September 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...
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POLITIK • ISRAEL<br />
Der Dreiergipfel<br />
von Ulrich W. Sahm<br />
Sie haben sich im Waldorf Astoria<br />
Ho tel sogar die Hand geschüttelt, der<br />
palästinensische Präsident mahmoud<br />
Abbas und israels Regierungschef<br />
Ben jamin netanjahu. Doch von ei nem<br />
„Durchbruch“ könne keine Rede sein,<br />
sagen vorsichtig die israelischen Re -<br />
porter in new York. Die konzentrierten<br />
sich vor allem auf die Analyse der<br />
Körpersprache des amerikanischen<br />
Präsidenten Barack Obama und der<br />
nahöstlichen Kontrahenten.<br />
Obama habe den Raum nachdenklich<br />
und nicht mit hüpfenden Schritten be -<br />
treten. Abbas habe erst einmal dem<br />
„ge mäßigten“ israelischen Verteidi -<br />
gungs minister Ehud Barak herzlich die<br />
Hand geschüttelt, obgleich der vor we -<br />
nigen Tagen weitere 500 Wohnungen<br />
in den „völkerrechtlich illegalen Sied lun -<br />
gen in den Palästinen sergebieten“ ge neh -<br />
migt hatte. Dann sei es Abbas ge lun -<br />
gen, israels Außenminister Avig dor<br />
Liberman zu umgehen, ohne ihm die<br />
Hand zu drücken. in den palästinensischen<br />
medien wurde das <strong>als</strong> großer<br />
Sieg von Abbas gefeiert. israelische Zei -<br />
tungen berichten hingegen, dass Ab bas<br />
Libermann mit „Herr Außen mi nister“<br />
angesprochen habe, woraufhin Liber -<br />
mann gesagt habe: „Warum eine so formale<br />
Anrede, wir sind doch Nach barn.“<br />
Ohne in Euphorie zu verfallen, sagten<br />
israelische Journalisten in new York<br />
und israel, dass netanjahu bei dieser<br />
mini-Etappe des Konflikts einen di -<br />
plo matischen Sieg errungen habe. Er<br />
überzeugte die USA, dass israel „ohne<br />
jede Vorbedingung“ zur Erneuerung der<br />
Gespräche bereit sei. Abbas je doch<br />
woll te nicht einmal zu diesem Drei er -<br />
treffen mit Obama kommen, so lange<br />
is rael keinen „völligen Bau stopp in den<br />
Siedlungen“ verkündet habe. Obama<br />
benötigte aber aus innenpolitischen<br />
Grün den einen außenpolitischen<br />
Trumpf und zwang deshalb Ab bas zu<br />
dem Treffen, auch ohne Er füllung seiner<br />
„Konditionen“. Es sei hier angemerkt,<br />
dass Abbas mehrfach ne tan -<br />
jahus Vorgänger Ehud Olmert in dessen<br />
Jerusalemer Residenz besucht hat,<br />
ohne irgend welche Bedingun gen zu<br />
stellen, während Olmert munter wei -<br />
terbauen ließ.<br />
Der schwächliche Abbas sei „eingeknickt“<br />
und habe sich „von den Ameri ka -<br />
nern an den Haaren nach New York ziehen<br />
lassen“, kritisierten palästinensische<br />
Kommentatoren. Die palästinensische<br />
Bestürzung war umso größer, <strong>als</strong> Oba -<br />
ma mit einigen wenigen Wor ten ei nen<br />
Rückzieher nach dem anderen machte.<br />
An die Stelle eines „totalen Bau stopps<br />
in den Siedlungen“ redete er jetzt nur<br />
noch von einem „zügeln“ (restain) der<br />
Bautätigkeit. Anstatt wie an gekün digt<br />
„einen neuen Friedens pro zess anzuschieben“,<br />
war nur noch die Re de von „Ge-<br />
sprä chen“. Ein straffer Ter minplan<br />
wurde überhaupt nicht mehr er wähnt.<br />
Ebenso fehlte die Er wähnung eines<br />
Bau stopps speziell in dem von den Pa -<br />
läs tinensern beanspruchten und von<br />
den israelis an nek tierten Ost-Jeru sa -<br />
lem. Aber auch die von israel geforderte<br />
„Nor malisie rung“ der Bezie hun -<br />
gen der arabischen Staa ten mit israel,<br />
wie Überflugrechte is ra elischer Zivil -<br />
flugzeuge, hatte Oba ma ausgelassen,<br />
nachdem die Sau dis er klärt hatten,<br />
dass „jüdische Flug zeu ge“ die Luft über<br />
den heiligen Städten mek ka und me -<br />
dina „verpesten“ könnten.<br />
israelische Kommentatoren meinen,<br />
dass der Dreiergipfel reichlich überflüssig<br />
und „hohl“ war. Die Ame ri ka -<br />
ner scheiterten, netanjahu zu einem<br />
Baustopp in den Siedlungen zu zwingen.<br />
Umgekehrt war es für die Pa -<br />
lästinenser nur ein Trostpflaster, dass<br />
der amerikanische nahostvermittler<br />
George mitchell später auf einer Pres -<br />
se konferenz von einer „unveränderten“<br />
Position zu den Siedlungen redete.<br />
Für Abbas war die Zustimmung zu<br />
dem Händedruck nach Ansicht israelischer<br />
Experten und palästinensischer<br />
Beobachter ein schwerer Schritt.<br />
Denn Abbas schaffe es, „andere für sich<br />
arbeiten zu lassen“. Als Arafat noch leb -<br />
te wartete er geduldig ab, während<br />
die Europäer und Amerikaner Druck<br />
auf Arafat ausübten, einen „gemäßigten“<br />
ministerpräsidenten unter sich zu -<br />
zulassen. nach dem gleichen Prinzip<br />
ließ Abbas auch jetzt die Amerikaner<br />
und die EU für sich arbeiten, ohne sel -<br />
ber aktiv werden zu müssen. Für ein<br />
Verschwinden der israelischen Sied lun -<br />
gen aus den besetzten Gebieten sorgen<br />
die Amerikaner mit erheblichem Druck<br />
auf israel und die EU-Staaten mit deut -<br />
lichen Erklärungen. Ebenso ist sich<br />
die Welt einig, dass Ost-Jeru sa lem den<br />
Palästinensern zustehe, während die<br />
gleiche Welt nicht einmal West-Jeru -<br />
sa lem den israelis zu bil ligt und deshalb<br />
alle Botschaften in Tel Aviv angesiedelt<br />
hat. Selbst ver ständ lich wird<br />
die Waffenstillstandsli nie zwi schen<br />
Jordanien und israel be han delt, <strong>als</strong><br />
wäre es die international an er kannte<br />
Staatsgrenze zu dem noch gar nicht<br />
existierenden Staat Paläs tina, ob gleich<br />
diese „grüne Linie“ eigentlich, gemäß<br />
dem Vertrag von Rhodos 1950, „kein<br />
Vor griff auf künftige diplomatische Ver -<br />
hand lungen“ sein sollte. Sogar das<br />
„Rückkehrrecht“ für palästinensische<br />
Flüchtlinge, das is ra el <strong>als</strong> mittel zur<br />
Zerstörung des jüdischen Staates mit<br />
de mografischen mit teln be trach tet,<br />
wird von ausländischen Po litikern wie<br />
eine legitime Forderung der Pa läs ti nen -<br />
ser behandelt. Bun des außen mi nister<br />
Frank-Walter Stein mei er ver wendete<br />
während seiner in deutscher Sprache<br />
ge haltenen Pres se kon ferenz in Jeru sa -<br />
lem den englischen Fach be griff „Right<br />
of Return“. Wenn <strong>als</strong>o alle Welt versucht,<br />
die pa lästinen si schen For de run -<br />
gen durch zuset zen, könne Abbas bei<br />
Ver hand lungen mit israel nur verlieren,<br />
sowie die is raelis von Ab bas Gegen lei s -<br />
tun gen und Konzes sio nen einfordern.<br />
<strong>September</strong> <strong>2009</strong> - Elul/Tischri 5770 27