Brandschutzregeln und Baustellenalltag - ikz-energy
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B r a n d s c h u t z<br />
<strong>Brandschutzregeln</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Baustellenalltag</strong><br />
Dipl.-Ing. Gerhard Lorbeer*, Dipl.-Ing. Matthias Merl**<br />
Für den Planer <strong>und</strong> Handwerker ist es oft nicht einfach, geeignete brandschutztechnische<br />
Lösungen für die Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsleitungen auszuwählen. Die Gründe dafür können<br />
vielseitig sein, angefangen von nicht eindeutigen Raumnutzungskenntnissen bis hin zu der<br />
Fülle verschiedener Brandschutzlösungen sowie zahlreicher Vorschriften, Verordnungen<br />
<strong>und</strong> Richtlinien. Darüber hinaus kann der Brandschutz auch schnell zum Kostentreiber<br />
werden, weil nachträgliche Anpassungen bzw. Änderungen als Kostenfaktor oftmals unterschätzt<br />
werden. Die im Beitrag behandelten Beispiele sollen helfen, derartige Situationen<br />
zu vermeiden.<br />
*) Dipl.-Ing. Gerhard Lorbeer,<br />
Produktmanager, Division Gebäudetechnik,<br />
Friatec AG<br />
**) Dipl.-Ing. Matthias Merl,<br />
Brandamtsrat, Berliner Feuerwehr<br />
Als einfachste <strong>und</strong> kostengünstigste<br />
Vorbeugungsmaßnahme<br />
zum Schutz für<br />
Mensch <strong>und</strong> Tier hat der vorbeugende<br />
bauliche Brandschutz<br />
eine lange Tradition in<br />
Deutschland. Wurden in der<br />
Vergangenheit durch Brände<br />
noch große Areale, Dörfer<br />
oder Städte in Schutt <strong>und</strong><br />
Asche gelegt, so entstand aus<br />
dieser Erfahrung heraus das<br />
Baurecht. Heute wird durch<br />
die regional angesiedelten<br />
Feuerwehren (Schnelligkeit,<br />
Ausrüstung) in Verbindung<br />
mit dem ausgeprägten vorbeugenden<br />
baulichen Brandschutz<br />
(Verzögerung, Eingrenzung)<br />
der Schaden meist in<br />
Grenzen gehalten <strong>und</strong> Leben<br />
bewahrt.<br />
Durch moderne <strong>und</strong> großflächige<br />
Bauweisen sind ständig<br />
Anpassungen von Brandschutzausführungen<br />
notwendig.<br />
Auch die Verdrängung<br />
vom Nassbau durch den<br />
Leichtbau hat den Brandschutz<br />
der Gebäudetechnik<br />
stark beeinflusst: Wurden<br />
in den vergangenen Jahrzehnten<br />
die vertikal verlaufenden<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsleitungen<br />
oft massiv ausgemauert<br />
<strong>und</strong> damit auch<br />
brandschutztechnisch abgeschottet,<br />
so erfordern heute<br />
statische Belange <strong>und</strong> Schallschutzanforderungen<br />
leichte<br />
Bauweisen. Damit einhergehend<br />
haben sich auch die für<br />
Rohrleitungen notwendigen<br />
Abschottungsmaßnahmen<br />
mehrheitlich zu der Methode<br />
der Deckenabschottung hingewendet.<br />
Gesetzliche<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Die „Argebau“ (Arbeitsgemeinschaft<br />
der Bauminister<br />
<strong>und</strong> Senatoren der Länder)<br />
erarbeitet die Muster-<br />
Bauordnung (MBO), die den<br />
einzelnen B<strong>und</strong>esländern als<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die jeweilige<br />
Landesbauordnung (LBO)<br />
dient. Baurecht ist Landesrecht.<br />
Zurzeit liegt die MBO<br />
in der Fassung von November<br />
2002 vor. Unterhalb der MBO<br />
(Gesetz) sind die einschlägigen<br />
Muster-Verordnungen<br />
(wie die Muster-Versammlungsstätten-Verordnung<br />
oder die Muster-Garagen-Verordnung)<br />
angelegt (Bild 1). Sie<br />
können von den Ländern als<br />
Verordnungen übernommen<br />
werden. Zu den einzelnen Paragraphen<br />
einer Verordnung<br />
können wiederum so genannte<br />
Ausführungsvorschriften<br />
erlassen werden, die noch<br />
genauere Regelungen enthalten.<br />
Für die technischen<br />
Lösungen zum Umsetzen der<br />
gesetzlichen Anforderungen<br />
wurde eine Muster-Liste der<br />
Technischen Baubestimmungen<br />
(früher Bauregelliste) erstellt.<br />
Hierin sind die Normen<br />
<strong>und</strong> technischen Richtlinien<br />
erfasst, wie die Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie<br />
(MLAR). Auch wenn einzelne<br />
Muster-Regelungen nicht<br />
in jedem B<strong>und</strong>esland eingeführt<br />
wurden, sollte bei der jeweiligen<br />
Bauaufsichtsbehörde<br />
geklärt werden, inwieweit sie<br />
als Planungsgr<strong>und</strong>lage umgesetzt<br />
werden können bzw. zu<br />
berücksichtigen sind.<br />
Planung <strong>und</strong><br />
Ausführung<br />
Die Planung einer haustechnischen<br />
Anlage beinhal-<br />
∂ Bild 1: Gr<strong>und</strong>lagen für den vorbeugenden baulichen Brandschutz.<br />
30 IKZ-FACHPLANER · Heft 8 /9 /2006
B r a n d s c h u t z<br />
∂ Tabelle 1: Auswahlmatrix für Abschottungssysteme.<br />
tet als wesentlichen Teil den<br />
Bereich Schall- <strong>und</strong> Brandschutz.<br />
Beide Fachgebiete beeinflussen<br />
sich <strong>und</strong> können<br />
daher nicht einzeln betrachtet<br />
werden. Erstes Entscheidungskriterium<br />
für die brandschutztechnische<br />
Planung ist<br />
die Festlegung der Abschottungsart.<br />
Für den Fachplaner<br />
gebäudetechnischer Anlagen<br />
kommen dafür vorrangig in<br />
Betracht:<br />
∑ die Einzelabschottung in<br />
der Decke (Deckenabschottung),<br />
∑ die Schachtvarianten (als<br />
klassifizierter Schacht/-<br />
Leichtbauschacht),<br />
∑ Systemabschottungen (gesamtheitlich<br />
geprüfte Systeme,<br />
Rohrleitungen kombiniert<br />
mit Deckenverguss,<br />
Rohrleitungen kombiniert<br />
mit Vorwand).<br />
Tabelle 1 gibt Auskunft<br />
über die Vor-/<strong>und</strong> Nachteile<br />
der verschiedenen Systeme.<br />
Die Art der Abschottungsmethode<br />
bestimmt die weiteren<br />
Maßnahmen. Ein möglichst<br />
einheitlicher Gr<strong>und</strong>satz<br />
sollte im gesamten Bau<br />
eingehalten werden. Einzelne<br />
Abweichungen sind aus<br />
Kostengründen zwar in der Erstellungsphase<br />
bequem, können<br />
aber in der Betriebsphase<br />
bei eventuellen Umbauten,<br />
Erweiterungen oder Anlagenänderungen<br />
Nachteile durch<br />
den erhöhten Planungsaufwand<br />
haben. Der gemeinsame<br />
Nenner aller Gewerke<br />
ist der Deckenverguss, in dem<br />
jedes Gewerk für die Abschottung<br />
seiner Rohrleitungen,<br />
Kabel, Medienleitungen meist<br />
selbst verantwortlich ist. Die<br />
Einzelabschottung in der Decke<br />
ist die wohl am häufigsten<br />
anzutreffende Abschottungsart.<br />
Wanddurchführungen<br />
sind ebenfalls meist Einzelabschottungen.<br />
Ausführungsbeispiele<br />
Deckenabschottung<br />
Planung <strong>und</strong> Ausführung<br />
von Deckendurchführungen<br />
orientieren sich an den eingeführten<br />
Baubestimmungen<br />
der jeweiligen B<strong>und</strong>esländer.<br />
Die MLAR wurde in den<br />
∂ Bild 2: Beispiele für Maßnahmen nach der MLAR/LAR.<br />
meisten B<strong>und</strong>esländern mit<br />
geringen Abweichungen eingeführt.<br />
Für nicht brennbare<br />
Rohrleitungsmaterialien kann<br />
die Leitung nach dem Schema<br />
aus Bild 2 für Entwässerungsleitungen<br />
brandschutztechnisch<br />
ausgeführt werden.<br />
Dabei sind die Rahmenbedingungen,<br />
Rohrleitungsabstände,<br />
Rohrdurchmesser, Materialzulassungen,<br />
Bauteil- <strong>und</strong><br />
Spaltmaße einzuhalten. Sinngemäß<br />
gilt dies auch für Versorgungsleitungen.<br />
Gängige Praxis ist die Verlegung<br />
der Leitungen im<br />
Stockwerk mit brennbarem<br />
Rohrmaterial. Bei einem Fallstrang<br />
aus Gussrohr ist dieser<br />
Punkt strittig <strong>und</strong> kann Diskussionsbedarf<br />
bei der Abnahme<br />
nach sich ziehen, wenn<br />
Lösungen entsprechend den<br />
Erleichterungen der MLAR<br />
verwendet werden. Konkret:<br />
Bei Anschluss von Kunststoffrohrleitungen<br />
(nicht geprüfte<br />
Lösungen) besteht die Möglichkeit<br />
einer Brandübertragung.<br />
Die MLAR/LAR geht<br />
von einem ohne Richtungsänderungen<br />
oder Verbinder<br />
durch die Decke geführten<br />
Rohr aus. Sind Richtungsänderungen<br />
oder Verbinder innerhalb<br />
der Durchführung<br />
platziert, kann sich dieses<br />
erschwerend für die Abnahme<br />
auswirken. Abhilfen bieten<br />
u. a. Rohrdurchführung<br />
mit einem ABP (allgemeinen<br />
bauaufsichtlichen Prüfzeugnis)<br />
oder einer ABZ (allgemeinen<br />
bauaufsichtlichen Zulassung).<br />
Abschottungen mit ABP oder<br />
ABZ<br />
In einem ABP bzw. einer<br />
ABZ sind die Rahmenbedingungen<br />
für die betreffende<br />
Rohrabschottung genannt. Für<br />
Entwässerungsleitungen sind<br />
Rohrabschottungen durch die<br />
meist großvolumigen Rohre,<br />
Heft 8 /9 /2006 · IKZ-FACHPLANER 31
B r a n d s c h u t z<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
IKZ-FACHPLANER: Herr<br />
Lorbeer, welcher Fehler wird<br />
Ihrer Meinung nach am<br />
häufigsten in der schall- <strong>und</strong><br />
brandschutztechnischen Planung<br />
von Sanitäranlagen<br />
gemacht <strong>und</strong> wie läst sich<br />
dieser vermeiden?<br />
Lorbeer: Wesentlicher<br />
Knackpunkt ist die mangelnde<br />
Zuordnung von Zuständigkeiten.<br />
Dadurch können<br />
sich immer einige Baubeteiligte<br />
der Verantwortung<br />
entziehen. Beheben lässt sich<br />
das, indem Zuordnungen<br />
bereits durch die Ausschreibung<br />
fixiert werden. Sind<br />
mehrere Gewerke beteiligt,<br />
was fast immer der Fall ist,<br />
kann zum Beispiel bei einer<br />
Deckendurchführung jedes<br />
Gewerk für sich den Brand<strong>und</strong><br />
Schallschutz realisieren.<br />
Verbindendes Element ist der<br />
Deckenverguss. Damit ist die<br />
Zuordnung der Verantwortung<br />
aller Beteiligten festgelegt,<br />
was die Koordination<br />
sowie die Kontrolle <strong>und</strong> die<br />
Abnahme vereinfacht. Weiterhin<br />
sollte bei der Planung<br />
darauf geachtet werden, dass<br />
einfache <strong>und</strong> unkomplizierte<br />
Lösungen ausgeschrieben<br />
werden, da komplexe Lösungen<br />
einen höheren Koordinierungsaufwand<br />
erwarten<br />
lassen.<br />
IKZ-FACHPLANER: Worauf<br />
sollte der Fachplaner im Rahmen<br />
der Bauausführung besonders<br />
achten?<br />
Lorbeer: Maßnahmen unterliegen<br />
immer Vorgaben von<br />
Zulassungen, Prüfzeugnissen<br />
<strong>und</strong> Richtlinien. Hier werden<br />
meist Fehler gemacht, weil<br />
die Rahmenbedingungen<br />
nicht eingehalten werden.<br />
Brandschutzmaßnahmen<br />
bestehen aus dem Bauteil,<br />
der Anordnung <strong>und</strong> Integration<br />
im Baukörper. Beide<br />
Komponenten sind gleichrangig<br />
zu beachten. Weiter-<br />
∂ Gerhard Lorbeer, Initiator <strong>und</strong><br />
Mitgründer des Internet-Brandschutzforums<br />
„www.brandschutzfrage.de“<br />
im Gespräch mit der IKZ-<br />
FACHPLANER-Redaktion.<br />
hin hilfreich sind eindeutige<br />
Terminierungen <strong>und</strong> Vereinbarungen<br />
für einen protokollierten<br />
Ausführungsbeweis<br />
zur Kontrolle der teilfertigen<br />
Durchbrüche.<br />
IKZ-FACHPLANER: Wie<br />
im Beitrag erwähnt, sind<br />
die Optionen <strong>und</strong> Anforderungen<br />
an den vorbeugenden<br />
Schall- <strong>und</strong> Brandschutz<br />
häufig vielseitig, sodass<br />
nicht selten Fragen zur<br />
Lösung von Problemsituationen<br />
auftauchen. Unter<br />
www.brandschutzfrage.de<br />
hat der Fachplaner die Möglichkeit,<br />
Antworten auf seine<br />
Fragen zu bekommen. Was<br />
erwartet den User unter dieser<br />
„Adresse“?<br />
Lorbeer: Unter www.brandschutzfrage.de<br />
gibt es ein virtuelles<br />
Brandschutzforum,<br />
das durch gezielten Informationsaustausch<br />
<strong>und</strong> Beratung<br />
von Fachmann zu<br />
Fachmann eine Hilfestellung<br />
verspricht. Jeder kann Informationen<br />
in das Forum eingeben<br />
<strong>und</strong> aus dem Forum<br />
abfordern. Zudem ist die Internetpräsenz<br />
herstellerunabhängig.<br />
∂<br />
der eingeschränkten Verlegeausrichtungen<br />
(Platzbedarf,<br />
Kreuzungen von Leitungen,<br />
Anschlüsse von Entwässerungsgegenständen<br />
mit<br />
natürlichem Gefälle) <strong>und</strong> den<br />
hohen Anforderungen an den<br />
Schallschutz besonders kritisch.<br />
Rohrabschottungen brennbarer<br />
Rohre über Durchmesser<br />
32 mm sind gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nur mit einer ABZ verwendbar.<br />
Für nichtbrennbare<br />
Rohre sollten bei Deckendurchführungen<br />
Abschottungen<br />
mit einem ABP vorgezogen<br />
werden. Die Bilder 3,<br />
4 <strong>und</strong> 5 zeigen die derzeitigen<br />
Möglichkeiten für Abschottungen<br />
von Entwässerungsleitungen<br />
(Guss- <strong>und</strong> Kunststoffleitungen).<br />
In der Etage kann<br />
bei Einsatz einer Gussfallrohrleitung<br />
direkt Kunststoffrohr<br />
für die Sammelanschlussleitung<br />
oder für die Objektanschlüsse<br />
verwendet werden.<br />
∂ Bild 3: Beispiele für Rohrabschottungen<br />
mit ABP oder ABZ.<br />
32 IKZ-FACHPLANER · Heft 8 /9 /2006
B r a n d s c h u t z<br />
∂ Bild 4: Schrägeinbau von Kunststoffrohrleitungen.<br />
∂ Bild 7: Rohrleitungsabstand.<br />
∂ Bild 5: Schrägeinbau von Gussrohrleitungen.<br />
∂ Bild 8: Beispiel Rohre in einem Deckendurchbruch, Kennzeichnung.<br />
∂ Bild 6: Brennbares Rohr in einer Kernbohrung mit Brandschutzmanschette.<br />
Ausführung auf der Baustelle<br />
Kernbohrungen werden<br />
manchmal mit dem Hintergr<strong>und</strong><br />
eingesetzt, Kosten für<br />
die Deckenverschalung <strong>und</strong><br />
den Deckenverguss zu kompensieren<br />
(je nach Anzahl<br />
<strong>und</strong> Ausführungsart). Allerdings<br />
gestaltet sich das Verschließen<br />
des Ringspaltes zwischen<br />
dem Rohr (Dämmung)<br />
<strong>und</strong> der Bohrung in der Praxis<br />
meist schwierig. Zweifellos<br />
sind die heutigen Kernbohrlöcher<br />
passgenau, jedoch kann<br />
dies nicht immer von den Leitungsführungen<br />
behauptet<br />
werden – im Gegenteil, so<br />
sind die meisten Leitungsanordnungen<br />
in den Kernbohrungen<br />
nicht zentrisch. Bei<br />
der anschließenden Rohrleitungsdämmung<br />
muss unter<br />
Umständen dann die Dämmung<br />
zum Teil geschwächt<br />
werden. Ob das der Zulassung<br />
entspricht <strong>und</strong> den Anforderungen<br />
gerecht wird, darf infrage<br />
gestellt werden.<br />
Auch beliebt ist das Eindrehen<br />
der Dämmung zwischen<br />
Rohr <strong>und</strong> Bauteil. Jedoch<br />
wird das Rohr dadurch<br />
meist in eine andere Lage gebracht<br />
<strong>und</strong> die Verbindungen<br />
unter Spannung gesetzt. Das<br />
dabei die Dämmung auch oft<br />
zerstört wird, ist in der Regel<br />
nicht mehr erkennbar. Dies<br />
wird beispielsweise erst bemerkt,<br />
wenn im Betriebsverlauf<br />
Wasser in die Dämmung<br />
gelangt oder Schallprobleme<br />
auftreten.<br />
Eine Lösung für derartige<br />
Situationen bietet der Kernlochverguss.<br />
Dabei wird das<br />
Kernloch etwas größer gebohrt<br />
um dann, nach erfolgter<br />
Leitungsverlegung <strong>und</strong><br />
Dämmung, das Bohrloch mit<br />
Beton auszufüllen. So können<br />
unregelmäßige Spaltbreiten<br />
sicher ausgeglichen werden.<br />
Bei dem Einsatz von Brandschutzmanschetten<br />
(als Abschottung<br />
brennbarer Entwässerungsleitungen)<br />
müssen<br />
beim direkten Einbau<br />
die Bohrlöcher immer größer<br />
gewählt werden. Bei nicht<br />
brennbaren Entwässerungsleitungen<br />
gilt gleiches durch<br />
Heft 8 /9 /2006 · IKZ-FACHPLANER 33
B r a n d s c h u t z<br />
∂ Bild 9: Holzbalkendecke mit Rohrabschottung für brennbare <strong>und</strong> nichtbrennbare<br />
Entwässerungsleitungen.<br />
die zum Teil in den Decken<br />
befindlichen Verbindungen<br />
(Bild 6).<br />
Rohrleitungsabstand<br />
Der Abstand von Rohrleitungen<br />
zueinander ist Bestandteil<br />
jeder Zulassung,<br />
ABP oder Ausführungsanweisung<br />
aus Richtlinien. Der so<br />
genannte „0“-Abstand, also<br />
das direkte Berühren von<br />
Brandschutzmaßnahmen<br />
(Umhüllung, Umwicklung,<br />
Brandschutzmanschette), ist<br />
zwar werbeträchtig, täuscht<br />
aber darüber hinweg, dass<br />
in der Praxis ein gewisser Abstand<br />
zwischen den Rohrleitungen<br />
notwendig ist, um den<br />
Deckenverguss herstellen zu<br />
können. Praxisorientiert kann<br />
ein lichter Abstand zwischen<br />
den Maßnahmen in der Decke<br />
von 20 mm bis 30 mm angesehen<br />
werden (Bild 7).<br />
In Zulassungen wird der<br />
Abstand von Rohrleitungen<br />
untereinander (aus dem gleichen<br />
Prüfzeugnis) benannt.<br />
In der Praxis sind allerdings<br />
meist mehrere unterschiedliche<br />
Fabrikate <strong>und</strong> verschiedene<br />
Typen von Abschottungsmaßnahmen<br />
nebeneinander<br />
angeordnet. In diesem<br />
Fall sollten, wenn keine Hinweise<br />
in den Zulassungen zu<br />
finden sind, die Abstandregelungen<br />
aus der jeweils gültigen<br />
Richtlinie (MLAR/LAR)<br />
verwendet werden.<br />
Nachweise<br />
Generell sind für die Abnahme,<br />
die Baustellenunterlagen<br />
<strong>und</strong> den Betriebsverlauf<br />
Eignungsnachweise der<br />
Brandschutzmaßnahmen<br />
vorzulegen. Die Übereinstimmungserklärungen<br />
vom Hersteller<br />
(werkseigene Produktionskontrollen,<br />
Einhaltung<br />
der Fremdüberwachung, Sicherstellung<br />
von Materialeigenschaften<br />
des Bauteiles)<br />
wird durch die Produktkennzeichnung,<br />
dem so genannten<br />
Übereinstimmungszeichen<br />
(Ü-Zeichen) erklärt.<br />
Zudem muss ggf. vom ausführenden<br />
Betrieb eine Übereinstimmungserklärung,<br />
gemäß<br />
der allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung<br />
bzw. dem allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Prüfzeugnis,<br />
erstellt werden, die Bestandteil<br />
der Bauunterlagen wird.<br />
Meist sind Mustervorlagen in<br />
den Zulassungen bzw. in den<br />
Prüfzeugnissen enthalten. Damit<br />
erklärt der Installationsbetrieb,<br />
dass die Regeln zum<br />
Einbau bzw. zur Anwendung<br />
des Bauproduktes eingehalten<br />
wurden. Eine Kennzeichnung<br />
am Verwendungsort<br />
(meist durch ein sichtbar angebrachtes<br />
Kennzeichnungsschild)<br />
ist Bestandteil der Aufgabe<br />
des Anwenders.<br />
Werden mehrere Rohrleitungen,<br />
Kabel oder andere<br />
hinweispflichtige Bauteile<br />
mit unterschiedlichen Zulassungen<br />
in einer Deckenabschottung<br />
einbezogen, sind<br />
auch die entsprechenden Hinweisschilder<br />
<strong>und</strong> Übereinstimmungserklärungen<br />
anzubringen.<br />
Die Hinweisschilder sollten<br />
so angebracht sein, dass<br />
die Zuordnung zu jeder Rohrleitung<br />
auch nach Anbringen<br />
der Dämmung möglich<br />
ist (Bild 8).<br />
Holzbalkendecke<br />
Rohrleitungsdurchführungen<br />
durch Holzbalkendecken<br />
gehören im Rahmen<br />
von Modernisierungsmaßnahmen<br />
zum Alltagsgeschäft.<br />
Meist sind Ertüchtigungen<br />
der Decken notwendig, um<br />
die vorgeschriebene Feuerwiderstandsdauer<br />
zu erreichen.<br />
Sinnvoll ist die direkte Anordnung<br />
der Ertüchtigung unterhalb<br />
der Decke (Bild 9).<br />
Muss eine Rohrabschottung<br />
in einer Holzbalkendecke<br />
montiert werden, ist eine<br />
massive Einlage in der Decke<br />
notwendig, durch die das<br />
Rohr mit der entsprechenden<br />
Abschottung geführt wird.<br />
Dabei wird die Ertüchtigung<br />
an das massive Bauteil herangeführt.<br />
Bei entsprechender<br />
statischer Belastbarkeit kann<br />
die Ertüchtigung als verlorene<br />
Schalung verwendet werden.<br />
Alternativ kann auch die Verwendung<br />
eines Fertigbauteiles<br />
aus Blähbeton sinnvoll sein,<br />
das in der Holzbalkendecke<br />
befestigt wird. Mittels Kernbohrungen<br />
werden dann die<br />
notwendigen Öffnungen für<br />
die Rohrleitungen hergestellt.<br />
Abschließend kann die Abschottung<br />
entsprechend der<br />
jeweiligen Zulassung ausgeführt<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Eine generelle Lösung<br />
für den vorbeugenden baulichen<br />
Brandschutz gibt es<br />
nicht. Jede Aufgabe hat seine<br />
spezielle Lösung. Die Zuordnung<br />
von Verantwortung<br />
<strong>und</strong> deren Dokumentation<br />
macht den Brandschutz auf<br />
der Baustelle transparent. Somit<br />
können sich die Baubeteiligten<br />
der Verantwortung<br />
durch die bestehenden Regeln<br />
nicht entziehen. Insbesondere<br />
bei komplexen Bauprojekten<br />
sind neben den Gr<strong>und</strong>kenntnissen<br />
des Schall- <strong>und</strong> Brandschutzes<br />
Detailkenntnisse gefragt,<br />
um die Anforderungen<br />
sowohl von behördlicher Seite<br />
als auch von technischer Seite<br />
erfüllen zu können. ∂<br />
34 IKZ-FACHPLANER · Heft 8 /9 /2006