25.01.2014 Aufrufe

September 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...

September 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...

September 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

POLITIK • INLAND<br />

Israels Botschafter beklagt Mangel an Information über Nahost<br />

„Europa verlangt von Israel sehr viel und von den arabischen Nachbarn sehr wenig”<br />

Der scheidende israelische Botschaf ter<br />

Dan Ashbel beklagt einen mangel an<br />

information der österreichischen Öf -<br />

fentlichkeit über den nahost-Konflikt<br />

und die exponierte Lage israels. israel<br />

befinde sich in der Situation eines<br />

Staa tes, der sich 61 Jahre nach seiner<br />

Gründung immer noch verteidigen<br />

müsse, um überhaupt überleben zu<br />

können, und dem ein Teil der nach -<br />

barn bis zum heutigen Tag das Exis -<br />

tenzrecht abspreche. „Obwohl wir da mit<br />

tagtäglich leben müssen, gelingt es uns,<br />

vieles zu schaffen, was sonst nur in normalen<br />

Ländern geschaffen wird - vielleicht<br />

sogar mehr”, sagte der Botschafter in<br />

einem Gespräch mit der APA.<br />

Er habe den Eindruck, dass viele Po si -<br />

tionen gegenüber israel auf „einem<br />

Mangel an Information” beruhten, und<br />

versuche die menschen durch Vor trä -<br />

ge, interviews und Gespräche „zum<br />

Nach denken zu bringen”. in den me di -<br />

en erzeugten Schlagzeilen sehr rasch<br />

eine bestimmte Stimmung, sagte Ash -<br />

bel, „da wir in einer Zeit der schnellen In -<br />

formation leben und man wenig Geduld<br />

hat, längere Beiträge zu lesen”. Schlag -<br />

zei len könnten aber nie das ganze<br />

Bild geben, „manchmal geben sie sogar<br />

ein verzerrtes Bild.”<br />

„Ich erwarte weder von der österreichischen<br />

Regierung noch von der Öffentlichkeit,<br />

dass man automatisch jede Haltung<br />

Israels akzeptiert. Nicht einmal innerhalb<br />

der EU sind sich die Staaten über ihre<br />

Positionen immer einig.” Die Erwartun -<br />

gen an israel seien sehr hoch, die Er -<br />

wartungen an die arabischen nach -<br />

barn jedoch sehr niedrig, kritisierte<br />

Ashbel. „Es ist unfair, unsere Nach bar -<br />

staaten in einer Art und Weise zu behandeln,<br />

<strong>als</strong> wären sie nicht voll verantwortlich.<br />

Ich glaube, Europa macht es sich<br />

manch mal leicht, indem es den Staaten um<br />

Israel herum das Bewusstsein abspricht,<br />

dass sie voll ausgewachsene Spieler auf<br />

der politischen Bühne sind. Das hilft<br />

nicht der Sache.”<br />

Bei den Palästinensern müsse man<br />

zwischen dem Westjordanland und<br />

Gaza unterscheiden, betonte der Bot -<br />

schafter. „Ich glaube, dass Minister prä -<br />

sident Salam Fayyad sich echte Mühe gibt,<br />

ein System aufzubauen, das dem nahekommt,<br />

was man von einem normalen<br />

Staat erwartet, mit Sicherheitskräften, die<br />

funktionieren, mit Ministerien, die funktionieren,<br />

mit einem Budget, das durchsichtig<br />

ist.” Diese Entwicklung sei neu<br />

und gebe israel die möglichkeit zu<br />

einer Antwort, die die Lebens be din -<br />

gun gen im Westjordanland verbessere.<br />

Die Wirtschaft des Westjordanlands<br />

sei im vergangenen Jahr um sieben<br />

Prozent gewachsen.<br />

im Gazastreifen hingegen regiere eine<br />

„Terrororganisation”, die hauptsächlich<br />

vom iran unterstützt werde, dessen<br />

Führung sich der Vernichtung des<br />

Staates israel verpflichtet habe. Die je -<br />

nigen die behaupteten, die Politik der<br />

Hamas sei nicht so radikal wie deren<br />

Charta, sollten sich ansehen, wie die<br />

Hamas im Gazastreifen tagtäglich mit<br />

den Gegnern in den eigenen Reihen<br />

umgehe, sagte Ashbel. „Jede Stimme,<br />

die gegen die Hamas ist, wird nicht nur<br />

mundtot, sondern tot gemacht. Es ist nicht<br />

nur Rhetorik, es ist eine Haltung. Der Ha -<br />

mas ist ein Staat Israel auf jedem Qua -<br />

dratzentimeter des Landes ein Dorn im<br />

Auge. Da muss man alles tun, uns zu vernichten.<br />

Das wird nicht dementiert.”<br />

Die Beziehungen zwischen Österreich<br />

und israel stünden heute auf einer<br />

soliden Basis, zitierte der Botschafter<br />

Bundespräsident Heinz Fischer. Und<br />

er fügte hinzu: „Österreich und Israel<br />

sind nicht immer einer Meinung. Aber wir<br />

haben eine Atmosphäre des Dialoges und<br />

des gegenseitigen Respektes aufgebaut,<br />

die eine gute Grundlage er bilateralen Be -<br />

ziehungen darstellen.”<br />

Der Diplomat hatte 2005 seinen Vor -<br />

gän ger Avraham Toledo in Wien abgelöst,<br />

der im De zem ber 2003 zum Bot -<br />

schafter ernannt worden war und is -<br />

rael zuvor <strong>als</strong> Geschäftsträger - israel<br />

hatte die Beziehungen 2000 aus Pro test<br />

gegen die FPÖ-Regierungs be tei li gung<br />

herabgestuft - in Österreich vertreten<br />

hatte.<br />

Er habe es in den vier Jahren und acht<br />

monaten seiner Amtszeit <strong>als</strong> eine der<br />

wichtigen Aufgaben betrachtet, die is -<br />

raelische Gesellschaft, Kultur und<br />

Wissenschaft in Österreich bekannt<br />

zu machen. Er sei stolz darauf, dass in<br />

den letzten viereinhalb Jahren nicht<br />

eine Woche in Österreich vergangen<br />

sei „ohne ein kulturelles Ereignis, das von<br />

Israel kam oder mit Israel zu tun hatte”.<br />

Als diesbezügliche Höhepunkte be -<br />

zeichnete der Botschafter den Tel Aviv<br />

Beach am Wiener Donaukanal anlässlich<br />

des 100. Geburtstages von Tel<br />

Aviv und die Präsentation einer is -<br />

raelischen Schneekanone, die unabhängig<br />

von der Außentemperatur ar -<br />

beitet, in der Vorwoche im Tiroler<br />

Pitz tal. Ashbel: „Wir sind für die Österreicher<br />

Ausland, aber wir sind nur drei -<br />

einhalb Flugstunden entfernt.”<br />

Das Gespräch führte Ambros Kindel/APA<br />

Gemeindezentrum: Abschiedsfeier, herzliche Worte und ein Geschenk von IKG-Präsident<br />

Muzicant (l.) an Botschafter Dan Ashbel (r.)<br />

18 <strong>September</strong> <strong>2009</strong> - Elul/Tischri 5770

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!