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Pressemappe 2013 - Deutscher Kinderhospizverein

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<strong>Pressemappe</strong><br />

Ambulanter Kinderhospizdienst im Kreis Recklinghausen<br />

Ansprechpartner:<br />

Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Elke Fleckhaus<br />

Anschrift:<br />

Königswall 28<br />

45657 Recklinghausen<br />

Telefon: 02361 938 30 80<br />

Telefax: 02361 938 30 82<br />

Mobil: 0170 19 19 369<br />

E-Mail:<br />

elke.fleckhaus@deutscher-kinderhospizverein.de


Presse<br />

Informationen zum Ambulanten Kinderhospizdienst<br />

Der Deutsche <strong>Kinderhospizverein</strong> e. V. als unser Träger<br />

Eltern von lebensverkürzend erkrankten Kindern gründeten am 10. Februar 1990 den<br />

Deutschen <strong>Kinderhospizverein</strong> e.V. und brachten Themen die bis dahin als Tabu behandelt<br />

wurden, in die Öffentlichkeit: „Krankheit/Sterben und den Tod von Kindern“.<br />

Der Verein wurde zum Initiator der deutschen<br />

Kinderhospizbewegung, die heute stetig<br />

wächst. Der Deutsche <strong>Kinderhospizverein</strong><br />

e.V. hat bundesweit 2.200 Mitglieder, die<br />

sich aus betroffenen Familien,<br />

Privatpersonen und Organisationen<br />

zusammensetzen.<br />

Er ist Träger von 21 Ambulanten<br />

Kinderhospizdiensten bundesweit und bietet<br />

mit seiner Deutschen Kinderhospizakademie<br />

Seminarangebote für erkrankte Kinder,<br />

Familien, ehren- und hauptamtliche<br />

Mitarbeiter und die interessierte<br />

Öffentlichkeit.<br />

Die zentralen Aufgaben des Deutschen<br />

<strong>Kinderhospizverein</strong>s e.V. sind:<br />

Die Begleitung der lebensverkürzend<br />

erkrankten Kinder und ihrer Familien ab der<br />

Diagnose, im Leben und Sterben und über<br />

den Tod der Kinder hinaus.<br />

Die Unterstützung zur Selbsthilfe.<br />

Die Unterstützung von betroffenen Familien<br />

in besonderen Krisensituationen.<br />

Der bundesweite Aufbau und Betrieb von<br />

Ambulanten Kinderhospizdiensten.<br />

Die Seminar- und Bildungsarbeit der<br />

Deutschen Kinderhospizakademie.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit<br />

Uns ist wichtig, …<br />

… dass alle Angebote aus den Bedürfnissen<br />

und dem Erfahrungswissen der Familien<br />

heraus entstehen und mit ihnen gemeinsam<br />

weiter entwickelt werden.<br />

… dass die haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter eine Qualifizierung und fachliche<br />

Begleitung erhalten.<br />

… in der Öffentlichkeit gemeinsam für die<br />

Unantastbarkeit und Achtung der Würde der<br />

erkrankten Kinder zu streiten.<br />

… Berührungsängste gegenüber den<br />

erkrankten Kindern und ihrer Familien<br />

abzubauen, um zu einem offenen und<br />

informierten Umgang in der Gesellschaft mit<br />

den Betroffenen zu gelangen.<br />

… die Inhalte und die Finanzierung der<br />

Kinderhospizarbeit über politische Arbeit auf<br />

Dauer zu sichern.


Presse<br />

Informationen zum Ambulanten Kinderhospizdienst<br />

Unser Dienst im Überblick<br />

Der Ambulante Kinderhospizdienst im Kreis Recklinghausen wurde im September 2005 eröffnet.<br />

Unsere Büroräume befinden sich im Zentrum von Recklinghausen am Königswall 28 in der dritten<br />

Etage. Unsere Räumlichkeiten sind per Aufzug erreichbar.<br />

Im Jahr 2005 startete der Dienst mit dreizehn<br />

Ehrenamtlichen und fünfzehn Familien. Im Mai<br />

<strong>2013</strong> begleiten wir 19 Familien im und rund um<br />

den Kreis Recklinghausen mit 22 lebensverkürzend<br />

erkrankten Kindern, außerdem begleiten wir 11<br />

Familien, deren Kinder bereits verstorben sind.<br />

Die Schirmherrschaft für unseren Dienst hat Frau<br />

Renate Künast, Mitglied des Bundestages,<br />

übernommen.<br />

Unsere Gruppen der Ehrenamtlichen<br />

Die erste Gruppe der Ehrenamtlichen wurde 2005<br />

auf die Arbeit des Ambulanten<br />

Kinderhospizdienstes vorbereitet.<br />

Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist unser Dienst in<br />

jedem Jahr um eine weitere Gruppe<br />

Ehrenamtlicher angewachsen. Sie sind in der<br />

Begleitung bei den betroffenen Familien, helfen<br />

bei der Öffentlichkeitsarbeit oder auch im Büro.<br />

Neben den monatlichen Praxisbegleitungen und<br />

der regelmäßigen Supervision für die<br />

Ehrenamtlichen, bieten wir Teamtreffen an. Zu<br />

unserem Team gehören alle Ehrenamtlichen,<br />

Familien, die Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit<br />

und die Koordinationsfachkräfte. Aktuell<br />

unterstützen uns 38 Ehrenamtliche.<br />

Elternfrühstück - Elternkaffee<br />

Auf Anregung eines betroffenen Vaters haben<br />

wir im Jahr 2009 mehrmals ein Elternfrühstück<br />

durchgeführt. Um auch berufstätigen Eltern die<br />

Teilnahme zu ermöglichen, findet in der<br />

Vorweihnachtszeit ein adventliches<br />

Kaffeetrinken am späten Nachmittag statt.<br />

Verwaiste Eltern<br />

Einmal im Monat treffen sich die Verwaisten<br />

Eltern in unseren Räumen, um sich auf ihrem<br />

Weg durch die Trauer untereinander<br />

auszutauschen und kreativ oder thematisch zu<br />

arbeiten.<br />

Koordinatorinnen<br />

Seit März <strong>2013</strong> unterstützt Sandra Westhoff<br />

Anne Grunenberg bei der Koordination des<br />

Dienstes Recklinghausen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Seit Juli 2010 verstärkt Elke Fleckhaus den<br />

Dienst Recklinghausen im Bereich<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Kontakt<br />

Ambulanter Kinderhospizdienst (AKHD)<br />

im Kreis Recklinghausen<br />

Königswall 28 - 45657 Recklinghausen<br />

Tel. 02361 9383080 FAX 02361 9383082<br />

Mail:<br />

www.akhd-recklinghausen.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag u. Mittwoch 09.00-12.00 Uhr<br />

Donnerstag<br />

15.00-17.00 Uhr<br />

sowie nach Vereinbarung<br />

Spendenkonto<br />

Sparkasse Vest Recklinghausen<br />

BLZ: 426 501 50<br />

Kto: 90 207 986


Pressetexte<br />

5 Jahre Ambulanter Kinderhospizdienst im Kreis Recklinghausen<br />

Lebensbegleiter in unfassbar schweren Zeiten<br />

Als der Ambulante Kinderhospizdienst vor fünf Jahren in Recklinghausen seine Arbeit aufnahm,<br />

warteten bereits 14 Familien im Kreis auf Unterstützung in einer unmessbar dramatischen<br />

Zeit. Wenn Eltern Abschied nehmen müssen von ihrem Kind ist das wider die Natur.<br />

Unerträglich ist die Vorstellung, das eigene<br />

Kind zu Grabe zu tragen. Die Zeit davor, von<br />

der schrecklichen Diagnose, über das<br />

Ohnmachtsgefühl während des<br />

Krankheitsverlaufs – eine Mischung aus Angst<br />

und hilfloser Verzweiflung – ist Leidens- und<br />

zugleich Mitleidensweg.<br />

Der Ambulante Kinderhospizdienst will in<br />

dieser Phase entlasten. Er will Familien<br />

unter die Arme greifen, deren Kinder<br />

lebensverkürzend erkrankt sind. Anne<br />

Grunen-berg, die mit Gisela Ewert-Kolodziej<br />

die Koordination des Hospizdienstes leitet,<br />

spricht von einer „alltagspraktischen<br />

Entlastung“. Gemeint ist praktische Hilfe,<br />

wie die Beschäftigung mit den kranken<br />

Kindern oder den gesunden<br />

Geschwisterkindern, um Eltern Auszeiten zu<br />

ermöglichen. Die seelische Komponente<br />

spielt eine ebenso bedeutende Rolle.


5 Jahre Ambulanter Kinderhospizdienst im Kreis Recklinghausen<br />

Seite 2<br />

Fünf Jahre wird der Kinderhospizdienst<br />

Recklinghausen in diesem Jahr. Er ist dem<br />

1990 gegründeten Deutschen<br />

<strong>Kinderhospizverein</strong> angeschlossen.<br />

Von der Basis aus, am Königswall 28, sendet<br />

der Recklinghäuser Dienst 52 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter in die 34 Familien im Umkreis von<br />

50 Kilometern aus. In 24 Familien werden 28<br />

lebensverkürzend erkrankte Kinder betreut.<br />

Außerdem werden zehn verwaiste Eltern,<br />

deren Kinder verstorben sind, unterstützt.<br />

Nach dem „Tandem-Prinzip“ wird hier<br />

gearbeitet. Das heißt konkret: Jeder Familie<br />

werden einmal die Woche zwei feste<br />

Betreuer zur Seite gestellt. Bei der Familie<br />

Stuttkewitz aus Speckhorn sind das die<br />

beiden Ehrenamtlichen Margret Olland und<br />

Gudrun Matthias. Immer donnerstags<br />

verbringen sie den Nachmittag mit den<br />

Kindern von Petra und Dieter Stuttkewitz.<br />

Beide Kinder, Roland (26) und Sandra (20),<br />

leiden an MPS, Mukopolysaccharidose. Eine<br />

Krankheit, die den jungen Menschen immer<br />

mehr Fähigkeiten raubt. Sprache und Motorik<br />

sind die wohl sichtbarsten.<br />

„Wir verstehen uns als Lebensbegleiter“,<br />

erklärt Anne Grunenberg.<br />

„Wir begleiten die Familien meist über<br />

Jahre“, umschreibt sie. Daher die<br />

Begrifflichkeit der Lebensbegleitung, auf den<br />

die Mitarbeiter großen Wert legen. Auch<br />

wenn der Tod unausweichlich ist. Jeder der<br />

52 Ehrenamtlichen hat zuvor eine Schulung<br />

durchlaufen. Sie bereitet vor, jedoch<br />

bedingt. Das liegt in der Natur der Sache.<br />

„WIR WACHSEN MIT DIESEN FAMILIEN<br />

ZUSAMMEN“<br />

„Wir sind ganz nah an den Familien, wir<br />

wachsen mit ihnen zusammen und spüren die<br />

Ängste der Eltern ganz deutlich“, sagt Anne<br />

Grunenberg. Sie war 2006 zunächst als<br />

ehrenamtliche Helferin zum<br />

Kinderhospizdienst gekommen, heute<br />

koordiniert sie die Arbeit an der Basis. Neben<br />

der Betreuung zu Hause bietet der<br />

Hospizdienst Elternfrühstück, Treffen für<br />

verwaiste Eltern und Veranstaltungen für<br />

Familien. Wenn wie jetzt im Sommer ein<br />

Kind stirbt, geht ihr das<br />

„an die Nieren“, sagt Grunenberg. Es<br />

schwingen jede Menge Emotionen mit. In<br />

ihrer Stimme, in ihren Augen. Es ist eine<br />

Mischung aus Mitgefühl und e igener Trauer.<br />

„Man fühlt mit und ist da“, umschreibt das<br />

Margret Olland, die donnerstags bei Familie<br />

Stuttkewitz ist. Ihr persönlich helfe die<br />

Aufgabe zu erkennen, „was wirklich wichtig<br />

ist im Leben“. Die Arbeit des Ambulanten<br />

Kinderhospizdienstes wird zum Teil durch<br />

Krankenkassen unterstützt. Zwei Drittel der<br />

Kosten müssen durch Spenden abgedeckt<br />

werden.<br />

Am 4. November, wird es im Rahmen von „RE<br />

leuchtet“ einen Laternenlauf geben, der auf<br />

die Arbeit des Dienstes aufmerksam machen<br />

will.<br />

Spendenkonto: Sparkasse Vest<br />

Recklinghausen,<br />

BLZ 42650150, Kontonummer 90207986<br />

RECKLINGHAUSEN ATTRAKTIVER<br />

Oktober 2010


Pressetexte<br />

Über unsere Ambulante Kinderhospizarbeit<br />

Dem Tag mehr Leben geben<br />

Der Deutsche <strong>Kinderhospizverein</strong> unterstützt Familien mit todkranken Kindern in ihrem<br />

Alltag.<br />

Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage, sondern<br />

dem Tag mehr Leben zu geben”, erklärt Anne<br />

Grunenberg. Sie ist eine der beiden Koordinatorinnen<br />

des ambulanten <strong>Kinderhospizverein</strong>s im Kreis<br />

Recklinghausen. Hier betreuen 51 ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter 24 Familien mit Kindern, die an<br />

“lebensverkürzenden” Krankheiten leiden. “Die<br />

Familien sollen jeden Tag so schön wie möglich<br />

verbringen.” Zu jeder Familie kommen regelmäßig<br />

ein- bis zweimal die Woche zwei dieser Mitarbeiter<br />

und unterstützen die erkrankten Kinder, die<br />

Geschwister und die Eltern. Sie füttern die Kinder,<br />

spielen mit ihnen, lesen ihnen vor, backen Plätzchen<br />

- und unternehmen sogar Ausflüge. Die Eltern haben<br />

derweil Zeit für sich, beispielsweise für einen Besuch<br />

beim Friseur oder bei einer Freundin oder einen<br />

entspannten Einkauf. Auch für die<br />

Geschwisterkinder, die häufig ein bisschen zu kurz<br />

kommen, nehmen sich die Mitarbeiter Zeit: Sie gehen<br />

mit ihnen Eis essen oder Schuhe kaufen, begleiten sie<br />

zu Terminen und helfen ihnen bei den Hausaufgaben.<br />

Was den Mitarbeitern besonders wichtig ist: immer<br />

für Gespräche mit den Eltern todkranker Kinder da<br />

zu sein. “Oft können wir die Eltern in einer<br />

schwierigen Phase wieder aufbauen, ihnen Mut<br />

machen”, erzählt Anne Grunenberg. Denn häufig<br />

geht es um die Tabuthemen Tod und Trauer. “Seit<br />

ich für den <strong>Kinderhospizverein</strong> arbeite, habe ich<br />

gelernt, über den Tod und die Gefühle, die wir damit<br />

verbinden, zu sprechen.”<br />

Die meisten der betreuten Kinder leiden an schweren<br />

Stoffwechselerkrankungen, bei denen sie in Schüben<br />

ihre erlernten Fähigkeiten, wie Sprechen, Laufen<br />

oder auch Sehen, wieder verlieren.“ Das ist nicht nur<br />

für die Familien schwer, sondern auch für uns<br />

Ehrenamtliche, die wir mit der Zeit auch ein Teil der<br />

Familie werden.”<br />

Um damit klar zu kommen, werden die in speziellen<br />

Seminaren auf ihre Arbeit vorbereitet.<br />

Schenken Eltern und Kindern Zeit: Anne Grunenberg, Gabi<br />

Grütering und Gisela Ewert-Kolodziej (v.l.) vom<br />

Kinderhospizdienst Recklinghausen<br />

Auch für die Familien gibt es Seminare, Workshops und<br />

Fachtagungen. Dabei geht die Betreuung der Eltern<br />

durch den <strong>Kinderhospizverein</strong> über den Tod des Kindes<br />

hinaus: Eltern, deren Kind schon gestorben ist, tauschen<br />

sich mit anderen Betroffenen aus und lernen, damit<br />

fertig zu werden, z. B. bei kreativen Arbeiten. Sie<br />

drücken ihre Trauer und Erinnerung aus, indem sie<br />

Gedichte schreiben und Bilder malen. Auch wenn die<br />

Arbeit der Ehrenamtlichen manchmal traurig und schwer<br />

ist: Es gibt jede Menge schöne Momente. Anne<br />

Grunenberg: “Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich nach<br />

längerer Zeit wieder zu einem Kind komme und sich<br />

schon beim Hören meiner Stimme ein Lächeln auf<br />

seinem Gesicht ausbreitet!”<br />

Dem Schmerz nicht ausweichen müssen<br />

Begleitet werden<br />

Trauer zulassen dürfen<br />

Hilfe bekommen<br />

Loslassen lernen<br />

Aufgefangen werden<br />

Den Mut nicht verlieren<br />

Kräfte wecken lassen<br />

Chancen erkennen<br />

Chancen ... nutzen!<br />

Jutta Buchner, Mutter eines gestorbenen Kindes


Pressetexte<br />

Über unsere Ambulante Kinderhospizarbeit<br />

Wenn der Alltag nicht alltäglich ist<br />

Ambulante Kinderhospizarbeit im Kreis Recklinghausen<br />

Blitzschnell fegt Ezgisuna durch das Wohnzimmer,<br />

verschwindet in der Küche und stürmt mit dem<br />

gelben Handy in den Händen wieder zurück. Mit<br />

strahlenden Augen drückt sie die Tasten, bevor sie<br />

zwischen Papa Ugur und Mama Serife halt macht,<br />

der Handymusik lauscht und im nächsten Moment<br />

wieder durch die Gegend wirbelt.<br />

Voller Energie steckt die 5-Jährige, ihr Tag<br />

beginnt morgens um sieben und endet kaum vor<br />

zwei Uhr in der Nacht. „Das ist ganz normal“, sagt<br />

Serife Bircan mit einem Lächeln, „Ezgi kann nichts<br />

dazu, also kann ich ihr nicht böse sein“.<br />

Ezgi, wie sie ihre Eltern liebevoll nennen, leidet<br />

an MPS III (Mukopolysaccharidose Typ III), auch San<br />

Filippo Syndrom genannt. Das ist eine Stoffwechselerkrankung<br />

und gehört zu den heute noch<br />

unheilbaren, lebensverkürzenden Erkrankungen.<br />

Ezgisuna befindet sich zurzeit in der zweiten<br />

Phase von MPS III, die sich durch eine erheblich<br />

gesteigerte Aktivität bemerkbar macht. Mit<br />

fortschreitender Erkrankung wird sie ihre erlernten<br />

Fähigkeiten, wie Laufen und Sprechen,<br />

nach und nach verlieren.<br />

Ezgisuna gehört zu den rund 22.600 Kindern in<br />

Deutschland, die an einer lebensverkürzenden<br />

Erkrankung leiden. Die Lebenserwartung dieser<br />

Kinder ist ungewiss. Je nach Art und Verlauf der<br />

Erkrankung sterben einige von ihnen schon im<br />

frühen Kindesalter, manche erreichen die Pubertät<br />

und wenige erreichen das junge Erwachsenenalter.<br />

Total unerwartet erfuhren die Bircans von der<br />

Erkrankung ihrer jüngsten Tochter. „Es war ein<br />

Zufallsbefund“, so die Mutter. „Vor drei Jahren<br />

verletzte sich Ezgi beim Spielen und musste ins<br />

Krankenhaus.“ Es kam zu Komplikationen im<br />

Heilungsprozess; einer der behandelnden Ärzte<br />

äußerte den Verdacht auf die lebensverkürzende<br />

Erkrankung bei Ezgisuna und leitete weitergehende<br />

Untersuchungen ein.<br />

Serife und Ugur Bircan kamen mit dieser Situation<br />

nicht gut zurecht. „Wir wollten davon nichts hören,<br />

und es dauerte sehr lange, bis wir die Diagnose<br />

akzeptiert hatten.“<br />

Viele betroffene Eltern fühlen sich in dieser<br />

Situation überfordert und suchen Hilfe.<br />

An diesem Punkt setzt die ambulante<br />

Kinderhospizarbeit ein. Vom Zeitpunkt der Diagnosestellung<br />

an steht der Deutsche <strong>Kinderhospizverein</strong> e.<br />

V. mit seinen derzeit bundesweit 17 Ambulanten<br />

Kinderhospizdiensten den Familien zur Seite und<br />

bietet ihnen Unterstützung.<br />

Familie Bircan ist nur eine von 25 Familien mit lebensverkürzend<br />

erkrankten Kindern im Umkreis von<br />

50 Kilometern, die der Ambulante Kinderhospizdienst<br />

im Kreis Recklinghausen begleitet.<br />

Anne Grunenberg und Gisela Ewert-Kolodziej,<br />

Koordinatorinnen des Dienstes, arbeiten gemeinsam<br />

mit 45 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern daran, die Lebensqualität der<br />

betroffenen Kinder und ihrer Familien zu unterstützen.<br />

Dabei orientieren sich die Begleiter an<br />

den Fähigkeiten und den Bedürfnissen sowie den<br />

Interessen der lebensverkürzend erkrankten Kinder,<br />

deren Eltern und Geschwister.<br />

Eine Begleitung ist sehr individuell und auf die<br />

Bedürfnisse der einzelnen Familie abgestimmt.<br />

Birgit Uhlendorf und Ricarda Konopka, ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterinnen des Dienstes, kümmern<br />

sich um Ezgisunas siebenjährige Schwester Hatice.<br />

Sie unternehmen etwas, spielen mit ihr oder sind<br />

einfach für sie da und haben ein offenes Ohr für<br />

ihre Sorgen. „Für Hatice kann ich nicht die Zeit<br />

aufbringen, die sie benötigt“, sagt Serife Bircan,<br />

deshalb nimmt die Familie die Hilfe des Dienstes<br />

gerne an. Über Ezgis Zukunft mag die 28-Jährige<br />

nicht nachdenken. Sie möchte Ezgisuna glücklich<br />

machen und ist Tochter verleben darf. Auch wenn<br />

Ezgisuna eine schwere Erkrankung hat, ihr Strahlen<br />

drückt reine Lebensfreude aus!<br />

Über unsere Ambulante Kinderhospizarbeit


Die Aufgaben der ambulanten Kinderhospizdienste<br />

sind sehr vielfältig. Die benötigte Unterstützung<br />

wird von den Familien selbst bestimmt und kann<br />

sich im Laufe der Zeit durchaus verändern. Die<br />

Begleitung selbst erstreckt sich über mehrere<br />

Jahre und endet keinesfalls mit dem Sterben des<br />

erkrankten Kindes, auch nach dessen Tod sind die<br />

ehrenamtlichen Begleiter für die Angehörigen da.<br />

Für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ist dies keine leichte Aufgabe. Vor ihrem<br />

Einsatz in den Familien werden sie umfangreich<br />

und intensiv in einem Befähigungskurs geschult,<br />

und auch während der Begleitung erfahren sie<br />

Rückhalt in Supervisionen und regelmäßigen<br />

Gesprächen der Praxisbegleitung.<br />

Der Deutsche <strong>Kinderhospizverein</strong> e.V. wurde am<br />

10. Februar 1990 von Eltern lebensverkürzend<br />

erkrankter Kinder gegründet und brachte Themen,<br />

die bis dahin als Tabu behandelt wurden, in die<br />

Öffentlichkeit: „Krankheit/Sterben und Tod von<br />

Kindern“. Der Verein wurde zum Initiator der<br />

deutschen Kinderhospizbewegung, die heute stetig<br />

wächst. Heute ist die Kinderhospizarbeit etabliert<br />

und anerkannt. Zu den Schwerpunkten der Arbeit<br />

gehören der bundesweite Aufbau und Betrieb von<br />

ambulanten Kinderhospizdiensten, die Seminarund<br />

Bildungsarbeit der Deutschen<br />

Kinderhospizakademie für betroffene Geschwister,<br />

Eltern und interessierte Berufsgruppen und die<br />

Unterstützung von betroffenen Familien in<br />

besonderen Krisensituationen.<br />

Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend<br />

durch Spenden.<br />

Ezgisuna Bircan mit ihren Eltern<br />

Info-Box<br />

Ambulanter Kinderhospizdienst Recklinghausen<br />

Königswall 28 - 45657 Recklinghausen<br />

Telefon: 02361 9383080<br />

FAX: 02361 9383082<br />

Mail:<br />

recklinghausen@deutscher-kinderhospizverein.de<br />

Spendenkonto<br />

Sparkasse Vest Recklinghausen<br />

BLZ: 426 501 50<br />

Kto-Nr. 90 207 986<br />

RE-SOLUT Ausgabe 01/2011


Pressetexte<br />

Über unsere Ambulante Kinderhospizarbeit<br />

Zum Tag der Kinderhopsizarbeit:<br />

LEBEN MIT LARS- zu Besuch bei Familie Kuhne - Sobolewski<br />

„Man muss keinen Antrag stellen“<br />

Hilfe, wie man sie sich wünscht<br />

Familie Kuhne-Sobolewski aus Marl wird vom Kinderhospizdienst Recklinghausen unterstützt<br />

Nach Schulschluss wird’s quirlig im Haus<br />

Kuhne-Sobolewski. Lena, Lars und O le<br />

kuscheln sich auf dem Sofa zusammen. Aber<br />

lange hält es Lars nicht auf einem Fleck.<br />

Immer wieder durchkreuzt er mit großen<br />

Schritten das Zimmer. „Manchmal wünscht<br />

man sich einfach Hilfe“, sagt Papa Michael<br />

mit Blick auf seinen schwerstbehinderten<br />

Sohn. Die bekommt die Familie seit rund zehn<br />

Jahren vom ambulanten Kinderhospizdienst<br />

Recklinghausen.<br />

Mal kommt jemand vorbei, setzt den Jungen<br />

in den Buggy und geht einfach mal mit ihm an<br />

die frische Luft. Regelmäßig ist Dieter zu<br />

Besuch. Er kümmert sich nicht um Lars<br />

sondern um die beiden Geschwister. „Dieter<br />

ist für uns fast wie ein Großvater. Er hat für<br />

alles Verständnis“, berichtet Lena. „Vor allem<br />

wenn es in der Schule mal nicht läuft. Er gibt<br />

nicht immer nur den Lehrern Recht, obwohl<br />

er früher selber einer war.“ Einfach mal das<br />

Herz ausschütten, sagen dürfen, wie man sich<br />

fühlt oder wie „doof“ die Eltern gerade sind,<br />

dafür hat Ole den 75-Jährigen ins Herz<br />

geschlossen.Dass Besuch ins Haus kommt,<br />

kennt Lars – und er nimmt es achtlos hin.<br />

Lieber konzentriert er sich darauf, an de n<br />

langen Haaren seiner Schwester Lena zu<br />

ziehen. Als ihre heute 15 Jahre alten Drillinge<br />

etwa neun Monate alt waren, wurde Michael<br />

und Christine Kuhne-Sobolewski klar, dass<br />

zwei der Geschwister gesund waren, aber Lars<br />

keinen leichten Weg ins Leben haben<br />

würde.„Breiti“ nennt ihn sein Vater heute<br />

scherzhaft, wenn der zartgliedrige Junge mal<br />

wieder alle Viere ausstreckt und für Papa kaum<br />

noch Platz auf dem Sofa bleibt. Lena ist<br />

unterdessen bemüht, ihren dunklen Haarschopf<br />

außer Reichweite zu halten. Bruder Ole<br />

beobachtet die Szene gelassen. Die vier<br />

verstehen sich ohne Worte. Sprechen kann Lars<br />

nicht.Der 15-Jährige leidet an<br />

therapieresistenter Epilepsie und e iner Gehirn-<br />

Atrophie. Noch bevor er das e rste Lebensjahr<br />

vollendet hatte, kamen die ersten Anfälle. Mit<br />

den Jahren wurden sie häufiger und he ftiger.<br />

„Vor Weihnachten war es besonders schlimm“,<br />

erzählt Michael Kuhne-Sobolewski. Immer<br />

wieder erlitt der Junge heftige<br />

Krampfattacken. Nicht immer konnten die<br />

Eltern Stürze verhindern. Es g ab<br />

Knochenbrüche, Lars schlug sich Zähne aus. „So<br />

schnell kann man manchmal gar nicht zur Stelle<br />

sein, wie die Anfälle kommen“, berichtet<br />

Michael Kuhne-Sobolewski aus b itterer<br />

Erfahrung. Doch in der Regel wissen Eltern und<br />

Geschwister sich in Notfällen zu helfen, sind ein<br />

gut aufeinander eingestelltes Team.Beim<br />

ambulanten Kinderhospizdienst fühle man sich<br />

zudem gut aufgehoben, erklärt Michael Kuhne-<br />

Sobolewski. Und: „Sie müssen keinen Antrag<br />

stellen.“<br />

Über unsere Ambulante Kinderhospizarbeit


Anders als bei den meisten Dingen, die die<br />

Familie benötigt, um den Alltag mit einem<br />

kranken, mehrfach behinderten Kind zu<br />

meistern: Rollstuhl, Pflegebett oder ein Buggy<br />

fürs Spazierenfahren sind da no ch die<br />

kleinsten Hürden. Der barrierefreie Umbau<br />

des Hauses ist neben der vielen Arbeit immer<br />

auch ein bürokratischer Hürdenlauf, bei dem<br />

man oft nicht weiß, ob man überhaupt ans<br />

Ziel kommt. 60000 Euro haben sie schon in<br />

das Gebäude gesteckt.<br />

Jetzt muss ein neues Auto angeschafft<br />

werden. Ein großes natürlich, damit der<br />

Rollstuhl hineinpasst. Wieder sind teure<br />

Umrüstungen fällig. Wieder sind Anträge zu<br />

stellen. „Man hat oft das G efühl zu betteln,<br />

nicht etwas zu bekommen, das e inem<br />

zusteht“, sagt Familienvater Michael.<br />

Der ambulante Kinderhospizdienst hebt sich<br />

als Hilfsangebot dagegen wohltuend ab, ist<br />

einfach da, wann und wie es der Familie gut<br />

tut. Man wird zum Elterncafé eingeladen,<br />

kann sich mit anderen Familien austauschen,<br />

stößt auf Verständnis, das die Umgebung nach<br />

Jahren oft nicht mehr aufbringt. Familie<br />

Kuhne-Sobolewski findet Halt in einem Alltag,<br />

der in vieler Hinsicht besondere<br />

Herausforderungen bietet, zum Beispiel wenn<br />

es um die Vereinbarkeit mit dem Beruf geht.<br />

Beide Eltern arbeiten im Nachtdienst in der<br />

LWL-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

in Marl-Sinsen, gegenschichtig, damit immer<br />

einer von beiden zu Hause sein kann. „Für<br />

Lars ist es das B este“, sagt sein Vater. Denn<br />

egal ob Tag oder Nacht: Man kann den Jungen<br />

keine Minute mehr allein lassen. Da ist es gut,<br />

dass nicht nur Eltern sondern auch<br />

Geschwister sich mit Hingabe um ihn<br />

Ein starkes Trio: (v.l.) die Drillinge Ole, Lars und Lena<br />

aus Marl. Foto: Thorsten Jahnfeld<br />

kümmern.„Tolle Kinder“, sagt Papa Michael<br />

und blickt zufrieden auf seine Dreierbande.<br />

„Aber manchmal sieht man das se lber schon<br />

gar nicht mehr.“ Dann ist oft Dieter vom<br />

Hospizdienst da, der ihn auch daran erinnert.<br />

Von Martina Möller Marl.

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