Kapitel 7.4: Nachweismethoden für ionisierende Strahlung - PTB
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450 <strong>7.4</strong> <strong>Nachweismethoden</strong> <strong>für</strong> <strong>ionisierende</strong> <strong>Strahlung</strong><br />
in starken Neutronenfeldern können Halbleiterdetektoren schon in kurzer Zeit durch Strahlenschäden<br />
unbrauchbar werden.<br />
Zusammenfassende Literatur zu <strong>7.4</strong>.6.1: Becker u. Scharmann (1975), Bertolini u. Coche(1968), Bueker<br />
(1971), Kuhn (1969), Knoll (1992), Tait(1980).<br />
<strong>7.4</strong>.6.2 Elektrische Leitfähigkeit in Kristallen, Isolatoren und Flüssigkeiten<br />
Isolierende Kunststoffe, dielektrische Flüssigkeiten und Kristalle (z. B. CdS, CdSe und<br />
CdTe) ändern bei Bestrahlung durch die Erzeugung von Ladungsträgerpaaren ihre<br />
elektrische Leitfähigkeit. Der bei Anlegen einer Spannung entstehende Strom ähnelt in<br />
seinem Verhalten in vielen Fällen nicht dem einer Festkörper-Ionisationskammer,<br />
sondern dem von Zählrohren mit Verstärkungsfaktoren bis zu 10"^ (ausführliche<br />
Erläuterungen s. Fowler (1966)). Das Ansprechvermögen der Kristalle hängt stark von<br />
den Herstellungsbedingungen ab, bei ''"Co-Gammastrahlung können Werte bis zu<br />
10 ' Ah/Gy erreicht werden. Die angelegte Spannung beträgt 100 V, der Dunkelstrom<br />
liegt bei etwa 10 'A.<br />
Nach Fowler (1966) liefert ein CdS-Einkristall bei einer "Co-Gammastrahlung mit der<br />
Dosisleistung 10 mGy/rain einen Strom von 5 nA. Das Zeitintervall, innerhalb dessen die Anzeige<br />
nach Beendigung der <strong>Strahlung</strong> auf 1/10 abfällt, beträgt bei lOmGy/min 1 bis 5 s. Die<br />
Stromanstiegs- und -abfallzeit läßt sich durch Vorbestrahlung wesentlich vermindern, z. B. durch<br />
Aufbewahrung des Detektors in der Nähe eines radioaktiven Präparates (Turner u. a. (1963)).<br />
Nachteilig <strong>für</strong> die allgemeine Anwendung in der Dosimetrie mit Photonenstrahlung ist<br />
die starke Energieabhängigkeit des Ansprechvermögens der CdS-Kristalle. Das Ansprechvermögen<br />
bei 0,1 MeV ist etwa 50mal größer als das bei 2 MeV.<br />
Für Isolierstoffe wie Polyethylen, Polytetrafluorethylen (Teflon) und Polymethylmethacrylat<br />
(Plexiglas) sind hohe Dosisleistungen erforderlich, um meßbare Ströme zu erreichen; <strong>für</strong> Proben<br />
von einer Fläche von 1 cm^ und 0,25 mm Dicke liegen die Ansprechvermögen bei 10 '"Ah/Gy.<br />
Gemeinsam mit den Flüssigkeits-Ionisationskammern (Johansson u. Svensson (1982)) haben<br />
diese Detektoren <strong>für</strong> Anwendungen in der biologischen Forschung den Vorzug der Gewebeäquivalenz.<br />
Über die Anwendung von natürlichen Diamanten als Detektoren zur Messung räumlicher<br />
Dosisverteilungen berichten Vatnitsky u. a. (1993).<br />
<strong>7.4</strong>.7 Kalorimeter (M. Roos)<br />
Kalorimeter werden in der Radiologie <strong>ionisierende</strong>r <strong>Strahlung</strong> als Radionuklid-,<br />
Strahlleistungs-, In-Reaktor- und Dosiskalorimeter angewandt (Gunn (1976)). Als<br />
vorteilhaft erweist sich im allgemeinen die einfache, eindeutige Interpretierbarkeit der<br />
Ergebnisse, nachteilig sind eine geringe Empfindlichkeit, hoher apparativer Aufwand<br />
und zeitaufwendige Meßabläufe. Der folgende Abschnitt beschränkt sich auf eine kurze<br />
Darstellung der Dosiskalorimeter.<br />
Dosiskalorimeter Kalorimetrisch läßt sich die Energiedosis ihrer Definition (s. 7.8.1)<br />
entsprechend messen, wenn die übertragene <strong>Strahlung</strong>senergie vollständig in Wärme<br />
umgewandelt wird oder die Energieabweichung, der „kalorische Defekt", seiner Größe<br />
nach bekannt ist und korrigiert werden kann. Beträgt die strahlungsinduzierte Temperaturerhöhung<br />
A öl, dann ist die Energiedosis D^ in einem Stoff m mit der spezifischen<br />
Wärmekapazität c^ ohne kalorischen Defekt gegeben durch<br />
= (7.81)