. 3d).<br />

b


Die modulare Femurrevisionsprothese Revitan kurviert 363<br />

a b c d<br />

Abb. 3 Status post Revisionsschaft nach Trümmerfraktur des proximalen Femurs (a), Bruch der Verriegelungsschrauben<br />

mit Nachsetzen des <strong>Implantat</strong>es (b), Revisionsschaft Revitan kurviert mit distaler Verriegelung (c), Durom Cup Pfanne mit<br />

Revisionskopf 50 mm Ø (d).<br />

Literatur<br />

Csepan RJ, Schmid R, <strong>Knahr</strong> K. Der Revisalschaft:<br />

Indikation und Ergebnisse. 26.Jahrestagung der<br />

Öst.Ges.f.Orthopädie und orthop.Chirurgie, 29.11.-<br />

1.12.2001, Salzburg, Abstractband, 167<br />

Fink B, Fürst M, Hahn M, Thybaud L, Sieber HP, Delling<br />

G. Principles of fixation of the cementless modular<br />

revision stem Revitan. Unfallchirurg 2005; 108(12):<br />

1029-37<br />

Le Beguec P. Systeme PFM-revision pour reprise<br />

d’une prothese femorale descellee. Maitrise orthopedique,<br />

2000<br />

Le Beguec P. Reprise des protheses femorales descellees.<br />

Sauramps medical, 2003<br />

Schüler MM. Der Revisal-M-Schaft, Entwicklung und<br />

erste Ergebnisse eines neuen, modularen und<br />

zementfreien Revisionsschaftes bei Hüfttotalendoprothesenwechseln<br />

und pertrochantären Femurfrakturen.<br />

Dissertation, Technische Universität München,<br />

2003<br />

Sieber HP, Le Beguec P. Einsatz des PFM-R-Schaftes<br />

bei Revisionseingriffen. In: Perka C, Zippel H<br />

(Hrsg.) Revisionsendoprothetik des Hüftgelenkes,<br />

Schaftrekonstruktion und perioperatives Management,<br />

2005

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