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Serverräume effizienter kühlen

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K l i m a<br />

Serverräume <strong>effizienter</strong><br />

kühlen<br />

Präzisionsklimageräte mit Freikühlung senken Betriebskosten<br />

Kort-Hinrich Heumann*<br />

Oftmals werden direktverdampfende Klimageräte einer Kühlung mit wasserführenden<br />

Systemen vorgezogen, ohne dabei an die Optimierung der Betriebskosten zu denken. Präzisionsklimageräte<br />

mit einem Glykol-Wasser-Kreislauf und Freikühlung ermöglichen eine<br />

energie<strong>effizienter</strong>e Kühlung der Server. So können bis zu 30 % des elektrischen Stroms für<br />

den Verdichterantrieb eingespart werden, da der Verdichter aufgrund des Freikühlprinzips<br />

an kühlen Tagen abgeschaltet bleiben kann oder im Teillastbetrieb arbeitet.<br />

*) Kort-Hinrich Heumann, GEA<br />

Happel Klimatechnik GmbH,<br />

Herne<br />

Die elektronische Datenverarbeitung<br />

nimmt an Bedeutung<br />

zu: Papierlose Belegverwaltung,<br />

die elektronische<br />

Patientenakte, Internet-Shopping,<br />

moderne Kommunikationstechnik<br />

und vieles mehr<br />

bewirken, dass immer mehr<br />

und immer leistungsfähigere<br />

Rechnertechnik gefragt<br />

ist. Trotz der massiven Fortschritte<br />

bei der Entwicklung<br />

sparsamer Prozessoren und<br />

genügsamer Peripherie gehört<br />

die Informations- und<br />

Kommunikationstechnik heute<br />

zu den großen Stromverbrauchern.<br />

Und ihr Hunger<br />

nach Elektrizität steigt weiter<br />

an. Auf jede kWh Strom<br />

für den Serverbetrieb muss in<br />

einem Rechenzentrum eine<br />

weitere zum Kühlen aufgewendet<br />

werden, um die hohen<br />

inneren Kühllasten abzuführen.<br />

Anschlussleistungen<br />

von mehreren kW pro<br />

Rack sind heute keine Seltenheit,<br />

sodass selbst kleine Serverräume<br />

mittelständischer<br />

Unternehmen bereits Kühllasten<br />

im zweistelligen Kilowattbereich<br />

abführen müssen.<br />

Wer die Betriebskosten<br />

seines Serverparks minimieren<br />

will, braucht daher nicht<br />

nur eine sparsame Rechnertechnik,<br />

sondern auch eine effiziente<br />

Klimatisierung.<br />

Die Wahl eines geeigneten<br />

Klimagerätes hängt neben<br />

der Kühlleistung von weiteren<br />

Faktoren ab. So sollte es<br />

∑ für den ganzjährigen Betrieb<br />

bei hoher Last geeignet<br />

sein,<br />

∑ eine extrem hohe Verfügbarkeit<br />

bieten,<br />

∑ ein enges Toleranzband bei<br />

Temperatur und Feuchte<br />

einhalten (+/- 1 °C; +/-5 %<br />

rel. Feuchte)<br />

∑ und eine hohe sensible<br />

Kühlleistung bei geringem<br />

Verbrauch erbringen.<br />

Klimatisierung beeinflusst<br />

Datensicherheit<br />

Dieses Eigenschaftsprofil<br />

ist wichtig, weil der sichere<br />

Betrieb eines Rechenzentrums<br />

nicht nur von der<br />

Ausfallsicherheit der Rechnertechnik<br />

und der kontinuierlichen<br />

Stromversorgung<br />

abhängt, sondern auch maßgeblich<br />

von der Klimaanlage<br />

beeinflusst wird. Der Ausfall<br />

oder eine Leistungsreduzierung<br />

der Klimaanlage kann<br />

insbesondere im Sommer zur<br />

Überhitzung der Server führen<br />

und ihre Zwangsabschaltung<br />

erfordern. Präzisionsklimageräte<br />

sind speziell für das<br />

Kühlen von Servern oder für<br />

die wärmesensible Fertigung<br />

konstruiert und bieten eine<br />

Fülle von Optionen, aus denen<br />

Investoren die zur Anwendung<br />

passende Technik<br />

wählen können. So fertigt<br />

die GEA Happel Klimatechnik<br />

GmbH innerhalb einer<br />

Geräteserie Modelle für die Innen-<br />

und Außenaufstellung,<br />

Varianten für den Betrieb im<br />

Serverraum und zur Aufstellung<br />

im benachbarten Technikraum<br />

sowie für verschiedene<br />

Richtungen der Luftführung<br />

als kältemittel- oder<br />

wasserbasierte Systeme.<br />

Wenn die erforderliche<br />

Kühlleistung, die Luftfüh-<br />

∂ Das wasserbasierte System der „T“-Range „C“-Version verfügt über einen<br />

außen aufstellbaren, luftgekühlten Kaltwassersatz, in dem sich Verdichter und<br />

Verdampfer befinden.<br />

∂ Geräte mit Freikühlfunktion („F“-Version) enthalten einen Verdichter-Verdampfer-Kreislauf<br />

mit Kältemittel, dessen Verflüssiger die Wärme an einen<br />

Wasser-Glykol-Kreislauf abgibt.<br />

22 IKZ-FACHPLANER · Heft 5 /2008


K l i m a<br />

rung und der Aufstellort feststehen,<br />

stellt sich oft die Frage<br />

nach dem effektivsten Funktionsprinzip.<br />

Um eine Gefährdung<br />

durch Wasser auszuschließen,<br />

bevorzugen viele<br />

Anwender kältemittelbasierte<br />

Systeme. Diese Entscheidung<br />

geht allerdings mit dem<br />

Verzicht auf mehrere Vorteile<br />

einher. So sind eventuelle Leckagen<br />

im Kaltwasserkreislauf<br />

leichter zu entdecken<br />

als solche in einem Kältemittelkreislauf,<br />

da austretendes<br />

Kältemittel sofort verdampft.<br />

Außerdem gestatten Kaltwassernetze<br />

ein Rohrsystem, das<br />

lange Leitungswege zulässt<br />

und in das sich leicht weitere<br />

Geräte einbeziehen lassen.<br />

Schließlich eröffnet ein Glykol-Wasser-System<br />

die Möglichkeit,<br />

den Rückkühler an<br />

beliebiger Stelle zu platzieren<br />

und diesen zur Freikühlung zu<br />

nutzen. Um dem Risiko eines<br />

Wasseraustritts vorzubeugen,<br />

genügt es, im üblichen Doppelboden<br />

eine Auffangwanne<br />

einzubauen.<br />

Freikühlfunktion reduziert<br />

Betriebskosten<br />

Insbesondere für Anwendungen,<br />

in denen eine hohe<br />

innere Kühllast abzuführen<br />

ist, lohnt sich ein Blick<br />

auf Klimageräte mit Wasser-<br />

Glykol-Kreisläufen und Freikühl-Funktion.<br />

Welches Energieeinsparpotenzial<br />

dies eröffnet,<br />

macht der Vergleich<br />

zweier GEA-Geräte aus der Serie<br />

„T-Range“ mit identischer<br />

Kühlleistung in Tabelle 1 deutlich:<br />

In beiden Gerätevarianten,<br />

der „C“- und „F“-Version, ist<br />

ein Kältemittelkreislauf im<br />

Innern des Präzisionsklimageräts<br />

installiert, der die abzuführende<br />

Wärme über einen<br />

Wärmetauscher an einen<br />

Wasser-Glykol-Kreislauf<br />

abgibt. Dieser wiederum bindet<br />

einen außen aufgestellten<br />

Luft-Wasser-Kühler ein.<br />

Bei der F-Version wird die anfallende<br />

Wärme bei niedrigen<br />

Außentemperaturen unterstützend<br />

über einen zusätzlichen<br />

innen liegenden Luft-<br />

Wasser-Wärmetauscher abgeführt.<br />

Im günstigsten Fall<br />

genügt die Freikühlung ohne<br />

Zuhilfenahme des Kompressors,<br />

um die richtige Lufttemperatur<br />

bereitzustellen. In der<br />

Übergangszeit kann der Kompressor<br />

modellabhängig bei<br />

geringerer Last zugeschaltet<br />

werden. Beide Betriebsfälle<br />

minimieren die Laufzeit bzw.<br />

Auslastung des Verdichters<br />

und sparen somit elektrische<br />

Antriebsenergie.<br />

∂ Tabelle 1: Systemvergleich wasserbasiertes Präzisionsklimagerät mit und<br />

ohne Freikühlung.<br />

Kaltwasser-<br />

System C-Version<br />

Freikühl-System<br />

F-Version<br />

Kälteleistung 19,2 kW 19,2 kW<br />

Elektrische Leistungsaufnahme 2,01 kW 2,01 kW<br />

Ventilator<br />

Elektrische Leistungsaufnahme<br />

0,22 kW 0,2 kW<br />

Pumpe<br />

Elektrische Leistungsaufnahme 0,79 kW 0,79 kW<br />

Rückkühlerventilator<br />

Elektrische Leistungsaufnahme 6,4 kW 5,93 kW<br />

Kompressor<br />

Summe maximale Leistungsaufnahme<br />

9,42 kW 8,93 kW<br />

Stromverbrauch in kWh/a 82.548 51.409<br />

(für Standort Wien)<br />

Ersparnis Stromkosten bei ganzjährigem<br />

Betrieb (12 ct/kWh)<br />

– 3740,- €/a<br />

∂ Mit Freikühlung ausgestattete Präzisionsklimageräte kühlen bei ausreichend<br />

niedrigen Außentemperaturen ohne Verdichtereinsatz oder nutzen diesen<br />

nur im Teillastbetrieb, sodass gegenüber herkömmlichen Lösungen etwa<br />

ein Drittel an elektrischer Antriebsenergie eingespart werden kann.<br />

Wirtschaftlich ist die<br />

Mehrinvestition in ein Gerät<br />

mit Freikühlung immer dann,<br />

wenn hohe innere Kühllasten<br />

existieren und die Außentemperatur<br />

für eine möglichst<br />

hohe Anzahl von Jahresstunden<br />

unter der gewünschten<br />

Zulufttemperatur liegt. Dies<br />

ist in Mittel- und Nordeuropa<br />

in der Regel der Fall, wie ein<br />

Blick in die Statistik der meteorologischen<br />

Daten zur Berechnung<br />

des Energiebedarfs<br />

von heiz- und raumlufttechnischen<br />

Anlagen (DIN 4710<br />

Bbl. 1) zeigt. So liegt beispielsweise<br />

für den Standort Essen<br />

lediglich an 2900 h im Jahr<br />

die Außentemperatur oberhalb<br />

von 12 °C.<br />

Das Rechenbeispiel in Tabelle<br />

1 zeigt das Einsparpotenzial<br />

auf: Angenommen wird<br />

ein Strompreis von 12 ct/kWh.<br />

Bei der „F“-Version kann der<br />

Verdichter etwa ein Drittel des<br />

Jahres abgeschaltet bleiben,<br />

sodass der Verbrauch etwa<br />

51 400 kWh pro Jahr beträgt.<br />

Gegenüber der „C“-Version,<br />

die etwa 82 500 kWh jährlich<br />

benötigt, werden demnach<br />

3740 Euro jährliche Betriebskosten<br />

eingespart. Die Mehrkosten<br />

für die „F“-Version machen<br />

sich damit in weniger als<br />

zwei Jahren bezahlt. Gleichzeitig<br />

wird die Umwelt entlastet:<br />

Eine Stromerzeugung<br />

im deutschen Kraftwerksmix<br />

vorausgesetzt, vermeidet eine<br />

Freikühlung dieser Größenordung<br />

fast 20 t CO₂ jährlich.<br />

Auch den Vergleich mit einer<br />

kältemittelbasierten Variante<br />

braucht die Klimaanlage<br />

mit Freikühlung nicht<br />

zu scheuen: Gegenüber einer<br />

Ausführung als Split-System<br />

gleicher Leistung spart<br />

die Freikühlung mehr als<br />

20 000 kWh Strom und bietet<br />

zugleich die mit einem wasserbasierten<br />

System verbundenen<br />

konstruktiven Vorteile.<br />

Modernisierung mit<br />

„Ambicool“<br />

Ein Beispiel für die erfolgreiche<br />

Anwendung der Freikühlung<br />

liefert die Häcker<br />

Küchen GmbH & Co. KG, Rödinghausen.<br />

Seit dem Bezug<br />

des Verwaltungsneubaus ist<br />

die IT-Zentrale des mittelständischen<br />

Produzenten im dritten<br />

Obergeschoss angesiedelt.<br />

In dem fensterlosen Raum befindet<br />

sich seitdem das datentechnische<br />

Rückgrat des Unternehmens.<br />

In den letzten Jahren<br />

wuchs die Anzahl der Serverschränke.<br />

So sind heute fast<br />

zehn voll bestückte Racks dort<br />

in Betrieb. Sie benötigen eine<br />

Heft 5 /2008 · IKZ-FACHPLANER 23


K l i m a<br />

∂ Die Präzisionsklimageräte der GEA-Baureihe „T-Range“ sind in verschiedenen<br />

Versionen und Leistungen erhältlich und eignen sich für Einsatzgebiete,<br />

in denen eine hohe Temperatur- und Feuchtigkeitskonstanz gewünscht ist.<br />

elektrische Leistung von bis<br />

zu 25 kW. Die resultierende<br />

Abwärme abzuführen war bis<br />

Sommer 2007 Aufgabe eines<br />

redundant ausgelegten Split-<br />

Systems. Die Kälte wurde über<br />

vier Kassetten-Geräte in den<br />

Raumecken im Umluftbetrieb<br />

an die Luft übergeben. Die jeweils<br />

diagonal gegenüberliegenden<br />

Kassettengeräte gehörten<br />

zu einem Kältekreis.<br />

Der Ausfall eines Kreises<br />

im vorigen Jahr zeigte, dass<br />

diese Anlagenkonfiguration<br />

keine Redundanz mehr bot.<br />

Die defekte Anlage wurde zunächst<br />

repariert, doch langfristig<br />

sollte eine andere Lösung<br />

her. Statt einen dritten<br />

Kältekreis zu installieren,<br />

wählten die Verantwortlichen<br />

eine neue, energiesparende<br />

Technik: ein Präzisionsklimagerät<br />

mit Freikühlung. Es<br />

kann am Standort in Westfalen<br />

zwei Drittel der Betriebszeit<br />

zur Deckung des Kühlbedarfs<br />

beitragen und so den<br />

durchschnittlichen Stromverbrauch<br />

des Kompressors deutlich<br />

senken. Die Mehrinvestition<br />

des Gerätes gegenüber einer<br />

Version ohne Freikühlung<br />

wird sich in weniger als drei<br />

Jahren rentiert haben.<br />

Seit Sommer 2007 kühlt ein<br />

GEA-Klimaschrank der Baureihe<br />

„T-Range Ambicool“ die<br />

IT-Zentrale. Er verfügt über<br />

zwei Verdichter in Twin-Anordnung.<br />

Bei Volllast arbeiten<br />

beide Kompressoren, bei Teillast<br />

liefert einer alleine bis zu<br />

60 % der Nennkälteleistung.<br />

Die Twin-Anordnung bietet<br />

eine interne Redundanz und<br />

ermöglicht außerdem einen<br />

niedrigen Einschaltstrom.<br />

Das neu installierte Präzisionsklimagerät<br />

kühlt die<br />

Luft auf etwa 12 °C herunter<br />

und führt sie dem Raum wieder<br />

zu. Die Regelung nutzt die<br />

Austrittstemperatur als Führungsgröße<br />

und stellt das Gerät<br />

so ein, dass sie auf +/-1 K<br />

eingehalten wird. Die relative<br />

Feuchtigkeit darf dabei lediglich<br />

im Bereich von +/-5 %<br />

schwanken. Die Regelung ist<br />

in die Gebäudeleittechnik eingebunden,<br />

sodass bei einer<br />

eventuellen Störung die als<br />

Reserve vorgehaltenen Split-<br />

Geräte automatisch in Betrieb<br />

gehen würden.<br />

Bester Wirkungsgrad im<br />

Teillastbetrieb<br />

Das verwendete Modell liefert<br />

maximal 33 kW Kühlleistung<br />

und ist somit um 25 %<br />

überdimensioniert. Das verschafft<br />

Häcker zum einen<br />

Spielraum für die weitere Installation<br />

von Servern und<br />

verringert andererseits die<br />

Betriebskosten. So erreichen<br />

die meisten Präzisionsklimageräte<br />

ihren besten Wirkungsgrad<br />

nicht bei Volllast, sondern<br />

oft bei zwei Drittel oder<br />

drei Viertel der Nennleistung.<br />

Auch um Redundanz zu schaffen,<br />

lohnt es sich, mehrere Geräte<br />

in Teillast zu betreiben.<br />

Bei einem sogenannten n+1-<br />

System steht darüber hinaus<br />

bei Störungen oder Wartungsarbeiten<br />

genügend Leistung<br />

bereit. Durch die geschickte<br />

Wahl des Betriebspunktes<br />

kann darüber hinaus im Normalbetrieb<br />

das bestmögliche<br />

Verhältnis aus eingesetzter<br />

Energie und Kälteleistung erzielt<br />

werden.<br />

∂<br />

B i l d e r : GEA-Happel Klimatechnik,<br />

Herne<br />

@ Internetinformationen: <br />

www.gea-happel.de<br />

∂ Seit Sommer 2007 wird die IT-Zentrale bei Häcker-Küchen mithilfe eines Präzisionsklimagerätes mit Freikühlfunktion<br />

gekühlt. <br />

Bild: Häcker Küchen GmbH<br />

24 IKZ-FACHPLANER · Heft 5 /2008

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