September 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...
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IN EIGENER SACHE • HINTER DEN KULISSEN<br />
Pia Angel kam 2002 in die iKG um das<br />
„Externe Fundraising“ aufzubauen,<br />
sprich: mehr Kontakte zu nichtjüdischen<br />
Spendern zu knüpfen. Zu Beginn<br />
galt es dabei aus dem „Spen den<br />
brauchen wir an allen Ecken und Enden“<br />
etwas Konkretes herauszufiltern, „das<br />
Menschen, die spenden wollen, auch wirk -<br />
lich anspricht“, erin nert sich Angel.<br />
„Nach einiger Zeit war das gelungen und<br />
das Stipen dienprojekt hatte innen und<br />
außen Form an ge nommen. Das schönste<br />
war, <strong>als</strong> dieses Projekt bei den Geschäfts -<br />
füh rern wirklich Anklang fand – meist<br />
natürlich im persönlichen Gespräch“, so<br />
Angel. Und sie erzählt weiter: „Einer<br />
war so angetan, dass er im Hochsommer<br />
2003 unbedingt einen Termin in der IKG<br />
wollte. Gesagt, getan. Dieser Vorstands di -<br />
rektor blieb mir bis zu seinem Ausschei den<br />
aus dem Unternehmen fünf Jahre lang<br />
treu.“<br />
Zwei Zielgruppen hat Angel im Vi sier:<br />
einerseits Firmen und Unternehmen,<br />
die Stipendien für die Zwi Perez Cha -<br />
jes-Schule (ZPC) übernehmen. Ein<br />
Stipendium für ein Schuljahr beträgt<br />
rund 3.300 Euro. Zur Zeit sind zwischen<br />
70 und 80 Prozent der ZPC-<br />
Schü lerinnen und Schüler Stipen di en -<br />
empfänger. Andererseits spricht Angel<br />
Stiftungen an, „was eine sehr gründliche<br />
und zeitintensive Vorberei tung erfordert.<br />
Transparenz und Offenheit sind immer<br />
noch das, was die Spenden be reitschaft<br />
aus löst, vorausgesetzt dem Spender ist das<br />
Projekt wirklich sympathisch“.<br />
Dritte im Bunde wurde Hannah Kneu -<br />
cker, die von 2005 bis 2008 das Team<br />
verstärkte und dabei viele wichtige<br />
im pulse setzte. inzwischen hat Miri am<br />
Tenner ihre Agenden übernommen.<br />
Sie kümmert sich einerseits um jene<br />
mitglieder, die bisher nicht erreicht<br />
werden konnten. „Das sind vor allem<br />
bucharische und georgische Familien. Hier<br />
versuche ich, einen persönlichen Kontakt<br />
herzustellen. Es geht darum, das Bewusst -<br />
sein zu schaffen, dass die Gemeinde auch<br />
ihre Gemeinde ist. Das ‚Wir‘ ist hier noch<br />
nicht entstanden. Dabei sind gerade die<br />
bucharischen Fami lien kinderreich und<br />
damit große Nutznießer der Stipendien<br />
für die ZPC-Schule.“<br />
Andererseits kreiert Tenner bestimmte<br />
Projekte, die für den Spender die Ver -<br />
wendung seines Geldes transparenter<br />
werden lassen. Zu Purim veranstaltete<br />
Tenner erstm<strong>als</strong> einen mischloach<br />
manot-markt, bei dem Körbe für be -<br />
dürftige Familien gefüllt werden<br />
konnten, und war von dem Echo<br />
über wältigt. „Es waren schließlich über<br />
300 Körbe – mit diesem Zulauf habe ich<br />
nicht gerechnet.“<br />
Alle drei Fundraiserinnen haben sich<br />
natürlich dafür eingesetzt, im Rah men<br />
der Capital Campaign für den neu bau<br />
der Zwi Perez Chajes-Schule so wie<br />
den neubau des Elternheims mittel<br />
aufzutreiben. Der iKG-Campus habe<br />
allerdings eine Größenordnung, „die<br />
viele nicht nachvollziehen können – das<br />
ist dann teilweise ein Überforderung der<br />
Mitglieder und auch derjenigen, die nicht<br />
Mitglieder sind, aber helfen wollen“, so<br />
Tenner. nicht jeder könne viel geben,<br />
viele aber ein bisschen etwas, sind<br />
sich die drei Fundraiserinnen einig.<br />
nun gibt es daher ein neues Sozial -<br />
pro jekt, um jene Personen anzusprechen,<br />
die weniger geben können oder<br />
möchten: die sozialpatenschaft. Aus -<br />
gangs punkt war die neue gesetzliche<br />
Regelung der Absetzbarkeit von Spen -<br />
den für karitative Zwecke, die rückwirkend<br />
mit Jahresbeginn <strong>2009</strong> in<br />
Kraft getreten ist. Unternehmen, aber<br />
auch unselbstständige Arbeitnehmer<br />
können nun Spenden an bestimmte<br />
Hilfs organisationen im Ausmaß von<br />
bis zu zehn Prozent ihres Gewinns be -<br />
ziehungsweise Einkommens steuerlich<br />
geltend machen. Vorausset zung ist,<br />
dass die bedachte Organisa tion auf ei -<br />
ner vom Finanzminis teri um veröffentlichten<br />
und laufend ak tu a li sierten<br />
Liste vertreten ist (siehe auch: www.<br />
bmf.gv.at/service/allg/spen den).<br />
Auf dieser Liste ist auch „Tmicha –<br />
Verein zur Unterstützung Hilfsbe dürf -<br />
tiger“ angeführt. Dieser Verein wurde<br />
von der iKG mit dem Ziel gegründet,<br />
sozial Bedürftige zu un terstützen und<br />
den Spendern die steuerliche Absetz -<br />
bar keit ihrer Zuwendungen zu er mög -<br />
lichen. Das ist die eine Seite der medail<br />
le. Die andere: derzeit erhalten<br />
rund 2.500 Gemeindemitglieder in<br />
der einen oder anderen Form soziale<br />
Un terstützung. Das neue Projekt, die<br />
Sozialpatenschaft, springt genau hier<br />
ein: iKG-mitglieder und alle Freunde<br />
der iKG können mit einem überschau -<br />
baren Beitrag pro monat helfen, soziales<br />
Leid zu mindern. „Wer ein bisschen<br />
geben kann, übernimmt eine Pa ten schaft.<br />
Wer mehr geben kann, übernimmt mehrere<br />
Patenschaften“, erklärt Tenner. (nä -<br />
heres zur Sozialpaten schaft, siehe<br />
Kasten und Beilage.)<br />
Das Auftreiben von mitteln ist für alle<br />
drei Fundraiserinnen das tägliche<br />
Bohren von dicken Brettern. Auch an<br />
ihnen geht die für viele finanziell<br />
schwierige Zeit nicht spurlos vorüber,<br />
Spender und Sponsoren sind dieser<br />
Tage dünner gesät. Dennoch gibt es<br />
auch „die anderen Geschichten“, wie<br />
alle drei berichten können.<br />
So erzählt miriam Tenner: „Vor etwa<br />
einem halben Jahr hat ein nichtjüdischer<br />
Österreicher angerufen und gesagt, er<br />
wol le der IKG etwas spenden, das aber<br />
persönlich machen.“ Gesagt, getan:<br />
schließlich stand ein Steirer in Tracht<br />
mit dazugehörigem Hut vor Tenner,<br />
ein Kuvert in der Hand, in dem sich<br />
ein größerer Betrag befand. Bei einer<br />
Tasse Kaffee erzählte er dann über<br />
seine Beweggründe.<br />
„Seine Mutter war vor dem Krieg Kin der -<br />
mädchen oder Haushälterin bei einer<br />
jüdischen Familie in Wien und ist dann<br />
mit der Familie nach Holland gegangen.<br />
Als die Familie in die USA emigrierte,<br />
kehrte die Frau in die Steiermark zurück,<br />
heiratete, brachte zwei Buben auf die Welt.<br />
Mit der jüdischen Familie blieb sie in Kon -<br />
takt und nach dem Krieg wurde sie von<br />
dieser unterstützt. Er erzählte, dass er und<br />
sein Bruder in dem Ort dam<strong>als</strong> die einzigen<br />
waren, die Schokolade und Jeans aus<br />
Amerika hatten“, so Tenner. Der mann<br />
ist nicht verheiratet und hat keine<br />
Kinder, und nun bei Pensionsantritt,<br />
wo er etwas Geld ausbezahlt erhalten<br />
habe, sah er eine möglichkeit, der iKG<br />
etwas zu spenden. „Eine jüdische<br />
Familie hat seine Familie nach dem Krieg<br />
unterstützt, das ist nun sein Beitrag, der<br />
Gemeinde etwas Gutes zurückzugeben.“<br />
Und Hanni Haber erinnert sich: „Eine<br />
ältere nicht-jüdische Dame hatte eine<br />
klei ne Erbschaft gemacht und aus dieser<br />
Erbschaft der IKG eine Spende gewidmet.<br />
Der Hintergrund dazu: die Mutter hatte<br />
vor dem Krieg bei einem jüdischen Koh -<br />
lenhändler im Haushalt gearbeitet. Er hat<br />
ihre Mutter und auch sie selbst immer gut<br />
behandelt und ihnen im Winter, wenn<br />
<strong>September</strong> <strong>2009</strong> - Elul/Tischri 5770 7