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Der stationäre Handel setzt auf den Erlebnisfaktor - Wirtschaftszeitung

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SEITE 4 | JULI 2013<br />

THEMA DES MONATS: ERLEBNIS-SHOPPING<br />

WIRTSCHAFTSZEITUNG | SEITE 5<br />

VielmehralsnureinProdukt<br />

Ereignis-Konzeptewer<strong>den</strong>für<strong>den</strong>Offline-<strong>Handel</strong>zurwichtigenVerk<strong>auf</strong>sstrategie<br />

Foto:Globetrotter<br />

CHAM/REGENSBURG/NÜRNBERG. Einige Männer<br />

schnippelnZucchinistückchen,anderekümmern<br />

sich um die Gemüsefüllung für die Herznudeln<br />

oder schmecken die Apfel-Curry-Soße ab. Mitten<br />

imGeschehen und GewuselstehtKüchenmeister<br />

WernerHeizlervomRestaurantSeeroseausFurth<br />

im Wald, dirigiert, gibt Anweisungen und treibt<br />

seineScharausschließlichmännlicherKochschüler<br />

zu Höchstleistungen an. Einige Meter weiter<br />

wartet schon die festlich geschmückte Tafel <strong>auf</strong><br />

dielustigeKochrunde.Dortwillmansichdasumfangreiche<br />

Festtagsmenü später schmecken lassen.<br />

Mittendrin im Geschehen ist auch Rainer Eichinger,<br />

Verk<strong>auf</strong>sleiter bei Frey Wohnen in<br />

Cham. Denn der Kochkurs in der Männerrunde<br />

ist kein Angebot einer Hauswirtschafts- oder<br />

Kochschule, sondern ein Event, das mitten in der<br />

Küchenabteilung des Chamer Möbelhauses stattfindet.<br />

„Bei <strong>den</strong> allmonatlichen Kochkursen geht<br />

es darum, <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> schöne Erlebnisse zu bieten.<br />

Nicht das Verk<strong>auf</strong>en steht im Vordergrund,<br />

sondernesisteinAngebotzumGenießen“,meint<br />

Eichinger. Dabei sei das Interesse bei <strong>den</strong> Kochschülern<br />

an dem Produkt Küche und der zugehörigen<br />

Gerätschaft durchaus vorhan<strong>den</strong>. So mancherdreheaucheinmaleineRundedurchdieKüchenausstellung.<br />

„Wow-Effekt“zur Kun<strong>den</strong>bindung<br />

DochFreyveranstaltet dieKochkurseundandere<br />

Events wie etwa Hausmessen mit Experten aus<br />

derIndustrienichtalleinausFreudeanderSache,<br />

esgehtummehr:„Wirwer<strong>den</strong>unsim<strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Handel</strong> immer mehr Gedanken machen müssen,<br />

wie wir die Kun<strong>den</strong> an uns bin<strong>den</strong> können und<br />

dasschaffenwirvorallemmitWow-Effektenwie<br />

etwa Events“, erklärt Eichinger. „Denn wenn wir<br />

uns nur über <strong>den</strong> Preis definieren, sind andere<br />

vielleichtbesser.Wirmüssenabereinfachzeigen,<br />

dass es etwas wert ist, Möbel vor Ort auszusuchen.“Dazugehöredannaucheineintensivepersönliche<br />

Betreuung und Beratung. „Ich glaube an<br />

<strong>den</strong> <strong>stationäre</strong>n <strong>Handel</strong>, schließlich möchte man<br />

<strong>auf</strong> der neuen Couch auch einmal sitzen und das<br />

neueMöbelstückerfühlen“,sagtEichinger.<br />

„Insbesondere für <strong>den</strong> <strong>stationäre</strong>n Einzelhandel<br />

sind Event- und Ereigniskonzepte die wichtigsteStrategie,umsichgegenOnline-Anbieterzu<br />

behaupten“,betonen die Experten desTrendinstituts<br />

2b Ahead ThinkTank in einer Studie zur Zukunft<br />

des Verk<strong>auf</strong>ens. Die Forscher gehen davon<br />

aus, dass der <strong>stationäre</strong> <strong>Handel</strong> immer mehr mit<br />

der Gastronomie und wohl auch mit anderen<br />

Dienstleistungen verschmelzen werde. <strong>Der</strong> Eink<strong>auf</strong>wirdinZukunftnochmehrzumErlebnis.<br />

Auf das Fühlen und Erleben <strong>setzt</strong> auch Ulrich<br />

Dombrowsky von der Buchhandlung Dombrowsky.<br />

In seiner Buchhandlunginder Regensburger<br />

Innenstadt können die Kun<strong>den</strong> nach einem Kellner<br />

vom benachbarten Café klingeln, um sich in<br />

<strong>den</strong> gemütlichen Leseecken Kaffee oder eine heiße<br />

Schokolade zum Schmökern zu bestellen. Zudem<br />

versuchtDombrowsky,seine Buchhandlung<br />

durch Lesungen, Konzerte und politische Diskussionen<br />

zu einem Kommunikationszentrum wer<strong>den</strong>zulassen.Dennesgehtihmnichtnurdarum,<br />

einProduktzuverk<strong>auf</strong>en, sondern auch darum,<br />

eine bestimmte Atmosphäre zu kreieren, die damit<br />

verbun<strong>den</strong> ist. Dazu gehört für ihn auch das<br />

Interieur des La<strong>den</strong>s wie die hellen Holzwände,<br />

diebunte Spieleckeund daswarmeLicht. „<strong>Der</strong><br />

Kunde soll sich hier wie zu Hause fühlen.“ Auch<br />

wenn der Buchhändler, im Gegensatz zu <strong>den</strong> großen<br />

Ketten, <strong>den</strong> Online-<strong>Handel</strong> noch nicht spürt,<br />

hat er sich der Initiative „Buy Local“ angeschlossen,dieausunabhängigenBuchhändlernausdem<br />

ganzenBundesgebietbestehtundfür<strong>den</strong>Eink<strong>auf</strong><br />

vorOrtwirbt.„Esgehtdabeidarum,beimKun<strong>den</strong><br />

einBewusstseindafürzuschaffen,dassermitder<br />

Entscheidung, beim lokalen Händler zu k<strong>auf</strong>en,<br />

die Strukturen einer funktionieren<strong>den</strong> Stadt erhält.“BuchpaketevonAmazonnimmtDombrowsky<br />

für seine Nachbarn übrigens trotz allem immer<br />

an: „Aber dann erzähle ich schon, dass bei<br />

meinem hauseigenenOnlineshop sämtlicheTitel<br />

innerhalb von 24 Stun<strong>den</strong> geliefert wer<strong>den</strong> können.“<br />

Parademit60 Comicfiguren<br />

Genauso wie Dombrowsky und das Möbelhaus<br />

Frey,dasinKürzeeinenOnlineshoperöffnet,verschließt<br />

sich auch der VereinErlebnisNürnberg<br />

e.V. <strong>den</strong> neuen Medien nicht. <strong>Der</strong> Zusammenschlussaus<br />

Einzelhändlern, Organisationen und<br />

Unternehmen, der es zum Ziel hat, die in der Innenstadt<br />

ansässigen Betriebe bekannter zu machen,<br />

wird in Kürze eine Shopping-App realisieren,diedasEink<strong>auf</strong>enin<br />

Nürnbergnochattraktivermachensoll.<br />

Auf dem Smartphone sei dann abrufbar, wo es<br />

bestimmte Produkte gebe, erklärt Alexandra Wuschek,<br />

Geschäftsstellenleiterin des Vereins. Um<br />

die Leute aber überhaupt in die Innenstadt zu locken,<strong>setzt</strong>derVereinseitJahren<strong>auf</strong><strong>den</strong>Erlebniseffekt.<br />

So veranstaltet er beispielsweise jedes Jahr<br />

eine Comic-Parade,bei der rund 60 Comicfiguren<br />

unterwegssindund verschie<strong>den</strong>eWettbewerbe<br />

stattfin<strong>den</strong>. „Die Innenstadt ist dann so gut besucht<br />

wie an einem guten Samstag in der Vorweihnachtszeit“,<br />

beschreibt Wuschek das Phänomen.(ka)<br />

Eink<strong>auf</strong>wirdErlebnis<br />

GuterServiceziehtdieKun<strong>den</strong>an<br />

DasModehausGarhammerinWaldkirchengehteinenetwasanderenWeg<br />

UmimWettbewerbmitdemOnline-Geschäftzupunkten,machendie<strong>stationäre</strong>nHändlerdieEink<strong>auf</strong>sflächenzuAbenteuerwelten<br />

VON GERD OTTO UND<br />

THORSTEN RETTA<br />

MÜNCHEN/REGENSBURG. <strong>Der</strong> Abgesang <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>stationäre</strong>n Einzelhandel hallt schon seit einigen<br />

Jahren durch die Medien. Auslöser der Elegie ist<br />

das Internet mit seinen unzähligen bequemen<br />

Versuchungen, dem Drang zu k<strong>auf</strong>en nachzugeben:DasWarenangebotistnahezuunendlich,die<br />

Öffnungszeiten der Shops sind unbegrenzt, die<br />

Produktewer<strong>den</strong>direktan dieHaustüregeliefert,<br />

häufig versandkostenfrei. <strong>Der</strong> <strong>stationäre</strong> Einzelhandel<br />

kann mit dieser dem Zeitgeist entsprechen<strong>den</strong><br />

maximalen Flexibilität nicht mithalten.<br />

Die La<strong>den</strong>fläche und damit die Angebotsvielfalt<br />

istbegrenzt,Personal-,Raum-undLagerkostenerhöhen<br />

<strong>den</strong> Preis und die Jagd nach dem Wunschproduktistzeitintensiver.<br />

Offline weiter vor Online<br />

Und<strong>den</strong>nochistlautderStudie„DemKun<strong>den</strong><strong>auf</strong><br />

derSpur“,dieRolandBergerStrategyConsultants<br />

gemeinsam mit ECE Projektmanagement durchgeführthat,dieZeitdesOffline-<strong>Handel</strong>snichtvorüber.Totgesagtelebenebenlänger.<br />

„SicherlichbefindetsichderOnline-<strong>Handel</strong>gerade<br />

<strong>auf</strong> dem Vormarsch, doch der Abstand zwischen<br />

On- und Offline ist immer noch riesig”, erläutert<br />

Roland-Berger-Partner Lars Luck. „Es<br />

stimmt auch nicht, dass der <strong>stationäre</strong> <strong>Handel</strong><br />

zum Sch<strong>auf</strong>enster für Online-Händler wird. Im<br />

Gegenteil: Einkäufe, die online vorbereitet, dann<br />

aber im Geschäft getätigt wer<strong>den</strong>, generieren einen<br />

elfmal höheren Umsatz als im umgekehrten<br />

Fall. Denn viele Verbraucher k<strong>auf</strong>en am liebsten<br />

im Geschäftein–dort,wosiedieMöglichkeithaben,<br />

die Waren anzufassen oder anzuprobieren<br />

undsofortmitzunehmen.“<br />

Wie stark die Lebensgeister des <strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Handel</strong>ssind,lässtsichan<strong>den</strong>Umsatzzahlenablesen:<br />

Erwirtschaftete der internetbasierte <strong>Handel</strong><br />

in Deutschland 2012 rund 30 Milliar<strong>den</strong> Euro, so<br />

lag der Umsatz des traditionellen <strong>Handel</strong>s bei<br />

knapp 398 Milliar<strong>den</strong> Euro. Das liegt auch am so<br />

wichtigen Wohlfühlfaktor. „Kun<strong>den</strong> besuchen<br />

gerne immer wieder bestimmte Geschäfte, weil<br />

sie dort passende Angebote in einer angenehmen<br />

Atmosphäremiteinerfreundlichen undpersönlichen<br />

Beratung fin<strong>den</strong>. Das trägt zu einer starken<br />

Kun<strong>den</strong>bindung bei”, so Björn Bloching, bei RolandBergerfürdasweltweiteGeschäftimBereich<br />

Marketing&Vertriebsowie<strong>Handel</strong>&Konsumgüter<br />

verantwortlich. „Und hier ist der klassische<br />

<strong>Handel</strong> im Vergleich zum Internet einfach unschlagbar.”<br />

Soerklärtsich,warumselbstHigh-Tech-Unternehmen,<br />

die ganz <strong>auf</strong> das Internet setzen, große,<br />

repräsentative Flagship-Stores in <strong>den</strong> wichtigsten<br />

Zentren eröffnen. „Anlass zur Sorge gibt aber die<br />

immerstärkereemotionaleBindungswirkungvieler<br />

Online-Shops. Hier muss sich der traditionelle<br />

<strong>Handel</strong> stärker bemühen, <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> weiterhin<br />

zu begeistern und zu halten”, warnt Bloching.<br />

Wenn das gelingt, sei auch der Preis im <strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Handel</strong> nicht das wichtigste Kriterium. „Die<br />

Kun<strong>den</strong>, die heute offline k<strong>auf</strong>en, tun dies in vollem<br />

Bewusstsein, dass sie dabei nicht <strong>den</strong> günstigsten<br />

Preis zahlen. Die zunehmende Transparenz<br />

ist daher offenbar nicht die zentrale Bedrohung.<br />

Vielmehr gewinnt in einer Multichannel-<br />

Eink<strong>auf</strong>swelt, wer die Motive der Kun<strong>den</strong> kennt,<br />

die mehr zählen als der Preis“, so Henrie W. Kötter,<br />

Geschäftsführer Centermanagement beim<br />

ProjektmanagerECE.<br />

Mitder neuen Jacke in die Kältekammer<br />

Neben der Verzahnung digitaler Kanäle mit dem<br />

<strong>stationäre</strong>n Geschäft liegt die Zukunft des Einzelhandels<br />

also in der Art der Produktpräsentation<br />

und der Atmosphäre darum herum. Stationäre<br />

Einzelhändler kreieren daher immer häufiger Geschäfte,in<strong>den</strong>enmannichtnureink<strong>auf</strong>t,sondern<br />

auchgerneZeitverbringtundsichwohlfühlt.<strong>Der</strong><br />

Eink<strong>auf</strong>wirdzumErlebnis.<br />

BeispielefürdiegelungeneUmsetzungsolcher<br />

neuenKonzeptegibtesinallenBranchenundLa<strong>den</strong>größen.<br />

Buchhandlungen wer<strong>den</strong> zu kleinen<br />

Cafés,in<strong>den</strong>ParfümerienderDouglas-Gruppeetwa<br />

können Kun<strong>den</strong> ihren Eink<strong>auf</strong> mit dem Besucheinesin<strong>den</strong>La<strong>den</strong>integriertenNagelstudios<br />

oder Friseursalons verbin<strong>den</strong>, und beim Outdoor-<br />

Ausstatter Globetrotter können Outdoor-Fans in<br />

eigens eingerichteten Regen- und Kältekammern<br />

Jacken <strong>auf</strong> ihre Widerstandsfähigkeit testen und<br />

im hauseigenen Schwimmbecken die TauchausrüstungoderdasneueKajakunterReal-Bedingungen<br />

testen. Alles eingerahmt in anspruchsvolle<br />

Architektur(sieheFoto).<br />

Und deshalb, so Josef Kellermann, Bezirksgeschäftsführer<br />

des <strong>Handel</strong>sverbands Bayern (HBE)<br />

in Niederbayern und der Oberpfalz, wer<strong>den</strong> die<br />

1A-Lagenfür<strong>den</strong><strong>stationäre</strong>n<strong>Handel</strong>immermehr<br />

an Bedeutung gewinnen. Dementsprechend dürften<strong>auf</strong>DauerdieStandorte<strong>auf</strong>derGrünenWiese<br />

wohlzu<strong>den</strong>Verliererngehören.<br />

JedochwarntKellermannangesichtsderstrukturellen<br />

Veränderungen vor Hysterie. <strong>Der</strong> <strong>stationäre</strong><br />

<strong>Handel</strong> stehe bereits seit Jahren etlichen<br />

strukturellenProblemengegenüberundhabesich<br />

<strong>den</strong>noch bis heute als stabil erwiesen. So sei der<br />

Anteil der Verbrauchsausgaben an <strong>den</strong> verfügbaren<br />

Einkommen schon längere Zeit ins Rutschen<br />

geraten.Auchmüssemanmitderdemografischen<br />

Entwicklung,alsowenigerKun<strong>den</strong>,nichterstseit<br />

gesternfertigwer<strong>den</strong>,unddieTatsachesteigender<br />

Online-Umsätze beschäftige diesen Wirtschaftszweigmehrundmehr.SosiehtderEinzelhandelsverband<br />

im „Multichannel-<strong>Handel</strong>“ eine große<br />

Chance.„In bei<strong>den</strong>WeltenzuHausezu sein“,das<br />

bedeute zum einen, seinen Kun<strong>den</strong> einen Rundum-Service<br />

zu bieten und zum anderen, die Bindung<br />

an sein Unternehmen deutlich zu erhöhen.<br />

Josef Kellermann verweist hier <strong>auf</strong> das Beispiel<br />

des Vohenstraußer Unternehmens „Grießl Raum<br />

und Design“, das mit seinem digitalen AushängeschildKun<strong>den</strong>ausgrößererEntfernungangelockt<br />

habe:„SiehabenimInternetVertrauengewonnen<br />

undsindüberweitereStreckenangereist.“<br />

Bundesweit haben sich vor einem Jahr 23 ProzentderKäufervorabonlineinformiert,heutetut<br />

dasbereitseinDrittel.Dagegenistesoffenbarimmer<br />

noch eher selten, dass man sich stationär informiertundanschließendonlineeink<strong>auf</strong>engeht.<br />

Dennoch hat der <strong>Handel</strong>sverband diesen „Beratungsklau“zumSchwerpunkt-Thema2014ausgerufen.<br />

UmSätzeimdeUtScheneinzelhandel<br />

TrotzOnline-Boom:Stationärer<strong>Handel</strong>weitvorOnline-Geschäft<br />

432<br />

414<br />

422<br />

411<br />

401<br />

403<br />

400<br />

300<br />

200<br />

390 400 394 382 396 399<br />

100<br />

11 14 18 22 26<br />

33<br />

2003 2005 2007 2009 2011 2013<br />

Stationärer<strong>Handel</strong> Online-<strong>Handel</strong><br />

GeSamtUmSatzinmilliar<strong>den</strong>eUro<br />

Quelle:StatistischesBundesamt<br />

WALDKIRCHEN. Durch Billiganbieter und <strong>den</strong><br />

Boom bei Online-Bestellungen steht der <strong>stationäre</strong><br />

<strong>Handel</strong> schwer unter Druck. Beim Thema Bekleidung<br />

suchten die Unternehmen in <strong>den</strong> vergangenen<br />

Jahren ihr Heil verstärkt in der Zusammenarbeit<br />

mit starken Partnern unter <strong>den</strong> Herstellern–StichwortMarkenshops.DasModehaus<br />

Garhammer im niederbayerischen Waldkirchen<br />

ging schon immer einen etwas anderen Weg. Geschäftsführer<br />

Johannes Huber, der mit seinem<br />

BruderChristophunddessenFrauKatrindasUnternehmen<br />

leitet: „Wir wollen nicht, dass überall<br />

alles gleichausschaut und waren beidiesem Thema<br />

immer sehr zurückhaltend.“ Beim aktuellen<br />

Umbau <strong>setzt</strong> man <strong>auf</strong> Stilwelten – wie zum Beispiel<br />

bei Business-Anzügen. Dort gibt es dann<br />

nocheineneinzigenOriginal-Shop,vonBoss.<br />

Das Thema Internet sollte für einen guten <strong>stationäre</strong>n<br />

Händler kein Problem sein, sagt Huber.<br />

DieKun<strong>den</strong>seienheutesehrgutinformiert,doch<br />

am Ende zählten eine kompetente Beratung, ein<br />

Top-Service und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.DiesseiauchamUmsatzzuspüren.InWaldkirchen<br />

beschäftigt man sich seit Jahren sehr intensivmitdemThemaOnline.Dorthatmansich<br />

allerdingsbislangnochgegeneineneigenenShop<br />

entschie<strong>den</strong>. „Angst vor dem Internet-<strong>Handel</strong> habenwirnicht“,soderGeschäftsführer.<br />

Tatsache ist: Garhammer-Kun<strong>den</strong> reisen aus<br />

Regensburg, Nürnberg, München, Straubing,<br />

Landshut,LinzundSüdböhmenan.UndweilvieleKun<strong>den</strong>vonweitherkommen,legtdasFamilienunternehmen<br />

großen Wert <strong>auf</strong> eine hohe Aufenthaltsqualität.ÜberallimHausgibtesbequeme<br />

Sitzgelegenheiten, Zeitungen und Zeitschriften<br />

undkostenloseGetränke.Wermöchte,bekommt<br />

sogareinGlasSektodereinWeißbierserviert.<br />

„Die starke Kun<strong>den</strong>- und Serviceorientierung<br />

haben wir in der Familie schon immer ganz konkret<br />

vorgelebt bekommen“, so Christoph Huber.<br />

Das exklusive Sortiment des Modehauses im<br />

Landkreis Freyung-Grafenau hat Großstadtniveau.Doch„beimGarhammer“findetdieKundin<br />

ein breites Spektrum an Markenware – nicht nur<br />

im hochpreisigen Bereich: „Bei uns wird jeder –<br />

unabhängig vom Budget – gleich gut beraten“, so<br />

ChristophHuber.DieLandfrauausdemDorfesolle<br />

sich genauso wohlfühlen wie die designorientierteKundinausderStadt.Außerdemwolleman<br />

einHausfüralleGenerationensein.<br />

Ausbildung und eine stete Weiterbildung der<br />

Beschäftigten stehen ganz oben <strong>auf</strong> der Agenda.<br />

Vieleder rund 400Mitarbeiter sind schonlange<br />

anBord.„WeilguteLeutedergrößteSchatzsind“,<br />

ist Wertschätzung ein großes Thema. Für ihr<br />

überdurchschnittliches Engagement bekommen<br />

dieMitarbeitersogaretwasmehrGeldalsbeiMitbewerbern.<br />

Und: „Richtig gute Mitarbeiter können<br />

auch richtig gut verdienen“, so Huber. Und<br />

damit meint er nicht nur Provisionen, weil diese<br />

nureinenkleinenTeildesGehaltsausmachten.<br />

Eine familiäre Atmosphäre undstete Präsenz<br />

bedeutet <strong>den</strong> Inhabern viel, und so „ist immer<br />

mindestenseinervonunsimVerk<strong>auf</strong>sraumzugegen“,sagtChristophHuber–ansprechbarfüralle,<br />

für die Kun<strong>den</strong> wie auch für die Mitarbeiter. Im<br />

Zuge der Erweiterung des Verk<strong>auf</strong>sareals von<br />

6000 <strong>auf</strong> 9000 Quadratmeter, die im Herbst abgeschlossen<br />

sein soll, entsteht auch ein Restaurant<br />

mitgehobener Küche. „Wir verk<strong>auf</strong>en nichtnur<br />

Kleidung,sondernauchEmotionen“,sagtderUnternehmer.FürKun<strong>den</strong>solltederBesuchinWaldkircheneinErlebnissein.AproposKunde.<strong>Der</strong>stehe<br />

beiGarhammer wirklich im Mittelpunkt –<br />

und das nicht nur als Lippenbekenntnis. „Auch<br />

wennes1000Dingezubesprechengibt,unterbrechenwireineSitzung,wenneinGasteinProblem<br />

hat“,sagtHuber.Dennumihngehtes.(ti)

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