Zusammenarbeit vertiefen - Bundeswehr
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D 8512<br />
49. Jahrgang Nr. 21 Montag, 3. Juni 2013<br />
NAChriChtEN<br />
politik<br />
Im Dienst des Friedens<br />
Vor 65 Jahren beschloss die UN-<br />
Generalversammlung die erste<br />
Friedensmission. Am 29. Mai ist<br />
Ehrentag der Blauhelme. Seite 4<br />
politik<br />
Nationales Erwachen<br />
In den kurdischen Siedlungsgebieten<br />
Syriens haben deren Milizen<br />
das Sagen. Viele Flüchtlinge<br />
fliehen in diese Gebiete.Seiten 6/7<br />
MilitÄrGEsChiChtE<br />
Am Fuß der Pyrenäen<br />
Jedes Jahr lockt Lourdes viele<br />
Pilger an – unter anderem auch<br />
etwa 700 Soldaten. Björn Jüttner<br />
hat sie begleitet. Seite 8<br />
sport<br />
Biathlet im Wüstensand<br />
Michael Greis besuchte vor<br />
kurzem seine Kameraden in<br />
Afghanistan. Seine Eindrücke<br />
hat er uns mitgeteilt. Seite 10<br />
DiE BuNDEswEhr iM iNtErNEt<br />
Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
www.bundeswehr.de<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>vertiefen</strong><br />
Deutschland und die Niederlande wollen künftig im militärischen Sektor noch enger kooperieren.<br />
von Heike Pauli<br />
Berlin. Deutschland und die Niederlande<br />
wollen künftig militärisch<br />
noch enger kooperieren<br />
als bislang. Verteidigungsminister<br />
Thomas de Maizière und<br />
seine niederländische Amtskollegin<br />
Jeanine Hennis-Plasschaert<br />
unterzeichneten am Dienstag vergangener<br />
Woche in Berlin eine<br />
entsprechende Absichtserklärung.<br />
Demnach soll die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
bei Rüstungsprojekten sowie<br />
in den Bereichen Wartung und<br />
Logistik vertieft werden.<br />
Ein zentrales Gemeinschaftsprojekt,<br />
das in dem<br />
Abkommen aufgeführt ist, betrifft<br />
den Großteil der niederländischen<br />
11. Air Mobile Brigade, in der<br />
etwa 2100 niederländische Soldaten<br />
dienen. Diese Brigade soll<br />
bis Januar 2014 der deutschen<br />
Division Schnelle Kräfte unterstellt<br />
werden.<br />
Eine intensive <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
soll es auch im Bereich der<br />
Instandsetzung von Großgeräten<br />
Militärische Ehren: Der Minister und Jeanine hennis-plasschaert.<br />
Grauwinkel/BMVg<br />
geben. Genannt wurden der Hubschrauber<br />
NH-90, der Spähwagen<br />
„Fennek“ sowie das gepanzerte<br />
Transportfahrzeug „Boxer“. „Das<br />
ist smart, das poolt, das ist effektiv<br />
für alle Beteiligten“, sagte de<br />
Maizière. Die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
könnte sich zudem auf einen<br />
Nachfolger für das Patriot-Luftabwehrsysten<br />
und die Beschaffung<br />
von Ubooten erstrecken.<br />
Nur einige Beispiele der künftigen<br />
Kooperationsfelder – drei<br />
Dutzend weitere Vorschläge sind<br />
in der Erklärung dargelegt. Es<br />
gehe grundsätzlich um eine ganzheitliche<br />
Partnerschaft, erklärten<br />
die beiden Politiker. Im Dokument<br />
werden sicherheits- und<br />
rüstungspolitische, fähigkeitsbezogene<br />
sowie Einsatzaspekte<br />
gleichermaßen beschrieben.<br />
Diese gemeinsame Erklärung<br />
baue auf den „vorzüglichen bilateralen<br />
Beziehungen auf, die<br />
bereits zwischen den beiden<br />
Staaten bestehen“, unterstrich<br />
de Maizière. „Das stellt uns noch<br />
nicht zufrieden, wir wollen diese<br />
Beziehung weiter intensivieren<br />
und auf allen Gebieten der<br />
Sicherheitspolitik, der Rüstung<br />
und im Bereich Einsatz vorantreiben“,<br />
fügte er hinzu.<br />
Es war der erste offizielle<br />
Besuch der niederländischen Verteidigungsministerin<br />
in Berlin.<br />
Doch de Maizière und Hennis-<br />
Plasschaert stehen in regelmäßigem<br />
Kontakt. Zuletzt reisten sie<br />
gemeinsam in die Türkei, wo die<br />
<strong>Bundeswehr</strong> gemeinsam mit den<br />
US-amerikanischen und niederländischen<br />
Streitkräften im türkisch-syrischen<br />
Grenzgebiet die<br />
integrierte Luftverteidigung der<br />
NATO sicherstellt.<br />
Starker Charakter – Vorbild für andere<br />
14 Medaillen bei den Paralympic Style Trials – Thomas de Maizière empfängt erfolgreiche Athleten.<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
Das Ministerium im Internet:<br />
www.bmvg.de<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />
www.twitter.com/bundeswehrrss<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschland.de<br />
Berlin. Bei den Paralympic Style<br />
Trials des US Marine Corps –<br />
einem Sportwettkampf für versehrte<br />
Soldaten – hatten sie<br />
Deutschland mit großem Erfolg<br />
vertreten und insgesamt 14<br />
Medaillen geholt. Allein sechs<br />
Mal standen die <strong>Bundeswehr</strong>soldaten<br />
dabei ganz oben auf dem<br />
Treppchen. Am vergangenen<br />
Donnerstag empfing Thomas de<br />
Maizière die Soldaten im Ministerium,<br />
um ihnen seine Anerkennung<br />
auszusprechen.<br />
Sieben der Männer waren<br />
zuvor im Einsatz schwer verwundet<br />
worden, einer hatten<br />
einen schweren Unfall erlitten.<br />
Nicht allen sieht man ihre Verletzung<br />
auf den ersten Blick an.<br />
Der Minister erinnerte in einem<br />
kurzen Abriss daran, wie sich<br />
die Athleten in Vorwettkämpfen<br />
hatten durchsetzen müssen,<br />
bevor sie in den USA die Wettkämpfe<br />
bestreiten konnten<br />
und dort so „hervorragend<br />
abschlossen“.<br />
Wenn Sportsoldaten der <strong>Bundeswehr</strong><br />
bei internationalen Wettbewerben<br />
gut abschnitten, sei das<br />
erfreulich, so de Maizière. „Bei<br />
Ihnen ist es etwas Besonderes.“ Ihre<br />
Erfolge im Sport – als Botschafter<br />
Deutschlands – zeigten, dass sie<br />
trotz des Erlebten und Erlittenen<br />
Hervorragendes für ihr Land leisten<br />
können, fuhr der Minister fort.<br />
Er ermunterte sie, ihren Weg weiter<br />
zu gehen und daraus auch künftig<br />
Kraft für neue Ziele zu schöpfen.<br />
Mit der Weitergabe ihrer Erfahrungen<br />
könnten die Soldaten auch<br />
Vorbild für andere sein. Dank gelte<br />
zudem allen Kameraden, deren<br />
Arbeit zu den Erfolgen beigetragen<br />
habe. Die Soldaten erwiderten<br />
durch Hauptfeldwebel Naef<br />
Adebahr, dass sie stolz seien,<br />
Deutschland auch mit ihren Handicaps<br />
erfolgreich repräsentieren<br />
zu können.<br />
(mat)<br />
Empfang im Bendlerblock: Die versehrten Athleten präsentieren die verliehene Ehrenmedaille.<br />
Grauwinkel/BMVg
2 aktuell intern 3. Juni 2013<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
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Bundesministerium der Verteidigung<br />
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Wöchentlich montags<br />
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Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />
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ISSN: 1618-9086<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Spötter sagen, eine Million Elektroautos<br />
bis Samstag sind realistischer.“<br />
Der Vorstandsvorsitzende des Daimler-Konzerns, Dieter Zetsche,<br />
zu den Chancen des VfB Stuttgart im DFB-Pokalfinale gegen<br />
Bayern München.<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 15 Jahren: Am 3. Juni 1998 entgleist in der Nähe von Eschede,<br />
auf der Strecke Hannover-Hamburg, ein ICE-Hochgeschwindigkeitszug,<br />
bei dem 101 Menschen ums Leben kommen. Mit einer<br />
Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern rasten die entgleisten<br />
Waggons gegen eine Straßenbrücke, die durch die Wucht des Aufpralls<br />
einstürzte und Teile des Zuges unter sich begrub.<br />
Vor 45 Jahren: Am 5. Juni 1968 wird Robert F. Kennedy, Bruder des<br />
1963 ermordeten US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy,<br />
in Los Angeles nach einer Wahlkampfveranstaltung angeschossen<br />
und erliegt seinen Verletzungen.<br />
Vor 65 Jahren: Am 3. Juni 1948 wird im kalifornischen Institut<br />
für Technologie nahe San Diego das HALE Teleskop in Betrieb<br />
genommen. Es ist mit fünf Metern Spiegeldurchmesser das größte<br />
Teleskop der Welt.<br />
Vor 155 Jahren: Am 3. Juni 1858 besteigt der australische Politiker<br />
und Entdeckungsreisende Francis Thomas Gregory in Westaustralien<br />
als erster Europäer den größten Monolithen der Erde und benennt den<br />
Berg kurze Zeit danach mit Mount Augustus.<br />
Vor 230 Jahren: Am 5. Juni 1783 gelingt den Brüdern Michel-<br />
Joseph und Étienne-Jacques Montgolfier in ihrer französischen<br />
Heimatstadt Annonay der erste Flug eines von ihnen konstruierten<br />
Heißluftballons.<br />
Wie sagt man im Rheinland<br />
so schön, „Et kütt wie et kütt“,<br />
was so viel bedeutet wie: Habe<br />
keine Angst vor der Zukunft. Diesem<br />
„Artikel 2 des Rheinischen<br />
Grundgesetzes“ bin ich gefolgt<br />
und zum 1. Mai von Bonn nach<br />
Berlin zur Zentralredaktion der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> gewechselt.<br />
Seit meiner Ausbildung zur<br />
Mediengestalterin für Digitalund<br />
Printmedien war ich für die<br />
<strong>Bundeswehr</strong> in verschiedenen<br />
Bereichen tätig. Meine ersten<br />
Erfahrungen durfte ich in der<br />
Informations- und Medienzentrale<br />
sammeln, danach war ich<br />
mehrere Jahre im Onlinebereich<br />
in der Abteilung Controlling beim<br />
Streitkräfteamt beschäftigt.<br />
Nach meiner Versetzung zur<br />
Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />
Anfang vergangenen Jahres war<br />
ich nicht nur damit beauftragt,<br />
Flyer, Plakate und Broschüren<br />
zu gestalten, nein, ich durfte auch<br />
schon von da aus in regelmäßigen<br />
Abständen im „Hintergrund“ für<br />
aktuell fleißig sein, indem ich<br />
das Layout der Zeitung „schick“<br />
gemacht und für den Druck aufbereitet<br />
habe.<br />
Die Neuausrichtung der <strong>Bundeswehr</strong><br />
macht sich mehr und<br />
mehr in allen Bereichen bemerkbar.<br />
Die im Aufbau befindliche<br />
Zentralredaktion steht sinnbildlich<br />
für<br />
das, was sich<br />
im Medienbereich<br />
der<br />
<strong>Bundeswehr</strong><br />
Wo che f ü r<br />
Woche verändert<br />
oder<br />
neu geschaffen<br />
wird. Hier quasi zum Team<br />
der ersten Stunde zu gehören, war<br />
eine Chance, die ich mir nicht entgehen<br />
lassen wollte. Fortan darf<br />
ich mich im Team der aktuell<br />
– jetzt im „Vordergrund“ – den<br />
neuen, spannenden und kreativen<br />
Aufgaben stellen.<br />
So bin ich also in zweierlei<br />
Hinsicht flügge geworden. Auf<br />
privater Ebene, denn ich kehre<br />
dem „wohlbehüteten“ Bonn den<br />
Rücken – die Stadt, in der ich<br />
aufgewachsen bin und die ich<br />
bisher nur für Urlaube verlassen<br />
habe – und denke: Auf geht‘s in<br />
die Großstadt, mit hoffentlich<br />
einzigartigen, aufregenden und<br />
impulsiven Eindrücken. Und<br />
beruflicherseits, weil ich bisher<br />
eher in kleinen Teams für<br />
ein Medium gearbeitet habe.<br />
Respekt – ja. Angst – nein: „Et<br />
hätt noch emmer joot jejange“<br />
– in diesem Sinne schaue ich<br />
gespannt auf das, was kommt.<br />
Eva Pfaender<br />
BiLD Der WOCHe<br />
David und Goliath: Beim einlaufen der Schnellboote S71 und S73 in Warnemünde wird der eklatante Größenunterschied zum Urlauberschiff erst richtig nachvollziehbar.<br />
Wilke/PIZ Marine
3. Juni 2013 ministerium / HinterGrunD aktuell 3<br />
Wirklicher Grund zur Freude<br />
Deutsch-polnische Absichtserklärung sieht noch engere <strong>Zusammenarbeit</strong> der Seestreitkräfte vor.<br />
Warnemünde. Bei einem Treffen<br />
mit seinem polnischen Amtskollegen<br />
Thomasz Siemoniak hat<br />
Verteidigungsminister Thomas de<br />
Maizière am vergangenen Montag<br />
im Marinestützpunkt Rostock-<br />
Warnemünde eine gemeinsame<br />
Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Die Vereinbarung sieht eine noch<br />
engere <strong>Zusammenarbeit</strong> beider<br />
Marinen vor.<br />
Nach der herzlichen und<br />
freundschaftlichen Begrüßung<br />
des polnischen Verteidigungsministers<br />
im Marinehafen geleitete<br />
de Maizière seinen Gast an<br />
Bord des Tenders „Elbe“. Die<br />
anschließenden Gespräche im<br />
Beisein hochrangiger Militärs, darunter<br />
der deutsche Marineinspekteur,<br />
Vizeadmiral Axel Schimpf,<br />
sowie der Oberbefehlshaber der<br />
polnischen Marine, dienten dem<br />
Gedankenaustausch über aktuelle<br />
verteidigungspolitische und bilaterale<br />
Themen.<br />
Im Vordergrund stand aber die<br />
Unterzeichnung einer gemeinsamen<br />
Absichtserklärung zur<br />
vertieften <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
der Deutschen und Polnischen<br />
Marine. Hierzu begaben sich<br />
beide Minister an Bord des ebenfalls<br />
im Hafen liegenden polnischen<br />
Landungsschiffes „Torun“.<br />
„Längst sind wir Freunde geworden<br />
– heute werden wir konkrete<br />
Partner in der Ostsee und darüber<br />
hinaus“, sagte de Maizière.<br />
Gemeinsame erklärung: thomas de maizière (m.) mit thomasz siemoniak (r.) vor Pressevertretern.<br />
Insgesamt 28 Projekte umfasst<br />
die Erklärung, die von gemeinsamer<br />
Ausbildung, einer gemeinsamen<br />
Überwachung der Ostsee<br />
bis hin zu gegebenfalls gemeinsamen<br />
Einsätzen oder Kooperationen<br />
beim Schiffsbau reichen.<br />
„Das ist eine ganz neue Qualität<br />
von <strong>Zusammenarbeit</strong> in der Ostsee,<br />
für die Ostsee, für unsere<br />
beiden Staaten in der NATO und<br />
der Europäischen Union“, betonte<br />
de Maizière.<br />
Verteidigungsminister Siemoniak<br />
bedankte sich ausdrücklich<br />
für die <strong>Zusammenarbeit</strong> bei seinem<br />
deutschen Gegenüber, ist sie<br />
doch besonders wichtig für die<br />
konzeptionelle Weiterentwicklung<br />
der polnischen Marine. Die<br />
heute benannten Punkte seien der<br />
Beginn, konkrete Maßnahmen<br />
würden nun folgen. De Maizière<br />
ergänzte, die 28 Projekte würden<br />
nun priorisiert. Die Umsetzung<br />
solle im Juni beginnen und in der<br />
Folge ausgebaut werden. Diese<br />
neuartige Qualität der Verbindung<br />
sei „in Anbetracht der<br />
Geschichte unserer Völker ein<br />
wirklicher Grund zur Freude“,<br />
sagte er abschließend.<br />
Die deutsch-polnischen Beziehungen<br />
im Bereich der Verteidigung<br />
sind durch eine langjährige,<br />
vertrauensvolle und konstruktive<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> geprägt. Insbesondere<br />
die beiden Marinen<br />
arbeiten vor dem Hintergrund<br />
des gemeinsamen Interesses an<br />
der Entwicklung im Ostseeraum<br />
in verschiedenen Kooperationsfeldern<br />
wie Einsatz, Ausbildung,<br />
Übung, Logistik sowie Fähigkeitsentwicklung<br />
eng zusammen.<br />
Durch die Unterzeichnung der<br />
Absichtserklärung zur <strong>vertiefen</strong>den<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> unterstreichen<br />
beide Verteidigungsminister<br />
nicht nur das besondere<br />
Verhältnis, sondern sie möchten<br />
gleichzeitig neue Impulse für die<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> in der Zukunft<br />
setzen.<br />
(eb)<br />
Mehr afghanische Präsenz in der Fläche<br />
Einsatzführungskommando kommentiert überprüfte Zahlen sicherheitsrelevanter Zwischenfälle.<br />
Wilke/PIZ Marine<br />
Professur in Bonn<br />
Bonn/Berlin. An der Universität<br />
Bonn soll eine „Henry-Kissinger-Professur“<br />
eingerichtet werden.<br />
Dies haben Verteidigungsminister<br />
Thomas de Maizière und<br />
Außenminister Guido Westerwelle<br />
zu Ehren des früheren US-<br />
Außenministers und Nobelpreisträgers<br />
Henry Kissinger beschlossen.<br />
Kissinger feierte am 27. Mai<br />
seinen 90. Geburtstag. De Maizière<br />
würdigte Kissinger als einen<br />
der großartigsten Staatsmänner<br />
des 20. Jahrhunderts und brillanten<br />
Wissenschaftler. „Sein 90.<br />
Geburtstag ist ein wunderbarer<br />
Anlass, seine Verdienste durch<br />
die Einrichtung einer Professur<br />
für Internationale Beziehungen<br />
und Völkerrechtsordnung auf<br />
ganz besondere Art und Weise<br />
zu ehren.“ Westerwelle bezeichnete<br />
Kissinger als „Staatsmann<br />
von Weltgeltung und einen Vordenker<br />
der Kunst des Machbaren.“<br />
Die geplante Stiftungsprofessur<br />
in Bonn verstehe sich als<br />
Dank für die jahrelange Freundschaft<br />
Kissingers zu Deutschland.<br />
Die „Henry-Kissinger-Professur“<br />
für Internationale Beziehungen<br />
und Völkerrechtsordnung unter<br />
besonderer Berücksichtigung<br />
sicherheitspolitischer Aspekte an<br />
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />
Bonn ist auf<br />
fünf Jahre angelegt und soll von<br />
Verteidigungsministerium und<br />
Auswärtigem Amt gemeinsam<br />
finanziert werden. Die entsprechenden<br />
haushalterischen Voraussetzungen<br />
sollen im Haushalt<br />
2014 geschaffen werden. (eb)<br />
Verabschiedet und<br />
befördert<br />
Potsdam. Der stellvertretende<br />
Befehlshaber des Einsatzführungskommandos<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
Konteradmiral Rainer<br />
Brinkmann, hat am vergangenen<br />
Mittwoch während eines Pressegesprächs<br />
die Sicherheitslage in<br />
Afghanistan erläutert.<br />
Diese sei nach wie vor differenziert<br />
zu betrachten. Sie biete<br />
weiterhin ein heterogenes Bild,<br />
das sich in jedem Regionalkommando<br />
von Provinz zu Provinz<br />
und von Distrikt zu Distrikt<br />
unterschiedlich darstelle. Eine<br />
landesweit einheitliche Bewertung<br />
sei somit kaum möglich.<br />
In der Vergangenheit war<br />
häufig die Zahl der sogenannten<br />
Sicherheitsrelevanten Zwischenfälle<br />
(SRZ) als Kriterium<br />
für die Bewertung der Sicherheitslage<br />
genutzt worden. Dies<br />
bedeute aber eine eher statistische<br />
Ableitung mit allen Stärken<br />
und Schwächen. Absicht sei<br />
es laut Brinkmann, statistische<br />
Werte künftig nur als einen Parameter<br />
zur Bewertung heranzuziehen:<br />
Die wirtschaftliche und<br />
sozioökonomische Entwicklung,<br />
der Schutz und die Bewegungsfreiheit<br />
der Bevölkerung ,die<br />
Leistungsfähigkeit der Afghanischen<br />
Sicherheitskräfte (ANSF)<br />
und der störungsfreie Ablauf des<br />
gesellschaftlichen und öffentlichen<br />
Lebens seien Faktoren, die<br />
in eine Gesamtbewertung zwingend<br />
einfließen sollten.<br />
Durch die im Rahmen der<br />
Übergabe der Sicherheitsverantwortung<br />
gestiegene Meldeverpflichtung<br />
der ANSF sei die<br />
statistische Erfassung der SRZ<br />
heute schwieriger, als vor Beginn<br />
der Übernahme der Sicherheitsverantwortung<br />
durch die ANSF.<br />
Eine kurz zuvor abgeschlossene<br />
Überprüfung der Zahlen<br />
hat ergeben, dass im Jahr 2012<br />
im gesamten ISAF Einsatzgebiet<br />
31 182 Zwischenfälle registriert<br />
wurden. Weniger als vier<br />
Prozent davon entfallen auf die<br />
neun Provinzen des Regionalkommandos<br />
Nord. Landesweit<br />
haben sich somit gut 1000 Zwi-<br />
schenfälle weniger als 2011 ereignet.<br />
Im Regionalkommando Nord<br />
stiegen demgegenüber im Jahr<br />
2012 die Zwischenfälle auf eine<br />
Gesamtzahl von 1228 an, was<br />
einem Zuwachs von knapp einem<br />
Viertel entspricht.<br />
Die dauerhafte Präsenz von<br />
zahlenmäßig aufgewachsenen<br />
ANSF ist in der Fläche stark<br />
stellungnahme vor der Presse:<br />
Konteradmiral rainer Brinkmann.<br />
<strong>Bundeswehr</strong><br />
gestiegen und die Anzahl sowie<br />
der Umfang der Operationen<br />
haben sich erhöht. Dies steht den<br />
Absichten regierungsfeindlicher<br />
Kräfte und der organisierten Kriminalität<br />
entgegen. Als Reaktion<br />
darauf erfolgten vermehrt<br />
Angriffe auf die afghanischen<br />
Sicherheitskräfte. Die logische<br />
Konsequenz ist der Anstieg der<br />
SRZ.<br />
Die vergleichsweise hohen Verluste<br />
der ANSF– 2012 fielen 2572<br />
Angehörige afghanischer Einheiten<br />
– sind ebenfalls Folge dieser<br />
intensiveren Operationsführung<br />
und zeigen, dass die Afghanen<br />
entschlossen gegen den Gegner<br />
vorgehen. Brinkmann lobte<br />
ausdrücklich die Leistung der<br />
ANSF: „Es vergeht kein Tag,<br />
an dem afghanische Sicherheitskräfte<br />
nicht für die Sicherheit<br />
ihres Landes kämpfen und ihr<br />
Leben lassen. Diese Bereitschaft,<br />
Opfer für die Sicherheit und die<br />
Zukunft ihres Landes zu bringen,<br />
verdient unseren Respekt und<br />
unsere Anerkennung.“ (eb)<br />
Berlin. Im Rahmen einer Feierstunde<br />
hat Verteidigungsminister<br />
Thomas de Maizière am Mittwoch<br />
vergangener Woche Brigadegeneral<br />
Volker Bescht (l.),<br />
zuletzt Stellvertretender Kommandeur<br />
der Division Spezielle<br />
Operationen in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Ebenso<br />
verabschiedete er den bisherigen<br />
Chefarzt des <strong>Bundeswehr</strong>krankenhauses<br />
in Ulm, Generalarzt<br />
Erhard Grunwald (r.), aus dem<br />
aktiven Dienst. Zur Beförderung<br />
zum jeweils höheren Dienstgrad<br />
waren Generalmajor Markus<br />
Kneip, Generalmajor Richard<br />
Roßmanith, Flottillenadmiral<br />
Thomas Jugel und Kapitän zur<br />
See Jürgen zur Mühlen gebeten<br />
worden.<br />
(eb)<br />
Grauwinkel
4 aktuell politik / Hintergrund 3. Juni 2013<br />
Stillstand im Kosovo<br />
Belgrad. Gleich zu Beginn<br />
droht dem Normalisierungsprozess<br />
zwischen Serbien und dem<br />
Kosovo der Stillstand. Die serbische<br />
Regierung hat die Umsetzung<br />
des kürzlich beschlossenen<br />
Abkommens einem erklärten<br />
Gegner der Vereinbarung übertragen.<br />
Aleksandar Vulin wird<br />
den serbischen Teil des zu bildenden<br />
Ausschusses für die Umsetzung<br />
der Übereinkunft führen.<br />
Weiteres Ungemach droht dem<br />
Abkommen auch nach dem Ausschluss<br />
des Kosovos von einer<br />
Konferenz im mazedonischen<br />
Ohrid Anfang Juni. Serbien hatte<br />
dies mit einer Blockadedrohung<br />
erzwungen. In dem Normalisierungsabkommen<br />
wird aber klar<br />
festgelegt, weder Serbien noch das<br />
Kosovo dürfen die jeweils andere<br />
Seite bei internationalen Konferenzen<br />
blockieren. (ey/cha)<br />
Milizionäre für Assad<br />
Beirut. Die schiitische Hisbollah<br />
hat sich im syrischen Bürgerkrieg<br />
offen hinter Baschar al-Assad<br />
gestellt. Fast 1700 Kämpfer hat<br />
die Miliz Schätzungen zufolge<br />
bei der am Pfingstwochenende<br />
gestarteten Offensive der syrischen<br />
Armee gegen die Rebellenhochburg<br />
Kusseir im Einsatz. Die<br />
Verluste der Miliz sollen beträchtlich<br />
sein. Allerdings weichen die<br />
Rebellen immer weiter zurück.<br />
Unterdessen greift der syrische<br />
Bürgerkrieg auf den Libanon<br />
über. Schon länger lieferten<br />
sich Assad-Unterstützer und ihre<br />
Gegner in Tripoli Gefechte. Am<br />
vorvergangenen Wochenende<br />
schlugen in Hochburgen der Hisbollah<br />
in Beirut zwei Raketen ein.<br />
Mindestens vier Menschen wurden<br />
verletzt. Dabei soll es sich um<br />
einen Vergeltungsschlag syrischer<br />
Rebellen handeln. (enw/asr)<br />
Furcht vor Attacken<br />
Agadez. Nach den Angriffen<br />
islamistischer Kämpfer mit<br />
38 Toten in der vorvergangenen<br />
Woche sieht Nigers Präsident<br />
Mahamadou Issoufou sein Land<br />
weiter aus dem Ausland bedroht.<br />
Die jüngsten Angriffe auf die<br />
Uran-Mine in Arlit und auf einen<br />
Militärstützpunkt in Agadez sind<br />
von Libyen aus gestartet worden.<br />
Er befürchtete von dort aus<br />
weitere Attacken und warnte<br />
auch vor Angriffen aus Libyen<br />
gegen den Tschad. Die algerische<br />
Islamistengruppe „Die mit<br />
Blut unterzeichnen“ sowie die<br />
islamistische Bewegung für Einheit<br />
und Dschihad in Westafrika<br />
(MUJAO) bekannten sich zu den<br />
Angriffen vom 23. Mai und kündigten<br />
weitere Anschläge gegen<br />
Frankreich und seine Verbündeten<br />
an.<br />
(im/hd)<br />
Ehre, wem Ehre gebührt<br />
65 Jahre UN-Friedenstruppen – Zentrale Feierstunde dreier Ministerien zum Tag der Blauhelme.<br />
Von Markus Tiedke<br />
Berlin. Sie stehen in Krisengebieten<br />
ganz vorn zwischen den<br />
Fronten und sollen den Frieden<br />
sichern helfen – die Rede ist von<br />
den Friedenstruppen der Vereinten<br />
Nationen (UN). Blauhelme<br />
heißen die Friedenssoldaten im<br />
Volksmund nach ihrem augenfäl-<br />
ligsten Merkmal, zu dem der ehe-<br />
malige UN-Generalsekretär Dag<br />
Hammarskjöld 1961 anregte. Ihr<br />
Engagement an den Brennpunk-<br />
ten dieser Welt hat den Vereinten<br />
Nationen 1988 sogar den Friedensnobelpreis<br />
eingebracht.<br />
Die Risiken der Einsätze<br />
waren von Anfang<br />
an beträchtlich. Zusätzlich<br />
waren etliche Missionen<br />
in der Vergangenheit<br />
schlecht vorbereitet<br />
oder es fehlte schlicht<br />
an den zur Durchsetzung<br />
erforderlichen<br />
Mitteln und Befugnissen.<br />
Häufig kam es<br />
zu gefährlichen Situationen,<br />
immer wieder<br />
zu Opfern unter<br />
den Blauhelmen.<br />
Seit dem ersten Einsatz<br />
von UN-Friedenstruppen<br />
1948<br />
sind über 3000 Ein-<br />
satzkräfte ums Leben gekommen,<br />
unter ihnen Soldaten, Polizisten<br />
und zivile Helfer. Im Dezember<br />
2002 hat die Generalversammlung<br />
deshalb den „Internationalen<br />
Tag der Blauhelme“ eingeführt,<br />
der seither jedes Jahr am<br />
29. Mai begangen wird.<br />
Er soll die Erinnerung an gefallene<br />
und verunglückte Einsatzkräfte<br />
wachhalten und zugleich<br />
all jene würdigen, die sich aktuell<br />
an friedenssichernden Maßnahmen<br />
der Vereinten Nationen<br />
beteiligen. Das gewählte Datum<br />
bezieht sich auf die Verabschiedung<br />
der ersten – und bis heute<br />
laufenden – Blauhelm-Mission<br />
(UNTSO) am 29. Mai 1948 zur<br />
Überwachung des Waffenstillstandes<br />
zwischen Israel und den<br />
arabischen Nachbarstaaten.<br />
Schon<br />
g u t<br />
einen Monat später<br />
hatte diese Mission mit dem<br />
französischen Major René de<br />
Labarrière ihren ersten Toten<br />
zu beklagen.<br />
Gegenwärtig sind nach Angaben<br />
des Wissenschaftlichen<br />
Dienstes des Deutschen Bundestages<br />
etwa 120 000 Einsatzkräfte<br />
weltweit für die UN in 14 Friedensmissionen<br />
aktiv. Im Vorjahr<br />
waren insgesamt 233 deutsche<br />
Soldaten bei Friedensmissionen<br />
im Einsatz. Das Gros unterstützt<br />
UNIFIL bei der Kontrolle<br />
der Seewege vor der libanesischen<br />
Küste, die übrigen sind in Darfur<br />
(UNAMID) und im Südsudan<br />
(UNMISS) eingesetzt.<br />
Eben dort wurde zuletzt erst<br />
wieder deutlich, wie gefährlich<br />
der Einsatz<br />
der Blauhelme<br />
nach wie vor ist. Im April starben<br />
fünf indische Soldaten in der Provinz<br />
Jonglei in einem Hinterhalt,<br />
vier weitere wurden verwundet.<br />
Schon im März sorgte die Entführung<br />
von 21 philippinischen Friedenssoldaten<br />
der UNDOF-Beobachtermission<br />
auf den Golanhöhen<br />
durch syrische Rebellen der<br />
„Jarmuk-Brigaden“ international<br />
für Aufsehen. Anfang Mai verschleppten<br />
Aufständische derselben<br />
Gruppe dann erneut vier<br />
Blauhelme. Immerhin wurden<br />
die UN-Soldaten in beiden Fällen<br />
unverletzt freigelassen.<br />
Die größten Truppensteller für<br />
Blauhelm-Missionen sind übrigens<br />
keineswegs westliche Industrienationen,<br />
sondern Pakistan<br />
und Bangladesch mit jeweils fast<br />
9000 Soldaten sowie Indien mit<br />
knapp 8000 Friedenssoldaten.<br />
Deutschland gehört demgegen-<br />
über bei der Finanzierung von<br />
Friedensmissionen außerhalb<br />
des regulären UN-Haushalts mit<br />
rund acht Prozent der Kosten<br />
zu den vier größten Beitrags-<br />
zahlern. Nur die USA, Japan<br />
und Großbritannien zahlen<br />
noch mehr.<br />
Der Ehrentag der Blau-<br />
helme soll in Deutschland<br />
in diesem Jahr erstmals<br />
gemeinsam von drei<br />
Ministerien begangen<br />
werden. Am 12. Juni<br />
wollen Außenminister<br />
Guido Westerwelle,<br />
Verteidigungsmi-<br />
nister Thomas de<br />
Maizière und Bun-<br />
desinnenminister<br />
Hans-Peter Friedrich<br />
im Weltsaal des Auswär-<br />
tigen Amtes das Engagement<br />
und den Einsatz der deutschen<br />
Blauhelme mit einer Feierstunde<br />
würdigen. Insgesamt haben<br />
in den vergangenen Jahrzehnten<br />
rund 6200 <strong>Bundeswehr</strong>angehörige,<br />
Polizisten und zivile<br />
Mitarbeiter aus Deutschland<br />
an Friedensmissionen teilgenommen.<br />
Elf von ihnen haben<br />
dieses Engagement mit ihrem<br />
Leben bezahlt.<br />
EU hebt Waffenembargo für Syrien auf<br />
Kompromiss ermöglicht Waffenlieferungen an Rebellen – Herbe Kritik aus Russland.<br />
Brüssel. Die EU hat im Streit<br />
das Waffenembargo gegen Syrien<br />
aufgehoben. Russland reagierte<br />
mit scharfer Kritik, die USA<br />
begrüßten den Schritt. Zugleich<br />
kritisierte Regierungssprecher Jay<br />
Carney in Washington russische<br />
Pläne, Luftabwehrraketen an das<br />
Regime von Assad zu liefern. Die<br />
USA verlangen einen politischen<br />
Machtwechsel.<br />
Der russische Außenminister<br />
Sergej Lawrow nannte die Entscheidung<br />
der EU-Außenminister<br />
„illegitim“. Der Verkauf<br />
von Waffen an nicht-staatliche<br />
Abnehmer verstoße gegen internationales<br />
Recht. Sein Vize<br />
Sergej Rjabkow verteidigte die<br />
Lieferung von hochmodernen<br />
Luftabwehrsystemen des Typs<br />
S-300 an Syrien. Diese dienten<br />
dazu, äußere Kräfte abzuschrecken.<br />
Israel will der geplanten Lieferung<br />
russischer Flugabwehrraketen<br />
an Syrien nicht tatenlos<br />
zusehen. „Wir wissen, was<br />
zu tun ist, sollten die Raketen<br />
in Syrien eintreffen“, sagte Verteidigungsminister<br />
Mosche Jaalon.<br />
Die israelische Luftwaffe<br />
hat Medienberichten zufolge seit<br />
Jahresbeginn dreimal Ziele in<br />
Syrien bombardiert. Die S-300-<br />
Raketen würden solche Angriffe<br />
wesentlich riskanter für Israel<br />
machen.<br />
Auch in der EU gab es Bedauern<br />
und Kritik, dass die Außenminister<br />
in der Nacht zum Dienstag<br />
vergangener Woche keine einheitliche<br />
Position zu Waffen für die<br />
syrischen Aufständischen gefunden<br />
hatten. Der Beschluss der<br />
EU-Außenminister bedeutet für<br />
London und Paris, dass sie nun<br />
Waffen liefern können – allerdings<br />
nur im Rahmen von Richtlinien<br />
der EU.<br />
Demnach sind Lieferungen an<br />
Abnehmer, die diese Waffen zur<br />
Unterdrückung von Menschen<br />
verwenden wollen, nicht erlaubt.<br />
Großbritannien will zunächst<br />
keine Waffen an die Rebellen<br />
liefern. Das Augenmerk der britischen<br />
Regierung werde weiter<br />
darauf liegen, die Friedensgespräche<br />
für Syrien in Genf zu einem<br />
Erfolg zu machen und eine politische<br />
Lösung herbeizuführen, sagte<br />
Außenminister William Hague.<br />
Deutschland wird nach den<br />
Worten von Außenminister Guido<br />
Westerwelle keine Waffen an die<br />
Opposition liefern. Er verteidigte<br />
die Syrien-Beschlüsse gegen<br />
Kritik. Europa habe nach langen<br />
Verhandlungen „immerhin<br />
einen politischen Kompromiss<br />
zu den Syrien-Sanktionen gefunden“.<br />
Die Vorbereitungen für die<br />
Syrien-Konferenz kommen unterdessen<br />
nur langsam voran. Für<br />
Russland ist eine Teilnahme des<br />
Irans an der geplanten Friedenskonferenz<br />
„eine Schlüsselfrage“,<br />
sagte Außenminister Lawrow.<br />
Die USA lehnen die Teilnahme<br />
des Iran ab. (eb/abc)
3. Juni 2013 einsatz aktuell 5<br />
Schrauben bis es wieder geht<br />
Thomas A. und Sven P. sorgen im Instandsetzungszug in Prizren dafür, dass „Transport rollt“.<br />
Neuer Kommandeur<br />
schrauben ist ihre Berufung: Die Mechaniker des instandsetzungszuges Prizren am MULti.<br />
von Dritan Hoti<br />
Prizren. Es ist ein wirklich<br />
schwüler und heißer Frühlingstag<br />
im Süden des Kosovo. Die<br />
Sonnenstrahlen brennen auf der<br />
Haut. In den weißen Industriehallen<br />
des Instandsetzungszuges<br />
im Feldlager Prizren hämmert,<br />
zischt und knallt es. Oberfeldwebel<br />
Thomas A. und Stabsunteroffizier<br />
Sven P. schrauben, was<br />
das Zeug hält, um ein <strong>Bundeswehr</strong>-Transportfahrzeug<br />
einsatzfähig<br />
zu machen.<br />
Die beiden Unteroffiziere<br />
sind gelernte Kfz-Mechaniker<br />
und arbeiten als „Schrauber“<br />
beim technischen Zug im deutschen<br />
Einsatzkontingent KFOR.<br />
„Wir reparieren überwiegend die<br />
Transporter vom Typ MULTI“,<br />
erläutert der 31-jährige Oberfeldwebel.<br />
Und der vier Jahre<br />
jüngere Stabsunteroffizier fügt<br />
hinzu: „Mit diesen Fahrzeugen<br />
Alle am selben Strang gezogen<br />
PIZ Prizren<br />
werden zum Beispiel Wasser<br />
oder Kraftstoff für die Kameraden<br />
transportiert“. Die beiden<br />
„Mechaniker in Uniform“ haben<br />
in Prizren alle Hände voll zu tun.<br />
Sie sorgen dafür, dass die MULTI<br />
im gesamten Kosovo ständig rollen.<br />
Und wenn eines der acht<br />
Fahrzeuge kaputt ist, dann sind<br />
die beiden Techniker aus dem<br />
bayerischen Volkach gefragt.<br />
Die Palette der Arbeiten ist<br />
vielfältig: Vom einfachen Überprüfen<br />
der Verkehrstauglichkeit,<br />
über das „fit machen“ der Elektrik<br />
bis hin zum Instandsetzen der<br />
Wechselladeeinrichtung, bei der<br />
etwa auch Hydraulikschläuche<br />
ausgetauscht werden müssen.<br />
„Die Versorgung mit Ersatzteilen<br />
ist nicht immer einfach.<br />
Manchmal muss man auf ein<br />
Ersatzteil warten“, sagen sie.<br />
Deshalb müssen sie ab und an<br />
auch improvisieren: Ihr handwerkliches<br />
Geschick konnten die<br />
zwei Soldaten beim Herstellen<br />
von Werkzeug für den Instandsetzungszug<br />
unter Beweis stellen.<br />
„Es handelte sich um ein Spezialwerkzeug,<br />
einen sogenannten Kronenmutterschlüssel,<br />
bei dem drei,<br />
vier Kronen abgebrochen waren.<br />
Hier haben wir einen Neuen selber<br />
angefertigt“, sagen beide stolz.<br />
Das Schrauben an den Fahrzeugen<br />
und die Arbeit mit den<br />
Werkstoffen bereitet den Jungs<br />
sichtlich Spaß.<br />
Die beiden „Instler“ werden<br />
noch die nächsten Wochen an<br />
den Fahrzeugen arbeiten. „Es war<br />
eine schöne Erfahrung, Teil von<br />
KFOR zu sein, das heiße Wetter<br />
ausgenommen“, schmunzeln<br />
Oberfeldwebel A. und Stabsunteroffizier<br />
P. und schrauben weiter,<br />
was das Zeug hält.<br />
Oberst Ewald Nau spricht nach einem halben Jahr als Kontingentführer über den Einsatz im Kosovo.<br />
Limassol. Der Befehlshaber<br />
des Einsatzführungskommandos<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, Generalleutnant<br />
Hans-Werner Fritz, hat<br />
vergangenen Donnerstag das<br />
Kommando über das Deutsche<br />
Einsatzkontingent UNIFIL von<br />
Fregattenkapitän Marc Gieseler<br />
an Fregattenkapitän Guido Brach<br />
übergeben. Der scheidende Kommandeur<br />
kehrt in Deutschland auf<br />
den Posten des Kommandeurs<br />
3. Minensuchgeschwader in Kiel<br />
zurück. Derzeit beteiligt sich die<br />
Marine mit der Korvette „Braunschweig“,<br />
dem Schnellboot<br />
„Frettchen“ sowie Marineschutzkräften<br />
– insgesamt rund 190 Soldaten<br />
– vor der libanesischen<br />
Küste. Neben der Unterstützung<br />
beim Überwachen der Hoheitsgewässer<br />
des Libanons ist das Ausbilden<br />
der libanesischen Marine<br />
Kernaufgabe der Soldaten. (eb)<br />
Für den Einsatz...<br />
Höppner/PIZ Marine<br />
Prizren. Oberst Ewald Nau<br />
(Foto 2.v.r.) ist seit Anfang des<br />
Jahres Kommandeur des deutschen<br />
Einsatzkontingents KFOR<br />
und reicht den Staffelstab in<br />
dieser Woche an Oberst Hartwig<br />
Stork weiter. Im Gespräch mit<br />
aktuell zieht Nau Bilanz.<br />
Wie haben Sie sich auf den<br />
Einsatz vorbereitet?<br />
Ich kenne den Kosovo, seit<br />
ich von 2002 bis 2004 im Einsatzführungskommando<br />
der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> der Planungsgruppenleiter<br />
Balkan war und<br />
mich deshalb viele Dienstreisen<br />
in den Kosovo führten. Zuletzt<br />
natürlich auch von meinem originären<br />
Dienstposten als Referatsleiter<br />
Einsatzauswertung im<br />
Kommando Heer. Wie alle Soldaten<br />
habe ich an der einsatzvorbereitenden<br />
Ausbildung teilgenommen<br />
und bin vor Ort, im<br />
Einsatzführungskommando und<br />
im Verteidigungsministerium<br />
eingewiesen worden. Außerdem<br />
stand ich mit meinem Vorgänger<br />
in regem Kontakt.<br />
Mit welchen Erwartungen<br />
sind Sie in den Kosovo gegangen<br />
und welche Situation<br />
haben Sie tatsächlich<br />
vorgefunden?<br />
Ich war zum Einen<br />
gespannt, wie sich die<br />
politische Situation im<br />
täglichen Leben darstellt,<br />
denn der Kosovo<br />
ist nicht mehr so präsent<br />
in den Medien.<br />
Zum Anderen war ich<br />
auf mein Einsatzkontingent<br />
gespannt – 750 Soldaten<br />
aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche<br />
aus 16 Bundesländern,<br />
verteilt auf fünf unterschiedliche<br />
Einsatzorte. Und ich<br />
bin dankbar, wie schnell alle<br />
Soldaten zu einer Einheit geworden<br />
sind und am selben Strang<br />
gezogen haben.<br />
Wie beurteilen Sie die Lage<br />
im Süden des Landes?<br />
Im Raum Prizren im Süden,<br />
in dem die Masse des Kontingentes<br />
stationiert ist, war die<br />
Lage durchgehend ruhig und<br />
stabil. Im Norden aber, in dem<br />
die Einsatzkompanie sowie<br />
unterstützende Teileinheiten<br />
stationiert sind, war die Lage<br />
nicht stabil.<br />
Was waren die Höhepunkte<br />
Ihrer Zeit als Kommandeur und<br />
wie empfanden Sie persönlich<br />
den Einsatz?<br />
Mein Einsatzbeginn fiel mit<br />
der Rückverlegung der Reservebataillons<br />
(ORF) zusammen.<br />
Erste Priorität war es deshalb, das<br />
zurückgelassene Material und vor<br />
allem die Fahrzeuge wieder auf<br />
einen hohen Klarstand zu bekommen,<br />
so dass ein neues ORF-<br />
Bataillon sofort seinen Auftrag<br />
übernehmen könnte. Im Feldlager<br />
selbst war die Losung „robust<br />
housekeeping“ ausgegeben – also<br />
überall nachsehen und aussondern<br />
oder zurückliefern, was sich<br />
im Laufe der Zeit angesammelt<br />
hat, aber nicht mehr gebraucht<br />
wird. Außerdem wurde während<br />
PIZ Prizren<br />
unserer Zeit nun endlich die<br />
„Blaue Residenz“ abgerissen.<br />
Wer schon mal bei KFOR war,<br />
kennt diesen „Schandfleck“, der<br />
immer mehr zu einer Gefahr für<br />
Soldaten geworden war. Besonders<br />
aber werde ich mich an die<br />
hervorragende multinationale<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> erinnern.<br />
Was kommt nach dem Einsatz<br />
für Sie?<br />
Vor allem das Wiedersehen mit<br />
meiner Frau und meinen drei kleinen<br />
Kindern. Dienstlich kehre ich<br />
in meine Funktion in der Einsatzauswertung<br />
in Koblenz zurück<br />
– im Gepäck viele Punkte aus<br />
meinem eigenen Erleben vor Ort.<br />
Welche abschließende Botschaft<br />
möchten Sie an Ihre Soldaten<br />
im Einsatz richten?<br />
Ich wünsche allen Soldaten<br />
meines Kontingentes eine gesunde<br />
Heimkehr sowie alles Gute für die<br />
Zukunft. Sie können mit Stolz auf<br />
das von Ihnen Geleistete zurückblicken.<br />
Jeder hat auf seinem Platz<br />
herausragende Arbeit geleistet.<br />
Die Fragen stellte<br />
Torsten Sandfuchs-Hartwig.<br />
• wurden kürzlich drei weitere<br />
Lkw 15 Tonnen MULTI<br />
(Mechanisierte Umschlag-,<br />
Lager- und Transport-Integration)<br />
zu KFOR verlegt. Mit<br />
der absetzbaren Wechselladepritsche<br />
können mit dem Fahrzeug<br />
universelle Aufgaben,<br />
wie das Transportieren von<br />
palettierter Munition oder<br />
Fahrzeugen, erfüllt werden.<br />
Weiterhin können Standard-<br />
Container selbstständig aufgenommen<br />
und transportiert<br />
werden. In der Variante<br />
MULTI A3/A4 FSA (Fahrzeugschutzausstattung)<br />
dient<br />
es als Trägerfahrzeug für den<br />
geschützten Personentransport<br />
(MuConPers).<br />
• wurden drei Container<br />
„Befüllstation Atemluft Feuerwehr“,<br />
teilgeschützt, unter<br />
Vertrag genommen, die die<br />
notwendige Technik zum<br />
Befüllen der eingeführten<br />
300-bar-Atemschutzgeräte<br />
aufnehmen.<br />
(eb)<br />
<strong>Bundeswehr</strong>
6 aktuell POLITIK aktuell 7<br />
Bürgerkriegsland Syrien: Die Hoffnung stirbt zuletzt<br />
Serie: Für viele Menschen in Syrien schlugen die Erwartungen an den Arabischen Frühling in einen Alptraum um – In ihren Siedlungsgebieten organisieren sich die Kurden jetzt selbst<br />
Von Felix Gaedtke<br />
und Gayatri Parameswaran<br />
Qamishlo. Nach rund zwei<br />
Jahren Bürgerkrieg in Syrien<br />
ist von der Aufbruchsstimmung<br />
des Arabischen Frühlings im<br />
Lande nicht viel übrig geblieben.<br />
Die anfänglich friedlichen<br />
Proteste und die Hoffnung auf<br />
ein Einlenken des Staatspräsidenten<br />
Baschar al-Assad hin zu<br />
mehr Demokratie sind nur mehr<br />
blasse Erinnerung. Den Alltag<br />
bestimmen heute stattdessen vielerorts<br />
der Krieg und der nackte<br />
Kampf ums Dasein.<br />
In den Siedlungsgebieten der<br />
Kurden haben deren Milizen<br />
mittlerweile die Staatsmacht<br />
vertrieben und die Kontrolle der<br />
öffentlichen Sicherheit übernommen.<br />
Die kurdischen Kämpfer<br />
haben sich bislang noch keiner<br />
der Bürgerkriegsparteien angeschlossen.<br />
Sie betrachten sich<br />
eher als eine eigene Konfliktpartei.<br />
Diese Haltung gewährleistet<br />
in den Kurdengebieten eine Art<br />
fragiler Stabilität und macht sie<br />
zum Zufluchtsort für Menschen<br />
aus den umkämpften Gebieten.<br />
In der mehrheitlich kurdisch<br />
besiedelten Stadt Qamishlo, im<br />
Nordosten Syriens, sitzt Munir<br />
Hashmi Kanao auf dem Boden,<br />
neben ihm hocken seine Frau<br />
und die fünf gemeinsamen Kinder.<br />
Hier ist ihr neues Zuhause.<br />
Vor sieben Monaten sind sie<br />
aus Aleppo geflohen. Nun<br />
leben sie in einer alten<br />
Schule, die als behelfsmäßiges<br />
Flüchtlingslager<br />
dient. Trauriger<br />
Alltag im Bürgerkriegsland<br />
Syrien.<br />
Nach zwei Jahren<br />
Krieg gibt es mittlerweile<br />
wohl über<br />
80 000 Tote. Genau<br />
weiß es keiner.<br />
Rund 1,5 Millionen<br />
Menschen sind<br />
inzwischen aus<br />
den umkämpften<br />
Provinzen Syriens<br />
geflohen – im<br />
Lande selbst gibt<br />
es zudem unzählige<br />
Binnenflüchtlinge<br />
wie die<br />
Familie Kanao.<br />
„Schaut Euch<br />
meine Kinder an.<br />
Ihre Körper sehen<br />
aus wie Skelette.<br />
Sie haben kein<br />
Fleisch mehr auf<br />
den Knochen.<br />
Seit wir Aleppo<br />
verlassen haben,<br />
haben sie weder<br />
Gemüse noch Obst<br />
zu essen bekommen.<br />
Von Fleisch brauchen wir<br />
gar nicht erst sprechen. Ich kann<br />
so leben, aber für meine Kinder<br />
ist es schwer“, sagt der Vater und<br />
deutet auf seine Kinder, deren<br />
Augen tief in den Gesichtern<br />
eingesunken sind.<br />
„Wenn wir in Aleppo geblieben<br />
wären, wären meine<br />
Kinder nun tot. Wir haben keine<br />
Pässe und so können wir nicht in<br />
die Türkei“, erklären die Eltern<br />
ihre Entscheidung, in die kurdischen<br />
Regionen zu fliehen. Die<br />
Lage hier sei eben etwas stabiler<br />
als im Rest des Landes. So wie<br />
die Familie Kanao sind noch viel<br />
mehr Menschen hierher gekommen.<br />
Doch im Lager mangelt es<br />
an dem Notwendigsten: Essen,<br />
Wasser und sanitären Einrichtungen.<br />
Alles ist knapp. „Es wird<br />
immer schwieriger. Es gibt keinerlei<br />
Medikamente im Land,<br />
nicht einmal für die Kinder“,<br />
berichtet der Koordinator einer<br />
kurdischen Organisation. Vor<br />
dem Beginn der Revolution war<br />
es den Kurden verboten sich zu<br />
organisieren, nun hat sich vieles<br />
verändert.<br />
Ein kurdisches<br />
Erwachen<br />
Die Kurden stellen zehn Prozent<br />
der Bevölkerung in Syrien<br />
und sind so die größte ethnische<br />
Minderheit im Land. Bashar<br />
Assad und sein Vater Hafez haben<br />
sie unterdrückt. Die Baath-Partei<br />
hat den Kurden jegliche Grundrechte<br />
verweigert. Vielen wurde<br />
die Staatsbürgerschaft aberkannt.<br />
Sie durften ihre Sprache nicht<br />
sprechen und ihre Feste nicht<br />
feiern. Es kam zu einer „Arabisierung“,<br />
so bekamen zum Beispiel<br />
kurdische Städte arabische<br />
Namen. Politisch aktiv zu sein<br />
war für Kurden undenkbar.<br />
Heute gibt es öffentliche Auftritte<br />
kurdischer Politiker. Die<br />
Demokratische Einheitspartei<br />
(PYD) – eine kurdische Partei<br />
die eng zur PKK steht – hat<br />
in ein Kulturzentrum in Derik<br />
eingeladen. Die Stadt liegt nur<br />
wenige Kilometer von der türkischen<br />
und irakischen Grenze.<br />
Asya Muhammad Abdullah, eine<br />
Vorsitzende der PYD spricht<br />
über die Zukunft. Einige hundert<br />
Menschen sind gekommen.<br />
Sie genießen ihre neuen politischen<br />
Freiheiten. Augenscheinlicher<br />
Beweis dafür: Nach der<br />
zweistündigen Rede der Vorsitzenden<br />
verlässt kaum einer den<br />
Saal. Alle bleiben, um Fragen<br />
zu stellen.<br />
„Seit 30 Jahren kämpfen wir<br />
syrischen Kurden für unsere<br />
Rechte. Aus diesem Grund sind<br />
viele unserer Freunde verhaftet<br />
und vom Regime gefoltert worden“,<br />
berichtet Frau Abdullah.<br />
In den Anfängen der Revolte hat<br />
Assad den staatenlosen Kurden<br />
dann ihre Staatsbürgerschaft<br />
zurückgegeben. Ein taktischer<br />
Schachzug – er wollte so sicherstellen,<br />
dass es in den kurdischen<br />
Regionen nicht auch zu Aufständen<br />
kommt.<br />
Lange haben Parteien wie die<br />
PYD im Untergrund gearbeitet.<br />
Nun wagen sie sich langsam an<br />
die Öffentlichkeit zu gehen. „Wir<br />
hatten schon politische Erfahrung.<br />
Wir haben nicht bei Null<br />
angefangen. Wir waren auf die<br />
Situation vorbereitet“, sagt Frau<br />
Abdullah um zu erklären, warum<br />
ihre Partei im Moment so einflussreich<br />
ist.<br />
Die PYD will kein unabhängiges<br />
Kurdistan, wie die PKK.<br />
„Wir wollen Syrien nicht spalten.<br />
Wir glauben daran, als Brüder<br />
in einem demokratischen Syrien<br />
leben zu können. Aber wir wollen<br />
in einem zukünftigen Syrien<br />
unsere Rechte gesichert sehen“,<br />
erklärt Frau Abdullah, als sie von<br />
einem autonomen „West Kurdistan“<br />
spricht.<br />
Militärische<br />
Kontrolle<br />
D i e s e<br />
A n s p r ü c h e<br />
sind machtp<br />
o l i t i s c h<br />
untermauert.<br />
Entlang<br />
der Straßen in<br />
die inoffizielle<br />
Hauptstadt der<br />
kurdischen Gebiete<br />
Qamishlo wurden<br />
Checkpoints eingerichtet.<br />
Hier haben<br />
die Volksverteidigungseinheiten<br />
(YPG)<br />
– der bewaffnete<br />
Arm der<br />
PYD das Sagen.<br />
Die kurdischen<br />
Milizen üben faktisch<br />
die Kontrolle aus.<br />
Assads Generäle haben aus<br />
taktischen Gründen den größten<br />
Teil der syrischen Armee aus<br />
den kurdischen Gebieten abgezogen<br />
und anderswo eingesetzt.<br />
Die Lücke, die die Regierungstruppen<br />
hinterlassen haben, hat<br />
die YPG eingenommen.<br />
Bewaffnete junge Männer und<br />
Frauen der YPG sind fast überall<br />
in den kurdischen Gebieten präsent.<br />
„Wir haben Qamishlo fast<br />
vollständig vom Regime befreit.<br />
Mehr als zwei Drittel der Stadt<br />
sind unter unserer Kontrolle“,<br />
meint Rezan Ibrahim, ein Kommandant<br />
in der YPG.<br />
Ibrahim ist in Sere Kaniye stationiert.<br />
Die Stadt an der türkischen<br />
Grenze ist gemischt, Araber und<br />
Kurden leben hier. Das Gemisch<br />
aus YPG, der Freien Syrischen<br />
Armee (FSA), Regierungstruppen<br />
und islamistische Gruppierungen<br />
macht die Sicherheitslage<br />
hier schwer überschaubar.<br />
Eine brüchige<br />
Waffenruhe<br />
Ein Kommandant der „Jabhat<br />
Al Nusra“ (JAN) erklärt<br />
sich zum Gespräch bereit. Er<br />
wickelt sich einen Schal um das<br />
Gesicht und will nicht aufgenommen<br />
werden. „Ich bin von<br />
Al Qaida,“ stellt er sich vor, als<br />
er den Raum mit anderen Kämpfern<br />
betritt. Die JAN gibt es seit<br />
mehr als einem Jahr. Ihre Partnerschaft<br />
mit Al Qaida im Irak<br />
ist kein Geheimnis. Abotallah<br />
ist etwas rundlich und hat<br />
auffallend wache blaue<br />
Augen. Bevor er in seine<br />
Heimatstadt zurückgekehrt<br />
ist,<br />
kämpfte er im Irak. Nun hat ihn<br />
der Krieg in Syrien in seine alte<br />
Heimat zurückgebracht.<br />
„Wir wollen Assad stürzen und<br />
dann die Kontrolle über Syrien<br />
auf politischem Wege erreichen“,<br />
sagt er. Er räumt aber ein, dass<br />
es innerhalb der JAN verschiedene<br />
Gruppierungen gebe, die<br />
nicht alle auf einen politischen<br />
Weg nach der Ära Assad bauen,<br />
um ihre Ziele zu erreichen. Im<br />
letzten Jahr kam es zu heftigen<br />
Zusammenstößen zwischen JAN,<br />
Einheiten der arabischen Freien<br />
Syrischen Armee und der YPG.<br />
Seit Februar gibt es einen Waffenstillstand.<br />
„Wir haben vereinbart, dass<br />
die FSA alle Kämpfer, die nicht<br />
aus der Region stammen, abziehen.<br />
Diejenigen, die bleiben,<br />
koordinieren sich mit uns.<br />
Wir müssen es vermeiden,<br />
uns untereinander zu bekriegen,<br />
um gemeinsam Assads<br />
Armee zu bekämpfen“,<br />
beschreibt<br />
Rezan Ibrahim,<br />
d e r<br />
YPG-Kommandeur, diese Vereinbarung.<br />
Doch der Waffenstillstand ist<br />
sehr brüchig. Erst vor wenigen<br />
Tagen kam es erneut zu Kämpfen<br />
zwischen den „Vertragsparteien“.<br />
Leidende Zivilbevölkerung<br />
Die Vereinbarung jedoch hat<br />
Potential. Die Kurden rücken so<br />
erstmals von ihrer Position als<br />
„dritte Partei“ ab. Diese Entwicklungen<br />
sieht das syrische Regime<br />
ungern. Assads Regierung will<br />
verhindern, dass FSA und YPG<br />
zusammenarbeiten. Deshalb werden<br />
kurdische Gebiete, in denen<br />
auch die FSA aktiv ist, seit einiger<br />
Zeit bevorzugt zum Ziel von<br />
Luftangriffen.<br />
Im Stadtteil Kharaba im Süden<br />
von Sere Kaniye sind die Gebäude<br />
zerstört. Die meisten Bewohner,<br />
die überlebt haben, sind geflohen.<br />
Wer zurückgeblieben ist, gibt sich<br />
hoffnungslos.<br />
„Niemand hilft uns. Wohin<br />
sollen wir gehen? Ich habe kein<br />
Geld und somit keine Wahl – ich<br />
habe nicht mal genug, um Brot zu<br />
kaufen. Ich muss hier bleiben“,<br />
beschwert sich die 55-jährige<br />
Zehra Misseh. Sie hat ihr Haus<br />
bei den Bombenangriffen verloren.<br />
Auf die Frage nach der Zukunft<br />
antwortet sie pessimistisch: „Ich<br />
weiß nicht, wie lange der Krieg<br />
dauern wird oder wie lange ich<br />
überlebe. Vielleicht sterbe ich noch<br />
heute, wer weiß das schon.“<br />
Nach dem Luftangriff: Ein YPG-Kämpfer beobachtet die Lage aus seiner Stellung beim Dorf Hadad.<br />
Jugend im Kriegsgebiet: Jungen aus Serekaniye spielen in den Trümmern zerbombter Häuser.<br />
Elende Lage: Die Familie von Munir Hashmi Kanao ist vor einem halbem Jahr aus Aleppo geflohen und lebt heute in einer alten Schule in Qamishlo.
8 aktuell bundeswehr 3. Juni 2013<br />
Rocken befohlen<br />
Mayen. Mit der Live-Übertragung<br />
von „Rock am Ring“ am<br />
zweiten Juni‐Wochenende gibt es<br />
ein ganz besonderes Highlight für<br />
die Soldaten in den Einsätzen. Per<br />
Ultrakurzwelle oder Livestream<br />
gehen von einem der größten deutschen<br />
Musikfestivals – in <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
mit dem SWR – die<br />
dröhnenden Bässe von mehr als<br />
80 Bands und Musikern vom Nürburgring<br />
nach Mazar‐e‐Sharif,<br />
Kunduz, Kabul, Prizren, Pristina,<br />
in die Türkei, nach Mali, Limassol<br />
oder ans Horn von Afrika.<br />
„Wir wollen ein Stück Heimat in<br />
den Einsatz bringen“, sagt Hauptfeldwebel<br />
Mirko Schicketanz<br />
von Radio Andernach. (and)<br />
Termine: 7. Juni ab 17 Uhr, 8. Juni<br />
ab 15 Uhr, 9. Juni ab 17 Uhr. Mehr<br />
auf www.radio-andernach.de.<br />
16 000 Mal von oben<br />
Besinnung in den Pyrenäen<br />
Lourdes lockt auch in diesem Jahr wieder viele Soldaten zum Wallfahren.<br />
Vielfältige Lourdes: Ob eröffnungsfeier (o.l.), Firmung eines soldaten (u.l.), gemeinsamer Gottesdienst (M.) oder die Madonna (r.).<br />
KMBA (4)<br />
Altenstadt. Die unglaubliche<br />
Marke von 16 000 Fallschirmsprüngen<br />
hat kürzlich Stabsfeldwebel<br />
Dieter Dankesreiter von<br />
der Luftlande- und Luftransportschule<br />
passiert. Dankesreiter<br />
springt seit 1986 und<br />
war schon Welt- und Europameister<br />
sowie mehrfach Deutscher<br />
Meister in den klassischen<br />
Disziplinen des Fallschirmspringens.<br />
(hru)<br />
Wagner/LL/LTS(2)<br />
von Björn Jüttner<br />
Lourdes. Lichterprozession im<br />
Heiligen Bezirk vor der Rosenkranzbasilika<br />
über der berühmten<br />
Grotte von Lourdes oder „deutsches“<br />
Champions-League-Finale<br />
in London? Diese Frage musste<br />
jeder der mehr als 700 deutschen<br />
pilgernden Soldaten ganz persönlich<br />
für sich beantworten.<br />
Und nicht wenige davon schauten<br />
dann am vorvergangenen<br />
Samstag gemeinsam mit französischen,<br />
kroatischen und österreichischen<br />
Soldaten die von den<br />
Beelitzer Logistikern bereitgestellte<br />
Live-Übertragung und das<br />
2:1 der Bayern.<br />
Diese gelebte Internationalität<br />
ist für viele ein Grund an der<br />
Soldatenwallfahrt nach Lourdes<br />
teilzunehmen – auch für Oberfeldwebel<br />
Alain Beaujeant. Der<br />
35-jährige vom Bataillon Elektronische<br />
Kampfführung 931<br />
in Daun ist bereits zum fünften<br />
Mal in der kleinen Stadt am Fuße<br />
der französischen Pyrenäen. „Ich<br />
freue mich immer auf Lourdes.<br />
Die Soldatenwallfahrt ist eben<br />
etwas anderes als der Dienstalltag,<br />
alles in allem ist es hier<br />
besinnlicher.“ Als Deutsch-Belgier<br />
kommt der Oberfeldwebel<br />
auch in seine sprachliche Heimat,<br />
was ihm bei seinem Auftrag,<br />
die deutschen Soldaten in<br />
Lourdes zu versorgen, hilft. Sei<br />
es der Kontakt mit den französischen<br />
Kameraden oder einfach<br />
beim Brötchen holen.<br />
Beaujeant kann deshalb auch<br />
nicht an allen Veranstaltungen<br />
der Wallfahrt teilnehmen. Ein<br />
Programm, das für die Pilger<br />
durchaus viele Höhepunkte bietet,<br />
etwa der Kreuzweg, die Bergwallfahrt<br />
zum Pic du Jer oder<br />
das Nachtgebet. Für viele Soldaten<br />
bietet Lourdes die Gelegenheit,<br />
wieder „Zugang zum<br />
Glauben“ zu finden, was auch das<br />
Motto der diesjährigen Wallfahrt<br />
war. Einige kommen aus Neugierde,<br />
andere wollen ein lebendiges<br />
Zeugnis für den Frieden<br />
in dem wichtigsten Marienwallfahrtsort<br />
der Welt ablegen.<br />
Lourdes ist aber nicht nur ein<br />
Ort, in dem Soldaten Ruhe, Glauben<br />
und Besinnlichkeit finden.<br />
Lourdes ist auch ein Geschäft.<br />
Nur wenige Meter oberhalb des<br />
Heiligen Bezirkes reiht sich Souvenirladen<br />
an Souvenirladen.<br />
Dazu wird in Lourdes abends –<br />
außerhalb des Bezirkes – gefeiert.<br />
Der Treffpunkt ist die Brücke<br />
über den Fluss „Gave de Pau“.<br />
Hier versammeln sich Hunderte<br />
Soldaten, um gemeinsam zu singen<br />
und zu tauschen. Beliebt sind<br />
vor allem Dienstgradabzeichen<br />
und Barette.<br />
Nur selbst fliegen ist schöner<br />
Im Vergleich zu den Jahren<br />
davor ist es dieses Jahr auf<br />
den Straßen von Lourdes leerer<br />
geworden. Hat Lourdes seine<br />
Anziehungskraft verloren? „Pilgern<br />
ist in Europa nicht mehr so<br />
selbstverständlich. Zudem macht<br />
sich auch in der <strong>Bundeswehr</strong> der<br />
demografische Wandel bemerkbar:<br />
Es gibt einfach weniger<br />
Soldaten“, erklärt der deutsche<br />
Militärbischof Franz-Josef Overbeck.<br />
Auch aus Deutschland sind<br />
in diesem Jahr zum ersten Mal<br />
nicht mehr drei, sondern nur noch<br />
zwei Sonderzüge nach Lourdes<br />
gefahren. „Wir wollen sicherstellen,<br />
dass der Wallfahrtscharakter<br />
erhalten bleibt und dass wir<br />
nicht als billiges Reiseunternehmen<br />
genutzt werden. Wir schließen<br />
allerdings niemanden aus,<br />
der ernsthaftes Interesse hat“, so<br />
Overbeck.<br />
Christian Schneider darf im „Eurofighter“ gen Himmel starten – Bestpreis des Inspekteurs.<br />
Reger Austausch<br />
nürnberg. Vertreter aus Unternehmen<br />
und studierte Zeitoffiziere<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> haben sich<br />
kürzlich zum Tag der Akademiker<br />
des Arbeitskreises <strong>Bundeswehr</strong> &<br />
Wirtschaft Bayern getroffen. Ziel<br />
dieser jährlich stattfindenden Veranstaltung<br />
ist es, den Zeitoffizieren<br />
Arbeitsplätze in Führungspositionen<br />
zu vermitteln. Für<br />
den guten Zweck wurden auf der<br />
Veranstaltung etwa 32 000 Euro<br />
zu Gunsten in Afghanistan verwundeter<br />
Soldaten gesammelt<br />
und an den Generalinspekteur<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, General Volker<br />
Wieker, übergeben. (eb)<br />
neuburg. Der Mitflug im<br />
Kampfjet ist eine besondere<br />
Auszeichnung des Inspekteurs<br />
der Luftwaffe für verdiente Leistungsträger<br />
und soll ausgewähltem<br />
nichtfliegendem Personal<br />
einen Einblick in das besondere<br />
Berufsfeld der Kampfjetpiloten<br />
ermöglichen. Und genau<br />
diese Auszeichnung traf kürzlich<br />
Hauptmann Christian Schneider,<br />
Verlegoffizier im Jagdgeschwader<br />
74. Anders, als von einigen<br />
erwartet und ohne wacklige<br />
Beine, stattdessen mit einem breiten<br />
Grinsen stieg Schneider dann<br />
auch kürzlich aus dem Kampfjet<br />
vom Typ „Eurofighter“. „Wow, so<br />
ein Mitflug ist einfach der Hammer“,<br />
schwärmte der Offizier.<br />
Tolles erlebnis: Christian schneider nach der Landung.<br />
Und er setzte drauf: „Unglaublich,<br />
welche Power schon beim<br />
Start auf den Körper wirkt und<br />
faszinierend sind auch die vielen<br />
Knöpfe und Anzeigen, die<br />
die Piloten beherrschen müssen“.<br />
JG 74<br />
Doch zunächst waren eine<br />
Reihe von Untersuchungen und<br />
Tests zu durchlaufen. In der Zentrifuge<br />
erfuhr Schneider, wie<br />
sich Beschleunigungskräfte auf<br />
den Körper auswirken und in der<br />
Unterdruckkammer, welche Symptome<br />
bei Sauerstoffmangel eintreten.<br />
Wie die Piloten musste er<br />
sich am Flugmedizinischen Institut<br />
in Fürstenfeldbruck gesundheitlich<br />
durchchecken lassen. Erst<br />
danach bekam er das „Go“ für<br />
den Mitflug. Und der Inspekteur,<br />
Generalleutnant Karl Müllner,<br />
begleitete den Bestpreis direkt<br />
vor Ort in Neuburg – mit „Flight<br />
Briefing“, Anti-g-Hose, Weste<br />
und Helm und allem, was zum<br />
Jetfliegen dazu gehört. (xha)
3. Juni 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />
Die Schwarzen Jäger<br />
Vor 200 Jahren stellt Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow das Königlich Preußische Freikorps auf.<br />
von Gerhard Bauer, Militärhistorisches<br />
Museum der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
Dresden<br />
geschichte. Napoleon nannte<br />
sie angeblich „brigands noirs“<br />
– „schwarze Banditen“. In der<br />
deutschen Wahrnehmung hat sich<br />
das Königlich Preußische Freikorps<br />
des Majors von Lützow als<br />
eine Formation etabliert, die für<br />
die Befreiung Deutschlands von<br />
„Henkersbrut und Tyrannen“ – so<br />
der Dichter Theodor Körner – und<br />
eine nationale Einigung eintrat.<br />
Napoleon fürchtete, das Korps<br />
würde einen Volkskrieg gegen<br />
seine Truppen entfachen, wie es<br />
1808 in Portugal und Spanien<br />
geschehen war.<br />
Dem preußischen Generalstabschef<br />
Gerhard von Scharnhorst<br />
dagegen ging es vermutlich<br />
eher darum, den Feind in seinem<br />
eigenen Hinterland durch<br />
kleine, bewegliche Detachements<br />
zu stören, bevor größere Verbände<br />
dort einrückten. Er empfahl<br />
daher dem Major Adolph von<br />
Lützow, der den „Kleinen Krieg“<br />
bereits unter anderem 1809 an der<br />
Seite Schills kennengelernt hatte,<br />
das Aufstellen eines Freikorps.<br />
Eine königliche Kabinettsordre<br />
regelte die Zusammensetzung<br />
und Ausstattung des Korps und<br />
ab dem 18. Februar 1813 wurde<br />
in Schlesien für Lützows Neuaufstellung<br />
geworben.<br />
Die Zahl der Freiwilligen war<br />
so groß, dass das Freikorps Ende<br />
März Musketiere, Freiwillige Jäger<br />
zu Fuß und Reitende Jäger, Ulanen<br />
Das Königlich Preußische Freikorps: Attackierende Kavallerie –<br />
Postkarte um 1913 nach einer grafik von richard Knötel.<br />
und Husaren, zusammen beinahe<br />
1200 Mann aus allen Schichten<br />
der Bevölkerung und mehreren<br />
deutschen Staaten sowie Österreichs,<br />
umfasste. Entgegen der<br />
Legende waren Studenten keinesfalls<br />
in der Mehrheit unter<br />
den Freiwilligen. Aus praktischen<br />
Gründen wurde eine schwarze<br />
Uniform mit roten Abzeichen<br />
vorgeschrieben. Ob dazu gelbmetallene<br />
Knöpfe getragen wurden,<br />
ist nicht mehr festzustellen,<br />
da bisher kein authentischer<br />
Uniformrock des Korps bekannt<br />
geworden ist. Da die Freiwilligen<br />
sich selbst auszustatten hatten,<br />
darf man von einer bunten Vielfalt<br />
bei der Bekleidung ausgehen.<br />
Zumindest in seiner Gründungszeit<br />
scheint das Korps ein Hort<br />
des Idealismus und Patriotismus<br />
gewesen zu sein. „Turnvater“ Jahn<br />
und Friedrich Friesen, die Dichter<br />
Theodor Körner und Joseph<br />
von Eichendorff sowie der Maler<br />
Friedrich Kersting stießen dazu.<br />
Nationalbewegung und romantische<br />
Bewegung schienen sich<br />
hier in idealer Weise zu vereinen.<br />
Manche, wie den Freiwilligen<br />
Mebes, hielt die Atmosphäre<br />
im Korps jedoch davon ab, sich<br />
den Lützowern anzuschließen.<br />
Die dort stark vertretenen Turner<br />
empfand er als „ungeschlacht“<br />
und Jahn als „naßburschikos“.<br />
Nichtsdestotrotz trug die Präsenz<br />
von Männern wie ihm und Körner<br />
dazu bei, dass das Korps zu<br />
einem wichtigen Instrument der<br />
antinapoleonischen Propaganda<br />
wurde. Im April, noch bevor das<br />
Korps an den Feind kam, hatte<br />
Körner mit seinem Kriegslied<br />
„Lützows wilde, verwegene Jagd“<br />
MHM<br />
ihm einen Nimbus angedichtet,<br />
dessen Strahlkraft bis heute<br />
ungebrochen scheint.<br />
Anfang April drang das Korps<br />
in Sachsen ein. Nach einem<br />
Intermezzo in Nordwestdeutschland<br />
zur Unterstützung alliierter<br />
Kräfte marschierte Lützow<br />
am 29. Mai nach Thüringen und<br />
Oberfranken, nahm insgesamt<br />
100 Gefangene und besetzte<br />
das vogtländische Plauen. Das<br />
Ende des Streifzuges nahte, als<br />
Lützow am 11. Juni in Plauen<br />
vom befristeten Waffenstillstandes<br />
zwischen den Alliierten<br />
und Napoleon erfuhr. In Feindesland<br />
stehend hatte er nur<br />
die Alternativen, sich über die<br />
böhmische Grenze nach Österreich<br />
durchzuschlagen oder auf<br />
kürzestem Weg auf die Waffenstillstandslinie<br />
zuzumarschieren.<br />
Lützows Entscheidung nicht<br />
nach Böhmen auszuweichen,<br />
erwies sich als fatal. Am 17. Juni<br />
wurde das Freikorps bei Kitzen<br />
attackiert und zersprengt. Die<br />
Reiterei verlor über 100 Mann.<br />
Für die Lützower war nach<br />
dem Waffenstillstand die Zeit<br />
der eigenständigen Operationen<br />
vorüber. Aufgefrischt wurden die<br />
Lützower dem Korps Wallmoden-<br />
Gimborn zugeteilt. Zusammen<br />
mit vier Kosakenregimentern,<br />
zwei Infanteriebataillonen und<br />
einem Jägerbataillon gehörten<br />
die Lützower Kavallerie, Infanterie<br />
und Artillerie zur Vorhut,<br />
einem mobilen Verband, der auf<br />
Grund seiner Größe und Beschaffenheit<br />
allerdings nicht mehr<br />
in der Lage war, den “Kleinen<br />
Krieg” zu führen.<br />
Als Teil des Korps Wallmoden-<br />
Gimborn kämpften die Lützower<br />
in zahlreichen Scharmützeln<br />
gegen Franzosen und Dänen in<br />
Norddeutschland. Bei Gadebusch<br />
fiel Theodor Körner. Von Februar<br />
bis März 1814 gehörten sie zu<br />
den Einschließungstruppen um<br />
die Festung Jülich. Mit Teilen<br />
seines Freikorps rückte Lützow<br />
nach Frankreich vor, wo er bis<br />
Mitte März verblieb. Zeitweise<br />
im Verband der Schlesischen<br />
Armee Blüchers operierend,<br />
erlebte sein Detachement die<br />
Winterkämpfe in der Champagne.<br />
Doch Ende 1813 war bereits<br />
verfügt worden, die Lützower<br />
nicht mehr zu verstärken und<br />
schließlich in preußische Linienregimenter<br />
einzugliedern. Im<br />
April 1814 wurden die Freiwilligen<br />
Jäger entlassen, im Juni<br />
die Tiroler Jäger.<br />
Nach der Rückkehr Napoleons<br />
aus dem Exil im März 1815 nahmen<br />
die ehemaligen Lützower<br />
als 25. Infanterie-Regiment und<br />
als 9. Ulanen-Regiment am letzten<br />
Feldzug der Napoleonischen<br />
Kriege teil. Lützow, inzwischen<br />
Oberstleutnant, wurde im Verlauf<br />
einer Attacke der 6. Ulanen<br />
auf ein Karree des französischen<br />
4. Regiments der Gardegrenadiere<br />
zu Fuß am Abend des 16. Juni<br />
1815 bei Ligny gefangengenommen.<br />
Angesichts ihrer schäbigen<br />
Uniformen hatte Lützow die<br />
Franzosen nur für ungeübte<br />
Nationalgarden gehalten.<br />
Der Alte Fritz und Sturm und Drang<br />
Vor 240 Jahren bringt Johann Wolfgang von Goethe den „Götz von Berlichingen“ auf die Bühne.<br />
Neues aus Dresden<br />
von Frank Ganseuer<br />
geschichte und literatur.<br />
Dem „Alten Fritz“ hat es nicht<br />
gefallen – das „Schauspiel in fünf<br />
Aufzügen“, mit dem der junge<br />
Johann Wolfgang von Goethe im<br />
Jahre 1773 die deutschen Bühnen<br />
stürmte. Sein „Götz von<br />
Berlichingen mit der eisernen<br />
Hand“ aus dem Jahre 1771 sei,<br />
so urteilte der Preußenkönig, nur<br />
eine „abscheuliche Nachahmung<br />
der englischen Stücke: und doch<br />
bewilligt unser Publikum diesem<br />
ekelhaften Gewäsch seinen<br />
lauten Beifall, und verlangt mit<br />
Eifer ihre öftere Wiederholung.“<br />
Tatsächlich war das Stück,<br />
das die literarische Epoche des<br />
„Sturm und Drang“ wesentlich<br />
mitbegründete und „in shakespearescher<br />
Manier“ die Aufhebung<br />
bisheriger formaler literarischer<br />
Konventionen und<br />
gesellschaftlicher „Moden“<br />
durch den freischaffenden Geist<br />
des Genies bedeutete, ein „stürmischer“<br />
Erfolg. Mehr noch im<br />
Lesepublikum als auf der Bühne,<br />
denn das Stück war angesichts<br />
seiner 59 Szenenwechsel mit 62<br />
auftretenden Personen tatsächlich,<br />
wie auch Goethe selbst zugeben<br />
musste, nur „schwer auf das<br />
Theater zu bringen“. Die Bühne<br />
beherrschte dabei ein ausgesprochener<br />
Haudegen: Ein dem<br />
historischen Original eher frei<br />
nachempfundener deutscher Ritter<br />
von echtem Schrot und Korn,<br />
der sich mit „eiserner Faust“ – die<br />
Hand-Prothese des echten Götz<br />
ist heute noch im Götz-Museum<br />
in Jagsthausen zu besichtigen –<br />
und „auf Seiten der Bedrängten“<br />
dem neuen Zeitalter von Fürstenherrschaft<br />
und Juristerei mit Faustrecht,<br />
Fehde und Raubrittertum<br />
entgegenwirft, um daran und mit<br />
seinen letzten Worten „Freiheit!<br />
Freiheit!“ tragisch zu scheitern.<br />
Tugendhaft und kraftstrotzend<br />
ist Goethes Götz ein bürgerlicher<br />
Held in Ritterrüstung, deftig und<br />
markig, wie seine Sprache. Deren<br />
berühmteste Wendung – als<br />
„Götz-Zitat“ bis heute gleichsam<br />
in aller Munde – fiel hingegen<br />
schon den ersten Umarbeitungen<br />
und Aufführungen<br />
des Stückes zum Opfer, oder,<br />
wie Wieland formulierte, „das<br />
was der Hauptmann tun könne<br />
durch einen Gedankenstrich<br />
der Scharfsinnigkeit des Lesers<br />
anheimzustellen“.<br />
Die Geschichte des Götz, die<br />
Goethe in großen Teilen aus<br />
der „Lebens-Beschreibung“ des<br />
Ritters selbst entnommen hatte,<br />
entfaltet sich unter der Hand<br />
des Dichters durchaus „actionreich“<br />
mit Verfolgung, Belagerung<br />
und Gefangennahme eines<br />
aufrechten, freiheitsliebenden<br />
Kämpen vor einem bunten Panorama<br />
des ausgehenden Mittelalters<br />
und der anbrechenden Neuzeit,<br />
von Fürstenherrschaft und<br />
Bauernkrieg. Der „Ritter mit der<br />
eisernen Hand“ ist daher auch<br />
bis heute auf den Theaterbühnen<br />
präsent, wo er namentlich bei<br />
den Götz-Festspielen auf seiner<br />
alten Burg Jagsthausen alljährlich<br />
sein „Revival“ und, wohl ganz<br />
zum Unwillen des „Alten Fritz“,<br />
immer noch seinen „lauten Beyfall“<br />
erlebt.<br />
Die Burgfestspiele Jagsthausen<br />
– „Götz von Berlichingen“<br />
beginnen am 4. Juni und gehen<br />
bis zum 25. August 2013. Veranstaltungsort<br />
ist die Burghof<br />
der Götzenburg, Schlosstraße,<br />
74249 Jagsthausen. Mehr Informationen<br />
unter www.burgfestspielejagsthausen.de.<br />
Ausstellung. Das Militärhistorische<br />
Museum Dresden zeigt<br />
seit der vergangenen Woche die<br />
Wanderausstellung „1636 – ihre<br />
letzte Schlacht“. Thematisiert<br />
wird dabei insbesondere der<br />
Lebensalltag der Soldaten im<br />
17. Jahrhundert. Basis der Ausstellung<br />
ist ein 2007 gefundenes<br />
Massengrab zur Schlacht bei<br />
Wittstock vom 4. Oktober 1636.<br />
Die Ausstellung war bislang im<br />
Archäologischen Landesmuseum<br />
Brandenburg und in der Archäologischen<br />
Staatssammlung<br />
München zu sehen. In Dresden<br />
steht sie den Besuchern noch bis<br />
zum 12. November offen. (age)<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.mhmbw.de.
10 aktuell sport 3. Juni 2013<br />
Tripple für Wolfsburg<br />
Fußball. Nach dem Double in<br />
Pokal und Meisterschaft haben<br />
die Fußball-Frauen des VfL<br />
Wolfsburg um Stabsgefreiter<br />
Lena Goeßling am vorvergangenen<br />
Wochenende auch das<br />
starke Team aus Lyon bezwungen<br />
und so die Champions League<br />
gewonnen. „Jetzt können wir<br />
mal endlich feiern. Wir hatten<br />
noch keinen Titel gewonnen und<br />
jetzt haben wir drei gleichzeitig“,<br />
jubelte die Torschützin Martina<br />
Müller über den historischen Hattrick<br />
aus Meisterschaft, Pokalsieg<br />
und Triumph in der Königinnenklasse.<br />
Ein weiterer Höhepunkt<br />
des Jahres ist die Frauenfußball-<br />
EM in Schweden Mitte Juli. Und<br />
auch dort wird Goeßling von der<br />
Sportfördergruppe Warendorf<br />
im Kader von Bundestrainerin<br />
Silvia Neid stehen. (dpa/eb)<br />
Silber mit dem Florett<br />
Fechten. Mit zwei Podestplätzen<br />
haben die deutschen Fechter am<br />
vorvergangenen Wochenende ein<br />
gutes Ergebnis erzielt. Stabsunteroffizier<br />
(FA) Carolin Golubytskyi<br />
stellte mit Rang zwei beim<br />
Damenflorett-Grand-Prix in Marseille<br />
ihre Stärke unter Beweis.<br />
Die 27-Jährige unterlag erst im<br />
Finale der Amerikanerin Nzingha<br />
Prescod 12:15. „Am Ende hat<br />
vielleicht ein wenig die Kondition<br />
gefehlt. Wir sind dennoch<br />
mit dem Ergebnis sehr zufrieden“,<br />
sagte Bundestrainer Yoann<br />
Lebrun. Degenfechter Norman<br />
Ackermann bewies drei Wochen<br />
vor den Europameisterschaften in<br />
Zagreb ebenfalls gute Form und<br />
belegte beim Weltcup in Buenos<br />
Aires den dritten Rang. (dpa)<br />
Gelungenes Comeback<br />
Judo. Nach einer monatelangen<br />
Verletzungspause hat Hauptfeldwebel<br />
Andreas Tölzer bei seinem<br />
Comeback gleich einen Podestplatz<br />
errungen. Der Olympia-<br />
Dritte wurde beim Masters im<br />
russischen Tyumen am vorvergangenen<br />
Sonntag in der<br />
Gewichtsklasse über 100 Kilogramm<br />
Dritter. Nach einer Vorrundenniederlage<br />
gegen den<br />
Brasilianer Walter Santos fightete<br />
sich Tölzer über die Trostrunde in<br />
den Kampf um Platz drei, den er<br />
schließlich gegen Santos‘ Landsmann<br />
David Moura gewann. Der<br />
33-Jährige, der im vergangenen<br />
Sommer bei den Spielen in London<br />
Bronze erkämpfte, hatte sich<br />
im Januar einer Schulteroperation<br />
unterzogen. Sein Ziel sei<br />
es, „stärker als je zuvor“ auf die<br />
Matte zurückzukehren, hatte<br />
Tölzer damals angekündigt. Das<br />
Saisonziel des Judo-Schwergewichtlers<br />
ist die WM Ende<br />
August in Rio de Janeiro. (dpa)<br />
Wüstensand statt Pulverschnee<br />
Hauptfeldwebel Michael Greis besucht seine Kameraden in Mazar-e Sharif.<br />
Mazar-e sharif. Langlaufskier,<br />
Präzisionsgewehr und<br />
Sporttrikot sind normalerweise<br />
die Arbeitsgeräte von Hauptfeldwebel<br />
Michael Greis. Als Sportsoldat<br />
in der Sportfördergruppe<br />
Bischofswiesen ist er Biathlet.<br />
Seit mehr als 15 Jahren holt er für<br />
den deutschen Biathlonverband<br />
und die <strong>Bundeswehr</strong> Medaille um<br />
Medaille – drei mal Gold bei den<br />
Olympischen Spiele 2006, mehrfacher<br />
Weltmeister und Weltcupgesamtsieger<br />
2006 und 2007.<br />
Greis ist eines der Aushängeschilder<br />
für die Sportförderung der<br />
<strong>Bundeswehr</strong>. Doch der 36-Jährige<br />
ist nicht nur erfolgreicher Sportler,<br />
er ist auch Soldat. Deshalb<br />
besuchte er zusammen mit dem<br />
Chef des Stabes des Kommandos<br />
Streitkräftebasis, Generalmajor<br />
Peter Bohrer, seine Kameraden<br />
in Afghanistan – für Greis selbstverständlich.<br />
Vor kurzem waren Sie für<br />
eine paar Tage in Afghanistan,<br />
um dort Ihre Kameraden zu<br />
besuchen. Wie waren Ihre Eindrücke<br />
vor Ort?<br />
Zuerst haben wir vor Ort den<br />
Ehrenhain für die Gefallenen<br />
Soldaten besucht – auch für mich<br />
ein sehr emotionales Erlebnis.<br />
Da ich mit Generalmajor Bohrer<br />
unterwegs war und er als Führungskraft<br />
der Streitkräftebasis<br />
hauptverantwortlich für die<br />
Rückverlegung aus Afghanistan<br />
ist, haben wir uns vieles aus der<br />
Logistik angesehen. Als Sportsoldat<br />
bin ich ja schon weit weg<br />
vom militärischen Alltag und den<br />
Einsätzen und deshalb war vieles<br />
für mich neu. Es ist schon<br />
beeindruckend, wie die Soldaten<br />
dieses logistische Großprojekt<br />
stemmen. Mir war vorher nicht<br />
klar, wie komplex die Arbeit dort<br />
Frankenberg. Der Kommandeur<br />
des Landeskommandos<br />
Sachsen, Oberst Michael Knop,<br />
hat kürzlich Gäste aus Politik,<br />
Sport und Wirtschaft in die<br />
Wettiner Kaserne nach Frankenberg<br />
eingeladen, um mit<br />
ihnen gemeinsam die erfolgreichen<br />
Wintersportler der Sportfördergruppe<br />
Frankenberg zu<br />
ehren. Vor den Gästen, den<br />
Sportsoldaten und deren Angehörigen<br />
zeichnete er acht herausragende<br />
Spitzensportler für<br />
ihre Leistungen der vergangenen<br />
Saison aus. Knop lobte dabei,<br />
dass die Sportler das Selbstverständnis<br />
der <strong>Bundeswehr</strong><br />
Eindruck verschafft: Generalmajor peter Bohrer (r.) und Biathlet Michael Greis (l.) in Mazar-e sharif.<br />
ist und wie viele Soldaten eigentlich<br />
in Afghanistan ihren Dienst<br />
versehen.<br />
Was hat Sie am meisten<br />
beeindruckt?<br />
Gerade für mich, der tatsächlich<br />
zwar Soldat, aber doch sehr<br />
weit von der Truppe entfernt ist,<br />
hat am meisten beeindruckt, wie<br />
die Soldaten mit den zusätzlichen<br />
Belastungen umgehen. Der Einsatz<br />
hat eine ganz andere Dimension.<br />
Auch das Thema Sicherheit<br />
hat mich beschäftigt. Ich hatte<br />
zwar den Eindruck, dass es in<br />
Mazar-e Sharif relativ sicher ist,<br />
aber die wechselnde Sicherheitslage<br />
muss für die Soldaten sehr<br />
belastend sein. Auf dem Hinflug<br />
war mir nicht so klar, was auf<br />
mich zukommt und ich denke,<br />
da ging es mir nicht anders als<br />
den Soldaten, die auch das erste<br />
Mal nach Afghanistan fliegen,<br />
allerdings für einen wesentlich<br />
längeren Zeitraum.<br />
Haben sich die Soldaten<br />
gefreut, dass ein Spitzensportler<br />
sie in Afghanistan besucht<br />
und so ihre Arbeit würdigt?<br />
Das ist immer schwierig für<br />
mich zu beurteilen, aber ich habe<br />
mich mit vielen Soldaten wirklich<br />
intensiv und individuell unterhalten<br />
können. Die Sportfördergruppen<br />
haben ja schon eine<br />
große Sonderstellung in der <strong>Bundeswehr</strong><br />
und manch einer denkt,<br />
dass die Sportförderung nicht<br />
nützt und hier wenig Interesse<br />
für den Soldatenberuf herrscht.<br />
Deshalb glaub ich schon, dass es<br />
gut war, auch einmal aktiv zu zeigen,<br />
dass auch wir Sportsoldaten<br />
uns für unsere Kameraden interessieren<br />
und ihre Arbeit würdigen.<br />
Deutschland sportlich dienen<br />
Das Landeskommando Sachsen ehrt seine erfolgreichen Wintersportler.<br />
oberst Knop (l.) zeichnet den Eisschnellläufer Denny Ihle (r.) aus.<br />
„Wir. Dienen. Deutschland.“ vorleben<br />
würden. „Wenn Sie auf<br />
Wettkämpfen antreten und ihr<br />
Äußerstes geben, tun sie das für<br />
sich, aber eben auch besonders<br />
für unser Land“, betonte er.<br />
Ahrendt/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Würden sie wieder nach<br />
Afghanistan reisen?<br />
Es war eine tolle Erfahrung<br />
für mich und ich würde jederzeit<br />
wieder runterfliegen. Ich bin<br />
mir allerdings bewusst, dass es<br />
etwas anderes ist, ob man, so<br />
wie ich, nur einen Truppenbesuch<br />
macht oder mit einem ganz<br />
anderen Auftrag vier bis sechs<br />
Monate vor Ort ist. Ich verstehe<br />
jetzt vieles besser. Wenn man im<br />
Fernsehen etwas über Afghanistan<br />
hört, hat man keinen oder<br />
wenig Bezug dazu. Es war wirklich<br />
beindruckend, wie dort gearbeitet<br />
wird. Ich habe so gesehen,<br />
dass die Arbeit unserer Soldaten<br />
in Afghanistan Hand und Fuß<br />
hat und tatsächlich für das Land<br />
Afghanistan wichtig ist.<br />
Die Fragen stellte Sebastian<br />
Wanninger.<br />
Die ausgezeichneten Wintersportler<br />
bedankten sich und<br />
freuten sich sehr über das starke<br />
Interesse. Beim anschließenden<br />
Empfang nutzten die knapp<br />
150 Gäste die Möglichkeit zum<br />
Small Talk und dem ein oder<br />
anderen Erinnerungsfoto mit den<br />
Sportlern.<br />
Die Sportfördergruppe Frankenberg<br />
feiert in diesem Jahr<br />
ihr 20-jähriges Bestehen. Zurzeit<br />
nutzen 53 Sportsoldaten<br />
die Rahmenbedingungen, die<br />
ihnen die <strong>Bundeswehr</strong> bietet,<br />
um sich auf ihre leistungssportliche<br />
und berufliche Laufbahn<br />
zu konzentrieren. (cvl)<br />
<strong>Bundeswehr</strong>
3. Juni 2013 Vermischtes aktuell 11<br />
Schonungslose Realität<br />
Johannes Clair schildert in „Vier Tage im November“ die Einsatzrealität deutscher Soldaten.<br />
einsatz hautnah erlebt: Johannes clair auf Patrouille in Afghanistan.<br />
Buch. „Unbarmherzig steht die<br />
Sonne schräg über mir, sie wird<br />
noch höher steigen. Es ist bereits<br />
jetzt so warm, dass die Kleidung<br />
wie ein nasses Handtuch am<br />
Körper hängt. Die Zunge klebt<br />
mir am Gaumen. Ich muss die<br />
Augen zusammenkneifen, um<br />
noch etwas erkennen zu können,<br />
so grell ist es. Dabei gelangen<br />
feine Sandkörner in meine<br />
Augen, weshalb ich sie sofort<br />
heftig öffne und schließe, ohne<br />
Erfolg. Aber das hilft wenigstens<br />
gegen die Müdigkeit.“<br />
Detaillgenau und einfühlsam<br />
beschreibt Autor Johannes Clair<br />
in seinem Buch „Vier Tage im<br />
November“ seinen Einsatz als<br />
Fallschirmjäger in Afghanistan.<br />
Von Juni 2010 bis Januar 2011<br />
war der damalige Stabsgefreite<br />
in Kunduz stationiert. Dort bildeten<br />
er und seine Kameraden<br />
zunächst eine Infanteriekompanie<br />
des Feldlagers, bevor sie in<br />
das erste, neuaufgestellte Ausbildungs-<br />
und Schutzbataillon<br />
integriert wurden – die Task<br />
Force Kunduz. Neben zahlreichen<br />
Gefechten und Sprengstoffanschlägen<br />
erlebten er und seine<br />
Kameraden den ersten Einsatz<br />
der Panzerhaubitze 2000 und<br />
standen bei der großen Offensivoperation<br />
Halmazag in der<br />
vordersten Linie.<br />
Clair verschweigt in seinem<br />
Buch nicht, dass es sich bei den<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Einsätzen trotz<br />
aller Schutzmaßnahmen um eine<br />
lebensgefährliche Aufgabe handelt.<br />
Kurz<br />
vor seiner<br />
Ankunft<br />
im Einsatzgebiet<br />
waren am Karfreitag<br />
2010 drei <strong>Bundeswehr</strong>-Soldaten<br />
bei einem Anschlag ums Leben<br />
gekommen. Sein eigener Zug<br />
löste diejenigen ab, zu denen die<br />
drei Gefallenen gehörten.<br />
Auch Clair geriet mehrmals in<br />
lebensgefährliche Situationen,<br />
insbesondere bei der Operation<br />
Halmazag Anfang November<br />
2010, als er seine Kameraden<br />
zusammen mit mehreren Zügen<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> sowie verschiedenen<br />
Bündnispartnern in einer<br />
konzentrierten Aktion versuchten,<br />
Aufständische aus der Region zu<br />
vertreiben. Dabei verbrachte Clair<br />
Willkommen in Malwonia<br />
<strong>Bundeswehr</strong><br />
vier Tage unter höchster Anspannung<br />
in einer Gefechtsstellung.<br />
Der Autor beschränkt sich in<br />
seinem Buch auf seine eigenen<br />
Eindrücke und lässt die Politik<br />
außen vor. Statt dessen fokussiert<br />
er sich auf das tägliche<br />
Erleben der Verhältnisse<br />
in einem der rückständigsten<br />
Länder der Welt.<br />
Detailgetreu schildert<br />
Clair seine Erlebnisse,<br />
versetzt den<br />
Leser so in das fremde<br />
Afghanistan und lässt<br />
ihn die Gefühle und<br />
das Leben der deutscher<br />
Soldaten im<br />
Krieg direkt miterleben<br />
– samt Gänsehaut<br />
und Herzklopfen.<br />
Der Leser spürt dabei<br />
den feinen Wüstensand<br />
regelrecht in<br />
den Augen und leidet<br />
unter der stehenden<br />
Hitze mit. Die<br />
Geschichten, die Clair<br />
beschreibt, fesseln von der ersten<br />
Minute an.<br />
Das Buch ist ein Muss für<br />
jeden, der wissen möchte, was<br />
deutsche Soldaten in Afghanistan<br />
erleben und wie sie sich<br />
unter den Einflüssen vor Ort verändern.<br />
Zu recht stand es nach<br />
seinem Erscheinen im Oktober<br />
2012 sechs Wochen auf den<br />
Bestsellerlisten. (rb/eb)<br />
Johannes Clair: „Vier Tage im<br />
November – Mein Kampfeinatz<br />
in Afghanistan“; Econ Verlag<br />
2012; 416 Seiten; 18,99 Euro;<br />
ISBN 978-3-43020138-4.<br />
Mit ihrer unkonventionellen Musik bringen ?Shmaltz! ihre Zuhörer zum Staunen.<br />
Bühne. Malwonia ist die wunderliche<br />
Welt, in der ?Shmaltz!<br />
musizieren und existieren und in<br />
die sie mit ihrer Musik entführen.<br />
?Shmaltz! steht für Herzblut,<br />
Rhythmus und Leidenschaft, ein<br />
bisschen Kitsch und viel Gefühl.<br />
Von Balkan bis Kurt Weill, von<br />
Cumbia bis Tom Waits, von Berliner<br />
Schnauze bis Fellini-Filmmusik<br />
– die schillernde Vielfalt<br />
der Stücke spiegelt sich auch im<br />
ungewöhnlichen Instrumentarium<br />
der Band wider: Neben der<br />
„klassischen“ Besetzung Geige,<br />
Akkordeon und Kontrabass<br />
spielen auch Banjo, Singende<br />
Säge, Toypiano, ein rumänisches<br />
Zimbalom, eine Trompetengeige<br />
und eine Posaune aus New Orleans<br />
mit. Ganz wichtig: Die Musik<br />
von ?Shmaltz! ist immer hundertprozentige<br />
Tanzmusik.<br />
Ungewöhnliches sextett: Die musiker von ?shmaltz!.<br />
Auf der Bühne erzählen die<br />
Musiker von Geschichten aus<br />
malwonischen Wüsten und<br />
Meeren, von blauen Känguruhs,<br />
Piratenbräuten, weinenden<br />
Engeln, einem grünen Taxi<br />
und dem trauernden Eseltreiber<br />
Chesam – in einem Sprachengemisch<br />
aus Malwonisch, Deutsch,<br />
Englisch und Jiddisch.<br />
Seit 2008 widmen sich die sechs<br />
Musiker von ihrer Exil-Heimat<br />
malagueta-music<br />
Berlin aus der Mission, die Kultur<br />
Malwonias in die Welt zu tragen.<br />
Im Jahre 2008 erschien die<br />
erste CD „Welcome to Malwonia“.<br />
Im vergangenen Jahr veröffentlichten<br />
?Shmaltz! ihr zweites<br />
Album „Gran Bufet“, das gleich<br />
zweimal für den Preis der deutschen<br />
Schallplattenkritik nominiert<br />
wurde und beteiligten sich an<br />
Filmmusik und Soundtrack zu den<br />
Filmen „Russendisko“ und „Move<br />
On“. So konnten sie ihre mitreißende<br />
und andersartige Musik<br />
gleich mehrfach ins Rampenlicht<br />
rücken.<br />
(eb)<br />
tourdaten:<br />
7.6.2013: Bad Münstereifel im<br />
Theater Eins.<br />
8.6.2013: Insul/Eifel beim zweiten<br />
KlezWest Festival.<br />
9.6.2013: Bonn in der Brotfabrik.<br />
Perfekter Abschlag<br />
App. Für den<br />
Golfer von<br />
heute ist das<br />
iPhone inzwischen<br />
genauso<br />
wichtig wie<br />
das Tee, die<br />
Pitch-Gabel oder der Ballmarker.<br />
Die passenden Apps von<br />
Expert Golf sorgen dafür, dass<br />
die Golfer zwischen Abschlag<br />
und dem Grün immer den richtigen<br />
Ratgeber mit dabei haben.<br />
Die vier Module holen die aktuellen<br />
Golfregeln auf den Schirm,<br />
zählen die Schläge und die Stableford-Punkte<br />
auf jeder Bahn,<br />
berechnen die Entfernung bis<br />
zum Grün via GPS und geben<br />
Tipps in schwierigen Lagen. Die<br />
neue Version 3.2 passt Expert<br />
Golf an das iPhone 5 an und<br />
bietet erstmals einen Ballsuchtimer.<br />
Außerdem kann die Scorekarte<br />
nun auf dem Touchscreen<br />
unterschrieben und auf Facebook<br />
und Twitter geteilt werden. Die<br />
Apps kosten zwischen 8,99 und<br />
17,99 Euro pro Modul und sind<br />
im App Store erhältlich. (eb)<br />
Steuerhilfe per App<br />
App. Fa st<br />
38 Millionen<br />
Steuerpflichtige<br />
zählt das<br />
Statistische<br />
Bundesamt in<br />
Deutschland.<br />
Dabei gibt jeder Dritte keine<br />
Steuererklärung ab. Mit der neuen<br />
„smartsteuer“ Steuerrechner-App<br />
erfahren Nutzer, wie viel Geld sie<br />
vom Finanzamt zurückbekommen<br />
und ob sich eine Steuererklärung<br />
für sie lohnt. Nach wenigen<br />
Eingaben wird der Steuererstattungsbetrag<br />
angezeigt. Zusätzlich<br />
kann mit Hilfe des Programms<br />
sich jederzeit unterwegs das<br />
Netto- oder Bruttogehalt ausrechnen.<br />
Arbeitnehmer können<br />
so ihr zukünftiges Einkommen<br />
planen oder sich auf eine Gehaltsverhandlung<br />
mit dem Arbeitgeber<br />
vorbereiten. Die App ist ab<br />
sofort kostenlos im App Store<br />
zum Download erhältlich. (eb)<br />
Gewinnauslosung<br />
aktuell 19/2013: Je zwei Freikarten<br />
für die Panorama-Austellungen<br />
von Yadegar Asisi gehen<br />
an Karlheinz Ebersbach, Doris<br />
Kowollik und Jenö Wendt.<br />
aktuell 20/2013: Je zwei Freikarten<br />
für das Jazz-Castle in<br />
Wolfsburg gehen an Ralf<br />
Kapelle, Olaf Becker und<br />
Herbert Pieper.<br />
Herzlichen Glückwunsch.
12 aktuell vermischtes 3. Juni 2013<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
5. Juni, 17.15 Uhr, phoenix:<br />
Sie dienen auf besondere Weise<br />
dem Land, dessen Einheit jährlich<br />
gefeiert wird: die jungen Männer<br />
und Frauen, die sich seit Aussetzen<br />
der Wehrpflicht freiwillig<br />
zu den Streitkräften gemeldet<br />
haben. Die Reportage „Freiwillig<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong>“ zeigt die<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Freiwilligen, die<br />
nach hochwertiger Ausbildung,<br />
gutem Einkommen und Karrierechancen<br />
streben.<br />
Youtube-video der Woche:<br />
In der Provinz Badakschan im<br />
Norden Afghanistans kämpfen<br />
afghanische Sicherheitskräfte in<br />
einer großen Militäroperation<br />
gegen Aufständische. Diese haben<br />
aus den Bergen heraus die Stützpunkte<br />
im Tal angegriffen. Doch<br />
die afghanischen Sicherheitskräfte<br />
haben ihre Stützpunkte erfolgreich<br />
zurückerobert. Der Beitrag „Im<br />
Tal von Warduj“ zeigt wie deutsche<br />
Soldaten der Quick Reaction Unit<br />
(QRU) die afghanischen Streitkräfte<br />
unterstützen. (eb)<br />
Der Beitrag<br />
„Im Tal von Warduj“<br />
auf www.youtube.<br />
com/bundeswehr.<br />
h amburg.<br />
„Vier Tage im<br />
November“ –<br />
was sich auf<br />
den ersten Blick<br />
wie ein Liebesroman<br />
liest, ist<br />
ein Erfahrungsbericht<br />
des ehemaligen<br />
Fallschirmjägers<br />
Johannes Clair<br />
(S.11). Von Juni<br />
2010 bis Januar<br />
2011 war der<br />
27-Jährige in<br />
Kunduz eingesetzt. Neben zahlreichen<br />
Gefechten und Sprengstoffanschlägen<br />
erlebte er mit<br />
seinem Kameraden unter anderem<br />
den Erfolg der großen<br />
Offensivoperation Halmazag<br />
im Distrikt Chahar Darrah in<br />
der vordersten Linie.<br />
„Das Buch kam zunächst<br />
zufällig zustande“, erzählt Clair.<br />
Während des Einsatzes sei er<br />
für ein Zeitungsinterview ausgewählt<br />
worden und ein Verlag<br />
fragte an, ob er sich vorstellen<br />
könne, über seine Erlebnisse aus<br />
der „Schlammzone“ zu berichten.<br />
Sechs Monate befand sich<br />
das Buch in der Bestsellerliste –<br />
die Leser sind begeistert: „Seit<br />
November bekomme ich viel<br />
Zuspruch über meine Buchseite<br />
auf Facebook und zahlreiche<br />
Leserbriefe“ betont Clair.<br />
Derzeit studiert der ehemalige<br />
Soldat in Hamburg und tourt<br />
durch Deutschland, um über seinen<br />
Einsatz und seine Erlebnisse<br />
in Afghanistan zu berichten. „Die<br />
Menschen, die meine Lesevorträge<br />
besuchen, sind oftmals<br />
erstaunt, was wir dort erleben<br />
und wie sich dieser Einsatz für<br />
uns Soldaten darstellt“, weiß er.<br />
Als nächstes strebe er an, sich<br />
schriftstellerisch weiterzuentwickeln.<br />
„Tatsächlich habe ich<br />
mit dem Schreiben etwas gefunden,<br />
dass mich total erfüllt“,<br />
erklärt Clair. Sein nächstes Werk<br />
soll sich auch um Auslandseinsätze<br />
und deren Folgen drehen,<br />
werde aber fiktiv sein. (mag)<br />
Anna-Miriam Hecht<br />
Vom Gewehr zum Stift<br />
Der ehemalige Fallschirmjäger Johannes Clair schreibt das Buch „Vier Tage im November“.<br />
Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />
Mein Wille, mich weiterzuentwickeln.<br />
Wie können Sie am besten entspannen?<br />
Mit meiner Gitarre.<br />
Was ist Ihre Lieblingstugend?<br />
Toleranz und ein Blick fürs Ganze.<br />
Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />
Meine Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt zu haben.<br />
Was treibt Sie an?<br />
Der Wunsch, mehr Bewusstsein für unsere Einsatzrückkehrer zu<br />
schaffen.<br />
Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />
Wenn die Menschen nur noch intolerant und engstirnig handeln würden.<br />
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />
Alle Sprachen sprechen zu können, um einen einfacheren Austausch<br />
zu finden.<br />
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />
Mit meiner Freundin. Um zu erfahren, wie es ist, mit mir zurecht<br />
zu kommen.<br />
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />
Den Blumenzüchter Jose Mujica. Als Präsident von Urugay verschenk t<br />
er 90 Prozent seines Einkommens, lebt auf einem Bauernhof und<br />
fährt einen VW-Käfer.<br />
Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />
Auf einem Hof, umgeben von hohen Bäumen und einem Bach.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Das Wenige, das Du tun kannst, ist viel – von Albert Schweitzer.