SCHULISCHE SOZIALISATION - Dr. Hans Toman
SCHULISCHE SOZIALISATION - Dr. Hans Toman
SCHULISCHE SOZIALISATION - Dr. Hans Toman
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<strong>SCHULISCHE</strong><br />
<strong>SOZIALISATION</strong><br />
Universität Flensburg<br />
Seminar: Politische Sozialisation<br />
Leitung: <strong>Dr</strong>. <strong>Hans</strong> <strong>Toman</strong><br />
Referenten: Annika, Christian, Laura
Gliederung<br />
Einstieg<br />
Schulklima<br />
- Architektur und Ausstattung<br />
- Heimlicher Lehrplan<br />
- Schüler-Lehrer-Beziehung<br />
- Schüler-Schüler-Beziehung<br />
- Angst, Versagen, Verweigerung<br />
Soziale Gebote<br />
Quellen
Definition<br />
Schulische Sozialisation …<br />
<br />
<br />
beinhaltet den Prozess der Verinnerlichung bestehender Traditionen einer<br />
Gesellschaft<br />
bestimmt diesen Prozess der Entwicklung der Schülerpersönlichkeit durch<br />
die in der Schule ablaufenden Prägungen und Entwicklungsprozesse<br />
Bei Sozialisationsprozessen entsteht die individuelle Persönlichkeit und nicht<br />
nur eine Anpassung an soziale Normen und Zwänge.
Schulische Sozialisation<br />
Quelle: <strong>Toman</strong>, H.: Facetten der außerschulischen und schulischen Sozialisation von Kindern und Jugendlichen
Aufgabe der Schule<br />
§ 4 Bildungs- und Erziehungsziele<br />
(1) Der Auftrag der Schule wird bestimmt durch das Recht des jungen Menschen auf eine seiner<br />
Begabung, seinen Fähigkeiten und seiner Neigung entsprechende Erziehung und Ausbildung, durch<br />
das Recht der Eltern auf eine Schulbildung ihres Kindes sowie durch die staatliche Aufgabe, die<br />
einzelne Schülerin und den einzelnen Schüler auf ihre Stellung als Bürgerin und Bürger mit den<br />
entsprechenden Rechten und Pflichten vorzubereiten.<br />
(2) Es ist die Aufgabe der Schule, die geistigen, seelischen und körperlichen Fähigkeiten des jungen<br />
Menschen unter Wahrung des Gleichberechtigungsgebots zu entwickeln. Der Bildungsauftrag der<br />
Schule ist ausgerichtet an den im Grundgesetz verankerten Menschenrechten, den sie begründenden<br />
christlichen und humanistischen Wertvorstellungen und an den Ideen der demokratischen, sozialen<br />
und liberalen Freiheitsbewegungen.<br />
Schleswig-Holsteinisches Schulgesetz (Schulgesetz - SchulG) vom 24. Januar 2007
Einordnung schulische Sozialisation
GEHEIM<br />
Lehrer<br />
Heimlicher<br />
Lehrplan<br />
Schüler<br />
Schulklima
Architektur<br />
und<br />
Ausstattung
Architektur und Ausstattung<br />
Wie wirken sich Architektur und Ausstattung der<br />
Schule auf die Schüler und Schülerinnen aus?
Heimlicher Lehrplan<br />
engl. = hidden curriculum<br />
Grundkurs in sozialen Regeln, Regelungen<br />
und Routinen<br />
alle Bereiche jenseits von Lernplänen,<br />
Richtlinien oder Schulordnungen
Quelle: www.fh-ludwigshafen.de/fb3/walz/bild6.gif
Heimlicher Lehrplan<br />
Schule vermittelt Normen + Werte der Gesellschaft<br />
Beispiele:<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Gleichberechtigung<br />
Rederecht erhalten<br />
Hierarchische Ordnung<br />
Maskierung
Heimlicher Lehrplan<br />
Schule als Verbindungsglied zwischen<br />
Familien- und Erwachsenenleben<br />
Schule bildet nicht nur fachliche Kompetenzen aus, sondern<br />
vermittelt ebenfalls gesellschaftliche Normen, um in der<br />
Gesellschaft als Mitglied akzeptiert zu werden.
Schüler-Lehrer-Beziehung<br />
§ 34 Lehrkräfte<br />
(1) Lehrkräfte gestalten Erziehung und Unterricht im Rahmen der Bildungs- und<br />
Erziehungsziele nach § 4, der Lehrpläne und des Schulprogramms in eigener<br />
pädagogischer Verantwortung. Sie sind dabei an die Weisungen und Anordnungen der<br />
Schulleiterin oder des Schulleiters und der Schulaufsichtsbehörden gebunden. Sie<br />
fördern alle Schülerinnen und Schüler umfassend und beraten deren Eltern in<br />
schulischen Angelegenheiten. […]<br />
Schleswig-Holsteinisches Schulgesetz (Schulgesetz - SchulG) Vom 24. Januar 2007
Schüler-Lehrer-Beziehung<br />
Gibt es eine Lehrperson aus deiner Schulzeit, von der<br />
du sagen würdest, dass sie besonderen Einfluss auf<br />
deine jetzige Persönlichkeit gehabt hat?
Schüler-Lehrer-Beziehung<br />
These:<br />
Lehrer handeln als Repräsentanten der Organisation im Bewusstsein der<br />
Alters-, Wissens-, Macht- und Kompetenzdifferenzen betont sachbezogen.<br />
Beispiel:<br />
Eine Lehrerin ruft zu Beginn der Mathematikstunde einen Schüler auf und<br />
stellt ihm eine sehr einfache Aufgabe mit den Worten: „Jetzt wollen wir doch<br />
mal sehen, ob die PISA-Befunde stimmen. Paul geh‘ mal an die Tafel und<br />
zeig‘ uns, was Du kannst!“
Schüler-Lehrer-Beziehung<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
Lehrer sind eben nicht nur Unterrichtsvollzugsbeamte<br />
Vermischung von sachlichen und interpersonellen Bezügen in der<br />
Lehrer-Schüler-Interaktion<br />
Lehrer haben in der Regel die Definitionshoheit im Unterricht<br />
Wissen über einzelne Schüler oft nur fragmentarisch<br />
Schluss von einzelnen Verhaltensweisen auf Gesamtpersönlichkeit<br />
große Wirkungen, da Lehrer großen Einfluss haben
Schüler-Lehrer-Beziehung<br />
„Lehrer, die an der Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung ihrer<br />
Schüler interessiert sind, versuchen deren biografische Lebenssituation<br />
zu verstehen und reflektieren gleichzeitig ihr eigenes Handeln in der<br />
Mehrfachrolle als Interaktionspartner, Pädagoge und Vorbereiter von<br />
Lerngelegenheiten.“<br />
(Veith, H.: Sozialisation)<br />
Was ist demnach besonders wichtig für einen Lehrer?<br />
Bewusstsein dieser wichtigen Rolle<br />
Wirklich individuelle Betrachtung der Schüler<br />
Persönliche Vorstellungen bzw. ein Ziel bzgl. der Sozialisation von<br />
Schülern<br />
Authentizität und Vorleben von Werten
Schüler-Schüler-Beziehung<br />
<br />
Soziale Stellung innerhalb des Klassenverbundes<br />
<br />
Die soziale Stellung des Schülers….<br />
<br />
<br />
… ist abhängig von außerschulischen Bedingungen<br />
… führt zur Übernahme einer bestimmten Rolle im Klassenverbund<br />
<br />
Rollen des Schülers<br />
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Klassenclown<br />
Mitläufer<br />
Streber<br />
Außenseiter…
Entwicklungspotenziale (<strong>Toman</strong>, H. (2012))<br />
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Bezugsgruppe<br />
Gruppenstruktur<br />
Gruppennormen<br />
Sozialklima<br />
Kommunikation<br />
Beziehung<br />
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<br />
soziales<br />
Selbstbewusstsein<br />
Identität<br />
Konflikt<br />
Freundschaft<br />
Kooperation<br />
Toleranz<br />
<br />
Solidarität
Datenbank zur Qualität von Schulen<br />
<br />
http://daqs.fachportal-paedagogik.de/<br />
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<br />
Datenbankangebot<br />
Deutsche Institut für Internationale Pädagogische<br />
Forschung (DIPF)
DaQS: Soziales Klima - Details der Skala:<br />
Abwertung der Schülerpersönlichkeit<br />
Items:<br />
Formulierung Mean SD r<br />
Und inwieweit treffen die folgenden Aussagen für deine<br />
Schule und deine Lehrer zu?<br />
Bei uns werden Schüler von Lehrern lächerlich gemacht. 2.35 0.91 0.43<br />
Wir haben Lehrer, die gegen Schüler auch schon mal<br />
handgreiflich werden.<br />
Bitte überlege für jede Aussage, inwieweit dies deiner<br />
Meinung nach für deine Schule und deine Lehrer zutrifft!<br />
1.96 0.98 0.40<br />
Bei uns kommt es oft vor, dass Lehrer uns anschreien. 2.85 0.82 0.46<br />
Bei den meisten Lehrern müssen wir alles auf Kommando<br />
machen.<br />
Bei uns geben Lehrer schlechte Noten, wenn sie Schüler nicht<br />
mögen oder mit ihnen Probleme haben.<br />
2.57 0.78 0.41<br />
2.33 0.93 0.51<br />
Nur wer Leistung bringt, ist bei unseren Lehrern angesehen. 2.54 0.89 0.50<br />
Skalierung:1 = trifft gar nicht zu / 2 = trifft eher nicht zu / 3 = trifft eher zu / 4 = trifft vollkommen zu
Schüler-Schüler Beziehung<br />
Die Qualität der Beziehung ist für die<br />
Sozialisation des Schülers bedeutsam!<br />
Diese ist durch das Leistungs- und Konkurrenzprinzip bestimmt
Angst, Versagen, Verweigerung<br />
<br />
ANGST<br />
<br />
SCHULANGST<br />
<br />
SCHULPHOBIE (Trennungsangst von Bezugspersonen)<br />
<br />
SCHULVERSAGEN<br />
<br />
SCHULVERWEIGERUNG
Die Folgen<br />
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<br />
mangelndes Selbstwertgefühl<br />
Stress<br />
Minderwertigkeitsgefühl<br />
Klassenwiederholung<br />
Abstufung der Schulart<br />
Sonderschule<br />
…kein Schulabschluss
Die Ursachen<br />
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Bedrohung<br />
Gewalt<br />
Mobbing<br />
Unsicherheit<br />
Schwäche<br />
Konkurrenzprinzip<br />
Leistungsreaktion / -überforderung /-druck / -beurteilung<br />
negative Einstellung des Lehrers<br />
unklare Maßstäbe<br />
fehlende Lebensnähe<br />
Heimlicher Lehrplan<br />
Eigene und elterliche Ansprüche<br />
familiäre Verhältnisse<br />
Stress und Verunsicherung
Zusammengefasst:<br />
<br />
Leistungsbewertung als zentraler Punkt<br />
<br />
Unterschiedliche Selbstbilder, Selbstwahrnehmungen und<br />
Selbstwertgefühle von guten und schlechten Schülern<br />
<br />
„Schulschwierigkeiten als Resultat einer unzureichenden<br />
Passung zwischen lebenslagenspezifischen Lernvoraussetzungen<br />
und institutionellen Lernanforderung der Schule“<br />
(Hurrelmann, K. (1993, S. 142))
Gebote zur sozialen Gestaltung des<br />
Unterrichts<br />
1. Beachte die psychischen Grundbedürfnisse der Kinder! Dazu zählen<br />
Sicherheit, Geborgenheit, Anerkennung, Erwiderung und Geltung.<br />
2. Beachte den sozialen Entwicklungsstand der Schüler! Zu den primären<br />
sozialen Bindungen gehören die Eltern, die Lehrkräfte sowie andere<br />
Kinder und Freunde.<br />
3. Bahne möglichst viele und vielseitige Beziehungen an! Ohne diese<br />
Kontakte lassen sich keine Sozialformen entwickeln.<br />
4. Sorge für Orientierungen, aber keine starre Ordnung! Ohne Regeln<br />
entsteht Chaos, fehlende Mitwirkung führt zu fehlender Mitverantwortung.<br />
5. Fördere eine Klassentradition! Gemeinsame Institutionen, Bräuche und<br />
Gewohnheiten verbinden untereinander und geben dem einzelnen<br />
Schüler Sicherheit.
Gebote zur sozialen Gestaltung des<br />
Unterrichts<br />
6. Beachte die informellen Beziehungen! Stärke produktive Kräfte und<br />
Konstellationen, statt eine von der Lehrkraft entworfene Ordnung<br />
aufzuerlegen.<br />
7. Balanciere Arbeitsteilung und Gemeinsamkeit aus! Besondere Neigungen<br />
und Fähigkeiten lassen sich auch in Verbindung mit den<br />
Erfahrungen anderer entfalten.<br />
8. Schaffe eine Arbeitsatmosphäre! Biete lohnende Aufgaben und<br />
gewöhne die Kinder von Anfang an selbständiges Arbeiten.<br />
9. Behalte die Entwicklungsmöglichkeiten der Gruppe im Auge! Eine<br />
Klasse entwickelt sich nicht von selbst zu einer Gemeinschaft, sondern<br />
nur mit Hilfe von entsprechenden Lebens- und Lernformen.
Quellen<br />
Gudjons, H. (1993): Pädagogisches Grundwissen. Klinkhardt: Bad Heilbrunn.Hurrelmann, K. (1973 2 ): Unterrichtsorganisation und schulische<br />
Sozialisation. Beltz Verlag: Weinheim und Basel.<br />
Hurrelmann, K. /Ulich, D. (1991 4 ): Neues Handbuch der Sozialisationsforschung. Beltz Verlag: Weinheim und Basel.<br />
Hurrelmann, K. (1993): Einführung in die Sozialisationstheorie – Über den Zusammenhang von Sozialstruktur und Persönlichkeit. – 4. Auflage<br />
Beltz Verlag: Weinheim und Basel<br />
Meyer, H. (2007): Sechste Lektion, Ergänzung zu Abschnitt 5, S. 168-173. Heimlicher Lehrplan und Schulwirksamkeitsforschung.<br />
(Stand: 2013) (Zugriff: 2013-05-06).<br />
<strong>Toman</strong>, H. (2012): Facetten der außerschulischen und schulischen Sozialisation von Kindern und Jugendlichen, Schneider Verlag<br />
Hohengehren<br />
Veith, H. (2008): Sozialisation, Ernst Reinhardt Verlag, München<br />
Weinz, R. (2003): Wie Schule erzieht. Der geheime Lehrplan (Stand: 2003)<br />
(Zugriff: 2013-05-06).<br />
Weller, R. (2013): Der heimliche Lehrplan. Geschlechtersozialisation in der Schule.<br />
(Stand: 2013) (Zugriff: 2013-05-04).<br />
Ergaenzung__Heimlicher_Lehrplan_und_Schulwirksamkeitsforschung.pdf>(Stand: 2007) (Zugriff: 2013-05-04).<br />
Datenbank zur Qualität an Schulen:<br />
http://daqs.fachportal-paedagogik.de/search/show/instrument/4739_63 (Stand: 2002-2003) (Zugriff: 28.05.2013)<br />
Music, A. (2013): Der heimliche Lehrplan. Was in der Grundschule noch wichtig ist.<br />