August 2008 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde ...

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KULTUR • Panorama Kurznachrichten aus der jüdischen Welt Quelle: JTA/Guysen u.a.; Übersetzung: Karin Fasching/Foto:©JTA u.a. die Plakatierung im freien des neuen “Sex and the City-Films” wur de in Jerusalem und Petah Tikva wegen des Wortes „Sex“ auf den Pla - katen verboten. Der Filmverleih, Fo - rum Films, sagte dazu: „Wir finden es lächerlich, eine Mar ke zu bewerben, ohne sie beim Namen nennen zu dürfen.“ israelische historiker haben sich mit ihren europäischen Kollegen zusam mengeschlossen, um in Albanien zu erforschen, wie das Land während der Schoa seine Juden gerettet hat. Un gefähr 1.200 Juden wurden von albanischen Familien ver - steckt, wo durch dies die einzige Ge - meinde im besetzten Europa war, die während des Krieges gewachsen ist. ein einzigartiges Konzert zu Ehren des 60. Jahrestages der Gründung is ra els wird im September in Jerusalem stattfinden. Bei „Violinen der Hoff nung“ werden Orchester aus istanbul und Raanana, dirigiert von Shlomo mintz, mitwirken. Bei dem Konzert wird auch auf einigen restaurierten Vio linen, die in befreiten Kon - zen tra tionslagern und Ghettos gefunden wurden, gespielt werden. Der Er - lös wird für soziale und humanitäre Pro jekte in israel gespendet werden. 650.000 israelis im ausland Von den 650.000 israelis, die im Aus - land leben, sind ein Viertel mit nicht - juden verheiratet. 73% der Diaspo - rajuden gehören keiner Synagoge an und 88% von ihnen sprechen nur noch selten Hebräisch. nun startet is rael ein 140 mio. niS teures Programm, um sie nach israel zurückzulocken. fast jeder zehnte israeli ist Vegetarier. in israel wird im Vergleich zu anderen westlichen Ländern eher wenig Fleisch konsumiert. Einer Studie des israelischen Gesundheitsministeriums zu fol - ge bezeichnen sich 8.5% aller israelis als Vegetarier oder Veganer. Dabei liegt der Anteil bei Frauen mit 9.8% höher als bei männern (7.2%). Die größte Vegetarierrate findet man bei jüdischen Frauen der Altersgruppe 35-54 (12.7%), die niedrigste bei gleichaltrigen arabischen männern (1.6%). Anders als in israel sind in den USA nur 2.5% der erwachsenen Bevölke - rung Vegetarier. in Kanada sind es 4% und in Großbritannien 7.6%. nach Angaben des Wirtschaftsinforma tionsunternehmens Dun & Brad - street werden in israel jährlich durchschnittlich 72 Kilogramm Fleisch pro Kopf verzehrt. in Frankreich sind es 84.4, in Argentinien 88.5 und in den USA gar 97.8 Kg. Dabei liegt der Hauptunterschied hinsichtlich des Fleischkonsums zwischen israel und anderen Ländern vor allem in den An - teilen des Verbrauchs von Rind fleisch, Geflügel und Fisch. So bestehen 78% des in israel konsumierten Fleisches aus Geflügel. „samengesetz“ soll ordnung schaffen Der Knesset ist eine neue Gesetzes ini - tiative vorgelegt worden, die in al len Belangen, die mit Samenspenden in israel zusammenhängen, Ordnung schaf fen will. Ziel der initiative ist es, die Pro ze duren von Samenbanken in israel rechtlich zu verankern. So soll nun ein landes weites Register in allen is ra elischen Sa men bänken an gelegt werden, um somit die Samen vorräte für die po tentiellen Eltern zu er wei tern und zu beobachten. Samen spen der sollen in Zukunft ge nauer überprüft werden und dafür eine mindest sum - me von 750 Shekel für jede Spende erhalten. Außerdem will der Geset - zes vorschlag eine Ant wort für die zahl reichen Proble me bieten, die sich im Zusammenhang mit Samen spe - nden aus dem jüdischen Reli gi ons ge - setz (Halacha) ergeben. Kreativer schrecken gegen alkohol am steuer Eine leere Todesanzeige mit dem Ve r - merk „Das könnte ihr Platz sein“, ist der Start einer von der Werbeagen tur mcCann Erickson geführten Kam pa - gne in israel gegen Alkohol am Steuer. 10.000 sportler aus der ganzen welt kommen im Sommer 2009 zur 18. mak - kabiade nach israel. Präsident Shi mon Peres rief „Das Jahr der Makkabiade“ aus (http://www.maccabiah.com). Die makkabiade ist die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt, jüdische Sportler aus über 60 Ländern nehmen daran teil. rechtzeitig zur olympiade veröffentlicht die Jerusalem Post eine Liste der 20 größten jüdischen Sport ler aller Zeiten. http://www.haaretz.com/ hasen/spages/ 1009151.html geldgeschenkeautomat für hochzeiten Hochzeitspaare in israel können sich jetzt für ihre Feier einen Automaten mieten, an dem Gäste ihre Geldge - schen ke per Kreditkarte überweisen können. Auf israelischen Hochzeiten - bei denen nicht selten mehr als 500 Gäste zugegen sind - ist es üblich, dass Be sucher einen Scheck oder Bargeld in einen entsprechenden Kas - ten oder Safe im Eingangsbereich der Hoch zeits halle einwerfen. Jetzt be steht jedoch auch die möglichkeit, ein Zahl - gerät für ca. US$ 155 zu mieten. Gäste können dort ihren Wunschbetrag durch Kre dit karte von ihrem Konto abbuchen lassen. Der Automat druckt dann einen Beleg mit dem namen des Gastes aus. Dieser kann zusammen mit einer Glückwunschkarte in einen Schlitz in dem Autotomaten eingeworfen werden. 44 August 2008/Aw 5768
KULTUR • LITERATUR aufgeblättert... von michaela Lehner mit freundlicher Unterstützung von IKG-Linz Kein guter Platz für die Nacht Erinnerung und Vergessen, Entfrem - dung und Sehnsucht nach Zugehö rig - keit sind die großen Themen der re - nommierten, 1948 als Tochter polnischjüdischer Shoahüberlebender in mün - chen geborenen israelischen Schrift - stel lerin Savyon Liebrecht, deren zahlreiche Romane, Erzählungen und The - a terstücke weniger die Frage isra e li - scher identität als vielmehr die Zer stö - rung menschlicher identität in der Shoah, die transgenerationale Trans - mit tierung dieser Traumatisierung und die destruktiven Auswirkungen der politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts auf das Familiäre und Private verhandeln. Kein kollektives, sondern ein privates, individuelles Trau ma bildet jetzt den Ausgangs - punkt für die im von Vera Loos und naomi nir-Bleimling ins Deutsche übersetzten Roman, Die Frauen meines Vaters, vereinten vielschichtigen, einander reflektierenden Diskurse über die Rekonstruktion der Vergangen heit, das Erzählen und die Relevanz des nar rativen für Erinnerung, Bedeu tung und identität. „In den Jahren, in denen sein Vater tot gewesen war, waren Meirs Erinnerungen an die sieben Jahre seiner Kindheit ebenfalls begraben gewesen, vor allem an die fünf Monate, in denen sie bei den Geliebten des Vaters gewohnt hatten.“ Sieben Jahre war meir alt, als er von Tel Aviv zu seiner mutter allein nach Connecticut geschickt wurde, mit nichts als einem Schulranzen und Bil - dern von Blut, Schreien und Polizis ten, mehr als dreizehn Jahre später eröffnet nun die mutter ihrem inzwischen als Autor mäßig erfolgreichen, an ei - ner Schreibblockade laborierenden Sohn, daß der tot geglaubte Vater lebe und tot krank seinen Sohn noch einmal sehen wolle. Diese unerwartete Wie - der auferstehung des Vaters evoziert in meir, dem personalen Erzähler des Romans, ein Kaleidoskop von Frag - men ten, Stimmen, Gerüchen und Bil - dern aus seiner Kindheit in Tel Aviv, der Wohnung der Eltern, ihrem Streit, die monate der Obdachlosigkeit mit seinem Vater, die nächte und manchmal Tage auf den unzähligen Sofas und Klappbetten bei dessen Frauen - be kanntschaften, den Hunger, das stundenlange Warten auf den Vater vor nächtlichen Cafés, die Flucht vor der Polizei, den Keller des Shoah - über lebenden Berl, in dem zwischen Sperrmüll noch immer die Gestapo haust. Einem Archäologen gleich legt Savyon Liebrecht Schicht um Schicht der verlorenen, verdrängten Kindheit meirs frei, seine Ressentiments nicht nur gegen den verantwortungslosen Vater, sondern auch gegen eine dis tan - zierte, an Depressionen leidende mut - ter, von der er sich verlassen fühlte, die Erfahrung kindlicher Destabilisie - rung, die in der emotionalen isolation des Erwachsenen fortwirkt, der sich dem eigenen Leiden nicht stellen, nur über das Leiden der anderen schreiben kann, bis hin zum fundamentalen Trauma. Zugleich ist dies eine kathartische Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit, die am Ende seiner exis - tentiellen Krise und Erkenntnis meir zu einem tatsächlichen Schriftsteller werden lassen. Der Absolventin eines Philosophiestudiums, Savyon Lieb - recht, gelingt so ein auf vielfältigen Erzählebenen narrativierter, analytischer Roman präziser Sprache über die stete Präsenz der Vergangenheit, ihre Bedeutung für die Gegenwart und menschliche identität, der als motto das alte Kant’sche „sapere aude“ („wa - ge es zu wissen“) ver - dient hätte. Savyon Liebrecht: Die Frauen meines Vaters. Übers. v. Vera Loos u. Naomi Nir-Bleimling. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2008 (= dtv premium 24626) Gedanken an Dich - liebe Michaela! Sie ist nun frei und unsere Tränen wünschen ihr Glück.- Joh. Wolfgang v. Goethe Es ist schwer zu ertragen, dass auf dieser Seite - die Deine Seite war - niemals wieder ein Beitrag von Dir stehen wird. Was waren Deine Träume? Was Deine Hoffnungen? Welche starke Macht war es, die Dich daran hinderte, Deine Familie und Deine Freunde an Deiner Begabung, Deinem Wissen und Deinem ruhigen besonnenen Wesen noch viele Jahre teilhaben zu lassen? Unvorbereitet und erschüttert müssen wir Deinen Tod zur Kenntnis nehmen und mit unserer unbeschreiblichen Traurigkeit fertig werden. In Dankbarkeit, Dich gekannt zu haben, gehört unsere Anteilnahme Deiner Familie Deine „Gemeinde“-Redaktion Ida, Inge, Irene, Karin, Manuela und Sonia KULTUR August 2008/Aw 5768 45
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