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Einleitung und Aufgabenstellung 1<br />
1. Einleitung und Aufgabenstellung<br />
Die Beurteilung von Schussverletzungen und die Rekonstruktion von<br />
Schusswaffendelikten sind von jeher ein wichtiges Aufgabenfeld der Rechtsmedizin.<br />
Das kommt unter anderem darin zum Ausdruck, dass schon VON HOFMANN (1895)<br />
in dem Lehrbuch der gerichtlichen Medizin ein Kapitel der Schusswirkungsproblematik<br />
gewidmet hat. Seitdem ist das rechtsmedizinische Schrifttum zu den Schusswaffen<br />
und Schusswirkungen nahezu unÄbersehbar geworden. Einen Anhaltspunkt und eine<br />
EinfÄhrung speziell im Hinblick auf rechtsmedizinische Fragen <strong>finden</strong> wir in den<br />
Monographien von SELLIER (1969, 1977). Die Arbeiten von Sellier sind insbesondere<br />
dadurch gekennzeichnet, dass ein theoretischer Hintergrund gesucht und erarbeitet<br />
wurde. Dabei wurde versucht mathematische ZusammenhÅnge darzustellen, wobei<br />
ein umfassendes und noch bis heute gÄltiges Arbeitsgebiet erschlossen wurde.<br />
Die theoretische Aufarbeitung der Schusswaffenwirkung ist aber noch lange nicht<br />
abgeschlossen und es ergeben sich zahlreiche noch offene Fragen, fÄr deren<br />
theoretische LÇsung weitere experimentelle Grundlagen erarbeitet werden mÄssen. Es<br />
fÅllt beim Studium der Literatur auf, dass auÉerordentlich viele empirische und<br />
deskriptive Arbeiten durchgefÄhrt wurden, von denen allerdings sehr viele versÅumen,<br />
grundlegende ZusammenhÅnge quantitativ zu erfassen.<br />
Ñberdies haben seit den siebziger Jahren die neuen MilitÅrkaliber mit<br />
Hochgeschwindigkeitsmunition weite Verbreitung gefunden, wobei sich aber<br />
erhebliche regionale Unterschiede ergaben. Auch bei TÇtungsdelikten und<br />
JagdunfÅllen ist der prozentuale Anteil von Hochgeschwindigkeitsmunition gestiegen;<br />
INCI et al. (1998, S. 438) beschreiben sogar, dass „penetrating thoracic trauma,<br />
especially that due to high-velocity gunshot wounds, is increasing at an alarming rate<br />
in our region”. Auch bei den terroristischen Gewalttaten ist davon auszugehen, dass<br />
zunehmend Hochgeschwindigkeitsmunition eingesetzt wird.<br />
WÅhrend die in der Rechtsmedizin beschriebenen FÅlle von Schussverletzungen<br />
bislang meist durch langsam fliegende Geschosse aus Faustfeuerwaffen verursacht<br />
wurden, fÄhrt die Waffenentwicklung im militÅrischen Bereich zu insgesamt kleineren<br />
Kalibern mit immer hÇherer Geschossgeschwindigkeit (ZIEGLER 1990, HAUCK 1990,<br />
SCHMECHTA 1990, MARKAKIS et al. 1992, PEREY und TIGGES 2003). Es ist<br />
schwierig, Schusswunden sicher zu beurteilen. Wenn sie durch schnelle Geschosse<br />
verursacht wurden, ist das besonders schwierig. Teilweise kÇnnen dann nicht einmal<br />
mehr Ein- und Ausschuss sicher voneinander unterschieden werden (PIETTE et al.<br />
2002). Auch im Institut fÄr Rechtsmedizin GÇttingen wurde seit Jahren an den<br />
Grundlagen der Wundballistik mit Hochgeschwindigkeitsmunition gearbeitet (KLATT<br />
1996, KLATT und KIJEWSKI 1998, KEGEL 2003). Bislang wurden insbesondere die<br />
quantitativen VerÅnderungen der Energieabgabemechanismen von Geschossen mit<br />
Geschwindigkeiten bis 1300 m/s in feuchten Zielmedien aufgezeigt.<br />
Dabei blieb der Entstehungsmechanismus der exponentiell steigenden Energieverluste<br />
in wasserreichen ballistischen Zielen jedoch bis heute unklar. Es gibt verschiedene<br />
Meinungen zur starken Energieabsorption von Hochgeschwindigkeitsgeschossen.<br />
JANZON und SEEMAN (1985) erklÅren die hohe Energieabsorption mit der Bildung<br />
temporÅrer HÇhlen. KLATT (1996) stellt hochfrequente Zielpulsationen als Ursache in<br />
den Vordergrund. COUPLAND (1999) erklÅrt die GeschossverzÇgerung mit<br />
Fragmentation, WARD und NOLTE (2000) hingegen erklÅren sie mit<br />
Geschosstaumeln. Zuletzt beschreiben CANNON (2001) und TAN et al. (2002) starke<br />
Druckwellenbildung als Ursache fÄr den Energieverlust. Gerade grundlegende