Aufstehen - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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misericordia<br />
Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> · 65. Jahrgang · März 2013 · Internet: www.barmherzige.de<br />
<strong>Aufstehen</strong>
Inhalt<br />
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
<strong>Aufstehen</strong> und Auferstehen 3<br />
Das Erwachen 4<br />
Fuß-Sprechstunde in Schwandorf 6<br />
Mobilisation im Krankenhaus 7<br />
„<strong>Aufstehen</strong>“ auf <strong>der</strong> Intensivstation 8<br />
Beschwingt durchs Leben mit dem Rollstuhl 9<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Johannes von Gott - Pionier <strong>der</strong> Krankenpflege 10<br />
Johann-von-Gott-Oratorium in Algasing 12<br />
Neuauflage <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-Biographie 12<br />
Klosternacht in Schwandorf 13<br />
Fachtagung zu Trauma und<br />
geistige Behin<strong>der</strong>ung in Algasing 13<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Krankenpfleger spielt <strong>Orden</strong>spionier in Indien 14<br />
1142 Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit 15<br />
Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />
Carina Egerndorfer bei den Special Olympics 16<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> bei Werkstätten-Messe 16<br />
Online-Portal für Ethik 16<br />
Krankenhaus und Gesundheit<br />
Serie Sport: Tischtennis 17<br />
Buchhinweis: Geschichte <strong>der</strong> Hospizbewegung 18<br />
Rote Zahlen in fast jedem zweiten Krankenhaus 18<br />
Kirche und Gesellschaft<br />
Vor 125 Jahren wurde Elsa Brandström geboren 19<br />
Kreuz und Kruzifix 20<br />
Danke, Papst Benedikt! 21<br />
Rätsel 22<br />
Pflanze des Monats: Gewürznelke 23<br />
Serie Städte und Orte 24<br />
Unser Titelbild zeigt die Johannes-von-<br />
Gott-Skulptur in <strong>der</strong> Eingangshalle des<br />
Krankenhauses <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in Graz/Marschallgasse. Sie wurde<br />
von Nikola Milunovic, Akademie-Bildhauer<br />
aus Belgrad, geschaffen und 2006<br />
an die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> übergeben.<br />
- Am 8. März begeht die Johannes-von-<br />
Gott-Famile das Hochfest des Heiligen.<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
in den Heilungsgeschichten des<br />
Neuen Testamentes ist die Rede<br />
davon, dass kranke und behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen von Christus<br />
aufgerichtet werden. Ich denke<br />
hier an die Erzählung von <strong>der</strong><br />
gekrümmten Frau, die er aufrichtet,<br />
o<strong>der</strong> an den Lahmen, den er<br />
auffor<strong>der</strong>t, aufzustehen und umherzugehen.<br />
Nicht nur körperlich<br />
Kranken verhilft Jesus, stehen und gehen zu können. Es liegt<br />
ihm sehr daran, Menschen am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft wie<strong>der</strong><br />
in die Mitte zu holen. Mich beeindruckt die Begegnung mit<br />
dem Zöllner Zachäus. Da dieser kleinwüchsig ist, steigt er auf<br />
einen Baum, um Jesus zu sehen – vielleicht auch, weil er den<br />
an<strong>der</strong>en Menschen am Weg nicht begegnen will. Schließlich<br />
ist er eine Person, von dem sich die „Braven“ abwenden. Er<br />
ist ein Betrüger, <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> eintreibt, die ihm nicht gehören,<br />
und dem man besser nicht begegnet.<br />
An ihn wendet sich Christus mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, vom Baum<br />
herabzusteigen. So kann er ihm auf Augenhöhe begegnen.<br />
Für Christus ist es wichtig, Menschen nicht zu erniedrigen,<br />
son<strong>der</strong>n aufzubauen. Hier wird er von manchen Zeitgenossen<br />
nicht verstanden. Sie stellen die Frage, wie man mit Zöllnern,<br />
Sün<strong>der</strong>n und Ehebrechern an einem Tisch sitzen kann. Selbst<br />
die Apostel haben dafür manchmal kein Verständnis.<br />
Für Johannes von Gott war es keine Frage, welcher Rasse und<br />
Herkunft ein Mensch war. Er kümmerte sich um alle, die seiner<br />
helfenden Hände bedurften. Er holte die, die im Schmutz <strong>der</strong><br />
Gassen von Granada lagen, in sein schützendes Hospital und<br />
pflegte sie aufopfernd. Dies legte er seinen ersten Gefährten<br />
und Mitarbeitern ans Herz, und dies ist die Kernbotschaft,<br />
die bis heute für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft, aber<br />
auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hospitalfamilie<br />
gilt.<br />
Den Menschen auf Augenhöhe begegnen heißt in erster Linie,<br />
danach zu schauen, wo man selbst steht. Es macht mich<br />
betroffen, wenn man aneinan<strong>der</strong> vorbeigeht, ohne Notiz vom<br />
an<strong>der</strong>en zu nehmen. Es macht nicht nur mich betroffen, wenn<br />
<strong>der</strong> Beruf nur noch als Job wahrgenommen wird und <strong>der</strong> uns<br />
anvertraute Mensch nur „ein Fall“ ist.<br />
Die Figur des heiligen Johannes von Gott, die im Eingangsbereich<br />
unseres Krankenhauses in Graz steht, ist eine Auffor<strong>der</strong>ung<br />
an uns, selber aufzustehen und an<strong>der</strong>en beim <strong>Aufstehen</strong><br />
zu helfen. Wahrscheinlich wäre <strong>der</strong> Heilige von Granada nicht<br />
in <strong>der</strong> Lage gewesen, nach seinem Aufenthalt im königlichen<br />
Hospital aus eigener Kraft aufzustehen. Viele haben ihm dabei<br />
geholfen.<br />
Ihr<br />
Frater Eduard Bauer
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
3<br />
<strong>Aufstehen</strong> und Auferstehen<br />
Warum das Leid im Leben nicht das letzte Wort hat<br />
Es geht auf Ostern zu, aufwärts sozusagen. Zuvor steht allerdings<br />
noch die Passionszeit an mit dem etwas düsteren<br />
Karfreitag als Gipfel. Was sich alle Jahre wie<strong>der</strong>holt, lässt sich<br />
ganz unterschiedlich sehen und bewerten: rein kalendarisch als<br />
Zusammenfallen von mehreren Feiertagen und als Ferienzeit,<br />
jahreszeitlich als Verheißung des nach langem grauen Winter<br />
ausbrechenden Frühlings, christlich als Erinnerung an das<br />
Geschehen vor bald 2000 Jahren in Jerusalem, an Jesu Leiden,<br />
Tod und Auferstehung. Und wir können es auch als Sinnbild<br />
deuten, wie es mit uns und unserem Leben so läuft, in den<br />
Jahren, die uns geschenkt sind, und danach.<br />
Wir leben Ostern entgegen, aber durch Passion hindurch.<br />
Beides gehört untrennbar zusammen. <strong>Aufstehen</strong> kann nur,<br />
wer danie<strong>der</strong>liegt, ans Licht finden nur, wer auch durchs Dunkel<br />
geht, Freude erleben, wer auch Kummer, Schmerz und<br />
Trauer kennt, Himmel erlangen, wer auch die Bitterkeit des<br />
Alltags schmeckt. Auch wenn wir uns dagegen sträuben, es uns<br />
überhaupt nicht behagt und wir es schon gar nicht begreifen<br />
können, warum es so ist: Passion gehört zum Leben. Aber<br />
sie hat nicht das letzte Wort. Ostern wartet auf uns. Wir sind<br />
zur Auferstehung bestimmt – immer wie<strong>der</strong> jetzt schon, und<br />
endgültig in unserm Tod.<br />
Das sagt mir auch die, wie ich finde, schönste biblische Ostererzählung<br />
von den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus<br />
im Lukasevangelium (24, 13-35). Sie spiegelt wi<strong>der</strong>, was<br />
auch uns mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> häufig wi<strong>der</strong>fährt: Enttäuschung,<br />
Nie<strong>der</strong>geschlagenheit, Müdigkeit, Perspektivlosigkeit, Sinnlosigkeit,<br />
Zukunftsangst – Karfreitag eben, bei den Jüngern<br />
hervorgerufen durch die Hinrichtung Jesu, bei uns durch Querschläge<br />
in <strong>der</strong> Familie, Missstände in <strong>der</strong> Arbeit, Elend in <strong>der</strong><br />
Nachbarschaft o<strong>der</strong> auch Fehlentwicklungen in <strong>der</strong> Kirche.<br />
Wie die beiden biblischen Jünger sehen wir dann oft nicht<br />
mehr weiter, schleppen uns „wie mit Blindheit geschlagen“<br />
dahin, fixiert auf den Unsinn des Erlebten.<br />
Doch die Jünger verbleiben nicht im Karfreitag, sie kommen<br />
wie<strong>der</strong> heraus, erleben Ostern, ihre Auferstehung schon vor<br />
ihrem physischen Tod. Neue Energie wächst ihnen zu. Sie<br />
finden neuen Sinn, Freude, leben auf. Wie das? Indem ihnen<br />
jemand zur Seite geht und ihnen hilft, das Geschehene mit<br />
an<strong>der</strong>en Augen zu sehen, daran vergessene Seiten (wie<strong>der</strong>)<br />
zu entdecken. Nein, Auferstehung ist nicht nur fürs Jenseits<br />
reserviert. Sie soll sich auch hier bei uns ereignen. Und wenn<br />
wir genauer hinschauen, dann ereignet sie sich auch oft.<br />
Sie ereignet sich beispielsweise, wenn wir einan<strong>der</strong> daran erinnern,<br />
dass die tägliche Arbeit nicht nur blödes, stumpfsinniges<br />
Steineklopfen ist, son<strong>der</strong>n einen Nutzen, reichen Segen, Auferstehung<br />
für An<strong>der</strong>e stiftet. Sie ereignet sich, wenn jemand<br />
anfängt, sich selbst nicht mehr als Nichts o<strong>der</strong> Dutzendware<br />
unter den allzu Vielen zu begreifen, weil ihm ein An<strong>der</strong>er zu<br />
verstehen gibt, wertvoll und einmalig zu sein.<br />
Diese ungewöhnliche Darstellung in <strong>der</strong> evangelischen Christuskirche<br />
in Klagenfurt-Welzenegg (Österreich) symbolisiert die Auferstehung:<br />
Christus überwindet Kreuz, Leid und Tod.<br />
Auferstehung ereignet sich, wenn <strong>der</strong> Schmerz über den<br />
Tod des geliebten Menschen zum Anstoß wird, sich leidenschaftlich<br />
einzusetzen für die Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Not An<strong>der</strong>er mit<br />
ähnlichem Schicksal. Sie ereignet sich auch, wenn nach <strong>der</strong><br />
Schockstarre über die eingetretene Behin<strong>der</strong>ung jemand behutsam<br />
Möglichkeiten in den Blick rückt, wie es dennoch im<br />
Leben sinnvoll weitergehen kann. Und sie ereignet sich, wo<br />
wir <strong>der</strong> Botschaft trauen, dass wir alle auf eine Auferstehung<br />
in Vollendung und Endgültigkeit zugehen.<br />
Dr. Georg Betz
4<br />
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
Diese beiden Schlafmützen hier wach zu bekommen wird nicht so ganz einfach werden ...<br />
Das Erwachen<br />
Von Professor Dr. Jürgen Zulley<br />
Ich bin so knallvergnügt erwacht.<br />
Ich klatsche meine Hüften.<br />
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.<br />
Es dürstet mich nach Lüften ...<br />
Aus meiner tiefsten Seele zieht<br />
mit Nasenflügelbeben<br />
ein ungeheurer Appetit<br />
nach Frühstück und nach Leben.<br />
Joachim Ringelnatz<br />
Kommt Ihnen das vertraut vor? Wenn<br />
nicht, keine Sorge. Nicht jedem ist es<br />
vergönnt den Morgen so zu begrüßen.<br />
An<strong>der</strong>en kommt morgens eher die Einsicht,<br />
dass <strong>der</strong> Begriff „Morgengrauen“<br />
wirklich eine doppelte Bedeutung besitzt.<br />
Nun, im ersten Fall gehört man<br />
zu den „Lerchen“, den Morgentypen,<br />
und im zweiten Fall zu den „Eulen“,<br />
den Abendtypen. Diese Chronotypen<br />
sind erst einmal völlig normal. Apropos<br />
normal: Der durchschnittliche Deutsche<br />
steht morgens um 6:18 Uhr auf.<br />
Genau genommen findet das Aufwachen<br />
bereits während des Schlafes statt. Nach<br />
vier bis fünf Stunden Schlaf erreichen<br />
wir keinen Tiefschlaf mehr und befinden<br />
uns nur noch in leichteren Schlafphasen.<br />
Somit beginnt das Erwachen bereits ab<br />
drei o<strong>der</strong> vier Uhr nachts. Von da an<br />
wechseln wir nur noch zwischen dem<br />
hochaktiven Traumschlaf (REM-Schlaf)<br />
und den Leichtschlafstadien.<br />
Regelmäßiges Erwachen<br />
in <strong>der</strong> Nacht ist normal<br />
Aber schon während <strong>der</strong> ganzen Nacht<br />
findet ein regelmäßiges Erwachen statt.<br />
Dieses nächtliche Erwachen ist so kurz<br />
(unter drei Minuten), dass die meisten<br />
sich daran nicht erinnern. Und es ist<br />
völlig normal. Wir sind hierbei übrigens<br />
so wach, dass wir uns mit dem<br />
Partner unterhalten können o<strong>der</strong> Dinge<br />
tun, was wir aber alles wie<strong>der</strong> vergessen,<br />
wenn wir bald wie<strong>der</strong> einschlafen. Erst<br />
wenn wir lang genug wach gelegen sind,<br />
können wir uns auch an Ereignisse <strong>der</strong><br />
Nacht erinnern.<br />
Das betrifft im Übrigen auch unsere<br />
Träume. Wir können uns nur dann an<br />
Träume erinnern, wenn wir aus ihnen<br />
erwachen und dann lang genug wach<br />
sind, um diese Ereignisse in unser Langzeitgedächtnis<br />
zu transportieren. Schlafstörungen<br />
entstehen übrigens erst, wenn<br />
ich nicht wie<strong>der</strong> einschlafen kann, zum
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
5<br />
Beispiel weil ich mich darüber ärgere,<br />
wach geworden zu sein, nicht wissend,<br />
dass dies völlig normal ist. Also hübsch<br />
gelassen mit dem nächtlichen Erwachen<br />
umgehen.<br />
„Tagesbewusstsein“ wird<br />
langsam wie<strong>der</strong>erlangt<br />
Das eigentliche und endgültige morgendliche<br />
Erwachen ist eine langsame<br />
Wie<strong>der</strong>erlangung unseres „Tagesbewusstseins“.<br />
In dieser Phase sind wir<br />
körperlich und geistig noch nicht leistungsfähig.<br />
Dieses „Zu-sich-kommen“<br />
wird in <strong>der</strong> Schlafmedizin als „Schlaftrunkenheit“<br />
bezeichnet. Der Körper<br />
und unser Geist brauchen einfach einige<br />
Zeit, bis sie wie<strong>der</strong> wach sind.<br />
Und das hängt zum einen mit unserem<br />
biologischen Rhythmus zusammen, unserer<br />
inneren Uhr, die uns immer zur<br />
gleichen Zeit erwachen lässt, unabhängig<br />
davon, wann wir zu Bett gegangen<br />
sind. Dann beeinflusst <strong>der</strong> bereits genannte<br />
Chronotyp unser morgendliches<br />
Erwachen. Natürlich ist das Erwachen<br />
auch ein Problem, wenn ich wirklich<br />
schlecht geschlafen habe. Weiterhin<br />
spielt die morgendliche Helligkeit eine<br />
Prof. Dr. Jürgen Zulley ist Diplom-Ingenieur<br />
und Diplom-Psychologe, Professor<br />
für Biologische Psychologie an <strong>der</strong> Universität<br />
Regensburg und war vor seinem<br />
Ruhestand Leiter des Schlafmedizinischen<br />
Zentrums und Leiten<strong>der</strong> Psychologe am<br />
Universitäts- und Bezirksklinikum Regensburg,<br />
außerdem ist er Autor zahlreicher<br />
Bücher.<br />
Rolle, die als Störfaktor für den Schlaf<br />
ein Erwachen hervorruft. Und natürlich<br />
auch die vergangene Schlafdauer,<br />
irgendwann wird je<strong>der</strong> wach. Nicht zu<br />
vergessen die zunehmenden Geräusche<br />
des Tages und – <strong>der</strong> Wecker.<br />
Aber die wohl wichtigste Ursache für<br />
schnelles o<strong>der</strong> mühevolles Erwachen ist<br />
<strong>der</strong> Zeitpunkt im Schlafzyklus, an<strong>der</strong>s<br />
ausgedrückt, aus welchem Schlafstadium<br />
wir erwachen. Aus dem Traumschlaf<br />
heraus werden wir relativ rasch wach<br />
und voll funktionstüchtig. Klingelt <strong>der</strong><br />
Wecker jedoch in einem tieferen Schlafstadium,<br />
benötigen wir einige Zeit, um<br />
wach zu werden, und sind in dieser Phase<br />
im Zustand <strong>der</strong> Schlaftrunkenheit.<br />
Der Wechsel dieser Schlafstadien erfolgt<br />
im 90-Minuten-Rhythmus. Eine<br />
Bewertung des Schlafes sollte deshalb<br />
nicht unmittelbar nach dem Erwachen<br />
erfolgen, da dann nur das Schlafstadium,<br />
aus dem wir erwachen, bewertet<br />
wird und nicht die ganze Nacht. Diese<br />
Frage lässt sich erst im Laufe des Tages<br />
beantworten, nämlich dann, wenn wir<br />
tagsüber überwiegend fit sind.<br />
Schlafphasenwecker<br />
können sinnvoll sein<br />
Das morgendliche Erwachen fällt uns<br />
leichter, wenn dies zum richtigen Zeitpunkt<br />
erfolgt. Da wir uns in den leichteren<br />
Schlafphasen häufiger bewegen<br />
und diese Bewegungen leicht messbar<br />
sind, können sogenannte „Schlafphasenwecker“<br />
durchaus sinnvoll sein.<br />
Ansonsten sollte man versuchen, den<br />
günstigsten Aufwachzeitpunkt durch<br />
zeitliches Verschieben herauszufinden.<br />
Manchmal fällt uns sogar ein früheres<br />
Erwachen leichter. Ein biologischer<br />
Wecker ist auch helles Licht. Es gibt ja<br />
sogar Lichtwecker, die dies ausnutzen.<br />
Aber nicht jedem werden diese Tipps<br />
helfen. Einem eingefleischten Abendtypen,<br />
auch Morgenmuffel genannt,<br />
bleibt nichts an<strong>der</strong>es übrig, als dieses<br />
Übel zu akzeptieren und sich damit zu<br />
trösten, dass man nicht <strong>der</strong> Einzige ist:<br />
Dies frühzeitige <strong>Aufstehen</strong> macht einen<br />
ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen<br />
Schlaf haben.<br />
Franz Kafka<br />
Jugend<br />
20 Stunden<br />
pro Woche<br />
online<br />
(KNA) Ohne Internet geht für<br />
junge Leute in <strong>Bayern</strong> fast nichts<br />
mehr. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
verbringt an die 20<br />
Stunden pro Woche im Netz,<br />
wie eine Umfrage zum Thema<br />
„Jugend, Internet und Politik in<br />
<strong>Bayern</strong>“ im Auftrag <strong>der</strong> Hanns-<br />
Seidel-Stiftung ergeben hat. Je<strong>der</strong><br />
siebte Befragte beschäftige<br />
sich ein Viertel seiner Zeit im<br />
Netz mit Politik. Je höher <strong>der</strong><br />
Bildungsabschluss, umso mehr<br />
würden politischen Themen verfolgt.<br />
Für die Studie wurden junge<br />
Leute zwischen 17 und 29 Jahren<br />
befragt, die mit dem Internet aufgewachsen<br />
sind. Für diese sogenannten<br />
Digital Natives spielten<br />
jedoch die traditionellen Formen<br />
<strong>der</strong> Information, <strong>der</strong> Kommunikation<br />
und Partizipation keine<br />
geringere Rolle als die digitalen<br />
Möglichkeiten. So hätten jeweils<br />
rund drei Viertel angegeben, sich<br />
regelmäßig o<strong>der</strong> gelegentlich mit<br />
Verwandten, Freunden o<strong>der</strong> Kollegen/Mitschülern/Kommilitonen<br />
über Politik auszutauschen.<br />
Mit 61 Prozent zeigte mehr als<br />
die Hälfte <strong>der</strong> Befragten aktives<br />
Interesse an politischer Mitwirkung,<br />
ergab die Erhebung. So<br />
beteiligten sich 50 Prozent <strong>der</strong><br />
Jugendlichen regelmäßig o<strong>der</strong><br />
gelegentlich an Unterschriften-<br />
Aktionen o<strong>der</strong> 24 Prozent nähmen<br />
an Demonstrationen zu politischen<br />
Themen teil. Der Grad<br />
des Engagements nehme allerdings<br />
immer dann ab, wenn es<br />
mehr zeitlichen Aufwand durch<br />
Verlassen des persönlichen Umfelds<br />
bedeute.
6<br />
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
Wie<strong>der</strong> schmerzfrei laufen<br />
Das Krankenhaus St. Barbara Schwandorf bietet eine Fuß-Sprechstunde an<br />
Ein Mitteleuropäer legt während seines Lebens bei ungefähr 10.000 Schritten pro Tag rund 150.000 Kilometer zurück.<br />
Nicht immer gelingt dies schmerzlos. Erbliche Veranlagung o<strong>der</strong> falsches Schuhwerk können im Laufe <strong>der</strong> Zeit zu<br />
Beschwerden führen.<br />
Oberarzt Nico Stirn vom Krankenhaus<br />
St. Barbara in Schwandorf ist Mitglied<br />
<strong>der</strong> Deutschen Assoziation für Fuß- und<br />
Sprunggelenkschirurgie und bietet seit<br />
Januar in <strong>der</strong> von Chefarzt Dr. Horst<br />
Schnei<strong>der</strong> geleiteten unfallchirurgischorthopädischen<br />
Hauptfachabteilung eine<br />
spezielle Fußsprechstunde an. Hintergrund<br />
dieses erweiterten Angebots sind<br />
zunehmende Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong><br />
Fußgeometrie und <strong>der</strong> Fußmechanik in<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung. Ist <strong>der</strong> Hallux valgus<br />
(Krummzehe) überwiegend ein Problem<br />
von Frauen, die oft zu enge o<strong>der</strong><br />
zu spitze Schuhe mit zu hohen Absätzen<br />
getragen haben, so bleiben auch Männer<br />
von Fußerkrankungen nicht verschont.<br />
Neben einer genetischen Veranlagung<br />
und falschem Schuhwerk spielt laut<br />
Oberarzt Stirn auch Übergewicht eine<br />
ursächliche Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung<br />
von Krummzehen. Denn durch dieses<br />
erhöht sich beim Gehen <strong>der</strong> Druck auf<br />
den Vorfuß um ein Mehrfaches. Mit<br />
<strong>der</strong> Entwicklung eines Spreizfußes<br />
weicht die große Zehe zunehmend<br />
nach außen ab. Das verursacht in <strong>der</strong><br />
Regel schmerzende Druckstellen an den<br />
Großzehenballen, Hornhautschwielen<br />
und Entzündungen. Hat <strong>der</strong> Patient<br />
Schmerzen, führt oft kein Weg an einer<br />
Operation vorbei, da die Fehlstellung<br />
durch konservative Maßnahmen nicht<br />
mehr rückgängig gemacht werden kann.<br />
Mit Hilfe eines speziellen Entlastungsschuhs<br />
für den Vorfuß kann <strong>der</strong> Patient<br />
bereits kurz nach <strong>der</strong> Operation wie<strong>der</strong><br />
mobilisiert werden und gilt rund sechs<br />
bis acht Wochen später als geheilt.<br />
Durch die seitliche Abweichung <strong>der</strong><br />
Großzehe beim Hallux valgus werden<br />
häufig die kleinen Zehen in Mitleidenschaft<br />
gezogen, was zur Ausbildung von<br />
Hammer- o<strong>der</strong> Krallenzehen führen<br />
kann. Eine konservative Therapie mit<br />
Zehengymnastik, Einlagen, speziellen<br />
Schuhzurichtungen o<strong>der</strong><br />
Nachtschienen bringt nur<br />
selten den gewünschten<br />
Behandlungserfolg. Nico<br />
Stirn zeigt auch hier den<br />
operativen Weg auf. Nach<br />
zwei bis vier Wochen steht<br />
einer Rückkehr in die gewohnten<br />
Schuhe zumeist<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Beim Hallux rigidus<br />
handelt es sich um ein<br />
steifes Großzehengrundgelenk,<br />
das durch Verschleiß<br />
(Arthrose) hervorgerufen<br />
wird. Betroffene verspüren<br />
beim Laufen immer<br />
stärkere Schmerzen. Neben<br />
<strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Beweglichkeit<br />
des Gelenks<br />
kommt es sehr oft auch<br />
zur Zerstörung des Gelenkknorpels.<br />
Bei <strong>der</strong> Behandlung,<br />
erklärt Stirn, werde<br />
zunächst versucht, durch<br />
die operative Abtragung<br />
stören<strong>der</strong> Knochenwucherungen<br />
das Gelenk zu<br />
erhalten.<br />
Oberarzt Nico<br />
Stirn bietet seit<br />
Januar jeden<br />
Montag ab<br />
13 Uhr eine<br />
spezielle Fußsprechstunde<br />
im<br />
Krankenhaus<br />
St. Barbara<br />
Schwandorf an.<br />
Aber auch Knochenauswüchse<br />
(Exostosen), ein<br />
Fersensporn (dornartige,<br />
verknöcherte Stelle<br />
am Fersenbein), eingeklemmte<br />
Nerven an <strong>der</strong> Fußwurzel<br />
(Tarsaltunnelsyndrom) o<strong>der</strong> chronische<br />
Erkrankungen des Nagelgewebes machen<br />
Betroffenen jeden Schritt unnötig<br />
schwer. Sie sollten sich nicht einfach<br />
mit schmerzenden Füßen abfinden, es<br />
gebe viele Behandlungsmethoden, die<br />
den Füßen „den Weg durchs Leben“<br />
erleichtern.<br />
Marion Hausmann<br />
Nicht immer ist es bei Fußbeschwerden damit<br />
getan, einfach die unbequemen Schuhe<br />
auszuziehen und barfuß zu laufen.
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
7<br />
Schon wie<strong>der</strong> auf den Beinen: Eine Patientin<br />
auf Station 12 freut sich mit den<br />
Pflegekräften Julia Kugelmeier und Stationsleiter<br />
Rainer Balk darüber, dass sie<br />
mit <strong>der</strong>en Unterstützung einen Tag nach<br />
<strong>der</strong> Operation aufstehen kann. Wichtig ist<br />
bei <strong>der</strong> Mobilisation das Zusammenspiel<br />
von Pflege und Medizin, bestätigt auch <strong>der</strong><br />
zuständige Oberarzt <strong>der</strong> Viszeralchirurgie,<br />
Dr. Hubert Leebmann.<br />
Etwas in<br />
Bewegung bringen<br />
Die Mobilisation von Patienten im Krankenhaus erfor<strong>der</strong>t<br />
Fachwissen und Einfühlungsvermögen<br />
„In Bewegung bringen“ – so lautet<br />
die Übersetzung aus <strong>der</strong> lateinischen<br />
Sprache von mobilitare – mobilisieren.<br />
Hinter dem Begriff <strong>der</strong> Mobilisation<br />
verbergen sich Maßnahmen zur Aktivierung<br />
und <strong>der</strong> Bewegungsför<strong>der</strong>ung<br />
von Patienten. Die Mobilisation eines<br />
Patienten erfor<strong>der</strong>t viel Einfühlungsvermögen,<br />
Geduld und vor allem pflegerisches<br />
Fachwissen. Es sind keine<br />
starren Techniken o<strong>der</strong> festgelegten<br />
Schritte zu befolgen – vielmehr muss<br />
das Pflegepersonal individuell auf den<br />
Patienten eingehen, Ruhe ausstrahlen<br />
und den Patienten ermutigen.<br />
Rehabilitation<br />
„auf <strong>der</strong> schnellen Schiene“<br />
Herrn B. (70) steht eine Operation bevor.<br />
Bei ihm ist ein Eingriff im Bereich des<br />
Dickdarms nötig. Nervös betritt er am<br />
Tag seiner Operation um sieben Uhr früh<br />
das Krankenhaus. Am Tag vorher war er<br />
schon einmal hier. Er wurde durch eine<br />
Mitarbeiterin des ärztlichen Dienstes<br />
darüber aufgeklärt, dass er nach seiner<br />
Operation im Rahmen einer beson<strong>der</strong>en<br />
Behandlungsmethode wie<strong>der</strong> „auf die<br />
Beine gebracht wird“. Diese Behandlungsmethode<br />
wird in Fachkreisen<br />
„Fast-Track-Rehabilitation“ (übersetzt:<br />
Rehabilitation auf <strong>der</strong> „schnellen Schiene“)<br />
genannt und hat zum Ziel, dass<br />
durch ein optimales Zusammenspiel<br />
von Pflege, Therapeuten und ärztlichem<br />
Dienst die Organfunktionen nach dem<br />
operativen Eingriff vollständig erhalten<br />
werden o<strong>der</strong> so schnell wie möglich wie<strong>der</strong><br />
normalisiert werden.<br />
Schon sieben Stunden nach <strong>der</strong> Operation,<br />
die ungefähr zweieinhalb Stunden<br />
gedauert hat, darf Herr B. ein bis zwei<br />
Portionen Jogurt zu sich nehmen. Zum<br />
Essen darf er sogar schon aufstehen und<br />
auf einem Stuhl sitzen. Gemeinsam mit<br />
seiner Familie unternimmt er noch einen<br />
kleinen Spaziergang auf dem Gang.<br />
Alles unter den wachsamen Augen <strong>der</strong><br />
Pflegekraft. Die frühzeitige Mobilisation<br />
trägt zur Verhin<strong>der</strong>ung einer Lungenentzündung<br />
o<strong>der</strong> einer Venenthrombose<br />
bei, erfährt Herr B. von ihr.<br />
Am ersten Tag nach <strong>der</strong> OP wird Herr<br />
B. von einem Pfleger bei <strong>der</strong> Körperpflege<br />
unterstützt und darf sich zum<br />
Frühstück an den Tisch setzen. Es gibt<br />
Jogurt, Weißbrot, Zwieback und einen<br />
Tee. Insgesamt acht Stunden soll er sitzen<br />
bleiben. Eine kurze „Verschnaufpause“<br />
gibt es, als ihn eine Pflegekraft<br />
nach dem Mittagessen zu einem Mit-<br />
tagsschläfchen ins Bett bringt. Vorher<br />
jedoch ermutigt sie ihn noch zu einem<br />
gemeinsamen kurzen Spaziergang über<br />
den Gang. Zum Abendessen geht es<br />
dann aber auch schon wie<strong>der</strong> an den<br />
Tisch zu Suppe und Weißbrot – und<br />
wie<strong>der</strong> folgt ein Verdauungsspaziergang<br />
über den Stationsflur.<br />
Schon ab dem zweiten Tag nach <strong>der</strong><br />
Operation darf und soll sich Herr B. im<br />
ganz normalen Jogginganzug außerhalb<br />
seines Bettes aufhalten.<br />
Eigenständigkeit för<strong>der</strong>n<br />
Die Ziele, die mit dieser frühen Mobilisation<br />
durch das Pflegepersonal verfolgt<br />
werden, sind zum einen, dass <strong>der</strong> Patient<br />
sich eher gesund als krank fühlt, da das<br />
Im-Bett-Liegen meist mit Krank-Sein<br />
verbunden wird, die Eigenständigkeit<br />
des Patienten wird geför<strong>der</strong>t und somit<br />
das Selbstwertgefühl gesteigert. Aber<br />
auch Dinge wie die Appetitanregung,<br />
besserer und damit auch gesün<strong>der</strong>er<br />
Schlaf und regelmäßige Verdauung werden<br />
durch die Mobilisation geför<strong>der</strong>t.<br />
Die professionelle Mobilisation von<br />
Patienten durch Mitarbeiter <strong>der</strong> Pflege,<br />
<strong>der</strong> Physiotherapie und den ärztlichen<br />
Dienst stellt nicht nur die Patientenautonomie<br />
schnellstmöglich wie<strong>der</strong> her,<br />
son<strong>der</strong>n wirkt sich auch positiv auf den<br />
Genesungsprozess aus und <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong><br />
Entlassung rückt schnell in greifbare<br />
Nähe – es wurde etwas in Bewegung<br />
gebracht.<br />
Rainer Balk, Stationsleitung<br />
Barbara Zehner, B.A. cand. M. Sc.<br />
Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Regensburg
8<br />
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
„<strong>Aufstehen</strong>“<br />
auf <strong>der</strong><br />
Intensivstation<br />
Physiotherapeutische Arbeit bei<br />
intensivpflichtigen Patienten<br />
Nicole Ebert<br />
arbeitet mit<br />
einer Patientin.<br />
Ein neuer beatmeter und sedierter Patient ist auf <strong>der</strong> Intensivstation<br />
angekommen. Der behandelnde Arzt gibt Informationen<br />
an mich, die Physiotherapeutin, weiter. Ich studiere<br />
ausführlich die Kurve, sodass ich meinen Patienten erst einmal<br />
„auf dem Papier“ kenne. Beim realen Kontakt ist es mir dann<br />
wichtig, mich auch bei sedierten Patienteninnen und Patienten<br />
vorzustellen, Namen und Tätigkeit sowie mein Vorhaben für<br />
die Behandlungseinheit zu nennen. Dazu kommt eine Initialberührung<br />
an neutraler Stelle, damit er für das Kommende<br />
vorbereitet wird.<br />
Meine Aufgabe ist es, dem Patienten, solange er sediert ist<br />
und auch in <strong>der</strong> Aufwachphase, eine Orientierung zu geben:<br />
zum Raum, zu sich selbst und natürlich zum behandelnden<br />
Therapeuten. Dies geschieht durch wahrnehmende Behandlungsschritte<br />
wie Berührung <strong>der</strong> Arme und Beine und des<br />
Rumpfes. Bei weiteren Einheiten sollte auch das Gesicht und<br />
<strong>der</strong> Kopf eingebunden werden.<br />
Extremitäten bewegen und Atmung erleichtern<br />
Das kann in Kombination mit <strong>der</strong> sogenannte Kontrakturprophylaxe<br />
geschehen, bei <strong>der</strong> die Extremitäten bewegt werden,<br />
sodass die Gelenke auch weiterhin gut beweglich bleiben,<br />
denn das Ziel ist, den Patienten – je nach gesundheitlichem<br />
Zustand – so bald wie möglich wie<strong>der</strong> in seine Umgebung<br />
einzubinden.<br />
Ein zusätzlicher Punkt ist die Pneumonieprophylaxe, also einer<br />
Lungenentzündung vorzubeugen o<strong>der</strong> sogar die Lungen-<br />
Situation zu verbessern. Auch mit <strong>der</strong> Beatmungsmaschine ist<br />
es gut möglich, den Patienten in seiner Atmung zu unterstützen<br />
und ihn, wenn er wacher ist bzw. sich in <strong>der</strong> Aufwachphase<br />
befindet, zu beruhigen und ihm das Atmen zu erleichtern.<br />
Nach <strong>der</strong> Begleitung des Wach-Werdens durch die Physiotherapie<br />
geht es dann darum, den Patienten möglichst schonend<br />
in den Alltag zu bringen, unter Einbindung seiner sozialen<br />
Kontakte. Dies ist oft ein langer Weg, bei dem es auf eine<br />
gute Kommunikation zwischen allen behandelnden Berufsgruppen<br />
ankommt.<br />
Physiotherapeutisch gesehen ist nun <strong>der</strong> Augenblick gekommen,<br />
bei dem <strong>der</strong> Patient das erste Mal wie<strong>der</strong> aufgesetzt<br />
werden kann. Langsam, um seinen Kreislauf adaptieren zu<br />
lassen und ihm die Möglichkeit zu geben, die Umwelt wie<strong>der</strong><br />
„senkrecht“ wahrzunehmen und in Interaktion mit den<br />
Anwesenden zu treten. Natürlich immer in Abhängigkeit zur<br />
Medikation und dem Equipment, das <strong>der</strong> Patient auf einer<br />
Intensivstation benötigt. Das ist oft ein großer Schritt für den<br />
Patienten, <strong>der</strong> unter Umständen lange lag und für den dies eine<br />
große Anstrengung darstellt, vergleichbar mit einer Sporteinheit<br />
für einen Gesunden. Wenn sich <strong>der</strong> Patient wohlfühlt und<br />
sein Kreislauf stabil ist, darf er auch für längere Zeit in einem<br />
Mobilisationsstuhl sitzen, <strong>der</strong> ihm noch mehr Kommunikationsmöglichkeiten<br />
bietet.<br />
Highlight: Wie<strong>der</strong> auf eigenen Beinen stehen<br />
Ein ganz beson<strong>der</strong>er Moment ist für „uns Physios“ immer,<br />
wenn es unser Patient schafft, das erste Mal wie<strong>der</strong> auf eigenen<br />
Beinen zu stehen, und er das Gefühl hat, wie<strong>der</strong> Selbstständigkeit<br />
erlangt zu haben. Der erste Schritt zurück in den<br />
Alltag ist geschafft. Danach geht es daran, das Bewältigte zu<br />
for<strong>der</strong>n und zu för<strong>der</strong>n. Zum Beispiel das Stehen mit kleinen<br />
Schritten auf <strong>der</strong> Stelle bis hin zum aktiven Gehen auszubauen,<br />
um auch mal die Station zu erkunden, und die Ausdauer auf<br />
momentan gegebenem Niveau zu steigern.<br />
Meist ist nun <strong>der</strong> Moment gekommen, in dem <strong>der</strong> Patient durch<br />
den Arzt von <strong>der</strong> Intensivstation auf eine „Normal“-Station<br />
verlegt werden kann. Der Abschied von meinem Intensivpatienten<br />
ist mit <strong>der</strong> Freude darüber gekoppelt, dass er den Schritt<br />
von <strong>der</strong> Intensiv weg bewältigen konnte. Er steht wie<strong>der</strong> „auf<br />
eigenen Beinen“, nicht nur im rein körperlichen Sinn.<br />
Nicole Ebert, Dipl.-Physiotherapeutin (FH)<br />
Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg
Thema: <strong>Aufstehen</strong><br />
9<br />
Beschwingt durchs Leben -<br />
mit dem Rollstuhl<br />
David Erlinger wohnt bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Algasing – mit Unterstützung von<br />
För<strong>der</strong>stättenleiterin Melanie E<strong>der</strong> erzählt er von seinem Leben mit dem Rollstuhl<br />
In meinen 21 Lebensjahren hatte ich Zeit<br />
genug, mich an meinen fahrbaren Untersatz<br />
zu gewöhnen. Ich kann zwar nicht<br />
laufen, dafür aber rollen. Beson<strong>der</strong>s viel<br />
Spaß machen mir „Wettrennen“ mit<br />
meinen Betreuern. Auf kurzen, geraden<br />
Strecken kann ich zeigen, was in mir<br />
steckt und so richtig „Gas geben“. Die<br />
Lenkung und Beschleunigung meines<br />
Gefährts beherrsche ich perfekt, und das<br />
sogar mit nur einer Hand! Wenn ich mal<br />
nicht erster werde, weiß ich sofort: Mein<br />
Rolli hat einen bisher unerkannten Defekt<br />
…<br />
<strong>Aufstehen</strong> mit Hebelift<br />
David Erlinger ist mit dem „Easywalker“<br />
unterwegs, um seine Muskeln zu stärken.<br />
Meinen Alltag mit dem Rollstuhl schaffe<br />
ich soweit ganz gut. Trotzdem bin ich<br />
größtenteils auf personelle Unterstützung<br />
und Hilfsmittel angewiesen. Das<br />
beginnt bereits beim <strong>Aufstehen</strong> in <strong>der</strong><br />
Früh. Um die Morgentoilette verrichten<br />
zu können werde ich mit Hilfe eines<br />
Hebeliftes aus dem Bett herausgehoben.<br />
Das Aus-, An- und Umkleiden, das Aufsetzen<br />
meiner Brille sowie alle weiteren<br />
pflegerisch-hygienischen Maßnahmen<br />
geschehen durch das Personal. Da ich<br />
sportlich-schlank bin und gute Kräfte<br />
in meiner linken Hand entwickelt habe,<br />
kann ich viele dieser Vorgänge gut unterstützen…<br />
Da sind wir ein gutes Team.<br />
Nach dem Frühstück warte ich dann<br />
schon auf die Mitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte.<br />
Rollstuhl hin o<strong>der</strong> her – ich freue<br />
mich über die persönliche Begrüßung<br />
am Morgen und das gemeinsame „Beschreiten“<br />
des Weges zu unseren Räumen.<br />
Durch nette und interessante Gespräche<br />
vergesse ich oft alles um mich<br />
herum; dann kann ich mich so richtig<br />
„rollen“ lassen. Da selbst kleine Hügel<br />
auf dem Gelände den Stillstand meines<br />
Rollstuhls bedeuten würden, ist es<br />
schön, eine Begleitung zu haben.<br />
Am Ziel angekommen beginnt für mich<br />
die Arbeit. Ich bin ein sehr fleißiger und<br />
motivierter Arbeiter. Beson<strong>der</strong>s stolz<br />
macht es mich, wenn ich Aufgaben<br />
übertragen bekomme, die ich gut bewältigen<br />
kann. In diesen Stunden spielt<br />
<strong>der</strong> Rollstuhl keine tragende Rolle mehr<br />
für mich – im Gegenteil: ich lasse ihn<br />
links liegen!<br />
Muskulatur trainieren<br />
Zweimal täglich für jeweils 15 Minuten<br />
trainiere ich meine gesamte Körpermuskulatur,<br />
indem ich im eigens für mich<br />
konzipierten Stehstän<strong>der</strong> „abhänge“.<br />
Mit dem „Easywalker“ setze ich noch<br />
eins drauf und „cruise“ drei mal pro Woche<br />
durch die Gänge <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte.<br />
Nicht zu vergessen die wöchentlichen<br />
Die Arbeit in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte ist für David<br />
Erlinger sehr wichtig.<br />
Schwimmbadbesuche mit meiner Wohngruppe<br />
sowie die Krankengymnastikstunden<br />
bei meiner Physiotherapeutin.<br />
Nach so viel Action bin ich manchmal<br />
froh, ganz ruhig und entspannt in<br />
meinem Rolli zu sitzen, zu relaxen und<br />
neue Kraft zu tanken. Dies geschieht<br />
im Übrigen auf Augenhöhe mit meinen<br />
Betreuern: die sitzen nämlich freiwillig<br />
auf Hockern mit Rollen und können<br />
sich von mir noch so manchen Trick<br />
abschauen.
10<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Johannes von Gott: Pionier<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Krankenpflege<br />
Pflegegeschichte beinhaltet in Deutschland meist die Erzählung über Vinzenz von Paul, Theodor Fliedner, Florence<br />
Nightingale und Agnes Karll. Die deutsche und europäische professionelle Pflege gründet darüber hinaus jedoch auf<br />
vielen weiteren Müttern und Vätern, <strong>der</strong>en Biographien es zu entdecken gilt. Zu ihnen zählt <strong>der</strong> heilige Johannes von<br />
Gott, <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sstifter <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Sein Vermächtnis wirkt in den Einrichtungen des auf ihn zurückgehenden<br />
<strong>Orden</strong>s weiter. Am 8. März begeht <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> das Hochfest des Heiligen.<br />
Johannes von Gott wurde im März 1495<br />
im portugiesischen Montemor-o-Novo<br />
als João Ciudad in kleinbürgerlichen<br />
Verhältnissen geboren. Mit acht Jahren<br />
verließ <strong>der</strong> Junge seine Familie – ob<br />
freiwillig o<strong>der</strong> entführt, ist unklar. Er<br />
landete in Oropesa in Spanien, wo er<br />
zu Juan wurde. Beide Namensformen<br />
entsprechen im Deutschen Johannes.<br />
Nach einem abenteuerlichen Leben als<br />
Hirte, Soldat und Abenteurer erreichte<br />
Johannes im Sommer 1538 Granada,<br />
den Schmelztiegel Spaniens, in dem sich<br />
europäisch-christliche und -jüdische sowie<br />
arabisch-muslimische Kultur trafen.<br />
Er verdiente seinen Lebensunterhalt als<br />
fliegen<strong>der</strong> Buchhändler, bis er einen<br />
kleinen Laden am Elvirator erwarb. Dort<br />
befindet sich heute eine kleine Kapelle<br />
zu seinen Ehren.<br />
Erweckungserlebnis<br />
Am 20. Januar 1539 hörte Johannes eine<br />
Predigt des berühmten Johannes von<br />
Ávila (ca. 1500-1569), die eine tiefgreifende<br />
Wirkung auf ihn ausüben sollte: Er<br />
hatte ein Erweckungserlebnis, warf sich<br />
zu Boden, schlug mit dem Kopf an die<br />
Wände und riss sich die Haare aus. Anschließend<br />
verschenkte er seinen Besitz,<br />
lief unbekleidet durch Granada und tat<br />
öffentlich Buße. Die Menschen in seiner<br />
Umgebung kamen zu dem Schluss,<br />
dass er den Verstand verloren hätte, und<br />
brachte ihn in das Königliche Hospital<br />
von Granada, wo er die damals übliche<br />
Therapie für „Irre“ durchlitt: Man<br />
peitschte ihn aus und legte ihn in Ketten.<br />
Johannes beschwerte sich über diese<br />
Behandlung, worauf man Bösartigkeit<br />
diagnostizierte und ihm zusätzliche<br />
Schläge verabreichte. Er muss sich mit<br />
den Verhältnissen arrangiert haben, jedenfalls<br />
wurde er nach einiger Zeit als<br />
geheilt entlassen. Im Hospital hatte er<br />
Hilfstätigkeiten übernommen. Vermutlich<br />
weckte dies in ihm den Wunsch,<br />
Kranke zu pflegen.<br />
Johannes lebte in <strong>der</strong> Folgezeit in Granada<br />
wohnsitzlos als Holzsammler, bis<br />
er Unterschlupf im Hof <strong>der</strong> adeligen<br />
Familie Venegas fand. Auf den Straßen<br />
sah er die obdachlosen Kranken. In ihrer<br />
Betreuung fand er seine Bestimmung.<br />
Zunächst brachte er sie ebenfalls in das<br />
Haus <strong>der</strong> Venegas. Bald konnte er ein erstes<br />
Hospital in einem gemieteten Haus<br />
in <strong>der</strong> Lucena-Straße einrichten. Er besorgte<br />
Strohmatten und Decken und holte<br />
einen Priester, <strong>der</strong> den Patientinnen<br />
und Patienten die Beichte abnahm.<br />
Um seine Patienten ernähren zu können,<br />
ging Johannes betteln. An einer<br />
Stange über den Rücken trug er zwei<br />
große Töpfe, in denen er Lebensmittel<br />
sammelte. Seine Methode war simpel<br />
und erfolgreich: Er zog durch Granada<br />
und rief die Menschen auf, sich selbst<br />
Gutes zu tun, indem sie durch die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Armen ihrem Seelenheil<br />
zuträglich wären. Zahlreiche Gönnerinnen<br />
und För<strong>der</strong>er unterstützten Johannes.<br />
Trotzdem sollten ihn permanent<br />
finanzielle Sorgen begleiten, da er keine<br />
Rücklagen bildete und das gespendete<br />
Geld unmittelbar an Arme verteilte o<strong>der</strong><br />
für das Hospital ausgab.<br />
Neue Pflegestandards<br />
Johannes von Gott führte in seinem<br />
Hospital Standards ein, die heute<br />
selbstverständlich erscheinen, im 16.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts aber eine Revolution in<br />
<strong>der</strong> Krankenpflege darstellten: Er teilte<br />
die Kranken, die unabhängig von sozialer<br />
Stellung, Religionszugehörigkeit,<br />
Geschlecht o<strong>der</strong> Nationalität aufgenommen<br />
wurden, nach Diagnosen auf und<br />
legte sie in Einzelbetten. Damals war es<br />
üblich, Kranke ohne Rücksicht auf die<br />
Ursache <strong>der</strong> Erkrankung mit bis zu sechs<br />
Personen in ein einziges Bett zu legen.<br />
Johannes bildete Säle für Alte, Schwerkranke,<br />
solche mit Ungezieferbefall,<br />
Lungenkranke und Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen und Lernschwierigkeiten.<br />
Diese letzte Gruppe<br />
sollte sowohl vor Spott beschützt werden<br />
wie auch Ruhe finden können. Wir<br />
können wohl davon ausgehen, dass sich<br />
die Behandlung dieser Kranken grundsätzlich<br />
von jener unterschied, die Johannes<br />
selbst erfahren hatte.<br />
Über die praktische Pflege im Hospital<br />
zu jener Zeit ist kaum etwas überliefert.<br />
Johannes selbst dokumentierte in einem<br />
Brief, dass die Entlausung <strong>der</strong> Neuankömmlinge<br />
viel Zeit in Anspruch nahm.<br />
Er überzeugte außerdem Ärzte und Chirurgen,<br />
das Hospital zu besuchen, begleitete<br />
diese auf ihren Visiten und legte<br />
erste Krankenprotokolle an.<br />
Not sehen und<br />
Feinde versöhnen<br />
Das Hospital wurde schnell zu eng; in<br />
den 1540er Jahren erfolgte <strong>der</strong> Umzug in<br />
ein ehemaliges Kloster an <strong>der</strong> Cuesta de<br />
Gomérez. Im Erdgeschoss fanden Wohnungslose<br />
und Pilgernde Obdach; das<br />
Obergeschoss bot Platz für bis zu 100<br />
Kranke. Außerdem nahm das Hospital<br />
Findelkin<strong>der</strong> auf. Johannes widmete sich<br />
nicht nur den Kranken Granadas, son<strong>der</strong>n<br />
sah zum Beispiel auch die Not <strong>der</strong><br />
Prostituierten. Sein Umgang brachte ihn
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
11<br />
auch in Kontakt mit dem Zuhälter Antón<br />
Martín, <strong>der</strong> den Mör<strong>der</strong> seines Bru<strong>der</strong>s<br />
umbringen wollte. Johannes versöhnte<br />
die beiden, sie wurden seine ersten Mitbrü<strong>der</strong>.<br />
Der Bischof von Tuy wurde auf<br />
Johannes aufmerksam. Er wies ihn an,<br />
ein Leinengewand zu tragen, das einem<br />
Mönchshabit ähnelte. Der Bischof war<br />
es, <strong>der</strong> ihm den Ehrennamen gab, unter<br />
dem er bis heute bekannt ist: Juan de<br />
Dios – Johannes von Gott.<br />
Im Winter 1550 ging Johannes von Gott<br />
mit an<strong>der</strong>en an den Rio Genil, um Treibholz<br />
zu sammeln. Bei dem vergeblichen<br />
Versuch, einen ertrinkenden Jungen zu<br />
retten, zog sich <strong>der</strong> asketisch lebende<br />
und körperlich ausgelaugte Johannes<br />
eine schwere Erkrankung zu. Es war<br />
schnell offensichtlich, dass er sie nicht<br />
überleben würde. Er starb am 8. März<br />
1550.<br />
Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität<br />
Johannes von Gott gründete selbst keinen<br />
<strong>Orden</strong>. Aus <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
mönchisch lebenden Männer um ihn<br />
entstand 1571 eine Kongregation, die<br />
nach den Regeln des Augustinus lebte<br />
und zusätzlich zu den Gelübden <strong>der</strong> Armut,<br />
Keuschheit und des Gehorsams das<br />
<strong>der</strong> Hospitalität ablegte – die Verpflichtung,<br />
die Kranken zu pflegen. 1586 wurde<br />
die Kongregation in den Rang eines<br />
<strong>Orden</strong>s erhoben. Über Spanien, Frankreich<br />
und Italien breitete sich <strong>der</strong> <strong>Orden</strong><br />
nach Mitteleuropa aus. 1622 wurde in<br />
Neuburg an <strong>der</strong> Donau das erste Hospital<br />
in <strong>Bayern</strong> errichtet.<br />
Papst Alexan<strong>der</strong> VIII. sprach Johannes<br />
von Gott 1690 heilig, 1886 wurde er<br />
zum Patron <strong>der</strong> Spitäler und Kranken<br />
erklärt. Am 28. August 1930 ernannte<br />
Papst Pius XI. Johannes von Gott zum<br />
„Himmlischen Schutzherrn vor Gott<br />
aller Krankenpfleger bei<strong>der</strong>lei Geschlechts,<br />
die heute und in <strong>der</strong> Zukunft<br />
auf <strong>der</strong> ganzen Erde leben“. Sein Festtag<br />
ist <strong>der</strong> 8. März.<br />
Fazit: Professionelle Pflege hat in<br />
Deutschland eine tendenziell weibliche<br />
Zuschreibung. Die Ursachen<br />
liegen unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> Tradition<br />
<strong>der</strong> Diakonissen und <strong>der</strong> katholischen<br />
weiblichen <strong>Orden</strong>sgemeinschaften und<br />
Kongregationen. Die Männerorden mit<br />
ihrer Geschichte und Tradition sind als<br />
weitere Wurzeln heutiger Pflege etwas<br />
in Vergessenheit geraten. Insgesamt<br />
liegt <strong>der</strong> Fokus pflegehistorischer Forschung<br />
<strong>der</strong>zeit eher auf den Diakonissen<br />
als auf ihren katholischen Kolleginnen<br />
und Kollegen.<br />
Johannes von Gott war – im Gegensatz<br />
zu Vinzenz von Paul und Theodor Fliedner<br />
– einer <strong>der</strong> wenigen Begrün<strong>der</strong> einer<br />
Gemeinschaft, <strong>der</strong> selbst in <strong>der</strong> Pflege<br />
tätig war. Sein Vermächtnis lädt dazu<br />
ein, die christlich-europäische Pflegegeschichte<br />
in ihrer ganzen Breite zu erforschen<br />
und wahrzunehmen, ganz im<br />
Sinne von Johannes: „Tuet Gutes für<br />
Euch selbst!“<br />
Anja K. Peters<br />
Kin<strong>der</strong>krankenschwester,<br />
Dipl.-Pflegewirtin (FH),<br />
www.anja-peters.de<br />
Bei dem vorstehenden Text handelt es<br />
sich um die Kurzfassung eines Beitrags,<br />
<strong>der</strong> voraussichtlich in diesem<br />
Jahr in <strong>der</strong> „Pflegezeitschrift“ (Kohlhammer<br />
Verlag) erscheinen wird.<br />
Skulptur des heiligen Johannes von Gott<br />
mit einem Kranken in Vilar/Portugal
12<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Johannes-von-<br />
Gott-Oratorium<br />
in Algasing<br />
lige Gelegenheit, das Werk wie<strong>der</strong><br />
zu hören. Es zeichnet die Höhen<br />
und Tiefen im Leben des Johannes<br />
von Gott (1495 – 1550) nach, <strong>der</strong><br />
die Krankenpflege revolutioniert<br />
hat und somit den Grundstock zur<br />
Gründung des weltweit tätigen<br />
<strong>Orden</strong>s <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
gelegt hat.<br />
Der mittlerweile verstorbene<br />
Komponist Wolfram Menschick<br />
hat sich bei <strong>der</strong> Musik am Text des<br />
Regensburger Journalisten Siegfried<br />
Höhne orientiert. Auch <strong>der</strong> Ernst Bartmann<br />
Text war eine völlige Neuschöpfung,<br />
angelehnt an die erste Biographie über Johannes von<br />
Gott aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t und an Briefe, die <strong>der</strong> Heilige<br />
an Freunde und Gönner geschrieben hat. Dementsprechend<br />
wechseln erzählende Momente mit dramatischen und reflektierenden<br />
Passagen ab. Hinzu kommt eine Rahmenhandlung<br />
mit Eingangs- und Schlusschor.<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Algasing laden am 8. März, dem<br />
Hochfest des heiligen Johannes von Gott, um 19 Uhr ein<br />
in ihren Festsaal zur Aufführung des Johannes-von-Gott-<br />
Oratoriums durch das „viva musica orchester Salzburg“<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Ernst Bartmann.<br />
Das Oratorium wurde im Auftrag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
von Professor Wolfram Menschick komponiert und 2007<br />
erstmals aufgeführt. Das Konzert in Algasing anlässlich des<br />
150-jährigen Jubiläums <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>seinrichtung ist eine einma-<br />
Schon <strong>der</strong> Name des Dirigenten verspricht höchsten Hörgenuss:<br />
Der bekannte Dorfener Kirchenmusiker und Kulturpreisträger<br />
Ernst Bartmann hat das Johannes-von-Gott-Oratorium<br />
für das Hochfest des <strong>Orden</strong>sheiligen zusammen mit seinem<br />
„viva musica orchester Salzburg“ und dem Kirchenchor Dorfen<br />
einstudiert. Das Publikum darf sich zur Einstimmung auf<br />
das etwa 45-minütige Werk außerdem auf eine Kantate des<br />
Barock-Komponisten Dieterich Buxtehude sowie auf ein<br />
Streicherstück von Antonin Dvořàk freuen. Der Eintritt ist frei.<br />
Susanne Grundner<br />
Weitere Infos im Internet unter www.barmherzige-algasing.de<br />
Neuauflage <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />
Biographie von Walter Nigg<br />
Rechtzeitig zum Johannes-von-Gott-Fest am 8. März ist im Johann von Gott Verlag München<br />
die 3. Auflage des Büchleins „Ein Heiliger aus schlechtem Holz“ – mit neuer Titel-Gestaltung<br />
– erschienen. Der Autor Walter Nigg (1903-1988) hält Johannes von Gott für einen solchen<br />
„Heiligen aus schlechtem Holz“. Das menschliche Leben eines Heiligen dürfe man nicht mit<br />
grellen Farben überstreichen. Johannes von Gott, vor mehr als 500 Jahren geboren, rüttelt mit<br />
seiner mitmenschlichen Radikalität auch heute noch auf.<br />
Die Publikation kann zum Preis von 4,80 Euro zuzüglich 1,50 Euro Versandkosten bestellt<br />
werden beim<br />
Johann von Gott Verlag München<br />
Telefon 089/1793-109<br />
zuzanna.slapa@barmherzige.de<br />
www.barmherzige.de (Shop)
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
13<br />
Klosternacht im Krankenhaus<br />
St. Barbara Schwandorf<br />
Unter dem Motto „Dem <strong>Orden</strong> ein Gesicht geben“ lädt <strong>der</strong><br />
<strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am Mittwoch, 6. März<br />
2013, zur ersten Klosternacht ins Krankenhaus St. Barbara<br />
Schwandorf ein. Nach einem Wortgottesdienst zum Auftakt in<br />
<strong>der</strong> stimmungsvoll illuminierten Krankenhauskapelle um 19<br />
Uhr können sich interessierte Besucher bei Filmen, Workshops<br />
und Gesprächskreisen über das Leben und Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> informieren. Unter an<strong>der</strong>em werden Meditation,<br />
ein offener Singworkshop und das Basteln eines Holzkreuzes<br />
angeboten. Um 22 Uhr werden alle Gäste zum Abschlussgebet<br />
und anschließend zur „Mitternachtssuppe“ eingeladen. Der<br />
Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Fachtagung zu Trauma und<br />
geistiger Behin<strong>der</strong>ung in Algasing<br />
Am 19. April setzt sich eine Fachtagung in Algasing mit dem<br />
Thema „Trauma und geistige Behin<strong>der</strong>ung“ auseinan<strong>der</strong>. Das<br />
Einführungsreferat wird Professor Klaus Hennicke halten , er<br />
ist Psychiater, Psychotherapeut, Soziologe und 2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Gesellschaft für seelische Gesundheit bei Menschen mit<br />
geistiger Behin<strong>der</strong>ung. Diplompsychologin Bettina Saathoff<br />
wird aus ihrer langjährigen Praxis in den Alsterdorfer Einrich-<br />
tungen in Hamburg berichten; „Verstehen und Begleiten von<br />
traumatisierten Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung“ lautet<br />
<strong>der</strong> Titel ihres Vortrags. Neue Konzepte und Sichtweisen aus<br />
<strong>der</strong> Traumapädagogik in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe wird Sozialarbeiterin<br />
Tanja Kessler vom Institut für Traumapädagogik in<br />
Hanau vorstellen.<br />
Zielgruppen <strong>der</strong> Tagung sind Fach- und Führungskräfte aus <strong>der</strong><br />
Behin<strong>der</strong>tenhilfe, <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie, Angehörige,<br />
gesetzliche Betreuer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
von Kostenträgern und Sozialplanung sowie Vertreter politischer<br />
Gremien. Anmeldungen nimmt bis 22. März Fortbildungsbeauftragte<br />
Simone Heß (hess@barmherzige-algasing)<br />
entgegen. Weitere Informationen und <strong>der</strong> Veranstaltungsflyer<br />
als Download finden sich im Internet unter www.barmherzigealgasing.de/4590.html<br />
.<br />
Hans Rupp, Fachdienst<br />
Foto links: Gemeinschaftsbild von Matthias Hornsteiner, Georg<br />
Seibold und Alexan<strong>der</strong> Richter – Im Rahmen <strong>der</strong> Algasinger<br />
Künstlerwerkstatt setzten sich Algasinger Bewohner im Herbst<br />
2012 mit dem Thema Trauma auseinan<strong>der</strong>. Die entstandenen Bil<strong>der</strong><br />
sind unter dem Titel „Dahinterschauen“ auch während des<br />
Fachtages im Haus zu sehen. Es soll vermittelt werden, dass das<br />
wirkliche Bild von Menschen, die als geistig behin<strong>der</strong>t bezeichnet<br />
werden, oft verschüttet ist. Personen, die bereit sind, „dahinter zu<br />
schauen“, werden das Beson<strong>der</strong>e dieser Menschen entdecken und<br />
gerne Freud und Leid mit ihnen teilen.
14<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Krankenpfleger<br />
spielt <strong>Orden</strong>spionier<br />
Kaum wie<strong>der</strong>zuerkennen! Wer Andreas<br />
Lichey mit Bart und längeren Haaren<br />
kennt, wird sehr überrascht sein über die<br />
hier abgebildeten Fotos, die ihn bartlos,<br />
kurzhaarig, mit großer Brille und im<br />
weißen <strong>Orden</strong>skleid zeigen. Nein, <strong>der</strong><br />
Krankenpfleger aus dem Johannes-Hospiz<br />
in München ist nicht bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n eingetreten, aber er<br />
spielt in einer indischen Filmproduktion<br />
Frater Fortunatus Thanhäuser (1918 –<br />
2005). Der mit seinen Mitbrü<strong>der</strong>n aus<br />
Schlesien vertriebene Thanhäuser baute<br />
in Westdeutschland die Rheinische<br />
Provinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> mit<br />
auf und fing 1969 in Indien noch einmal<br />
ganz von vorne an. Er ist nicht nur<br />
<strong>der</strong> Pionier <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in Indien, son<strong>der</strong>n hat 1977 auch die<br />
Gemeinschaft <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />
Schwestern gegründet.<br />
Die Schwesterngemeinschaft hat die<br />
Filmproduktion, eine Mischung aus<br />
Dokumentar- und Spielfilm, in Auftrag<br />
gegeben. In dem Spielfilm geht es um<br />
eine junge Frau, die sich schließlich entscheidet,<br />
in die Gemeinschaft einzutreten.<br />
Gleichzeitig wird das Leben von<br />
Frater Fortunatus, auch durch Interviews<br />
mit Zeitzeugen, vorgestellt und es werden<br />
die Einrichtungen <strong>der</strong> Schwestern<br />
in Indien gezeigt.<br />
Für die Dokumentar-Aufnahmen wurde<br />
ein Darsteller des Frater Fortunatus<br />
gesucht, und da Andreas Lichey von<br />
Oktober 2012 bis März 2013 in dem<br />
von Frater Fortunatus gegründeten Alten-<br />
und Pflegeheim <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in Kattappana arbeitet, wurde er<br />
kurzerhand für die Rolle „verpflichtet“.<br />
In Kattappana wird Fortunatus Thanhäuser<br />
wie ein Heiliger verehrt und Andreas<br />
Lichey konnte, so berichtet er, während<br />
<strong>der</strong> Dreharbeiten die „Ehre spüren, ihn<br />
darstellen zu dürfen. Ich habe mich<br />
dabei nicht nur äußerlich, son<strong>der</strong>n<br />
gewissermaßen auch gedanklich und<br />
emotional in seine Rolle begeben.“ Der<br />
Krankenpfleger resümiert: „Ich hatte
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
15<br />
Beim Dankgottesdienst von rechts: <strong>der</strong> Jubilar Monsignore Dr. Kasimir Piwowarski, Erbischof<br />
Wiktor Skworc aus Kattowitz, Professor Waldemar Cislo und Pfarrer Rudolf Brom<br />
Die Fotos auf dieser und <strong>der</strong> vorstehenden<br />
Seite zeigen Andreas Lichey im weißen<br />
Habit als Frater Fortunatus bei den Dreharbeiten<br />
zu dem Film über die Johannesvon-Gott-Schwestern<br />
und ihren Grün<strong>der</strong>.<br />
großen Spaß bei dem Filmdreh und bin<br />
letztendlich froh darüber, dass ich mitgemacht<br />
habe. Wirklich zu sehen bin ich<br />
im Film dann vermutlich nur für fünf<br />
Minuten …“<br />
js<br />
Hinweis: Frater Fortunatus Thanhäuser<br />
hat seine „Erinnerungen an ein<br />
erfülltes Leben“ aufgeschrieben – sie<br />
sind in gebundener Form im Johann<br />
von Gott Verlag München erschienen.<br />
Für 7,50 Euro plus Versandkosten<br />
können sie dort bestellt werden –<br />
Telefon: 089/1793-109,<br />
Internet: www.barmherzige.de (Shop).<br />
Königstein:<br />
Hausseelsorger ist 75<br />
Erzbischof von Kattowitz feiert mit<br />
Am 26. Januar 2013 feierte <strong>der</strong> langjährige<br />
Hausgeistliche und geistliche<br />
Begleiter im Alten-und Pflegeheim St.<br />
Raphael <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />
Königstein Monsignore Dr. Kasimir<br />
Piwowarski in <strong>der</strong> Hauskapelle einen<br />
Dankgottesdienst anlässlich seines 75.<br />
Geburtstags. Zu Gast waren unter an<strong>der</strong>en<br />
<strong>der</strong> Erzbischof von Katowice/Kattowitz<br />
(Polen), Wiktor Skworc, und zwei<br />
weitere Priester: Dr. Waldemar Cislo<br />
(Professor an <strong>der</strong> theologischen Fakultät<br />
<strong>der</strong> Universität Warschau) und Rudolf<br />
Brom (Mitarbeiter im polnischen Büro<br />
von „Kirche in Not“). Der langjährige<br />
Freund des Jubilars, Ruhestandspfarrer<br />
Friedrich Glöckler, wohnte ebenfalls<br />
dem Gottesdienst bei. Gesamtleiter Frater<br />
Eberhard Michl dankte dem „Pater<br />
Kasimir“ für seine unermüdliche „Leidenschaft,<br />
ja Hingabe“ im Einsatz für<br />
die alten und kranken Bewohner, aber<br />
auch für die Mitarbeiter. Anschließend<br />
gab es einen kleinen Umtrunk mit guten<br />
Begegnungen und Gesprächen.<br />
Frater Eberhard Michl<br />
1142 Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Am 31. Dezember 2012 gab es weltweit<br />
1142 Barmherzige Brü<strong>der</strong> und damit fast<br />
genau so viele wie zwölf Monate zuvor<br />
(1146). Zwar hat die Zahl <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> mit<br />
Feierlicher Profess um 17 abgenommen,<br />
dafür stieg die Zahl <strong>der</strong> Novizen aber<br />
von 48 auf 60. Die <strong>Orden</strong>smitglie<strong>der</strong><br />
stammen aus insgesamt 53 Nationen und<br />
sind – unverän<strong>der</strong>t - im Durchschnitt<br />
58 Jahre alt. Sie leben in insgesamt 232<br />
Kommunitäten auf allen Kontinenten.<br />
Die Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz zählte<br />
mit 28 Brü<strong>der</strong>n Ende 2012 acht Brü<strong>der</strong><br />
weniger als im Vorjahr, dieser starke<br />
Rückgang erklärt sich aber vor allem<br />
daraus, dass die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> bisherigen<br />
Provinzdelegatur Japan nun zur<br />
Koreanischen Provinz gehören. Das<br />
Durchschnittsalter in <strong>der</strong> Bayerischen<br />
Provinz betrug 64 Jahre. Außer in Polen<br />
mit 50 Jahren und Österreich (57)<br />
lag das Durchschnittsalter in fast allen<br />
europäischen und nordamerikanischen<br />
<strong>Orden</strong>steilen um die 60 Jahre o<strong>der</strong> sogar<br />
deutlich darüber. In den Län<strong>der</strong>n Mittelund<br />
Südamerikas, Afrikas und Asiens<br />
dagegen sind die Brü<strong>der</strong> im Schnitt deutlich<br />
jünger, in Indien zum Beispiel 42<br />
Jahre.<br />
js
16<br />
Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />
Online-<br />
Portal für<br />
Ethik<br />
WfbM-Mitarbeiterin Therese Wagner (links) und ein Werkstattbeschäftigter aus Algasing<br />
feuerten Carina Egerndorfer mit einem eigens mitgebrachten Transparent an.<br />
Mein Highlight des Jahres<br />
Carina Egerndorfer nahm an den Special Olympics 2013<br />
in Garmisch teil<br />
Heuer durfte ich wie<strong>der</strong> an den nationalen<br />
Special Olympics-Winterspielen<br />
teilnehmen (wir berichteten). Diese<br />
fanden vom 14. bis 17. Januar in<br />
Garmisch-Partenkirchen statt. Am 14.<br />
Januar war Anreise und Akkreditierung<br />
aller Teilnehmer. Der Abend stand im<br />
Zeichen <strong>der</strong> Eröffnungsfeier. Diese fand<br />
bei Schneegestöber statt, was aber nicht<br />
schlimm war, da ein buntes Rahmenprogramm<br />
geboten wurde, das das schlechte<br />
Wetter schnell vergessen ließ.<br />
Carina Egerndorfer (links) erreichte beim<br />
Slalom in ihrer Leistungsklasse den fünften<br />
Platz. Auch ihre Algasinger Kollegin Franziska<br />
Friedrich (rechts), die ebenfalls in<br />
Garmisch teilnahm, belegte beim Slalom<br />
– ebenso wie übrigens beim Abfahrstswettbewerb<br />
– einen fünften Platz.<br />
Der Dienstag war mit den Klassifizierungswettbewerben<br />
ausgefüllt. Ich<br />
konnte mich in meiner Leistung so weit<br />
steigern, dass ich in eine mittlere Gruppe<br />
eingestuft wurde. Am Mittwoch startete<br />
ich im Slalom und errang den 5. Platz.<br />
An diesem Tag kamen die Algasinger<br />
Mitarbeiter Klaus Schröer und Therese<br />
Wagner mit einigen Werkstattkollegen<br />
von mir zum Zuschauen. Darüber habe<br />
ich mich sehr gefreut.<br />
Am Donnerstag startete ich dann im Riesenslalom.<br />
Hier belegte ich den 6. Platz.<br />
Zum Abschluss dieses Tages gab es eine<br />
beeindruckende Abschlussfeier. An allen<br />
Tagen wurden wir ganz toll betreut.<br />
Außer unseren eigenen Betreuern vom<br />
Skiclub Erding und <strong>der</strong> Nikolausschule<br />
waren auch „hochkarätige“ Sportler<br />
wie Magdalena Neuner, Felix und Christian<br />
Neureuther und Rosi Mittermaier<br />
für uns da. Von Felix Neureuther habe<br />
ich sogar ein Autogramm bekommen.<br />
Am Freitag traten wir dann müde und<br />
glücklich die Heimreise an.<br />
Alles in allem war es wie<strong>der</strong> eine Zeit<br />
voller Gemeinschaft, Leidenschaft und<br />
Begeisterung für den Sport. Mein Dank<br />
geht an alle Helfer, Sponsoren, För<strong>der</strong>er<br />
und Betreuer dieser Spiele und ich hoffe,<br />
dass ich bei den nächsten Special Olympics<br />
wie<strong>der</strong> dabei sein kann.<br />
Carina Egerndorfer<br />
Gruppe Maximilian, Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> Algasing<br />
Im Januar startete das am Berliner Institut<br />
für christliche Ethik und Politik<br />
(ICEP) entwickelte Onlineportal für<br />
Ethik im Sozial- und Gesundheitswesen<br />
„EthikDiskurs“. Das Portal richtet sich<br />
an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus<br />
<strong>der</strong> Praxis, Lehrende und Studierende <strong>der</strong><br />
Sozialen Arbeit, <strong>der</strong> Heilpädagogik und<br />
<strong>der</strong> Altenpflege. Mit dem neuen Onlineportal<br />
möchte das Institut den fachlichen<br />
Austausch über ethische Fragen <strong>der</strong><br />
sozialen Praxis und institutionalisierte<br />
Reflexionsmethoden, wie zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> ethischen Fallberatung, unterstützen.<br />
Kerngedanke des Onlineportals ist es,<br />
vielfältige Informationen zu ethischen<br />
Fragen <strong>der</strong> sozialprofessionellen Praxis<br />
bereitzustellen und Impulse aus<br />
<strong>der</strong> Praxis aufzunehmen. Das ICEP<br />
hofft, dass sich das Portal zu einer<br />
Plattform entwickelt, die den lebendigen<br />
Diskurs über ethische Fragen<br />
<strong>der</strong> sozialen Praxis unterstützt.<br />
Weitere Informationen im Internet unter<br />
www.ethikdiskurs.de<br />
Werkstätten-<br />
Messe<br />
Die vier Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
sind auch in diesem Jahr auf <strong>der</strong><br />
Werkstätten:Messe vertreten, um die<br />
Produkte und Dienstleistungen aus den<br />
einzelnen Werkstätten zu präsentieren.<br />
Die Messe findet vom 14. bis 17. März<br />
statt (Tageskarte: 4,50 Euro). Erstmals<br />
zeigen auch die För<strong>der</strong>stätten auf dem<br />
Gemeinschaftsstand Einblicke in ihre<br />
Arbeit. Sie finden den Gemeinschaftsstand<br />
im Messezentrum Nürnberg, Halle<br />
12.0, Standnummern: 404 - 407 direkt<br />
am Eingang <strong>der</strong> Messehalle.
Krankenhaus und Gesundheit<br />
17<br />
Serie Sport: Tischtennis<br />
Tischtennis ist eine sehr vielschichtige<br />
Sportart und gehört<br />
zu den schnellsten Rückschlagspielen.<br />
Der Ball erreicht Spitzengeschwindigkeiten<br />
zwischen<br />
170 und 190 Stundenkilometern.<br />
Um seine nächste Aktion durchzuführen,<br />
bleibt einem Athleten<br />
nur eine Reaktionszeit zwischen<br />
0,07 und 0,25 Sekunden. Tischtennisspieler<br />
brauchen daher<br />
ein schnelles Reaktionsvermögen<br />
und eine gute Sehkraft.<br />
Außerdem sollten sie über Eigenschaften<br />
wie Schnelligkeit,<br />
Schnellkraft, Ausdauer, Koordination<br />
und Beweglichkeit verfügen<br />
sowie in Turniersituationen<br />
über die Fähigkeit, sich zwischen<br />
einzelnen Spielen schnell zu regenerieren.<br />
Tischtennis gehört zu den Intervallsportarten<br />
mit Belastungen<br />
von drei bis fünf Sekunden und<br />
einer Pause von etwa sieben Sekunden.<br />
Während eines Spiels<br />
werden Pulswerte von 80 bis 170<br />
Schlägen pro Minute erreicht,<br />
in Spielunterbrechungen sinkt<br />
die Herzfrequenz um 20 bis 40<br />
Schläge ab.<br />
Es kann beim Tischtennisspielen<br />
an allen Extremitäten zu Muskelverletzungen<br />
wie Zerrungen,<br />
Prellungen bis hin zu Muskelfaserrissen<br />
kommen. Im Bereich<br />
<strong>der</strong> Lendenwirbelsäule können<br />
Instabilitäten in Form von Gleitwirbeln<br />
auftreten. Die nach vorne<br />
gebeugte Grundhaltung im<br />
Tischtennis, das Kurzspiel über<br />
<strong>der</strong> Platte und die einseitige Belastung<br />
durch die Rotation bei <strong>der</strong><br />
Ausholbewegung begünstigen<br />
<strong>der</strong>en Entstehung. Traumatische<br />
Verletzungen sind beim Tischtennis<br />
eher selten. Am häufigsten<br />
sind Umknickverletzungen des<br />
Sprunggelenks bei Ausfallschritten<br />
o<strong>der</strong> Seitwärtsbewegungen<br />
mit dadurch bedingten Läsionen<br />
des Kapsel-Band-Apparates.<br />
Begeisterte Spieler<br />
und stolze Trainer<br />
Im Rahmen des Bildungsprogrammes<br />
gibt es seit einigen Jahren in <strong>der</strong> Gremsdorfer<br />
Einrichtung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
eine Tischtennismannschaft.<br />
Das Angebot fand bald regen Zulauf, die<br />
Teilnehmer entwickelten sich sehr gut<br />
und machten große Fortschritte, so dass<br />
mittlerweile drei feste Mannschaften<br />
existieren. Betreut werden die Spieler<br />
von den hauptamtlichen Mitarbeitern<br />
Markus Dornhäuser und Frank Voitlein<br />
und <strong>der</strong> ehemaligen Vereinsspielerin<br />
Elfriede Königsheim.<br />
Sie hatte die Idee, aktive Tischtennisspieler<br />
aus <strong>der</strong> Umgebung in das Training<br />
mit einzubeziehen. Seit Januar<br />
2012 begleitet sie nun im Wechsel mit<br />
Peter Stühler, einem Hobby-Tischtennisspieler,<br />
und drei bis vier aktiven<br />
Spielern <strong>der</strong> SpVgg Zeckern das Training.<br />
In dieser Zeit konnte eine deutliche<br />
Spielniveausteigerung <strong>der</strong> Mannschaften<br />
festgestellt werden. Weil sich<br />
die Gremsdorfer Spieler so gut mit den<br />
Vereinsspielern verstanden und man<br />
sich außerdem auch einmal sportlich<br />
messen wollte, hatte man die Idee, ein<br />
Turnier auszurichten, das schließlich am<br />
31. März 2012 in den Räumlichkeiten<br />
<strong>der</strong> SpVgg stattfand. Nach dem großen<br />
Erfolg dieser Veranstaltung wurde die<br />
Idee geboren, ein weiteres Turnier in<br />
Gremsdorf abzuhalten. Unter dem Motto<br />
„specialist meets specialist“ können<br />
Die Begeisterung für Tischtennis<br />
steht Sebastian Maibaum aus<br />
Gremsdorf ins Gesicht geschrieben.<br />
sich die Tischtennis-Spezialisten aus<br />
Zeckern mit den Kicker-Spezialisten<br />
aus Gremsdorf messen. Geplant ist die<br />
Veranstaltung für Frühling 2013.<br />
Die Gremsdorfer Mannschaften gewannen<br />
auch schon mehrere Meisterpokale<br />
bei den Turnieren <strong>der</strong> Lebenshilfe. Dabei<br />
konnten sie ihre Konzentrationsfähigkeit<br />
und ihr Selbstwertgefühl steigern<br />
sowie ihren Teamgeist und för<strong>der</strong>n. Sie<br />
erleben Erfolg und Spaß in <strong>der</strong> Gruppe<br />
und lernen, mit Nie<strong>der</strong>lagen und Enttäuschungen<br />
umzugehen. Mit diesem<br />
wertvollen Ausgleich zur täglichen Arbeit<br />
können sie ihre Mobilität und körperliche<br />
Fitness erhalten und steigern.<br />
Die erste Tischtennismannschaft <strong>der</strong><br />
Gremsdorfer Einrichtung ist übrigens<br />
2013 noch mal aufgestiegen und spielt<br />
nun in <strong>der</strong> höchsten Liga <strong>der</strong> Lebenshilfe,<br />
<strong>der</strong> <strong>Bayern</strong>liga. „Mit dieser Mannschaft<br />
haben wir nun das höchste Ziel<br />
erreicht – mehr geht nicht!“ sagt Trainer<br />
und Betreuer Markus Dornhäuser stolz.<br />
Durch die Integration <strong>der</strong> Spieler <strong>der</strong><br />
SpVgg und die gemeinsamen Turniere<br />
wird ein weiterer Schritt Inklusion geleistet.<br />
Menschen mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />
treffen sich auf gleicher Augenhöhe.<br />
Und dies wird auch für das Publikum<br />
und die Öffentlichkeit deutlich.<br />
Katrin Heinz-Karg<br />
Quelle:www.gots.org (News)
18<br />
Krankenhaus und Gesundheit<br />
Buchhinweis<br />
Die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Hospizbewegung<br />
Die Anfänge <strong>der</strong> Hospizbewegung in<br />
Deutschland, erzählt von Frauen und<br />
Männern <strong>der</strong> ersten Stunden – das erwartet<br />
die Leserinnen und Leser in<br />
dem Band „Die Geschichte <strong>der</strong> Hospizbewegung<br />
in Deutschland“. In den<br />
späten 70er und frühen 80er Jahren ist<br />
Hospiz für viele noch ein unbekanntes<br />
Wort. Die Medizin macht gerade große<br />
Fortschritte in <strong>der</strong> Intensivmedizin,<br />
neue Medikamente und Techniken zur<br />
Lebensverlängerung werden etabliert<br />
und <strong>der</strong> Traum von <strong>der</strong> Unsterblichkeit<br />
scheint Wirklichkeit zu werden. Sterben<br />
wird zum „Versagen“ <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Medizin, Sterbende werden in manchen<br />
Krankenhäusern in Badezimmer und<br />
Abstellkammern geschoben.<br />
In dieser Zeit treffen sich überall in<br />
Deutschland – inspiriert von den Erfahrungen<br />
in England – engagierte<br />
Frauen und Männer, bewegt von <strong>der</strong><br />
Idee, die Begleitung von Schwerkran-<br />
ken und Sterbenden zu än<strong>der</strong>n. Diese<br />
Gründungszeit, die Arbeit <strong>der</strong> Pioniere<br />
und Suchenden, <strong>der</strong> mutigen Kämpfer<br />
und beharrlichen Verfechter einer hospizlichen<br />
Kultur darf nicht in Vergessenheit<br />
geraten.<br />
Das Verdienst <strong>der</strong> Autoren ist es, in<br />
vielen Gesprächen mit Vertretern <strong>der</strong><br />
„Vorväter und -mütter“ an diese Zeit zu<br />
erinnern. Es ist ein Rückblick entstanden<br />
über die Geschichte <strong>der</strong> Hospizbewegung,<br />
über die Motive und Schwierigkeiten<br />
<strong>der</strong> ersten Hospizinitiativen, die<br />
Entwicklung überregionaler Strukturen,<br />
auch in Zeiten <strong>der</strong> ersten AIDS-Schicksale,<br />
die Annäherungsbemühungen zwischen<br />
hospizlichem Ehrenamt und palliativmedizinischer<br />
Profession und die<br />
Entstehung des heutigen Hospiz- und<br />
Palliativkonzepts, <strong>der</strong> „Palliative Care“.<br />
Eingebettet in strukturierende Zusammenfassungen,<br />
wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse und<br />
politische Rückblicke<br />
kommen<br />
Vertreter verschiedener<br />
Initiativen<br />
aus ganz Deutschland<br />
zu Wort. Den<br />
Schluss machen ein<br />
Ausblick auf zukünftige<br />
Wege <strong>der</strong><br />
Hospizbewegung,<br />
ein ausführliches<br />
Literaturverzeichnis<br />
und ein Anhang<br />
mit Kurzbiographien <strong>der</strong> Interviewten,<br />
<strong>der</strong> sich liest wie ein „Who is Who“ <strong>der</strong><br />
deutschen Hospiz- und Palliativszene.<br />
Für alle „hospizlich“ Interessierten ein<br />
Muss, für an<strong>der</strong>e lebendige Geschichte<br />
einer Bewegung, die heute als fester<br />
Bestandteil unserer Sorge für Schwerkranke<br />
und Sterbende nicht mehr wegzudenken<br />
ist.<br />
Andreas Heller, Sabine Pleschberger,<br />
Michaela Fink, Reimer Gronemeyer,<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> Hospizbewegung<br />
in Deutschland, Ludwigsburg (Hospiz-<br />
Verlag) 2012, 420 Seiten, 34,90 Euro<br />
Dr. Susanne Roller<br />
Fast jedes zweite Krankenhaus<br />
in <strong>Bayern</strong> schreibt rote Zahlen<br />
Die bayerischen Krankenhäuser steuern<br />
in ein ausgesprochen schwieriges<br />
Jahr. Die finanzielle Lage droht sich<br />
2013 weiter zu verschlechtern. Die<br />
Bayerische Krankenhausgesellschaft<br />
(BKG) fragt mit dem „Bayerischen<br />
Krankenhaustrend“ regelmäßig zum<br />
Jahreswechsel die aktuelle wirtschaftliche<br />
Lage und die Stimmung in den<br />
bayerischen Kliniken ab. Die Umfrage<br />
zum Jahresende 2012 ergab ein<br />
alarmierendes Bild.<br />
Die finanzielle Situation <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />
spitzt sich dramatisch zu und die<br />
Stimmung wird schlechter. Während im<br />
Jahr 2010 rund 20 Prozent <strong>der</strong> Kliniken<br />
ein negatives Ergebnis zu verzeichnen<br />
hatten, rechnen im Jahr 2012 ca. 47 Prozent<br />
<strong>der</strong> Häuser mit einem Defizit (2011:<br />
39 Prozent). Im Jahr 2010 konnten noch<br />
knapp 80 Prozent <strong>der</strong> Kliniken in <strong>Bayern</strong><br />
ein positives o<strong>der</strong> ausgeglichenes Betriebsergebnis<br />
erreichen. Dieser Anteil<br />
sank 2012 auf nur noch 46 Prozent.<br />
Auf die Frage nach <strong>der</strong> Entwicklung<br />
ihrer Klinik in den kommenden zwei<br />
Jahren gaben lediglich 17 Prozent <strong>der</strong><br />
Krankenhauschefs an, dass sie diese positiv<br />
einschätzen. Dies ist <strong>der</strong> niedrigste<br />
Wert, den die BKG bislang erfasst hat.<br />
„Es ist nicht länger hinnehmbar, dass<br />
Krankenhäuser Personal- und Sachkostensteigerungen<br />
nicht finanzieren können.<br />
Die im vergangenen Jahr von <strong>der</strong><br />
Bundesregierung versprochene finanzielle<br />
Hilfe ist ausgeblieben. Es bleibt somit<br />
im Wahljahr 2013 die zentrale For<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Krankenhäuser an die Politik,<br />
eine faire Finanzierung zu schaffen und<br />
die Fehlanreize im Vergütungssystem zu<br />
beheben“, sagt <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Bayerischen Krankenhausgesellschaft<br />
Siegfried Hasenbein.<br />
An <strong>der</strong> repräsentativen Umfrage zum<br />
Bayerischen Krankenhaustrend 2012<br />
<strong>der</strong> BKG beteiligten sich fast zwei<br />
Drittel <strong>der</strong> Krankenhäuser aller Trägergruppen,<br />
Versorgungsstufen und Größenordnungen.<br />
BKG
Kirche und Gesellschaft<br />
19<br />
Der „Engel von Sibirien“<br />
Vor 125 Jahren wurde Elsa Brändström geboren<br />
In Russland gab es im Ersten Weltkrieg<br />
keine schlimmeren Gefangenenlager als<br />
die westsibirischen „Erdbaracken“, tief<br />
in den feuchten Lehm gegrabene Höhlen<br />
wie Gräber, dunkel und stickig. „Kranke<br />
und Gesunde lagen so dicht durcheinan<strong>der</strong>,<br />
dass man in den Gängen über<br />
die Körper steigen musste“, berichtete<br />
eine schwedische Rotkreuzschwester<br />
entsetzt. „Von den Eiszapfen an <strong>der</strong><br />
Decke tropfte das Wasser, so dass die<br />
Pritschen immer nass waren. Das Essen<br />
wurde neben die Kranken gestellt. Wer<br />
noch Kraft hatte, aß. Die an<strong>der</strong>en hungerten.“<br />
Die Beobachterin, die mit ihrer<br />
nüchternen Reportage einen Bestseller<br />
landete, hieß Elsa Brändström. Ihr ging<br />
es freilich nicht um literarischen Erfolg,<br />
son<strong>der</strong>n darum, miserable Lebensbedingungen<br />
zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Die am 26. März 1888 in St. Petersburg<br />
geborene und in Schweden aufgewachsene<br />
Tochter eines Militärattachés hatte<br />
als junges Mädchen nur glanzvolle Bälle<br />
und Opernabende, Schlittenpartien und<br />
Bridge-Turniere gekannt. Elsa, hochgewachsen,<br />
mit blon<strong>der</strong> Mähne und stahlblauen<br />
Augen, trat sehr selbstsicher auf.<br />
Im Nikolaihospital von St. Petersburg<br />
sah sie deutsche Kriegsgefangene: In<br />
Güterwaggons sollten sie ins eisige Sibirien<br />
transportiert werden, ohne Mäntel,<br />
Mützen und Handschuhe. Das erschien<br />
ihr wie ein Wink des Schicksals: Tu endlich<br />
etwas! Die Diplomatentochter ließ<br />
sich zur Schwesternhelferin ausbilden<br />
und reiste gegen den Wi<strong>der</strong>stand sämtlicher<br />
Verwandten und Freunde 1915<br />
nach Sibirien. Elsa blieb fünf Jahre. Als<br />
offizielle Delegierte des Schwedischen<br />
Roten Kreuzes verschaffte sie sich Zugang<br />
zu den Erdbaracken, verhandelte<br />
mit mürrischen Lagerkommandanten,<br />
bombardierte die Behörden mit durchdachten<br />
Vorschlägen.<br />
Oft gelang es ihr, die Elendsgestalten<br />
aus den Erdbaracken in eine leer stehende<br />
Kaserne mit trockenen Räumen<br />
zu bringen. Wo es freilich ebenso an Medikamenten<br />
und Verbandsmaterial, an<br />
Betten und ausgebildetem Personal fehlte.<br />
Die Ärzte operierten nicht selten mit<br />
Taschenmessern. Diphteriekranke lagen<br />
trotz <strong>der</strong> Ansteckungsgefahr mitten unter<br />
den übrigen Patienten. Nicht selten<br />
stieß sie aber auch auf brutale Zyniker,<br />
denen das Schicksal <strong>der</strong> Gefangenen<br />
völlig egal war. Einmal saß ihr so ein<br />
russischer General gegenüber, zuckte<br />
grinsend die Achseln und sagte: „Was<br />
Elsa Brandström<br />
wollen Sie, Madame? C´est la guerre,<br />
das ist <strong>der</strong> Krieg!“ Da platzte Elsa <strong>der</strong><br />
Kragen. Sie schlug mit <strong>der</strong> Faust auf<br />
den Tisch und schrie: „Das ist nicht<br />
<strong>der</strong> Krieg, Herr General, das ist eine<br />
Schweinerei!“<br />
So herrisch sie Kommandanten und Generälen<br />
gegenüber auftreten konnte, so<br />
liebevoll wendete sie sich den Kranken<br />
und Sterbenden zu. „Wenn sie ins Zimmer<br />
trat, dann war es, als ob jemand eine<br />
Kerze angezündet hätte“, erinnerte sich<br />
ein Häftling. Den Ehrentitel, den man<br />
ihr verlieh, mochte die unsentimentale<br />
Kämpferin freilich nicht: „Engel von<br />
Sibirien“. Wie<strong>der</strong> daheim in Schweden<br />
veröffentlichte sie ihr Buch, machte<br />
die Not <strong>der</strong> nach dem Krieg in Sibirien<br />
verbliebenen mehr als 150 000 Kriegsgefangenen<br />
publik: Hunger, erfrorene<br />
Glie<strong>der</strong>, elendes Sterben.<br />
Die Nazis wurden auf die wie eine blonde<br />
Germanin wirkende Frau aufmerksam,<br />
die 1929 den Dresdener Pädagogik-Professor<br />
Robert Ulich geheiratet<br />
hatte. Hitler bat sie um einen Besuch in<br />
<strong>der</strong> Staatskanzlei. Elsa Brändström soll<br />
mit einem Telegramm geantwortet haben,<br />
auf dem nur ein Wort stand: „Nein.“<br />
Mit ihrem Mann wan<strong>der</strong>te sie nach<br />
Amerika aus, half dort Flüchtlingen.<br />
Als <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg vorbei war,<br />
setzte sie sofort wie<strong>der</strong> ihr bewährtes<br />
Talent ein und organisierte die ersten<br />
Lebensmittelpakete für die hungernden<br />
Deutschen.<br />
Am 4. März 1948 ist sie neunundfünfzigjährig<br />
gestorben, an Krebs.<br />
Christian Feldmann<br />
Deutsche wollen kein Mitleid<br />
bei schwerer Krankheit<br />
(KNA) Im Falle einer unheilbaren Erkrankung<br />
möchten die meisten Deutschen<br />
laut einer Umfrage kein Mitleid.<br />
87,1 Prozent gaben an, sie erhofften von<br />
den Mitmenschen dann lieber Mitgefühl<br />
und Verständnis, wie eine Erhebung <strong>der</strong><br />
GfK Marktforschung Nürnberg ergeben<br />
hat. Drei Viertel <strong>der</strong> Deutschen sagten,<br />
sie würden eine unheilbare Erkrankung<br />
höchstens dem engsten Familienkreis<br />
mitteilen und es an<strong>der</strong>en Menschen so<br />
lange wie möglich verschweigen. – Für<br />
die Umfrage wurden 2.070 Frauen und<br />
Männer ab 14 Jahren befragt.
20<br />
Kirche und Gesellschaft<br />
Kreuz und Kruzifix<br />
– Zeichen und Bild<br />
Von Professor Peter B. Steiner<br />
Häufig werden Kreuze mit Kruzifixen<br />
verwechselt. Hier wird erklärt, worin<br />
<strong>der</strong> Unterschied besteht.<br />
Der aufrecht stehende Mensch, <strong>der</strong> seine<br />
Arme ausbreitet, bildet ein Kreuz. Weil<br />
wir vier Gliedmaßen, Augen im Gesicht<br />
und einen symmetrischen Körper haben,<br />
teilen wir die Welt um uns in vier Richtungen:<br />
Vorne, hinten, links und rechts.<br />
Damit die Besatzung eines Schiffs Manöver<br />
gemeinsam ausführen kann, werden<br />
die Richtungen des Schiffskörpers<br />
als vorne, achtern, steuerbord, backbord<br />
bestimmt. Dass wir die unendliche Vielfalt<br />
von Windrichtungen in vier einteilen,<br />
hat nichts mit dem Wind, son<strong>der</strong>n<br />
nur mit unserem Körperbau, unseren<br />
Sinnen, zu tun. Von unserem Körper aus<br />
orientieren wir uns nach vier Richtungen<br />
und finden dementsprechend vier „Himmelsrichtungen“.<br />
Das Kreuz als Zeichen<br />
Das Kreuz ist das Zeichen <strong>der</strong> Koordination.<br />
Zugleich ist es aber auch eine<br />
Figur für die (scheinbare) Bewegung<br />
von Sonne, Mond und Sternen gegen<br />
den Horizont. Plato hat daraus um 350<br />
vor Christus geschlossen, dass <strong>der</strong> Kosmos<br />
von Gott in Gestalt eines Kreuzes<br />
(er gebraucht dafür den griechischen<br />
Buchstaben Chi, <strong>der</strong> mit einem gleichschenkligen<br />
Kreuz geschrieben wird)<br />
geschaffen sei.<br />
Einige Jahrhun<strong>der</strong>te später übernahmen<br />
die Römer von den Persern kreuzförmig<br />
angeordnete Holzbalken als Hinrichtungsinstrument.<br />
Justin <strong>der</strong> Märtyrer<br />
(gestorben 165) deutete als erster das<br />
Kreuz, an dem Jesus starb, als Zeichen<br />
des Kosmos. „Der, <strong>der</strong> am Kreuz ausgespannt<br />
starb, ist <strong>der</strong>, <strong>der</strong> das Universum<br />
in sich eint“, schrieb in seiner Nachfolge<br />
<strong>der</strong> Kirchenlehrer Gregor von Nyssa, um<br />
380. Im vierten Jahrhun<strong>der</strong>t wurde das<br />
Kreuz zum Zeichen des Sieges Christi<br />
Ein Kreuz (kein Kruzifix)<br />
hält Johannes von Gott in<br />
dieser Skulptur von Ignaz<br />
Günther in <strong>der</strong> Hand.<br />
über den Tod und des Kaisers über seine<br />
Feinde. Als Goldkreuz verband es sich<br />
mit dem unvergänglichen Licht und<br />
wurde als Mosaik gebildet. Kleine Goldblechkreuze<br />
wurden auf Tücher genäht<br />
und den Toten bei <strong>der</strong> Bestattung auf<br />
das Gesicht gelegt, damit sie das ewige<br />
Licht und das Zeichen des Sieges über<br />
den Tod auch unter <strong>der</strong> Erde noch vor<br />
Augen hatten.<br />
Das Kruzifix gibt es erst seit<br />
etwa 900 nach Christus<br />
Das Kruzifix, das plastische Bild eines<br />
Menschen am Kreuz, ist viel jünger und<br />
nur in <strong>der</strong> westlichen, lateinischen Kirche<br />
bekannt. Eines <strong>der</strong> frühesten, das<br />
vom Kaiser Ludwig dem Frommen für<br />
St. Peter in Rom gestiftete lebensgroße<br />
Silberkruzifix ist nur im Abguss überliefert.<br />
Als ältestes erhaltenes Kruzifix<br />
galt bis vor kurzem das Gerokreuz des<br />
Kölner Doms, um 970. 2005 aber wurde<br />
in <strong>der</strong> kleinen Heilig-Kreuzkirche, Enghausen<br />
bei Moosburg in Oberbayern, ein<br />
Kruzifix aufgefunden, das um 900 zu<br />
datieren ist. Mit dem großen plastischen<br />
Korpus am Kreuz begann in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />
Karolinger die Monumentalskulptur und<br />
eine bis heute fortdauernde Differenz<br />
<strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> lateinischen von <strong>der</strong> griechischen<br />
und slawischen Kirche.<br />
Herbert Fendrich vermutet, dass mit<br />
dem neuen Bildtyp Kruzifix auch das<br />
Mitleiden mit dem Erlöser beginnt, das<br />
seit dem Mittelalter die Freude über die<br />
Erlösung überschattet. Wenn am Karfreitag<br />
Mitleid erregende Kruzifixe in<br />
den Kirchen enthüllt werden und dazu<br />
die Hymnen vom Triumph des Kreuzes<br />
gesungen werden, wird <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch<br />
zwischen <strong>der</strong> älteren, biblisch begründeten,<br />
und <strong>der</strong> neueren, durch die Bil<strong>der</strong><br />
generierten, Frömmigkeit manifest.<br />
Das Diözesanmuseum in Freising führte<br />
2005 eine große Ausstellung „Kreuz und<br />
Kruzifix, Zeichen und Bild“ durch und<br />
schrieb einen Wettbewerb aus, an dem<br />
sich 508 Künstler(innen) beteiligten.<br />
Gesucht waren unter dem Titel „Ein<br />
Kreuz für das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t“ Entwürfe<br />
von Kreuzen für Klassenzimmer, Büros,<br />
Krankenzimmer, für einen Essplatz/<br />
Wohnküche, sowie für verschiedene<br />
Kirchen. Pädagogen, Seelsorger(innen)<br />
und Pfarrer überlegten, was von einem<br />
Kreuzzeichen in Schulräumen, Krankenhäusern,<br />
Wohnräumen heute erwartet<br />
werden kann.<br />
Maria Brunnhuber for<strong>der</strong>te das Kreuz<br />
als Positiv-Zeichen zu sehen, als Zeichen<br />
für Begegnung und Neubeginn und<br />
als Zeichen <strong>der</strong> bleibenden Zuwendung<br />
Gottes. Siegfried Kneißl schrieb, das<br />
Kreuz im Krankenhaus ist Lebens- und<br />
Bewältigungshilfe. Es ist nicht Dekoration<br />
und nicht leidensverliebt. „Es ist<br />
zurückhaltend, diskret, transparent und<br />
zart und es ist kräftig, kantig und hart.“<br />
Prof. Dr. Peter B. Steiner ist Kunsthistoriker<br />
und leitete bis 2007 das Diözesanmuseum<br />
in Freising.<br />
Der vorstehende Beitrag ist die gekürzte<br />
Fassung eines Textes, <strong>der</strong> zuerst in<br />
Christ in <strong>der</strong> Gegenwart/Bil<strong>der</strong> 18/2011<br />
erschienen ist.
Kirche und Gesellschaft<br />
21<br />
Auf dem Petersplatz 2006: Papst Benedikt<br />
XVI. begegnet dem neuen Generalprior<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, Frater Donatus<br />
Forkan.<br />
Fotos unten:<br />
Am 20. August 2011 begrüßt <strong>der</strong> damalige<br />
Generalprior Frater Donatus Forkan den<br />
Heiligen Vater in <strong>der</strong> Stiftung „Istituto San<br />
José“ <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Madrid.<br />
Dort trifft Benedikt XVI. im Rahmen<br />
des Weltjugendtages mit jungen Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung zusammen.<br />
Danke,<br />
Papst Benedikt!<br />
Die acht Jahre auf dem Stuhl Petri haben<br />
ihn sichtlich erschöpft: Benedikt XVI.,<br />
<strong>der</strong> Papst aus <strong>Bayern</strong>, hat für Ende Februar<br />
seinen Rücktritt erklärt.<br />
Für die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> war er<br />
schon bei seinem Amtsantritt kein Unbekannter:<br />
Von 1969 bis 1977 wirkte<br />
Joseph Ratzinger als Professor an <strong>der</strong><br />
Universität Regensburg, und schon da<br />
gab es Berührungspunkte zu den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n. Sein Bru<strong>der</strong> Georg,<br />
<strong>der</strong> ehemalige Domkapellmeister, lebt<br />
noch heute in <strong>der</strong> Stadt und war mehrmals<br />
im Krankenhaus des <strong>Orden</strong>s in Behandlung.<br />
Als Erzbischof von München<br />
und Freising (1977 bis 1982) besuchte<br />
Kardinal Joseph Ratzinger am 20. Mai<br />
1981 die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing.<br />
Die Nachricht vom Rücktritt des Papstes<br />
habe er „mit Betroffenheit, aber auch<br />
mit Bewun<strong>der</strong>ung für diesen außerordentlichen,<br />
ungewöhnlichen Schritt“<br />
aufgenommen, sagt Frater Emerich Steigerwald,<br />
Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong>. Die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> seien Papst Benedikt XVI. dankbar<br />
für die Seligsprechung von Frater<br />
Olallo Valdés auf Kuba (2008) und Frater<br />
Eustachius Kugler in <strong>Bayern</strong> (2009).<br />
Und sie seien dankbar für seine Enzykliken,<br />
Botschaften und Predigten, die er<br />
kranken und hilfsbedürftigen Menschen<br />
widmete.<br />
Während des Weltjugendtages in Madrid<br />
2011 besuchte <strong>der</strong> Pontifex eine<br />
Einrichtung <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>,<br />
um junge Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zu<br />
treffen (siehe Fotos). Zu den Betreuern<br />
sagte er: „Euer Leben und eure Hingabe<br />
verkünden die Größe, zu <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch<br />
berufen ist: Mitleid mit dem Leidenden<br />
zu haben und ihn aus Liebe zu begleiten,<br />
wie Gott es getan hat.“<br />
Peter Neher, Präsident des Deutschen<br />
Caritasverbandes, erinnerte daran, dass<br />
Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika<br />
„die Caritas, die Liebe zum Nächsten,<br />
als wesentlichen Ausdruck christlichen<br />
Handelns in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Überlegungen“<br />
gestellt hat. Für Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in kirchlichen<br />
Sozialeinrichtungen „sind diese Worte<br />
des Heiligen Vaters von unschätzbarer<br />
Bedeutung und Ausdruck einer hohen<br />
Wertschätzung“, betonte Neher.<br />
Schon 2006 hatte <strong>der</strong> Münchner Kardinal<br />
Friedrich Wetter in einem Beitrag<br />
zum Fest des <strong>Orden</strong>svaters <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong> misericordia<br />
geschrieben: „Was Papst Benedikt in<br />
seiner ersten bewegenden Enzyklika<br />
lehrt, hat Johannes von Gott vor einem<br />
halben Jahrtausend gelebt.“<br />
js
22<br />
Rätsel<br />
Pflanze gesucht<br />
Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />
Bitte schicken Sie eine Postkarte o<strong>der</strong><br />
eine E-Mail mit dem Lösungswort des<br />
unten stehenden Kreuzworträtsels und<br />
Ihrer Adresse an<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Postfach 20 03 62<br />
80003 München<br />
bzw. an redakteur@barmherzige.de<br />
Zu gewinnen gibt es eine nette Überraschung<br />
im Wert von bis zu 25 Euro, die<br />
einen Bezug zu <strong>der</strong> gesuchten Pflanze<br />
hat.<br />
Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 15. März 2013.<br />
Zweite Chance: Bei <strong>der</strong> Jahresziehung<br />
wird unter allen richtigen Einsendungen<br />
des Jahrgangs 2013 ein Wochenende für<br />
zwei Personen im Kneippianum, Bad<br />
Wörishofen, mit verschiedenen Anwendungen/Angeboten<br />
ausgelost.<br />
Gewonnen hat<br />
Maria Kremser, Eichenkofen<br />
Wir gratulieren!<br />
Eine Beschreibung <strong>der</strong> Gewürznelke<br />
finden Sie auf Seite 23!<br />
Johann Hölzl, ausgebildeter Maurer und geschulter Gartenpfleger, hat die Gewinner-Karte<br />
gezogen. Seit 1990 kümmert er sich um die Außenanlagen des Krankenhauses<br />
St. Barbara Schwandorf. Anfang Mai wechselt er in die Freistellungsphase<br />
<strong>der</strong> Altersteilzeit und hat dann endlich mehr Zeit für seine Hobbys. Sehr zu seiner<br />
Freude befindet sich inzwischen auch seine Frau, mit <strong>der</strong> er seit 35 Jahren glücklich<br />
verheiratet ist, in <strong>der</strong> Freistellungsphase. Gemeinsam wollen sie viel Zeit mit ihren<br />
zwei Kin<strong>der</strong>n und acht Enkeln verbringen. Nicht zuletzt möchte sich <strong>der</strong> passionierte<br />
Jäger auch ausgiebig seiner Streuobstwiese mit 70 Obstbäumen widmen.
Rätsel<br />
23<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />
Südliches Schloßrondell 5<br />
80638 München<br />
Postfach 200362, 80003 München<br />
Telefon: 089/1793-100<br />
Telefax: 089/1793-120<br />
E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />
Internet: www.barmherzige.de<br />
Pflanze des Monats<br />
Die Gewürznelke<br />
Gewürznelken sind uns aufgrund ihrer<br />
Verwendung zum Beispiel im Lebkuchen<br />
wohlvertraut. Beißt man auf diese<br />
kleinen, harten „Nägelein“, entfalten sie<br />
einen intensiven würzigen und leicht<br />
brennenden Geschmack. Gewürznelken<br />
sind die Knospen des Gewürznelkenbaums,<br />
die nach dem Pflücken in <strong>der</strong><br />
Sonne o<strong>der</strong> gelegentlich in Metallpfannen<br />
über einem leichten Feuer getrocknet<br />
werden. Therapeutisch wird zumeist<br />
das Öl, das von klarer gelber bis brauner<br />
Farbe ist, genutzt.<br />
Der Gewürznelkenbaum gehört zu den<br />
Myrtengewächsen und ist auf den Molukken<br />
und den Philippinen beheimatet,<br />
wird aber in vielen tropischen Regionen<br />
<strong>der</strong> Welt angebaut. Die Gewürznelken<br />
kamen im 4. Jahrhun<strong>der</strong>t mit den Arabern<br />
nach Europa und waren bereits 300<br />
Jahre später ein wichtiger Bestandteil<br />
im damaligen Heilmittelschatz. Man<br />
nahm an, dass sie Herz, Haupt und Magen<br />
stärken.<br />
Gewürznelken enthalten 15 bis 22 Prozent<br />
ätherisches Öl mit <strong>der</strong> Hauptkomponente<br />
Eugenol (70 bis 95 Prozent).<br />
Für Gewürznelken bzw. Nelkenöl wurden<br />
eine Reihe von Wirkungen nachgewiesen<br />
bzw. werden sie vermutet, zum<br />
Beispiel<br />
- eine antibakterielle Aktivität gegen<br />
mehrere Keime, zum Beispiel Helicobacter<br />
pylorii sowie Mundbakterien;<br />
- lokalanästhetische, entzündungshemmende<br />
und antioxidative Eigenschaften;<br />
- appetitanregende und verdauungsför<strong>der</strong>nde<br />
Wirkung;<br />
- beruhigende Eigenschaften;<br />
- ein hemmen<strong>der</strong> Einfluss auf die Melaninbiosynthese<br />
(Farbpigmente <strong>der</strong><br />
Haut).<br />
Gewürznelkenöl wird bei Entzündungen<br />
des Mund- und Rachenbereichs, bei<br />
Mundgeruch und zur lokalen Schmerzstillung<br />
in <strong>der</strong> Zahnheilkunde eingesetzt.<br />
Zudem wird es bei Muskelschmerzen<br />
und rheumatischen Beschwerden (alkoholische<br />
Lösungen) angewendet.<br />
Das Nelkenöl wirkt gegen Mücken und<br />
Schaben. Aufgetragen auf einen Mückenstich<br />
vermin<strong>der</strong>t es die entzündliche<br />
Reaktion. In <strong>der</strong> Volksheilkunde<br />
wird eine schmerzlin<strong>der</strong>nde Wirkung<br />
für die Anwendung bei Kopfschmerzen<br />
beschrieben. Abkochungen werden bei<br />
Blähungen und Durchfall eingesetzt.<br />
Möglichweise kann Gewürznelkenöl<br />
bei Magengeschwüren hilfreich sein.<br />
Siegfried Bäumler,<br />
Oberarzt im Kneippianum<br />
Bad Wörishofen<br />
Redaktion:<br />
Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />
koordinator@barmherzige.de<br />
Johann Singhartinger<br />
redakteur@barmherzige.de<br />
Kerstin Laumer<br />
kerstin.laumer@barmherzige.de<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Redaktion <strong>der</strong> Hauszeitschriften: Die Misericordia<br />
erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften<br />
unserer Einrichtungen, die für<br />
<strong>der</strong>en Inhalt selbst verantwortlich sind.<br />
Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />
Fotos:<br />
altrofoto.de (2), Archiv Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> (21), Mariá de Rocha Avilá (11),<br />
Bil<strong>der</strong>box.com (4, 5 unten), Bundesarchiv<br />
(19), Melanie E<strong>der</strong> (9) Stefan Hanke (6<br />
oben), Marion Hausmann (22), Kneippianum<br />
(24 oben), Isabella Krobisch (Titel),<br />
Kurverwaltung Bad Wörishofen (24 unten),<br />
Andreas Lichey (14, 15 links), Frater<br />
Eberhard Michl (15 rechts), Wolf-Christian<br />
von <strong>der</strong> Mülbe (20), Janina Rippel (17),<br />
Hans Rupp (13 unten), Frater Seraphim<br />
Schorer (8), Klaus Schröer (16 oben),<br />
Simone Stiedl (13 oben), Therese Wagner<br />
(16 unten), Wikimedia commons/Denniss<br />
(23), Wikimedia commons/Johann Juritz<br />
(3), Barbara Zehner (7), Jürgen Zulley (5).<br />
Verlag: Johann von Gott Verlag<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />
Konto Nr. 3 960 071 831<br />
Bankleitzahl 700 202 70<br />
Druck: Marquardt<br />
Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />
Erscheint zehn Mal jährlich.<br />
Jahresabonnement: 15,00 Euro
24<br />
· Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />
Serie Städte und Orte<br />
Blick vom Kneippianum auf die Stadt Bad Wörishofen<br />
Bad Wörishofen<br />
– natürlich gesund<br />
Bad Wörishofen ist Kneippkurort und die größte Stadt im<br />
schwäbischen Landkreis Unterallgäu in <strong>Bayern</strong> mit <strong>der</strong>zeit<br />
15.274 Einwohnern. Wussten Sie, dass das Unterallgäu mit<br />
einem Tierbestand von 70.000 Kühen <strong>der</strong> milchstärkste Landkreis<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland ist?<br />
Der Ort wurde im Jahr 1067 als Herrschaft „Werenshova“<br />
erstmals urkundlich erwähnt. Über Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg blieb<br />
Wörishofen eine bäuerliche Ansiedlung. Von 1719 bis 1721<br />
wurde das Kloster Wörishofen unter <strong>der</strong> Leitung von Dominikus<br />
Zimmermann erbaut. Hier lebte und wirkte Pfarrer<br />
Sebastian Kneipp, <strong>der</strong> 1855 als Beichtvater des Dominikanerinnenklosters<br />
nach Bad Wörishofen kam, bis zu seinem Tode.<br />
Um 1889 begann <strong>der</strong> Kurbetrieb, <strong>der</strong> Reiche und Gesundheitsbewusste<br />
in das Dorf brachte. Zwischen 1891 und 1896 entstanden<br />
über 120 neue Gebäude, vor allem Hotels und Pensionen. Damals<br />
wurden auch die Gründungshäuser von Sebastian Kneipp – das<br />
Sebastianeum, das Kneippianum und die Kin<strong>der</strong>heilstätte – erbaut.<br />
Heute ist <strong>der</strong> Träger dieser Häuser <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>. Nach umfangreichen Mo<strong>der</strong>nisierungen entstand<br />
ein mo<strong>der</strong>nes Kneipp- & Gesundheitsresort.<br />
1920 erhielt Wörishofen das Prädikat „Bad“. Im Jahr 1949<br />
folgte die Erhebung zur Stadt. „Gesund leben mit <strong>der</strong> Natur“<br />
– wie bereits die Naturheillehre des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
so basiert auch die mo<strong>der</strong>ne Kneipp-Kur in Bad Wörishofen<br />
auf den fünf Elementen Ernährung, Wasser, Innere Ordnung,<br />
Bewegung und Kräuter. Nur 70 Kilometer westlich von München<br />
gelegen ist die Kurstadt Rückzugsort für Menschen, die<br />
ihre Gesundheit und ihren Lebensstil aktiv und nachhaltig<br />
verbessern möchten.<br />
Beim Spaziergang auf Deutschlands größtem Barfußpfad o<strong>der</strong><br />
durch den Kurpark mit Rosen- und Heilkräuter-, Duft- und<br />
Aromagärten spüren Gäste die Natur des Allgäus. Ein kurzer<br />
Halt an den über 22 Wassertret- und Armbadebecken in und<br />
um den Ort belebt und bringt den Kreislauf in Schwung. Aktivurlauber<br />
entspannen bei Rad-, E-Bike- und E-Car-Touren,<br />
einer Runde Golf, beim Segelfliegen o<strong>der</strong> Segeln. Und in <strong>der</strong><br />
THERME erleben sie tropischen Bade- und Saunagenuss.<br />
Filmregisseur Rainer Werner Fassbin<strong>der</strong> wurde in Bad Wörishofen<br />
geboren. Bekannt sind auch <strong>der</strong> Fußballer Franz „Bulle“<br />
Roth und Dressurreiterin Ulla Salzgeber, die mit Bad Wörishofen<br />
verbunden sind.<br />
Karin Kövi<br />
Der Kurpark