August 2008 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde ...
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KULTUR • KOLUMNE<br />
Auch die Hebräische Universität<br />
wurde mit US$ 875.242,-, über drei<br />
Jahre verteilt, zur Entwicklung neuer<br />
methoden, die Verbreitung von ma -<br />
la ria und anderen Krankheiten durch<br />
moskitos unter Kontrolle zu bringen,<br />
bedacht.<br />
„Wir fühlen uns<br />
geehrt, dass die He -<br />
brä ische Uni ver sität<br />
von Jeru sa lem und<br />
die Ameri kani schen<br />
Freun de der Hebräi schen<br />
Uni versität Bill Gate <strong>als</strong><br />
Empfänger des allerersten<br />
Ein stein<br />
Preises ausgewählt<br />
haben,“<br />
schrieb die<br />
Gates Stif tung<br />
in einem Email-<br />
Statement an JTA.<br />
„Sowohl Bill <strong>als</strong><br />
auch Melinda sind<br />
da von überzeugt,<br />
dass alles Leben<br />
von glei chem Wert ist und haben ihre<br />
Stiftung zu dem Zweck gegründet, die<br />
Ungleich heiten in den Vereinigten Staa -<br />
ten und der ganzen Welt zu verringern.“<br />
„Kinder-<br />
Medien-Preis“<br />
<strong>2008</strong> für<br />
„Max Minsky<br />
und ich“<br />
Der Hauptpreis, do -<br />
tiert mit 3.000 Eu ro,<br />
ging an die Re gis seurin des Kin der -<br />
films „Max Minsky und ich“ (X Filme),<br />
Anna Justice. Die Begründung der<br />
Jury: „Die hinreißend komische und zu -<br />
gleich rüh rende Coming-of-Age-Ge schich te<br />
fügt Gegensätzliches zusammen, wobei<br />
Bas ket ball und religiöse Un ter weisung,<br />
eine pu ber tierende Toch ter und ihre nervige<br />
Mut ter, ein Bücher wurm und eine<br />
Sports kanone, Berliner Jugendkultur und<br />
tradi tionsgebun denes jü disches Leben aufeinander<br />
prallen. Anna Justice hat die<br />
Ro man vor lage in ihrem Regiedebüt stil -<br />
si cher und mit leichter Hand in einen<br />
tem poreichen Kin der film transponiert.<br />
Der Film er zählt einfühlsam von den<br />
Schwie rigkei ten des Er wach sen wer dens<br />
und des Er wach sen seins, wes halb er für<br />
junge wie äl te re Zu schauer Unterhal tung<br />
auf ho hem Niveau bietet."<br />
Überall & nirgendwo<br />
… und dann kamen wir in einem der seltsamsten Bezirke Wiens, in dem<br />
ausschließ lich menschen wohnen durften, deren sämtliche Familienmitglieder<br />
die österreichische Staatsbürgerschaft bereits in der dritten Generation besaßen.<br />
Schon die fast einheitliche Bekleidung der dort Ansässigen, die sich selbst<br />
aborigines vindobonensis bezeichneten, unterschied sich grundlegend von der in<br />
den anderen Bezirken. man gab sich betont „korrekt“. Die männlichen Bewoh ner<br />
waren vorzugsweise mit Anzügen bekleidet, versehen mit einer einwandfrei en<br />
Krawatte, während sich die Frauen meist exquisiter Kleider, gelegentlich aber<br />
auch dezent gestreifter dunkler „Executive“ gerechter Hosenanzüge bedienten.<br />
Auffallend am Straßenbild war übrigens das Fehlen der üblichen Langos-, Pizza-,<br />
oder Dönerbuden, die alle anderen Bezirke verunzierten, sowie ausländisch<br />
spre chender Bauarbeiter oder sonstiger Handwerker. Selbst die Burenwurst -<br />
stan deln, die anderwärtig autochtones Fastfood garantierten, fehlten zur Gä ze.<br />
Dieser Bezirk war von hohen mauern umgeben, Zutritt hatten lediglich Be -<br />
sitzer eines entsprechenden meldezettels, sowie ausgesuchte Touristen grup pen<br />
kaukasischen Ursprungs. Wie wir feststellen konnten, unterschied sich sogar<br />
die Sprache der hier Wohnenden vom Rest der Stadt: der Umwelt wird nur so -<br />
viel an allgemein zugänglicher Luft entnommen <strong>als</strong> zum Artikulieren von<br />
Wünschen unbedingt erforderlich ist. Die so konsumierte Luft wird dann<br />
knaut schend in Form von Sprachfetzen nach außen abgestoßen.<br />
Als eine jener privilegierten Touristengruppe erzählte man uns übrigens,<br />
dass außerhalb der mauern kreisförmig weitere Bezirke das bodenständige Zen -<br />
trum umschlössen, jeder weitere Ring mit einem zunehmend höher werdenden,<br />
einheitlichen Prozentsatz von Ausländern ausgestattet. Und natürlich ei -<br />
ner weiteren mauer. in den dem Zentrum nahe gelegenen Bezirken seien die<br />
Bobos zu Hause, hieß es, die glücklich ihren privilegierten Beruf und ihre ge -<br />
sellschaftliche Stellung konsumgerecht einnahmen, ohne mülltrennung je zu<br />
vernachlässigen oder gar ihren Beitrag zur artgerechten Haltung von Hüh nern<br />
zu vernachlässigen. in diesen Bezirken habe eine neue Art von Biedermeier<br />
um sich gegriffen, was einerseits die designergemäße Bekleidung seiner Be woh -<br />
ner betraf, und andererseits zu deren völligem Rückzug aus gesellschaftlicher<br />
Verantwortung geführt habe.<br />
Den weichen Rand der Stadt bevölkerten gerüchteweise - denn Genaueres<br />
konnte uns die Fremdenführerin nicht sagen - ausschließlich Zuwanderer, die<br />
bestenfalls eine Aufenthaltsgenehmigung besaßen. Die gegenüber anderen<br />
eu ropäischen Städten so unterschiedliche Stadtplanung hätte sich eben entsprechend<br />
den täglich kolportierten Kriminalitätsraten ergeben: umgekehrt zur<br />
Hölle in Dantes Göttlicher Komödie, nehme die Schlechtigkeit der menschen<br />
offensichtlich nach außen hin zu. Dort, in den schandhaften Außenbezirken, so<br />
erzählte man uns, beherrsche Unzucht und Völlerei die Straßen. Klein kri mi na -<br />
lität sei Gang und Gebe. Ein Glück, dass die vorgesehene, strikt eingehaltene<br />
Ausländerzahl pro Bezirk und vor allem die ringartigen mauern die Eigentli chen<br />
vor unnötigen Kontakten mit Fremdsprachigen oder Fremdkulturbestimmten<br />
beschützen. Die Angst vor dem Andersartigen schien ganz offensichtlich die<br />
Stadt in Besitz genommen zu haben. mit Stolz erzählte man uns übrigens, dass<br />
die UnESCO die gesamte Stadt zum Weltkulturerbe erhoben hatte, sozusagen<br />
<strong>als</strong> lebendes 1:1 modell der Gesellschaft von Vorgestern.<br />
PS: Sollten Sie es noch nicht bemerkt haben: es ist wieder einmal Wahlkampf. Es<br />
wurde in der Tat vorgeschlagen, den Ausländeranteil in den Wiener Bezirken<br />
prozentmäßig zu beschränken. Und das war erst der erste misston diesbezüg -<br />
lich.<br />
P. Weinberger<br />
<strong>August</strong> <strong>2008</strong>/Aw 5768 47