AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN Heute, 28 Jahre später, am 1. September <strong>2008</strong>, übersiedeln wir 400 Kinder in eine der größten und schönsten jüdischen Schulen Europas. Dies ist ohne Zweifel eine Erfolgsstory, über die man nicht oft genug berichten kann. Was war es <strong>als</strong>o, was Zweifler, nörgler und Pessimisten nicht verstanden haben, und was macht eine jüdische Schule zu so einer besonderen institution? Erstens, eine hervorragende österreichische Schule, die den Kindern den gesamten österreichischen Lehrplan bestmöglich vermittelt und ihnen den Besuch von nationalen und in ter nationalen Universitäten ermöglicht. Zweitens, gilt es, den Kindern ein profundes und breites jüdisches Wissen in den Berei - chen Hebräisch, Religion und jüdische Geschichte zu geben, ein Wissen, das wertfrei und oh ne religiösen Druck vermittelt wird. Drittens, wachsen unsere Kinder in einer jüdischen Schule in einem Umfeld auf, in dem sie gerade in ihrer Kindheit vor Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, aber auch vor den, in vielen modeschulen grassierenden „Seuchen“ wie Drogen und Gewalt, so gut es nur geht, geschützt werden. Viertens, sollen die jungen menschen über das jüdische Wissen hinaus einen festen Halt im Judentum finden, eine jüdische identität und Selbstbewusstsein erhalten, um sich später <strong>als</strong> Erwachsene in einer zum Teil noch immer judenfeindlichen Umwelt <strong>als</strong> Juden behaupten zu können. Lassen Sie mich den Sprung ins Jahr <strong>2008</strong> machen und die Frage stellen: Sind alle diese Zie - le erfüllt worden? ich höre bereits vereinzelte Kritiker: „Die Kinder sollten noch besser in He bräisch, noch mehr in Religion unterrichtet werden“. Auch in der ZPC-Schule sind Diszi - plin lo sig keit und Aggression einzelner Kinder zum Problem geworden. Hat die ZPC- Schule das höchstmögliche niveau? Die Antwort lautet: „Wir können Stolz auf unsere Schule sein“. macht man nämlich den Gesamtvergleich, so haben wir es geschafft, mehr <strong>als</strong> 1.200 Kinder in unserer Schule auszubilden, über 400 Kinder haben in der ZPC-Schule seit 1992 maturiert und anschließend an fast allen Universitäten Österreichs, aber auch in israel, Großbritannien, den USA und vielen anderen hervorragenden Universitäten studiert. Sie sprechen hebräisch, haben ein Basiswissen in jüdischer Religion, Tradition und Ge schich te und sind im Judentum fest verankert! Jetzt übersiedeln wir in eine neue ZPC-Schule, die drei mal so groß ist wie die Castellez - gas se, eine Schule mit 8.000 m² Schulraum, in der für 600 Kinder Platz ist, mit den schöns ten und besten Sport- und Freizeiteinrichtungen, die sich eine Schule nur wünschen kann, mit einem Lehrkörper von über 80 qualifizierten Lehrern, die mit Leib und Seele bei der Sache sind, mit einem Kindergarten mit 8 Gruppen, der seit 4. <strong>August</strong> von 123 Kin dern besucht wird; eine Schule mit einem fest etablierten Schulverein, hervorragenden Direktoren und einer top qualifizierten Verwaltung, die den schwierigen Prozess des Schul neubaues und der Übersiedlung mustergültig organisiert hat. Also, was können wir von der Geschichte lernen: Wir sollten weniger auf Kritiker und so genannte Experten hören; wir sollten manchmal größere Risiken in Kauf nehmen und ver - stehen, dass man große Ziele nur erreicht, wenn man bereit ist, große Schritte zu setzen, wenn man bereit ist, die Veränderungen zu akzeptieren und für seine Visionen zu kämpfen. Es erfüllt mich mit großer Freude, Jahr für Jahr den maturanten unserer Schule zu gratu - lieren und mitzuerleben, dass heute die nächste Generation die Stafette übernommen hat und sich bei der Realisierung der neuen Schule mit ganzer Kraft einbringt. Kurz, die Lektion der letzten 30 Jahre: manchmal muss man träumen, muss Visionen ausleben, auch wenn nicht alle diese Visionen teilen. Sie mögen die Hindernisse und Schwierig kei - ten sehen und sich auf die Probleme konzentrieren, sie mögen alle Probleme aufzeigen, aber man muss davon überzeugt sein, dass man in der Lage ist, seine Träume wahr werden zu lassen. Dies geschah vor 30 Jahren, und heute eröffnen wir den iKG Campus und sind stolz und froh, es geschafft zu haben. * in Abwandlung Theodor Herzl’s Zitat Dr. Ariel muzicant 6 <strong>August</strong> <strong>2008</strong>/Aw 5768
IN EIGENER SACHE <strong>August</strong> <strong>2008</strong>/Aw 5768 7