27.01.2014 Aufrufe

Geschosswirkung finden Sie hier

Geschosswirkung finden Sie hier

Geschosswirkung finden Sie hier

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Diskussion 116<br />

Hirnprellungen ohne Perforation der Dura mater entstehen am Ort der<br />

Gewalteinwirkung (dem sog. StoÉherd, Coup) und meist stÅrker an der Gegenseite<br />

(Contrecoup). Dabei treten Petechien, ZerreiÉungen der intrazereberalen GefÅÉe und<br />

multiple weitere GewebeschÅden auf. In der Medizin hatte sich bereits GROSS (1959)<br />

mit seiner „cavitation theory“ zu einer mÇglichen Ursache des Contrecoup-Effektes<br />

geÅuÉert. GROSS (1958) beschrieb, dass „damage is caused mainly by the forceful<br />

collapse of tiny cavities produced by tensile stress after the stress subsides“.<br />

DAWSON et al. (1980, S. 157) fassen hingegen spÅter zusammen, dass „medical<br />

observers have indicated repeatedly that negative pressure theories do not provide a<br />

satisfactory explanation for the localization of traumatic injuries […] and the evidence<br />

for cavitation in biologic systems is meager”. Neben anderen ErklÅrungsversuchen,<br />

kÇnnten entstehende Gasblasen im Unterdruckbereich des GroÉhirnes nach<br />

kontralateraler stumpfer Gewalteinwirkung fÄr Gewebeeinblutungen verantwortlich<br />

gemacht werden. Hierzu wÅren weiterfÄhrende Studien mit entsprechendem<br />

Versuchsaufbau notwendig. Schon heute mÇchten wir jedoch darauf hinweisen, dass<br />

wahrscheinlich die konkave Form der inneren SchÅdelhÇhle Druckwellen fokussieren<br />

kann. Auch bei stumpfer Gewalt mit niedrigerem Energieeintrag von lateral lÅge der<br />

Fokus dann auf der contralateralen Seite.<br />

Der Begriff „Kavitationsblase“ fÄr aufschwingende Gasblasen (Wasserdampfblasen) in<br />

der Wund- und Zielballistik ist strikt gegen den bereits frÄher verwendeten Begriff<br />

„KavitÅt“ (fÄr die temporÅre HÇhle) abzugrenzen. Jedenfalls sind die<br />

Entstehungsmechanismen, die rÅumliche und zeitliche Ausdehnung und nicht zuletzt<br />

die Wechselwirkung mit dem Zielmaterial grundsÅtzlich verschieden.<br />

Ñber die entstehenden GewebsschÅden auch abseits der temporÅren HÇhle lÅsst sich<br />

bislang nur wenig vorhersagen.<br />

In der Literatur gibt es widersprÄchliche Angaben zu „remote-effects“ von<br />

Hochgeschwindigkeitsmunition. WÅhrend OWEN-SMITH (1981) auch 20 cm entfernt<br />

vom Schusskanal Zelltod im Darm auf die Schussverletzung zurÄckfÄhrte, bestreitet<br />

FACKLER (1998) diesen Zusammenhang mit dem Hinweis auf fehlende Beobachtung<br />

von Zelltod bei anderen Organsystemen. Auch HARVEY et al. (1947) hatten SchÅden<br />

an Organsystemen (Blutzellen, Froschherzen und Darmschlingen) nur dann<br />

beobachtet, wenn das Gewebe direkt durch die temporÅre HÇhle heftig gedehnt<br />

worden war. Von GEORGI et al. (1991) wurde jedoch eine Studie verÇffentlicht, in der<br />

299 Patienten nach penetrierenden BauchschÄssen retrospektiv auch auf begleitende<br />

extraabdominelle Verletzungen untersucht worden waren. Bei 24 % der Patienten<br />

wurden solche begleitenden Verletzungen festgestellt.<br />

ADAMS (1982) hatte Äber den Verletzungsmechanismus von Druckschwankungen,<br />

die in beschossenen Geweben in Zeitfenstern von 15 bis 25 Mikrosekunden pulsieren,<br />

berichtet. JOSEPHSON und THOMPSON (1988) haben dann ein analytisches Modell<br />

entwickelt, welches mit begrenzter Ñbertragbarkeit den Einfluss von Ñberdruckwellen<br />

auf Thorax und Abdomen beschreibt. Im gleichen Jahr verÇffentlichten LIDEN et al.<br />

(1988) das Ergebnis ihrer Untersuchungen: Auch ohne Geschosspenetration, beim<br />

Tragen schusssicherer Westen, kÇnne es zu schweren Verletzungen der Lunge<br />

kommen. TREIB et al. (1996, S. 64) beschreiben sogar als „late effect“ einer<br />

Schussverletzung mit hoher Geschwindigkeit die Ausbildung einer Epilepsie als<br />

mÇgliche Komplikation, „even if the missile did not directly injure the brain“.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!