Stellungnahme zur Fakultätsreform vom 09.12.2013 - an der ...
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<strong>Stellungnahme</strong> <strong>der</strong> Fachschaft <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaftlich-<br />
Gärtnerischen Fakultät (LGF) <strong>zur</strong> gepl<strong>an</strong>ten <strong>Fakultätsreform</strong><br />
(Berlin, den <strong>09.12.2013</strong>)<br />
In regelmäßigen Abständen ereilt unsere Fakultät <strong>der</strong> Ruf nach Verkleinerung,<br />
Umstrukturierung, Schließung – so auch im Rahmen <strong>der</strong> jetzt beschlossenen<br />
<strong>Fakultätsreform</strong>.<br />
Fakt ist: Die Agrar- und Gartenbauwissenschaften leisten als <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte und<br />
integrierte Wissenschaft heute und zukünftig einen entscheidenden Beitrag <strong>zur</strong><br />
Lösung <strong>der</strong> drängendsten Probleme auf unserem Pl<strong>an</strong>eten:<br />
- Sicherung einer ausreichenden Ernährung <strong>der</strong> schnell wachsenden<br />
Weltbevölkerung<br />
- Absicherung des steigenden Energie- und Rohstoffbedarfs aus<br />
nachwachsenden, alternativen Quellen<br />
- Schaffung eines hum<strong>an</strong>en Lebensumfeldes <strong>an</strong>gesichts ras<strong>an</strong>t steigen<strong>der</strong><br />
Urb<strong>an</strong>isierung<br />
- Praktische und theoretische Begegnung <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen des<br />
Klimaw<strong>an</strong>dels<br />
Diesen Beitrag können nur gut ausgestattete, vernetzte und international<br />
wettbewerbsfähige agrarwissenschaftliche Einrichtungen leisten. Logische<br />
Konsequenz wäre daher eine Aufwertung und ein Ausbau <strong>der</strong> Agrar- und<br />
Gartenbauwissenschaften in Berlin. Stattdessen soll die LGF beseitigt werden und<br />
mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Fachgebieten zu sogen<strong>an</strong>nten Lebenswissenschaften verschmelzen.<br />
Die entscheidenden Folgen sind:<br />
Die Agrar- und Gartenbauwissenschaften in Berlin werden nicht „gerettet“,<br />
son<strong>der</strong>n durch die Abwertung zum Institut systematisch in die<br />
Bedeutungslosigkeit geführt. So wird eine völlige Einstellung<br />
l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Forschung und Lehre bei zukünftigen Reformen erleichtert.<br />
An das breit gefächerte agrarwissenschaftliche Forschungsumfeld in Berlin und<br />
Br<strong>an</strong>denburg wird das fatale Signal <strong>der</strong> Unwichtigkeit dieses Gebietes<br />
ges<strong>an</strong>dt.<br />
Im Angesicht des Fachkräftem<strong>an</strong>gels: Welchen Studieninteressierten soll m<strong>an</strong><br />
für das Studium <strong>an</strong> einem Institut in Berlin begeistern, wenn <strong>an</strong><strong>der</strong>norts bestens<br />
ausgestattete Fakultäten locken?<br />
Bisher ist die LGF für Ihre kurzen Wege zwischen den Fachgebieten, <strong>der</strong><br />
Verwaltung und weiteren Einrichtungen bek<strong>an</strong>nt. Durch die Schaffung einer<br />
zusätzlichen Verwaltungsebene werden die gesamten Abläufe l<strong>an</strong>gwieriger,<br />
teurer und damit ineffizienter!
Gerade die schon jetzt in Deutschl<strong>an</strong>d auf ein Minimum reduzierten universitären<br />
Gartenbauwissenschaften werden zuerst mit Einschnitten zu kämpfen<br />
haben.<br />
Müssen wir die <strong>an</strong> <strong>der</strong> Martin-Luther-Universität in Halle gemachten Fehler<br />
wie<strong>der</strong>holen?<br />
Auch uns ist klar, dass es <strong>an</strong>gesichts knapper werden<strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zen und <strong>der</strong> schon<br />
mehrfach verkleinerten LGF kein „Weiter so!“ geben k<strong>an</strong>n.<br />
Konsequenz darf aber nicht die willkürliche Zusammenlegung mit Instituten <strong>der</strong><br />
Grundlagenforschung (siehe Biologie) und die Konstruktion von inhaltlichen<br />
Übereinstimmungen (siehe Psychologie) sein.<br />
Ein echtes Zukunftsmodell wäre stattdessen die Schaffung eines „Berliner<br />
Campus Agrarwissenschaften“ <strong>der</strong> alle <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dten wissenschaftlichen<br />
Disziplinen unseres Bereiches vereint.<br />
Hierzu wäre die Fusion <strong>der</strong> LGF mit dem Fachbereich Veterinärmedizin <strong>der</strong> FU<br />
und den Instituten für Lebensmitteltechnologie und L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung <strong>der</strong> TU<br />
notwendig. Wir for<strong>der</strong>n sinnvolle interdisziplinäre Forschung und Lehre und<br />
Kooperationen mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Forschungseinrichtungen, die unserem Profil<br />
entsprechen.<br />
Berlin könnte auf diese Weise zudem Kompetenzzentrum für die Zukunft<br />
des Agrarbereichs in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n, wenn nicht deutschl<strong>an</strong>dweit<br />
werden.<br />
Voraussetzung hierfür ist allerdings die Aufgabe des völlig überholten,<br />
beschränkten Denkens nur in den Grenzen <strong>der</strong> eigenen Universität!<br />
Abgesehen von diesen speziell die LGF betreffenden Fakten sind wir aber auch<br />
mit den generellen Zielen und dem Ablauf <strong>der</strong> <strong>Fakultätsreform</strong> nicht<br />
einverst<strong>an</strong>den:<br />
- Der Reformprozess ist nicht tr<strong>an</strong>sparent und partizipativ<br />
- Die tatsächlichen Kosten <strong>der</strong> Umstrukturierung müssen zunächst von<br />
Unabhängigen begutachtet werden<br />
- Kreativität und freie Bildung stehen im Wi<strong>der</strong>spruch zu dem Prozess und<br />
den Zielen <strong>der</strong> <strong>Fakultätsreform</strong><br />
Die Fachschaft <strong>der</strong> LGF ist entsetzt über den Umg<strong>an</strong>g mit den studentischen<br />
Vertretern im Akademischen Senat <strong>vom</strong> 05.12.13 und bedauert die Rücknahme<br />
von <strong>der</strong>en Statusgruppen-Veto gegen die <strong>Fakultätsreform</strong>.