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Dossier - Aargauer Kunsthaus

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EINFÜHRUNG FÜR LEHRPERSONEN<br />

Materialien der Kunstvermittlung<br />

für die aktuellen Ausstellungen<br />

Dieter Meier. In Conversation<br />

Anna Iduna Zehnder.Eine <strong>Aargauer</strong> Künstlerin in Ascona<br />

CARAVAN 3/2013: David Berweger<br />

7. September bis 17. November 2013


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. EINLEITUNG 3<br />

2. DIETER MEIER 4<br />

2.1. Rundgang durch die Ausstellung 7<br />

2.2. Angebote für Schulklassen 9<br />

2.2.1. Thematische Schwerpunkte in den Workshops 9<br />

2.2.2. Vermittlungsvorschläge im Atelier 10<br />

3. ANNA IDUNA ZEHNDER 11<br />

3.1. Rundgang durch die Ausstellung 14<br />

3.2. Angebote für Schulklassen 17<br />

3.2.1. Thematische Schwerpunkte in den Workshops 17<br />

3.2.2. Vermittlungsvorschläge im Atelier 18<br />

4. CARAVAN 3/2013: DAVID BERWEGER 20<br />

4.2. Angebote für Schulklassen 23<br />

4.2.1. Thematische Schwerpunkte in den Workshops 23<br />

4.2.2. Vermittlungsvorschläge im Atelier 23<br />

5. KOMMENDE AUSSTELLUNGEN IM 2013 - 2014 24<br />

5.1 Auswahl 13 - <strong>Aargauer</strong> Künstlerinnen und Künstler 24<br />

Gast: Andrea Winkler 24<br />

5.2 Veronika Spierenburg - Manor Kunstpreis 2014 24<br />

6. DIE HAUSORDNUNG DES AARGAUER KUNSTHAUSES 25<br />

2


1. Einleitung<br />

Liebe Lehrpersonen<br />

Ich freue mich Ihnen im Namen der Kunstvermittlung anlässlich der<br />

Einführung für Lehrpersonen vom 5. September 2013 unser erstes<br />

<strong>Dossier</strong> vorstellen zu dürfen.<br />

Die Einführung für Lehrpersonen präsentiert einen Überblick zu allen<br />

drei aktuellen Ausstellungen, die jeweils mit einem Rundgang durch<br />

die Ausstellung und hilfreichen didaktischen Anregungen ergänzt<br />

werden.<br />

Den Abschluss der vorliegenden Unterlagen bildet ein Ausblick in die<br />

kommenden Ausstellungen sowie die Hausordnung des <strong>Aargauer</strong><br />

<strong>Kunsthaus</strong>es.<br />

Für die Bereitstellung der Unterlagen wirkten Christin Bugarski,<br />

Patricia Huijnen sowie Silja Wiederkehr mit.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich, Sie<br />

demnächst im <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> mit Ihrer Schulklasse begrüssen zu<br />

dürfen.<br />

Christin Bugarski, Leitung Kunstvermittlung, <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />

Kontakt für Buchungen/Anfragen<br />

<strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />

Silja Wiederkehr<br />

<strong>Aargauer</strong>platz, CH-5001 Aarau<br />

T + 41 (0)62 835 23 31<br />

F + 41 (0)62 835 23 29<br />

kunstvermittlung@ag.ch<br />

3


2. Dieter Meier<br />

Dieter Meier, Two Words, 1971. Foto: Jean Haubensak<br />

Dieter Meier (*1945) ist Konzept- und Performancekünstler, Zeichner,<br />

Bildhauer, Filmemacher, Musiker, Essayist und Poet in einer Person.<br />

Mit In Conversation widmet das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> dem vielseitigen<br />

Kosmopoliten erstmals in der Schweiz eine umfassende<br />

Überblicksausstellung. Die Schau spannt den Bogen von den<br />

konzeptuellen und performativen Arbeiten der 1960er- und 70er-Jahre<br />

bis in die Gegenwart und macht deren weitgreifende Bedeutung mit zum<br />

Teil erstmals gezeigten Werken und Dokumentationen erfahrbar. Die<br />

Ausstellung bietet zudem die Gelegenheit, Dieter Meier als Musiker<br />

und versierten Gesprächspartner zu erleben.<br />

Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> präsentiert mit Dieter Meier einen<br />

aussergewöhnlichen Künstler, dessen Schaffen herkömmliche<br />

Gattungsgrenzen immer wieder überschreitet. Die Ausstellung bietet<br />

mit unterschiedlichen Bildern und Textdokumenten Einblicke in die<br />

frühen konzeptuellen Performances von Dieter Meier (Gehen, 1970,<br />

Zürich; Two Words, 1971, New York) und stellt Bezüge zur späteren<br />

Werkentwicklung her. In der Aufbruchstimmung von Fluxus,<br />

Konzeptkunst und aktionistischen Tendenzen der 1960er und -70er<br />

Jahre tritt Dieter Meier mit unerwarteten, situativen Aktionen auf<br />

und lässt das Publikum mitunter daran teilhaben. Konzeptuelle<br />

Ansätze verbunden mit subversiven Gesten - etwa das fünf Tage<br />

dauernde Abzählen und Abfüllen von 100'000 Schrauben in Plastiktüten<br />

vor dem Zürcher <strong>Kunsthaus</strong> (5 Tage, 1969) sind bezeichnend für Dieter<br />

4


Meiers frühes Schaffen. Schon damals gilt seine Aufmerksamkeit dem<br />

eigentlich 'Unnützen', womit er gängige Muster des Kunstbetriebs<br />

sowie gesellschaftliche Wertvorstellungen auf kritische und<br />

gleichzeitig humorvolle Weise unterwandert.<br />

Ähnlich wie bei den Auftritten im öffentlichen Raum interessiert<br />

sich Dieter Meier auch in seinen Fotografien für unspektakuläre<br />

Situationen, Orte und Objekte (20 Pictures within 5 minutes, 1970;<br />

Lost Sculptures, 1976; Non Shots, 1980). Indessen widerfährt dem<br />

Bedeutungslosen gerade durch Dieter Meiers künstlerische<br />

Auseinandersetzung mit eben diesem eine Bedeutungsaufladung und<br />

subtile Ästhetik. Immer wieder ist sich Dieter Meier sein eigenes<br />

Arbeitsmaterial und schlüpft für seine Fotoserien und Videoarbeiten<br />

in fiktive Rollen und unterschiedliche Identitäten (As time goes by,<br />

1974-2013; Der falsche Magier, 1982).<br />

Als Vorläufer der Schweizer Videokunst ist Dieter Meier einer der<br />

ersten Kunstschaffenden, der Ende der 1960er-Jahre mit dem Medium<br />

Film zu experimentieren beginnt. Weder bestimmte Handlungsabläufe<br />

noch Erzählungen sind darin wiedergegeben (My grandparents, 1972;<br />

Portrait H. Lachmayer, 1972). Mehrere Einzelfilmprojektionen<br />

offenbaren den Pioniergeist seiner frühen und teilweise kaum<br />

bekannten Videoarbeiten. Im Dialog mit seinen Fotoserien wird die<br />

Vernetzung dieser Werkgruppen untereinander sichtbar. Viele der<br />

frühen Werke Dieter Meiers flossen nicht zuletzt in die berühmten<br />

Videoclips des Elektroduos YELLO mit ein, die Musikgeschichte<br />

geschrieben haben. Angesichts der künstlerischen Bedeutung der von<br />

Dieter Meier geschaffenen Videos ist diesen ein eigener<br />

Ausstellungsraum gewidmet.<br />

Jüngere Arbeiten - Fotoserien wie Portraits (ab 2010) sowie Dieter<br />

Meiers Manifestationen mit der Stiftung ASSOCIATION DES MAÎTRES DE<br />

RIEN (seit 2008) runden die Ausstellung ab und zeigen, wie Dieter<br />

Meier seine künstlerischen Anliegen bis in die Gegenwart konsequent<br />

weiterverfolgt. Trotz der zahlreichen Ausstellungen, in denen Dieter<br />

Meier bisher präsent war, ist sein Schaffen dennoch kaum angemessen<br />

gewürdigt worden. Es ist an der Zeit, die Bedeutung dieses Künstlers<br />

und dessen Rezeption im Bereich der Bildenden Kunst neu zu<br />

definieren und zu verhandeln.<br />

5


Dieter Meier (*1945 Zürich) stammt aus einer Bankiersfamilie. Er<br />

absolviert ein Jura-Studium, das er jedoch nicht vollendet, arbeitet<br />

zunächst erfolglos als Theaterautor und hält sich eine Zeit lang mit<br />

Pokerspielen über Wasser. In den Anfangsjahren seiner künstlerischen<br />

Laufbahn macht Meier, der sich selber als „Individual-Anarchisten“<br />

bezeichnet und in der Öffentlichkeit fast ausschliesslich mit<br />

Schnurrbart, Halstuch und Zigarre auftritt, Ende der 1960er Jahre<br />

mit konzeptuellen Performances im öffentlichen Raum auf sich<br />

aufmerksam. 1968 inszeniert er am Haupteingang des Zürcher Globus<br />

ein Strassentheater und 1971 gibt er in New York jedem Passanten,<br />

der ihm das Wort "yes" oder "no" sagt, einen Dollar und überreicht<br />

hierfür eine Quittung. 1972 nimmt er an der documenta 5 in Kassel<br />

teil. Er lässt beim Kasseler Hauptbahnhof eine Metalltafel<br />

einbetonieren und mit der Aufschrift versehen: „Am 23. März 1994 von<br />

15.00-16.00 Uhr wird Dieter Meier auf dieser Platte stehen“, was<br />

dann auch tatsächlich geschieht. 1979 gründet er mit Boris Blank die<br />

legendäre Elektropopgruppe YELLO, die mit innovativen Sounds und<br />

Videoclips bald internationales Renommee erlangt und in die<br />

Musikgeschichte eingeht. Heute gehört Dieter Meier zu den<br />

herausragenden Schweizer Persönlichkeiten des internationalen<br />

Kulturbetriebs. Seit 1967 werden seine Filme an Filmfestivals<br />

gezeigt und ab 1970 folgen Kunstausstellungen im In- und Ausland.<br />

Dieter Meier ist auch ein erfolgreicher Unternehmer und baut unter<br />

anderem Biogemüse und Rotwein an, entwirft Uhren und züchtet Rinder.<br />

Einzelausstellungen (M) und Ausstellungsbeteiligungen (G), Auswahl :<br />

Dieter Meier, Galerie Thomas Zander, 2012 (M); Grösser als Zürich.<br />

Kunst in Aussersihl, Helmhaus, Zürich, 2012 (G) (G); Dieter Meier.<br />

Works 1969-2011 and the YELLO Years, Deichtorhallen, Hamburg, ZKM,<br />

Karlsruhe, 2011-2012 (M);<br />

Kuratorin<br />

Madeleine Schuppli, Direktorin <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />

Katalog zur Ausstellung<br />

Dieter Meier. In Conversation, Verlag für Moderne Kunst Nürnberg,<br />

2013, ca. 140 S. ISBN 978-3-86984-458-9<br />

Edition<br />

Zur Ausstellung erscheint eine Edition von Dieter Meier in<br />

limitierter Auflage.<br />

Literatur und Hörbücher (Auswahl)<br />

- Dieter Meier, Oskar Tiger, Hörspiel, Verlag Kein und Aber, Zürich,<br />

2011. Das Hörspiel erzählt das Abenteuer der kleinen Maus Oskar, die<br />

sich in einen starken Tiger verwandelt. Text von Dieter Meier.<br />

- Dieter Meier, Out of Chaos, Edel Verlag, Hamburg, 2011.<br />

Links (Auswahl)<br />

www.yello.com; www.dietermeier.com; YELLO Videoclips (Auswahl)<br />

Bostich, 1984; The Race, 1988.<br />

6


2.1. Rundgang durch die Ausstellung<br />

Zitat von Dieter Meier<br />

"Ich wollte etwas tun, das sich zugleich jeder Form der Verwertung<br />

entzog, weil es das absolute Nichts war: Jeder kann es, es ist leer,<br />

es ist eintönig, es hat keine Bedeutung, es ist einzig da, weil ich<br />

es will und lässt sich so wenig rechtfertigen wie mein Leben, mein<br />

zufälliges Gewordensein auf unseren Planeten. Meine Zählerei ist<br />

nicht verwertbar und entzieht sich jeder Bedeutung. La conquête de<br />

l'inutile. Unser Wirtschaftssystem, der Kapitalismus, ist eine<br />

grosse zynische Menschenverwertungsmaschine, die Marx als zweite<br />

Natur bezeichnete, der wir ausgeliefert sind wie die Neandertaler<br />

der ersten." Dieter Meier - In Conversation, S. 13.<br />

Abbildung<br />

Titel, Jahr,<br />

Technik, Masse<br />

1 1 Minute, 19.3.1970<br />

Bemerkungen<br />

Beitrag im Schweizer<br />

Fernsehen SRG,<br />

Sendung Kontakt,<br />

19.3.1970<br />

1 Min., s/w, Ton<br />

2 5 Tage, 1969<br />

Performance,<br />

Heimplatz, Zürich,<br />

17.–21.11.1969<br />

3 Gang-Bestätigung,<br />

1970<br />

Performance,<br />

Helvetiaplatz,<br />

Zürich, 6.–10.7.1970<br />

4 My Grandparents,<br />

1972<br />

16mm-Film, 9 Min.,<br />

Farbe, Ton<br />

7


5 The Perfect Ball,<br />

1976<br />

Plastik/Skulptur,<br />

Bronze<br />

6 Behind Flowers,<br />

performed by Bice<br />

Curiger, 1976<br />

12 Fotografien.<br />

7 Der falsche Magier,<br />

1982<br />

6 Posterprints, s/w<br />

8 Videoclips von<br />

Yello, 1981-2009<br />

Videoclips<br />

16mm-Film und 1<br />

Zoll-Video, Dauer<br />

variablel, Farbe,<br />

Ton<br />

9 As Time Goes by,<br />

1974/2005/2012<br />

3<br />

Silbergelatineprints<br />

(1974); 3 C-Prints<br />

(2005); 3 HD-Videos,<br />

Farbe, Ton, je ca. 2<br />

Min.(2012); 3<br />

Wandtexte (2012)<br />

Material/Technik<br />

Performance/Aktion; Videoclips; 16mm und 35mm Film; Fernsehsendung;<br />

Fotografie; Zeichnung; Zeichnung auf Aktienpapier; Poster; der<br />

eigene Körper; der öffentliche Raum; Keramiksplitter, Puderzucker,<br />

Gipsecke; Acrylfarbe; Granit; Eisenstangen; Bronze; Gold<br />

8


2.2. Angebote für Schulklassen<br />

2.2.1. Thematische Schwerpunkte in den Workshops<br />

Performance und Aktion im öffentlichen Raum<br />

Indem Dieter Meier scheinbar unnütze, repetitive Aktionen und<br />

Performances im öffentlichen Raum durchführt, stellt er alltägliche<br />

und arbeitsbedingte Routinen und Gewohnheiten in Frage. Jede seiner<br />

Aktionen folgt einem vorher verfassten Drehbuch und oftmals<br />

willkürlich festgelegten Regeln.<br />

Partizipation<br />

Viele von Dieter Meiers Aktionen beziehen Passanten und das zufällig<br />

anwesende Publikum mit ein. Wie die Öffentlichkeit auf Dieter Meiers<br />

Aktionen reagiert, ist jeweils unvorhersehbar.<br />

Musik-, Videoclips und Filmeffekte<br />

Die Musik- und Videoclips der Technogruppe YELLO entstanden<br />

sozusagen selbstgebastelt, mit einfach zugänglichen Mitteln. Stopmotion<br />

und bunte Lichtprojektionen sind Teil der verwendeten Effekte<br />

und tragen zum spielerischen und experimentellen Charakter der<br />

Videoclips bei.<br />

Portrait und Identität<br />

In seiner Porträtfotografie erfindet Dieter Meier Biografien zu<br />

Passanten aber auch zu sich selbst, indem er sich immer als andere<br />

Persona inszeniert und dies über Jahre hinweg. So dokumentiert er<br />

Erfolg und Scheitern verschiedenster Figuren - Biografien, die auch<br />

auf seine persönliche Lebensgeschichte übertragen werden können.<br />

Verbindungen zu Anna Iduna Zehnder und Sammlung sind möglich.<br />

Do-it-yourself<br />

Der experimentelle do-it-yourself Charakter der Aktionen, Skulpturen<br />

und Videos von Dieter Meier ist durch seine Einfachheit und<br />

Durchsichtigkeit leicht nachvollziehbar und regt an zum selber Tun<br />

und Ausprobieren. Als Autodidakt ist er viele Sachen ohne gezielten<br />

Plan, sondern einfach aus Freude an der Sache angegangen.<br />

Tricks und Magie<br />

Knete wird geformt bis sich ein Gesicht andeutet, ein gewöhnliches<br />

Geländer wird vergoldet und eine Katze gebändigt. Dieter Meier<br />

stellt Unscheinbares als Aussergewöhnliches, Magisches dar. In<br />

einzelnen Fotoserien sowie in den Videoclips der Gruppe YELLO<br />

zaubert er mit einfachen Mitteln eine schrille und bunte Welt<br />

hervor.<br />

Für alle Unterrichtsstufen: Fragen an Dieter Meier<br />

Jeder Schüler und jede Schülerin schreibt eine Frage an Dieter Meier<br />

auf. Diese werden in der dazu vorgesehenen Kiste gesammelt. Am 14.<br />

November von 19.45 - 20.30 Uhr wird Dieter Meier eine Auswahl davon<br />

im Gespräch mit der Direktorin Madeleine Schuppli im Rahmen eines<br />

öffentlichen Anlasses beantworten.<br />

9


2.2.2. Vermittlungsvorschläge im Atelier<br />

Kindergarten und Primarstufe<br />

• Geschichten zu Plastilinköpfen<br />

In Anlehnung an die Arbeit Accidental Birth von Dieter Meier werden<br />

in Sekundenschnelle Plastilinköpfe geformt. Mittels Assoziation und<br />

Fantasie werden diese benannt und interpretiert. Im Tischtheater<br />

entstehen spielend Geschichten, die auf Tonband aufgenommen werden.<br />

Das Kinderbuch "Oskar Tiger" von Dieter Meier als Anregung nehmen.<br />

• Wer bin ich?<br />

Kinder schöpfen aus der Verkleidekiste der Kunstvermittlung und<br />

inszenieren Selbstportraits. Zu diesen werden Lebensgeschichten<br />

erfunden. Verbindungen zu den Portraits der Sammlung sind möglich.<br />

• Trickfilm<br />

Mit Knetfiguren und Legetrick werden einfache Trickfilmmethoden<br />

ausprobiert und Unbewegtes gerät in Bewegung.<br />

Oberstufe und weiterführende Schulen<br />

• Musik visualisieren<br />

Inspiriert vom Do-it-yourself Charakter der Musikclips und<br />

Videofilme von Dieter Meier wird mit Taschenlampen, Farbfolien und<br />

selbstgebastelten Requisiten zu Musik improvisiert. Die erfundenen<br />

Visualisierungseffekte werden anschliessend live vorgeführt oder auf<br />

Videokamera aufgenommen.<br />

• CD Cover entwerfen<br />

In Anlehnung an Dieter Meiers Musikalben gestalten Schulklassen<br />

eigene CD Covers.<br />

• Happening<br />

Schüler und Schülerinnen schreiben ein Drehbuch zu einer "Gehen"<br />

Aktion, bestimmen Ort und Zeitdauer und führen sie durch. Die<br />

Aktionen werden dokumentiert und besprochen.<br />

10


3. Anna Iduna Zehnder<br />

Anna Iduna Zehnder, Im Garten, 1917.<br />

Anna Iduna Zehnder (1877–1955) war passionierte Ärztin und Malerin.<br />

Mit ihrem für eine Frau ihrer Zeit aussergewöhnlichen Lebenswandel<br />

sowie ihren künstlerischen und medizinischen Begabungen ist sie eine<br />

wichtige und beeindruckende <strong>Aargauer</strong> Persönlichkeit. Das <strong>Aargauer</strong><br />

<strong>Kunsthaus</strong> widmet ihr mit der Ausstellung Anna Iduna Zehnder. Eine<br />

<strong>Aargauer</strong> Künstlerin in Ascona die erste institutionelle Werkschau<br />

und zeigt einen Überblick über ihr Schaffen, das mit grosser Frische<br />

und malerischer Qualität überrascht.<br />

Das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> richtet regelmässig Ausstellungen aus, die<br />

herausragenden <strong>Aargauer</strong> Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart<br />

und der Vergangenheit gewidmet sind. In der Ausstellung Anna Iduna<br />

Zehnder. Eine <strong>Aargauer</strong> Künstlerin in Ascona findet erstmals eine<br />

vertiefte Annäherung an diese wenig bekannte Ärztin und Künstlerin<br />

statt, deren Werke noch nie zuvor in einem Kunstmuseum gezeigt<br />

worden sind. Der Entdeckung und Einordnung ihres Oeuvre gilt denn<br />

auch der Fokus der Schau. Über hundert ihrer wichtigsten Gemälde<br />

zeigen Anna Iduna Zehnders Schaffen in seiner ganzen Breite und<br />

leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung ihres<br />

künstlerischen Nachlasses.<br />

Das Werk von Anna Iduna Zehnder lässt sich in drei Gruppen<br />

einteilen. Eine erste Gruppe umfasst Werke, die Übungsstücke sind.<br />

Grösstenteils entstanden sie unter Anleitung des rumänischen<br />

Künstlers Arthur Segal (1875–1944), dessen Malschule in Ascona Anna<br />

Iduna Zehnder im Sommer 1917 besuchte. Arthur Segal legte Wert auf<br />

11


eine gründliche künstlerische Ausbildung, zu der auch das Erlernen<br />

damals aktueller malerischer Techniken wie das Pointillieren<br />

gehörte. Anhand einiger ausgestellter Werke (Selbstporträt, 1917 /<br />

Im Garten, 1917) ist ersichtlich, dass Anna Iduna Zehnder den<br />

pointillistischen Umgang mit Pinsel und Farbe beherrschte. Eine<br />

zweite Gruppe von Werken zeigt klassische Motive und es finden sich<br />

Beispiele aus den bekannten Gattungen wie dem Stillleben, der<br />

Landschaftsmalerei und dem Bildnis (Blumenstillleben, o.J. / Park im<br />

Herbst, 1927 / Radoje, 1919). Die dritte Gruppe besticht durch eine<br />

Komposition und Motivwahl, die durch okkulte, übersinnliche und<br />

religiöse Themen geprägt ist (Es hat uns allen wohl getan, 1923).<br />

Zweifelsohne sind diese Werke auch Resultat einer ernsthaften<br />

Auseinandersetzung der Künstlerin mit der Anthroposophie.<br />

Die Heterogenität von Anna Iduna Zehnders Oeuvre kommt in der<br />

Ausstellung in motivisch und stilistisch sehr unterschiedlichen<br />

Stimmungsräumen zum Ausdruck und ist bezeichnend für Anna Iduna<br />

Zehnders Kunstverständnis. Es interessierten sie weder das<br />

avantgardistische Streben nach neuen Bildmöglichkeiten in den<br />

klassischen Gattungen, noch eine virtuose Umsetzung bekannter<br />

touristischer Motive, die sie in der Umgebung von Ascona und Locarno<br />

vor Augen hatte. Sie konzentrierte sich auf den Prozess der<br />

Kunstentstehung, der an die sorgfältige persönliche Auswahl der<br />

Bildinhalte geknüpft ist. Besonders prägnant zusammengefasst sind<br />

Anna Iduna Zehnders malerische Erkenntnisse im 1923 entstandenen<br />

Passionszyklus Die 14 Stationen des Leiden unseres Herrn, der<br />

gleichsam das Herzstück der Ausstellung bildet.<br />

12


Anna Iduna Zehnder wird 1877 in Birmenstorf, im Kanton Aargau<br />

geboren. Nach dem frühen Tod der Eltern verbringt sie ihre Kindheit<br />

vorwiegend unter der Obhut ihrer Grosseltern und später ihres<br />

Grossonkels in Aarau. 1904 nimmt sie das Medizinstudium auf, das sie<br />

nach mehreren krankheitsbedingten Unterbrüchen im Alter von 36<br />

Jahren abschliesst. Anna Iduna Zehnder ist damit eine von ganz<br />

wenigen Frauen, die um 1914 das Staatsexamen in Medizin vorweisen<br />

können. Während des Ersten Weltkrieges übernimmt sie verschiedene<br />

Arztvertretungen in der Deutschschweiz, will sich aber nicht<br />

langfristig an ein bestimmtes Spital binden. Zu sehr brennt in ihr<br />

der Wunsch, sich verstärkt auch ihrer anderen Passion neben der<br />

Medizin zu widmen: der Malerei. 1918 siedelt Anna Iduna Zehnder<br />

zusammen mit ihrer Lebensgefährtin, der <strong>Aargauer</strong>in Emmy Thurnheer,<br />

nach Ascona über. Im Sommer zuvor hatte sie hier die Malschule des<br />

rumänischen Künstlers Arthur Segal (1875–1944) besucht, was ihren<br />

Entschluss festigte, sich definitiv im Tessin niederzulassen. Nach<br />

der Erkrankung des einzigen Arztes von Ascona übernimmt Anna Iduna<br />

Zehnder 1922 die örtliche Praxis. Sowohl über ihren Beruf als Ärztin<br />

als auch dank ihrer Tätigkeit als Künstlerin kommt die <strong>Aargauer</strong>in in<br />

Kontakt mit Künstlern und Bewohnern des Monte Verità und den im<br />

Tessin der 1920er-Jahre rege verkehrenden Vertretern der<br />

europäischen Avantgarde. Mit ihrer internationalen Klientel, zu der<br />

so bekannte Künstlerpersönlichkeiten wie Alexej von Jawlenski (1864–<br />

1941) und Marianne von Werefkin (1860–1938) zählen, verbindet sie in<br />

vielen Fällen auch eine Freundschaft, die ihr den Zugang zur<br />

künstlerischen Avantgarde ermöglicht. Durch eine russische Patientin<br />

kommt Anna Iduna Zehnder in Kontakt mit den Schriften Rudolf<br />

Steiners, dessen anthroposophische Lehren ein weiterer zentraler<br />

Bezugspunkt ihres Schaffens und Lebens werden.<br />

Kurator<br />

Thomas Schmutz, Kurator / Stv. Direktor <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong><br />

Katalog zur Ausstellung<br />

Anna Iduna Zehnder (1877–1955). Künstlerin, Ärztin, Anthroposophin<br />

Ein Katalog mit werkbiografischen Texten von Thomas Schmutz und<br />

Simon Baur sowie eine bebilderte Biografie. Verlag Scheidegger &<br />

Spiess, Zürich, 2013.<br />

Literatur (Auswahl)<br />

Anna Iduna Zehnder, Gedichte für Kinder, Zbinden Druck und Verlag,<br />

Basel, 1982.<br />

13


3.1. Rundgang durch die Ausstellung<br />

Zitate von Iduna Zehnder<br />

Darüber wie sie malte, malen musste beschrieb sie in den<br />

Tagebuchblättern von 1919. Jene Einträge beleuchten aber auch ihr<br />

früheres Erleben von 1918 - So auch der vom 8.VII.1919:<br />

„[. . .] Wenn ich vor der Wahl der Farben stehe - ich denke nicht an<br />

Komplementärfarben - ich habe eine starke Sehnsucht nach einem<br />

vollendeten farbigen Ausdruck in mir - die Sehnsucht bleibt<br />

unbefriedigt bis die Seligen auftauchen eine nach der andern in den<br />

harmonischen, in den sprechenden Verschlingungen und Rhythmen, die<br />

sie selber wählen, scheint es mir - sie sind es, die an mir rühren<br />

mit so leisem Tasten, dass ich alles vergessen muss, um sie zu<br />

spüren, diese namenlosen göttlichen Töchter der Iris - die<br />

unzähligen aus dem unermesslichen Reiche der Luft.“<br />

"11. Mai 1919 - Am Freitag vor acht Tagen kam Jüggi - wir malen<br />

viel, sind viel im Freien - letzten Donnerstag in Monti - Jüggi<br />

bekommt Freude am Pointillieren. Emmy und Jüggi musizieren - Geige<br />

und Harmonium, das gibt eine schöne Malstimmung - ich bin übervoll -<br />

zum Ueberschütten für Bildschöpfungen in Kohle und Farbe - aus dem<br />

Unbewussten; ich fühle etwas Brennendes - Drängendes, ich werde<br />

ungeduldig und unruhig bei jeder andern Arbeit, bei jedem Gespräch -<br />

ich muss zu Pinsel und Stift greifen um das fast schmerzliche Gefühl<br />

los zu werden und dann entringt es sich der Brust und fliesst in den<br />

Körper, geht in die Glieder - lenkt mir die Hand und geht hinüber in<br />

die Formen oder Körper und Farben und Abschattungen die dort<br />

entstehen - es ist oft zum Aufschreien schmerzlich und zum Jubeln<br />

erschütternd zugleich."<br />

Über ihr Malen berichtete sie an Paul am 24. August 1926:<br />

"[. . .] Ich male täglich 2mal - an einem Morgenbeleuchtungsbild und<br />

an einem Nachmittagsbild, schon hängen 7 Bildchen an den Wänden -<br />

heut kommt der Moësa-Wasserfall dran - es ist eine solche Freude -<br />

stundenlang sich versenken zu dürfen in Licht, Wasser, Erde -<br />

versuchen zu dürfen etwas von ihrem Wesen umzuwandeln in Farbe.<br />

Eine ganz dazu passende Lektüre fand ich hier: Gäa-Sophia, das<br />

Jahrbuch der naturwissenschaftlichen Sektion in Dornach von 1926.<br />

Da stehen geistige Erklärungen über die Entstehung der Berge, der<br />

Wolken, ihre Beziehung zu den Pflanzen - zum Menschen - es ist<br />

wirklich eine Freude zu leben, zu denken und zu schaffen, seit man<br />

Geisteswissenschaft hat, die dem Herzen, dem Kopf und den Beinen und<br />

Händen zugleich Erfüllung gibt! – Hühner und Chüneli hab ich auch<br />

gemalt und einen Güggel - sie haben es hier herrlich, können den<br />

ganzen Tag frei herumspringen und sind entsprechend klug und<br />

unabhängig.“<br />

14


Abbildungen Titel, Jahr,<br />

Technik, Masse<br />

1 Selbstporträt,<br />

1917<br />

Bemerkungen<br />

Öl auf Leinwand<br />

44.5 x 35 cm<br />

3 Porträt einer<br />

Frau, nicht<br />

datiert<br />

Öl auf Karton<br />

46 x 34.5 cm<br />

4 Ohne Titel<br />

nicht datiert<br />

Öl auf Karton<br />

41 x 51.1 cm<br />

5 XII. Station,<br />

Jesus stirbt am<br />

Kreuz, 1923<br />

Öl auf Karton<br />

38.5 x 51.8 cm<br />

6 Porträt, nicht<br />

datiert<br />

Öl auf Karton<br />

43.5 x 28.5 cm<br />

15


7 Radoje, 1919<br />

Öl auf Karton<br />

51.2 x 40.5 cm<br />

8 Geigenspielerin<br />

nicht datiert<br />

Öl auf Karton<br />

53.5 x 37.5 cm<br />

9 Paul W. lesend,<br />

1921<br />

Öl auf Karton<br />

52 x 41 cm<br />

10 Im Garten, 1917<br />

Öl auf Karton<br />

31 x 48 cm<br />

11 Am<br />

Judenfriedhof<br />

Nummer 7, 1917<br />

Öl auf Karton<br />

29.5 x 43.5 cm<br />

Material/Technik<br />

Öl auf Karton; Leinwand; Jute; Pavatex; Holz; Aquarell auf Papier<br />

16


3.2. Angebote für Schulklassen<br />

3.2.1. Thematische Schwerpunkte in den Workshops<br />

Biografie: Skizzen- und Tagebücher<br />

Ihre Kindheit, ihre Arbeit als Ärztin und ihr Umzug nach Ascona<br />

spielen eine zentrale Rolle. Dazu geben Zitate, Skizzen- und<br />

Tagebücher einen Einblick in ihren Schaffensprozess als Malerin und<br />

Ärztin.<br />

Anna Idunas Freundeskreis<br />

Der Fokus wird auf ihre engen Freunde und Lebensgefährten aber auch<br />

Künstlerfreunde gelegt. Ihre enge Beziehung zu Emmy Turnheer und die<br />

sich überschneidenden Kreise des Monte Verità, der Anthroposophie<br />

und der Kunst werden anhand von einzelnen Figuren besprochen.<br />

Portrait<br />

Die expressionistisch anmutenden Portraits wirken durch ihre<br />

aussergewöhnliche Farbgebung. Bezüge zu ausgewählten Portraits der<br />

Sammlung und zu Werken von Dieter Meier können gemacht werden.<br />

Christliche Themen<br />

Anna Iduna Zehnder setzte sich in ihrer Malerei stark mit<br />

spirituellen Themen auseinander. Dabei entstand eine Werkreihe zum<br />

Alten und Neuen Testament (14 Stationen des Kreuzweges Jesu etc.).<br />

Landschaft<br />

Ihre Skizzenhefte und Tagebucheinträge zeigen, dass die Natur einen<br />

tiefen Einfluss auf ihre künstlerische Arbeit hatte. Der Blick auf<br />

ihren eigenen Garten, umgebende Wälder und Landschaften kommt häufig<br />

in ihren Malereien vor.<br />

Blumenstillleben<br />

Anna Iduna Zehnder hat sich intensiv mit dem Darstellen von<br />

Blumenstillleben beschäftigt, in denen knallige und sanfte Rot-Töne<br />

sich abwechseln.<br />

Farbe<br />

Farbe ist ein wichtiges gestalterisches Element in Anna Iduna<br />

Zehnders Malerei. Ihre Bilder leben von den kontrastierend<br />

nebeneinander gelegten Farbflächen. Die Farbe übernimmt<br />

kompositorische und raumgebende Effekte, symbolische Funktionen und<br />

vermittelt Stimmungen.<br />

Von der Figuration zur Abstraktion<br />

Um spirituelle Inhalte darzustellen, weicht Anna Iduna Zehnders<br />

Malstil stärker von einer naturalistischen Darstellung ab und wird<br />

zunehmend abstrakter. Dabei verändert sich die Farbgebung und Formen<br />

werden vereinfacht. Die Farbflächen sind nebeneinander gelegt wie<br />

kleine Puzzleteile. Verbindungen zur Sammlung möglich.<br />

Für alle Unterrichtsstufen: Projektwoche zum Thema Farbe<br />

Licht und Farbe; Farbe und Ausdruck; Farbkontraste; Naturalistische<br />

und symbolische Farbwahl; Farbe und Raum<br />

17


3.2.2. Vermittlungsvorschläge im Atelier<br />

Kindergarten und Primarstufe<br />

• Magischer Wald (Natur, Landschaftsmalerei)<br />

Die Schulklassen erkunden die Naturverbundenheit in Anna Iduna<br />

Zehnders Werken. Sie erforschen die veränderte, unnatürliche<br />

Farbgebung, welche den Naturbildern eine besondere Ausstrahlung<br />

verleiht. Im Atelier gestalten sie Bilder, in denen sie die<br />

gesehenen Malereien mit Fantasiewesen bevölkern.<br />

• Rot - Grün (Farbkontraste)<br />

Schulklassen erforschen die kontrastierenden Farbkombinationen und<br />

deren Ausdruck in Anna Iduna Zehnders Malereien. Im Atelier erfinden<br />

sie eigene Farben und experimentieren anhand der pointillistischen<br />

Maltechnik mit Farbkontrasten.<br />

• Farbenpuzzle<br />

Die Kinder erkunden die aus einzelnen Farbflächen zusammengesetzten,<br />

fast abstrakten Malereien der Anna Iduna Zehnder. Durch Blinzeln<br />

verschwimmen die Flächen und ein anderer Eindruck entsteht. Im<br />

Atelier gestalten Schulklassen eine Farbschnipsel-Collage und<br />

beobachten, wie sich das Bild, durch verschiedene Farbkombinationen<br />

verändert.<br />

• Kaleidoskop<br />

Mit dem Blick durch ein selbstgestaltetes Kaleidoskop überlagern<br />

sich bunte, fragmentierte Farbwelten mit der Realität. Diese<br />

Perspektive öffnet neue Zugänge zu den Werken der Anna Iduna<br />

Zehnder.<br />

• In der Natur zeichnen<br />

Mit selbstgestalteten Skizzenbüchern begeben sich Schulklassen in<br />

die das <strong>Kunsthaus</strong> umgebende Natur und experimentieren beim<br />

Darstellen der Natur mit verschiedenen Zeichentechniken. Vorher<br />

werden Anna Iduna Zehnders Skizzenbücher erkundet.<br />

18


Oberstufe und weiterführende Schulen<br />

• Biografie: Skizzen- und Tagebücher<br />

Die Ausstellung möchte auch die Person der Anna Iduna Zehnder in den<br />

Mittelpunkt setzen. Briefausschnitte, ihr Tagebuch und Postkarten<br />

berichten, was ihr wichtig ist, was sie erlebt hat und ihre<br />

ausgestellten Skizzenbücher erlauben einen Einblick in ihren<br />

künstlerischen Prozess. Die Jugendlichen erfinden Tagebucheinträge<br />

zu einzelnen Werken und entwickeln so einen nachempfindenden Zugang<br />

zur Malerei von Anna Iduna Zehnder.<br />

• In der Natur zeichnen<br />

Mit selbstgestalteten Skizzenbüchern begeben sich Schulklassen in<br />

die das <strong>Kunsthaus</strong> umgebende Natur und experimentieren beim<br />

Darstellen der Natur mit verschiedenen Zeichentechniken. Vorher<br />

werden Anna Iduna Zehnders Skizzenbücher erkundet.<br />

• Farbkontraste<br />

Schulklassen erforschen die kontrastierenden Farbkombinationen und<br />

deren Ausdruck in Anna Iduna Zehnders Malereien. Im Atelier<br />

gestalten sie ein kontrastreiches pointillistisches Portrait.<br />

• Wie wird eine KünstlerIn entdeckt?<br />

Dieser Workshop gibt einen Einblick in Anna Iduna Zehnders<br />

Verhältnis zum Kunstmarkt. Während ihrer Lebenszeit hat sie sich<br />

nicht aktiv um Ausstellungen bemüht, nun wird ihr Werk im <strong>Aargauer</strong><br />

<strong>Kunsthaus</strong> ausgestellt. Die kuratorische Herangehensweise an die<br />

Ausstellung sowie der Vergleich von Zehnders Werken mit<br />

Künstlerkollegen wird anhand der begleitenden Sammlungsausstellung<br />

besprochen. Im Atelier gestalten die Jugendlichen ein Werk im Stil<br />

der Anna Iduna Zehnder und kuratieren eine eigene Ausstellung.<br />

19


4. CARAVAN 3/2013: David Berweger<br />

David Berweger, In the studio (diamond floor chair drawing piece), 2011.<br />

Mit David Berweger (*1982) führt das <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong> die<br />

diesjährige Ausstellungsreihe für junge Kunst weiter. Der in Basel<br />

lebende Künstler zeigt in Aarau eine Gruppe von Wand- und<br />

Bodenarbeiten, die er eigens für die Ausstellung in Aarau entwickelt<br />

hat. Mit viel Gespür fürs Material und handwerklich versiert schafft<br />

er aus einfachen, zuweilen flüchtigen Stoffen Werke, deren<br />

ungewöhnliche Beschaffenheit irritiert und zu eingehender<br />

Betrachtung herausfordert.<br />

Für sein künstlerisches Schaffen schöpft David Berweger aus dem kreativen<br />

Spiel zwischen dem realen und dem illusionistischen Raum. Seine Werke<br />

kreisen um Fragen nach der Wahrnehmung von Oberflächen und sind Ausdruck<br />

einer konstanten Suche nach der Räumlichkeit in der Fläche. Fasziniert von<br />

den illusionistischen Darstellungsformen der Renaissance, erprobt der<br />

Künstler in immer neuen Versuchsanordnungen Tiefenwirkung und Plastizität<br />

in der zweiten Dimension. Sein Atelier gleicht einem wissenschaftlichen<br />

Labor, in welchem er Materialien wie Asche, Holz, Gips oder Papier auf ihre<br />

wesentlichen Eigenschaften hin überprüft, um sich ihr vielfältiges<br />

Potenzial im künstlerischen Prozess zunutze zu machen. Bezeichnend für<br />

David Berweger ist der Umgang mit einem geometrischen Formenvokabular,<br />

dessen Exaktheit und Strenge durch bewusste Eingriffe wiederholt<br />

aufgebrochen wird. Beispielsweise experimentiert er mit Farbpigmenten auf<br />

Bodenflächen, wobei anfänglich geometrische Formen unter Einwirkung von<br />

Wasser teilweise verwischen und sich auflösen. In der Arbeit hommage to the<br />

snowball (2012) überführt er das flüchtige Ausgangsmaterial auf<br />

eindrückliche Weise in eine vorübergehend feste Form: Ein aus 1600 Litern<br />

20


Asche komprimierter Quader mutet zunächst wie eine Wand aus Beton an, bevor<br />

er unter dem Eigengewicht in sich zusammenfällt. In der Verschränkung von<br />

festgefügten, klar konturierten Formen und ihrer Veränderung hin zu<br />

instabilen, amorphen Gebilden überlagern sich zwei Gegensätze, die an<br />

künstlerische Vorbilder erinnern: einerseits an die Minimal Art mit ihrer<br />

klaren, nüchternen Formensprache und andererseits an die Arte Povera mit<br />

ihren einfachen, oft vergänglichen Materialien.<br />

Im Rahmen der Ausstellungsreihe CARAVAN zeigt David Berweger eine neue<br />

Gruppe von Arbeiten, die er eigens für Aarau konzipiert hat. Motivisch<br />

orientiert er sich an Alltagsgegenständen, entzieht ihnen aber die<br />

vertraute Erscheinungsform und Eindeutigkeit durch die Wahl ungewohnter<br />

Materialien und künstlerischer Verfremdungsprozesse. In Anlehnung an seine<br />

jüngst entstandenen Papierarbeiten entpuppt sich ein grosser Holzrahmen bei<br />

näherer Betrachtung als gefaltetes Stück Papier, das sich zusehends<br />

verbiegt und an eigenwilliger Plastizität gewinnt. In diesem Prozess wird<br />

der Rahmen von seiner ursprünglichen Bestimmung zum Schutz eines Kunstwerks<br />

gelöst und selbst zum Kunstobjekt. Dieser reflektierte Umgang mit den<br />

Eigenschaften des jeweiligen Materials ist charakteristisch für Berwegers<br />

Schaffen: Damit evoziert er bei den Betrachtern bestimmte Vorstellungen, um<br />

sie im nächsten Moment mit ironischem Augenzwinkern zu unterwandern. So<br />

täuschen auch die Teppichbahnen auf dem Boden des Ausstellungsraums unseren<br />

Blick, zumal sie nicht aus textilem Gewebe, sondern aus präzis gestreuten<br />

Farbpigmenten bestehen. Wie viele Arbeiten des Künstlers tragen sie das<br />

Potential der Veränderung in sich, sind keine festgefügten Werke, sondern<br />

Gesten, die sich in Raum und Zeit entfalten.<br />

21


David Berweger, 1982 in Rheinau/ZH geboren, lebt und arbeitet in Basel. Von<br />

1999 bis 2003 studierte er an der Punkt G Gestaltungsschule in Zürich, wo<br />

er im Fachbereich Illustration abschloss. 2010 initiierte er im<br />

Künstlerkollektiv das Kunstprojekt Birswanger Contemporary in Schaffhausen.<br />

Von der Ausserrhodischen Kulturstiftung erhielt David Berweger im 2010<br />

einen Werkbeitrag und von der Stadt und dem Kanton Schaffhausen einen<br />

Förderbeitrag.<br />

Bisherige Einzelausstellungen (Auswahl): Lokal-int Biel (2013); ISO ≈ - ∞,<br />

in Kooperation mit Leif Bennett, Ausstellungsraum Klingental Basel (2012);<br />

Brutal Pepsin Reich, Schaukasten Herisau (2011); CV o.T., Ausstellungsraum<br />

Zip Basel (2010); Piotr Stanislaw Photograw, in Kooperation mit Andrin<br />

Winteler, Vebikus Schaffhausen (2010).<br />

Bisherige Gruppenausstellungen (Auswahl): Premio Internazionale Arte<br />

Laguna, Arsenale Venedig (2013); Roh, Tom Bola Zürich (2013); Heimspiel,<br />

Kunst Halle Sankt Gallen (2012); Kunstkredit Basel-Stadt, Werkbeiträge und<br />

Wettbewerbe (2011); ERNTE 09, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen (2009);<br />

Body as a Shell as a Body, Kunstraum Winterthur (2008).<br />

CARAVAN – die 2008 geschaffene Ausstellungsreihe für junge Kunst bietet dem<br />

Publikum des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es Begegnungen mit der jungen Schweizer<br />

Kunstszene sowie Gelegenheit, noch nicht etablierte Positionen zu<br />

entdecken. Der Name CARAVAN ist Programm; Künstlerinnen und Künstler<br />

bespielen mehrmals pro Jahr unterschiedliche Räume des <strong>Aargauer</strong><br />

<strong>Kunsthaus</strong>es. Diese "mobilen Interventionen" treten in einen Dialog mit dem<br />

Gebäude, der Sammlung und dem Programm des <strong>Kunsthaus</strong>es und erschliessen dem<br />

Publikum neue Sichtweisen. Bewusst wird somit kein abgeschlossener<br />

Projektraum für junge Kunst eingerichtet, sondern eine Verflechtung von<br />

jungen Positionen mit den übrigen Angeboten des <strong>Kunsthaus</strong>es gefördert.<br />

Somit macht CARAVAN an immer wieder anderen, vielleicht auch überraschenden<br />

Orten des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es Halt.<br />

Kuratorin<br />

Nicole Rampa, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>, Aarau<br />

Material/Technik<br />

Asche; Gips; Pigmente; Papier<br />

22


4.2. Angebote für Schulklassen<br />

4.2.1. Thematische Schwerpunkte in den Workshops<br />

Optische Illusion - Perspektive<br />

David Berweger verstreut puderartige Materialien nach ganz präzisen,<br />

geometrischen Mustern am Boden. Wie Renaissancefliesen täuschen sie<br />

räumliche Tiefe vor. Diese Illusion wird durch gröbere Eingriffe,<br />

wie darauf tropfendes Wasser oder integrierte Gegenstände, wieder<br />

gebrochen. Auch die aus Papier gefalteten Bilderrahmen sehen<br />

täuschend echt aus.<br />

Kohle, Gips und Asche (Material)<br />

Das erste Atelier von David Berweger war bloss mit einem Ofen<br />

ausgestattet. Er entschied sich, mit dem Material zu arbeiten, das<br />

ohnehin beim Einsatz entsteht: mit der Kohle und der Asche.<br />

Weiterhin verwendet er andere zerriebene, puderartige Materialien<br />

wie zu Staub geriebene Gipsbrocken und Farbpigmente.<br />

Farbmischungen<br />

Die Farben und Grauabstufungen seiner Materialien mischt David<br />

Berweger nach genauen mathematischen Verhältnissen, schüttelt sie<br />

einmal und streut sie auf den Boden.<br />

Für Oberstufenklassen und weiterführende Schulen werden Künstler-<br />

Workshops mit David Berweger angeboten. Informationen zu Ablauf und<br />

Inhalt sind auf Anfrage erhältlich.<br />

4.2.2. Vermittlungsvorschläge im Atelier<br />

Kindergarten und Primarstufe<br />

• Faltobjekte<br />

Ähnlich wie bei David Berweger werden illusionistische Objekte,<br />

geometrische Gebilde oder Origamiformen gefaltet.<br />

• Der falsche Teppich<br />

Asche Kohle und Gips werden zu feinem Puder zerrieben und zu<br />

Grauabstufungen gemischt. Diese werden dann auf vorgezeichnete<br />

Muster gestreut und fixiert.<br />

Oberstufe und weiterführende Schulen<br />

• Faltobjekte<br />

Ähnlich wie bei David Berweger werden illusionistische Objekte,<br />

geometrische Gebilde oder Origamiformen gefaltet.<br />

• Optische Illusion - Perspektive<br />

Fliesenmuster aus der Renaissance werden auf ihre<br />

Formenzusammenstellung hin untersucht und anhand von eigenen Mustern<br />

nachgelegt. Zum Aufbrechen der optischen Illusion, werden die<br />

Einzelteile mit anderen Mustern bemalt als das gelegte Ornament.<br />

23


5. Kommende Ausstellungen im 2013 - 2014<br />

5.1 Auswahl 13 - <strong>Aargauer</strong> Künstlerinnen und Künstler<br />

Gast: Andrea Winkler<br />

7.12.2013 - 5.1.2014<br />

Andrea Winkler, WES WE, 2012.<br />

Die Auswahl 13 ist eine Zusammenarbeit zwischen dem <strong>Aargauer</strong><br />

<strong>Kunsthaus</strong> und dem <strong>Aargauer</strong> Kuratorium. Die jurierte<br />

Jahresausstellung vereint Werke von <strong>Aargauer</strong> Künstlerinnen und<br />

Künstlern und ermöglicht einen reichen Einblick in das aktuelle und<br />

vielschichtige Kunstschaffen im Kanton. Das <strong>Aargauer</strong> Kuratorium<br />

vergibt in diesem Rahmen die Werkbeiträge im Bereich Bildende Kunst.<br />

Gleichzeitig verleiht die Neue <strong>Aargauer</strong> Bank ihren alljährlichen<br />

Förderpreis an eine junge Künstlerin oder einen jungen Künstler.<br />

5.2 Veronika Spierenburg - Manor Kunstpreis 2014<br />

25.1.2014 – 21.4.2014<br />

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6. Die Hausordnung des <strong>Aargauer</strong> <strong>Kunsthaus</strong>es<br />

Als Begleitperson der Schulklasse/Gruppe tragen Sie die<br />

Verantwortung für das Verhalten Ihrer SchülerInnen. Wir bitten Sie,<br />

vor dem Besuch des <strong>Kunsthaus</strong>es Ihrer Klasse die Weisungen dieser<br />

Hausordnung vorzustellen.<br />

• Alle Taschen/Rucksäcke und Jacken/Mäntel müssen in den<br />

Schliessfächern und an der Garderobe im UG verstaut werden.<br />

Schirme können vor dem Museumseingang in den dafür vorgesehenen<br />

Ständer gestellt werden.<br />

• Das Fotografieren und Filmen ist verboten. Falls die inhaltliche<br />

Aufgabenstellung es erfordert, kann eine Sondererlaubnis beantragt<br />

werden bei kunstvermittlung@ag.ch.<br />

• Bei Schulklassen darf die maximale Gruppengrösse von 25<br />

SchülerInnen nicht überschritten werden. Falls Ihre reguläre<br />

Schulklasse mehr SchülerInnen umfasst, wird selbstverständlich<br />

eine Ausnahme gemacht.<br />

• Der Besuch der Schulklasse darf nur in Begleitung von mindestens<br />

einer Lehrperson erfolgen. Bitte lassen Sie die Klasse nicht<br />

unbeaufsichtigt.<br />

• Das Berühren der Kunstwerke ist strengstens untersagt.<br />

• Schreiben und Zeichnen ist nur mit Bleistift erlaubt. Bitte<br />

bringen Sie eine geeignete Unterlage mit.<br />

• Andere Schreib- und Malutensilien wie Kugelschreiber, Farb- und<br />

Filzstifte, Pinsel, Scheren etc. dürfen in den Ausstellungsräumen<br />

nicht verwendet werden.<br />

• Um die anderen Besucher nicht zu stören, müssen die Durchgänge<br />

freigehalten werden.<br />

• Essen und Trinken ist im Ausstellungsbereich nicht gestattet.<br />

Das Aufsichtspersonal ist für die Sicherheit der Kunstwerke<br />

verantwortlich. Bitte unterstützen Sie das Personal bei der Arbeit<br />

und befolgen Sie seine Anweisungen.<br />

Wir danken für Ihr Verständnis und die Beachtung der Hausordnung und<br />

wünschen viel Freude bei Ihrem Besuch<br />

25

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