Kapitel 7.4: Nachweismethoden für ionisierende Strahlung - PTB
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<strong>7.4</strong>.4 Nachweis mittels chemischer Reaktionen und Elektronenspinresonanz 441<br />
F ist ein <strong>für</strong> die Lösung charakteristischer Umrechnungsfaktor (Übersichtsartikel s.<br />
Matthews (1982)).<br />
Am ausführlichsten wurde die schon 1927 von Fricke vorgeschlagene Eisensulfatlösung<br />
(Fricke u. Hardt (1966)) untersucht. Als Dosimeter dienen mit der Lösung<br />
gefüllte Ampullen mit Volumina zwischen 1 und 10 ml. Eisensulfatlösung eignet sich zur<br />
Messung von Energiedosen im Bereich von 10 Gy bis 400 Gy. In Verbindung mit<br />
elektrischen Meßverfahren, mit denen die eingestrahlte Energie bestimmt wird, kann sie<br />
zur Absolutbestimmung der Wasser-Energiedosis in einem Wasserphantom verwendet<br />
werden (Feist (1982)).<br />
Ausgangssubstanz ist eine luftgesättigte 0,4-molare H2S04-Lösung, die 10 ^ bis 10 ^mol FeS04<br />
und lO ^mol NaCl enthält. Durch Bestrahlung werden Fe^*-Eisenionen praktisch irreversibel zu<br />
Fe^'-Eisenionen oxydiert. Die der erzeugten Energiedosis proportionale Konzentration der<br />
dreiwertigen Eisenionen wird nach Gl. (7.74) bei einer Lichtwellenlänge /1, = 304nm bestimmt<br />
(Ellis (1977), DIN 6800, Teil 3 (1980)). Der molare Extinktionskoeffizient e^ <strong>für</strong> Fe^ '-Ionen bei der<br />
angegebenen Lichtwellenlänge und bei 25°C beträgt 21901mol 'cm ' = 219m2mol '. Er besitzt<br />
einen Temperaturkoeffizienten von 0,69%/K. Der Ausbeutefaktor G(Fe'") hängt von der<br />
Strahlenart und -qualität ab. Für Photonenstrahlung mit Energien unter 1 MeV geben die ICRU<br />
Reports 14 (1967) und 17 (1970) folgende Werte an:<br />
Effektive Photonenenergie in keV: 5 50 100 '"Cs ""Co<br />
Ausbeutefaktor ^(Fe^O in umol/J: 1,30 1,49 1,52 1,58 1,61<br />
Die Unsicherheit liegt bei etwa ±2%. Für Photonen- und Elektronenstrahlen mit Energien größer<br />
als 1 MeV wird angenommen, daß der G-Wert energieunabhängig (1,61 +0,02)nmol/J beträgt<br />
(s. Svensson u. Brahme (1979); Nahum u. a. (1981)). Der Temperaturkoeffizient des G-Wertes<br />
ist kleiner als 0,1 %/K. Der Umrechnungsfaktor F in Gl. (7.75) beträgt nach Pettersson u.<br />
Hettinger (1967) <strong>für</strong> Eisensulfatlösung bei Photonen- und Elektronenenergien oberhalb 1 MeV<br />
energieunabhängig 1,004. Dieser Wert wurde mit Rechnungen nach der Monte-Carlo Methode <strong>für</strong><br />
Photonen von 1 bis 24MeV zu 1,003 bestätigt (Ma u. Nahum (1992)).<br />
Strahleninduzierte Reaktionen in chemischen Lösungen sind sehr empfindlich gegenüber Verunreinigungen.<br />
Bei Verwendung von dreifach destilliertem Wasser, von Substanzen der Qualität<br />
..Pro Analysi" und von sehr gut gereinigten Bestrahlungsgefäßen kann bei der Reproduktion der<br />
gemessenen Energiedosis eine Standardabweichung kleiner als +1% erreicht werden. Kunststoffgefäße<br />
sind nur verwendbar, wenn die Lösung sofort nach der Bestrahlung ausgewertet<br />
wird; besser sind Glasampullen. Reaktionen an der Gefäßwand können durch Vorbestrahlung<br />
der mit Dosimeterlösung gefüllten Gefäße mit einer zehmal höheren als der zu messenden Dosis<br />
Und mit anschließender mehrfacher Spülung mit unbestrahlter Dosimeterlösung verhindert<br />
werden.<br />
In metrologischen Staatsinstituten wird die Eisensulfatlösung ohne NaCl verwendet. Der Zusatz<br />
von NaCl wird als Test <strong>für</strong> die Qualität der Eisensulfatlösung angesehen; Sie ist gut, wenn sich das<br />
Verhältnis der optischen Dichte zur Dosis durch Zusatz von Kochsalz nur sehr wenig ändert.<br />
Abgeschmolzene Glasampullen werden als chemische Dosimeter im Postversand bei zentraler<br />
Auswertung benutzt (Schneider (1994)).<br />
Bei sehr hohen Dosisleistungen oder Dosen je <strong>Strahlung</strong>simpuls aus Beschleunigern von<br />
mehr als 10 Gy reicht die Sauerstoffkonzentration der luftgesättigten Eisensulfatlösung<br />
<strong>für</strong> den normalen Reaktionsablauf nicht mehr aus. Der G-Wert kann bis auf die Hälfte<br />
absinken. Durch Erhöhung der Fe^'-Konzentration auf das Zehnfache sowie Sättigung<br />
der Lösung mit reinem Sauerstoff (Super-Fricke-Lösung) läßt sich der Meßbereich<br />
bis auf ca. 100 Gy pro Puls erweitern (s. ICRU 34 (1982)).