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Zusammenarbeit vertiefen - Bundeswehr

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D 8512<br />

49. Jahrgang Nr. 21 Montag, 3. Juni 2013<br />

NAChriChtEN<br />

politik<br />

Im Dienst des Friedens<br />

Vor 65 Jahren beschloss die UN-<br />

Generalversammlung die erste<br />

Friedensmission. Am 29. Mai ist<br />

Ehrentag der Blauhelme. Seite 4<br />

politik<br />

Nationales Erwachen<br />

In den kurdischen Siedlungsgebieten<br />

Syriens haben deren Milizen<br />

das Sagen. Viele Flüchtlinge<br />

fliehen in diese Gebiete.Seiten 6/7<br />

MilitÄrGEsChiChtE<br />

Am Fuß der Pyrenäen<br />

Jedes Jahr lockt Lourdes viele<br />

Pilger an – unter anderem auch<br />

etwa 700 Soldaten. Björn Jüttner<br />

hat sie begleitet. Seite 8<br />

sport<br />

Biathlet im Wüstensand<br />

Michael Greis besuchte vor<br />

kurzem seine Kameraden in<br />

Afghanistan. Seine Eindrücke<br />

hat er uns mitgeteilt. Seite 10<br />

DiE BuNDEswEhr iM iNtErNEt<br />

Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

www.bundeswehr.de<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>vertiefen</strong><br />

Deutschland und die Niederlande wollen künftig im militärischen Sektor noch enger kooperieren.<br />

von Heike Pauli<br />

Berlin. Deutschland und die Niederlande<br />

wollen künftig militärisch<br />

noch enger kooperieren<br />

als bislang. Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière und<br />

seine niederländische Amtskollegin<br />

Jeanine Hennis-Plasschaert<br />

unterzeichneten am Dienstag vergangener<br />

Woche in Berlin eine<br />

entsprechende Absichtserklärung.<br />

Demnach soll die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

bei Rüstungsprojekten sowie<br />

in den Bereichen Wartung und<br />

Logistik vertieft werden.<br />

Ein zentrales Gemeinschaftsprojekt,<br />

das in dem<br />

Abkommen aufgeführt ist, betrifft<br />

den Großteil der niederländischen<br />

11. Air Mobile Brigade, in der<br />

etwa 2100 niederländische Soldaten<br />

dienen. Diese Brigade soll<br />

bis Januar 2014 der deutschen<br />

Division Schnelle Kräfte unterstellt<br />

werden.<br />

Eine intensive <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

soll es auch im Bereich der<br />

Instandsetzung von Großgeräten<br />

Militärische Ehren: Der Minister und Jeanine hennis-plasschaert.<br />

Grauwinkel/BMVg<br />

geben. Genannt wurden der Hubschrauber<br />

NH-90, der Spähwagen<br />

„Fennek“ sowie das gepanzerte<br />

Transportfahrzeug „Boxer“. „Das<br />

ist smart, das poolt, das ist effektiv<br />

für alle Beteiligten“, sagte de<br />

Maizière. Die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

könnte sich zudem auf einen<br />

Nachfolger für das Patriot-Luftabwehrsysten<br />

und die Beschaffung<br />

von Ubooten erstrecken.<br />

Nur einige Beispiele der künftigen<br />

Kooperationsfelder – drei<br />

Dutzend weitere Vorschläge sind<br />

in der Erklärung dargelegt. Es<br />

gehe grundsätzlich um eine ganzheitliche<br />

Partnerschaft, erklärten<br />

die beiden Politiker. Im Dokument<br />

werden sicherheits- und<br />

rüstungspolitische, fähigkeitsbezogene<br />

sowie Einsatzaspekte<br />

gleichermaßen beschrieben.<br />

Diese gemeinsame Erklärung<br />

baue auf den „vorzüglichen bilateralen<br />

Beziehungen auf, die<br />

bereits zwischen den beiden<br />

Staaten bestehen“, unterstrich<br />

de Maizière. „Das stellt uns noch<br />

nicht zufrieden, wir wollen diese<br />

Beziehung weiter intensivieren<br />

und auf allen Gebieten der<br />

Sicherheitspolitik, der Rüstung<br />

und im Bereich Einsatz vorantreiben“,<br />

fügte er hinzu.<br />

Es war der erste offizielle<br />

Besuch der niederländischen Verteidigungsministerin<br />

in Berlin.<br />

Doch de Maizière und Hennis-<br />

Plasschaert stehen in regelmäßigem<br />

Kontakt. Zuletzt reisten sie<br />

gemeinsam in die Türkei, wo die<br />

<strong>Bundeswehr</strong> gemeinsam mit den<br />

US-amerikanischen und niederländischen<br />

Streitkräften im türkisch-syrischen<br />

Grenzgebiet die<br />

integrierte Luftverteidigung der<br />

NATO sicherstellt.<br />

Starker Charakter – Vorbild für andere<br />

14 Medaillen bei den Paralympic Style Trials – Thomas de Maizière empfängt erfolgreiche Athleten.<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

Das Ministerium im Internet:<br />

www.bmvg.de<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />

www.twitter.com/bundeswehrrss<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

Berlin. Bei den Paralympic Style<br />

Trials des US Marine Corps –<br />

einem Sportwettkampf für versehrte<br />

Soldaten – hatten sie<br />

Deutschland mit großem Erfolg<br />

vertreten und insgesamt 14<br />

Medaillen geholt. Allein sechs<br />

Mal standen die <strong>Bundeswehr</strong>soldaten<br />

dabei ganz oben auf dem<br />

Treppchen. Am vergangenen<br />

Donnerstag empfing Thomas de<br />

Maizière die Soldaten im Ministerium,<br />

um ihnen seine Anerkennung<br />

auszusprechen.<br />

Sieben der Männer waren<br />

zuvor im Einsatz schwer verwundet<br />

worden, einer hatten<br />

einen schweren Unfall erlitten.<br />

Nicht allen sieht man ihre Verletzung<br />

auf den ersten Blick an.<br />

Der Minister erinnerte in einem<br />

kurzen Abriss daran, wie sich<br />

die Athleten in Vorwettkämpfen<br />

hatten durchsetzen müssen,<br />

bevor sie in den USA die Wettkämpfe<br />

bestreiten konnten<br />

und dort so „hervorragend<br />

abschlossen“.<br />

Wenn Sportsoldaten der <strong>Bundeswehr</strong><br />

bei internationalen Wettbewerben<br />

gut abschnitten, sei das<br />

erfreulich, so de Maizière. „Bei<br />

Ihnen ist es etwas Besonderes.“ Ihre<br />

Erfolge im Sport – als Botschafter<br />

Deutschlands – zeigten, dass sie<br />

trotz des Erlebten und Erlittenen<br />

Hervorragendes für ihr Land leisten<br />

können, fuhr der Minister fort.<br />

Er ermunterte sie, ihren Weg weiter<br />

zu gehen und daraus auch künftig<br />

Kraft für neue Ziele zu schöpfen.<br />

Mit der Weitergabe ihrer Erfahrungen<br />

könnten die Soldaten auch<br />

Vorbild für andere sein. Dank gelte<br />

zudem allen Kameraden, deren<br />

Arbeit zu den Erfolgen beigetragen<br />

habe. Die Soldaten erwiderten<br />

durch Hauptfeldwebel Naef<br />

Adebahr, dass sie stolz seien,<br />

Deutschland auch mit ihren Handicaps<br />

erfolgreich repräsentieren<br />

zu können.<br />

(mat)<br />

Empfang im Bendlerblock: Die versehrten Athleten präsentieren die verliehene Ehrenmedaille.<br />

Grauwinkel/BMVg


2 aktuell intern 3. Juni 2013<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: aktuell@bundeswehr.de<br />

Chefredakteur:<br />

Oberstleutnant Frank Pflüger (fpf, App: 20 39)<br />

Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 38)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Sport und Vermischtes:<br />

Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40)<br />

Chef vom Dienst:<br />

N.N.<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Kapitänleutnant Inga-Christien Dittmar (icd, App: 20 37)<br />

Eva Pfaender (ep, App: 2037)<br />

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Axel Springer AG, Druckhaus Spandau<br />

Brunsbütteler Damm 156 – 172, 13581 Berlin<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

52 000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15 34 26, BwFw: 34 71<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Spötter sagen, eine Million Elektroautos<br />

bis Samstag sind realistischer.“<br />

Der Vorstandsvorsitzende des Daimler-Konzerns, Dieter Zetsche,<br />

zu den Chancen des VfB Stuttgart im DFB-Pokalfinale gegen<br />

Bayern München.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 15 Jahren: Am 3. Juni 1998 entgleist in der Nähe von Eschede,<br />

auf der Strecke Hannover-Hamburg, ein ICE-Hochgeschwindigkeitszug,<br />

bei dem 101 Menschen ums Leben kommen. Mit einer<br />

Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern rasten die entgleisten<br />

Waggons gegen eine Straßenbrücke, die durch die Wucht des Aufpralls<br />

einstürzte und Teile des Zuges unter sich begrub.<br />

Vor 45 Jahren: Am 5. Juni 1968 wird Robert F. Kennedy, Bruder des<br />

1963 ermordeten US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy,<br />

in Los Angeles nach einer Wahlkampfveranstaltung angeschossen<br />

und erliegt seinen Verletzungen.<br />

Vor 65 Jahren: Am 3. Juni 1948 wird im kalifornischen Institut<br />

für Technologie nahe San Diego das HALE Teleskop in Betrieb<br />

genommen. Es ist mit fünf Metern Spiegeldurchmesser das größte<br />

Teleskop der Welt.<br />

Vor 155 Jahren: Am 3. Juni 1858 besteigt der australische Politiker<br />

und Entdeckungsreisende Francis Thomas Gregory in Westaustralien<br />

als erster Europäer den größten Monolithen der Erde und benennt den<br />

Berg kurze Zeit danach mit Mount Augustus.<br />

Vor 230 Jahren: Am 5. Juni 1783 gelingt den Brüdern Michel-<br />

Joseph und Étienne-Jacques Montgolfier in ihrer französischen<br />

Heimatstadt Annonay der erste Flug eines von ihnen konstruierten<br />

Heißluftballons.<br />

Wie sagt man im Rheinland<br />

so schön, „Et kütt wie et kütt“,<br />

was so viel bedeutet wie: Habe<br />

keine Angst vor der Zukunft. Diesem<br />

„Artikel 2 des Rheinischen<br />

Grundgesetzes“ bin ich gefolgt<br />

und zum 1. Mai von Bonn nach<br />

Berlin zur Zentralredaktion der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> gewechselt.<br />

Seit meiner Ausbildung zur<br />

Mediengestalterin für Digitalund<br />

Printmedien war ich für die<br />

<strong>Bundeswehr</strong> in verschiedenen<br />

Bereichen tätig. Meine ersten<br />

Erfahrungen durfte ich in der<br />

Informations- und Medienzentrale<br />

sammeln, danach war ich<br />

mehrere Jahre im Onlinebereich<br />

in der Abteilung Controlling beim<br />

Streitkräfteamt beschäftigt.<br />

Nach meiner Versetzung zur<br />

Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Anfang vergangenen Jahres war<br />

ich nicht nur damit beauftragt,<br />

Flyer, Plakate und Broschüren<br />

zu gestalten, nein, ich durfte auch<br />

schon von da aus in regelmäßigen<br />

Abständen im „Hintergrund“ für<br />

aktuell fleißig sein, indem ich<br />

das Layout der Zeitung „schick“<br />

gemacht und für den Druck aufbereitet<br />

habe.<br />

Die Neuausrichtung der <strong>Bundeswehr</strong><br />

macht sich mehr und<br />

mehr in allen Bereichen bemerkbar.<br />

Die im Aufbau befindliche<br />

Zentralredaktion steht sinnbildlich<br />

für<br />

das, was sich<br />

im Medienbereich<br />

der<br />

<strong>Bundeswehr</strong><br />

Wo che f ü r<br />

Woche verändert<br />

oder<br />

neu geschaffen<br />

wird. Hier quasi zum Team<br />

der ersten Stunde zu gehören, war<br />

eine Chance, die ich mir nicht entgehen<br />

lassen wollte. Fortan darf<br />

ich mich im Team der aktuell<br />

– jetzt im „Vordergrund“ – den<br />

neuen, spannenden und kreativen<br />

Aufgaben stellen.<br />

So bin ich also in zweierlei<br />

Hinsicht flügge geworden. Auf<br />

privater Ebene, denn ich kehre<br />

dem „wohlbehüteten“ Bonn den<br />

Rücken – die Stadt, in der ich<br />

aufgewachsen bin und die ich<br />

bisher nur für Urlaube verlassen<br />

habe – und denke: Auf geht‘s in<br />

die Großstadt, mit hoffentlich<br />

einzigartigen, aufregenden und<br />

impulsiven Eindrücken. Und<br />

beruflicherseits, weil ich bisher<br />

eher in kleinen Teams für<br />

ein Medium gearbeitet habe.<br />

Respekt – ja. Angst – nein: „Et<br />

hätt noch emmer joot jejange“<br />

– in diesem Sinne schaue ich<br />

gespannt auf das, was kommt.<br />

Eva Pfaender<br />

BiLD Der WOCHe<br />

David und Goliath: Beim einlaufen der Schnellboote S71 und S73 in Warnemünde wird der eklatante Größenunterschied zum Urlauberschiff erst richtig nachvollziehbar.<br />

Wilke/PIZ Marine


3. Juni 2013 ministerium / HinterGrunD aktuell 3<br />

Wirklicher Grund zur Freude<br />

Deutsch-polnische Absichtserklärung sieht noch engere <strong>Zusammenarbeit</strong> der Seestreitkräfte vor.<br />

Warnemünde. Bei einem Treffen<br />

mit seinem polnischen Amtskollegen<br />

Thomasz Siemoniak hat<br />

Verteidigungsminister Thomas de<br />

Maizière am vergangenen Montag<br />

im Marinestützpunkt Rostock-<br />

Warnemünde eine gemeinsame<br />

Absichtserklärung unterzeichnet.<br />

Die Vereinbarung sieht eine noch<br />

engere <strong>Zusammenarbeit</strong> beider<br />

Marinen vor.<br />

Nach der herzlichen und<br />

freundschaftlichen Begrüßung<br />

des polnischen Verteidigungsministers<br />

im Marinehafen geleitete<br />

de Maizière seinen Gast an<br />

Bord des Tenders „Elbe“. Die<br />

anschließenden Gespräche im<br />

Beisein hochrangiger Militärs, darunter<br />

der deutsche Marineinspekteur,<br />

Vizeadmiral Axel Schimpf,<br />

sowie der Oberbefehlshaber der<br />

polnischen Marine, dienten dem<br />

Gedankenaustausch über aktuelle<br />

verteidigungspolitische und bilaterale<br />

Themen.<br />

Im Vordergrund stand aber die<br />

Unterzeichnung einer gemeinsamen<br />

Absichtserklärung zur<br />

vertieften <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

der Deutschen und Polnischen<br />

Marine. Hierzu begaben sich<br />

beide Minister an Bord des ebenfalls<br />

im Hafen liegenden polnischen<br />

Landungsschiffes „Torun“.<br />

„Längst sind wir Freunde geworden<br />

– heute werden wir konkrete<br />

Partner in der Ostsee und darüber<br />

hinaus“, sagte de Maizière.<br />

Gemeinsame erklärung: thomas de maizière (m.) mit thomasz siemoniak (r.) vor Pressevertretern.<br />

Insgesamt 28 Projekte umfasst<br />

die Erklärung, die von gemeinsamer<br />

Ausbildung, einer gemeinsamen<br />

Überwachung der Ostsee<br />

bis hin zu gegebenfalls gemeinsamen<br />

Einsätzen oder Kooperationen<br />

beim Schiffsbau reichen.<br />

„Das ist eine ganz neue Qualität<br />

von <strong>Zusammenarbeit</strong> in der Ostsee,<br />

für die Ostsee, für unsere<br />

beiden Staaten in der NATO und<br />

der Europäischen Union“, betonte<br />

de Maizière.<br />

Verteidigungsminister Siemoniak<br />

bedankte sich ausdrücklich<br />

für die <strong>Zusammenarbeit</strong> bei seinem<br />

deutschen Gegenüber, ist sie<br />

doch besonders wichtig für die<br />

konzeptionelle Weiterentwicklung<br />

der polnischen Marine. Die<br />

heute benannten Punkte seien der<br />

Beginn, konkrete Maßnahmen<br />

würden nun folgen. De Maizière<br />

ergänzte, die 28 Projekte würden<br />

nun priorisiert. Die Umsetzung<br />

solle im Juni beginnen und in der<br />

Folge ausgebaut werden. Diese<br />

neuartige Qualität der Verbindung<br />

sei „in Anbetracht der<br />

Geschichte unserer Völker ein<br />

wirklicher Grund zur Freude“,<br />

sagte er abschließend.<br />

Die deutsch-polnischen Beziehungen<br />

im Bereich der Verteidigung<br />

sind durch eine langjährige,<br />

vertrauensvolle und konstruktive<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> geprägt. Insbesondere<br />

die beiden Marinen<br />

arbeiten vor dem Hintergrund<br />

des gemeinsamen Interesses an<br />

der Entwicklung im Ostseeraum<br />

in verschiedenen Kooperationsfeldern<br />

wie Einsatz, Ausbildung,<br />

Übung, Logistik sowie Fähigkeitsentwicklung<br />

eng zusammen.<br />

Durch die Unterzeichnung der<br />

Absichtserklärung zur <strong>vertiefen</strong>den<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> unterstreichen<br />

beide Verteidigungsminister<br />

nicht nur das besondere<br />

Verhältnis, sondern sie möchten<br />

gleichzeitig neue Impulse für die<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> in der Zukunft<br />

setzen.<br />

(eb)<br />

Mehr afghanische Präsenz in der Fläche<br />

Einsatzführungskommando kommentiert überprüfte Zahlen sicherheitsrelevanter Zwischenfälle.<br />

Wilke/PIZ Marine<br />

Professur in Bonn<br />

Bonn/Berlin. An der Universität<br />

Bonn soll eine „Henry-Kissinger-Professur“<br />

eingerichtet werden.<br />

Dies haben Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière und<br />

Außenminister Guido Westerwelle<br />

zu Ehren des früheren US-<br />

Außenministers und Nobelpreisträgers<br />

Henry Kissinger beschlossen.<br />

Kissinger feierte am 27. Mai<br />

seinen 90. Geburtstag. De Maizière<br />

würdigte Kissinger als einen<br />

der großartigsten Staatsmänner<br />

des 20. Jahrhunderts und brillanten<br />

Wissenschaftler. „Sein 90.<br />

Geburtstag ist ein wunderbarer<br />

Anlass, seine Verdienste durch<br />

die Einrichtung einer Professur<br />

für Internationale Beziehungen<br />

und Völkerrechtsordnung auf<br />

ganz besondere Art und Weise<br />

zu ehren.“ Westerwelle bezeichnete<br />

Kissinger als „Staatsmann<br />

von Weltgeltung und einen Vordenker<br />

der Kunst des Machbaren.“<br />

Die geplante Stiftungsprofessur<br />

in Bonn verstehe sich als<br />

Dank für die jahrelange Freundschaft<br />

Kissingers zu Deutschland.<br />

Die „Henry-Kissinger-Professur“<br />

für Internationale Beziehungen<br />

und Völkerrechtsordnung unter<br />

besonderer Berücksichtigung<br />

sicherheitspolitischer Aspekte an<br />

der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

Bonn ist auf<br />

fünf Jahre angelegt und soll von<br />

Verteidigungsministerium und<br />

Auswärtigem Amt gemeinsam<br />

finanziert werden. Die entsprechenden<br />

haushalterischen Voraussetzungen<br />

sollen im Haushalt<br />

2014 geschaffen werden. (eb)<br />

Verabschiedet und<br />

befördert<br />

Potsdam. Der stellvertretende<br />

Befehlshaber des Einsatzführungskommandos<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

Konteradmiral Rainer<br />

Brinkmann, hat am vergangenen<br />

Mittwoch während eines Pressegesprächs<br />

die Sicherheitslage in<br />

Afghanistan erläutert.<br />

Diese sei nach wie vor differenziert<br />

zu betrachten. Sie biete<br />

weiterhin ein heterogenes Bild,<br />

das sich in jedem Regionalkommando<br />

von Provinz zu Provinz<br />

und von Distrikt zu Distrikt<br />

unterschiedlich darstelle. Eine<br />

landesweit einheitliche Bewertung<br />

sei somit kaum möglich.<br />

In der Vergangenheit war<br />

häufig die Zahl der sogenannten<br />

Sicherheitsrelevanten Zwischenfälle<br />

(SRZ) als Kriterium<br />

für die Bewertung der Sicherheitslage<br />

genutzt worden. Dies<br />

bedeute aber eine eher statistische<br />

Ableitung mit allen Stärken<br />

und Schwächen. Absicht sei<br />

es laut Brinkmann, statistische<br />

Werte künftig nur als einen Parameter<br />

zur Bewertung heranzuziehen:<br />

Die wirtschaftliche und<br />

sozioökonomische Entwicklung,<br />

der Schutz und die Bewegungsfreiheit<br />

der Bevölkerung ,die<br />

Leistungsfähigkeit der Afghanischen<br />

Sicherheitskräfte (ANSF)<br />

und der störungsfreie Ablauf des<br />

gesellschaftlichen und öffentlichen<br />

Lebens seien Faktoren, die<br />

in eine Gesamtbewertung zwingend<br />

einfließen sollten.<br />

Durch die im Rahmen der<br />

Übergabe der Sicherheitsverantwortung<br />

gestiegene Meldeverpflichtung<br />

der ANSF sei die<br />

statistische Erfassung der SRZ<br />

heute schwieriger, als vor Beginn<br />

der Übernahme der Sicherheitsverantwortung<br />

durch die ANSF.<br />

Eine kurz zuvor abgeschlossene<br />

Überprüfung der Zahlen<br />

hat ergeben, dass im Jahr 2012<br />

im gesamten ISAF Einsatzgebiet<br />

31 182 Zwischenfälle registriert<br />

wurden. Weniger als vier<br />

Prozent davon entfallen auf die<br />

neun Provinzen des Regionalkommandos<br />

Nord. Landesweit<br />

haben sich somit gut 1000 Zwi-<br />

schenfälle weniger als 2011 ereignet.<br />

Im Regionalkommando Nord<br />

stiegen demgegenüber im Jahr<br />

2012 die Zwischenfälle auf eine<br />

Gesamtzahl von 1228 an, was<br />

einem Zuwachs von knapp einem<br />

Viertel entspricht.<br />

Die dauerhafte Präsenz von<br />

zahlenmäßig aufgewachsenen<br />

ANSF ist in der Fläche stark<br />

stellungnahme vor der Presse:<br />

Konteradmiral rainer Brinkmann.<br />

<strong>Bundeswehr</strong><br />

gestiegen und die Anzahl sowie<br />

der Umfang der Operationen<br />

haben sich erhöht. Dies steht den<br />

Absichten regierungsfeindlicher<br />

Kräfte und der organisierten Kriminalität<br />

entgegen. Als Reaktion<br />

darauf erfolgten vermehrt<br />

Angriffe auf die afghanischen<br />

Sicherheitskräfte. Die logische<br />

Konsequenz ist der Anstieg der<br />

SRZ.<br />

Die vergleichsweise hohen Verluste<br />

der ANSF– 2012 fielen 2572<br />

Angehörige afghanischer Einheiten<br />

– sind ebenfalls Folge dieser<br />

intensiveren Operationsführung<br />

und zeigen, dass die Afghanen<br />

entschlossen gegen den Gegner<br />

vorgehen. Brinkmann lobte<br />

ausdrücklich die Leistung der<br />

ANSF: „Es vergeht kein Tag,<br />

an dem afghanische Sicherheitskräfte<br />

nicht für die Sicherheit<br />

ihres Landes kämpfen und ihr<br />

Leben lassen. Diese Bereitschaft,<br />

Opfer für die Sicherheit und die<br />

Zukunft ihres Landes zu bringen,<br />

verdient unseren Respekt und<br />

unsere Anerkennung.“ (eb)<br />

Berlin. Im Rahmen einer Feierstunde<br />

hat Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière am Mittwoch<br />

vergangener Woche Brigadegeneral<br />

Volker Bescht (l.),<br />

zuletzt Stellvertretender Kommandeur<br />

der Division Spezielle<br />

Operationen in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Ebenso<br />

verabschiedete er den bisherigen<br />

Chefarzt des <strong>Bundeswehr</strong>krankenhauses<br />

in Ulm, Generalarzt<br />

Erhard Grunwald (r.), aus dem<br />

aktiven Dienst. Zur Beförderung<br />

zum jeweils höheren Dienstgrad<br />

waren Generalmajor Markus<br />

Kneip, Generalmajor Richard<br />

Roßmanith, Flottillenadmiral<br />

Thomas Jugel und Kapitän zur<br />

See Jürgen zur Mühlen gebeten<br />

worden.<br />

(eb)<br />

Grauwinkel


4 aktuell politik / Hintergrund 3. Juni 2013<br />

Stillstand im Kosovo<br />

Belgrad. Gleich zu Beginn<br />

droht dem Normalisierungsprozess<br />

zwischen Serbien und dem<br />

Kosovo der Stillstand. Die serbische<br />

Regierung hat die Umsetzung<br />

des kürzlich beschlossenen<br />

Abkommens einem erklärten<br />

Gegner der Vereinbarung übertragen.<br />

Aleksandar Vulin wird<br />

den serbischen Teil des zu bildenden<br />

Ausschusses für die Umsetzung<br />

der Übereinkunft führen.<br />

Weiteres Ungemach droht dem<br />

Abkommen auch nach dem Ausschluss<br />

des Kosovos von einer<br />

Konferenz im mazedonischen<br />

Ohrid Anfang Juni. Serbien hatte<br />

dies mit einer Blockadedrohung<br />

erzwungen. In dem Normalisierungsabkommen<br />

wird aber klar<br />

festgelegt, weder Serbien noch das<br />

Kosovo dürfen die jeweils andere<br />

Seite bei internationalen Konferenzen<br />

blockieren. (ey/cha)<br />

Milizionäre für Assad<br />

Beirut. Die schiitische Hisbollah<br />

hat sich im syrischen Bürgerkrieg<br />

offen hinter Baschar al-Assad<br />

gestellt. Fast 1700 Kämpfer hat<br />

die Miliz Schätzungen zufolge<br />

bei der am Pfingstwochenende<br />

gestarteten Offensive der syrischen<br />

Armee gegen die Rebellenhochburg<br />

Kusseir im Einsatz. Die<br />

Verluste der Miliz sollen beträchtlich<br />

sein. Allerdings weichen die<br />

Rebellen immer weiter zurück.<br />

Unterdessen greift der syrische<br />

Bürgerkrieg auf den Libanon<br />

über. Schon länger lieferten<br />

sich Assad-Unterstützer und ihre<br />

Gegner in Tripoli Gefechte. Am<br />

vorvergangenen Wochenende<br />

schlugen in Hochburgen der Hisbollah<br />

in Beirut zwei Raketen ein.<br />

Mindestens vier Menschen wurden<br />

verletzt. Dabei soll es sich um<br />

einen Vergeltungsschlag syrischer<br />

Rebellen handeln. (enw/asr)<br />

Furcht vor Attacken<br />

Agadez. Nach den Angriffen<br />

islamistischer Kämpfer mit<br />

38 Toten in der vorvergangenen<br />

Woche sieht Nigers Präsident<br />

Mahamadou Issoufou sein Land<br />

weiter aus dem Ausland bedroht.<br />

Die jüngsten Angriffe auf die<br />

Uran-Mine in Arlit und auf einen<br />

Militärstützpunkt in Agadez sind<br />

von Libyen aus gestartet worden.<br />

Er befürchtete von dort aus<br />

weitere Attacken und warnte<br />

auch vor Angriffen aus Libyen<br />

gegen den Tschad. Die algerische<br />

Islamistengruppe „Die mit<br />

Blut unterzeichnen“ sowie die<br />

islamistische Bewegung für Einheit<br />

und Dschihad in Westafrika<br />

(MUJAO) bekannten sich zu den<br />

Angriffen vom 23. Mai und kündigten<br />

weitere Anschläge gegen<br />

Frankreich und seine Verbündeten<br />

an.<br />

(im/hd)<br />

Ehre, wem Ehre gebührt<br />

65 Jahre UN-Friedenstruppen – Zentrale Feierstunde dreier Ministerien zum Tag der Blauhelme.<br />

Von Markus Tiedke<br />

Berlin. Sie stehen in Krisengebieten<br />

ganz vorn zwischen den<br />

Fronten und sollen den Frieden<br />

sichern helfen – die Rede ist von<br />

den Friedenstruppen der Vereinten<br />

Nationen (UN). Blauhelme<br />

heißen die Friedenssoldaten im<br />

Volksmund nach ihrem augenfäl-<br />

ligsten Merkmal, zu dem der ehe-<br />

malige UN-Generalsekretär Dag<br />

Hammarskjöld 1961 anregte. Ihr<br />

Engagement an den Brennpunk-<br />

ten dieser Welt hat den Vereinten<br />

Nationen 1988 sogar den Friedensnobelpreis<br />

eingebracht.<br />

Die Risiken der Einsätze<br />

waren von Anfang<br />

an beträchtlich. Zusätzlich<br />

waren etliche Missionen<br />

in der Vergangenheit<br />

schlecht vorbereitet<br />

oder es fehlte schlicht<br />

an den zur Durchsetzung<br />

erforderlichen<br />

Mitteln und Befugnissen.<br />

Häufig kam es<br />

zu gefährlichen Situationen,<br />

immer wieder<br />

zu Opfern unter<br />

den Blauhelmen.<br />

Seit dem ersten Einsatz<br />

von UN-Friedenstruppen<br />

1948<br />

sind über 3000 Ein-<br />

satzkräfte ums Leben gekommen,<br />

unter ihnen Soldaten, Polizisten<br />

und zivile Helfer. Im Dezember<br />

2002 hat die Generalversammlung<br />

deshalb den „Internationalen<br />

Tag der Blauhelme“ eingeführt,<br />

der seither jedes Jahr am<br />

29. Mai begangen wird.<br />

Er soll die Erinnerung an gefallene<br />

und verunglückte Einsatzkräfte<br />

wachhalten und zugleich<br />

all jene würdigen, die sich aktuell<br />

an friedenssichernden Maßnahmen<br />

der Vereinten Nationen<br />

beteiligen. Das gewählte Datum<br />

bezieht sich auf die Verabschiedung<br />

der ersten – und bis heute<br />

laufenden – Blauhelm-Mission<br />

(UNTSO) am 29. Mai 1948 zur<br />

Überwachung des Waffenstillstandes<br />

zwischen Israel und den<br />

arabischen Nachbarstaaten.<br />

Schon<br />

g u t<br />

einen Monat später<br />

hatte diese Mission mit dem<br />

französischen Major René de<br />

Labarrière ihren ersten Toten<br />

zu beklagen.<br />

Gegenwärtig sind nach Angaben<br />

des Wissenschaftlichen<br />

Dienstes des Deutschen Bundestages<br />

etwa 120 000 Einsatzkräfte<br />

weltweit für die UN in 14 Friedensmissionen<br />

aktiv. Im Vorjahr<br />

waren insgesamt 233 deutsche<br />

Soldaten bei Friedensmissionen<br />

im Einsatz. Das Gros unterstützt<br />

UNIFIL bei der Kontrolle<br />

der Seewege vor der libanesischen<br />

Küste, die übrigen sind in Darfur<br />

(UNAMID) und im Südsudan<br />

(UNMISS) eingesetzt.<br />

Eben dort wurde zuletzt erst<br />

wieder deutlich, wie gefährlich<br />

der Einsatz<br />

der Blauhelme<br />

nach wie vor ist. Im April starben<br />

fünf indische Soldaten in der Provinz<br />

Jonglei in einem Hinterhalt,<br />

vier weitere wurden verwundet.<br />

Schon im März sorgte die Entführung<br />

von 21 philippinischen Friedenssoldaten<br />

der UNDOF-Beobachtermission<br />

auf den Golanhöhen<br />

durch syrische Rebellen der<br />

„Jarmuk-Brigaden“ international<br />

für Aufsehen. Anfang Mai verschleppten<br />

Aufständische derselben<br />

Gruppe dann erneut vier<br />

Blauhelme. Immerhin wurden<br />

die UN-Soldaten in beiden Fällen<br />

unverletzt freigelassen.<br />

Die größten Truppensteller für<br />

Blauhelm-Missionen sind übrigens<br />

keineswegs westliche Industrienationen,<br />

sondern Pakistan<br />

und Bangladesch mit jeweils fast<br />

9000 Soldaten sowie Indien mit<br />

knapp 8000 Friedenssoldaten.<br />

Deutschland gehört demgegen-<br />

über bei der Finanzierung von<br />

Friedensmissionen außerhalb<br />

des regulären UN-Haushalts mit<br />

rund acht Prozent der Kosten<br />

zu den vier größten Beitrags-<br />

zahlern. Nur die USA, Japan<br />

und Großbritannien zahlen<br />

noch mehr.<br />

Der Ehrentag der Blau-<br />

helme soll in Deutschland<br />

in diesem Jahr erstmals<br />

gemeinsam von drei<br />

Ministerien begangen<br />

werden. Am 12. Juni<br />

wollen Außenminister<br />

Guido Westerwelle,<br />

Verteidigungsmi-<br />

nister Thomas de<br />

Maizière und Bun-<br />

desinnenminister<br />

Hans-Peter Friedrich<br />

im Weltsaal des Auswär-<br />

tigen Amtes das Engagement<br />

und den Einsatz der deutschen<br />

Blauhelme mit einer Feierstunde<br />

würdigen. Insgesamt haben<br />

in den vergangenen Jahrzehnten<br />

rund 6200 <strong>Bundeswehr</strong>angehörige,<br />

Polizisten und zivile<br />

Mitarbeiter aus Deutschland<br />

an Friedensmissionen teilgenommen.<br />

Elf von ihnen haben<br />

dieses Engagement mit ihrem<br />

Leben bezahlt.<br />

EU hebt Waffenembargo für Syrien auf<br />

Kompromiss ermöglicht Waffenlieferungen an Rebellen – Herbe Kritik aus Russland.<br />

Brüssel. Die EU hat im Streit<br />

das Waffenembargo gegen Syrien<br />

aufgehoben. Russland reagierte<br />

mit scharfer Kritik, die USA<br />

begrüßten den Schritt. Zugleich<br />

kritisierte Regierungssprecher Jay<br />

Carney in Washington russische<br />

Pläne, Luftabwehrraketen an das<br />

Regime von Assad zu liefern. Die<br />

USA verlangen einen politischen<br />

Machtwechsel.<br />

Der russische Außenminister<br />

Sergej Lawrow nannte die Entscheidung<br />

der EU-Außenminister<br />

„illegitim“. Der Verkauf<br />

von Waffen an nicht-staatliche<br />

Abnehmer verstoße gegen internationales<br />

Recht. Sein Vize<br />

Sergej Rjabkow verteidigte die<br />

Lieferung von hochmodernen<br />

Luftabwehrsystemen des Typs<br />

S-300 an Syrien. Diese dienten<br />

dazu, äußere Kräfte abzuschrecken.<br />

Israel will der geplanten Lieferung<br />

russischer Flugabwehrraketen<br />

an Syrien nicht tatenlos<br />

zusehen. „Wir wissen, was<br />

zu tun ist, sollten die Raketen<br />

in Syrien eintreffen“, sagte Verteidigungsminister<br />

Mosche Jaalon.<br />

Die israelische Luftwaffe<br />

hat Medienberichten zufolge seit<br />

Jahresbeginn dreimal Ziele in<br />

Syrien bombardiert. Die S-300-<br />

Raketen würden solche Angriffe<br />

wesentlich riskanter für Israel<br />

machen.<br />

Auch in der EU gab es Bedauern<br />

und Kritik, dass die Außenminister<br />

in der Nacht zum Dienstag<br />

vergangener Woche keine einheitliche<br />

Position zu Waffen für die<br />

syrischen Aufständischen gefunden<br />

hatten. Der Beschluss der<br />

EU-Außenminister bedeutet für<br />

London und Paris, dass sie nun<br />

Waffen liefern können – allerdings<br />

nur im Rahmen von Richtlinien<br />

der EU.<br />

Demnach sind Lieferungen an<br />

Abnehmer, die diese Waffen zur<br />

Unterdrückung von Menschen<br />

verwenden wollen, nicht erlaubt.<br />

Großbritannien will zunächst<br />

keine Waffen an die Rebellen<br />

liefern. Das Augenmerk der britischen<br />

Regierung werde weiter<br />

darauf liegen, die Friedensgespräche<br />

für Syrien in Genf zu einem<br />

Erfolg zu machen und eine politische<br />

Lösung herbeizuführen, sagte<br />

Außenminister William Hague.<br />

Deutschland wird nach den<br />

Worten von Außenminister Guido<br />

Westerwelle keine Waffen an die<br />

Opposition liefern. Er verteidigte<br />

die Syrien-Beschlüsse gegen<br />

Kritik. Europa habe nach langen<br />

Verhandlungen „immerhin<br />

einen politischen Kompromiss<br />

zu den Syrien-Sanktionen gefunden“.<br />

Die Vorbereitungen für die<br />

Syrien-Konferenz kommen unterdessen<br />

nur langsam voran. Für<br />

Russland ist eine Teilnahme des<br />

Irans an der geplanten Friedenskonferenz<br />

„eine Schlüsselfrage“,<br />

sagte Außenminister Lawrow.<br />

Die USA lehnen die Teilnahme<br />

des Iran ab. (eb/abc)


3. Juni 2013 einsatz aktuell 5<br />

Schrauben bis es wieder geht<br />

Thomas A. und Sven P. sorgen im Instandsetzungszug in Prizren dafür, dass „Transport rollt“.<br />

Neuer Kommandeur<br />

schrauben ist ihre Berufung: Die Mechaniker des instandsetzungszuges Prizren am MULti.<br />

von Dritan Hoti<br />

Prizren. Es ist ein wirklich<br />

schwüler und heißer Frühlingstag<br />

im Süden des Kosovo. Die<br />

Sonnenstrahlen brennen auf der<br />

Haut. In den weißen Industriehallen<br />

des Instandsetzungszuges<br />

im Feldlager Prizren hämmert,<br />

zischt und knallt es. Oberfeldwebel<br />

Thomas A. und Stabsunteroffizier<br />

Sven P. schrauben, was<br />

das Zeug hält, um ein <strong>Bundeswehr</strong>-Transportfahrzeug<br />

einsatzfähig<br />

zu machen.<br />

Die beiden Unteroffiziere<br />

sind gelernte Kfz-Mechaniker<br />

und arbeiten als „Schrauber“<br />

beim technischen Zug im deutschen<br />

Einsatzkontingent KFOR.<br />

„Wir reparieren überwiegend die<br />

Transporter vom Typ MULTI“,<br />

erläutert der 31-jährige Oberfeldwebel.<br />

Und der vier Jahre<br />

jüngere Stabsunteroffizier fügt<br />

hinzu: „Mit diesen Fahrzeugen<br />

Alle am selben Strang gezogen<br />

PIZ Prizren<br />

werden zum Beispiel Wasser<br />

oder Kraftstoff für die Kameraden<br />

transportiert“. Die beiden<br />

„Mechaniker in Uniform“ haben<br />

in Prizren alle Hände voll zu tun.<br />

Sie sorgen dafür, dass die MULTI<br />

im gesamten Kosovo ständig rollen.<br />

Und wenn eines der acht<br />

Fahrzeuge kaputt ist, dann sind<br />

die beiden Techniker aus dem<br />

bayerischen Volkach gefragt.<br />

Die Palette der Arbeiten ist<br />

vielfältig: Vom einfachen Überprüfen<br />

der Verkehrstauglichkeit,<br />

über das „fit machen“ der Elektrik<br />

bis hin zum Instandsetzen der<br />

Wechselladeeinrichtung, bei der<br />

etwa auch Hydraulikschläuche<br />

ausgetauscht werden müssen.<br />

„Die Versorgung mit Ersatzteilen<br />

ist nicht immer einfach.<br />

Manchmal muss man auf ein<br />

Ersatzteil warten“, sagen sie.<br />

Deshalb müssen sie ab und an<br />

auch improvisieren: Ihr handwerkliches<br />

Geschick konnten die<br />

zwei Soldaten beim Herstellen<br />

von Werkzeug für den Instandsetzungszug<br />

unter Beweis stellen.<br />

„Es handelte sich um ein Spezialwerkzeug,<br />

einen sogenannten Kronenmutterschlüssel,<br />

bei dem drei,<br />

vier Kronen abgebrochen waren.<br />

Hier haben wir einen Neuen selber<br />

angefertigt“, sagen beide stolz.<br />

Das Schrauben an den Fahrzeugen<br />

und die Arbeit mit den<br />

Werkstoffen bereitet den Jungs<br />

sichtlich Spaß.<br />

Die beiden „Instler“ werden<br />

noch die nächsten Wochen an<br />

den Fahrzeugen arbeiten. „Es war<br />

eine schöne Erfahrung, Teil von<br />

KFOR zu sein, das heiße Wetter<br />

ausgenommen“, schmunzeln<br />

Oberfeldwebel A. und Stabsunteroffizier<br />

P. und schrauben weiter,<br />

was das Zeug hält.<br />

Oberst Ewald Nau spricht nach einem halben Jahr als Kontingentführer über den Einsatz im Kosovo.<br />

Limassol. Der Befehlshaber<br />

des Einsatzführungskommandos<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, Generalleutnant<br />

Hans-Werner Fritz, hat<br />

vergangenen Donnerstag das<br />

Kommando über das Deutsche<br />

Einsatzkontingent UNIFIL von<br />

Fregattenkapitän Marc Gieseler<br />

an Fregattenkapitän Guido Brach<br />

übergeben. Der scheidende Kommandeur<br />

kehrt in Deutschland auf<br />

den Posten des Kommandeurs<br />

3. Minensuchgeschwader in Kiel<br />

zurück. Derzeit beteiligt sich die<br />

Marine mit der Korvette „Braunschweig“,<br />

dem Schnellboot<br />

„Frettchen“ sowie Marineschutzkräften<br />

– insgesamt rund 190 Soldaten<br />

– vor der libanesischen<br />

Küste. Neben der Unterstützung<br />

beim Überwachen der Hoheitsgewässer<br />

des Libanons ist das Ausbilden<br />

der libanesischen Marine<br />

Kernaufgabe der Soldaten. (eb)<br />

Für den Einsatz...<br />

Höppner/PIZ Marine<br />

Prizren. Oberst Ewald Nau<br />

(Foto 2.v.r.) ist seit Anfang des<br />

Jahres Kommandeur des deutschen<br />

Einsatzkontingents KFOR<br />

und reicht den Staffelstab in<br />

dieser Woche an Oberst Hartwig<br />

Stork weiter. Im Gespräch mit<br />

aktuell zieht Nau Bilanz.<br />

Wie haben Sie sich auf den<br />

Einsatz vorbereitet?<br />

Ich kenne den Kosovo, seit<br />

ich von 2002 bis 2004 im Einsatzführungskommando<br />

der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> der Planungsgruppenleiter<br />

Balkan war und<br />

mich deshalb viele Dienstreisen<br />

in den Kosovo führten. Zuletzt<br />

natürlich auch von meinem originären<br />

Dienstposten als Referatsleiter<br />

Einsatzauswertung im<br />

Kommando Heer. Wie alle Soldaten<br />

habe ich an der einsatzvorbereitenden<br />

Ausbildung teilgenommen<br />

und bin vor Ort, im<br />

Einsatzführungskommando und<br />

im Verteidigungsministerium<br />

eingewiesen worden. Außerdem<br />

stand ich mit meinem Vorgänger<br />

in regem Kontakt.<br />

Mit welchen Erwartungen<br />

sind Sie in den Kosovo gegangen<br />

und welche Situation<br />

haben Sie tatsächlich<br />

vorgefunden?<br />

Ich war zum Einen<br />

gespannt, wie sich die<br />

politische Situation im<br />

täglichen Leben darstellt,<br />

denn der Kosovo<br />

ist nicht mehr so präsent<br />

in den Medien.<br />

Zum Anderen war ich<br />

auf mein Einsatzkontingent<br />

gespannt – 750 Soldaten<br />

aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche<br />

aus 16 Bundesländern,<br />

verteilt auf fünf unterschiedliche<br />

Einsatzorte. Und ich<br />

bin dankbar, wie schnell alle<br />

Soldaten zu einer Einheit geworden<br />

sind und am selben Strang<br />

gezogen haben.<br />

Wie beurteilen Sie die Lage<br />

im Süden des Landes?<br />

Im Raum Prizren im Süden,<br />

in dem die Masse des Kontingentes<br />

stationiert ist, war die<br />

Lage durchgehend ruhig und<br />

stabil. Im Norden aber, in dem<br />

die Einsatzkompanie sowie<br />

unterstützende Teileinheiten<br />

stationiert sind, war die Lage<br />

nicht stabil.<br />

Was waren die Höhepunkte<br />

Ihrer Zeit als Kommandeur und<br />

wie empfanden Sie persönlich<br />

den Einsatz?<br />

Mein Einsatzbeginn fiel mit<br />

der Rückverlegung der Reservebataillons<br />

(ORF) zusammen.<br />

Erste Priorität war es deshalb, das<br />

zurückgelassene Material und vor<br />

allem die Fahrzeuge wieder auf<br />

einen hohen Klarstand zu bekommen,<br />

so dass ein neues ORF-<br />

Bataillon sofort seinen Auftrag<br />

übernehmen könnte. Im Feldlager<br />

selbst war die Losung „robust<br />

housekeeping“ ausgegeben – also<br />

überall nachsehen und aussondern<br />

oder zurückliefern, was sich<br />

im Laufe der Zeit angesammelt<br />

hat, aber nicht mehr gebraucht<br />

wird. Außerdem wurde während<br />

PIZ Prizren<br />

unserer Zeit nun endlich die<br />

„Blaue Residenz“ abgerissen.<br />

Wer schon mal bei KFOR war,<br />

kennt diesen „Schandfleck“, der<br />

immer mehr zu einer Gefahr für<br />

Soldaten geworden war. Besonders<br />

aber werde ich mich an die<br />

hervorragende multinationale<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> erinnern.<br />

Was kommt nach dem Einsatz<br />

für Sie?<br />

Vor allem das Wiedersehen mit<br />

meiner Frau und meinen drei kleinen<br />

Kindern. Dienstlich kehre ich<br />

in meine Funktion in der Einsatzauswertung<br />

in Koblenz zurück<br />

– im Gepäck viele Punkte aus<br />

meinem eigenen Erleben vor Ort.<br />

Welche abschließende Botschaft<br />

möchten Sie an Ihre Soldaten<br />

im Einsatz richten?<br />

Ich wünsche allen Soldaten<br />

meines Kontingentes eine gesunde<br />

Heimkehr sowie alles Gute für die<br />

Zukunft. Sie können mit Stolz auf<br />

das von Ihnen Geleistete zurückblicken.<br />

Jeder hat auf seinem Platz<br />

herausragende Arbeit geleistet.<br />

Die Fragen stellte<br />

Torsten Sandfuchs-Hartwig.<br />

• wurden kürzlich drei weitere<br />

Lkw 15 Tonnen MULTI<br />

(Mechanisierte Umschlag-,<br />

Lager- und Transport-Integration)<br />

zu KFOR verlegt. Mit<br />

der absetzbaren Wechselladepritsche<br />

können mit dem Fahrzeug<br />

universelle Aufgaben,<br />

wie das Transportieren von<br />

palettierter Munition oder<br />

Fahrzeugen, erfüllt werden.<br />

Weiterhin können Standard-<br />

Container selbstständig aufgenommen<br />

und transportiert<br />

werden. In der Variante<br />

MULTI A3/A4 FSA (Fahrzeugschutzausstattung)<br />

dient<br />

es als Trägerfahrzeug für den<br />

geschützten Personentransport<br />

(MuConPers).<br />

• wurden drei Container<br />

„Befüllstation Atemluft Feuerwehr“,<br />

teilgeschützt, unter<br />

Vertrag genommen, die die<br />

notwendige Technik zum<br />

Befüllen der eingeführten<br />

300-bar-Atemschutzgeräte<br />

aufnehmen.<br />

(eb)<br />

<strong>Bundeswehr</strong>


6 aktuell POLITIK aktuell 7<br />

Bürgerkriegsland Syrien: Die Hoffnung stirbt zuletzt<br />

Serie: Für viele Menschen in Syrien schlugen die Erwartungen an den Arabischen Frühling in einen Alptraum um – In ihren Siedlungsgebieten organisieren sich die Kurden jetzt selbst<br />

Von Felix Gaedtke<br />

und Gayatri Parameswaran<br />

Qamishlo. Nach rund zwei<br />

Jahren Bürgerkrieg in Syrien<br />

ist von der Aufbruchsstimmung<br />

des Arabischen Frühlings im<br />

Lande nicht viel übrig geblieben.<br />

Die anfänglich friedlichen<br />

Proteste und die Hoffnung auf<br />

ein Einlenken des Staatspräsidenten<br />

Baschar al-Assad hin zu<br />

mehr Demokratie sind nur mehr<br />

blasse Erinnerung. Den Alltag<br />

bestimmen heute stattdessen vielerorts<br />

der Krieg und der nackte<br />

Kampf ums Dasein.<br />

In den Siedlungsgebieten der<br />

Kurden haben deren Milizen<br />

mittlerweile die Staatsmacht<br />

vertrieben und die Kontrolle der<br />

öffentlichen Sicherheit übernommen.<br />

Die kurdischen Kämpfer<br />

haben sich bislang noch keiner<br />

der Bürgerkriegsparteien angeschlossen.<br />

Sie betrachten sich<br />

eher als eine eigene Konfliktpartei.<br />

Diese Haltung gewährleistet<br />

in den Kurdengebieten eine Art<br />

fragiler Stabilität und macht sie<br />

zum Zufluchtsort für Menschen<br />

aus den umkämpften Gebieten.<br />

In der mehrheitlich kurdisch<br />

besiedelten Stadt Qamishlo, im<br />

Nordosten Syriens, sitzt Munir<br />

Hashmi Kanao auf dem Boden,<br />

neben ihm hocken seine Frau<br />

und die fünf gemeinsamen Kinder.<br />

Hier ist ihr neues Zuhause.<br />

Vor sieben Monaten sind sie<br />

aus Aleppo geflohen. Nun<br />

leben sie in einer alten<br />

Schule, die als behelfsmäßiges<br />

Flüchtlingslager<br />

dient. Trauriger<br />

Alltag im Bürgerkriegsland<br />

Syrien.<br />

Nach zwei Jahren<br />

Krieg gibt es mittlerweile<br />

wohl über<br />

80 000 Tote. Genau<br />

weiß es keiner.<br />

Rund 1,5 Millionen<br />

Menschen sind<br />

inzwischen aus<br />

den umkämpften<br />

Provinzen Syriens<br />

geflohen – im<br />

Lande selbst gibt<br />

es zudem unzählige<br />

Binnenflüchtlinge<br />

wie die<br />

Familie Kanao.<br />

„Schaut Euch<br />

meine Kinder an.<br />

Ihre Körper sehen<br />

aus wie Skelette.<br />

Sie haben kein<br />

Fleisch mehr auf<br />

den Knochen.<br />

Seit wir Aleppo<br />

verlassen haben,<br />

haben sie weder<br />

Gemüse noch Obst<br />

zu essen bekommen.<br />

Von Fleisch brauchen wir<br />

gar nicht erst sprechen. Ich kann<br />

so leben, aber für meine Kinder<br />

ist es schwer“, sagt der Vater und<br />

deutet auf seine Kinder, deren<br />

Augen tief in den Gesichtern<br />

eingesunken sind.<br />

„Wenn wir in Aleppo geblieben<br />

wären, wären meine<br />

Kinder nun tot. Wir haben keine<br />

Pässe und so können wir nicht in<br />

die Türkei“, erklären die Eltern<br />

ihre Entscheidung, in die kurdischen<br />

Regionen zu fliehen. Die<br />

Lage hier sei eben etwas stabiler<br />

als im Rest des Landes. So wie<br />

die Familie Kanao sind noch viel<br />

mehr Menschen hierher gekommen.<br />

Doch im Lager mangelt es<br />

an dem Notwendigsten: Essen,<br />

Wasser und sanitären Einrichtungen.<br />

Alles ist knapp. „Es wird<br />

immer schwieriger. Es gibt keinerlei<br />

Medikamente im Land,<br />

nicht einmal für die Kinder“,<br />

berichtet der Koordinator einer<br />

kurdischen Organisation. Vor<br />

dem Beginn der Revolution war<br />

es den Kurden verboten sich zu<br />

organisieren, nun hat sich vieles<br />

verändert.<br />

Ein kurdisches<br />

Erwachen<br />

Die Kurden stellen zehn Prozent<br />

der Bevölkerung in Syrien<br />

und sind so die größte ethnische<br />

Minderheit im Land. Bashar<br />

Assad und sein Vater Hafez haben<br />

sie unterdrückt. Die Baath-Partei<br />

hat den Kurden jegliche Grundrechte<br />

verweigert. Vielen wurde<br />

die Staatsbürgerschaft aberkannt.<br />

Sie durften ihre Sprache nicht<br />

sprechen und ihre Feste nicht<br />

feiern. Es kam zu einer „Arabisierung“,<br />

so bekamen zum Beispiel<br />

kurdische Städte arabische<br />

Namen. Politisch aktiv zu sein<br />

war für Kurden undenkbar.<br />

Heute gibt es öffentliche Auftritte<br />

kurdischer Politiker. Die<br />

Demokratische Einheitspartei<br />

(PYD) – eine kurdische Partei<br />

die eng zur PKK steht – hat<br />

in ein Kulturzentrum in Derik<br />

eingeladen. Die Stadt liegt nur<br />

wenige Kilometer von der türkischen<br />

und irakischen Grenze.<br />

Asya Muhammad Abdullah, eine<br />

Vorsitzende der PYD spricht<br />

über die Zukunft. Einige hundert<br />

Menschen sind gekommen.<br />

Sie genießen ihre neuen politischen<br />

Freiheiten. Augenscheinlicher<br />

Beweis dafür: Nach der<br />

zweistündigen Rede der Vorsitzenden<br />

verlässt kaum einer den<br />

Saal. Alle bleiben, um Fragen<br />

zu stellen.<br />

„Seit 30 Jahren kämpfen wir<br />

syrischen Kurden für unsere<br />

Rechte. Aus diesem Grund sind<br />

viele unserer Freunde verhaftet<br />

und vom Regime gefoltert worden“,<br />

berichtet Frau Abdullah.<br />

In den Anfängen der Revolte hat<br />

Assad den staatenlosen Kurden<br />

dann ihre Staatsbürgerschaft<br />

zurückgegeben. Ein taktischer<br />

Schachzug – er wollte so sicherstellen,<br />

dass es in den kurdischen<br />

Regionen nicht auch zu Aufständen<br />

kommt.<br />

Lange haben Parteien wie die<br />

PYD im Untergrund gearbeitet.<br />

Nun wagen sie sich langsam an<br />

die Öffentlichkeit zu gehen. „Wir<br />

hatten schon politische Erfahrung.<br />

Wir haben nicht bei Null<br />

angefangen. Wir waren auf die<br />

Situation vorbereitet“, sagt Frau<br />

Abdullah um zu erklären, warum<br />

ihre Partei im Moment so einflussreich<br />

ist.<br />

Die PYD will kein unabhängiges<br />

Kurdistan, wie die PKK.<br />

„Wir wollen Syrien nicht spalten.<br />

Wir glauben daran, als Brüder<br />

in einem demokratischen Syrien<br />

leben zu können. Aber wir wollen<br />

in einem zukünftigen Syrien<br />

unsere Rechte gesichert sehen“,<br />

erklärt Frau Abdullah, als sie von<br />

einem autonomen „West Kurdistan“<br />

spricht.<br />

Militärische<br />

Kontrolle<br />

D i e s e<br />

A n s p r ü c h e<br />

sind machtp<br />

o l i t i s c h<br />

untermauert.<br />

Entlang<br />

der Straßen in<br />

die inoffizielle<br />

Hauptstadt der<br />

kurdischen Gebiete<br />

Qamishlo wurden<br />

Checkpoints eingerichtet.<br />

Hier haben<br />

die Volksverteidigungseinheiten<br />

(YPG)<br />

– der bewaffnete<br />

Arm der<br />

PYD das Sagen.<br />

Die kurdischen<br />

Milizen üben faktisch<br />

die Kontrolle aus.<br />

Assads Generäle haben aus<br />

taktischen Gründen den größten<br />

Teil der syrischen Armee aus<br />

den kurdischen Gebieten abgezogen<br />

und anderswo eingesetzt.<br />

Die Lücke, die die Regierungstruppen<br />

hinterlassen haben, hat<br />

die YPG eingenommen.<br />

Bewaffnete junge Männer und<br />

Frauen der YPG sind fast überall<br />

in den kurdischen Gebieten präsent.<br />

„Wir haben Qamishlo fast<br />

vollständig vom Regime befreit.<br />

Mehr als zwei Drittel der Stadt<br />

sind unter unserer Kontrolle“,<br />

meint Rezan Ibrahim, ein Kommandant<br />

in der YPG.<br />

Ibrahim ist in Sere Kaniye stationiert.<br />

Die Stadt an der türkischen<br />

Grenze ist gemischt, Araber und<br />

Kurden leben hier. Das Gemisch<br />

aus YPG, der Freien Syrischen<br />

Armee (FSA), Regierungstruppen<br />

und islamistische Gruppierungen<br />

macht die Sicherheitslage<br />

hier schwer überschaubar.<br />

Eine brüchige<br />

Waffenruhe<br />

Ein Kommandant der „Jabhat<br />

Al Nusra“ (JAN) erklärt<br />

sich zum Gespräch bereit. Er<br />

wickelt sich einen Schal um das<br />

Gesicht und will nicht aufgenommen<br />

werden. „Ich bin von<br />

Al Qaida,“ stellt er sich vor, als<br />

er den Raum mit anderen Kämpfern<br />

betritt. Die JAN gibt es seit<br />

mehr als einem Jahr. Ihre Partnerschaft<br />

mit Al Qaida im Irak<br />

ist kein Geheimnis. Abotallah<br />

ist etwas rundlich und hat<br />

auffallend wache blaue<br />

Augen. Bevor er in seine<br />

Heimatstadt zurückgekehrt<br />

ist,<br />

kämpfte er im Irak. Nun hat ihn<br />

der Krieg in Syrien in seine alte<br />

Heimat zurückgebracht.<br />

„Wir wollen Assad stürzen und<br />

dann die Kontrolle über Syrien<br />

auf politischem Wege erreichen“,<br />

sagt er. Er räumt aber ein, dass<br />

es innerhalb der JAN verschiedene<br />

Gruppierungen gebe, die<br />

nicht alle auf einen politischen<br />

Weg nach der Ära Assad bauen,<br />

um ihre Ziele zu erreichen. Im<br />

letzten Jahr kam es zu heftigen<br />

Zusammenstößen zwischen JAN,<br />

Einheiten der arabischen Freien<br />

Syrischen Armee und der YPG.<br />

Seit Februar gibt es einen Waffenstillstand.<br />

„Wir haben vereinbart, dass<br />

die FSA alle Kämpfer, die nicht<br />

aus der Region stammen, abziehen.<br />

Diejenigen, die bleiben,<br />

koordinieren sich mit uns.<br />

Wir müssen es vermeiden,<br />

uns untereinander zu bekriegen,<br />

um gemeinsam Assads<br />

Armee zu bekämpfen“,<br />

beschreibt<br />

Rezan Ibrahim,<br />

d e r<br />

YPG-Kommandeur, diese Vereinbarung.<br />

Doch der Waffenstillstand ist<br />

sehr brüchig. Erst vor wenigen<br />

Tagen kam es erneut zu Kämpfen<br />

zwischen den „Vertragsparteien“.<br />

Leidende Zivilbevölkerung<br />

Die Vereinbarung jedoch hat<br />

Potential. Die Kurden rücken so<br />

erstmals von ihrer Position als<br />

„dritte Partei“ ab. Diese Entwicklungen<br />

sieht das syrische Regime<br />

ungern. Assads Regierung will<br />

verhindern, dass FSA und YPG<br />

zusammenarbeiten. Deshalb werden<br />

kurdische Gebiete, in denen<br />

auch die FSA aktiv ist, seit einiger<br />

Zeit bevorzugt zum Ziel von<br />

Luftangriffen.<br />

Im Stadtteil Kharaba im Süden<br />

von Sere Kaniye sind die Gebäude<br />

zerstört. Die meisten Bewohner,<br />

die überlebt haben, sind geflohen.<br />

Wer zurückgeblieben ist, gibt sich<br />

hoffnungslos.<br />

„Niemand hilft uns. Wohin<br />

sollen wir gehen? Ich habe kein<br />

Geld und somit keine Wahl – ich<br />

habe nicht mal genug, um Brot zu<br />

kaufen. Ich muss hier bleiben“,<br />

beschwert sich die 55-jährige<br />

Zehra Misseh. Sie hat ihr Haus<br />

bei den Bombenangriffen verloren.<br />

Auf die Frage nach der Zukunft<br />

antwortet sie pessimistisch: „Ich<br />

weiß nicht, wie lange der Krieg<br />

dauern wird oder wie lange ich<br />

überlebe. Vielleicht sterbe ich noch<br />

heute, wer weiß das schon.“<br />

Nach dem Luftangriff: Ein YPG-Kämpfer beobachtet die Lage aus seiner Stellung beim Dorf Hadad.<br />

Jugend im Kriegsgebiet: Jungen aus Serekaniye spielen in den Trümmern zerbombter Häuser.<br />

Elende Lage: Die Familie von Munir Hashmi Kanao ist vor einem halbem Jahr aus Aleppo geflohen und lebt heute in einer alten Schule in Qamishlo.


8 aktuell bundeswehr 3. Juni 2013<br />

Rocken befohlen<br />

Mayen. Mit der Live-Übertragung<br />

von „Rock am Ring“ am<br />

zweiten Juni‐Wochenende gibt es<br />

ein ganz besonderes Highlight für<br />

die Soldaten in den Einsätzen. Per<br />

Ultrakurzwelle oder Livestream<br />

gehen von einem der größten deutschen<br />

Musikfestivals – in <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

mit dem SWR – die<br />

dröhnenden Bässe von mehr als<br />

80 Bands und Musikern vom Nürburgring<br />

nach Mazar‐e‐Sharif,<br />

Kunduz, Kabul, Prizren, Pristina,<br />

in die Türkei, nach Mali, Limassol<br />

oder ans Horn von Afrika.<br />

„Wir wollen ein Stück Heimat in<br />

den Einsatz bringen“, sagt Hauptfeldwebel<br />

Mirko Schicketanz<br />

von Radio Andernach. (and)<br />

Termine: 7. Juni ab 17 Uhr, 8. Juni<br />

ab 15 Uhr, 9. Juni ab 17 Uhr. Mehr<br />

auf www.radio-andernach.de.<br />

16 000 Mal von oben<br />

Besinnung in den Pyrenäen<br />

Lourdes lockt auch in diesem Jahr wieder viele Soldaten zum Wallfahren.<br />

Vielfältige Lourdes: Ob eröffnungsfeier (o.l.), Firmung eines soldaten (u.l.), gemeinsamer Gottesdienst (M.) oder die Madonna (r.).<br />

KMBA (4)<br />

Altenstadt. Die unglaubliche<br />

Marke von 16 000 Fallschirmsprüngen<br />

hat kürzlich Stabsfeldwebel<br />

Dieter Dankesreiter von<br />

der Luftlande- und Luftransportschule<br />

passiert. Dankesreiter<br />

springt seit 1986 und<br />

war schon Welt- und Europameister<br />

sowie mehrfach Deutscher<br />

Meister in den klassischen<br />

Disziplinen des Fallschirmspringens.<br />

(hru)<br />

Wagner/LL/LTS(2)<br />

von Björn Jüttner<br />

Lourdes. Lichterprozession im<br />

Heiligen Bezirk vor der Rosenkranzbasilika<br />

über der berühmten<br />

Grotte von Lourdes oder „deutsches“<br />

Champions-League-Finale<br />

in London? Diese Frage musste<br />

jeder der mehr als 700 deutschen<br />

pilgernden Soldaten ganz persönlich<br />

für sich beantworten.<br />

Und nicht wenige davon schauten<br />

dann am vorvergangenen<br />

Samstag gemeinsam mit französischen,<br />

kroatischen und österreichischen<br />

Soldaten die von den<br />

Beelitzer Logistikern bereitgestellte<br />

Live-Übertragung und das<br />

2:1 der Bayern.<br />

Diese gelebte Internationalität<br />

ist für viele ein Grund an der<br />

Soldatenwallfahrt nach Lourdes<br />

teilzunehmen – auch für Oberfeldwebel<br />

Alain Beaujeant. Der<br />

35-jährige vom Bataillon Elektronische<br />

Kampfführung 931<br />

in Daun ist bereits zum fünften<br />

Mal in der kleinen Stadt am Fuße<br />

der französischen Pyrenäen. „Ich<br />

freue mich immer auf Lourdes.<br />

Die Soldatenwallfahrt ist eben<br />

etwas anderes als der Dienstalltag,<br />

alles in allem ist es hier<br />

besinnlicher.“ Als Deutsch-Belgier<br />

kommt der Oberfeldwebel<br />

auch in seine sprachliche Heimat,<br />

was ihm bei seinem Auftrag,<br />

die deutschen Soldaten in<br />

Lourdes zu versorgen, hilft. Sei<br />

es der Kontakt mit den französischen<br />

Kameraden oder einfach<br />

beim Brötchen holen.<br />

Beaujeant kann deshalb auch<br />

nicht an allen Veranstaltungen<br />

der Wallfahrt teilnehmen. Ein<br />

Programm, das für die Pilger<br />

durchaus viele Höhepunkte bietet,<br />

etwa der Kreuzweg, die Bergwallfahrt<br />

zum Pic du Jer oder<br />

das Nachtgebet. Für viele Soldaten<br />

bietet Lourdes die Gelegenheit,<br />

wieder „Zugang zum<br />

Glauben“ zu finden, was auch das<br />

Motto der diesjährigen Wallfahrt<br />

war. Einige kommen aus Neugierde,<br />

andere wollen ein lebendiges<br />

Zeugnis für den Frieden<br />

in dem wichtigsten Marienwallfahrtsort<br />

der Welt ablegen.<br />

Lourdes ist aber nicht nur ein<br />

Ort, in dem Soldaten Ruhe, Glauben<br />

und Besinnlichkeit finden.<br />

Lourdes ist auch ein Geschäft.<br />

Nur wenige Meter oberhalb des<br />

Heiligen Bezirkes reiht sich Souvenirladen<br />

an Souvenirladen.<br />

Dazu wird in Lourdes abends –<br />

außerhalb des Bezirkes – gefeiert.<br />

Der Treffpunkt ist die Brücke<br />

über den Fluss „Gave de Pau“.<br />

Hier versammeln sich Hunderte<br />

Soldaten, um gemeinsam zu singen<br />

und zu tauschen. Beliebt sind<br />

vor allem Dienstgradabzeichen<br />

und Barette.<br />

Nur selbst fliegen ist schöner<br />

Im Vergleich zu den Jahren<br />

davor ist es dieses Jahr auf<br />

den Straßen von Lourdes leerer<br />

geworden. Hat Lourdes seine<br />

Anziehungskraft verloren? „Pilgern<br />

ist in Europa nicht mehr so<br />

selbstverständlich. Zudem macht<br />

sich auch in der <strong>Bundeswehr</strong> der<br />

demografische Wandel bemerkbar:<br />

Es gibt einfach weniger<br />

Soldaten“, erklärt der deutsche<br />

Militärbischof Franz-Josef Overbeck.<br />

Auch aus Deutschland sind<br />

in diesem Jahr zum ersten Mal<br />

nicht mehr drei, sondern nur noch<br />

zwei Sonderzüge nach Lourdes<br />

gefahren. „Wir wollen sicherstellen,<br />

dass der Wallfahrtscharakter<br />

erhalten bleibt und dass wir<br />

nicht als billiges Reiseunternehmen<br />

genutzt werden. Wir schließen<br />

allerdings niemanden aus,<br />

der ernsthaftes Interesse hat“, so<br />

Overbeck.<br />

Christian Schneider darf im „Eurofighter“ gen Himmel starten – Bestpreis des Inspekteurs.<br />

Reger Austausch<br />

nürnberg. Vertreter aus Unternehmen<br />

und studierte Zeitoffiziere<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> haben sich<br />

kürzlich zum Tag der Akademiker<br />

des Arbeitskreises <strong>Bundeswehr</strong> &<br />

Wirtschaft Bayern getroffen. Ziel<br />

dieser jährlich stattfindenden Veranstaltung<br />

ist es, den Zeitoffizieren<br />

Arbeitsplätze in Führungspositionen<br />

zu vermitteln. Für<br />

den guten Zweck wurden auf der<br />

Veranstaltung etwa 32 000 Euro<br />

zu Gunsten in Afghanistan verwundeter<br />

Soldaten gesammelt<br />

und an den Generalinspekteur<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, General Volker<br />

Wieker, übergeben. (eb)<br />

neuburg. Der Mitflug im<br />

Kampfjet ist eine besondere<br />

Auszeichnung des Inspekteurs<br />

der Luftwaffe für verdiente Leistungsträger<br />

und soll ausgewähltem<br />

nichtfliegendem Personal<br />

einen Einblick in das besondere<br />

Berufsfeld der Kampfjetpiloten<br />

ermöglichen. Und genau<br />

diese Auszeichnung traf kürzlich<br />

Hauptmann Christian Schneider,<br />

Verlegoffizier im Jagdgeschwader<br />

74. Anders, als von einigen<br />

erwartet und ohne wacklige<br />

Beine, stattdessen mit einem breiten<br />

Grinsen stieg Schneider dann<br />

auch kürzlich aus dem Kampfjet<br />

vom Typ „Eurofighter“. „Wow, so<br />

ein Mitflug ist einfach der Hammer“,<br />

schwärmte der Offizier.<br />

Tolles erlebnis: Christian schneider nach der Landung.<br />

Und er setzte drauf: „Unglaublich,<br />

welche Power schon beim<br />

Start auf den Körper wirkt und<br />

faszinierend sind auch die vielen<br />

Knöpfe und Anzeigen, die<br />

die Piloten beherrschen müssen“.<br />

JG 74<br />

Doch zunächst waren eine<br />

Reihe von Untersuchungen und<br />

Tests zu durchlaufen. In der Zentrifuge<br />

erfuhr Schneider, wie<br />

sich Beschleunigungskräfte auf<br />

den Körper auswirken und in der<br />

Unterdruckkammer, welche Symptome<br />

bei Sauerstoffmangel eintreten.<br />

Wie die Piloten musste er<br />

sich am Flugmedizinischen Institut<br />

in Fürstenfeldbruck gesundheitlich<br />

durchchecken lassen. Erst<br />

danach bekam er das „Go“ für<br />

den Mitflug. Und der Inspekteur,<br />

Generalleutnant Karl Müllner,<br />

begleitete den Bestpreis direkt<br />

vor Ort in Neuburg – mit „Flight<br />

Briefing“, Anti-g-Hose, Weste<br />

und Helm und allem, was zum<br />

Jetfliegen dazu gehört. (xha)


3. Juni 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />

Die Schwarzen Jäger<br />

Vor 200 Jahren stellt Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow das Königlich Preußische Freikorps auf.<br />

von Gerhard Bauer, Militärhistorisches<br />

Museum der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

Dresden<br />

geschichte. Napoleon nannte<br />

sie angeblich „brigands noirs“<br />

– „schwarze Banditen“. In der<br />

deutschen Wahrnehmung hat sich<br />

das Königlich Preußische Freikorps<br />

des Majors von Lützow als<br />

eine Formation etabliert, die für<br />

die Befreiung Deutschlands von<br />

„Henkersbrut und Tyrannen“ – so<br />

der Dichter Theodor Körner – und<br />

eine nationale Einigung eintrat.<br />

Napoleon fürchtete, das Korps<br />

würde einen Volkskrieg gegen<br />

seine Truppen entfachen, wie es<br />

1808 in Portugal und Spanien<br />

geschehen war.<br />

Dem preußischen Generalstabschef<br />

Gerhard von Scharnhorst<br />

dagegen ging es vermutlich<br />

eher darum, den Feind in seinem<br />

eigenen Hinterland durch<br />

kleine, bewegliche Detachements<br />

zu stören, bevor größere Verbände<br />

dort einrückten. Er empfahl<br />

daher dem Major Adolph von<br />

Lützow, der den „Kleinen Krieg“<br />

bereits unter anderem 1809 an der<br />

Seite Schills kennengelernt hatte,<br />

das Aufstellen eines Freikorps.<br />

Eine königliche Kabinettsordre<br />

regelte die Zusammensetzung<br />

und Ausstattung des Korps und<br />

ab dem 18. Februar 1813 wurde<br />

in Schlesien für Lützows Neuaufstellung<br />

geworben.<br />

Die Zahl der Freiwilligen war<br />

so groß, dass das Freikorps Ende<br />

März Musketiere, Freiwillige Jäger<br />

zu Fuß und Reitende Jäger, Ulanen<br />

Das Königlich Preußische Freikorps: Attackierende Kavallerie –<br />

Postkarte um 1913 nach einer grafik von richard Knötel.<br />

und Husaren, zusammen beinahe<br />

1200 Mann aus allen Schichten<br />

der Bevölkerung und mehreren<br />

deutschen Staaten sowie Österreichs,<br />

umfasste. Entgegen der<br />

Legende waren Studenten keinesfalls<br />

in der Mehrheit unter<br />

den Freiwilligen. Aus praktischen<br />

Gründen wurde eine schwarze<br />

Uniform mit roten Abzeichen<br />

vorgeschrieben. Ob dazu gelbmetallene<br />

Knöpfe getragen wurden,<br />

ist nicht mehr festzustellen,<br />

da bisher kein authentischer<br />

Uniformrock des Korps bekannt<br />

geworden ist. Da die Freiwilligen<br />

sich selbst auszustatten hatten,<br />

darf man von einer bunten Vielfalt<br />

bei der Bekleidung ausgehen.<br />

Zumindest in seiner Gründungszeit<br />

scheint das Korps ein Hort<br />

des Idealismus und Patriotismus<br />

gewesen zu sein. „Turnvater“ Jahn<br />

und Friedrich Friesen, die Dichter<br />

Theodor Körner und Joseph<br />

von Eichendorff sowie der Maler<br />

Friedrich Kersting stießen dazu.<br />

Nationalbewegung und romantische<br />

Bewegung schienen sich<br />

hier in idealer Weise zu vereinen.<br />

Manche, wie den Freiwilligen<br />

Mebes, hielt die Atmosphäre<br />

im Korps jedoch davon ab, sich<br />

den Lützowern anzuschließen.<br />

Die dort stark vertretenen Turner<br />

empfand er als „ungeschlacht“<br />

und Jahn als „naßburschikos“.<br />

Nichtsdestotrotz trug die Präsenz<br />

von Männern wie ihm und Körner<br />

dazu bei, dass das Korps zu<br />

einem wichtigen Instrument der<br />

antinapoleonischen Propaganda<br />

wurde. Im April, noch bevor das<br />

Korps an den Feind kam, hatte<br />

Körner mit seinem Kriegslied<br />

„Lützows wilde, verwegene Jagd“<br />

MHM<br />

ihm einen Nimbus angedichtet,<br />

dessen Strahlkraft bis heute<br />

ungebrochen scheint.<br />

Anfang April drang das Korps<br />

in Sachsen ein. Nach einem<br />

Intermezzo in Nordwestdeutschland<br />

zur Unterstützung alliierter<br />

Kräfte marschierte Lützow<br />

am 29. Mai nach Thüringen und<br />

Oberfranken, nahm insgesamt<br />

100 Gefangene und besetzte<br />

das vogtländische Plauen. Das<br />

Ende des Streifzuges nahte, als<br />

Lützow am 11. Juni in Plauen<br />

vom befristeten Waffenstillstandes<br />

zwischen den Alliierten<br />

und Napoleon erfuhr. In Feindesland<br />

stehend hatte er nur<br />

die Alternativen, sich über die<br />

böhmische Grenze nach Österreich<br />

durchzuschlagen oder auf<br />

kürzestem Weg auf die Waffenstillstandslinie<br />

zuzumarschieren.<br />

Lützows Entscheidung nicht<br />

nach Böhmen auszuweichen,<br />

erwies sich als fatal. Am 17. Juni<br />

wurde das Freikorps bei Kitzen<br />

attackiert und zersprengt. Die<br />

Reiterei verlor über 100 Mann.<br />

Für die Lützower war nach<br />

dem Waffenstillstand die Zeit<br />

der eigenständigen Operationen<br />

vorüber. Aufgefrischt wurden die<br />

Lützower dem Korps Wallmoden-<br />

Gimborn zugeteilt. Zusammen<br />

mit vier Kosakenregimentern,<br />

zwei Infanteriebataillonen und<br />

einem Jägerbataillon gehörten<br />

die Lützower Kavallerie, Infanterie<br />

und Artillerie zur Vorhut,<br />

einem mobilen Verband, der auf<br />

Grund seiner Größe und Beschaffenheit<br />

allerdings nicht mehr<br />

in der Lage war, den “Kleinen<br />

Krieg” zu führen.<br />

Als Teil des Korps Wallmoden-<br />

Gimborn kämpften die Lützower<br />

in zahlreichen Scharmützeln<br />

gegen Franzosen und Dänen in<br />

Norddeutschland. Bei Gadebusch<br />

fiel Theodor Körner. Von Februar<br />

bis März 1814 gehörten sie zu<br />

den Einschließungstruppen um<br />

die Festung Jülich. Mit Teilen<br />

seines Freikorps rückte Lützow<br />

nach Frankreich vor, wo er bis<br />

Mitte März verblieb. Zeitweise<br />

im Verband der Schlesischen<br />

Armee Blüchers operierend,<br />

erlebte sein Detachement die<br />

Winterkämpfe in der Champagne.<br />

Doch Ende 1813 war bereits<br />

verfügt worden, die Lützower<br />

nicht mehr zu verstärken und<br />

schließlich in preußische Linienregimenter<br />

einzugliedern. Im<br />

April 1814 wurden die Freiwilligen<br />

Jäger entlassen, im Juni<br />

die Tiroler Jäger.<br />

Nach der Rückkehr Napoleons<br />

aus dem Exil im März 1815 nahmen<br />

die ehemaligen Lützower<br />

als 25. Infanterie-Regiment und<br />

als 9. Ulanen-Regiment am letzten<br />

Feldzug der Napoleonischen<br />

Kriege teil. Lützow, inzwischen<br />

Oberstleutnant, wurde im Verlauf<br />

einer Attacke der 6. Ulanen<br />

auf ein Karree des französischen<br />

4. Regiments der Gardegrenadiere<br />

zu Fuß am Abend des 16. Juni<br />

1815 bei Ligny gefangengenommen.<br />

Angesichts ihrer schäbigen<br />

Uniformen hatte Lützow die<br />

Franzosen nur für ungeübte<br />

Nationalgarden gehalten.<br />

Der Alte Fritz und Sturm und Drang<br />

Vor 240 Jahren bringt Johann Wolfgang von Goethe den „Götz von Berlichingen“ auf die Bühne.<br />

Neues aus Dresden<br />

von Frank Ganseuer<br />

geschichte und literatur.<br />

Dem „Alten Fritz“ hat es nicht<br />

gefallen – das „Schauspiel in fünf<br />

Aufzügen“, mit dem der junge<br />

Johann Wolfgang von Goethe im<br />

Jahre 1773 die deutschen Bühnen<br />

stürmte. Sein „Götz von<br />

Berlichingen mit der eisernen<br />

Hand“ aus dem Jahre 1771 sei,<br />

so urteilte der Preußenkönig, nur<br />

eine „abscheuliche Nachahmung<br />

der englischen Stücke: und doch<br />

bewilligt unser Publikum diesem<br />

ekelhaften Gewäsch seinen<br />

lauten Beifall, und verlangt mit<br />

Eifer ihre öftere Wiederholung.“<br />

Tatsächlich war das Stück,<br />

das die literarische Epoche des<br />

„Sturm und Drang“ wesentlich<br />

mitbegründete und „in shakespearescher<br />

Manier“ die Aufhebung<br />

bisheriger formaler literarischer<br />

Konventionen und<br />

gesellschaftlicher „Moden“<br />

durch den freischaffenden Geist<br />

des Genies bedeutete, ein „stürmischer“<br />

Erfolg. Mehr noch im<br />

Lesepublikum als auf der Bühne,<br />

denn das Stück war angesichts<br />

seiner 59 Szenenwechsel mit 62<br />

auftretenden Personen tatsächlich,<br />

wie auch Goethe selbst zugeben<br />

musste, nur „schwer auf das<br />

Theater zu bringen“. Die Bühne<br />

beherrschte dabei ein ausgesprochener<br />

Haudegen: Ein dem<br />

historischen Original eher frei<br />

nachempfundener deutscher Ritter<br />

von echtem Schrot und Korn,<br />

der sich mit „eiserner Faust“ – die<br />

Hand-Prothese des echten Götz<br />

ist heute noch im Götz-Museum<br />

in Jagsthausen zu besichtigen –<br />

und „auf Seiten der Bedrängten“<br />

dem neuen Zeitalter von Fürstenherrschaft<br />

und Juristerei mit Faustrecht,<br />

Fehde und Raubrittertum<br />

entgegenwirft, um daran und mit<br />

seinen letzten Worten „Freiheit!<br />

Freiheit!“ tragisch zu scheitern.<br />

Tugendhaft und kraftstrotzend<br />

ist Goethes Götz ein bürgerlicher<br />

Held in Ritterrüstung, deftig und<br />

markig, wie seine Sprache. Deren<br />

berühmteste Wendung – als<br />

„Götz-Zitat“ bis heute gleichsam<br />

in aller Munde – fiel hingegen<br />

schon den ersten Umarbeitungen<br />

und Aufführungen<br />

des Stückes zum Opfer, oder,<br />

wie Wieland formulierte, „das<br />

was der Hauptmann tun könne<br />

durch einen Gedankenstrich<br />

der Scharfsinnigkeit des Lesers<br />

anheimzustellen“.<br />

Die Geschichte des Götz, die<br />

Goethe in großen Teilen aus<br />

der „Lebens-Beschreibung“ des<br />

Ritters selbst entnommen hatte,<br />

entfaltet sich unter der Hand<br />

des Dichters durchaus „actionreich“<br />

mit Verfolgung, Belagerung<br />

und Gefangennahme eines<br />

aufrechten, freiheitsliebenden<br />

Kämpen vor einem bunten Panorama<br />

des ausgehenden Mittelalters<br />

und der anbrechenden Neuzeit,<br />

von Fürstenherrschaft und<br />

Bauernkrieg. Der „Ritter mit der<br />

eisernen Hand“ ist daher auch<br />

bis heute auf den Theaterbühnen<br />

präsent, wo er namentlich bei<br />

den Götz-Festspielen auf seiner<br />

alten Burg Jagsthausen alljährlich<br />

sein „Revival“ und, wohl ganz<br />

zum Unwillen des „Alten Fritz“,<br />

immer noch seinen „lauten Beyfall“<br />

erlebt.<br />

Die Burgfestspiele Jagsthausen<br />

– „Götz von Berlichingen“<br />

beginnen am 4. Juni und gehen<br />

bis zum 25. August 2013. Veranstaltungsort<br />

ist die Burghof<br />

der Götzenburg, Schlosstraße,<br />

74249 Jagsthausen. Mehr Informationen<br />

unter www.burgfestspielejagsthausen.de.<br />

Ausstellung. Das Militärhistorische<br />

Museum Dresden zeigt<br />

seit der vergangenen Woche die<br />

Wanderausstellung „1636 – ihre<br />

letzte Schlacht“. Thematisiert<br />

wird dabei insbesondere der<br />

Lebensalltag der Soldaten im<br />

17. Jahrhundert. Basis der Ausstellung<br />

ist ein 2007 gefundenes<br />

Massengrab zur Schlacht bei<br />

Wittstock vom 4. Oktober 1636.<br />

Die Ausstellung war bislang im<br />

Archäologischen Landesmuseum<br />

Brandenburg und in der Archäologischen<br />

Staatssammlung<br />

München zu sehen. In Dresden<br />

steht sie den Besuchern noch bis<br />

zum 12. November offen. (age)<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.mhmbw.de.


10 aktuell sport 3. Juni 2013<br />

Tripple für Wolfsburg<br />

Fußball. Nach dem Double in<br />

Pokal und Meisterschaft haben<br />

die Fußball-Frauen des VfL<br />

Wolfsburg um Stabsgefreiter<br />

Lena Goeßling am vorvergangenen<br />

Wochenende auch das<br />

starke Team aus Lyon bezwungen<br />

und so die Champions League<br />

gewonnen. „Jetzt können wir<br />

mal endlich feiern. Wir hatten<br />

noch keinen Titel gewonnen und<br />

jetzt haben wir drei gleichzeitig“,<br />

jubelte die Torschützin Martina<br />

Müller über den historischen Hattrick<br />

aus Meisterschaft, Pokalsieg<br />

und Triumph in der Königinnenklasse.<br />

Ein weiterer Höhepunkt<br />

des Jahres ist die Frauenfußball-<br />

EM in Schweden Mitte Juli. Und<br />

auch dort wird Goeßling von der<br />

Sportfördergruppe Warendorf<br />

im Kader von Bundestrainerin<br />

Silvia Neid stehen. (dpa/eb)<br />

Silber mit dem Florett<br />

Fechten. Mit zwei Podestplätzen<br />

haben die deutschen Fechter am<br />

vorvergangenen Wochenende ein<br />

gutes Ergebnis erzielt. Stabsunteroffizier<br />

(FA) Carolin Golubytskyi<br />

stellte mit Rang zwei beim<br />

Damenflorett-Grand-Prix in Marseille<br />

ihre Stärke unter Beweis.<br />

Die 27-Jährige unterlag erst im<br />

Finale der Amerikanerin Nzingha<br />

Prescod 12:15. „Am Ende hat<br />

vielleicht ein wenig die Kondition<br />

gefehlt. Wir sind dennoch<br />

mit dem Ergebnis sehr zufrieden“,<br />

sagte Bundestrainer Yoann<br />

Lebrun. Degenfechter Norman<br />

Ackermann bewies drei Wochen<br />

vor den Europameisterschaften in<br />

Zagreb ebenfalls gute Form und<br />

belegte beim Weltcup in Buenos<br />

Aires den dritten Rang. (dpa)<br />

Gelungenes Comeback<br />

Judo. Nach einer monatelangen<br />

Verletzungspause hat Hauptfeldwebel<br />

Andreas Tölzer bei seinem<br />

Comeback gleich einen Podestplatz<br />

errungen. Der Olympia-<br />

Dritte wurde beim Masters im<br />

russischen Tyumen am vorvergangenen<br />

Sonntag in der<br />

Gewichtsklasse über 100 Kilogramm<br />

Dritter. Nach einer Vorrundenniederlage<br />

gegen den<br />

Brasilianer Walter Santos fightete<br />

sich Tölzer über die Trostrunde in<br />

den Kampf um Platz drei, den er<br />

schließlich gegen Santos‘ Landsmann<br />

David Moura gewann. Der<br />

33-Jährige, der im vergangenen<br />

Sommer bei den Spielen in London<br />

Bronze erkämpfte, hatte sich<br />

im Januar einer Schulteroperation<br />

unterzogen. Sein Ziel sei<br />

es, „stärker als je zuvor“ auf die<br />

Matte zurückzukehren, hatte<br />

Tölzer damals angekündigt. Das<br />

Saisonziel des Judo-Schwergewichtlers<br />

ist die WM Ende<br />

August in Rio de Janeiro. (dpa)<br />

Wüstensand statt Pulverschnee<br />

Hauptfeldwebel Michael Greis besucht seine Kameraden in Mazar-e Sharif.<br />

Mazar-e sharif. Langlaufskier,<br />

Präzisionsgewehr und<br />

Sporttrikot sind normalerweise<br />

die Arbeitsgeräte von Hauptfeldwebel<br />

Michael Greis. Als Sportsoldat<br />

in der Sportfördergruppe<br />

Bischofswiesen ist er Biathlet.<br />

Seit mehr als 15 Jahren holt er für<br />

den deutschen Biathlonverband<br />

und die <strong>Bundeswehr</strong> Medaille um<br />

Medaille – drei mal Gold bei den<br />

Olympischen Spiele 2006, mehrfacher<br />

Weltmeister und Weltcupgesamtsieger<br />

2006 und 2007.<br />

Greis ist eines der Aushängeschilder<br />

für die Sportförderung der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>. Doch der 36-Jährige<br />

ist nicht nur erfolgreicher Sportler,<br />

er ist auch Soldat. Deshalb<br />

besuchte er zusammen mit dem<br />

Chef des Stabes des Kommandos<br />

Streitkräftebasis, Generalmajor<br />

Peter Bohrer, seine Kameraden<br />

in Afghanistan – für Greis selbstverständlich.<br />

Vor kurzem waren Sie für<br />

eine paar Tage in Afghanistan,<br />

um dort Ihre Kameraden zu<br />

besuchen. Wie waren Ihre Eindrücke<br />

vor Ort?<br />

Zuerst haben wir vor Ort den<br />

Ehrenhain für die Gefallenen<br />

Soldaten besucht – auch für mich<br />

ein sehr emotionales Erlebnis.<br />

Da ich mit Generalmajor Bohrer<br />

unterwegs war und er als Führungskraft<br />

der Streitkräftebasis<br />

hauptverantwortlich für die<br />

Rückverlegung aus Afghanistan<br />

ist, haben wir uns vieles aus der<br />

Logistik angesehen. Als Sportsoldat<br />

bin ich ja schon weit weg<br />

vom militärischen Alltag und den<br />

Einsätzen und deshalb war vieles<br />

für mich neu. Es ist schon<br />

beeindruckend, wie die Soldaten<br />

dieses logistische Großprojekt<br />

stemmen. Mir war vorher nicht<br />

klar, wie komplex die Arbeit dort<br />

Frankenberg. Der Kommandeur<br />

des Landeskommandos<br />

Sachsen, Oberst Michael Knop,<br />

hat kürzlich Gäste aus Politik,<br />

Sport und Wirtschaft in die<br />

Wettiner Kaserne nach Frankenberg<br />

eingeladen, um mit<br />

ihnen gemeinsam die erfolgreichen<br />

Wintersportler der Sportfördergruppe<br />

Frankenberg zu<br />

ehren. Vor den Gästen, den<br />

Sportsoldaten und deren Angehörigen<br />

zeichnete er acht herausragende<br />

Spitzensportler für<br />

ihre Leistungen der vergangenen<br />

Saison aus. Knop lobte dabei,<br />

dass die Sportler das Selbstverständnis<br />

der <strong>Bundeswehr</strong><br />

Eindruck verschafft: Generalmajor peter Bohrer (r.) und Biathlet Michael Greis (l.) in Mazar-e sharif.<br />

ist und wie viele Soldaten eigentlich<br />

in Afghanistan ihren Dienst<br />

versehen.<br />

Was hat Sie am meisten<br />

beeindruckt?<br />

Gerade für mich, der tatsächlich<br />

zwar Soldat, aber doch sehr<br />

weit von der Truppe entfernt ist,<br />

hat am meisten beeindruckt, wie<br />

die Soldaten mit den zusätzlichen<br />

Belastungen umgehen. Der Einsatz<br />

hat eine ganz andere Dimension.<br />

Auch das Thema Sicherheit<br />

hat mich beschäftigt. Ich hatte<br />

zwar den Eindruck, dass es in<br />

Mazar-e Sharif relativ sicher ist,<br />

aber die wechselnde Sicherheitslage<br />

muss für die Soldaten sehr<br />

belastend sein. Auf dem Hinflug<br />

war mir nicht so klar, was auf<br />

mich zukommt und ich denke,<br />

da ging es mir nicht anders als<br />

den Soldaten, die auch das erste<br />

Mal nach Afghanistan fliegen,<br />

allerdings für einen wesentlich<br />

längeren Zeitraum.<br />

Haben sich die Soldaten<br />

gefreut, dass ein Spitzensportler<br />

sie in Afghanistan besucht<br />

und so ihre Arbeit würdigt?<br />

Das ist immer schwierig für<br />

mich zu beurteilen, aber ich habe<br />

mich mit vielen Soldaten wirklich<br />

intensiv und individuell unterhalten<br />

können. Die Sportfördergruppen<br />

haben ja schon eine<br />

große Sonderstellung in der <strong>Bundeswehr</strong><br />

und manch einer denkt,<br />

dass die Sportförderung nicht<br />

nützt und hier wenig Interesse<br />

für den Soldatenberuf herrscht.<br />

Deshalb glaub ich schon, dass es<br />

gut war, auch einmal aktiv zu zeigen,<br />

dass auch wir Sportsoldaten<br />

uns für unsere Kameraden interessieren<br />

und ihre Arbeit würdigen.<br />

Deutschland sportlich dienen<br />

Das Landeskommando Sachsen ehrt seine erfolgreichen Wintersportler.<br />

oberst Knop (l.) zeichnet den Eisschnellläufer Denny Ihle (r.) aus.<br />

„Wir. Dienen. Deutschland.“ vorleben<br />

würden. „Wenn Sie auf<br />

Wettkämpfen antreten und ihr<br />

Äußerstes geben, tun sie das für<br />

sich, aber eben auch besonders<br />

für unser Land“, betonte er.<br />

Ahrendt/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Würden sie wieder nach<br />

Afghanistan reisen?<br />

Es war eine tolle Erfahrung<br />

für mich und ich würde jederzeit<br />

wieder runterfliegen. Ich bin<br />

mir allerdings bewusst, dass es<br />

etwas anderes ist, ob man, so<br />

wie ich, nur einen Truppenbesuch<br />

macht oder mit einem ganz<br />

anderen Auftrag vier bis sechs<br />

Monate vor Ort ist. Ich verstehe<br />

jetzt vieles besser. Wenn man im<br />

Fernsehen etwas über Afghanistan<br />

hört, hat man keinen oder<br />

wenig Bezug dazu. Es war wirklich<br />

beindruckend, wie dort gearbeitet<br />

wird. Ich habe so gesehen,<br />

dass die Arbeit unserer Soldaten<br />

in Afghanistan Hand und Fuß<br />

hat und tatsächlich für das Land<br />

Afghanistan wichtig ist.<br />

Die Fragen stellte Sebastian<br />

Wanninger.<br />

Die ausgezeichneten Wintersportler<br />

bedankten sich und<br />

freuten sich sehr über das starke<br />

Interesse. Beim anschließenden<br />

Empfang nutzten die knapp<br />

150 Gäste die Möglichkeit zum<br />

Small Talk und dem ein oder<br />

anderen Erinnerungsfoto mit den<br />

Sportlern.<br />

Die Sportfördergruppe Frankenberg<br />

feiert in diesem Jahr<br />

ihr 20-jähriges Bestehen. Zurzeit<br />

nutzen 53 Sportsoldaten<br />

die Rahmenbedingungen, die<br />

ihnen die <strong>Bundeswehr</strong> bietet,<br />

um sich auf ihre leistungssportliche<br />

und berufliche Laufbahn<br />

zu konzentrieren. (cvl)<br />

<strong>Bundeswehr</strong>


3. Juni 2013 Vermischtes aktuell 11<br />

Schonungslose Realität<br />

Johannes Clair schildert in „Vier Tage im November“ die Einsatzrealität deutscher Soldaten.<br />

einsatz hautnah erlebt: Johannes clair auf Patrouille in Afghanistan.<br />

Buch. „Unbarmherzig steht die<br />

Sonne schräg über mir, sie wird<br />

noch höher steigen. Es ist bereits<br />

jetzt so warm, dass die Kleidung<br />

wie ein nasses Handtuch am<br />

Körper hängt. Die Zunge klebt<br />

mir am Gaumen. Ich muss die<br />

Augen zusammenkneifen, um<br />

noch etwas erkennen zu können,<br />

so grell ist es. Dabei gelangen<br />

feine Sandkörner in meine<br />

Augen, weshalb ich sie sofort<br />

heftig öffne und schließe, ohne<br />

Erfolg. Aber das hilft wenigstens<br />

gegen die Müdigkeit.“<br />

Detaillgenau und einfühlsam<br />

beschreibt Autor Johannes Clair<br />

in seinem Buch „Vier Tage im<br />

November“ seinen Einsatz als<br />

Fallschirmjäger in Afghanistan.<br />

Von Juni 2010 bis Januar 2011<br />

war der damalige Stabsgefreite<br />

in Kunduz stationiert. Dort bildeten<br />

er und seine Kameraden<br />

zunächst eine Infanteriekompanie<br />

des Feldlagers, bevor sie in<br />

das erste, neuaufgestellte Ausbildungs-<br />

und Schutzbataillon<br />

integriert wurden – die Task<br />

Force Kunduz. Neben zahlreichen<br />

Gefechten und Sprengstoffanschlägen<br />

erlebten er und seine<br />

Kameraden den ersten Einsatz<br />

der Panzerhaubitze 2000 und<br />

standen bei der großen Offensivoperation<br />

Halmazag in der<br />

vordersten Linie.<br />

Clair verschweigt in seinem<br />

Buch nicht, dass es sich bei den<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Einsätzen trotz<br />

aller Schutzmaßnahmen um eine<br />

lebensgefährliche Aufgabe handelt.<br />

Kurz<br />

vor seiner<br />

Ankunft<br />

im Einsatzgebiet<br />

waren am Karfreitag<br />

2010 drei <strong>Bundeswehr</strong>-Soldaten<br />

bei einem Anschlag ums Leben<br />

gekommen. Sein eigener Zug<br />

löste diejenigen ab, zu denen die<br />

drei Gefallenen gehörten.<br />

Auch Clair geriet mehrmals in<br />

lebensgefährliche Situationen,<br />

insbesondere bei der Operation<br />

Halmazag Anfang November<br />

2010, als er seine Kameraden<br />

zusammen mit mehreren Zügen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> sowie verschiedenen<br />

Bündnispartnern in einer<br />

konzentrierten Aktion versuchten,<br />

Aufständische aus der Region zu<br />

vertreiben. Dabei verbrachte Clair<br />

Willkommen in Malwonia<br />

<strong>Bundeswehr</strong><br />

vier Tage unter höchster Anspannung<br />

in einer Gefechtsstellung.<br />

Der Autor beschränkt sich in<br />

seinem Buch auf seine eigenen<br />

Eindrücke und lässt die Politik<br />

außen vor. Statt dessen fokussiert<br />

er sich auf das tägliche<br />

Erleben der Verhältnisse<br />

in einem der rückständigsten<br />

Länder der Welt.<br />

Detailgetreu schildert<br />

Clair seine Erlebnisse,<br />

versetzt den<br />

Leser so in das fremde<br />

Afghanistan und lässt<br />

ihn die Gefühle und<br />

das Leben der deutscher<br />

Soldaten im<br />

Krieg direkt miterleben<br />

– samt Gänsehaut<br />

und Herzklopfen.<br />

Der Leser spürt dabei<br />

den feinen Wüstensand<br />

regelrecht in<br />

den Augen und leidet<br />

unter der stehenden<br />

Hitze mit. Die<br />

Geschichten, die Clair<br />

beschreibt, fesseln von der ersten<br />

Minute an.<br />

Das Buch ist ein Muss für<br />

jeden, der wissen möchte, was<br />

deutsche Soldaten in Afghanistan<br />

erleben und wie sie sich<br />

unter den Einflüssen vor Ort verändern.<br />

Zu recht stand es nach<br />

seinem Erscheinen im Oktober<br />

2012 sechs Wochen auf den<br />

Bestsellerlisten. (rb/eb)<br />

Johannes Clair: „Vier Tage im<br />

November – Mein Kampfeinatz<br />

in Afghanistan“; Econ Verlag<br />

2012; 416 Seiten; 18,99 Euro;<br />

ISBN 978-3-43020138-4.<br />

Mit ihrer unkonventionellen Musik bringen ?Shmaltz! ihre Zuhörer zum Staunen.<br />

Bühne. Malwonia ist die wunderliche<br />

Welt, in der ?Shmaltz!<br />

musizieren und existieren und in<br />

die sie mit ihrer Musik entführen.<br />

?Shmaltz! steht für Herzblut,<br />

Rhythmus und Leidenschaft, ein<br />

bisschen Kitsch und viel Gefühl.<br />

Von Balkan bis Kurt Weill, von<br />

Cumbia bis Tom Waits, von Berliner<br />

Schnauze bis Fellini-Filmmusik<br />

– die schillernde Vielfalt<br />

der Stücke spiegelt sich auch im<br />

ungewöhnlichen Instrumentarium<br />

der Band wider: Neben der<br />

„klassischen“ Besetzung Geige,<br />

Akkordeon und Kontrabass<br />

spielen auch Banjo, Singende<br />

Säge, Toypiano, ein rumänisches<br />

Zimbalom, eine Trompetengeige<br />

und eine Posaune aus New Orleans<br />

mit. Ganz wichtig: Die Musik<br />

von ?Shmaltz! ist immer hundertprozentige<br />

Tanzmusik.<br />

Ungewöhnliches sextett: Die musiker von ?shmaltz!.<br />

Auf der Bühne erzählen die<br />

Musiker von Geschichten aus<br />

malwonischen Wüsten und<br />

Meeren, von blauen Känguruhs,<br />

Piratenbräuten, weinenden<br />

Engeln, einem grünen Taxi<br />

und dem trauernden Eseltreiber<br />

Chesam – in einem Sprachengemisch<br />

aus Malwonisch, Deutsch,<br />

Englisch und Jiddisch.<br />

Seit 2008 widmen sich die sechs<br />

Musiker von ihrer Exil-Heimat<br />

malagueta-music<br />

Berlin aus der Mission, die Kultur<br />

Malwonias in die Welt zu tragen.<br />

Im Jahre 2008 erschien die<br />

erste CD „Welcome to Malwonia“.<br />

Im vergangenen Jahr veröffentlichten<br />

?Shmaltz! ihr zweites<br />

Album „Gran Bufet“, das gleich<br />

zweimal für den Preis der deutschen<br />

Schallplattenkritik nominiert<br />

wurde und beteiligten sich an<br />

Filmmusik und Soundtrack zu den<br />

Filmen „Russendisko“ und „Move<br />

On“. So konnten sie ihre mitreißende<br />

und andersartige Musik<br />

gleich mehrfach ins Rampenlicht<br />

rücken.<br />

(eb)<br />

tourdaten:<br />

7.6.2013: Bad Münstereifel im<br />

Theater Eins.<br />

8.6.2013: Insul/Eifel beim zweiten<br />

KlezWest Festival.<br />

9.6.2013: Bonn in der Brotfabrik.<br />

Perfekter Abschlag<br />

App. Für den<br />

Golfer von<br />

heute ist das<br />

iPhone inzwischen<br />

genauso<br />

wichtig wie<br />

das Tee, die<br />

Pitch-Gabel oder der Ballmarker.<br />

Die passenden Apps von<br />

Expert Golf sorgen dafür, dass<br />

die Golfer zwischen Abschlag<br />

und dem Grün immer den richtigen<br />

Ratgeber mit dabei haben.<br />

Die vier Module holen die aktuellen<br />

Golfregeln auf den Schirm,<br />

zählen die Schläge und die Stableford-Punkte<br />

auf jeder Bahn,<br />

berechnen die Entfernung bis<br />

zum Grün via GPS und geben<br />

Tipps in schwierigen Lagen. Die<br />

neue Version 3.2 passt Expert<br />

Golf an das iPhone 5 an und<br />

bietet erstmals einen Ballsuchtimer.<br />

Außerdem kann die Scorekarte<br />

nun auf dem Touchscreen<br />

unterschrieben und auf Facebook<br />

und Twitter geteilt werden. Die<br />

Apps kosten zwischen 8,99 und<br />

17,99 Euro pro Modul und sind<br />

im App Store erhältlich. (eb)<br />

Steuerhilfe per App<br />

App. Fa st<br />

38 Millionen<br />

Steuerpflichtige<br />

zählt das<br />

Statistische<br />

Bundesamt in<br />

Deutschland.<br />

Dabei gibt jeder Dritte keine<br />

Steuererklärung ab. Mit der neuen<br />

„smartsteuer“ Steuerrechner-App<br />

erfahren Nutzer, wie viel Geld sie<br />

vom Finanzamt zurückbekommen<br />

und ob sich eine Steuererklärung<br />

für sie lohnt. Nach wenigen<br />

Eingaben wird der Steuererstattungsbetrag<br />

angezeigt. Zusätzlich<br />

kann mit Hilfe des Programms<br />

sich jederzeit unterwegs das<br />

Netto- oder Bruttogehalt ausrechnen.<br />

Arbeitnehmer können<br />

so ihr zukünftiges Einkommen<br />

planen oder sich auf eine Gehaltsverhandlung<br />

mit dem Arbeitgeber<br />

vorbereiten. Die App ist ab<br />

sofort kostenlos im App Store<br />

zum Download erhältlich. (eb)<br />

Gewinnauslosung<br />

aktuell 19/2013: Je zwei Freikarten<br />

für die Panorama-Austellungen<br />

von Yadegar Asisi gehen<br />

an Karlheinz Ebersbach, Doris<br />

Kowollik und Jenö Wendt.<br />

aktuell 20/2013: Je zwei Freikarten<br />

für das Jazz-Castle in<br />

Wolfsburg gehen an Ralf<br />

Kapelle, Olaf Becker und<br />

Herbert Pieper.<br />

Herzlichen Glückwunsch.


12 aktuell vermischtes 3. Juni 2013<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

5. Juni, 17.15 Uhr, phoenix:<br />

Sie dienen auf besondere Weise<br />

dem Land, dessen Einheit jährlich<br />

gefeiert wird: die jungen Männer<br />

und Frauen, die sich seit Aussetzen<br />

der Wehrpflicht freiwillig<br />

zu den Streitkräften gemeldet<br />

haben. Die Reportage „Freiwillig<br />

in der <strong>Bundeswehr</strong>“ zeigt die<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Freiwilligen, die<br />

nach hochwertiger Ausbildung,<br />

gutem Einkommen und Karrierechancen<br />

streben.<br />

Youtube-video der Woche:<br />

In der Provinz Badakschan im<br />

Norden Afghanistans kämpfen<br />

afghanische Sicherheitskräfte in<br />

einer großen Militäroperation<br />

gegen Aufständische. Diese haben<br />

aus den Bergen heraus die Stützpunkte<br />

im Tal angegriffen. Doch<br />

die afghanischen Sicherheitskräfte<br />

haben ihre Stützpunkte erfolgreich<br />

zurückerobert. Der Beitrag „Im<br />

Tal von Warduj“ zeigt wie deutsche<br />

Soldaten der Quick Reaction Unit<br />

(QRU) die afghanischen Streitkräfte<br />

unterstützen. (eb)<br />

Der Beitrag<br />

„Im Tal von Warduj“<br />

auf www.youtube.<br />

com/bundeswehr.<br />

h amburg.<br />

„Vier Tage im<br />

November“ –<br />

was sich auf<br />

den ersten Blick<br />

wie ein Liebesroman<br />

liest, ist<br />

ein Erfahrungsbericht<br />

des ehemaligen<br />

Fallschirmjägers<br />

Johannes Clair<br />

(S.11). Von Juni<br />

2010 bis Januar<br />

2011 war der<br />

27-Jährige in<br />

Kunduz eingesetzt. Neben zahlreichen<br />

Gefechten und Sprengstoffanschlägen<br />

erlebte er mit<br />

seinem Kameraden unter anderem<br />

den Erfolg der großen<br />

Offensivoperation Halmazag<br />

im Distrikt Chahar Darrah in<br />

der vordersten Linie.<br />

„Das Buch kam zunächst<br />

zufällig zustande“, erzählt Clair.<br />

Während des Einsatzes sei er<br />

für ein Zeitungsinterview ausgewählt<br />

worden und ein Verlag<br />

fragte an, ob er sich vorstellen<br />

könne, über seine Erlebnisse aus<br />

der „Schlammzone“ zu berichten.<br />

Sechs Monate befand sich<br />

das Buch in der Bestsellerliste –<br />

die Leser sind begeistert: „Seit<br />

November bekomme ich viel<br />

Zuspruch über meine Buchseite<br />

auf Facebook und zahlreiche<br />

Leserbriefe“ betont Clair.<br />

Derzeit studiert der ehemalige<br />

Soldat in Hamburg und tourt<br />

durch Deutschland, um über seinen<br />

Einsatz und seine Erlebnisse<br />

in Afghanistan zu berichten. „Die<br />

Menschen, die meine Lesevorträge<br />

besuchen, sind oftmals<br />

erstaunt, was wir dort erleben<br />

und wie sich dieser Einsatz für<br />

uns Soldaten darstellt“, weiß er.<br />

Als nächstes strebe er an, sich<br />

schriftstellerisch weiterzuentwickeln.<br />

„Tatsächlich habe ich<br />

mit dem Schreiben etwas gefunden,<br />

dass mich total erfüllt“,<br />

erklärt Clair. Sein nächstes Werk<br />

soll sich auch um Auslandseinsätze<br />

und deren Folgen drehen,<br />

werde aber fiktiv sein. (mag)<br />

Anna-Miriam Hecht<br />

Vom Gewehr zum Stift<br />

Der ehemalige Fallschirmjäger Johannes Clair schreibt das Buch „Vier Tage im November“.<br />

Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />

Mein Wille, mich weiterzuentwickeln.<br />

Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Mit meiner Gitarre.<br />

Was ist Ihre Lieblingstugend?<br />

Toleranz und ein Blick fürs Ganze.<br />

Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />

Meine Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt zu haben.<br />

Was treibt Sie an?<br />

Der Wunsch, mehr Bewusstsein für unsere Einsatzrückkehrer zu<br />

schaffen.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

Wenn die Menschen nur noch intolerant und engstirnig handeln würden.<br />

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />

Alle Sprachen sprechen zu können, um einen einfacheren Austausch<br />

zu finden.<br />

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />

Mit meiner Freundin. Um zu erfahren, wie es ist, mit mir zurecht<br />

zu kommen.<br />

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />

Den Blumenzüchter Jose Mujica. Als Präsident von Urugay verschenk t<br />

er 90 Prozent seines Einkommens, lebt auf einem Bauernhof und<br />

fährt einen VW-Käfer.<br />

Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />

Auf einem Hof, umgeben von hohen Bäumen und einem Bach.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Das Wenige, das Du tun kannst, ist viel – von Albert Schweitzer.

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