Unsere Wirtschaft - IHK Lüneburg-Wolfsburg

Schwerpunkt
Führen mit Fingerspitzengefühl
Die Verantwortungsbewusste:
Edith Bischof
Fotos: Hans-Jürgen Wege
Vor Edith Bischofs Büro herrscht
reger Verkehr. Ein Bus nach dem
anderen fährt vor ihren Augen ab
– nach Sassenburg, Gamsen oder Gifhorn.
Die Geschäftsführerin von Bischof Reisen
sieht dem Trubel gern zu. „Je mehr Autos
unterwegs sind, desto besser laufen die Geschäfte“,
sagt die 62-Jährige. Ihre Mitarbeiter
bringen Menschen von Stadt zu Stadt –
im Landkreis Gifhorn und in ganz Europa.
27 Busse stehen in ihrem Fuhrpark. Sie koordiniert
die Fahrten, behält den Überblick,
berät Kunden und organisiert Reisen. Nur
eines kann Edith Bischof nicht: Busfahren.
„Dafür habe ich meine tollen Mitarbeiter“,
sagt die Unternehmerin und lacht.
Vor 35 Jahren gründete Edith Bischof ihr
Omnibusunternehmen. Seit zehn Jahren
unterstützt ihr Sohn sie als Juniorchef. Aufgebaut
hat die gelernte Bankkauffrau das
Unternehmen allein. In einem Crashkurs
machte sie ihren Abschluss als Reiseverkehrskauffrau
– und fand im Geschäft rund
um den Urlaub ihre Berufung. „Reisen ist
einfach pure Lebensfreude“, sagt Bischof:
„Deshalb macht mir mein Job bis heute
sehr viel Spaß.“ Nach und nach entwickelte
sie ihren Betrieb zu einem Busreiseunternehmen
mit ihrer eigenen Handschrift.
Nebenbei zog sie zwei Kinder groß. Mit
Unterstützung einer intakten Familie. „Anders
hätte es nicht funktioniert.“
30 Mitarbeiter beschäftigt die Busreiseunternehmerin
Bischof. Viele der elf Frauen
und neunzehn Männer sind Quereinsteiger.
Mandy Schwarz ist seit eineinhalb
Jahren bei Edith Bischof angestellt. Die
31-Jährige war Bürokauffrau, verlor ihre
Arbeit und suchte nach neuen beruflichen
Möglichkeiten. Bei Bischof Reisen fand
sie eine Perspektive und ein sicheres Gehalt.
Auch Bischof-Mitarbeiterin Susanne
Sellwig war wegen einer Krankheit lang
arbeitslos, bevor sie Busfahrerin wurde.
Schicksale, die Edith Bischof bewegen.
„Wir brauchen jeden Menschen auf dem
Arbeitsmarkt“, sagt sie: „Deshalb müssen
wir auch jedem eine Chance geben.“ Worten
lässt sie Taten folgen: Edith Bischof
engagiert sich seit 17 Jahren in dem Projekt
„Vorfahrt für Frauen“. Gemeinsam mit
dem Bildungswerk Niedersachsen bietet
sie Qualifizierungen für arbeitslose Frauen
an, die sich ihre berufliche Zukunft im Omnibus
vorstellen können. Auf diesem Weg
hat sie bereits viele Mitarbeiterinnen für ihr
Unternehmen gewonnen. Für beide Seiten
ein Gewinn: Arbeitslose fassen neuen Mut
und Edith Bischof bekommt Mitarbeiter,
die sie dringend braucht. „Frauen und vor
allem Mütter haben besonders viel Geduld
und Durchsetzungsvermögen“, sagt Edith
Bischof: „Ein großer Vorteil im Alltag des
Busfahrergeschäfts.“
Chef oder Chefin: Mit dem vermeintlich
männlichen und weiblichen
Führungsstil haben sich bereits
viele Studien beschäftigt. Die einen sprechen
Frauen mehr Feingefühl und Teamfähigkeit
zu. Die anderen halten Männer für
durchsetzungsfähiger und dominanter. Die
Wahrheit liegt wohl wie so oft irgendwo dazwischen.
Laut einer Studie des Verbands
Deutscher Unternehmerinnen führen
Frauen ähnlich wie Männer. Sie setzen nur
andere Schwerpunkte, suchen seltener die
Macht und vielmehr die Verantwortung.
Edith Bischof mag ein Paradebeispiel dafür
sein. Sie führt mit viel Fingerspitzengefühl.
„Ich wünsche mir in erster Linie natürlich,
dass mein Unternehmen erfolgreich ist“,
sagt Bischof: „Aber das funktioniert nur,
wenn ich meine Mitarbeiter entsprechend
motiviere und ihnen auch in schwierigen
Situationen unter die Arme greife.“ n
Chefin mit Herz: Vor 35 Jahren hat
Edith Bischof ihr Omnibusunternehmen
gegründet - und sagt über sich: „Ich
führe mit Gefühl, lasse mich aber nicht
von Gefühlen führen.“
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