August 2008 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde ...
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POLITIK • ISRAEL<br />
15 Jahre Verhandlungen -<br />
Unausgewogene Bereitschaft<br />
Auch die anderen vermeintlich „neu-<br />
en“ Vorschläge erweisen sich <strong>als</strong> La -<br />
den hü ter. Sie wurden mehrm<strong>als</strong> aus -<br />
dis ku tiert oder scheiterten bei der Ver -<br />
wirk lichung. israelis und Palästi nen ser<br />
verhandeln nun schon seit 15 Jahren.<br />
Die zwingenden Gesetze der Geo gra -<br />
fie lassen nur wenig Spiel raum. Die<br />
Wirklichkeit schafft ständig neue Hin -<br />
dernisse: der Aufstand der zwei ten<br />
intifada, der Hamas-Putsch in Gaza<br />
und die ständige Ausweitung der is -<br />
ra elischen Siedlungen im West jor -<br />
dan land. Die Kernpositionen in entscheidenden<br />
Fragen wie „Rück kehr<br />
der Flüchtlinge“ oder Jerusalem bleiben<br />
unverändert. Deshalb sind wohl<br />
auch in Zukunft keine große Überraschungen<br />
zu erwarten.<br />
Dennoch wird im mer wieder nur<br />
is ra el wegen mangelnden nach ge bens<br />
kritisiert, ob gleich ein palästinensischer<br />
Friedensplan noch nie veröffent -<br />
licht worden ist. Bekannt sind nur die<br />
palästinensischen maximalfor de run -<br />
gen, zumal die Palästinenser behaupten,<br />
ihre „großen Konzessionen“<br />
doch längst gemacht zu haben, ind em<br />
sie den Staat israel „auf ihrem Land“<br />
akzeptiert hätten. So bleibt es bei den<br />
üblichen Forderungen nach einem to -<br />
talen israelischen Rückzug hinter die<br />
sogenannte „Grenze von 1967“ (die<br />
frei lich nur eine israelisch-jordanische<br />
Waffenstillstandslinie war), ei nem<br />
Ab bau aller Siedlungen, der Über ga -<br />
be von ganz Ostjerusalem und einer<br />
Rück kehr aller Flüchtlinge nach Kernisrael<br />
und nicht etwa in den künftigen<br />
palästinensischen Staat. Wäh rend ei -<br />
ne israelische „Friedens be reit schaft“<br />
in den Verhandlungen am Aus maß der<br />
Konzessionen an die Paläs tinenser<br />
ge messen wird, gibt es nach Ansicht<br />
ihrer Kritiker keine vergleich bare<br />
mess latte für die „Frie dens b e reit -<br />
schaft“ der palästinensischen Seite.<br />
Ulrich W. Sahm<br />
Olmert geht und bleibt<br />
Kommentar von Ulrich W. Sahm<br />
Die Opposition hat die Aufgabe, den amtierenden Ministerpräsidenten zu stürzen. So<br />
sieht man es in Israel. Das ist ein krankes Demokratiever ständ nis, zumal in Israel alle<br />
Mittel recht sind, den Sturz des Premiers herbeizuführen. Da reicht schon eine Be -<br />
schwer de bei der Polizei oder auch nur ein Zeitungsartikel. Die goldene Regel des sub<br />
judice, <strong>als</strong>o während Er mittlungen oder Verfahren nichts zu veröffentlichen, ist in Is -<br />
ra el längst abgeschafft. Zeitungen drucken Wort protokolle von Verhören ab und das<br />
Fernsehen bringt Mitschnitte der Po li zeikameras. So wurde Olmert öffentlich vorverurteilt,<br />
noch ehe die Polizei genügend Belastungsmaterial gesammelt hat, um eine An -<br />
kla ge gegen ihn zu formulieren. Ähnlich erging es auch schon Olmerts Vorgängern im<br />
Amt.<br />
Das Aufatmen über Olmert Versprechen, nach der Wahl eines neuen Vorsitzenden<br />
der Kadima-Partei und dessen Ernennung zum Regierungschef sein Amt aufzugeben,<br />
währte nur kurz. Denn ganz schnell stellte sich heraus, dass Olmert möglicherweise<br />
noch viele Monate, vielleicht gar bis Februar oder März im Amt bleiben könnte, <strong>als</strong> un -<br />
stürzbarer „Übergangspremier“, der nicht einmal dem Parlament Rechenschaft schuldig<br />
wäre.<br />
In einer Region, wo jederzeit Krieg aus -<br />
brechen kann, wo ein Mili tär schlag ge gen<br />
Iran debattiert wird, wo Frie dens ge sprä -<br />
che geführt werden, deren Kon se quen zen<br />
oder voreilige Konzessionen das Schick sal<br />
von Millionen Menschen be siegeln könn -<br />
ten, ist eine derartige In sta bilität be son -<br />
ders an der Spitze Is raels ein extrem<br />
gefährlicher Zustand.<br />
Die Israelis sollten ihre Minis ter prä -<br />
sidenten wegen ihrer Politik beurteilen<br />
und kritisieren. Korruptionsverdacht, so schlimm der auch sein mag, sollte erst öffentlich<br />
debattiert werden, sowie da tatsächlich etwas nachgewiesen wurde. Es ist absurd,<br />
dass Olmert politisch das Debakel des <strong>als</strong> Niederlage empfundenen Libanonkriegs über -<br />
stehen konnte, jetzt aber wegen nicht nachgewiesener Korruption den Hut nehmen<br />
muss und dennoch mindestens ein halbes Jahr lang im Amt bleiben könnte.<br />
Israel ist nicht irgend ein Land. Die ins politische System Israels eingebaute Unver -<br />
ant wortlichkeit kann verheerende Auswirkungen auf die ganze Region und damit der<br />
Welt haben.<br />
Neue Behörde für Einwanderung und Grenzkontrollen<br />
israel hat eine neue Behörde für die<br />
Kontrolle seiner Grenzen einrichtet.<br />
in der „Nationalen Einwanderungs be -<br />
hörde“ würden die Kontrollen der<br />
Grenzüber tritte und der Einwande -<br />
rung zusammengefasst, teilte ein Spre -<br />
cher des innenminis te riums, Hanan<br />
Schlain, in Jerusalem mit. Ziel der<br />
Schaffung der neuen Be hör de sei es,<br />
die „nationale Sicherheit“ zu erhöhen.<br />
Die Behörde untersteht den Angaben<br />
zufolge innenminister Meir Sheetrit<br />
und ist in 16 verschiedene Unter or -<br />
ganisationen gegliedert.<br />
Sheetrit habe „keinen Zweifel, dass so<br />
besser kontrolliert wird, wer nach Israel<br />
ein- und ausreist“. Die Einwande rungs -<br />
behörde umfasse mehr <strong>als</strong> tausend<br />
mit ar bei ter: Polizisten, Grenzbeamte<br />
und Beamte des innenministeriums.<br />
Zudem verfüge das Amt über ein<br />
zen trales Computersystem. in israel<br />
kommen zunehmend Flüchtlinge aus<br />
Afrika an, die mit Hilfe von Schlep pern<br />
über den Sinai ins Land gelangen.<br />
Dutzende Flüchtlinge waren in den<br />
vergangenen monaten von der ägypti -<br />
schen Polizei festgenommen worden.<br />
Einige wurden bei ihrem Versuch,<br />
über die Grenze zu gelangen, getötet.<br />
Lediglich 600 Flüchtlinge aus Darfur<br />
genießen in israel Asyl. APA/AFP<br />
<strong>August</strong> <strong>2008</strong>/Aw 5768 23