Kapitel 7.4: Nachweismethoden für ionisierende Strahlung - PTB
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<strong>7.4</strong>.9 Spezielle Methoden zum Nachweis von Neutronen 455<br />
Photonenstrahlung mit einer Energie von 478 keV nachgewiesen wird. Die Spaltungsreaktion<br />
ist Standard bei thermischen Energien und im Energiebereich von<br />
0,1 MeV bis 20 MeV.<br />
Die bei diesen Reaktionen freiwerdenden geladenen Teilchen werden mit verschiedenen<br />
Detektoren wie Ionisationskammern, Proportionalzählrohren, Szintillationszählern<br />
und Halbleiterdetektoren (s. <strong>7.4</strong>.1) nachgewiesen. Wegen der hohen Reaktionsenergien<br />
können die von Neutronen ausgelösten Signale in den meisten Fällen durch Impulshöhendiskriminierung<br />
von den durch Photonen erzeugten abgetrennt werden, so daß sich<br />
die Flußdichte der Neutronen auch in Anwesenheit intensiver Photonenstrahlung<br />
bestimmen läßt.<br />
Im Energiebereich langsamer Neutronen ist die Reaktionsrate wegen der 1/«-Abhängigkeit (d<br />
Geschwindigkeit der Neutronen) der Wirkungsquerschnitte proportional zur konventionellen<br />
Flußdichte (p^ (s. 7.6.6.1), wenn der Selbstabschirmungseffekt (s. <strong>7.4</strong>.9.2) zu vernachlässigen ist.<br />
Neutronen mit Energien oberhalb 0,5 eV tragen bei diesen Detektoren praktisch nur wenig zur<br />
Reaktionsrate bei, so daß eine Cadmiumdifferenzmessung (s. <strong>7.4</strong>.9.2) oft nicht notwendig ist.<br />
Befinden sich die Neutronen im „thermischen Gleichgewicht", dann kann die spektrale Flußdichte<br />
in bestimmten Fällen (Beckurts u. Wirtz (1964)) angegeben werden, und die wahre Flußdichte<br />
läßt sich aus der gemessenen konventionellen Flußdichte berechnen (Gl. (7.147). Beträgt die<br />
Neutronenansprechwahrscheinlichkeit (s. 7.6.6.1) des Detektors nahezu 100% („schwarzer Detektor"),<br />
dann wird die Anzeige proportional zur Flußdichte unabhängig von der Energieverteilung<br />
der Neutronen.<br />
Als Detektoren (Schneider (1973)) werden häufig Proportionalzählrohre mit ^He- und<br />
BF3-Füllung (oft mit '"B angereichert) verwendet. Wegen der großen Wirkungsquerschnitte<br />
im thermischen Energiebereich kann die Neutronen-Ansprechwahrscheinlichkeit<br />
bei <strong>Strahlung</strong> in Längsrichtung eines Zählrohres nahezu 100% betragen (Beckurts<br />
u. Wirtz (1964), S. 56). Zur Verringerung von Wandeffekten und zur Verbesserung des<br />
zeitlichen Auslösungsvermögens wird dem Gas häufig Krypton oder Argon beigemischt.<br />
Ionisationskammern werden mit BFs-Gas oder mit '°B als Wandbelag betrieben.<br />
Parallelplattenkammern mit Gitter und Halbleiterdetektoren, bei denen '®B in einer<br />
dünnen Schicht aufgebracht ist, haben ein besseres Zeitauflösungsvermögen bei<br />
geringerem Ansprechvermögen (Carlson (1977)).<br />
^Li wird in Szintillatoren wie ®LiI(Eu) (nicht alterungsbeständig) und in Glasszintillatoren<br />
verwendet (Harvey u. Hill (1979)). Mit ^Li belegte Ionisationskammern sind<br />
seltener (Weston (1977)). Wegen des guten Zeitauflösungsvermögens werden 'Li-<br />
Glasszintillatoren <strong>für</strong> Flugzeitmessungen eingesetzt, jedoch ist ihre Empfindlichkeit<br />
gegenüber Photonenstrahlung zu beachten (Lamaze (1977)). Derartige Detektoren<br />
haben schon bei wenigen Millimetern Dicke eine Neutronenansprechwahrscheinlichkeit<br />
von nahezu 100%.<br />
Thermische Neutronen können ferner mit Hilfe der bei der Spaltung von ^'^U freiwerdenden<br />
Kernfragmente nachgewiesen werden. Allerdings ist zu beachten, daß der Wirkungsquerschnitt im<br />
thermischen Bereich schon merklich von der l/u-Proportionalität abweicht. Das spaltbare Material<br />
befindet sich dabei z. B. innerhalb einer Ionisationskammer (Spaltkammer; Gründl u. a. (1975),<br />
s-a. Schneider (1973)). Der Nachweis der bei der Spaltung freiwerdenden Neutronen erfordert<br />
große Neutronendetektoren mit hohem Ansprechvermögen. Die Verwendung von Spaltspurdetektoren<br />
wird in <strong>7.4</strong>.9.2 beschrieben.<br />
Im Energiebereich mittelschneller und schneller Neutronen läßt sich die spektrale Flußdichte<br />
mit Hilfe der Reaktionen 3He(n,p)5H und ^Li(n,a)3H messen (s. 7.6.6). Die<br />
Wirkungsquerschnitte dieser Reaktionen verlaufen glatt und sind bis auf den Bereich