September 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...
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JUDENTUM<br />
Das<br />
Laubhüttenfest<br />
- Sukkos<br />
im Talmud und in unseren Gebeten<br />
nennen wir Sukkos auch „Sman Sim -<br />
cho senu” - die Zeit unserer Freude. Es ist<br />
neben Pessach und Schwuos eines<br />
der „Scholosch Regolim” - der drei Wall -<br />
fahrtsfeste, an denen zur Zeit des<br />
Tempels alle männer nach Jeruscho la -<br />
jim kamen, um dort Opfer und Ab ga -<br />
ben darzubringen.<br />
Während ihrer 40-jährigen Wande -<br />
rung durch die Wüste wohnten Benei<br />
Jisroel, unsere Vorfahren, im Ver trau en<br />
auf G-ttes beschützende Hand, in einfachen,<br />
provisorischen Hausun gen.<br />
Und die Torah gebietet auch uns jährlich,<br />
und zwar während des sieben<br />
Tage dauernden Laubhüttenfestes, in<br />
einem provisorischen Haus, der sogenannten<br />
Sukkah, zu leben. Darin zu le -<br />
ben, so erklären unsere Weisen, be deu -<br />
tet eigentlich, dass wir, zumindest die<br />
männer, tatsächlich Tag und nacht in<br />
der Laubhütte verbringen und sie<br />
wäh rend dieser Festwoche, wie unsere<br />
Vorfahren in der Wüste, zu unserer<br />
Wohnung machen sollen. Da es sich<br />
beim wohnen in der Sukkah um eine<br />
mizwo handelt, die an eine bestimmte<br />
Zeit gebunden ist, nämlich die Tage<br />
vom 15. bis 21. Tischri, sind Frauen<br />
nicht dazu verpflichtet - können aber<br />
selbstverständlich in die Sukkah<br />
kommen wenn sie es möchten.<br />
Aus Sicherheitsgründen sowie aufgrund<br />
der klimatischen Verhältnisse in<br />
unseren Breiten dürfen wir zwar auch<br />
in unseren regulären Wohnungen<br />
schla fen, es wäre allerdings gut wenn<br />
wir in der Laubhütte zumindest essen<br />
und trinken. mahlzeiten mit Brot und<br />
Gebäck dürfen wir in jedem Fall,<br />
solange es nicht regnet, ausschließlich<br />
in der Sukkah zu uns nehmen, dann<br />
sprechen wir auch die Brocho „L’-<br />
Schejw BaSukko” - den Segensspruch<br />
„Gepriesen seist Du ... der uns aufgetragen<br />
hat in der Sukkah zu sitzen”. Der<br />
voll ständige Wortlaut ist in jedem Sid -<br />
dur (Gebetbuch) zu finden. Außer -<br />
dem sollten wir jeden Tag etwas Zeit<br />
in der Sukkah verbringen um Torah<br />
zu lernen. Bezüglich der genauen<br />
technischen Details und Regelungen<br />
sollte jeder bitte seinen Rabbiner konsultieren.<br />
Gemäß minhag Aschkenas, isst und<br />
schläft man auch noch am 22. Tischri,<br />
dem Feiertag Schemini Azeres, in der<br />
Sukkah, jedoch ohne den Segens -<br />
spruch „L’Schejw BaSukko” zu sagen.<br />
Auch im innenhof der Kultusge -<br />
meinde in der Seitenstettengasse ha -<br />
ben wir eine große Sukkah, die vor<br />
allem all jenen offen steht, die keine<br />
ei gene Sukkah zu Hause bauen können.<br />
* Die hier benutzte Transliteration der hebräischen<br />
Wörter entspricht nicht der sefardischen,<br />
sondern der aschkenasischen Aussprache und<br />
Schreibweise, so wie es traditionell in der<br />
deutsch-jüdischen Rechtschreibung üblich ist.<br />
Dinge, die sie für den Bau<br />
einer Sukkah brauchen ...<br />
Während der Droscho des Rabbiners<br />
war es ungewöhnlich ruhig in der<br />
Synagoge. Alle Kinder waren still und<br />
saßen brav auf ihren Plätzen. „Wie<br />
habt ihr das gemacht??, fragt der<br />
erstaunte Schames einen der Väter.<br />
„Ganz einfach?, antwortet dieser,<br />
„wir haben unseren Kindern einfach<br />
erklärt, dass sie nicht stören dürfen<br />
wenn der Rabbiner spricht, weil er<br />
sonst den Faden verlieren könnte<br />
und dann seine ganze Droscho noch<br />
einmal von vorne anfängt!”<br />
Vor einigen Tagen kam ein Jude in das Rabbinat und sagte, er habe im neuen Machsor<br />
(Gebetbuch) gelesen, dass Zedaka (wohltätige Spenden) ein gutes Mit tel seien, um<br />
Barm her z igkeit von G´tt zu erlangen. Er fragte mich <strong>als</strong> Rabbi ner, an wen und wie viel<br />
Zedaka man geben solle.<br />
Natürlich gibt man Spenden nicht nur um vor dem Ewigen gut dazustehen, sondern<br />
auch, weil man ein hilfreicher und großzügiger Mensch sein möchte. Es kommt nicht<br />
selten vor, dass dieselben Juden, die großzügig an Institutionen und soziale Zwecke in<br />
Israel spenden, für die Bedürfnisse der eigenen Stadt nichts hergeben wollen.<br />
In der Tora werden die Prioritäten aber ein wenig anders dargestellt. Dort heißt es:<br />
Sofort nach der Versorgung der eigenen Familie soll man für Bedürftige und soziale<br />
Institutionen der eigenen Stadt spenden. Da können wir uns selbst über die Not unserer<br />
Mitmenschen ein Bild machen.<br />
Man soll danach natürlich auch für Institutionen und Einzelne in Israel spenden. Das<br />
Aus maß der Spenden sollte nach jüdischer Vorschrift zwischen 10% und 20% der<br />
Einkünfte ausmachen. Unsere Weisen nehmen aber auch Rück sicht auf unsere Taschen<br />
und meinen, mehr <strong>als</strong> 20% kann „gefährlich“ werden.<br />
Häufiger <strong>als</strong> die Spender kommen die Bedürftigen zum Rabbiner, sodass er sie miteinander<br />
bekannt machen kann.<br />
Einmal sah ein Rabbiner, wie ein Jude einen Zettel in die Kotel (Klagemauer) steck te. Als<br />
dieser herausfiel, las der Rabbiner, dass der Mann vom lieben G´tt US$ 1.000,- für die<br />
Verheiratung seiner Tochter erbat. Da auf dem Zettel auch eine Adresse stand, machte<br />
der Rabbiner eine Sammlung und brachte dem Bittsteller 800 Dollar ohne zu sagen,<br />
dass er die Summe gesammelt hatte.<br />
Der Rabbiner sah den Mann ein zweites Mal bei der Kotel, wieder fiel der Zettel aus<br />
der Wand und der Rabbiner las verblüfft. „Lieber G´tt, vielen Dank für das Geld, aber<br />
schicke es nächstes Mal nicht mit dem Rabbiner, denn der hat sich US$ 200,- Pro vision<br />
behalten.“<br />
Wir werden Ihnen gerne - ganz ohne Provision - unsere Hilfe anbieten.<br />
Wir wünschen Ihnen Schana Towa!<br />
Oberrabbiner Chaim Eisenberg und Gemeinderabbiner Shlomo Hofmeister<br />
J<br />
<strong>September</strong> <strong>2009</strong> - Elul/Tischri 5770 55