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M WIRTSCHAFT • ISRAEL Schnee bei Sonnen Hoch in den Pitztaler Alpen beginnt die Ski - saison heuer am Gletscher so schneesicher wie schon lange nicht – dank einer neuen Technologie Made in Israel. VON REINHARD ENGEL WIRTSCHAFT Entsalzungsanlage in Ashkelon „Es ist wirklich Schnee, was da herauskommt, nicht Crash-Eis für Caipirinha,“ lacht Willi Krüger. Er arbeitet als mar - ketingleiter für die Pitztaler Glet scher - bahnen, und diese haben schon im August mit dem probeweisen Schnee - machen bei Sommertemperaturen be - gonnen. Die Saison startete dann mitte September, mit einer sicheren weißen Decke, die von einer neuartigen Anlage aus israel hergestellt worden war. Die maschine, die das ermöglicht, nennt sich „All Weather Snowmaker“, und damit gleich jeder weiß, was sie kann, liest man auf ihrem Werbe - prospekt: „Wenn andere Schneekanonen versagen“. Das Unternehmen, das sie erzeugt, hat seinen Sitz in israel: iDE Technologies. Und seine ingenieure, die seit Ende 2008 auf dem 2800 me - ter hohen Tiroler Gebirgsgletscher herumgeschraubt haben, sind eigentlich Schnee in ihrer übrigen Arbeit nicht wirklich gewöhnt. 28 September 2009 - Elul/Tischri 5770
WIRTSCHAFT • ISRAEL schein Doch wie fand iDE nach Tirol? „Schon in den 60er Jahren haben wir zum Ent sal - zen von Meerwasser eine neue Techno lo gie entwickelt, den Einsatz von Vakuum,“ er - zählt Moshe Tessel, der für die Schnee - erzeugung verantwortliche Bereichs - di rektor. „Dabei frieren wir das Wasser ein und entfernen so das Salz.“ Diese Technologie funktionierte zwar, ließ sich aber kostengünstig nur für kleinere Anlagen nutzen, der Entwick lungs - trend ging aber Richtung große Ent - salzungswerke für urbane Regionen. Also nutzte iDE die Geräte andersherum – zur Kühlung. Vor allem in heissen, tiefen Gold- und Diamanten mi - nen in Südafrika kamen die iDE-ma - schinen zum Einsatz, man musste dank ihnen nicht mehr große mengen von Kühlwasser mehrere tausend meter in die Tiefe pumpen. Was bei diesen ma schinen herauskam, sah Schnee sehr ähnlich, und dann begannen die iDE-Techniker sich entsprechende An - wendungsmöglichkeiten zu überlegen. Benny Raich, der Blitz von Pitz, am Pitztaler Gletscher oshe Tessel, IDE Direktor, beim Test normalerweise entwerfen und konstruieren sie meerwasser-Entsalzungs - anlagen, zuletzt waren sie etwa für den Bau einer derartigen Trinkwasser-Fa - brik im israelischen Ashkelon verantwortlich, einer der größten weltweit. iDE wurde auch für diesen Zweck ge - gründet, 1965, damals als staatliches Forschungs- und Entwicklungs in sti - tut. Jahrzehnte später wurde es privatisiert und gehört heute zwei der größ ten israelischen industriegrup pen, iCL und Delek (siehe Kasten: Konzerne in den Alpen). Braune Hänge – steinige Gletscherpisten Eine erste markstudie erarbeiteten sie im Jahr 2006, dann begannen sie systematisch, Skigebiete in den österreichischen, Schweizer und italienischen Alpen abzuklappern. Aber sie zielten ursprünglich noch nicht auf Glet scher. „Ich bin ein Marketing-Mann,“ erzählt Tessel, „ich habe viel gelesen über Skige - bie te und auch über die Probleme von solchen in tieferen Lagen mit ihren grünbraunen Hängen bei wärmeren Wintern – und diese Probleme nehmen ja zu.“ mehrmals lud iDE Delegationen aus Europa ein, um ihnen die neue Tech - no logie vorzuführen. Aber es waren schließlich doch zwei Skigebiete in besonders hohen Lagen, das Pitztal in Österreich und Zermatt in der Schweiz, die sich früh konkret in teressierten, und die dann die ers ten Aufträge vergaben. Beide bieten Glet - scherskilauf an, und beide kämpf ten mit ähnlichen Problemen: „Im Spät - herbst, so Anfang Oktober, reicht die Glet - scherpiste nur bis 500 Meter vor der Berg - station,“ erzählt Christen Baumann, CEO der Zermatt Bergbahnen AG. „Die verbleibende Strecke musste zu Fuß zurückgelegt werden.“ Wenn jemand schon ordentlich Geld ausgibt für hoch alpinen Skilauf weit über 3000 me tern, dann darf ihn der Liftbe treiber nicht mehr mühsam weite Strec ken zwischen Piste und Seilbahn in schwe - ren Skischuhen herumstapfen lassen. Den Tirolern ist es ähnlich ergangen. Sie fahren ihre Lifte am Gletscher zwar nicht über den Sommer, aber am Sai - sonbeginn mitte September warten schon zahlreiche internationale Ski - © Pitztaler Gletscherbahnen teams, die hier ihre Trainings abhalten – ob das die Österreicher sind, die Franzosen, italiener oder die Deut - schen, bis hin zu Alpin-Exoten aus Russland oder Bulgarien. Bald darauf folgen die Herbstferien in Deutsch - land, und Skiklubs wie Skischulen aus zahlreichen Städten und Regionen wollen dann am Gletscher die Saison eröffnen. Aber meist hat es noch nicht rechtzeitig geschneit, da sind manchmal noch Steine auf den Pisten, und für den Ein satz der fix eingebauten Schnee - ka nonen ist es oft zu warm. marke - ting-manager Krüger: „Dazu braucht man Minus-Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit über 60 Prozent, und zu viel Wind sollte auch nicht wehen.“ mit der neuen israelischen maschine 3wenn es warm ist. Sie steht allerdings fix in der nähe der Bergstation der Seilbahn, der Schnee rutscht über September 2009 - Elul/Tischri 5770 29
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