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Allein unter Männern Generationenwechsel: Vor sieben Jahren folgte Frauke Betz ihrem Vater auf den Chefsessel der Celler Brauerei.
Schwerpunkt Männer dominieren die Chef-Etagen deutscher Unternehmen. Doch immer mehr Frauen rücken nach. Frauke Betz, Aline Henke und Edith Bischof zeigen, dass beruflicher Erfolg keine Frage des Geschlechts ist. Die Unternehmerinnen überzeugen als selbstbewusste Führungspersönlichkeiten – und bringen Beruf und Familie problemlos unter einen Hut. Von Grit Preibisch Pilsener oder Bock: Sechs Biersorten stellt die Brauerei in Celle her - und beliefert damit Kunden in ganz Norddeutschland. Die Erfahrene: Frauke Betz Gelbe Buchstaben auf dunkelgrünem Grund: „Celler Bier“ steht in großen Lettern auf Bierkästen, die sich vor Frauke Betz auftürmen. Eine Maschine stapelt die Kunststoffbehälter mit dem alkoholhaltigen Inhalt übereinander. Die Geschäftsführerin der Betz Brauerei schaut dabei zu. Ihr Blick folgt den Bewegungen des Maschinenarms, der fünf neue Boxen vom Laufband auf den Turm hebt. Einer der Kästen steht etwas schiefer als die anderen. Er ruckelt und wackelt auf dem Laufband. Kurzerhand greift Frauke Betz zu einem Metallstab und rückt den Kasten durch ein Absperrgitter hindurch zurück in die Reihe. Ein Blick, ein Entschluss. Frauke Betz trifft schnelle Entscheidungen – im Kleinen und im Großen. Sei es ein Kasten, der umzufallen droht oder ein Geschäftspartner, der über Preise verhandeln will. Die 46-Jährige ist immer aufmerksam, immer Chefin. Gemeinsam mit ihrem Cousin Stephan Betz leitet die zierliche Frau seit sieben Jahren die Celler Brauerei und Fabrik für Getränkerohstoffe. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und der Diplombrauer teilen sich die Aufgaben in dem Familienunternehmen. Er ist für die Produktion und die Technik zuständig. Sie übernimmt die Vermarktung und den Verkauf. Die Rollen waren von Anfang an klar verteilt. „Dabei gab es nie Rangeleien um Kompetenzen“, sagt Frauke Betz: „Wir ergänzen uns einfach sehr gut.“ Die Celler Brauerei war seit ihrer Gründung vor 120 Jahren immer in Männerhand. Eine Frau im Chefsessel ist neu. „Aber inzwischen selbstverständlich“, sagt Betz: „Im Mittelpunkt steht immer die Sache, nicht Mann oder Frau.“ In Deutschland ist knapp jede dritte Führungskraft weiblich. Ein recht guter Schnitt. Doch wenn es um Toppositionen geht, bleiben Frauen meist auf der Strecke und Männer unter sich. Rund 90 Prozent der Aufsichtsrats- und Vorstandsposten in börsennotierten Unternehmen sind mit Männern besetzt. „Dieses Bild ist in Zukunft sicher ein anderes“, sagt Frauke Betz: „Mit jeder neuen Generation übernehmen immer mehr Frauen Führungsaufgaben.“ Hätte die Cellerin vor einhundert Jahren eine Brauerei leiten wollen, wäre der Aufschrei groß gewesen. Heute ist eine Frau in dieser Branche zwar nicht mehr aufsehenerregend, aber zumindest selten. Bei Verbandstreffen sitzt Frauke Betz oft allein zwischen Männern. Kein Problem für die wortgewandte Unternehmerin. Im Gegenteil. „Eine Frau weckt in diesem Geschäft Neugier“, sagt Betz: „So komme ich mit Menschen manchmal schneller und unkomplizierter ins Gespräch.“ Aus Celle nach Frankreich und wieder zurück: Als Frauke Betz ihren Studienabschluss in der Tasche hatte, suchte sie ihr Glück in der Ferne. „Ich wollte einfach etwas anderes sehen und erleben und meinen eigenen Weg machen.“ Deshalb ging die junge Frau kurzentschlossen nach Frankreich. In Reims und Paris arbeitete sie zehn Jahre lang als Vertriebsleiterin in der internationalen Lebensmittelindustrie. Sie sammelte Erfahrungen im Umgang mit Kunden und Kollegen, mit Lebensmitteln und deren Grundstoffen. Nebenbei verbesserte sie ihre Aufstiegschancen. Ein französisches Unternehmen bot Frauke Betz an, eine Niederlassung in Italien zu führen. Sie war kurz vor dem Absprung in das Land an der Adria. „Doch mein Vater kam dazwischen“, sagt Betz mit einem Augenzwinkern. Er fragte seine Tochter, ob sie ihm auf seinen Stuhl in der Celler Brauerei folgen wolle. Frauke Betz überlegte lang – und folgte schließlich dem Ruf der Familie. „Ich habe Frankreich mit einem tränenden Auge verlassen“, sagt Betz: „Aber letztendlich ist dieser Schritt genau der Richtige gewesen.“ Von heute auf morgen war Frauke Betz Geschäftsführerin einer Brauerei und Fabrik für Getränkerohstoffe mit zehn Mitarbeitern. Sie arbeitete sich Schritt für Schritt ein. Erfahren genug war sie dank der Arbeit in Frankreich. „Mein Vater schenkte mir von Anfang an sein volles Vertrauen“, sagt Betz. Bis heute tauscht sie sich mit Dieter Betz über die Geschäfte aus. Der 76-Jährige schaut ab und zu im Betrieb vorbei. „Mein Cousin und ich geben die Richtung vor“, sagt Betz: „Aber von unseren Vätern nehmen wir gern noch den ein oder anderen Ratschlag an.“ Unsere Wirtschaft 6/2013 15
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