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August 2008 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde ...

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Atid statt Austritt<br />

lautet das neue Motto der<br />

Jüdischen Gemeinde in Berlin<br />

Von Marta S. Halpert<br />

JÜDISCHE WELT • AUSLAND<br />

Die schicken Lokale in der sonnigen<br />

Oranienburgstrasse sind noch fest<br />

ver schlossen, die Stühle und Bänke<br />

sicher mit den Tischbeinen verkettet.<br />

Um zehn Uhr Vormittag schlafen<br />

noch jene Lebenskünstler, die hier die<br />

halbe nacht verbracht haben. Doch<br />

gleich neben dem „Restaurant Silber -<br />

stein“ stehen schon menschen schlan -<br />

gen. Sie warten in bunter Frei zeit klei -<br />

dung geduldig auf den Ein tritt ins<br />

Centrum Judaicum der neuen Syna -<br />

go ge Berlin, Oranien burg.<br />

Drei Aus stel lun gen kön nen sie in<br />

im Sommer <strong>2008</strong> in der 1866 von<br />

Architekt Eduard Knoblauch (1801-<br />

1865) erbauten Ora nien burg-Sy na go ge<br />

besuchen: „Tuet auf die Pfor ten“<br />

nennt sich die ständige Aus stellung,<br />

die einen Überblick über die reiche<br />

jüdische Geschichte Berlins im ausgehenden<br />

19. und 20. Jahrhundert bis<br />

zur Shoah ermöglicht. Obwohl sehr<br />

wenige Ob jekte aus der ursprüngli -<br />

chen Synago ge gerettet werden konnten,<br />

gibt es viele Dokumente und Fo -<br />

tos, die das blühende Gemein de le ben<br />

von dam<strong>als</strong> do kumentieren. 3.200 Sit -<br />

ze hatte die Sy nagoge, die dem Stil<br />

der Alhambra in Granada, Spanien,<br />

nachempfunden ist: Die drei unterschiedlich<br />

ho hen vergoldeten Zwie bel -<br />

türme überragen mit einer Höhe von<br />

50 meter die Ge bäu de des gesamten<br />

Bezirkes. in der no vem ber pogro m -<br />

nacht von 1938 blieb das Got teshaus<br />

verschont, doch Bom ben tref fer während<br />

des Zweiten Welt kriegs zerstörten<br />

das innere des Bau werks. Erst<br />

1995 wurden die zwei Haupt fassaden<br />

zur Strasse renoviert und ein Teil des<br />

Gebäudes zu einem Kul turzentrum<br />

mit reichlich Ausstel lungs fläche ausgebaut.<br />

Der Fußball-Euro 08 wurde mit ei -<br />

nem Rückblick auf die Erfolge der be -<br />

rühm ten deutsch-jüdischen Sportler<br />

Reverenz erwiesen. Und ähnlich wie in<br />

der Wiener Staats oper zeigte man im<br />

Centrum Judaicum und in der Deut -<br />

schen Staatsoper die Schau „Ver -<br />

stumm te Stim men – Die Vertreibung<br />

der ‚Juden’ aus der Oper 1933-1945“.<br />

Berlin <strong>als</strong> Magnet<br />

im neuen Teil dieses Kom plexes sind<br />

die Büros der Jü di schen Gemeinde un -<br />

ter ge bracht. Michael Ger shom Joachim<br />

(64), Vorsitzender der Reprä sen tan ten -<br />

ver sammlung der Jüdi schen Ge mein de<br />

zu Berlin, empfängt uns hier zum Ge -<br />

spräch. „Man muss einen Aus flug in die<br />

Geschichte machen, ob wohl ich nicht bei<br />

1671 anfangen will“, lacht der ehemalige<br />

Rektor einer Grund schu le in Ber -<br />

lin-Zehlendorf. Er wird uns Ak tu elles<br />

über die Gemeindear beit er zäh len,<br />

aber „dass die ersten 50 Grün dungs -<br />

familien aus Österreich hier in Preußen<br />

Die orthodoxe Synagoge amFraenkelufer<br />

© Aechiv<br />

© Aechiv<br />

aufgenommen wurden“, findet er schon<br />

er wähnens wert. Sie mussten zwar<br />

dem Berliner Kurfürsten für die An -<br />

siedlung erhebliche Summen zahlen,<br />

aber erreichten bald eine relative Au to -<br />

nomie.<br />

Berlin wurde daraufhin zum mag -<br />

net, sodass mit der Zeit 175.000 Juden<br />

in den Wohnbereichen Charlot ten burg,<br />

Prenzlauerberg, Kreuzberg und im<br />

Scheunenviertel, entlang des Kan<strong>als</strong>, an -<br />

sässig wurden. Zwischen 1880 und<br />

1930 wurde das Scheunenviertel (be -<br />

nannt nach den einfachen Pferde stal -<br />

lungen) das Zuzugsgebiet für Juden<br />

aus Westrussland und Polen, die groß -<br />

teils orthodoxe kleine Händler und<br />

Bett ler waren. Erst ab 1913/14 entstan -<br />

den am Kanal feste kleine Häuser mit<br />

erfolgreichen Geschäftsleuten. „Al lein<br />

in Kreuzberg gab es einen Tempel mit 2.000<br />

Sitzen. Mehr <strong>als</strong> 40 Synagogen wurden in<br />

der Pogromnacht geschändet und abgeris -<br />

sen“, so Joachim.<br />

Joachim: „Unseren Stall<br />

in Ordnung bringen“<br />

michael Joachim ist seit über vier Jah -<br />

ren Gabbaj in der Synagoge Fraen kel -<br />

42 <strong>August</strong> <strong>2008</strong>/Aw 5768

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