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August 2008 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde ...

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POLITIK • ISRAEL<br />

Der Waffenstillstand geht<br />

dem Ende zu<br />

von Ulrich W. Sahm<br />

Sderot im Mndschein<br />

„Die Spannung liegt in der Luft. Der Waf -<br />

fen stillstand wird bald vorbei sein“, sagt<br />

Ruti vom „israel Project“ während ei -<br />

ner spontanen Führung durch Sderot.<br />

Auf einem Hügel am westlichen<br />

Rand der israelischen Grenzstadt Sde -<br />

rot zeigt sie auf die Lichter von Beth<br />

Hanoun. „Von dort schießen die Pa läs ti -<br />

nenser ihre Raketen. Vor drei Tagen landete<br />

wieder eine in einem Feld, ohne Sch a den<br />

anzurichten.“ Über ihr zirpt eine Hoch -<br />

spannungsleitung. „Ich habe Angst.<br />

Noch nie habe ich den Strom so laut fließen<br />

gehört“, sagt die junge is raeli aus<br />

netiv Haasara, hart an der Grenze<br />

nördlich des Gazastreifens. „Je des un -<br />

ge wohnte Geräusch versetzt uns in<br />

Schrecken.“ Seit sieben Jahren ist die<br />

Kleinstadt Sderot fast täglichem Ra -<br />

ke tenhagel ausgesetzt. in ihrem Dorf<br />

ist Rutis nachbarin Dana Galga ko -<br />

witsch bei einem Raketenangriff getötet<br />

worden. in ihrem Büro hat Ruti<br />

ne ben Fotos der neun Toten von Sde -<br />

rot durch Kassam-Raketen auch ein<br />

Foto von Dana aufgehängt.<br />

„Die Menschen sind psychologisch zermürbt.“<br />

Experten reden von „post-trau -<br />

matischen Symptomen“ bei etwa 90<br />

Prozent der Bewohner. „Aber wie kann<br />

man von Post-Trauma reden, wenn sich das<br />

Trauma täglich wiederholt?“ fragt Ruti.<br />

Offiziell leben in Sderot 24.000 men -<br />

schen. „Etwa 5.000 haben die Stadt verlassen,<br />

aus Angst, weil ihre Kinder den<br />

Stress nicht mehr durchhalten oder weil<br />

ihre Geschäfte pleite gegangen sind.“ nie -<br />

mand könne eine genaue Zahl nennen.<br />

Einige wagen aus Patriotis mus nicht,<br />

ihre Adresse im Personal aus weis zu<br />

ändern. Andere leben in Sderot, ga ben<br />

aber eine Adresse außerhalb von Sde -<br />

rot an, damit ihre Kinder jenseits der<br />

Reichweite der Kassam-Raketen die<br />

Schule besuchen können.<br />

Vom Hügel aus wirkt Sderot wie<br />

eine idylle. Der Vollmond beleuchtet<br />

die kleinen Einfamilienhäuser mit<br />

den roten Ziegeldächern. Hier leben<br />

vor allem neueinwanderer. „Übrigens<br />

gibt es in Sderot auch Araber. Wie viele<br />

arabische Familien es sind, weiß ich<br />

nicht. Es ist auch einmal ein arabisches<br />

Haus von einer Rakete getroffen worden.“<br />

Ruti tut sich schwer, die „Spannung<br />

in der Luft“ zu erklären und warum<br />

sie glaubt, dass der mitte Juni von<br />

Ägypten zwischen israel und der Ha -<br />

mas vermittelte Waffenstillstand bald<br />

nicht mehr halten werde. „Meine Freun -<br />

de in Kerem Schalom, einem Kibbuz im<br />

Länderdreieck Ägypten, Gaza, Israel, wer -<br />

den heute viel öfter wegen Sicher heits alarm<br />

gestört <strong>als</strong> vor dem Waffenstillstand“, er -<br />

zählt Ruti. Der Sicherheitsbeauf trag te<br />

in Kerem Schalom, Jay, wird konkret:<br />

„Mit dem Fernglas sehen wir, wie die Ha -<br />

mas sich aufrüstet. Häufiger schicken sie<br />

Kinder und Unbewaffnete, teilweise um 3<br />

Uhr morgens, zum Grenz zaun. Sie prü fen<br />

unsere Aufmerksamkeit und proben die<br />

Fähigkeit, nach Israel einzudringen.<br />

Wenn wir sie schnappen, behaupten sie,<br />

Arbeit in Israel zu suchen oder zu einem<br />

Verwandten nach Hebron zu wollen.“ Für<br />

Jay ist klar, dass die Tahdija, die<br />

„zeitwei lige Beruhigung“, mit einem<br />

„gros sen Bum“ enden wird, und, dass<br />

der Krieg dann noch intensiver wei ter -<br />

geht.<br />

Über fieberhafte Vorbereitungen „für<br />

die nächste Runde“ im Gaza strei fen,<br />

berichtet auch Paula Han cocks von<br />

Cnn. mit verbundenen Augen wur -<br />

de sie zu einer Raketenfabrik gefahren.<br />

Trotz Kopftuch und „züchtiger<br />

Kleidung“ musste sie sich einen sackartigen<br />

Jalabija überziehen. in ei nem<br />

winzigen Raum kochten Kämp fer der<br />

„Volkswider stands komitees“ mit ei -<br />

nem defekten Gas kocher Spreng stoff<br />

aus Zucker und Kunstdünger. Die<br />

neuesten Raketen modelle könnten so -<br />

gar Ashdod und Kirjat Gat treffen, wo<br />

intel Chips für Computer herstellt. Die<br />

Widerstands komitees reklamieren für<br />

sich die Entführung des israelischen<br />

Soldaten Gilad Schalit vor zwei Jah ren.<br />

mit Ruti geht es zurück ins Stadt -<br />

zen trum. An jeder Ecke stehen Beton -<br />

klötze. „Wenn der Alarm „Rote Farbe“<br />

kommt, sollte man sich innerhalb von 15<br />

18 <strong>August</strong> <strong>2008</strong>/Aw 5768

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