Unsere Wirtschaft - IHK Lüneburg-Wolfsburg
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INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG Juni 2013<br />
<strong>Unsere</strong><br />
<strong>Wirtschaft</strong><br />
Edles Gemüse<br />
Spargelbauer im Stress,<br />
Erntehelfer im Einsatz<br />
Leere Gebäude<br />
Britische Soldaten gehen,<br />
Probleme kommen<br />
Kind und Karriere<br />
Familienfreundliche Unternehmen<br />
punkten bei Frauen
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Editorial<br />
Frauen und<br />
Kinder<br />
willkommen<br />
Um sich für qualifizierte Frauen interessant<br />
zu machen, sollten Unternehmen auf die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzen.<br />
Gesine Wischmann ist Mitglied der<br />
Vollversammlung und des Handelsausschusses<br />
unserer <strong>IHK</strong>.<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> hat ein Problem. Frauen sind<br />
zu selten berufstätig. Um genau zu sein fehlen<br />
dem deutschen Arbeitsmarkt 6,3 Millionen<br />
Frauen – so viele sind laut Bundesagentur für Arbeit<br />
im erwerbsfähigen Alter, arbeiten aber nicht. Diese<br />
Frauen fehlen in Unternehmen als hoch qualifizierte<br />
Angestellte, Fach- und Führungskräfte. Die Herausforderung<br />
ist, dieses Potenzial zu aktivieren.<br />
Um das gleich vorwegzunehmen: Mit einer starren<br />
Frauenquote wird das nicht gelingen. Was wir brauchen,<br />
sind bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf. Eltern müssen ihre Präsenz<br />
am Arbeitsplatz an die Öffnungszeiten von Kindergärten<br />
und Schulen anpassen können. Unternehmen<br />
können dabei helfen mit flexiblen Arbeitszeiten und<br />
Beschäftigungsformen wie Teilzeit, Gleitzeit oder<br />
Jahresarbeitszeitkonten. Der Staat muss mehr Kitaund<br />
Krippenplätze, Ganztagsschulen und bezahlbare<br />
Ferienangebote schaffen.<br />
Zusätzlich müssen <strong>Wirtschaft</strong> und öffentliche Hand<br />
gemeinsam neue Möglichkeiten ausloten. Staatlich<br />
geförderte betriebliche Kinderbetreuungsangebote<br />
sind ein Anfang. Aber noch sind die Hürden dafür<br />
zu hoch, die Verfahren zu kompliziert: Wenn ein<br />
Unternehmer mit Gemeindevertretern einzeln über<br />
Zuschüsse diskutieren muss, weil für die Mitarbeiter-<br />
Kinder Krippenplätze am Wohnort der Eltern vorgesehen<br />
sind, die Betriebskita aber am Firmensitz<br />
geplant ist, ist das bürokratischer Irrsinn. In einer<br />
Großstadt mag das einfacher sein, aber in ländlichen<br />
Gebieten, wo die Mitarbeiter zum Teil auch aus anderen<br />
Bundesländern kommen, sprengt ein solches<br />
Vorgehen die Kapazitätsgrenzen der Unternehmen.<br />
Dabei können betriebliche Kinderbetreuungsplätze<br />
vor allem in der Provinz ein wichtiges Argument<br />
sein, um hochqualifizierte Frauen zu locken.<br />
Gutes Personal ist schwer zu finden, in vielen Branchen<br />
mangelt es an Fachkräften. Aber Jammern hilft<br />
nicht, wir müssen Lösungen entwickeln. Fangen wir<br />
jetzt damit an. n<br />
Foto: privat<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 3
<strong>Unsere</strong><br />
<strong>Wirtschaft</strong><br />
Inhalt6/2013<br />
Unternehmen entdecken Familienfreundlichkeit als<br />
Argument im Wettbewerb um Fachkräfte. Seite 20<br />
Editorial 3<br />
Namen und Nachrichten<br />
Tourismusumfrage Nach dem vergangenen Boomjahr ist auch<br />
die aktuelle Lage im Tourismus ausgesprochen positiv 6<br />
Studienvorbereitung Der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen<br />
unterstützt Berufserfahrene auf Weg zum Studium 8<br />
Bildungspreis Die konzeptionell überarbeitete Auszeichnung ehrt<br />
herausragende Leistungen im Bereich Aus- und Weiterbildung 8<br />
Leserbrief Holger Lange kritisiert das Bewerbungsverfahren vieler<br />
Unternehmen. Er berichtet von Arroganz und Überheblichkeit 8<br />
GVN-Vorstand Hubertus Kobernuß ist neuer Vorsitzender der<br />
Fachvereinigung Güterkraftverkehr- und Entsorgung 9<br />
Unternehmensnachfolge Wir stellen Persönlichkeiten vor,<br />
die sich für eine Betriebsübernahme interessieren 9<br />
Ausbildungs-Ass Die <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren Lüneburger Heide<br />
zeichnen vorbildliche Ausbilder aus 9<br />
Tourismustag Rund 150 Vertreter der Tourismusbranche<br />
tauschten sich in Göttingen über Neuentwicklungen aus 10<br />
JUBILÄUM<br />
25 Jahre Job‘s Tierhotel Freddy und Christel Job geben Hunden<br />
und Katzen ein Zuhause, wenn deren Besitzer keine Zeit haben 12<br />
TITELTHEMA<br />
Spitzenfrauen Frauke Betz, Aline Henke und Edith Bischof zeigen,<br />
dass beruflicher Erfolg keine Frage des Geschlechts ist 14<br />
Kinderbetreuung Unternehmen werben mit familienfreundlichen<br />
Angeboten um Fachkräfte – vor allem um Frauen. 20<br />
Karrieretipps Im Interview erklärt Andrea Och die Regeln der Macht<br />
und was Frauen tun müssen, um oben mitspielen zu können 26<br />
4 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Von April bis Juni ist alles<br />
anders: 250 Erntehelfer,<br />
überwiegend Polen und<br />
Rumänen, beschäftigt<br />
Spargelbauer Peter Soltau in<br />
diesen Monaten. Seite 42<br />
Generationenwechsel: Die Celler<br />
Brauerei war seit ihrer Gründung vor<br />
120 Jahren immer in Männerhand.<br />
Nun sitzt Frauke Betz im Chefsessel -<br />
und fühlt sich pudelwohl. Seite 14<br />
Jubiläumsjahr im Otternzentrum<br />
Hankensbüttel: Der europaweit<br />
einzigartige Park feiert seinen 25. Geburtstag.<br />
Während der Sommerferien<br />
gibt es ein Kinderprogramm. Seite 50<br />
Sie mögen „<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“?<br />
Besuchen Sie uns auf Facebook:<br />
www.facebook.com/unserewirtschaft<br />
Foto Titel: Deerberg, Fotos Inhalt: Ulrich Loeper, Deerberg, Hans-Jürgen Wege, Lighttraveler/shutterstock.com<br />
<strong>IHK</strong>-Report<br />
Energiewende Beim <strong>Wirtschaft</strong>sgespräch in Celle erklärt dena-Chef<br />
Stephan Kohler, was zu tun ist, um die Ziele zu erreichen 28<br />
Super Service <strong>Unsere</strong> <strong>IHK</strong> erreicht den ersten Platz bei der<br />
Test-Aktion des Marktforschungsunternehmens teleffekt 31<br />
Zukunftsziele Mitglieder der <strong>IHK</strong>-Vollversammlung geben Impulse<br />
zur Veränderung unserer <strong>IHK</strong> 32<br />
<strong>IHK</strong>-Gremien Der Industrieausschuss im Portrait 33<br />
<strong>Wirtschaft</strong> trifft Politik Mitglieder der <strong>IHK</strong>-Vollversammlung<br />
im Gespräch mit der Ersten Kreisrätin des Heidekreises 34<br />
Personalentwicklung <strong>Unsere</strong> <strong>IHK</strong> berät kleine und mittelständische<br />
Unternehmen in Sachen Mitarbeiterführung 34<br />
Außenhandel Im Exportleiterkreis unserer <strong>IHK</strong> können Mitglieder<br />
Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen 34<br />
<strong>IHK</strong> unterwegs Präsident Olaf Kahle startet Sommertour 35<br />
Innovation aktuell Neues aus Wissenschaft und Forschung 35<br />
MAGAZIN<br />
Gebäude im Landkreis Celle Britische Soldaten kamen nach dem Krieg,<br />
jetzt gehen sie wieder - und lassen tausende Bauten zurück 36<br />
Spargelhof Auf rund 100 Hektar baut Peter Soltau in Eicklingen bei<br />
Celle Spargel an. 250 Erntehelfer sind von April bis Juni im Einsatz 42<br />
Service<br />
Recht 46<br />
Börsen 47<br />
<strong>Wirtschaft</strong>stermine, Seminare und Lehrgänge 48<br />
Impressum 48<br />
Buchvorstellungen 49<br />
Das ist los in der Region 50<br />
<strong>Unsere</strong> Mediadaten finden Sie im Internet unter www.ihk-lueneburg.de/media<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 5
Namen und Nachrichten<br />
<strong>Wirtschaft</strong>liche<br />
Eckdaten<br />
Produzierendes Gewerbe<br />
Jahr 2010 = 100<br />
Auftragseingang (1) März 2012 März 2013 (2)<br />
insgesamt 109,6 109,1<br />
aus dem Inland 107,2 106,0<br />
aus dem Ausland 111,5 111,7<br />
Produktion<br />
insgesamt ohne Bau 107,2 105,0<br />
Investitionsgüter 115,3 114,5<br />
Verbrauchsgüter 100,8 98,3<br />
Konsumklimaindikator (GfK)<br />
April 2012 April 2013<br />
5,8 6,0<br />
Verbraucherpreisindex<br />
Jahr 2010 = 100 April 2012 April 2013<br />
103,9 105,1<br />
Das Stimmungshoch in der Tourismusbranche hält an. Nach dem<br />
Rekordjahr 2012 ist die Stimmung im Gastgewerbe etwas abgekühlt,<br />
die Umsätze gehen zurück. Reisebüros und -veranstalter im <strong>IHK</strong>-Bezirk<br />
rechnen aber weiterhin mit guten Geschäften – einer anhaltend<br />
positiven Nachfrage sei Dank. Von Christina Schrödter<br />
Skepsis im Gastgewerbe<br />
Die Tourismusbranche blickt auf ein<br />
Rekordjahr zurück. Was die Statistiker<br />
auf der Internationalen Tourismus<br />
Börse (ITB) bereits im vergangenen<br />
Jahr prophezeiten, bestätigen die Zahlen:<br />
Internationale Ankünfte knackten erstmals<br />
die Milliarden-Marke. Die Beherbergungsstatistik<br />
zählte deutschlandweit 407<br />
Millionen Übernachtungen – auf Niedersachsen<br />
entfielen 40 Millionen, die Lüneburger<br />
Heide erreichte erstmals mehr als<br />
sechs Millionen Übernachtungen.<br />
Der Aufwärtstrend gerät allerdings in den<br />
kommenden Monaten leicht ins Stocken.<br />
Die Reiselust der Verbraucher ist ungebrochen,<br />
die Arbeitslosenzahlen sind gering<br />
– und trotzdem ist der Optimismus<br />
unter den Gastwirten und Touristikern,<br />
die sich an der <strong>IHK</strong>-Saisonumfrage Tourismus<br />
beteiligt haben, etwas abgeflaut.<br />
Der <strong>IHK</strong>-Konjunkturklimaindex – ein<br />
Stimmungswert, der sich aus den Einschätzungen<br />
der gegenwärtigen und der erwarteten<br />
zukünftigen Geschäftslage zusammen<br />
Arbeitsmarkt<br />
im <strong>IHK</strong>-Bezirk<br />
April 2012 April 2013<br />
Arbeitslose 38.029 37.545<br />
offene Stellen 7.537 6.952<br />
Arbeitslosenquoten (in Prozent)<br />
Deutschland 7,0 7,1<br />
Niedersachsen 6,7 6,7<br />
Landkreise<br />
Celle 7,8 7,5<br />
Gifhorn 5,6 5,3<br />
Harburg 5,0 5,0<br />
Heidekreis 7,0 6,9<br />
Lüchow-Dannenberg 10,8 10,8<br />
Lüneburg 6,7 6,9<br />
Uelzen 7,5 7,1<br />
Stadt <strong>Wolfsburg</strong> 5,3 4,9<br />
Mehr Zahlen zu unserem <strong>IHK</strong>-Bezirk unter<br />
www.ihk-lueneburg.de/regionaldaten<br />
(1)<br />
verarbeitendes Gewerbe ohne<br />
Nahrungs- und Genussmittelgewerbe<br />
(2) vorläufig<br />
Illustration: Thomas Di Paolo<br />
6 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Namen und Nachrichten<br />
setzt – zeichnet ein uneinheitliches Bild:<br />
Das Gastgewerbe bewegt sich zwar nach<br />
wie vor oberhalb der neutralen 100er-Linie<br />
im Wachstumsbereich. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr ist das Konjunkturklima jedoch abgekühlt.<br />
Ganz anders sieht es bei den Reisebüros<br />
und -veranstaltern aus: Hier hält<br />
der Aufwärtstrend ungebrochen an.<br />
Im Rückblick auf die vergangene Wintersaison<br />
beurteilen 31 Prozent der gastgewerblichen<br />
Betriebe ihre Geschäftslage<br />
als gut, weitere 47 Prozent als befriedigend.<br />
Eine deutliche Mehrheit ist also<br />
zufrieden. Allerdings sind die Umsätze im<br />
Gastgewerbe im vergangenen Halbjahr zurückgegangen<br />
– sowohl im Geschäftstourismus<br />
als auch bei Urlaubsreisenden und<br />
heimischen Gästen. Deshalb bewerten 22<br />
Prozent ihre aktuelle Lage als schlecht.<br />
Damit fällt die Bewertung insgesamt etwas<br />
schwächer aus als im Vorjahr. Diese<br />
abgekühlte Grundstimmung spiegelt sich<br />
auch in den Erwartungen an die kommende<br />
Sommersaison wider: 29 Prozent<br />
der befragten Unternehmen erwarten eine<br />
positive Geschäftsentwicklung, weitere 54<br />
Prozent rechnen mit einem gleichbleibenden<br />
Niveau. Die Erwartungen sind zwar<br />
überwiegend positiv, reichen aber nicht<br />
an die Werte vor einem Jahr heran. Die<br />
Geschäftsentwicklung schätzten damals<br />
39 Prozent als positiv, weitere 52 Prozent<br />
als gleichbleibend ein.<br />
Die Touristiker, also die Reisebüros<br />
und -veranstalter, blicken auf eine<br />
erfolgreiche Wintersaison zurück:<br />
62 Prozent beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage<br />
als gut, weitere 38 Prozent<br />
als befriedigend. Und die Branche geht<br />
davon aus, dass es so weitergeht: Für die<br />
Sommersaison glauben sie an einen anhaltenden<br />
Aufwärtstrend. Nur drei Prozent<br />
erwarten schlechtere Geschäfte als<br />
im vergangenen Sommerhalbjahr. Ihr<br />
Umsatzwachstum erzielen die Befragten<br />
vor allem in der Urlaubsreisesparte. Im<br />
Geschäftsreisemarkt sind die Umsätze<br />
hingegen leicht zurückgegangen. Vor allem<br />
Flugreisen stehen zurzeit hoch im<br />
Kurs: 44 Prozent stellen eine stärkere<br />
Nachfrage als noch im Vorjahr fest. Bei<br />
einem Drittel der Befragten ist auch die<br />
Nachfrage nach Reisen mit dem eigenen<br />
Pkw gestiegen.<br />
Sinkende Umsätze und wachsender Pessimismus<br />
machen sich auf dem Arbeitsmarkt<br />
bemerkbar: Nur 16 Prozent der<br />
gastgewerblichen Unternehmen wollen<br />
Personal einstellen. 76 Prozent können<br />
ihre Beschäftigtenzahl halten, acht Prozent<br />
werden ihr Personal entlassen. In der<br />
Reisebüro- und Reiseveranstalterbranche<br />
sieht es ähnlich aus: Zehn Prozent wollen<br />
einstellen, 86 Prozent die gleiche Mitarbeiterzahl<br />
beibehalten, drei Prozent wollen<br />
Personal abbauen. Unter dem Strich<br />
ist in der Tourismusbranche also ein leichtes<br />
Beschäftigungsplus zu erwarten.<br />
Sowohl im Gastgewerbe als auch bei<br />
den Reisebüros und -veranstaltern<br />
rückt die „Geiz ist geil“-Mentalität<br />
mehr und mehr in den Hintergrund. Wer<br />
in Zeiten steigender Energie- und Rohstoffpreise<br />
gute Qualität anbieten will, muss<br />
entsprechende Preise verlangen. Billiger<br />
werden Urlaub, Geschäftsreise und Restaurantbesuch<br />
in diesem Sommer nicht:<br />
31 Prozent der gastgewerblichen Betriebe<br />
und 18 Prozent der Touristiker wollen die<br />
Preise anheben. Immerhin 68 Prozent bzw.<br />
82 Prozent wollen ihre Leistungen aber zu<br />
gleichen Preisen wie bisher anbieten.<br />
Zu einem erfolgreichen Tourismus tragen<br />
nicht nur die Unternehmen selbst bei. Die<br />
gastgewerblichen Betriebe sehen etwa<br />
großen Handlungsbedarf bei der Infrastruktur,<br />
wie ihre Antworten auf die Sonderfragen<br />
der <strong>IHK</strong>-Saisonumfrage zeigen.<br />
Die meisten Gastgewerbebetriebe sind<br />
per Pkw gut erreichbar, so das Urteil von<br />
79 Prozent der Befragten. Auch die Anbindung<br />
an das Radwegenetz bezeichnen<br />
65 Prozent als gut. Eine schlechte Figur<br />
macht dagegen der öffentliche Personennahverkehr:<br />
56 Prozent beurteilen ihre<br />
Erreichbarkeit per ÖPNV als schlecht.<br />
Den größten Handlungsbedarf sehen die<br />
befragten Unternehmen aus dem Gastgewerbe<br />
trotzdem im Pkw-Verkehr. Offenbar<br />
gibt es noch viel Verbesserungspotenzial<br />
– bei der Qualität der Straßen oder der<br />
Anbindung an das Autobahnnetz. Auch<br />
in Zukunft wollen die Unternehmen eine<br />
gute Erreichbarkeit mit ihrem wichtigsten<br />
Verkehrsmittel gewährleisten können. n<br />
Saisonumfrage Tourismus<br />
Die Ergebnisse der Saisonumfrage<br />
basieren auf den Antworten von 248<br />
Unternehmen aus unserem <strong>IHK</strong>-Bezirk.<br />
Mehr zu den Umfrageergebnissen unter<br />
www.ihk-lueneburg.de,<br />
Dok.-Nr. 22697.<br />
Machen auch Sie mit bei der Saisonumfrage.<br />
Informationen unter<br />
Dok.-Nr. 131405 oder bei Christina<br />
Schrödter, Tel. 04131-742-141,<br />
schroedter@lueneburg.ihk.de.<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong>
Namen und Nachrichten<br />
Auszeichnung<br />
für Bildung<br />
Studieren ohne Abitur<br />
Der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen<br />
unterstützt Berufserfahrene ohne<br />
Abitur auf dem Weg zum Studium. Die<br />
Seminarreihe „Vom Job in den Hörsaal“<br />
hilft Unentschlossenen in zwei Modulen<br />
bei der Studienentscheidung und der Vorbereitung<br />
auf ein fachgebundenes Studium.<br />
Trainer stellen die Angebote einzelner<br />
Hochschulen vor und erklären, mit welchem<br />
Beruf sich welcher Studiengang belegen<br />
lässt. Außerdem geben sie Tipps für<br />
das wissenschaftliche Arbeiten und zeigen,<br />
wie ein optimales Lern- und Zeitmanagement<br />
möglich ist. Beide Kurse lassen<br />
Vom Job in den Hörsaal:<br />
Bis September finden<br />
in Lüneburg Kurse für<br />
beruflich Qualifizierte<br />
statt, die auf ein<br />
Studium vorbereiten.<br />
sich zur Hälfte über eine Lernplattform im<br />
Internet besuchen. Teilnehmen können<br />
Menschen aus allen Berufsbranchen, Wiedereinsteiger<br />
oder beruflich Qualifizierte,<br />
die im Moment arbeitslos sind.<br />
Eine Änderung des Hochschulgesetzes<br />
ermöglicht Berufserfahrenen seit drei Jahren<br />
ein fachgebundenes Studium ohne<br />
Abitur. Voraussetzung für den Beginn<br />
einer akademischen Laufbahn sind eine<br />
abgeschlossene Ausbildung und drei Jahre<br />
Berufserfahrung.<br />
Informationen: www.lueneburg.vnb.de, lueneburg@vnb.de<br />
oder Tel. 04131 / 7740106. red<br />
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
(D<strong>IHK</strong>) und die Otto Wolff Stiftung<br />
vergeben den bisherigen „Initiativpreis<br />
Aus- und Weiterbildung“ in Zukunft als<br />
„<strong>IHK</strong>-Bildungspreis“. Mit der konzeptionell<br />
überarbeiteten Auszeichnung ehren<br />
sie im Zweijahresturnus herausragende<br />
Leistungen von Unternehmen im Bereich<br />
der Aus- und Weiterbildung. Dank der Einführung<br />
von Online-Bewertungsverfahren<br />
hoffen die Organisatoren auf mehr Bewerbungen<br />
als in den vergangenen Jahren.<br />
Die Industrie- und Handelskammern werden<br />
stärker als zuvor in das Bewerbungsverfahren<br />
einbezogen – sowohl in der<br />
Ansprache geeigneter Unternehmen als<br />
auch im Bewertungsprozess. An der Preisverleihung<br />
in Berlin am 10. Februar 2014<br />
werden die Finalisten sowie ehrenamtliche<br />
<strong>IHK</strong>-Prüfer aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
teilnehmen. Die Prüfer wählen per<br />
Ted-Voting aus den 15 Finalisten fünf Preisträger.<br />
Prämiert werden innovative Bildungskonzepte.<br />
Gekoppelt an den „<strong>IHK</strong>-<br />
Bildungspreis“ ist ein Preisgeld in Höhe<br />
von jeweils 6.000 Euro. Bewerbungen für<br />
die Vorauswahl sind unter www.ihk-bildungspreis.de<br />
bis zum 26. Juli möglich. red<br />
Leserbrief<br />
Holger Lange (Seevetal-Bullenhausen) reagiert<br />
auf einen UW-Artikel aus der Mai-Ausgabe<br />
(S. 6/7): „Unternehmen ringen um Bewerber“<br />
Liebe Redaktion,<br />
sicherlich ist mir als <strong>IHK</strong>-Mitglied bekannt,<br />
dass die Sichtweise Ihrer Berichterstattung<br />
recht einseitig ist. Nennen wir es ruhig unternehmerorientiert.<br />
Aber als Betroffener<br />
und Vater eines 21-jährigen Sohns (Abiturient)<br />
bin ich zum Glück in der Lage, auch<br />
die andere Seite der Medaille zu kennen.<br />
Warum kehren so viele Auszubildende<br />
Unternehmen den Rücken? Warum bleiben<br />
die Ausbildungsplätze unbesetzt? Aus<br />
eigener Erfahrung mit meinem Sohn kann<br />
ich von Arroganz und Überheblichkeit vieler<br />
Unternehmen berichten. Die meisten<br />
halten es nicht für nötig, den Eingang einer<br />
Bewerbung zu bestätigen oder auf eine<br />
lange Bearbeitungszeit und andere (sicher<br />
verständliche) Hintergründe hinzuweisen.<br />
Nach Monaten kommt eine Nachricht mit<br />
einem willkürlich festgelegten Termin für<br />
einen Test. Meinen die Firmen, dass die Jugendlichen<br />
nur auf sie warten? In Zeiten<br />
moderner Kommunikationsmittel sollte<br />
im Vorfeld eine Abstimmung möglich sein.<br />
Der Gipfel der Unverschämtheit: Nach vier<br />
Monaten kommt ein Schreiben mit der Bitte<br />
um Absprache eines Termins für eine<br />
Probearbeit, „da man die Leistungsbereitschaft<br />
überprüfen möchte“. Es gab bis zu<br />
diesem Zeitpunkt keinerlei Kontakt mit diesem<br />
Unternehmen bis auf die schrift liche<br />
Bewerbung. Andere Firmen verschi cken<br />
– lange nach der eigenen Absage durch<br />
meinen Sohn – vorformulierte Briefe ohne<br />
Rückgabe der Unterlagen. Überheblich?<br />
Arrogant? Ja! Aber es werden in der <strong>Wirtschaft</strong><br />
dringend Nachwuchskräfte gesucht.<br />
Warum mein Sohn abgesagt hat? Weil es<br />
auch anders geht. Er hat inzwischen eine<br />
Ausbildungsstelle in einem Hamburger Unternehmen,<br />
das sein Bewerbungsverfahren<br />
vorbildlich durchgeführt hat: Onlinebewerbung<br />
raus. Bestätigung nach ein paar<br />
Tagen. Einstellungstest nach drei Wochen.<br />
Vorstellungsgespräch. Zusage einige Tage<br />
später. Das hat Stil. Bisher dachte ich allerdings,<br />
dass ich vieles hiervon schlichtweg<br />
erwarten kann.<br />
Schreiben Sie uns Ihre Meinung. Wir freuen<br />
uns über Post: redaktion@lueneburg.ihk.de.<br />
Leserbriefe müssen nicht der Meinung der<br />
Redaktion entsprechen. Wir behalten uns vor,<br />
sie sinnwahrend zu kürzen.<br />
Fotos: arak_malang/shutterstock.com, Hans-Jürgen Wege, privat<br />
8 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Namen und Nachrichten<br />
Neuer GVN-Vorstand<br />
Hubertus Kobernuß aus Uelzen ist im<br />
Rahmen einer konstituierenden Delegiertenversammlung<br />
in Essel einstimmig zum<br />
neuen Vorsitzenden der Fachvereinigung<br />
Güterkraftverkehr und Entsorgung (GVN)<br />
gewählt worden. Sein Vorgänger im Amt<br />
des Vorsitzenden, Adalbert Wandt, rückt<br />
auf die Stelle des stellvertretenden Vorsitzenden.<br />
Hubertus Kobernuß engagiert sich<br />
bereits seit rund 30 Jahren ehrenamtlich<br />
im GVN. Der 52-Jährige ist auch Vorsitzender<br />
der GVN-Bezirksgruppe Lüneburg<br />
und des <strong>IHK</strong>-Verkehrsausschusses. red<br />
Hubertus Kobernuß, Inhaber der Kobernuss Spedition<br />
in Uelzen, setzt sich in zahlreichen Gremien<br />
für die Interessen der Verkehrsbranche ein.<br />
Nachfolger,<br />
übernehmen Sie!<br />
Christoph Drenk (47)<br />
Diplom-Volkswirt,<br />
Industriekaufmann<br />
Jedes Jahr steht in mehreren tausend Unternehmen<br />
die Nachfolge an: Gründer und<br />
Geschäftsführer ziehen sich in absehbarer<br />
Zeit zurück und suchen einen geeigneten<br />
Nachfolger. Diese Suche ist alles andere<br />
als leicht – manchmal scheitert sie einfach<br />
am persönlichen Kontakt. In loser Folge<br />
stellen sich in „<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ deshalb<br />
Persönlichkeiten vor, die sich für eine externe<br />
Nachfolge interessieren.<br />
Ich biete:<br />
• Großhandels- und Einzelhandelserfahrung<br />
sowie Vertriebsleitung und Unternehmensführung<br />
in West- und Ost-<br />
Europa<br />
• Aufbau- und Organisationserfahrung<br />
• Vielsprachiger (Deutsch, Englisch, Französisch,<br />
Tschechisch, Russisch und Italienisch)<br />
Geschäftsaufbau in verschiedenen<br />
Ländern mit Führungsverantwortung für<br />
viele Mitarbeiter<br />
• Branchenkenntnis im Handel<br />
• Betreuung von Handelszentralen<br />
• Kenntnis der lokalen Mentalitäten in<br />
Osteuropa<br />
• Mobilität in Europa<br />
Ich verantworte den internationalen Verkauf<br />
eines führenden Herstellers für Arbeitsschutzschuhe.<br />
Zu meinen Aufgaben<br />
zählen Marktanalysen, Akquise, Kalkulation,<br />
Vertrieb, Großkunden-Betreuung,<br />
Controlling und Budgetierung.<br />
Ich suche:<br />
Die Führung oder Beteiligung einer Handelsgesellschaft<br />
oder die Übernahme der<br />
Verantwortung für den (internationalen)<br />
Vertrieb einer etablierten Gesellschaft.<br />
Gern auch Start und Führung von Tochtergesellschaften<br />
in Osteuropa.<br />
Kontakt<br />
Haben auch Sie Interesse, ein Unternehmen<br />
zu übernehmen, oder möchten Sie<br />
Kontakt zu Christoph Drenk aufnehmen,<br />
melden Sie sich bitte bei dem <strong>IHK</strong>-<br />
Nachfolgemoderator Uwe-Peter Becker:<br />
becker@lueneburg.ihk.de. Nur Mut! Er<br />
garantiert Vertraulichkeit.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.ihk-lueneburg.de/nachfolgemoderator<br />
15.000 Euro für beste Ausbilder<br />
Belohnung für Leistung: Die <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />
Lüneburger Heide ehren vorbildliche Ausbilder<br />
mit hohen Preisgeldern.<br />
Die <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren Lüneburger Heide<br />
suchen das „Ausbildungs-Ass 2013“.<br />
Mit dem Preis würdigen die <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />
Deutschland und die Junioren des<br />
Handwerks Unternehmen, Initiativen und<br />
Schulen für besonderes Engagement in der<br />
Ausbildung. „Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels<br />
ist das Ausbildungs-Ass eine<br />
wichtige Marke“, sagt Tassilo Schmidt-Fahnert,<br />
Kreissprecher der <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />
Lüneburger Heide: „Frühere Preisträger bekommen<br />
dank der Auszeichnung mehr Bewerbungen,<br />
weil sie sich als gute Ausbilder<br />
einen Namen gemacht haben.“<br />
Das mit 15.000 Euro dotierte „Ausbildungs-<br />
Ass“ zeichnet Leistungen in drei Kategorien<br />
aus: „Industrie, Handel, Dienstleistungen“,<br />
„Handwerk“ und „Ausbildungsinitiativen“.<br />
Die Erstplatzierten erhalten je 2.500 Euro,<br />
die Zweitplatzierten je 1.500 Euro und die<br />
Drittplatzierten je 1.000 Euro.<br />
Gute Chancen auf das „Ausbildungs-Ass“<br />
haben Einrichtungen, die zukunftssichere<br />
Ausbildungsplätze, kreative Ausbildungsmethoden<br />
und persönlichen Einsatz nachweisen<br />
können. Bewerbungen nehmen die<br />
Organisatoren bis zum 31. Juli unter<br />
www.ausbildungsass.de entgegen. red<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
9
Namen und Nachrichten<br />
Anspruchsvolle Gäste, steigende Bedürfnisse: Der<br />
Markt verändert sich, die Tourismusbranche muss<br />
reagieren - mit ungewöhnlichen Ideen und einer<br />
durchdachten Zielgruppenansprache.<br />
Gut ist nicht gut genug: Der Tourismustag in Göttingen widmete<br />
sich der Frage, wie Niedersachsen als Destination noch mehr Profil<br />
gewinnen kann. Die Tourismusbranche ist bereits gut aufgestellt,<br />
doch es gibt noch Luft nach oben. Rund 150 Teilnehmer hinterfragten<br />
alte Wege – und sammelten neue Ideen. Von Christina Schrödter<br />
Besser werden<br />
Niedersachsen ist ein sehr beliebtes<br />
Urlausbziel. Seit Jahren kann sich<br />
das Bundesland über regelmäßig<br />
steigende Übernachtungszahlen freuen.<br />
„Wir müssen aber aufpassen, dass wir mit<br />
der Entwicklung auch weiterhin Schritt<br />
halten“, sagt Martin Exner, tourismuspolitischer<br />
Sprecher des Niedersächsischen Industrie-<br />
und Handelskammertags (N<strong>IHK</strong>):<br />
„Die Gäste werden immer anspruchsvoller,<br />
besser informiert und im Schnitt auch älter.<br />
Wenn wir uns nicht kontinuierlich weiterentwickeln,<br />
ziehen unsere Wettbewerber<br />
an uns vorbei.“ Der Markt verändert sich.<br />
Darauf muss der niedersächsische Tourismus<br />
reagieren. Wie sich Unternehmen,<br />
Destinationen und Kommunen schon<br />
heute auf den Gast von morgen einstellen<br />
können, erklärten Referenten beim Tourismustag<br />
in Göttingen.<br />
„Menschen reisen immer weniger zu Orten,<br />
sondern zu Emotionen“, sagt Zukunftsforscher<br />
Andreas Steinle: „Die Wünsche der<br />
Gäste werden individueller, sie suchen das<br />
Besondere.“ Ob Entspannungs- oder Aktivurlaub:<br />
Das Lebensgefühl ist entscheidend.<br />
Je spezieller die Wünsche der Gäste, desto<br />
origineller müssen die touristischen Angebote<br />
sein. „Wir sollen nicht das Rad neu<br />
erfinden, sondern Vorhandenes anders ordnen“,<br />
sagt Steinle. Jede noch so verrückte<br />
Idee zählt: In Berlin-Neukölln bietet ein<br />
Indoor-Campingplatz das ungezwungene<br />
Schlafgefühl im Wohnwagen – mitten in<br />
der Großstadt, ohne Kälte und lästigen Regen.<br />
Ein Musterbeispiel für eine ungewöhnliche<br />
Idee mit großem Erfolg.<br />
Tourismustag<br />
Der Tourismustag Niedersachsen widmet<br />
sich aktuellen Themen aus der<br />
Tourismusbranche. Dazu eingeladen<br />
sind Unternehmen, Vertreter aus Politik<br />
und Verwaltung. Die Veranstaltung<br />
findet alle zwei Jahre statt – jeweils<br />
in einem der Bezirke der niedersächsischen<br />
Industrie- und Handelskammern.<br />
Der nächste Tourismustag wird<br />
im Frühjahr 2015 im <strong>IHK</strong>-Bezirk Lüneburg-<strong>Wolfsburg</strong><br />
stattfinden.<br />
Mehr zu den diesjährigen Vorträgen<br />
und Foren finden Sie unter<br />
www.tourismustag-niedersachsen.de.<br />
Fotos: Alciro Theodoro da Silva<br />
10
Namen und Nachrichten<br />
„Wenn sich ein Blinder und<br />
ein Lahmer zusammentun,<br />
ist das noch lange keine<br />
erfolgreiche Kooperation.“<br />
Ab dem kommenden Jahr beginnt eine<br />
neue EU-Förderperiode. Die Förderprogramme<br />
sind noch nicht fertig geschrieben,<br />
doch bereits jetzt ist absehbar: Niedersachsen<br />
muss sich auf weniger Fördermittel einstellen.<br />
Umso wichtiger ist es schon jetzt,<br />
das touristische Angebot gezielt weiterzuentwickeln<br />
und zu vermarkten. Touristische<br />
Master pläne und Konzepte existieren<br />
bereits. „Wir haben im niedersächsischen<br />
Tourismus kein Erkenntnis-, sondern<br />
ein Umsetzungsproblem“, sagt Daniela<br />
Behrens, Staats sekretärin im Niedersächsischen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sministerium.<br />
In fünf Foren haben die Teilnehmer des<br />
Tourismustags erarbeitet, wie sie in ihrer<br />
alltäglichen Arbeit besser werden können.<br />
Ganz in dem Sinne: Gut sind wir schon,<br />
aber wir müssen noch besser werden.<br />
Erfolgreich in der Nische<br />
Timo Kohlenberg, America Unlimited GmbH,<br />
und Sarah Harwardt, h2ko studios<br />
„Die Zielgruppe kann nicht ‚alle‘ heißen!<br />
Wir müssen das Produkt viel stärker vom<br />
Markt her betrachten.“ Wer ein Produkt<br />
anbietet, kommt bei der Vermarktung an<br />
Social Media nicht mehr vorbei. Facebook,<br />
YouTube & Co. ermöglichen eine beson-<br />
ders gezielte Zielgruppenansprache. Umgekehrt<br />
kann man die Kunden sogar an der<br />
Produktgestaltung mitwirken lassen: „Viele<br />
unserer Kunden berichten auf unserer<br />
Facebook-Seite von ihrer Reise, die sie bei<br />
uns gebucht haben. Das Bild, das so entsteht,<br />
prägt unsere Produkte mit.“ Geringe<br />
Kosten, große Wirkung.<br />
Strukturen für Innovationen<br />
Dr. Andrea Möller und Lars Bengsch,<br />
dwif-Consulting GmbH<br />
„Für Innovationen müssen Unternehmenskultur<br />
und Führungsstil signalisieren: Wir<br />
sind offen für neue Ideen.“ Innovationen<br />
scheitern manchmal am Zeitmangel, oft<br />
aber auch an einer fehlenden Innovationskultur<br />
im Unternehmen. Doch ohne Innovation<br />
kein Fortschritt: Umso wichtiger ist<br />
der Weg über die Ideenfindung, Machbarkeit,<br />
Innovationsstrategie und Kooperation<br />
bis hin zur Markteinführung.<br />
In Kooperation gemeinsam stärker<br />
Jan-F. Kobernuß, ift Freizeitund<br />
Tourismusberatung GmbH<br />
„Man kann alles allein tun – wenn man<br />
genug Geld, Zeit und Glück hat.“ Größere<br />
Erfolgschancen hat man allerdings gemeinsam<br />
– in Kooperationen. Eine Destination<br />
vermarktet sich nicht durch ein Hotelzimmer<br />
oder einen Radweg allein. Das ganze<br />
Paket muss stimmen. Damit Kooperationen<br />
aber nicht nur kosten und ohne Effekt ins<br />
Leere laufen, ist neben der sorgfältigen Auswahl<br />
der Kooperationspartner auch eine<br />
gründliche Planung nötig. Denn: „Wenn ein<br />
Blinder und ein Lahmer sich zusammentun,<br />
ist das noch lange keine erfolgreiche<br />
Kooperation.“<br />
Rentabilität: Hauptschlagader<br />
eines Unternehmens<br />
Ivar Mensink, Touristik Sales Support,<br />
und Rene Kaplick, Gastro Piraten<br />
„Kalkulation geht nicht durch den Blick auf<br />
die Preise des Nachbarn.“ In Hotels und<br />
Gastronomiebetrieben wird oft zu wenig<br />
gerechnet. Ein erfolgreiches Gegenbeispiel<br />
ist die Systemgastronomie – hier sind die<br />
Mengen bis aufs Gramm exakt kalkuliert<br />
und alle Abläufe genau festgelegt. Wenn<br />
der Nachbar ruinöse Konkurrenzpreise<br />
anbietet, ist das nicht zur Nachahmung<br />
em pfohlen. Mut zu einem angemessenen<br />
Preis: Wenn das Produkt stimmt, ist der<br />
Gast auch bereit, mehr zu zahlen.<br />
Der Weg vom Geistesblitz zur Lösung<br />
Oliver Becker, Ihr Tourismusberater<br />
„Ideen finden ist Arbeit. Die Formel heißt:<br />
Idee = Ausgangslage plus Inspiration plus<br />
Transpiration.“ Ein „Geistesblitz“ allein<br />
reicht meist noch nicht, ist aber oft die Geburtsstunde<br />
einer guten Idee. Dazu kommen<br />
Kreativität, Fachwissen, Fähigkeiten<br />
und Motivation. Ideen sind nicht nur eine<br />
Angelegenheit der Führungskräfte. Wer<br />
seine Mitarbeiter mehr als „Mitunternehmer“<br />
sieht und Lösungen finden lässt,<br />
kann positive Überraschungen erleben.<br />
„Lassen Sie Ihre Mitarbeiter mehr selbst<br />
machen – geben Sie das Ziel vor, aber<br />
nicht den Weg.“ n<br />
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6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
11
25 Jahre Job’s Tier-Hotel, Buchholz in der Nordheide<br />
Urlaub für Vierbeiner<br />
Hunde spielten im Leben von Freddy<br />
Job schon immer eine große Rolle.<br />
Der 57-Jährige wuchs mit den Vierbeinern<br />
auf, seine Eltern züchteten Bernhardiner.<br />
Tiere gehörten zum Familienleben<br />
– und prägen seinen Alltag bis heute.<br />
Seit 25 Jahren führt der Hundefreund ein<br />
Hotel für Tiere in Buchholz in der Nordheide,<br />
zusammen mit seiner Ehefrau Christel<br />
Job. Vier Auslaufwiesen umgeben von<br />
hohen Bäumen, ein Teich und 16 liebevoll<br />
eingerichtete Zimmer warten auf die tierischen<br />
Gäste.<br />
Freddy und Christel Job kümmern sich<br />
täglich um 25 Hunde und mehrere Katzen.<br />
Raum haben sie auf dem 20.000 Quadratmeter<br />
großen Gelände und im Hundehaus<br />
genug. Die individuellen Bedürfnisse der<br />
Hunde und Katzen haben oberste Priorität.<br />
Mit ihren fünf Mitarbeitern bemüht sich<br />
das Ehepaar Job rund um die Uhr um jeden<br />
tierischen Wunsch – sei es eine bestimmte<br />
Fleischsorte oder eine noch so ungewöhnliche<br />
Fütterungszeit. In der hauseigenen Fut-<br />
Jobs Hotelgäste können sich<br />
auf riesigen Wiesen austoben.<br />
terküche bereitet Freddy Job die Mahlzeiten<br />
vor. „Der eine mag nur selbstgekochtes<br />
Futter, der andere liebt McDog“, sagt Job.<br />
Stromern die Hunde nicht gerade in großen<br />
Freilaufgehegen herum, verweilen sie<br />
allein oder auch zu zweit in den gemütlich<br />
hergerichteten, rund zwölf Quadratmeter<br />
großen Zimmern. Rüden können sich im<br />
hellblauen Jungenzimmer ausruhen. Auf<br />
Hündinnen wartet ein Mädchenzimmer<br />
in leuchtendem Pink. Hunde, die engen<br />
Familienanschluss brauchen und besonders<br />
empfindlich sind, kommen bei Christel<br />
und Freddy Job sogar im Privathaus<br />
unter – nur wenige Meter vom Hundehaus<br />
entfernt. Kurzentschlossene können ihre<br />
Vierbeiner im „Hundekindergarten“ des<br />
Tier-Hotels stundenweise unterbringen.<br />
Auch Samtpfoten sind bei Jobs gut<br />
aufgehoben: Mehrere Ferienhäuser<br />
warten auf Katzen und Kater. Sie<br />
können Kratzbaum, Kuschelecke oder das<br />
angrenzende Freigehege erobern. „Damit<br />
sich die Katzen während ihres Aufenthalts<br />
wohlfühlen, gewöhnen wir sie behutsam<br />
und mit vielen Streicheleinheiten an die<br />
neue Umgebung“, sagt Christel Job. Neben<br />
Büro- und Buchführungsarbeiten betreibt<br />
sie seit zwölf Jahren vor Ort ihren eigenen<br />
Hundesalon. „Ich habe mir meine Fähigkeiten<br />
durch Praktika in Salons und in<br />
Lehrgängen angeeignet“, sagt Christel Job:<br />
„Der Salon läuft richtig gut.“ Und das Tierhotel<br />
erst recht. gt<br />
www.jobs-tierhotel.de<br />
Fotos: Andreas Tamme<br />
12<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Jubiläum<br />
Pink oder Blau:<br />
Die vierbeinigen Gäste<br />
haben in Job‘s Tierhotel<br />
die Wahl zwischen Jungenund<br />
Mädchenzimmern.<br />
Ein Herz für Tiere: Freddy Job ist mit Hunden<br />
aufgewachsen. Früher züchtete er Deutsche<br />
Doggen und Yorkshire-Terrier. Heute betreibt<br />
er mit seiner Ehefrau Christel ein Tierhotel.<br />
<strong>IHK</strong> gratuliert<br />
Die <strong>IHK</strong> gratuliert folgenden Betrieben zu<br />
ihrem Jubiläum und wünscht ihnen für ihre<br />
weitere Tätigkeit viel Erfolg:<br />
75 Jahre<br />
Bärbel Splete<br />
Gasthof Heidekrug<br />
Handeloh (20. Juni)<br />
50 Jahre<br />
Heinz Heidrich GmbH<br />
Tostedt (18. Juni)<br />
25 Jahre<br />
Birgit Rabe<br />
Hofladen<br />
Hermannsburg (1. Mai)<br />
Knott Beteiligungsgesellschaft mbH<br />
<strong>Wolfsburg</strong> (1. Mai)<br />
Oliver Holtz<br />
Versicherungen<br />
Hohne (1. Mai)<br />
Rudolf und Elisabeth Meyer<br />
Haus Wiesenweg<br />
Bad Bevensen (1. Mai)<br />
Hildegard Heuer<br />
Party-Service<br />
Seevetal (1. Mai)<br />
Neue Markt-Apotheke Elisabeth Wiegreffe e.K.<br />
Lüchow (9. Mai)<br />
GeWa Jalousie- und Rolladenbau GmbH<br />
<strong>Wolfsburg</strong> (10. Mai)<br />
Arbeitsjubiläums-Urkunden für Ihre<br />
Mitarbeiter können Sie bei Bärbel<br />
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6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 13
Allein<br />
unter<br />
Männern<br />
Generationenwechsel: Vor sieben<br />
Jahren folgte Frauke Betz ihrem Vater<br />
auf den Chefsessel der Celler Brauerei.
Schwerpunkt<br />
Männer dominieren die Chef-Etagen deutscher<br />
Unternehmen. Doch immer mehr Frauen rücken nach.<br />
Frauke Betz, Aline Henke und Edith Bischof zeigen,<br />
dass beruflicher Erfolg keine Frage des Geschlechts ist.<br />
Die Unternehmerinnen überzeugen als selbstbewusste<br />
Führungspersönlichkeiten – und bringen Beruf und<br />
Familie problemlos unter einen Hut. Von Grit Preibisch<br />
Pilsener oder Bock: Sechs Biersorten stellt<br />
die Brauerei in Celle her - und beliefert<br />
damit Kunden in ganz Norddeutschland.<br />
Die Erfahrene:<br />
Frauke Betz<br />
Gelbe Buchstaben auf dunkelgrünem<br />
Grund: „Celler Bier“ steht<br />
in großen Lettern auf Bierkästen,<br />
die sich vor Frauke Betz auftürmen. Eine<br />
Maschine stapelt die Kunststoffbehälter mit<br />
dem alkoholhaltigen Inhalt übereinander.<br />
Die Geschäftsführerin der Betz Brauerei<br />
schaut dabei zu. Ihr Blick folgt den Bewegungen<br />
des Maschinenarms, der fünf neue<br />
Boxen vom Laufband auf den Turm hebt.<br />
Einer der Kästen steht etwas schiefer als die<br />
anderen. Er ruckelt und wackelt auf dem<br />
Laufband. Kurzerhand greift Frauke Betz<br />
zu einem Metallstab und rückt den Kasten<br />
durch ein Absperrgitter hindurch zurück in<br />
die Reihe. Ein Blick, ein Entschluss. Frauke<br />
Betz trifft schnelle Entscheidungen – im<br />
Kleinen und im Großen. Sei es ein Kasten,<br />
der umzufallen droht oder ein Geschäftspartner,<br />
der über Preise verhandeln will.<br />
Die 46-Jährige ist immer aufmerksam, immer<br />
Chefin. Gemeinsam mit ihrem Cousin<br />
Stephan Betz leitet die zierliche Frau seit<br />
sieben Jahren die Celler Brauerei und Fabrik<br />
für Getränkerohstoffe. Die <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlerin<br />
und der Diplombrauer<br />
teilen sich die Aufgaben in dem Familienunternehmen.<br />
Er ist für die Produktion und<br />
die Technik zuständig. Sie übernimmt die<br />
Vermarktung und den Verkauf. Die Rollen<br />
waren von Anfang an klar verteilt. „Dabei<br />
gab es nie Rangeleien um Kompetenzen“,<br />
sagt Frauke Betz: „Wir ergänzen uns einfach<br />
sehr gut.“ Die Celler Brauerei war seit<br />
ihrer Gründung vor 120 Jahren immer in<br />
Männerhand. Eine Frau im Chefsessel ist<br />
neu. „Aber inzwischen selbstverständlich“,<br />
sagt Betz: „Im Mittelpunkt steht immer die<br />
Sache, nicht Mann oder Frau.“<br />
In Deutschland ist knapp jede dritte<br />
Führungskraft weiblich. Ein recht guter<br />
Schnitt. Doch wenn es um Toppositionen<br />
geht, bleiben Frauen meist auf der Strecke<br />
und Männer unter sich. Rund 90 Prozent<br />
der Aufsichtsrats- und Vorstandsposten in<br />
börsennotierten Unternehmen sind mit<br />
Männern besetzt. „Dieses Bild ist in Zukunft<br />
sicher ein anderes“, sagt Frauke Betz:<br />
„Mit jeder neuen Generation übernehmen<br />
immer mehr Frauen Führungsaufgaben.“<br />
Hätte die Cellerin vor einhundert Jahren<br />
eine Brauerei leiten wollen, wäre der Aufschrei<br />
groß gewesen. Heute ist eine Frau<br />
in dieser Branche zwar nicht mehr aufsehenerregend,<br />
aber zumindest selten. Bei<br />
Verbandstreffen sitzt Frauke Betz oft allein<br />
zwischen Männern. Kein Problem für die<br />
wortgewandte Unternehmerin. Im Gegenteil.<br />
„Eine Frau weckt in diesem Geschäft<br />
Neugier“, sagt Betz: „So komme ich mit<br />
Menschen manchmal schneller und unkomplizierter<br />
ins Gespräch.“<br />
Aus Celle nach Frankreich und wieder<br />
zurück: Als Frauke Betz ihren Studienabschluss<br />
in der Tasche hatte, suchte sie ihr<br />
Glück in der Ferne. „Ich wollte einfach<br />
etwas anderes sehen und erleben und meinen<br />
eigenen Weg machen.“ Deshalb ging<br />
die junge Frau kurzentschlossen nach<br />
Frankreich. In Reims und Paris arbeitete<br />
sie zehn Jahre lang als Vertriebsleiterin in<br />
der internationalen Lebensmittelindustrie.<br />
Sie sammelte Erfahrungen im Umgang mit<br />
Kunden und Kollegen, mit Lebensmitteln<br />
und deren Grundstoffen. Nebenbei verbesserte<br />
sie ihre Aufstiegschancen. Ein<br />
französisches Unternehmen bot Frauke<br />
Betz an, eine Niederlassung in Italien zu<br />
führen. Sie war kurz vor dem Absprung in<br />
das Land an der Adria. „Doch mein Vater<br />
kam dazwischen“, sagt Betz mit einem<br />
Augenzwinkern. Er fragte seine Tochter,<br />
ob sie ihm auf seinen Stuhl in der Celler<br />
Brauerei folgen wolle. Frauke Betz überlegte<br />
lang – und folgte schließlich dem Ruf<br />
der Familie. „Ich habe Frankreich mit einem<br />
tränenden Auge verlassen“, sagt Betz:<br />
„Aber letztendlich ist dieser Schritt genau<br />
der Richtige gewesen.“<br />
Von heute auf morgen war Frauke<br />
Betz Geschäftsführerin einer Brauerei<br />
und Fabrik für Getränkerohstoffe<br />
mit zehn Mitarbeitern. Sie arbeitete sich<br />
Schritt für Schritt ein. Erfahren genug war<br />
sie dank der Arbeit in Frankreich. „Mein<br />
Vater schenkte mir von Anfang an sein volles<br />
Vertrauen“, sagt Betz. Bis heute tauscht<br />
sie sich mit Dieter Betz über die Geschäfte<br />
aus. Der 76-Jährige schaut ab und zu im<br />
Betrieb vorbei. „Mein Cousin und ich geben<br />
die Richtung vor“, sagt Betz: „Aber von<br />
unseren Vätern nehmen wir gern noch den<br />
ein oder anderen Ratschlag an.“<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013<br />
15
Schwerpunkt<br />
Blindtext Hoch In spezialisiert: einer Halle in In Salzhausen Hankensbüttel<br />
lagert verschmelzen Michael Blümel Kunststoffteilchen sein Essen in Tüten. unter<br />
Blindtext hohem In einer Druck Halle zu Kappen, in Salzhausen Clips,<br />
lagert Sicht Michael blenden Blümel und sein Abdeckklappen.<br />
Essen in Tüten.<br />
Unterwegs zwischen Büro und Kinderzimmer<br />
Die Dynamische: Aline Henke<br />
Aline Henke greift in eine runde<br />
Tonne, die bis zum Rand mit<br />
schwarzen Kunststoffkugeln gefüllt<br />
ist. Die Geschäftsführerin der hankensbütteler<br />
kunststoffverarbeitung lässt<br />
das körnige Granulat durch ihre Finger<br />
rieseln. Rohmaterial, das am Anfang einer<br />
Produktionskette steht. Die Kunststoffteilchen<br />
verschmelzen unter hohem Druck<br />
zu Abdeckklappen, Sichtblenden, Kappen<br />
und Clips. In Hankensbüttel südlich von<br />
Uelzen entstehen daraus vor allem Bauteile<br />
für die Automobilindustrie. Aber auch<br />
in Möbeln und in medizintechnischen Geräten<br />
finden sich die Produkte aus Hankensbüttel.<br />
Seit 1973 ist das Unternehmen<br />
auf Kunststoffspritzguss spezialisiert. Ein<br />
wachsender Markt: Teile, die früher aus<br />
Metall hergestellt wurden, sind heute<br />
meist aus Kunststoff.<br />
Aline Henke kennt jede Ecke in der Produktionshalle<br />
ihres Unternehmens. Ihr<br />
Elternhaus steht nur wenige Meter von<br />
dem Bau entfernt. Schon als junges Mädchen<br />
lief sie zwischen den Maschinen hin<br />
und her. Inzwischen ist sie eine 40-jährige<br />
Frau, Mutter einer dreijährigen Tochter<br />
und Geschäftsführerin des Hankensbütteler<br />
Unternehmens. Vor 41 Jahren gründete<br />
ihr Vater die hankensbütteler kunststoffverarbeitung.<br />
Aline Henke wuchs mit<br />
dem Unternehmen auf und machte in dem<br />
elterlichen Betrieb ihre Ausbildung zur Industriekauffrau.<br />
Danach wollte sie raus.<br />
Weg von der viel zu vertrauten Umgebung.<br />
„Mit Anfang 20 musste ich etwas anderes<br />
sehen und hören“, sagt Henke. Deshalb<br />
ging sie nach Lüneburg und studierte Betriebswirtschaftslehre.<br />
Sie ging – und kam wieder. Vor elf Jahren<br />
kehrte sie nach Hankensbüttel zurück. Ihr<br />
Vater wollte den Betrieb verkaufen. „Und<br />
ich wollte helfen, die Braut hübsch zu machen“,<br />
sagt Henke. Am Anfang übernahm<br />
sie einzelne Aufgaben. Ihr Vater war dankbar<br />
für die Entlastung. Und sie machte<br />
immer mehr – mit wachsender Freude.<br />
„Ich unterscheide nicht zwischen Arbeit<br />
und Freizeit“, sagt Henke: „Beides macht<br />
mir viel Spaß.“ Der geplante Verkauf war<br />
irgendwann kein Thema mehr. Die Geschäfte<br />
liefen zu gut. „Ich war angekommen<br />
und hatte inzwischen viele Ideen, wo<br />
ich den Betrieb künftig sehe und wie ich<br />
ihn gemeinsam mit den Mitarbeitern dorthin<br />
bekomme“, sagt Aline Henke. Deshalb<br />
entschied sich die junge Frau zu bleiben.<br />
Seit vier Jahren leitet Aline Henke als<br />
geschäftsführende Gesellschafterin das<br />
Unternehmen in Hankensbüttel mit mehr<br />
als 100 Mitarbeitern. Vor drei Jahren<br />
kam ihre Tochter zur Welt. Mutter und<br />
Geschäftsführerin: Passt das zusammen?<br />
„Es ist alles eine Frage der Organisation“,<br />
sagt Henke. Im ersten halben Jahr nach<br />
der Geburt reduzierte sie ihre Stunden<br />
im Betrieb, ihr Mann arbeitet bis heute in<br />
Teilzeit. Und ihr Vater nahm Aline Henke<br />
in dieser Zeit viele Aufgaben ab. „Wäre er<br />
nicht gewesen, hätte ich Beruf und Kind<br />
wesentlich schwerer miteinander vereinbaren<br />
können“, sagt Henke. Denn er flog<br />
für sie in das zweite Werk nach Mexiko,<br />
koordinierte Termine und überprüfte die<br />
Produktion. Er übernahm die Arbeitslast,<br />
die sonst auf Aline Henkes Schultern ruht.<br />
Inzwischen tritt er kürzer. Aline Henke arbeitet<br />
wieder Vollzeit.<br />
Trotz der mütterlichen Pflichten<br />
kann sich Aline Henke ganz auf ihr<br />
Unternehmen konzentrieren. Eine<br />
gute Kindergartenbetreuung macht es möglich<br />
– und ein Team, das ihr im Unternehmen<br />
den Rücken frei hält. Bei ihrem Vater<br />
klingelte früher manchmal vier Uhr nachts<br />
das Telefon, wenn es Probleme im Betrieb<br />
gab. Das wollte Aline Henke von Anfang<br />
an vermeiden. „Ich habe mit meinem<br />
Vater zusammen die Unternehmensstruktur<br />
neuen Anforderungen angepasst.“ Inzwischen<br />
sind die Aufgaben klar verteilt.<br />
Aline Henke hat ein Team um sich, das ihr<br />
viele Aufgaben abnimmt. „Ich kann mir die<br />
Zeit nehmen, mich auch mal ganz in Ruhe<br />
um meine Familie zu kümmern.“ Ihr einziger<br />
Wunsch nach einem langen Tag im<br />
Betrieb: „Ich möchte meine Tochter wenigstens<br />
vor dem Schlafengehen kurz sehen.“<br />
Fotos: Ulrich Loeper<br />
16<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Chefin mit Kind: Seit Aline Henke<br />
Mutter einer Tochter ist, trifft sie ihre<br />
Entscheidungen bewusster als vorher.
Schwerpunkt<br />
Führen mit Fingerspitzengefühl<br />
Die Verantwortungsbewusste:<br />
Edith Bischof<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege<br />
Vor Edith Bischofs Büro herrscht<br />
reger Verkehr. Ein Bus nach dem<br />
anderen fährt vor ihren Augen ab<br />
– nach Sassenburg, Gamsen oder Gifhorn.<br />
Die Geschäftsführerin von Bischof Reisen<br />
sieht dem Trubel gern zu. „Je mehr Autos<br />
unterwegs sind, desto besser laufen die Geschäfte“,<br />
sagt die 62-Jährige. Ihre Mitarbeiter<br />
bringen Menschen von Stadt zu Stadt –<br />
im Landkreis Gifhorn und in ganz Europa.<br />
27 Busse stehen in ihrem Fuhrpark. Sie koordiniert<br />
die Fahrten, behält den Überblick,<br />
berät Kunden und organisiert Reisen. Nur<br />
eines kann Edith Bischof nicht: Busfahren.<br />
„Dafür habe ich meine tollen Mitarbeiter“,<br />
sagt die Unternehmerin und lacht.<br />
Vor 35 Jahren gründete Edith Bischof ihr<br />
Omnibusunternehmen. Seit zehn Jahren<br />
unterstützt ihr Sohn sie als Juniorchef. Aufgebaut<br />
hat die gelernte Bankkauffrau das<br />
Unternehmen allein. In einem Crashkurs<br />
machte sie ihren Abschluss als Reiseverkehrskauffrau<br />
– und fand im Geschäft rund<br />
um den Urlaub ihre Berufung. „Reisen ist<br />
einfach pure Lebensfreude“, sagt Bischof:<br />
„Deshalb macht mir mein Job bis heute<br />
sehr viel Spaß.“ Nach und nach entwickelte<br />
sie ihren Betrieb zu einem Busreiseunternehmen<br />
mit ihrer eigenen Handschrift.<br />
Nebenbei zog sie zwei Kinder groß. Mit<br />
Unterstützung einer intakten Familie. „Anders<br />
hätte es nicht funktioniert.“<br />
30 Mitarbeiter beschäftigt die Busreiseunternehmerin<br />
Bischof. Viele der elf Frauen<br />
und neunzehn Männer sind Quereinsteiger.<br />
Mandy Schwarz ist seit eineinhalb<br />
Jahren bei Edith Bischof angestellt. Die<br />
31-Jährige war Bürokauffrau, verlor ihre<br />
Arbeit und suchte nach neuen beruflichen<br />
Möglichkeiten. Bei Bischof Reisen fand<br />
sie eine Perspektive und ein sicheres Gehalt.<br />
Auch Bischof-Mitarbeiterin Susanne<br />
Sellwig war wegen einer Krankheit lang<br />
arbeitslos, bevor sie Busfahrerin wurde.<br />
Schicksale, die Edith Bischof bewegen.<br />
„Wir brauchen jeden Menschen auf dem<br />
Arbeitsmarkt“, sagt sie: „Deshalb müssen<br />
wir auch jedem eine Chance geben.“ Worten<br />
lässt sie Taten folgen: Edith Bischof<br />
engagiert sich seit 17 Jahren in dem Projekt<br />
„Vorfahrt für Frauen“. Gemeinsam mit<br />
dem Bildungswerk Niedersachsen bietet<br />
sie Qualifizierungen für arbeitslose Frauen<br />
an, die sich ihre berufliche Zukunft im Omnibus<br />
vorstellen können. Auf diesem Weg<br />
hat sie bereits viele Mitarbeiterinnen für ihr<br />
Unternehmen gewonnen. Für beide Seiten<br />
ein Gewinn: Arbeitslose fassen neuen Mut<br />
und Edith Bischof bekommt Mitarbeiter,<br />
die sie dringend braucht. „Frauen und vor<br />
allem Mütter haben besonders viel Geduld<br />
und Durchsetzungsvermögen“, sagt Edith<br />
Bischof: „Ein großer Vorteil im Alltag des<br />
Busfahrergeschäfts.“<br />
Chef oder Chefin: Mit dem vermeintlich<br />
männlichen und weiblichen<br />
Führungsstil haben sich bereits<br />
viele Studien beschäftigt. Die einen sprechen<br />
Frauen mehr Feingefühl und Teamfähigkeit<br />
zu. Die anderen halten Männer für<br />
durchsetzungsfähiger und dominanter. Die<br />
Wahrheit liegt wohl wie so oft irgendwo dazwischen.<br />
Laut einer Studie des Verbands<br />
Deutscher Unternehmerinnen führen<br />
Frauen ähnlich wie Männer. Sie setzen nur<br />
andere Schwerpunkte, suchen seltener die<br />
Macht und vielmehr die Verantwortung.<br />
Edith Bischof mag ein Paradebeispiel dafür<br />
sein. Sie führt mit viel Fingerspitzengefühl.<br />
„Ich wünsche mir in erster Linie natürlich,<br />
dass mein Unternehmen erfolgreich ist“,<br />
sagt Bischof: „Aber das funktioniert nur,<br />
wenn ich meine Mitarbeiter entsprechend<br />
motiviere und ihnen auch in schwierigen<br />
Situationen unter die Arme greife.“ n<br />
Chefin mit Herz: Vor 35 Jahren hat<br />
Edith Bischof ihr Omnibusunternehmen<br />
gegründet - und sagt über sich: „Ich<br />
führe mit Gefühl, lasse mich aber nicht<br />
von Gefühlen führen.“<br />
18
Schwerpunkt<br />
Vorfahrt für Frauen: Gemeinsam<br />
mit dem Bildungswerk Niedersachsen<br />
bietet Edith Bischof Qualifizierungen<br />
für arbeitslose Frauen an,<br />
die sich ihre berufliche Zukunft im<br />
Omnibus vorstellen können.
GUT bETREUT:<br />
DIE bETRIEBS-kITA<br />
ALS ERFOLGSFAKTOR<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege
Schwerpunkt<br />
Unternehmen entdecken Familienfreundlichkeit als Argument<br />
im Wettbewerb um Fachkräfte – und versuchen so, vor allem<br />
bei Frauen zu punkten. Um Kinderbetreuungsplätze anbieten<br />
zu können, kooperieren sie mit freien Trägern, Kommunen und<br />
anderen Betrieben. Denn trotz millionenschwerer Fördertöpfe sind<br />
die Anforderungen für Laien kaum zu stemmen, die Verfahren<br />
kompliziert. Aber: Not macht erfinderisch. Von Sandra Bengsch<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege, Deerberg<br />
Die Idee zur betrieblich unterstützten<br />
Kinderbetreuung kam Andrea<br />
Hiller-Valett vor fast drei Jahren.<br />
Immer mal wieder haben Mitarbeiter ihre<br />
Kinder mit zur Arbeit genommen, weil es<br />
eine Betreuungslücke gab. Die Marketingexpertin<br />
des Lüneburger Logistikunternehmens<br />
Hiller dachte: „Da muss es doch eine<br />
bessere Lösung geben.“ Sie hatte Recht: Im<br />
Sommer 2014 soll die betrieblich unterstützte<br />
Krippe mit 30 Plätzen im Gewerbegebiet<br />
Hafen öffnen.<br />
„Für die beteiligten Unternehmen ist ein<br />
Krippenplatz ein großer Wettbewerbsvorteil<br />
im Ringen um Fachkräfte“, sagt Andrea<br />
Hiller-Valett. Der Mangel sei spürbar, die<br />
Suche nach einem Finanzbuchhalter habe<br />
das Logistikunternehmen Hiller monatelang<br />
beschäftigt. Besetzt wurde der Posten<br />
mit einer Frau. Das ist insofern zukunftsweisend,<br />
als das Bundesministerium für<br />
Arbeit das größte Potenzial zur Fachkräftesicherung<br />
bei den Frauen ausgemacht<br />
hat: Rund 6,3 Millionen Frauen sind trotz<br />
mittlerer bis hoher Qualifikation nicht<br />
berufstätig. Das liege vor allem an fehlenden<br />
Kinderbetreuungsplätzen. Und selbst<br />
diejenigen, die einen Platz ergattern, sind<br />
ständig unter Druck. Denn Arbeitszeiten<br />
und die Öffnungszeiten der Kita passen oft<br />
nicht zusammen.<br />
Die neue Krippe im Lüneburger Gewerbegebiet<br />
soll durch lange Betreuungszeiten in<br />
den Ferien die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf fördern. Doch bis es soweit ist,<br />
gibt es noch einiges zu tun: Förderanträge<br />
müssen gestellt, ein Träger für die Krippe<br />
gefunden, das Gebäude muss gebaut werden.<br />
„Allein kann ein mittelständisches<br />
Unternehmen das kaum leisten“, sagt Andrea<br />
Hiller-Valett. Zum Glück hatte sie von<br />
Beginn an starke Partner an ihrer Seite.<br />
Sieben Unternehmen haben sich zusammengetan,<br />
wollen jetzt einen Förderverein<br />
gründen, der die Geschäfte der Einrichtung<br />
führen soll. Der Arbeitgeberverband<br />
Lüneburg-Nordostniedersachsen koordiniert<br />
das Projekt, ein weiterer Unternehmer<br />
stellt sein Grundstück zur Verfügung.<br />
Die Stadt unterstützt bei Förderanträgen<br />
und Konzept und will das Gebäude später<br />
mieten und die Trägerschaft ausschreiben.<br />
Zwar ist das genaue Konzept noch<br />
nicht ausgetüftelt, aber geplant ist,<br />
dass Unternehmen ihren Mitarbeitern<br />
Belegplätze in der Krippe sichern<br />
können. Laut Andrea Hiller-Valett soll es<br />
Fünfjahresverträge geben, über diesen Zeitraum<br />
zahlen die Unternehmen etwa 200<br />
Euro pro Platz und Monat. „<strong>Unsere</strong> Forderung<br />
ist, dass wir die Kinder der Mitarbeiter<br />
unabhängig vom Wohnort der Eltern<br />
aufnehmen können.“ Klingt logisch, wird<br />
aber zum Problem, wenn die umliegenden<br />
Gemeinden mehrheitlich Krippenplätze<br />
bereitstellen – und ihren Betriebskostenzuschuss<br />
nicht an eine Einrichtung in der<br />
Stadt Lüneburg zahlen wollen.<br />
Diese Erfahrung zumindest hat Ilona Lindhorst,<br />
Geschäftsführerin des Lüneburger<br />
Vereins Pädagogische Initiative (PädIn),<br />
gemacht. Seit zwei Jahren betreibt PädIn<br />
die Kita WigWam auf dem Gelände der<br />
Sieb & Meyer Stiftung. Die Stiftung hat<br />
den Bau des Gebäudes finanziert, die Sieb<br />
& Meyer AG kann Plätze für Kinder von<br />
Mitarbeitern reservieren. „Wir wollen uns<br />
auch für andere Betriebe öffnen“, sagt Ilona<br />
Lindhorst. Die Idee: Wie bei regulären<br />
Plätzen sollen Eltern und Kommune ihren<br />
Anteil zahlen, die Betriebe zusätzlich<br />
200 Euro beisteuern. „Damit könnten wir<br />
Sonderbetreuungszeiten finanzieren, zum<br />
Beispiel am Abend oder in den Ferien.“ Bei<br />
den Unternehmen sei das Konzept gefragt,<br />
Das Unternehmen Deerberg bietet<br />
ab Juni eine Ferienbetreuung für<br />
Kinder von Mitarbeitern. Als Quartier<br />
dient ein alter Zug, der mit viel Liebe<br />
zum Detail umgebaut wurde.<br />
22 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Schwerpunkt<br />
Gut versorgt, wenn Mami arbeitet:<br />
Die Kita Wigwam auf dem Gelände<br />
der Sieb & Meyer Stiftung würde<br />
gern auch mit anderen Betrieben<br />
kooperieren.<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 5/2013<br />
23
Schwerpunkt<br />
Oft überlassen Unternehmen das<br />
Blindtext pädagogische In einer Halle Konzept in Salzhausen Profis. Die Idee<br />
lagert der Michael Initiative Blümel PädIn: sein für Essen 200 Euro in Tüten. könnten<br />
Blindtext Betriebe In einer flexible Halle Betreuungszeiten in Salzhausen für<br />
lagert Kinder Michael von Blümel Mitarbeitern sein Essen finanzieren.<br />
Tüten.<br />
doch es prallt gegen bürokratische Hürden:<br />
„Wenn die Eltern nicht in Lüneburg<br />
wohnen, mussten wir mit jeder Gemeinde<br />
einzeln über deren Zuschuss verhandeln<br />
– erfolglos.“ Damit die Idee nicht platzt,<br />
hakte Ilona Lindhorst beim Landkreis<br />
Lüneburg nach, erhielt die Zusage, dass<br />
die Behörde mit der Stadt das Problem<br />
diskutieren wolle. Jetzt hofft sie „dass es<br />
noch in diesem Jahr zu einer Vereinbarung<br />
kommt“.<br />
Die Chancen dafür stehen so gut wie nie<br />
zuvor. Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz<br />
sitzt den Kommunen im Nacken.<br />
Allen Kindern zwischen ein und drei Jahren<br />
steht ab August ein Krippenplatz zu.<br />
Der Bedarf sei gedeckt, wenn für 35 Prozent<br />
der Kinder Plätze angeboten werden,<br />
so die Berechnungen. 4.000 Plätze fehlen<br />
demnach in Niedersachsen, in Lüneburg<br />
sind es laut Stadtsprecherin Suzanne<br />
Moenck 790 Plätze. Allerdings geht die<br />
Stadt von einem weit höheren Bedarf aus,<br />
Service für Arbeitgeber<br />
Das beim Deutschen Industrie- und<br />
Handelskammertag (D<strong>IHK</strong>) angesiedelte<br />
Netzwerkbüro Erfolgsfaktor Familie ist<br />
Ihr Ansprechpartner bei Fragen zur Umsetzung<br />
familienfreundlicher Personalpolitik.<br />
Tel. 030 / 20308 - 6101 / - 6104,<br />
netzwerkbuero@dihk.de<br />
Die Servicestelle Betriebliche Kinderbetreuung<br />
berät Arbeitgeber und Träger<br />
von Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
in Fragen der betrieblichen Kinderbetreuung.<br />
Außerdem unterstützen die<br />
Mitarbeiter bei Anträgen für das Förderprogramm<br />
Betriebliche Kinderbetreuung.<br />
Tel. 0800 / 0000 945 (kostenlos)<br />
www.erfolgsfaktor-familie.de<br />
will für knapp die Hälfte der anspruchsberechtigten<br />
Kinder Plätze schaffen. 931<br />
um genau zu sein. „Das können wir nur<br />
erreichen, wenn freie Träger, Kirchen und<br />
Unternehmen sich gemeinsam mit uns auf<br />
den Weg machen“, sagt Suzanne Moenck.<br />
„Wir sind deshalb froh über jeden, der die<br />
Initiative ergreift.“<br />
Ein gelungenes Beispiel dafür ist<br />
auch die Kita Brockwinkler Wald.<br />
Hier stehen seit zwei Jahren 40<br />
Prozent der Betreuungsplätze Mitarbeitern<br />
der Gesundheitsholding Lüneburg<br />
zur Verfügung. Die extra langen Betreuungszeiten<br />
sind an die Schichtpläne des<br />
Klinikpersonals angepasst. Für neun Mitarbeiterkinder<br />
aus anderen Gemeinden<br />
übernimmt die Holding den kommunalen<br />
Anteil. Rund 70.000 Euro sind das laut<br />
Geschäftsführer Rolf Sauer pro Jahr. Eine<br />
lohnende Investition, die bewirke, „dass<br />
unsere Mitarbeiter den Kopf frei haben,<br />
um fürsorglich mit Patienten umzugehen.<br />
Außerdem ist die Kita ein wichtiges Instrument,<br />
um Mitarbeiter an uns zu binden.“<br />
Hinter der Kita Brockwinkler Wald steht,<br />
ähnlich wie bei der geplanten Einrichtung<br />
im Gewerbegebiet Hafen, ein kompliziertes<br />
Konstrukt: Die Psychiatrische Klinik<br />
Lüneburg, die zur Gesundheitsholding<br />
gehört, hat das Gelände zur Verfügung<br />
gestellt, die Stadt-Tochter Lüneburger<br />
Wohnungsbau (Lüwobau) hat das Gebäude<br />
gebaut, die Stadt hat es gemietet, die<br />
Trägerschaft ausgeschrieben und an das<br />
Deutsche Rote Kreuz vergeben. Finanziell<br />
beteiligt haben sich neben der Lüwobau<br />
auch das Land Niedersachsen sowie Stadt<br />
und Landkreis Lüneburg.<br />
Auch die Bundesregierung unterstützt<br />
Unternehmen bei der Kinderbetreuung.<br />
Siegel bescheinigt<br />
Familienfreundlichkeit<br />
Das FaMi-Siegel ist eine Gemeinschaftsinitiative<br />
wirtschaftsnaher Akteure der<br />
Region, in der unsere <strong>IHK</strong> mitwirkt. Das<br />
Siegel erhalten Unternehmen, die ihre<br />
Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf aktiv und kreativ unterstützen.<br />
Kürzlich ausgezeichnet wurden unsere<br />
<strong>IHK</strong>, das Transport- und Logistikunternehmen<br />
Hiller und die Steuerberatungsgesellschaft<br />
Bittrich & Bittrich.<br />
Die Unternehmen werden mit ihrem<br />
Profil auf der Internetseite der Initiative<br />
(www.famisiegel.de) vorgestellt. Sie<br />
haben die Möglichkeit, das Siegel gegen<br />
eine Gebühr von 50 Euro für ihre Außendarstellung<br />
bis Ende 2015 zu nutzen.<br />
Für Anträge und Beratung zuständig ist<br />
die Koordinierungsstelle Frau und <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Kontakt: 04131 / 303968.<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege
Schwerpunkt<br />
Für festangestellte Tageseltern stehen acht<br />
Millionen Euro im Projekt Frühe Chancen<br />
bereit. Außerdem hat das Familienministerium<br />
im November 2012 das Förderprogramm<br />
Betriebliche Kinderbetreuung neu<br />
aufgelegt: Unternehmen, die neue Plätze<br />
schaffen, erhalten einen Betriebskostenzuschuss<br />
in Höhe von 400 Euro pro Ganztagsplatz<br />
für Kinder unter drei Jahren.<br />
Auch, wenn weitere Zuschüsse aus öffentlicher<br />
Hand fließen.<br />
Die Voraussetzungen gefördert zu<br />
werden, sind jedoch von Bundesland<br />
zu Bundesland verschieden,<br />
weiß Margit Werner, Leiterin des Geschäftsbereichs<br />
Norddeutschland beim privaten<br />
Dienstleister PME Familienservice:<br />
„Die Anträge sind für Laien eine kaum zu<br />
bewältigende Aufgabe.“ Eben da kommen<br />
Familiendienstleister wie PME ins Spiel,<br />
die passgenaue Konzepte für Arbeitgeber<br />
entwickeln und von der Idee bis zur Einrichtungseröffnung<br />
begleiten.<br />
Fünf Modelle betrieblicher Kinderbetreuung<br />
lassen sich grob unterscheiden. Je<br />
nach Größe des Unternehmens, der Anzahl<br />
der zu betreuenden Kinder und der<br />
zur Verfügung stehenden Mittel kommen<br />
eine betriebseigene Kindertagesstätte, eine<br />
betrieblich geförderten Elterninitiative infrage,<br />
Unternehmen können sich bei freien<br />
Trägern Belegplätze sichern, eine Elternin-<br />
Gemeinsam ans Ziel:<br />
Hinter Modellen betrieblich<br />
unterstützter Kinderbetreuung<br />
stehen oft viele Kooperationspartner.<br />
itiative unterstützen oder mit Tageseltern<br />
zusammenarbeiten. Das beim Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertag (D<strong>IHK</strong>)<br />
angesiedelte Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor<br />
Familie“ berät Unternehmen bei der Wahl<br />
des geeigneten Konzepts.<br />
In dem knappen halben Jahr seit Beginn<br />
des Förderprogramms haben sich nach<br />
Angaben des Familienministeriums mehr<br />
als 1.000 Interessenten an die Servicestelle<br />
gewendet. „Viele signalisieren, dass sie mit<br />
Beginn des kommenden Kita-Jahrs, also im<br />
Spätsommer, Betreuungsangebote starten<br />
wollen“, heißt es aus dem Ministerium.<br />
Konkret wurden 29 Anträge gestellt, 10<br />
bewilligt und 94 Kinderbetreuungsplätze<br />
geschaffen. Anträge für weitere 270 Plätze<br />
sind in Bearbeitung. Um den Zuschuss zu<br />
erhalten, muss der Eigenanteil des Unternehmens<br />
bei mindestens 250 Euro liegen.<br />
Antragsberechtigt sind die Träger einer<br />
Betreuungseinrichtung, sofern Konzept,<br />
Gebäude und Personal die Vorgaben des<br />
Sozialgesetzbuchs erfüllen.<br />
Unternehmer Stefan Deerberg war<br />
das alles zu kompliziert. Nur wenige<br />
hundert Meter Luftlinie von<br />
der geplanten Krippe im Lüneburger Hafen<br />
entfernt, hat er auf dem Gelände seiner<br />
Firma Deerberg Logistik eine ausrangierte<br />
Eisenbahn zur Kinderferienbetreuungs-<br />
Einrichtung umbauen lassen. Zwei seiner<br />
Angestellten, eher zufällig ausgebildete<br />
Erzieherinnen, spielen, malen und basteln<br />
drinnen und draußen mit den Mitarbeiter-<br />
Kindern zwischen drei und 12 Jahren. Janina<br />
Henze, Pressereferentin bei Deerberg<br />
und Mutter von zwei Kindern, empfindet<br />
das Angebot als große Hilfe: „Schön, wenn<br />
man sich keine Gedanken mehr machen<br />
muss, wo das Kind in den Ferien bleibt.“<br />
Denn die Betreuungsplätze seien nicht<br />
ausreichend und die wenigen Angebote oft<br />
teuer. „Pro Woche muss man mindestens<br />
100 Euro rechnen“, sagt Henze. In der<br />
Deerberg-Eisenbahn gibt es dagegen ein<br />
kostenloses Ferienprogramm.<br />
Auch sonst zeigt sich das Unternehmen<br />
familienfreundlich: flexible Arbeitszeiten,<br />
Homeoffice, Kontakthalteprogramme für<br />
Mitarbeiter in Elternzeit. 90 Prozent der<br />
Beschäftigten sind weiblich und auch<br />
im Wettbewerb um neues Personal setze<br />
Deerberg darauf, vor allem bei Frauen<br />
zu punkten, sagt Janina Henze: „Bei den<br />
Frauen gibt es eine stille Reserve: Gut<br />
ausgebildete Fachkräfte, deren Potenzial<br />
brach liegt, weil sie ausschließlich Windeln<br />
wechseln. Diese Frauen wollen wir<br />
haben.“ n<br />
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<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 5/2013<br />
25
Schwerpunkt<br />
Trotz exzellenter Ausbildung und Leistung: Frauen besetzen nur drei von 100<br />
Spitzenpositionen in den größten deutschen Unternehmen. Das will Andrea Och<br />
ändern. Die Unternehmensberaterin und Markenexpertin aus Hamburg erklärt<br />
in Seminaren und in ihrem Buch „Lust auf Macht“, warum eine gute Leistung nur<br />
die Eintrittskarte in die Chefetagen ist – und worauf es wirklich ankommt.<br />
Mit ihr sprach Sandra Bengsch.<br />
Die Spielregeln der Macht<br />
Frau Och, ihr Buch trägt den Titel „Lust auf<br />
Macht“. Haben Frauen denn Lust auf Macht?<br />
Sagen wir mal so: Ich habe dieses Buch<br />
geschrieben, um Frauen Lust auf Macht<br />
zu machen. Denn das Riesenproblem ist,<br />
dass Frauen mit Macht vor allem negative<br />
Aspekte assoziieren. Machtmissbrauch<br />
oder die dunkle Seite der Macht. Sie verkennen,<br />
dass Macht Gestaltungsspielraum<br />
und Handlungsfreiheit bedeutet. Und es<br />
bedeutet, Verantwortung für sich und andere<br />
zu übernehmen, über den eigenen<br />
Vorteil hinaus. Wenn ich Macht so definiere,<br />
ist es etwas sehr positives – und etwas,<br />
worauf Frauen durchaus Lust haben.<br />
Aber noch sitzen fast ausschließlich Männer auf<br />
den Chefsesseln deutscher Unternehmen. Woran<br />
scheitern Frauen?<br />
Frauen tragen selbst einen großen Anteil<br />
daran, dass sie nicht aufsteigen. Das klingt<br />
erst einmal hart. Aber das Schöne daran<br />
ist, wenn es an uns liegt, können wir es<br />
auch ändern. Ein Anfang wäre, dass Frauen<br />
ein Bewusstsein für Machtdimensionen<br />
entwickeln. Denn meist sind sie auf diesem<br />
Auge blind und verstoßen deshalb unbewusst<br />
gegen die Spielregeln der Macht.<br />
Die da wären?<br />
Da gibt es viele. Sie dürfen zum Beispiel<br />
niemals an der Machtbasis ihres Vorgesetzten<br />
kratzen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:<br />
Sie sitzen mit Ihrem Chef in einem<br />
Meeting, weil er Sie als Expertin dazu gerufen<br />
hat. Außer Ihnen sitzen ausschließlich<br />
Kollegen auf der Hierarchieebene<br />
ihres Chefs am Tisch. In diesem Moment<br />
hat keiner offiziell die Macht. Doch wenn<br />
dort gute Strategen versammelt sind, werden<br />
diese alles daran setzen, die eigene<br />
Machtbasis auszuloten und gegebenenfalls<br />
zu erweitern. Wenn ihr Vorgesetzter<br />
jetzt ihr Thema vorstellt und dabei einen<br />
gravierenden Fehler macht, dürfen Sie ihn<br />
unter keinen Umständen vor allen anderen<br />
korrigieren. Denn dann untergraben<br />
Sie seine Machtbasis und das wird er<br />
ahnden. Aber Frauen verstehen das nicht,<br />
weil sie gar nicht in diesen Machtdimensionen<br />
denken.<br />
Und wie denken Frauen?<br />
Frauen denken ergebnisorientiert. Sie wollen<br />
die beste Lösung und haben deshalb<br />
auch gar keine Skrupel, den Fehler des<br />
Chefs sofort zu korrigieren. Sie glauben,<br />
dass Leistung der einzige Aufstiegsfaktor<br />
ist und versuchen, ständig perfekt zu sein.<br />
Aber Perfektionismus ist ein Klotz am Bein,<br />
der das Gegenteil von Effektivität bedeutet.<br />
Warum das?<br />
Kein Mensch kann heutzutage mehr perfekt<br />
sein. Durch diesen Anspruch, geraten<br />
wir in eine Negativspirale: Das Selbstbewusstsein<br />
sinkt, wir trauen uns weniger zu<br />
und schaffen so selbst die Voraussetzungen<br />
dafür, dass andere uns überholen, obwohl<br />
sie viel weniger leisten. Eine Top-Leistung<br />
ist nur die Eintrittskarte. Aber um<br />
aufzusteigen, braucht es wesentlich mehr.<br />
Und worauf kommt es stattdessen an?<br />
Frauen, die es an die Spitze schaffen wollen,<br />
empfehle ich, sich als allererstes ihre<br />
Stärken bewusst zu machen. Sie müssen<br />
sich fragen: Worin bin ich besser als alle<br />
anderen? Und wo kann ich diese Stärken<br />
besonders gut einsetzen. Danach sollten<br />
sie ihre Karriere ausrichten, dann wird der<br />
Aufstieg plötzlich ganz leicht. Aber Frauen<br />
fällt das schwer. Sie denken zu sehr in Defiziten,<br />
Männer dagegen in Chancen. Der<br />
Vorstand eines großen Finanzkonzerns<br />
hat mir dafür einmal ein gutes Beispiel<br />
erzählt. Er sagte, wenn er die Leitung für<br />
ein Projekt zu vergeben hat, das für den<br />
Unternehmenserfolg sehr wichtig ist, sieht<br />
er sich in seinem Unternehmen um und<br />
findet zehn geeignete Männer und zehn<br />
geeignete Frauen. Die Männer erfüllen die<br />
erforderlichen Qualifikationen zu durchschnittlich<br />
50 Prozent, die Frauen zu 80<br />
Prozent. Wenn er aber frage, wer die Leitung<br />
übernehmen will, sagen alle Männer<br />
ausnahmslos: Ich mache das. Und die<br />
Frauen winken ab: Ich bin ja noch nicht<br />
soweit, mir fehlen noch 20 Prozent, ich<br />
brauche noch eine Schulung und so weiter.<br />
Frauen trauen sich also zu wenig zu?<br />
Genau. Frauen sind zu selten mutig. Sie<br />
wollen kein Risiko eingehen. Wenn ich<br />
aber etwas Neues lernen will, muss ich<br />
unbekanntes Gebiet betreten. Sonst kann<br />
ich nicht weiterkommen. Männer haben<br />
einen unglaublichen Vorteil, weil sie diesen<br />
Mut zur Lücke haben. Das erklärt<br />
allerdings auch, warum so viele Fehlbesetzungen<br />
unterwegs sind. Manche sind<br />
auch zu mutig.<br />
Halten Sie die Quote für ein geeignetes Mittel, um<br />
mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen?<br />
Seit elf Jahren gibt es die Selbstverpflichtung<br />
der Unternehmen, Frauen stärker<br />
an Führung zu beteiligen. In dieser Zeit<br />
hat sich kaum etwas geändert. In den 200<br />
größten deutschen Unternehmen gibt es<br />
keine einzige Frau als Vorstandsvorsitzende.<br />
Auch auf Vorstandsebene bewegt sich<br />
der Frauenanteil im einstelligen Prozentbereich.<br />
Insofern wäre die Quote ein guter<br />
Türöffner. Dabei geht es nicht darum, die<br />
Männer zu vertreiben. Es geht darum, die<br />
26 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Schwerpunkt<br />
„Frauen tragen großen Anteil daran,<br />
dass sie nicht aufsteigen.<br />
Sie sind der Schlüssel zur Veränderung.“<br />
Führungsetagen um die besten Frauen zu<br />
erweitern.<br />
Sie sagen, dass es zum großen Teil in der Hand<br />
der Frauen liegt, an die Spitze zu kommen.<br />
Welche Strategien schlagen Sie vor?<br />
Frauen müssen lernen, Netzwerke zu knüpfen.<br />
Dazu ein typisches Beispiel: Wenn ein<br />
Mann und eine Frau gemeinsam an einer<br />
wichtigen Präsentation arbeiten, die am<br />
nächsten Tag fertig sein muss und der Vorstand<br />
lädt kurzfristig zu einem Umtrunk<br />
ein. Was passiert? Der Mann lässt ohne<br />
mit der Wimper zu zucken den Griffel fallen<br />
und geht hin. Die Frau aber denkt: Ich<br />
muss das noch fertigstellen und arbeitet<br />
weiter. Doch durch dieses Denkmuster vergeben<br />
sich Frauen ganz viele Möglichkeiten,<br />
wertvolle Kontakte zu knüpfen. Und<br />
die können sehr viel hilfreicher sein bei der<br />
Karriere als die 150-Prozent-Lösung, die es<br />
sowieso nicht gibt. Aber auch, wenn Frauen<br />
auf ein Netzwerk zurückgreifen können,<br />
scheuen sie sich oft, es zu nutzen. Weil<br />
sie denken, sie würden ihre Kontakte ausnutzen.<br />
Aber darum geht es gar nicht. Es<br />
geht darum, Win-Win-Situationen zu schaffen:<br />
Wenn du mich unterstützt, erhältst Du<br />
auch einen Vorteil. Männer bauen nämlich<br />
bewusst Hausmächte auf. Wenn mein Chef<br />
nicht weiter aufsteigt, er aber weiß, dass<br />
er in mir eine ganz loyale Flügelfrau hat,<br />
dann kann ich ihn sogar überholen. Er<br />
wird mich unterstützen, weil mein Aufstieg<br />
auch seine Macht vergrößern wird. In diesen<br />
gemeinsamen Vorteilen zu denken, das<br />
ist der Trick.<br />
Andrea Och ist Unternehmensberaterin,<br />
Markenexpertin und<br />
Autorin des Buchs „Lust auf Macht.<br />
Wie (nicht nur) Frauen es an die<br />
Spitze schaffen“.<br />
Und wie überzeuge ich meinen Chef, mir mehr<br />
Gehalt zu zahlen?<br />
Auf jeden Fall ist es keine gute Strategie,<br />
damit zu argumentieren, dass ich zu wenig<br />
verdiene und schon lange keine Gehaltserhöhung<br />
mehr bekommen habe.<br />
Stattdessen muss ich in konkreten Zahlen,<br />
Fakten und Ergebnissen deutlich machen,<br />
was ich dem Unternehmen bringe.<br />
Wenn ich für Gewinn in Höhe von einer<br />
Million Euro gesorgt habe, spricht nichts<br />
dagegen, dass ich 100.000 Euro verdiene.<br />
Frauen fällt es aber oft schwer, ihren Wert so<br />
klar zu benennen...<br />
Weil sie Selbstvermarktung mit Schaumschlägerei<br />
verwechseln. Aber Selbstvermarktung<br />
bedeutet, zu zeigen, was in mir<br />
steckt. Dazu muss ich mich auf meine<br />
Stärken konzentrieren. Denn Schwächen<br />
hat jeder, das ist nicht der Punkt.<br />
Es geht darum, sich bewusst zu werden,<br />
worin bin ich gut und wo will ich hin.<br />
Und es geht darum, Anknüpfungspunkte<br />
zu den Zielen anderer zu finden. Ich<br />
muss überlegen, wer etwas davon hat,<br />
wenn ich aufsteige – und wessen Zielen<br />
steht meine Karriere entgegen. Das ist genauso<br />
wichtig. Das Problem, das Frauen<br />
dabei haben ist, dass sie gemocht werden<br />
und bei allen beliebt sein wollen. Aber<br />
wenn ich von allen geliebt werden will,<br />
werde ich von niemandem geliebt. Das<br />
ist wie mit einer guten Marke, die polarisiert<br />
auch.<br />
Wie lange wird es noch dauern, bis Frauen<br />
gleichberechtigt an Führung beteiligt sind?<br />
Das kann ich nicht einschätzen – aber ich<br />
arbeite dran. Eine Frau hat einmal zu mir<br />
gesagt, sie habe gar keine Lust, sich in dieses<br />
Haifischbecken zu begeben. Aber von<br />
dem Moment, an dem Sie ins Berufsleben<br />
eintauchen, sind Sie längst drin. Die Frage<br />
ist, ob Sie sich direkt fressen lassen. Oder<br />
ob Sie mitschwimmen. n<br />
Nachfolge ist weiblich<br />
Am 13. Juni findet der fünfte Nationale<br />
Aktionstag zur „Unternehmensnachfolge<br />
durch Frauen“ statt. Deutschlandweit<br />
widmen sich regionale Veranstaltungen<br />
Nachfolgerinnen in der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>. Workshops, Sprechtage,<br />
Seminare und Podiumsdiskussionen<br />
sollen die weibliche Nachfolge bekannt<br />
machen und fördern. <strong>Unsere</strong> <strong>IHK</strong> beteiligt<br />
sich an dem Aktionstag mit einer<br />
Veranstaltung im Unternehmerkontor<br />
in Scheeßel. Um 11 Uhr beginnt ein<br />
Open Café, im Anschluss können Besucher<br />
einen Markt der Möglichkeiten,<br />
Orientierungsberatungen und ein Informationsbuffet<br />
besuchen. Ab 14 Uhr<br />
widmen sich Workshops verschiedenen<br />
Aspekten der Unternehmensnachfolge<br />
– vom persönlichen Erleben bis hin zum<br />
Übergabeprozess. Die Teilnehmerzahl<br />
ist für die Workshops begrenzt. Eine<br />
Tageskarte kostet 25 Euro, die Abendkarte<br />
15 Euro. Bitte melden Sie sich bis<br />
zum 10. Juni an unter:<br />
nachfolge@unternehmerkontor.org,<br />
Tel. 04263 / 3028418 oder<br />
Fax 04263 / 3028565.<br />
Weitere Informationen unter www.ihklueneburg.de/nachfolgemoderator.<br />
Bücher zum Thema<br />
Andrea Och/Katharina Daniels:<br />
Lust auf Macht<br />
Wie (nicht nur) Frauen an die Spitze<br />
kommen<br />
ISBN: 978-3-70930-493-8<br />
19,90 Euro, Linde<br />
Marion Knaths:<br />
Spiele mit der Macht<br />
Wie Frauen sich durchsetzen<br />
ISBN: 978-3-455-50027-1<br />
8,99 Euro, Hoffmann und Campe<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong>
<strong>IHK</strong>-Report<br />
Es gibt noch viel zu tun<br />
<strong>IHK</strong>-<strong>Wirtschaft</strong>sgespräch mit<br />
dena-Chef Stephan Kohler<br />
zu Zielen und Maßnahmen<br />
der Energiewende<br />
dena-Chef Stephan Kohler (oben) betonte, dass es<br />
sich lohne, in Energieeffizienz zu investieren.<br />
Daniel Eckhardt (l.), <strong>Wirtschaft</strong>sförderung,<br />
tauscht sich aus mit dem CDU-Landtagsabgeordneten<br />
Thomas Adasch (M.).<br />
Stephan Kohler trägt sich in das Gästebuch ein. Auf den folgenden Austausch freuen<br />
sich (v.l.) <strong>IHK</strong>-Präsident Olaf Kahle, Celles Oberbrügermeister Dirk-Ulrich Mende, <strong>IHK</strong>-<br />
Vizepräsident Thomas Treude und Michael Wilkens, Leiter der <strong>IHK</strong>-Geschäftsstelle Celle.<br />
Energiewende in aller Munde – Daniel Steller, Steffel KKS,<br />
und Jana Schwambach, Anochin Roters & Kollegen.
<strong>IHK</strong>-Report<br />
Die Energiewende, im Speziellen der Ausbau der Energieinfrastruktur,<br />
beschäftigt praktisch jedes Unternehmen – und ist somit auch zentrales<br />
Thema unserer <strong>IHK</strong>-Arbeit. Das zeigte sich auf dem <strong>IHK</strong>-<strong>Wirtschaft</strong>sgespräch<br />
Ende Mai in der Alten Exerzierhalle in Celle. Stephan Kohler, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena),<br />
stellte die wesentlichen Inhalte der von der Bundesregierung geplanten<br />
Energiewende vor und erläuterte den Stand der Umsetzung. Und der ist<br />
relativ ernüchternd.<br />
Grund, nervös zu werden, wie <strong>IHK</strong>-Präsident Olaf Kahle eingangs andeutete,<br />
gebe es trotzdem nicht. Die Energiewende sei sinnvoll und zu<br />
schaffen, machte Stephan Kohler deutlich. Dennoch sind laut dena die<br />
wesentlichen Handlungsfelder weder erledigt noch auf der Zielgeraden:<br />
In einem Ampelsystem bewertet die Agentur alle Bereiche mit Rot oder<br />
Gelb. Aus- und Umbau der Netze, Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes,<br />
ein Konzept für den Umgang mit heftigen Schwankungen in der<br />
Energieproduktion – hier muss noch viel passieren. Stephan Kohler setzt<br />
vor allem auf die Zeit nach der Bundestagswahl. Während des Wahlkampfs<br />
hält sich die Politik mit wichtigen (und manchmal unpopulären)<br />
Entscheidungen bekanntlich gern zurück.<br />
Der Geothermie, in die die Region Celle und ansässige Unternehmen<br />
große Hoffnungen stecken, maß der dena-Chef zwar einen Anteil an der<br />
Energiewende bei. Im Vergleich zu der Energie aus Photovoltaik- und<br />
Windkraftanlagen sei die Produktionsmenge jedoch gering. Stephan Kohler<br />
führt das auch auf mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung zurück.ck<br />
Oben: <strong>IHK</strong>-Vize Thomas Treude (l.) im Gespräch mit Frank Bonin von der<br />
Volksbank Südheide und Susanne Ostler vom Ringhotel Celler Hof.<br />
Unten: Fragen zum Thema hatte auch der CDU-Landtagsabgeordnete Ernst-<br />
Ingolf Angermann.<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege
<strong>IHK</strong>-Report<br />
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss reformiert, die Umlage-<br />
Befreiung an Energieeffizienzstandards geknüpft werden, sagt<br />
Stephan Kohler. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen<br />
Energie Agentur (dena) erklärt außerdem, wie er sich den Strommarkt<br />
der Zukunft vorstellt. Mit ihm sprach Sandra Bengsch.<br />
Die Wende braucht eine Wende<br />
Herr Kohler, die Energiewende soll bis 2050 erreicht<br />
sein. Ist das zu schaffen?<br />
Innerhalb der nächsten 40 Jahre halte<br />
ich die Energiewende für realistisch, wir<br />
müssen allerdings schauen, dass wir bis<br />
2020/2025 die richtigen Rahmenbedingungen<br />
setzen. Es wird oftmals so getan, als ob<br />
wir Atomkraftwerke abschalten, und als<br />
Ersatz nur Photovoltaikanlagen und Windenergiekraftwerke<br />
bauen müssen – und das<br />
wäre dann die Energiewende. Das ist aber<br />
falsch. Wir müssen in vielen Bereichen<br />
Energieeffizienz umsetzen – in Gebäuden,<br />
beim Stromverbrauch, bei der Mobilität.<br />
Und wir müssen das gesamte Energiesytem<br />
umbauen. Wir haben derzeit massive Probleme<br />
beim Ausbau der Netzinfrastruktur,<br />
auf der Höchstspannungsebene, aber auch<br />
in den Verteilnetzen, und bei der effizienten<br />
Integration der sehr stark schwankenden<br />
Stromerzeugung der Photovoltaik- und<br />
Windanlagen.<br />
Notwendig wären laut Netzausbauplanung bis zu<br />
5600 Kilometer Stromleitungen bis 2022. Bisher<br />
ist davon jedoch nur ein Bruchteil erreicht. Was<br />
bremst den Ausbau?<br />
Vor allem die langen Diskussionen über<br />
die Notwendigkeit der Stromtrassen. Ein<br />
Beispiel dafür ist die Trasse von den neuen<br />
Bundesländern über den Thüringer Wald<br />
nach Bayern, da gab es jetzt acht Jahre<br />
Streit. Außerdem kämpfen viele Bürgerinitiativen<br />
gegen den Ausbau der Stromtrassen.<br />
Keiner möchte eine 380 Kilowatt<br />
Hochspannungsleitung vor seiner Haustür<br />
haben. Es muss noch sehr viel Überzeugungsarbeit<br />
bei den betroffenen Bürgern<br />
geleistet werden, damit diese Infrastruktur<br />
akzeptiert wird.<br />
Welche Folgen hat der schleppende Netzausbau<br />
für die <strong>Wirtschaft</strong>?<br />
Wir bauen ein ineffizientes System auf. Es<br />
entstehen derzeit viele Windkraftwerke<br />
im Norden, in Niedersachsen, Schleswig-<br />
Holstein, Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Doch dieser Zubau erneuerbarer Energien<br />
ist nicht abgestimmt mit der nötigen Infrastruktur.<br />
Solange aber Netze fehlen, kann<br />
der Strom nicht nach Süden transportiert<br />
werden. Dieses ineffiziente System belastet<br />
die Stromverbraucher – und damit auch<br />
die Industriebetriebe über die Maßen.<br />
Was kostet dieses ineffiziente System?<br />
Wir haben dazu keine genauen Zahlen,<br />
aber wir kommen sicher in Bereiche von<br />
100 Millionen Euro, Tendenz kontinuierlich<br />
steigend. Geld, das Stromkunden und<br />
damit auch Unternehmen aufbringen müssen.<br />
Zumindest die, die nicht von der Umlage<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG) befreit sind.<br />
Befreit werden Unternehmen, die viel Strom verbrauchen.<br />
Deshalb hat der Präsident des Bundesamtes<br />
für <strong>Wirtschaft</strong> und Ausfuhrkontrolle kürzlich<br />
bemängelt, dass die Ausnahmeregelungen<br />
des EEG mangelnde Effizienz im Strombereich<br />
privilegieren. Wie sehen Sie das?<br />
Das EEG bedarf dringend einer Reform.<br />
Was die EEG-Befreiung betrifft, plädiere<br />
ich dafür, das Grundprinzip zu erhalten,<br />
denn Unternehmen müssen im internationalen<br />
Wettbewerb bestehen können. Aber<br />
zusätzlich müssen wir Effizienz-Kriterien<br />
definieren. Nur wer diese Standards erreicht,<br />
soll weniger oder gar keine EEG-<br />
Umlage zahlen. Dann hätten wir auch einen<br />
Anreiz für Energieeffizienz. Außerdem<br />
sollten Erzeugungsanlagen regenerativer<br />
Energien nicht mehr je nach Lust und Laune<br />
des Investors zugebaut werden dürfen,<br />
sondern nur dann, wenn sie in das Netz<br />
integriert werden können, also wenn die<br />
Netzinfrastruktur vorhanden ist. Das hätte<br />
sowohl einen entschleunigten Zubau zur<br />
Folge als auch eine sinnvolle Integration in<br />
das Gesamtsystem.<br />
Es muss also reichlich umstrukturiert werden.<br />
War das EEG in seiner jetzigen Form denn jemals<br />
sinnvoll?<br />
Immerhin haben wir erreicht, dass wir zwischen<br />
2000 und 2013 die Stromerzeugung<br />
aus regenerativen Energiequellen auf über<br />
25 Prozent erhöht haben. Das finde ich einen<br />
Erfolg. Aber was in der Vergangenheit<br />
gut war, ist in der Zukunft nicht mehr gut.<br />
Jetzt muss das EEG so angepasst werden,<br />
dass die erneuerbaren Energiekapazitäten<br />
sinnvoll nach energiewirtschaftlichen Kriterien<br />
ausgebaut werden.<br />
Wie stehen Sie zum Ausbau erneuerbarer Energien<br />
im Verhältnis zum Einsatz konventioneller<br />
Kraftwerke?<br />
Das Ziel ist: Wir wollen regenerative Energieträger<br />
zum dominanten Stromerzeugungssystem<br />
machen. In Deutschland<br />
bauen wir insbesondere Photovoltaik und<br />
Windenergie aus. Das sind zwei Erzeugungsformen,<br />
die nicht immer zur Verfügung<br />
stehen. Weil wir aber auch, wenn<br />
es dunkel ist und kein Wind weht, Versorgungssicherheit<br />
haben wollen, brauchen<br />
dena-Chef Stephan Kohler setzt sich dafür ein, die<br />
Befreiung von der EEG-Umlage an Energieeffizienzstandards<br />
zu koppeln.<br />
30
<strong>IHK</strong>-Report<br />
wir konventionelle Kraftwerke. Das werden<br />
zukünftig verstärkt Erdgaskraftwerke<br />
sein, weil sie sehr flexibel sind: Wenn die<br />
Sonne scheint, können ihre Leistungen<br />
reduziert, wenn sie nicht scheint, auch<br />
sehr schnell wieder nach oben gefahren<br />
werden. Diese flexible Bereitstellung von<br />
Leistung im konventionellen Kraftwerkspark<br />
muss angemessen vergütet werden.<br />
Deshalb brauchen wir einen neuen Kapazitätsmarkt.<br />
Wie könnte der aussehen?<br />
Wir brauchen ein neues Marktdesign. Heute<br />
ist der Stromhandel so organisiert, dass<br />
Kilowattstunden an der Börse gehandelt<br />
„Wir müssen einen zusätzlichen<br />
europaweit organisierten Markt<br />
für gesicherte Kraftswerksleistung<br />
etablieren.“<br />
werden. In Zukunft müssen wir einen zusätzlichen<br />
europaweit organisierten Markt<br />
für gesicherte Kraftwerksleistung etablieren,<br />
also für die Leistung konventioneller<br />
Kraftwerke.<br />
Welchen Einfluss wird das auf den Strompreis<br />
haben?<br />
Günstiger wird der Strom in Zukunft bestimmt<br />
nicht. Wir gehen davon aus, dass<br />
der Kilowattstundenpreis ansteigen wird.<br />
Das hängt mit dem Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien zusammen, die heute noch<br />
teurer sind als konventionelle Kraftwerke,<br />
aber insbesondere mit dem Ausbau der<br />
Netze. Umso mehr müssen wir aufpassen,<br />
dass wir den Strom nicht durch Ineffizienz<br />
zusätzlich verteuern.<br />
Wie sieht die Stromversorgung aus, wenn die<br />
Energiewende umgesetzt ist?<br />
Wir werden deutlich weniger Energie verbrauchen,<br />
weil wir unser System sehr viel<br />
effizienter gestalten. Ziel ist, dass nur noch<br />
20 Prozent des Stroms aus konventionellen<br />
Kraftwerken, vor allem Erdgaskraftwerken,<br />
kommt und 80 Prozent aus regenerativen<br />
Energiequellen erzeugt werden.<br />
Deshalb benötigen wir große Speicher, um<br />
die Versorgung konstant sicherzustellen.<br />
Wie hoch ist die Gefahr eines Blackouts, also einer<br />
Energieeffizienzlücke?<br />
Natürlich wird unser System sensibler<br />
werden, weil die Netzbetreiber permanent<br />
Kraftwerke hoch- und runterregeln, Photovoltaik<br />
und Windenergie können eben nur<br />
wetterbedingt eingespeist werden. Aber<br />
ich denke, dass die Techniker in den Netzleitwarten<br />
das System so gut beherrschen,<br />
dass wir auch in Zukunft keinen Blackout<br />
erleben. n<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Ausgezeichnet: Die Mitarbeiter unserer <strong>IHK</strong> beantworten Kundenanfragen schnell und kompetent.<br />
Servicefreundlichste <strong>IHK</strong><br />
Erster Platz bei Testkunden-Aktion<br />
Genau 100 Fragen stellte das Marktforschungsunternehmen<br />
teleffekt<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
zwischen Mai 2012 und Februar<br />
2013. An dieser groß angelegten und<br />
alle drei Jahre durchgeführten Mystery-<br />
Man-Aktion nahmen 57 von 80 <strong>IHK</strong>s teil.<br />
Auf das Ergebnis sind wir stolz: Wir sind<br />
die servicefreundlichste <strong>IHK</strong>.<br />
Per Telefon oder Mail gaben sich die Marktforscher<br />
als Hilfe suchende <strong>IHK</strong>-Kunden<br />
aus. Akribisch führten sie Protokoll, ob<br />
die Antworten auf ihre Fragen richtig und<br />
vollständig waren. Die Musterantworten<br />
hatten Expertengremien zuvor streng vertraulich<br />
erarbeitet. <strong>Unsere</strong> Testkunden achteten<br />
darauf, wie gut wir erreichbar waren<br />
und wie schnell wir antworteten. Auch das<br />
Engagement und Auftreten der <strong>IHK</strong>-Mitarbeiter<br />
wurde dokumentiert.<br />
Nach einem nur durchschnittlichen Abschneiden<br />
in der Mystery Man Aktion<br />
2009/2010 hatten wir vor drei Jahren das<br />
Projekt Kurs Top 5 ins Leben gerufen. Ziel<br />
war es, im Ranking der nächsten Mystery<br />
Man Aktion auf einen der ersten fünf Plätze<br />
zu kommen.<br />
Ein ganzes Maßnahmenbündel füllt seitdem<br />
Kurs Top 5 mit Leben. Wir haben<br />
verbindliche Servicestandards im Umgang<br />
mit unseren Kunden entwickelt<br />
und die Zusammenarbeit zwischen den<br />
Fachbereichen und dem Service Center<br />
deutlich verbessert. <strong>Unsere</strong> Beitragskorrespondenz<br />
haben wir bei aller Rechtssicherheit<br />
deutlich servicefreundlicher<br />
formuliert. <strong>Unsere</strong> Kunden bitten wir in<br />
einem einheitlichen Verfahren um ihr<br />
Feedback zu unseren Leistungen. Und alle<br />
Mitarbeiter haben Seminare zum Thema<br />
„Mehr Servicefreundlichkeit“ absolviert.<br />
Der Weg war richtig. In punkto Fachkompetenz<br />
bekamen wir 82 Prozent aller möglichen<br />
Punkte und erreichten damit den<br />
zweiten Platz. Noch besser haben wir in<br />
der Servicequalität abgeschnitten. <strong>Unsere</strong><br />
Anstrengungen der letzten Jahre wurden<br />
mit dem ersten Platz belohnt. Erfahren Sie<br />
mehr über unsere Servicequalität unter<br />
www.ihk-lueneburg.de/platzeins. mw<br />
31<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege, Patrick Hamelmann
<strong>IHK</strong>-Report<br />
Gemeinsame Ziele<br />
Wo soll unsere <strong>IHK</strong> in sechs Jahren stehen?<br />
In einem Open-Space-Workshop Ende Mai in Winsen (Aller)<br />
haben Mitglieder der <strong>IHK</strong>-Vollversammlung gemeinsam ihre<br />
Ziele für die kommenden Jahre erarbeitet. Am Ende steht eine<br />
bessere und noch schlagkräftigere <strong>IHK</strong>.<br />
In einer Kreativrunde konnten zunächst alle Teilnehmer ihre<br />
persönlichen Wunschthemen einbringen und zusammen mit<br />
Kollegen aus der Vollversammlung und Bereichsleitern unserer<br />
<strong>IHK</strong> diskutieren. Dabei zeichnete sich schnell ab, wo die Unternehmer<br />
ihre Schwerpunkte setzen wollen und in welchen<br />
Bereichen die <strong>IHK</strong> besser werden kann. Aus Visionen wurden<br />
schnell Ziele verbunden mit konkreten Ideen, wie man diese<br />
erreichen könnte.<br />
Viele <strong>IHK</strong>-Leistungen sind zu wenigen bekannt. So lautete<br />
ein Fazit. Und das soll sich ändern. Zum Beispiel indem die<br />
Vollversammlungsmitglieder in direkteren Kontakt zu den<br />
<strong>IHK</strong>-Mitgliedern treten, deren Interessen sie ehrenamtlich in<br />
der <strong>IHK</strong> vertreten. So wollen sie der <strong>IHK</strong> in ihrer Region und<br />
Branche ein Gesicht geben. Die Öffentlichkeitsarbeit soll intensiviert<br />
werden und noch stärker auf Online-Medien setzen.<br />
Jeder Unternehmer, der eine Frage hat oder vor einer Herausforderung<br />
steht, sollte als ersten Ansprechpartner seine <strong>IHK</strong> im<br />
Kopf haben.<br />
Die bessere Vernetzung von Schule und <strong>Wirtschaft</strong>, die Stärkung<br />
der Innenstädte sowie das Eintreten für den Infrastrukturausbau<br />
und eine Reihe weiterer Themen wurden auf diese<br />
Weise erarbeitet.<br />
Die Mitglieder der Vollversammlung sind seit Januar im Amt.<br />
Sie haben viele Ideen und wollen die Zukunft der <strong>IHK</strong> mitgestalten.<br />
Der Startschuss dafür ist jetzt gefallen. mw<br />
<strong>IHK</strong>-Präsident Olaf Kahle betonte, es sei wichtig, dass<br />
Haupt- und Ehrenamt zusammenarbeiten.<br />
Was die <strong>IHK</strong> genau für sie macht, erschließe sich vielen Unternehmern<br />
nicht, so ein Ergebnis des Workshops. Unter anderem eine<br />
intensivere Öffentlichkeitsarbeit soll das nun ändern.<br />
Eifrig mitdiskutiert haben die Vollversammlungsmitglieder Volker Meyer, Heinz Beier,<br />
Anke Tielker, Andreas Schröder und Alexandra Clavier (oben v.l.). Alle Mitglieder der<br />
Vollversammlung wollen den direkten Kontakt zu anderen Mitgliedern suchen.<br />
32
<strong>IHK</strong>-Report<br />
Im Porträt:<br />
Der <strong>IHK</strong>-Industrieausschuss<br />
Vorsitzender: Volker Meyer<br />
Stellv. Vorsitzende: Frauke Betz<br />
Die Mitglieder des <strong>IHK</strong>-Industrieausschusses<br />
und der wiedergewählte<br />
Vorsitzende Volker Meyer setzen<br />
sich im laufenden Jahr mit den Anforderungen<br />
an ein neues Strommarktdesign<br />
und mit der weiteren Umsetzung der Energiewende<br />
auseinander.<br />
Am 16. April hat sich der Industrieausschuss<br />
unserer <strong>IHK</strong> neu konstituiert. Er<br />
besteht aus 49 Mitgliedern, von denen 18<br />
Mitglieder der <strong>IHK</strong>-Vollversammlung angehören.<br />
31 Unternehmer repräsentieren<br />
weitere regionale Unternehmen des produzierenden<br />
Gewerbes und der Energiewirtschaft.<br />
Ein Kernanliegen des Ausschusses<br />
ist es, für eine <strong>Wirtschaft</strong>spolitik zu werben,<br />
die sich der Bedeutung der Industrie<br />
für das wirtschaftliche Wohlergehen in der<br />
Region bewusst ist. Die Umsetzung der<br />
Energiewende, Infrastrukturdefizite, der<br />
drohende Fachkräftemangel, aber auch das<br />
Verwaltungshandeln und die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
vor Ort sind wichtige Themen.<br />
Der Industrieausschuss tagt dreimal im<br />
Jahr – jeweils in einem Produktionsbetrieb.<br />
Häufig ergeben sich schon aus den Betriebsführungen<br />
der gastgebenden Unternehmer<br />
Ansatzpunkte für <strong>IHK</strong>-Aktivitäten.<br />
In der vergangenen Ausschussperiode diskutierten<br />
die Unternehmer aber auch mit<br />
vielen externen Experten, etwa über das<br />
Energiekonzept der Landesregierung und<br />
<strong>IHK</strong>-Forderungen zur Energiewende. In<br />
diesem Jahr wird sich der Ausschuss unter<br />
anderem mit <strong>IHK</strong>-Forderungen zur aktuellen<br />
Diskussion über die EEG-Novelle und<br />
mit der industriepolitischen Ausrichtung<br />
der neuen Landesregierung befassen. n<br />
Ausschussvorsitzender ist Volker Meyer.<br />
Die Mitglieder des Industrieausschusses<br />
Fotos: Hans-Jürgen Wege<br />
Andreas Appel<br />
Sumitomo Electric Bordnetze GmbH,<br />
<strong>Wolfsburg</strong><br />
Peter Bartolitius<br />
Gebr. Röders Aktiengesellschaft,<br />
Soltau<br />
Christoph Baumgärtner<br />
Müller‘s Hausmacher Wurst, Ebstorf<br />
Stephan Bausch<br />
Andreas Th. Bausch GmbH & Co. KG,<br />
Winsen (Luhe)<br />
Dr. Ludger Benien<br />
Drewsen Spezialpapiere GmbH & Co. KG,<br />
Lachendorf<br />
Frauke Betz<br />
Brauerei Carl Betz GmbH, Celle<br />
Torsten Blankenburg<br />
Sieb & Meyer Aktiengesellschaft, Lüneburg<br />
Thomas Brauer<br />
Vögelsen<br />
Dörthe Buchholz<br />
Buchholz Innenausbau GmbH, Eicklingen<br />
Burkhardt Busch<br />
Gerhard Busch GmbH, Seevetal<br />
Hans-Georg Conrady<br />
Artis GmbH, Bispingen<br />
Jörg Gerdes<br />
CLAGE GmbH, Lüneburg<br />
Thomas A. Goltermann<br />
Calberlah<br />
Andreas Harling<br />
Heinrich Harling GmbH, Bergen<br />
Matthias Hebrok<br />
CARTOFLEX GmbH, Lüneburg<br />
Aline Henke<br />
Hankensbütteler Kunststoffverarbeitung<br />
GmbH u. Co. KG, Hankensbüttel<br />
Dr. Christian Herr<br />
Hay Speed Umformtechnik GmbH, Lüchow<br />
Holger Günter Willy Horn<br />
Willi Meyer Bauunternehmen GmbH, Uelzen<br />
Andreas Jörß<br />
v. Stern‘sche Druckerei GmbH & Co KG,<br />
Lüneburg<br />
Guido Jung<br />
LAP GmbH Laser Applikationen, Lüneburg<br />
Hans-Gert Kalender<br />
Röhrs Aktiengesellschaft, Soltau<br />
Dr. Frank Kästner<br />
Stadtwerke <strong>Wolfsburg</strong> AG, <strong>Wolfsburg</strong><br />
Franz Keller<br />
PROFAS GmbH & Co. KG, Lüneburg<br />
Uli Klippe<br />
Kontrast Holzbearbeitung GmbH, Pinnau<br />
Hermann Koch<br />
diamona Hermann Koch GmbH & Co. KG,<br />
<strong>Wolfsburg</strong><br />
Volker Krause<br />
Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG, Gerdau<br />
Michael Leuer<br />
Milford Tea GmbH & Co. KG, Buchholz<br />
(Nordheide)<br />
Thomas Ludewigt<br />
Schwindt-Hydraulik GmbH, Celle<br />
Marcus Lutz<br />
Cornils GmbH, Bergen<br />
Felix-Benjamin Manzke<br />
Manzke KSR GmbH, Vastorf<br />
Volker Meyer<br />
Heinrich Meyer-Werke Breloh GmbH, Munster<br />
Heinz-Erich Mohrmann<br />
Johnson Controls Interiors GmbH & Co. KG,<br />
Lüneburg<br />
Holger Othmer<br />
Lübnitz GmbH & Co. KG, <strong>Wolfsburg</strong><br />
Christoph Rädecke<br />
C. Hasse & Sohn Inh. E. Rädecke GmbH & Co.<br />
KG, Uelzen<br />
Dr. Jürgen Reinermann<br />
Ernst Elley GmbH & Co. KG, Tostedt<br />
Andreas Röders<br />
G.A. Röders GmbH & Co. KG., Soltau<br />
Jürgen Röders<br />
Röders GmbH, Soltau<br />
Dr. Karsten Röttger<br />
ECOROLL AG Werkzeugtechnik, Celle<br />
Andreas F. Schlüter<br />
Artesan Pharma GmbH & Co. KG., Lüchow<br />
Harald Schneider<br />
KWD Automobiltechnik GmbH, <strong>Wolfsburg</strong><br />
Dr. Alwin Scholze<br />
Dr. Scholze Confiserie KG, Lüneburg<br />
Stefan Schroth<br />
Barilla Deutschland GmbH, Celle<br />
Kristin Schwarz<br />
Schwarz Cranz GmbH & Co. KG,<br />
Neu Wulmstorf<br />
Michael Spethmann<br />
Ostfriesische Tee Gesellschaft<br />
Laurens Spethmann GmbH & Co. KG, Seevetal<br />
Achim Ströher<br />
Ströher Druckerei und Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Celle<br />
Frank-Ulrich Vieth<br />
Kurt Osterwald, Inhaberin Johanna Vieth,<br />
<strong>Wolfsburg</strong><br />
Werner Wegat<br />
Rheinmetall Waffe Munition GmbH, Unterlüß<br />
Claus-Peter Witt<br />
Uelzena eG, Uelzen<br />
Michael Zuther<br />
ZUTHER GmbH, Karwitz<br />
Fotos: Andreas Tamme<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
33
<strong>IHK</strong>-Report<br />
<strong>Wirtschaft</strong> soll schlagkräftiger werden<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>IHK</strong> und der Heidekreis setzen<br />
sich gemeinsam für eine Stärkung<br />
der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung ein. Das<br />
Thema diskutiert haben die gewählten Mitglieder<br />
der <strong>IHK</strong>-Vollversammlung aus dem<br />
Heidekreis jetzt mit der Ersten Kreisrätin<br />
Helma Spöring in Bad Fallingbostel. „Der<br />
britische Truppenabzug, der Bevölkerungsrückgang<br />
und der Strukturwandel der <strong>Wirtschaft</strong><br />
stellen den ländlich strukturierten<br />
Heidekreis vor große Herausforderungen“,<br />
stellte Olaf Kahle, Präsident unserer <strong>IHK</strong>,<br />
fest. Mehr Transparenz, mehr Unternehmenskontakte<br />
und mehr Netzwerkarbeit<br />
Erste Kreisrätin Helma<br />
Spöring (vorn l.) empfing<br />
die Mitglieder der<br />
<strong>IHK</strong>-Vollversammlung aus<br />
dem Heidekreis (v.l.):<br />
Malte Röders, Sönke<br />
Feldhusen (<strong>IHK</strong>), Heinz<br />
Beier, Anke Tielker, Volker<br />
Meyer, Gesine Wischmann,<br />
Olaf Kahle, Hans-Jürgen<br />
Lange, Andreas Schröder.<br />
Mitglieder der <strong>IHK</strong>-Vollversammlung diskutierten mit Kreisrätin Spöring<br />
sind aus Sicht der Unternehmer wichtige<br />
Rezepte, die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung voranzubringen.<br />
Helma Spöring begrüßte den Vorstoß der<br />
Unternehmer: „Nur im Austausch und mit<br />
Unterstützung der <strong>Wirtschaft</strong> lassen sich<br />
die Standortbedingungen voranbringen.“<br />
Deshalb setze der Landkreis bei der Bewältigung<br />
der Konversion auf Beteiligung und<br />
auf den Sachverstand der regionalen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
<strong>IHK</strong> und Landkreis einigten sich<br />
darauf, ihre Zusammenarbeit zu vertiefen<br />
und gemeinsam die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
zu intensivieren. mw<br />
<strong>IHK</strong> initiiert<br />
Exportleiterkreis<br />
Über aktuelle außenwirtschaftliche Themen<br />
informieren können sich Unternehmensvertreter<br />
aller Branchen jetzt in einem<br />
neuen Forum: dem Exportleiterkreis unserer<br />
<strong>IHK</strong>. Das Gremium bietet Gelegenheit,<br />
zu diskutieren über Entwicklungen im Export-<br />
und Importbereich, Besonderheiten<br />
einzelner Auslandsmärkte oder Aspekte<br />
der Außenhandelsfinanzierung. Die Teilnehmer<br />
profitieren von Expertenvorträgen<br />
und den Erfahrungen anderer Mitglieder.<br />
Unternehmen sind herzlich eingeladen,<br />
im Exportleiterkreis mitzuwirken. Voraussetzung<br />
ist ein fester Ansprechpartner, der<br />
über gute Kenntnisse des Exportgeschäfts<br />
verfügt, beispielsweise Erfahrungen aus<br />
dem Exportvertrieb, der vertraglichen Abwicklung<br />
oder der Export- und Versandtechnik.<br />
Anhand dieser Kriterien entscheidet<br />
die <strong>IHK</strong> über die Aufnahme. Geplant<br />
ist, dass der Exportleiterkreis zunächst<br />
zweimal im Jahr zusammenkommt. hdm<br />
Weitere Informationen und Registrierung:<br />
Lars Heidemann, Tel. 04131 / 742-125<br />
heidemann@lueneburg.ihk.de<br />
www.ihk-lueneburg.de Dok.-Nr. 257181<br />
<strong>IHK</strong>-Personalentwicklungsberatung<br />
In kleinen und mittleren Unternehmen<br />
bleibt oft wenig Zeit, die Entwicklung der<br />
Mitarbeiter systematisch zu planen. Hier<br />
kann unsere <strong>IHK</strong> helfen:<br />
Das Team des ESF-Programms „Individuelle<br />
Weiterbildung in Niedersachsen (IWiN)“<br />
bietet neben einer Beratung zum Förderprogramm<br />
eine persönliche Erstberatung<br />
zur strategischen Personalentwicklung an.<br />
Sie erfahren, warum Personalentwicklung<br />
wichtig ist und welche Maßnahmen und<br />
Instrumente bei der Personalarbeit unterstützen<br />
können: zum Beispiel strukturierte<br />
Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbeurteilungen,<br />
geeignete Weiterbildung oder eine<br />
Karriere- und Nachfolgeplanung. Darüber<br />
hinaus informieren wir über Fördermittel<br />
für Weiterbildungen. dam<br />
www.ihk-lueneburg.de Dok.-Nr. 18421<br />
Ansprechpartner:<br />
Katja Dammann, Tel. 04131 / 742 -104,<br />
dammann@lueneburg.ihk.de<br />
Esther Dimitriadis, Tel. 04131 / 742-471,<br />
dimitriadis@lueneburg.ihk.de<br />
Dirk Schulze, Tel. 04131 / 742-133,<br />
schulze@lueneburg.ihk.de<br />
Personalentwicklung bei der<br />
Bauck GmbH & Co. KG<br />
„Der Familienbetrieb mit Sitz in Rosche<br />
wurde 1969 ursprünglich als Vermarktungsgesellschaft<br />
für den Vertrieb von Demeter-Erzeugnissen<br />
aus Norddeutschland<br />
gegründet. Die Gründer-Landwirte sind<br />
mittlerweile ausgeschieden, dafür sind jetzt<br />
Mitarbeiter die Gesellschafter. Das Unternehmen<br />
lebt von der Freude und dem Engagement<br />
jedes Einzelnen und der guten<br />
Zusammenarbeit aller. Jeder soll die Chance<br />
haben, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />
und des wirtschaftlich Machbaren<br />
zu entwickeln. Dieser Teil unseres Leitbilds<br />
spiegelt unsere Einstellung zur Personalentwicklung<br />
wider. Vor einem Jahr fingen wir<br />
an, unsere Personalabteilung aufzubauen.<br />
Schnell wurde deutlich, wie wichtig Personalentwicklung<br />
neben dem Recruiting, dem<br />
Gesundheitsmanagement, Weiterbildungen<br />
und auch der Verwaltung ist. Dabei hat uns<br />
die <strong>IHK</strong> mit vielen praktischen Tipps und<br />
ihrem Weiterbildungsangebot unterstützt.“<br />
Kerstin Gabers ist bei Bauck zuständig für den<br />
Bereich Personal. Das Unternehmen legt Wert<br />
darauf, dass sich jeder Mitarbeiter im Rahmen<br />
seiner Möglichkeiten weiter entwickeln kann.<br />
Fotos: Bauck, Andreas Tamme, Patrick Hamelmann<br />
34 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
<strong>IHK</strong> Sommertour<br />
Lernen wir uns kennen.<br />
Von Olaf Kahle<br />
Ihre <strong>IHK</strong> kommt zu Ihnen. Eigentlich ungewöhnlich.<br />
Nicht so bei uns. Wir möchten<br />
Sie gerne kennenlernen. Wir haben eine<br />
ganze Menge Angebote und können viel<br />
für Sie tun, damit Ihr Unternehmen noch<br />
erfolgreicher ist. Und das würde ich Ihnen<br />
gerne erzählen aber viel mehr: ich will Ihnen<br />
zuhören und möchte wissen, was wir<br />
für Sie tun können, damit Sie noch erfolgreicher<br />
sind. Und wo können wir das am<br />
besten machen, wenn nicht bei Ihnen in<br />
Ihrem Unternehmen. Ich freue mich auf<br />
Sie, auf Ihre Einladung und viele gute Gespräche.<br />
<strong>IHK</strong>-Report<br />
<strong>IHK</strong>-Präsident Olaf Kahle startet Tour zu Mitgliedern.<br />
Sie wollen Gastgeber bei der <strong>IHK</strong> Sommertour<br />
sein und mit <strong>IHK</strong>-Präsident Olaf Kahle persönlich<br />
sprechen? Laden Sie ihn ein per Mail<br />
an kahle@lueneburg.ihk.de. Oder verfolgen<br />
Sie die <strong>IHK</strong>-Sommertour im Internet unter<br />
www.ihk-lueneburg.de/sommertour.<br />
2500<br />
Referenzen<br />
sprechen eine<br />
deutliche Sprache<br />
Innovation aktuell<br />
Vom Klimakiller zum Rohstoff<br />
Eine Matratze oder ein Kühlschrank aus<br />
Kohlendioxid? Das könnte bald zu haben<br />
sein. Wie Kohlendioxid (CO2) als Rohstoff<br />
genutzt werden kann, wird in mehr als 30<br />
Verbundprojekten von Wissenschaft und<br />
<strong>Wirtschaft</strong> untersucht. Ziel ist es, CO2 aus<br />
Abgasen zu trennen und zu neuen Stoffen<br />
zu verarbeiten.<br />
Dok.-Nr. 257148<br />
Rohstoffeffizienz-Preis 2013<br />
Das Bundesministerium für <strong>Wirtschaft</strong> und<br />
Technologie prämiert Unternehmen mit<br />
nachhaltigen Ideen. Wer Produkte, Prozesse<br />
oder Dienstleistungen zu einem effizienten<br />
Umgang mit Rohstoffen und Material<br />
entwickelt, kann sich noch bis zum 24.<br />
September für den Deutschen Rohstoffinnovationspreis<br />
bewerben – und hat damit<br />
die Chance auf 10.000 Euro.<br />
Dok.-Nr. 256908<br />
Netzwerk für nachhaltiges <strong>Wirtschaft</strong>en<br />
Ressourcen schonen, wirtschaftlich handeln,<br />
die Umwelt schützen – darauf zielt<br />
das Netzwerk Rohstoffquelle:Produkt.<br />
Die Netzwerk-Partner unterstützen Unternehmen<br />
dabei, Produkte und Prozesse<br />
zu optimieren. Fragen zum Netzwerk<br />
Rohstoffquelle:Produkt beantwortet Jörg<br />
Schrickel vom Transferzentrum Elbe-Weser<br />
telefonisch unter 04141 / 787080.<br />
Dok.-Nr. 256744<br />
Hightech-Etiketten<br />
gegen Produktpiraterie<br />
Die Bundesanstalt für Materialforschung<br />
und -prüfung hat jetzt Etiketten aus Kunststoff<br />
entwickelt, die wirksamen Schutz<br />
gegen Produktfälscher bieten sollen: Sie<br />
können so programmiert werden, dass ein<br />
eingraviertes Logo vorübergehend unsichtbar<br />
ist oder verschlüsselt erscheint – und<br />
Produktfälscher dieses Sicherheitsmerkmal<br />
übersehen.<br />
Dok.-Nr. 256837<br />
Biosprit-Pflanze auf dem Prüfstand<br />
Forscher der Leuphana Universität Lüneburg<br />
haben jetzt die Anbausituation der<br />
Biospritpflanze Jatropha untersucht. Ergebnis:<br />
Noch sind die Erträge zu gering,<br />
um Jatropha-Öl als relevanten Rohstoff zu<br />
etablieren. Zum Erfolg führen könnte eine<br />
Kombination kleinbäuerlicher Strukturen<br />
mit professioneller Landwirtschaft.<br />
Dokument-Nr.: 256836<br />
Kupfer gegen Bakterien<br />
Wissenschaftler der Universitäten Bern<br />
und des Saarlands haben entdeckt, dass<br />
Bakterien bei direktem Kontakt mit Kupfer<br />
sterben. Diese Erkenntnis wird Materialforschern<br />
helfen, bakterienhemmende<br />
Beschichtungen zu entwickeln – etwa für<br />
Türklinken und Lichtschalter in Krankenhäusern,<br />
wo viele Keime lauern.<br />
Dokument-Nr. 256742<br />
Das individuelle<br />
Bau-System für<br />
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6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 35
Magazin<br />
Schmerzhafter<br />
Abschied<br />
Sie kamen nach dem Krieg, jetzt gehen sie wieder:<br />
Rund 10.000 britische Soldaten werden der<br />
Lüneburger Heide bis 2015 den Rücken kehren.<br />
Sie lassen tausende Gebäude, Wohnungen und<br />
Flächen zurück – und stellen den Landkreis<br />
Celle damit vor groSSe Herausforderungen.<br />
Von Grit Preibisch<br />
Serie: InfraStruktur im <strong>IHK</strong>-Bezirk<br />
Teil 2: Die Folgen des Truppenabzugs im Landkreis Celle<br />
„Infrastruktur – Wege für morgen“ heißt das Jahresthema der<br />
<strong>IHK</strong>-Organisation. In „<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ wollen wir diese Wege<br />
zeigen. Wir beschäftigen uns mit Straßen in der Region, mit<br />
der Nahversorgung im ländlichen Raum – und zeigen, wie ein<br />
Mangel an Infrastruktur erfinderisch machen kann. Diesmal<br />
widmen wir uns den Flächen und Gebäuden im Landkreis Celle,<br />
denen ab 2015 der Leerstand droht.<br />
36
Magazin<br />
Ende einer historischen Epoche: Seit dem Krieg sind die britischen<br />
Soldaten in Niedersachsen stationiert. Bald kehren sie in ihre Heimat<br />
zurück - und hinterlassen feudalen Wohnraum.<br />
37
NachMieter gesucht: Wer die<br />
britischen Kasernen, Lagerhallen und<br />
Sportanlagen in Zukunft nutzen wird,<br />
steht noch nicht fest.<br />
38 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Magazin<br />
Eine kleine Stadt in sich: Das Camp Bergen-Hohne liegt am östlichen<br />
Rand des Truppenübungsplatzes Bergen. 860 britische Soldaten und<br />
640 Dienstposten der Bundeswehr sind hier stationiert.<br />
Eine schmale Baumallee führt<br />
zum Schloss Bredebeck. Am<br />
Ende des Grüns leuchtet das<br />
weiß verputzte Gebäude im<br />
Sonnenlicht, bunte Blumen säumen<br />
den Vorplatz. Wie ein Märchenschloss<br />
empfängt der dreistöckige Bau in der<br />
Nähe des Truppenübungsplatzes Bergen<br />
seine Gäste. Bisher gingen hier vor allem<br />
Offiziere der britischen Armee ein und aus.<br />
Seit dem Krieg wohnten sie in dem herrschaftlichen<br />
Haus, umgeben von hohen<br />
Bäumen und ländlicher Idylle. Doch bald<br />
werden die Männer ausziehen. Sie lassen<br />
Schloss Bredebeck zurück – und auch ihre<br />
Kasernen, Verwaltungsgebäude, Lagerhallen<br />
und Schulen. Die Soldaten müssen<br />
dem Entschluss ihrer Regierung in London<br />
folgen: Bis 2015 werden rund 10.000 britische<br />
Armeeangehörige die Lüneburger<br />
Heide verlassen und nach Großbritannien<br />
zurückkehren. Für die Region ist der<br />
Truppenabzug das Ende einer historischen<br />
Epoche – und der Beginn eines Umdenkens.<br />
„Wir müssen uns neu erfinden“,<br />
sagt Rainer Prokop. Der CDU-Mann ist<br />
Bürgermeister der Stadt Bergen, die bald<br />
auf einen Schlag rund ein Drittel seiner<br />
9.200 Einwohner verlieren wird. „Auf uns<br />
kommen große Herausforderungen zu.“<br />
Mit den Briten gehen Kauf- sowie <strong>Wirtschaft</strong>skraft<br />
und rund 750 zivile Arbeitsplätze.<br />
Es bleiben viele Probleme – tausende<br />
leer stehende Wohnungen und riesige<br />
ungenutzte militärische Flächen.<br />
Allein in Bergen-Hohne in der Nähe von<br />
Celle verlassen die Briten mehrere hundert<br />
Gebäude. Das Camp ist mit einem<br />
langen Zaun abgeriegelt und eine in sich<br />
geschlossene Welt, in der die Briten eigene<br />
Ärzte und Frisöre, eigene Schwimmbäder<br />
und Kindergärten haben. „Das ist wie<br />
eine kleine Stadt“, sagt Heiko Schultz. Der<br />
Diplom-Geograf ist einer der Köpfe in der<br />
Projektgruppe KonRek. Die etwas sperrige<br />
Buchstabenkombination ist der Titel einer<br />
Nachnutzungsstudie, die sich das Land<br />
mehr als 200.000 Euro kosten lässt. Kon<br />
Rek steht für: Konversion und Regionalentwicklung<br />
in den Landkreisen Celle und<br />
Heidekreis. An der Projektarbeit sind die<br />
betroffenen Landkreise und Kommunen<br />
beteiligt, aber auch Experten aus Berlin<br />
und Hannover. Die Planungsbüros KoRiS<br />
(Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung)<br />
und FIRU (Forschungs- und<br />
Informations-Gesellschaft für Fach- und<br />
Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung)<br />
untersuchen Stärken und Schwächen<br />
der Region, beurteilen Chancen und<br />
Risiken. Dabei stellen sie sich genau die<br />
Fragen, die die Menschen vor Ort umtreiben:<br />
Was soll nach den Briten kommen?<br />
Wie können die ehemaligen Militärgebäude<br />
neu genutzt werden? Die KonRek-<br />
Projektgruppe will diese Fragen beantworten<br />
und Kommunen sowie Landkreisen<br />
Empfehlungen geben. Doch bis dahin ist<br />
der Weg lang. „Wir stehen erst am Anfang<br />
unserer Arbeit“, sagt Schultz: „Im Moment<br />
verschaffen wir uns einen Überblick über<br />
die Liegenschaften und sammeln Ideen.“<br />
Viele Gebäude der Soldaten sind gut erhalten.<br />
Die Briten haben in den vergangenen<br />
Jahrzehnten alte Gebäude saniert und<br />
neue Häuser gebaut. Sie pflegen die Bauten<br />
– sogar jetzt noch, wo der Abschied naht.<br />
Im Schloss Bredebeck erneuern Hand<br />
39
Magazin<br />
werker gerade den Boden eines Balkons.<br />
Auch die Eingangshalle erhält einen neuen<br />
Schliff. Einige Gebäude sind noch recht<br />
jung. Die Gloucester School, eine Schule<br />
für Kinder der Armeeangehörigen, ist zum<br />
Beispiel erst vor wenigen Jahren eingeweiht<br />
worden. „Alles in allem sind die meisten<br />
Gebäude in einem guten Zustand“, sagt<br />
Schultz. Dennoch steht jetzt schon fest:<br />
Die Suche nach neuen Nutzungsmodellen<br />
ist schwierig – selbst bei einem Juwel, wie<br />
Schloss Bredebeck. Wenige Meter von dem<br />
feudalen Haus im Grünen liegen Sprengplätze<br />
und Schießanlagen der Bundeswehr.<br />
Eine touristische Nutzung könnte schon<br />
allein daran scheitern. „Am besten heben<br />
wir den Bau an und setzen ihn woanders<br />
hin“, scherzt Heiko Schultz. Ein wenig Bedauern<br />
schwingt dabei mit: Viele der Bauten<br />
wären als einzelne Objekte sehr attraktiv,<br />
doch als Paket sind sie in der ländlich<br />
geprägten Region nur schwer vermittelbar.<br />
Aber es ist auch nicht unmöglich: Natalie<br />
Schmidt ist Mitarbeiterin des Planungsbüros<br />
KoRiS in Hannover – und organisiert<br />
Workshops sowie Foren in den Landkreisen<br />
Celle und Heidekreis, die sich um<br />
Konversionsfragen drehen. Sie ist Teil der<br />
KonRek-Projektgruppe und spricht mit<br />
Bürgern und Experten über die Zukunft,<br />
über Städte ohne britische Soldaten und<br />
leer stehende Gebäude. Die öffentlichen<br />
Veranstaltungen waren bisher sehr gut besucht.<br />
Allein bei Workshops in Bergen und<br />
Bad Fallingbostel waren jeweils mehr als<br />
einhundert Besucher. „Die Bürger wollen<br />
sich einbringen“, sagt Schmidt: „Das freut<br />
uns, denn nur gemeinsam können wir gute<br />
Ideen für eine Nachnutzung finden.“ In<br />
offenen Runden diskutieren sie über Probleme<br />
und Chancen. Lässt sich aus einer<br />
Barackensiedlung ein Paintball-Gelände<br />
machen? Ist die Gloucester School als<br />
Internat geeignet? Die Liste der Ideen ist<br />
lang. Fraglich ist nur, was sich davon umsetzen<br />
lässt. „Wir sammeln alle Anregungen<br />
und leiten daraus Möglichkeiten ab“, sagt<br />
Natalie Schmidt. Anfang des kommenden<br />
Jahres sollen die ersten Ergebnisse vorliegen<br />
– und im Idealfall in die Tat umgesetzt<br />
werden. Natalie Schmidt warnt allerdings<br />
vor zu hohen Erwartungen: „Ein Konversionsprozess<br />
wie im Landkreis Celle braucht<br />
Zeit – Jahre bis Jahrzehnte.“<br />
Viele Gebäude, ein Besitzer: Die<br />
britischen Anlagen gehören<br />
dem Bund. Die Bundesanstalt<br />
für Immobilienaufgaben<br />
(BImA) arbeitet mit den Kommunen<br />
zusammen, um Nutzungsmodelle<br />
zu entwickeln. Auch an der KonRek-Projektarbeit<br />
ist die Bundesanstalt beteiligt.<br />
„Grundsätzlich wollen wir uns von den<br />
Liegenschaften trennen“, sagt Sonja Richter,<br />
Mitarbeiterin der BImA: „Doch die<br />
Nachnutzung dieser riesigen Areale ist eine<br />
Herkulesaufgabe.“ Was im Großen schwie<br />
40 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Magazin<br />
Viele der Gebäude im Camp Bergen-Hohnen präsentieren sich Besuchern<br />
als attraktive Bauobjekte. Doch als Paket sind die Bauten in der<br />
ländlich geprägten Region nur schwer an Nachnutzer vermittelbar.<br />
rig ist, kann im Kleinen funktionieren. In<br />
Celle zeigt sich, was sich aus ehemaligen<br />
Kasernen machen lässt: In den Funktionsbauten<br />
befinden sich das Neue Rathaus sowie<br />
ein Jugend- und Kulturzentrum. In die<br />
Kaserne Scheuen wird in den kommenden<br />
Jahren die Landesfeuerwehrschule einziehen.<br />
„Mit ihren neuen Aufgaben gliedern<br />
sich die Gebäude wunderbar in unser<br />
Stadtbild“, sagt Dirk-Ulrich Mende, Oberbürgermeister<br />
der Stadt Celle. Seine Stadtplaner<br />
sind routiniert im Erarbeiten von<br />
Nachnutzungsplänen, will man meinen.<br />
„Doch wir stoßen langsam an unsere Grenzen.“<br />
Denn Celle muss wieder eine Kaserne<br />
umfunktionieren. Schon wieder. Seit<br />
dem vergangenen Jahr steht die Kaserne<br />
Hohe Wende leer. Bisher gibt es zwei Ideen<br />
für eine Nachnutzung: Das Holz-Zentrum<br />
Luhmann soll auf dem rund drei Hektar<br />
großen Sportplatz erweitert werden.<br />
Und der städtische Bauhof wird laut Plan<br />
Flächen erhalten. Für große Bereiche des<br />
Kasernengeländes fehlen allerdings noch<br />
Ideen – und Investoren.<br />
Die Briten hinterlassen neben<br />
Funktionsbauten auch viele<br />
Privatwohnungen. Allein in<br />
Celle werden rund 340 Häuser<br />
und Wohnungen frei. Die<br />
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
sucht bereits nach neuen Mietern. Zahlreiche<br />
Angebote sind schon öffentlich. „Vor<br />
allem die Reihenhäuser sind sehr gefragt“,<br />
sagt Dirk-Ulrich Mende: „Die Wohnungen<br />
werden sicher schnell Käufer finden.“ Weniger<br />
optimistisch blickt Rainer Prokop in<br />
die Zukunft. Der Bürgermeister von Bergen<br />
rechnet mit viel zu wenig Interessenten für<br />
den frei werdenden Wohnraum. Rund 840<br />
Wohnungen sind in Bergen an Soldaten<br />
und ihre Familien vermietet. Die meisten<br />
davon liegen im Stadtkern. Dazu kommen<br />
Siedlungen in Wohlde und Offen, die erst<br />
vor wenigen Jahren errichtet wurden. „Der<br />
Preisverfall bei den Mieten hat schon begonnen“,<br />
sagt Prokop: „Man bekommt passable<br />
Wohnungen bei uns bereits für 4,50<br />
Euro pro Quadratmeter.“ Für die Häuser,<br />
die die Briten erst vor kurzer Zeit gebaut<br />
haben, gebe es schon eine Liste von Interessenten.<br />
Doch was mit den alten Gebäuden<br />
passiert, ist ungewiss. Ein Teil muss vermutlich<br />
abgetragen werden. „Ohne Abriss<br />
wird es nicht gehen“, sagt Rainer Prokop:<br />
„Auf uns kommen harte Zeiten zu.“ n<br />
Fotos: Ulrich Loeper<br />
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6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 41
Ran an den Spargel<br />
Stressige Saison: Einer der größten Spargel-Bauern der Region<br />
pendelt zwischen Feld, Büro, Halle und Laden. Ein Besuch auf<br />
dem Hof Soltau. Von Sandra Bengsch<br />
Es ist einer dieser Momente, die er<br />
seit Wochen herbeigesehnt hat. Die<br />
Sonne scheint, Peter Soltau steht am<br />
Feldrand und blickt hinter einer dunklen<br />
Sonnenbrille auf die Früchte seiner Arbeit.<br />
Endlich, zwei Wochen später als üblich,<br />
denn es war zu lange zu kalt für Spargel.<br />
So direkt ist er unter der Plane auch jetzt<br />
nicht zu sehen, aber Peter Soltau weiß,<br />
dass er da ist. Und die Arbeiter, die sich<br />
langsam vom anderen Ende des Feldes<br />
nähern, wissen es noch besser: In farbigen<br />
Kisten schieben sie den frisch gestochenen<br />
Spargel kiloweise durch die langen Reihen.<br />
Niedersachsen ist das Bundesland mit der<br />
größten Spargelanbaufläche – 4.000 von<br />
deutschlandweit 20.000 Hektar liegen in<br />
Niedersachsen. Rund um den kleinen Ort<br />
Eicklingen bei Celle, wo Peter Soltau seinen<br />
Hof betreibt, ist es das immer gleiche<br />
Bild: Scheinbar endlose Spargelreihen unter<br />
schwarzer oder weißer Plane, fast alle<br />
gehören Peter Soltau. Dabei sei das mit<br />
dem Spargel früher wie mit einem Hofhund<br />
gewesen, sagt der 46-Jährige: „Der<br />
lief so mit, aber keiner hat sich groß darum<br />
gekümmert.“ Auf gerade einmal 18 Hektar<br />
wuchs das Edelgemüse, als er den Hof<br />
in Eicklingen bei Celle 1998 von seinen<br />
Eltern übernahm. Heute sind es rund 100<br />
Hektar – und längst ist der Spargel von der<br />
Neben- zur Hauptsache geworden.<br />
Zwar baut Soltau auch Zuckerrüben,<br />
Getreide und Heidelbeeren an, aber der<br />
Spargel sichert die Existenz des Betriebs.<br />
15 fest angestellte Mitarbeiter arbeiten das<br />
gesamte Jahr über auf Hof Soltau. Nur von<br />
April bis Juni ist alles anders. Sobald auf<br />
den Feldern die ersten Spargelköpfe durch<br />
die Erde stechen, stockt Peter Soltau seine<br />
Mitarbeiterzahl um mehr als das 20-fache<br />
auf: Weitere 250 Erntehelfer, überwiegend<br />
sind es Polen und Rumänen, ziehen für<br />
zwei Monate in die Wohncontainer hinter<br />
den Produktionshallen des Hofs. Bereits<br />
im Oktober schließt Soltau die Verträge<br />
mit den Männern und Frauen, die für einen<br />
garantierten Mindestlohn von 6,70<br />
Euro auf den Feldern Spargel stechen, ihn<br />
sortieren und verpacken. „Wir bieten Leistungszuschläge,<br />
wer gut ist, kann schnell<br />
auf 14 bis 15 Euro pro Stunde kommen“,<br />
sagt Soltau und blickt wieder auf das Feld,<br />
wo ein junger Mann sich vom Rest der<br />
Truppe gelöst hat.<br />
Aus seinem Handy dudelt ein elektronischer<br />
Dance-Hit, während der<br />
Arbeiter sich über den Spargelwall<br />
bückt und die schwarze Plane zur Seite<br />
schlägt. Mit den Fingern scharrt er die Erde<br />
um den Spargel zur Seite, sticht zu, zieht<br />
den Spargel heraus, schaufelt Erde nach<br />
und streicht sie glatt. Wieder und wieder.<br />
42 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Fotos: Ulrich Loeper, Andrey Starostin/shutterstock.com<br />
Dann schmeißt er die Stangen in die Kiste<br />
vor sich. Mit einem kurzen Blick auf die<br />
Kiste schätzt Peter Soltau die Erntemenge<br />
ab: „400 Kilo.“ Um sicherzugehen spricht<br />
er auf dem Feld meist auch kurz mit dem<br />
Vorarbeiter. „Ich brauche ja Input, um zu<br />
wissen, was ich verkaufen kann.“<br />
Rund 20 Tonnen sind es zurzeit pro Tag.<br />
Wenn die Ware vom Feld kommt, ist die<br />
erste Station auf dem Hof die Qualitätskontrolle.<br />
Unscheinbar sieht die aus, ein<br />
kurzes Laufband, daneben ein Computer<br />
samt Handscanner. Peter Soltau greift<br />
nach dem Gerät und erklärt, dass jedem<br />
Erntehelfer ein Code zugeordnet ist, der<br />
sich auch auf den Spargelreihen und den<br />
Erntekisten findet: „So können wir nach<br />
Der Spargel vom Hof Soltau ist<br />
im Landmarkt um die Ecke, aber<br />
auch in Frankreich zu haben.<br />
vollziehen, von welchem Feld der Spargel<br />
kommt und wer ihn gestochen hat.“ Bevor<br />
die Arbeiter auf dem Hof Soltau auf<br />
die Felder dürfen, werden sie an Holzstäben<br />
im Stechen geschult. Denn ganz so<br />
einfach sei das nicht, sagt der Chef. Jeder<br />
Zentimeter bedeute mehr Gewicht, und<br />
Ein letzter prüfender Blick: Peter Soltau (l.) will bei seinen Kunden<br />
mit Qualität punkten. Deshalb üben die Erntehelfer an Holzstäben,<br />
bevor sie auf dem Feld den echten Spargel stechen.<br />
mehr Gewicht bedeute mehr Geld. Außerdem<br />
schmecken die Stangen bitter, wenn<br />
sie versehentlich angestochen, aber noch<br />
nicht geerntet werden. Das verzeiht der<br />
Kunde nur selten. Und Peter Soltau will<br />
„mit Qualität punkten“.<br />
Einen Teil seiner Ware verkauft Peter<br />
Soltau im eigenen Landmarkt in Eicklingen<br />
und auf Wochenmärkten. Vor allem<br />
aber liefert er an Einzelhändler und an<br />
wenige Großmärkte. Täglich rollen etwa<br />
15 Lkw von Soltaus Hof nach Hannover,<br />
Braunschweig und <strong>Wolfsburg</strong>, nach Göttingen<br />
und Kassel und in zahlreiche Orte<br />
auf der Strecke, manchmal sogar bis in die<br />
Schweiz oder nach Frankreich.<br />
Die Konzernzentrale des Hofs Soltau<br />
liegt im Souterrain eines gelben<br />
Klinkerhauses, dem Wohnhaus der<br />
Inhaberfamilie, das neben den Produktionshallen<br />
des Hofes steht. Soltau pendelt<br />
jeden Tag zwischen Feld, Hofladen, Hal<br />
le und Büro. Sieht er sich eher als Unternehmer<br />
oder als Landwirt? Soltau grinst.<br />
„Ich würde mich als landwirtschaftlichen<br />
Unternehmer bezeichnen.“<br />
Es klingelt. Der landwirtschaftliche Unternehmer<br />
zieht sein Handy aus der Jackentasche.<br />
„Soltau.“ Schweigen. „Wie viel?“<br />
Wieder Schweigen. „Kriegen wir irgendwie<br />
hin.“ Ein Kunde hat seine Bestellung<br />
durchgegeben. Welche Menge er mal so<br />
eben nebenbei abgesetzt hat, will Peter Sol<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
43
Magazin<br />
tau nicht verraten. Er grinst wieder. „Viel.“<br />
Hinter Peter Soltau fährt ein Gabelstabler<br />
vorbei, schiebt den Spargel in gestapelten<br />
Kisten in eine Art Container. Die Eisdusche.<br />
Ein Grad kaltes Wasser läuft über<br />
das Gemüse, kühlt es ab, damit es lange<br />
frisch bleibt. „Im Grunde ist das Stechen<br />
wie Mord“, sagt Peter Soltau. „Die Pflanze<br />
reagiert auf diese Stresssituation mit hormonellen<br />
Veränderungen.“ Ohne Kühlung<br />
würden die Stangen sich violett färben.<br />
Das weiß Soltau mit der Eisdusche zu verhindern,<br />
denn: „Der Deutsche isst gern<br />
weißen Spargel.“<br />
Er dreht sich um und steuert auf eine<br />
riesige Halle zu. Die Maschinen im<br />
Raum zischen und puffen. An der<br />
Querseite rattert der Spargel dicht an dicht<br />
über ein Fließband, bevor er in einem Metallkasten<br />
verschwindet. „Darin ist eine<br />
Videokamera.“ Soltau schreit fast gegen<br />
den Lärm an und erklärt, dass jede Stange<br />
20 Mal gedreht und gefilmt wird, bevor sie<br />
nach Stärke, Farbe, Krümmung und Kopföffnung<br />
in zehn verschiedene Qualitätskategorien<br />
sortiert und anschließend auf<br />
Norm geschnitten wird. „Unser Spargel<br />
ist 22 Zentimeter lang, das wird mit den<br />
Marktpartnern abgestimmt.“<br />
Anders als beim Stechen läuft die Arbeit<br />
in der Halle größtenteils vollautomatisch.<br />
Geschälter Spargel ist beliebt.<br />
Der ist zwar etwas teurer, aber<br />
Service hat eben seinen Preis.<br />
Am Fließband stehen 15 Helfer, überwiegend<br />
sind es Frauen, die immer wieder<br />
einzelne Stangen aus- oder umsortieren.<br />
Rund 1.500 Kilo pro Stunde. Am Ende<br />
des Fließbands packen zwei Männer die<br />
Stangen in Kartons, stapeln die empfindliche<br />
Ware auf Paletten.<br />
Einige Meter weiter bekommt der Spargel<br />
seinen letzten Schnitt: In drei Reihen<br />
sammeln Metallgreife das weiße Gemüse<br />
vom Fließband, acht Messer gleiten senkrecht<br />
an den Stangen entlang. Geschälter<br />
Spargel liegt im Trend. In der Direktvermarktung<br />
sei inzwischen mindestens die<br />
Hälfte der Ware geschält, sagt Soltau.<br />
Wieder klingelt sein Handy. Ein Gastronom<br />
aus Hamburg, dem er verspricht, am<br />
folgenden Tag einige Kilo Spargel vorbei<br />
Zum Hof Soltau gehören ein Landmarkt, die<br />
Wohncontainer für die Saisonkräfte und die<br />
Hallen, in denen täglich etwa 20 Tonnen Spargel<br />
sortiert und verpackt werden.<br />
Fotos: Ulrich Loeper, picturepartners/shutterstock.com<br />
44<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Magazin<br />
zu bringen. „Kein Problem. Wir sind sowieso<br />
in Hamburg unterwegs.“<br />
Nervös blickt Soltau zur Uhr. Eigentlich<br />
wollte er längst wieder auf dem Feld sein.<br />
Je nach Marktlage müssen die Planen gedreht<br />
werden, auch das ist eine Philosophie<br />
für sich. Spargel braucht Wärme, um<br />
zu wachsen. „Mindestens zwölf Grad, damit<br />
überhaupt etwas passiert“, sagt Peter<br />
Soltau. Die Temperatur lässt sich über die<br />
Obwohl die Saison in diesem<br />
Jahr später angefangen hat, am<br />
24. Juni ist Schluss mit der Ernte.<br />
Plane regulieren: Scheint die Sonne nur<br />
wenig oder ist besonders viel Spargel gefragt,<br />
lässt der gelernte Agrartechniker die<br />
Folien auf schwarz drehen. Liegt die weiße<br />
Seite oben, verringert die Reflektion,<br />
dass sich die Erddämme erwärmen und<br />
der Spargel wächst langsamer. „Die ideale<br />
Temperatur liegt bei 20 Grad“, sagt Peter<br />
Soltau, „dann wächst eine Stange fünf bis<br />
sechs Zentimeter pro Tag.“ Schnelleres<br />
Wachstum bedeute auch ein Plus an Qualität,<br />
der Spargel werde zarter.<br />
Ob grün, weiß oder violett, Spargel braucht Wärme,<br />
um zu wachsen. Die ideale Temperatur liegt<br />
bei 20 Grad. Dann wächst eine Stange fünf bis<br />
sechs Zentimeter am Tag.<br />
Das hat seinen Preis: Je nach Qualität und<br />
Nachfrage zahlen Verbraucher 7 bis 13<br />
Euro pro Kilogramm. Doch bis das Gemüse<br />
in den Einkaufskörben landet, ist es<br />
ein langer Weg, der weit vor der Ernte auf<br />
dem Feld beginnt. Vom Saatkorn bis zur<br />
ersten Spargelstange braucht es zwei bis drei<br />
Jahre. Die Erntezeit ist kurz, im ersten Jahr<br />
maximal zehn Tage, im zweiten etwa vier<br />
Wochen. Erst im dritten Erntejahr kann<br />
der Spargel die ganze Saison über gestochen<br />
werden.<br />
Doch unabhängig davon, wann die Arbeiter<br />
erstmals auf die Felder ausschwärmen,<br />
am 24. Juni, dem Johannistag, ist traditionell<br />
Schluss mit der Spargelernte. Wegen<br />
des langen Winters rechnet die Landwirtschaftskammer<br />
2013 mit Ertragseinbußen<br />
für die Landwirte. Peter Soltau ist sich da<br />
aber nicht so sicher. „Abwarten“, sagt er<br />
und springt dann in seinen grünen Geländewagen.<br />
Noch ist die Saison nicht vorbei.<br />
Und es gibt viel zu tun. n<br />
Branchenspiegel<br />
Branchenspiegel<br />
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Spedition<br />
Englisch<br />
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Recht - <strong>Wirtschaft</strong><br />
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6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
45
Service<br />
Recht<br />
Der Pfändungsschutz stellt<br />
sicher, dass Schuldner auch bei<br />
einer Pfändung ihres Nettoeinkommens<br />
ihr Existenzminimum<br />
sichern können.<br />
Höhere Pfändungsfreigrenzen ab Juli<br />
Zum 1. Juli erhöhen sich die Pfändungsfreigrenzen<br />
für Arbeitseinkommen um 1,57<br />
Prozent. Die Freigrenze gibt an, welcher Teil<br />
des monatlichen Nettoeinkommens nicht<br />
gepfändet oder vom Arbeitgeber einbehalten<br />
werden darf. Der unpfändbare Grundbetrag<br />
liegt ab Juli bei monatlich 1.045,04 Euro<br />
(bisher 1.028,89 Euro). Ist der Schuldner<br />
gegenüber weiteren Personen unterhaltspflichtig,<br />
erhöht sich der Grundbetrag monatlich<br />
um 393,30 Euro für die erste Person<br />
und um jeweils 219,12 Euro für die zweite<br />
bis fünfte Person – insgesamt also maximal<br />
auf 2.314,82 Euro. Alle zwei Jahre passt das<br />
Justizministerium die Pfändungsfreigrenzen<br />
an die Entwicklung der Einkommens- und<br />
der Lebenshaltungskosten an.<br />
Insbesondere folgende Einkünfte können<br />
weiterhin nicht gepfändet werden (§ 850a<br />
Zivilprozessordnung):<br />
• Die Hälfte der Vergütung für Mehrarbeitsstunden<br />
• Urlaubszuwendungen, Zuwendungen aus<br />
Anlass eines besonderen Betriebsereignisses<br />
und Treugelder, soweit sie im Rahmen<br />
des Üblichen liegen<br />
• Aufwandsentschädigungen, Auslösungsgelder<br />
und sonstige soziale Zulagen für<br />
auswärtige Beschäftigungen, Entgelte<br />
für selbst gestelltes Arbeitsmaterial, Gefahrenzulagen<br />
sowie Schmutz- und Erschwerniszulagen,<br />
soweit diese Bezüge<br />
im Rahmen des Üblichen liegen<br />
• Weihnachtsvergütungen bis zur Höhe<br />
der halben Monatsvergütung, höchstens<br />
jedoch 500 Euro<br />
• Beiträge des Arbeitgebers zur betrieblichen<br />
Altersversorgung an eine Pensionskasse<br />
In Ausnahmefällen kann das Vollstreckungsgericht<br />
von diesen Regelungen abweichende<br />
pfändbare Beträge anordnen.<br />
Welcher Betrag im Einzelfall unpfändbar<br />
ist, lässt sich auf der Website des Justizportals<br />
Nordrhein-Westfalen berechnen:<br />
www.justiz.nrw.de (Bürgerservice, Infomaterial/Hilfen,<br />
Berechnung des Pfändungsfreibetrags).<br />
ki<br />
Entbehrliche Arbeitskraft rechtfertigt Kündigung<br />
Kündigt ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer<br />
aus betriebsbedingten Gründen, setzt<br />
das voraus, dass der Weiterbeschäftigungsbedarf<br />
voraussichtlich dauerhaft entfallen<br />
ist. Das entschied das Landesarbeitsgericht<br />
Düsseldorf im Fall eines Verkaufsingenieurs<br />
bei einem weltweit tätigen industriellen<br />
Projektanlagenentwickler (Urteil vom 21.<br />
August 2012, Az. 8 Sa 574/12). Der Arbeitgeber<br />
hatte dem Ingenieur mit der Begründung<br />
gekündigt, eine Sachbearbeiterposition<br />
entfalle, weil ein Geschäftsbereich<br />
geschlossen werde.<br />
Das Gericht erläuterte seine Entscheidung<br />
so, dass eine Kündigung nur dann durch<br />
betriebliche Erfordernisse bedingt sei, wenn<br />
der Weiterbeschäftigungsbedarf voraussichtlich<br />
dauerhaft entfalle. Auf Grundlage<br />
einer betrieblichen Disposition müsse der<br />
Arbeitgeber mehr Arbeitnehmer beschäftigen<br />
als zur Erledigung der anfallenden<br />
Arbeiten dauerhaft zu erwarten sei. Das Gericht<br />
habe die unternehmerische Entscheidung<br />
zwar nicht auf sachliche Rechtfertigung<br />
oder Zweckmäßigkeit hin zu prüfen,<br />
wohl aber daraufhin, ob die Entscheidung<br />
tatsächlich getroffen und umgesetzt worden<br />
ist – und dadurch der Beschäftigungsbedarf<br />
für den betroffenen Arbeitnehmer entfällt.<br />
Beschränke sich die Entscheidung im Wesentlichen<br />
auf die Personaleinsparung, sei<br />
sie vom Kündigungsentschluss nicht zu unterscheiden.<br />
Dann müsse der Arbeitgeber sie<br />
hinsichtlich ihrer organisatorischen Durchführbarkeit<br />
und zeitlichen Nachhaltigkeit<br />
verdeutlichen. Dazu habe er die Folgen der<br />
unternehmerischen Vorgaben und Planungen<br />
auf das erwartete Arbeitsvolumen mit<br />
einer schlüssigen Prognose darzustellen und<br />
zu erläutern, wie die anfallenden Arbeiten<br />
von dem verbliebenen Personal erbracht<br />
werden können.<br />
Im vorliegenden Fall habe der Arbeitgeber<br />
nicht hinreichend dargelegt, dass das Arbeitsvolumen<br />
derart reduziert werde, dass<br />
die Arbeitskraft des Arbeitnehmers entbehrlich<br />
sei.<br />
Praxistipp: Liegt bei einer betriebsbedingten<br />
Kündigung die unternehmerische Entscheidung<br />
im Abbau einer einzelnen Position, ist<br />
nicht anzunehmen, dass die Entscheidung<br />
sachlich begründet ist. Der Arbeitgeber muss<br />
in diesem Fall darlegen, in welchem Umfang<br />
und aufgrund welcher Dispositionen bisherige<br />
Tätigkeiten in Zukunft entfallen und<br />
wie das übrige Personal den verbleibenden<br />
Arbeitsbedarf regulär erledigen kann. bs<br />
46 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Börsen<br />
Service<br />
Fotos: leedsn/shutterstock.com, Joachim Wendler/shutterstock.com<br />
Unternehmensnachfolgebörse<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>IHK</strong> unterstützt Existenzgründer bei<br />
der Suche nach übernahmefähigen Betrieben<br />
und Betriebsinhaber bei der Suche nach geeigneten<br />
Nachfolgern. Sie können Angebote<br />
und Nachfragen entweder als Textentwurf bei<br />
uns einreichen oder direkt im Internet unter<br />
www.nexxt-change.org eingeben, einer bundesweiten<br />
Nachfolgebörse. Die Chiffre-Veröffentlichung<br />
in „<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ und im<br />
Internet ist unentgeltlich. Zuschriften leiten<br />
wir unter Wahrung der Anonymität der Inserenten<br />
weiter. Dok.-Nr. 19476<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Gudrun Braun<br />
Tel. 04131 – 742-139, -239 (Fax)<br />
braun@lueneburg.ihk.de<br />
Bei Inseraten aus <strong>IHK</strong>-Börsen gelten die<br />
Bedingungen der jeweiligen Börse<br />
ANGEBOTE<br />
LG-A-13-1004 – Nachfolger für Gartencenter<br />
im südlichen Umfeld von Hamburg<br />
gesucht. Seit 37 Jahren stetig gewachsenes<br />
Gartencenter in kaufkräftigem Umfeld im<br />
südlichen „Speckgürtel“ von Hamburg<br />
(zentrale, gut erreichbare Lage) möchte<br />
seinen Erfolgsweg fortsetzen. Die Daten<br />
im Detail: Verkaufsbaumschule mit zwei<br />
Gewächshäusern (wahlweise beheizt) für<br />
Saisonpflanzen, Zimmerpflanzen, Hardware,<br />
ausreichend Parkplätze. Gesamtverkaufsfläche:<br />
5.500 qm, davon 1.200 qm<br />
Verkaufsgewächshäuser und Freiflächen.<br />
Breites, ausgewogenes Sortiment von traditionell<br />
über Neuheiten bis Raritäten,<br />
Dekotrends für Haus und Garten, Zubehör<br />
und Pflanzenschutz, Dünger und Geschenkartikel,<br />
In- und Outdoor-Hartwaren.<br />
Großes Dienstleistungsspektrum: Gartenplanung,<br />
Pflanzlisten, Neu- und Umgestaltung,<br />
Pflanz- und Pflegearbeiten, Gala-Bau.<br />
LG-A-13-1016 – Traditionsreiche Gartenbaumschule<br />
mit eigenem Brunnen aus<br />
Altersgründen zu verkaufen. Die Gartenbaumschule<br />
wurde 1968 gegründet und seit<br />
1985 in zweiter Generation weitergeführt.<br />
Das Leistungsspektrum umfasst die Gartengestaltung<br />
und den Einzelhandel eines sehr<br />
umfassenden Sortiments an Beet- und Balkonpflanzen,<br />
Stauden, Gehölze, Zubehör<br />
und Deko-Artikel. Der hohe Bekanntheitsgrad<br />
und große Kundenstamm spiegeln<br />
sich in den guten wirtschaftlichen Zahlen<br />
wider. Das Unternehmen bietet ein sehr<br />
hohes Entwicklungspotenzial, gerade auch<br />
im gehobenen Privatkundensegment. Die<br />
gesamte Grundstücksfläche beträgt 2,5 ha,<br />
die darauf stehende Immobilie, Wohnhaus<br />
mit vier Wohneinheiten (Grundfläche 450<br />
qm) und dem Verkaufsgewächshaus (140<br />
qm) erlauben eine Außenausstellungs fläche<br />
von 2 ha. Zu verkaufen aus Altersgründen.<br />
Eine Einarbeitungs- und Übergabezeit wird<br />
zugesichert. Ein Unternehmens exposé<br />
steht zur Einsicht zur Verfügung.<br />
LG-A-13-1022 – Gut etabliertes, breit aufgestelltes<br />
Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
und erfolgreiche Immobilienfirma mit<br />
festem Kunden- und Mitarbeiterstamm,<br />
15-jähriger Marktpräsenz am Standort,<br />
TOP-CI und eingetragener Marke im Süden<br />
von Hamburg zu verkaufen. Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
und Immobilienfirma<br />
mit Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit<br />
in der Vermittlung von Altersvorsorgeprodukten,<br />
Versicherungen, Geldanlagen<br />
und Immobilienverkauf und -vermietung<br />
an Eigennutzer und Kapitalanleger sowie<br />
Baufinanzierungsservice. Die Unternehmen<br />
zeichnen sich durch ihren soliden<br />
Standort seit 15 Jahren, ihre festen und<br />
langjährigen Stamm- und Bestandskunden<br />
sowie Mitarbeiter aus. Hervorragende<br />
Geschäftsbe ziehungen zu Produktpartnern<br />
mit Topkonditionen sowie sehr gutes Netzwerk<br />
gehören selbstverständlich dazu.<br />
NACHFRAGEN<br />
LG-N-13-206 – Lüneburger Unternehmen<br />
(Dienstleistung und Industrie) sucht weitere<br />
Unternehmen zum Kauf, zur Über-<br />
nahme oder zur aktiven Beteiligung. Als<br />
mittelständische Unternehmensgruppe<br />
suchen wir im Rahmen unserer Wachstumsstrategie<br />
solide Unternehmen (ohne<br />
direkte Branchenvorstellung, sehr gerne<br />
Handel oder Industrie) mit dem Ziel der<br />
Mehrheitsbeteiligung oder Übernahme.<br />
Der Umsatz sollte höher als 1,5 Mio. Euro<br />
sein und bei guter Profitabilität liegen. Wir<br />
stellen uns ein gesundes Unternehmen vor,<br />
welches mehrjährig operative Gewinne<br />
ausweist sowie keine vorhersehbaren Risiken<br />
oder Gewährleistungsansprüche in<br />
den Büchern hat. Niedrige Gewinne sind<br />
dann akzeptabel, wenn kurzfristig Chancen<br />
zur Verbesserung bestehen. Wir bieten – neben<br />
den Vorteilen einer finanzstarken Muttergesellschaft<br />
und sehr guten Kontakten<br />
zu finanzierenden Instituten – einschlägige<br />
Managementerfahrung. Unser Engagement<br />
ist langfristig ausgerichtet und bezieht das<br />
vorhandene Management ein. Der Preis<br />
ist Verhandlungssache, wobei Renten und<br />
Teilzahlungsbeträgen gestaffelt nach Erfolg<br />
der Vorzug gegeben wird. Folgende Punkte<br />
machen ein Unternehmen weniger interessant<br />
bzw. stellen bei entsprechender<br />
Ausprägung ein Ausschlusskriterium dar:<br />
(Reine) Automobilzulieferer, hohe Umsatzanteile<br />
(vor allem 50 Prozent oder mehr)<br />
mit einem oder zwei Großkunden.<br />
LG-N-13-207 – Ehepaar sucht eine kleine bis<br />
mittelständische Immobilienfirma / Hausverwaltung<br />
im Raum Winsen/Lüneburg/<br />
Uelzen/<strong>Wolfsburg</strong> zur Übernahme als Unternehmensnachfolger.<br />
Einarbeitung in der<br />
Einstiegsphase erwünscht. Die Übernahme<br />
von Personal, Geschäftsinventar, Geschäftsräumen<br />
ist möglich.<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
47
<strong>Unsere</strong><br />
<strong>Wirtschaft</strong><br />
Herausgeber:<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
Lüneburg-<strong>Wolfsburg</strong><br />
Am Sande 1, 21335 Lüneburg<br />
Telefon: 04131 / 742-0, -180 (Fax)<br />
E-Mail: redaktion@lueneburg.ihk.de<br />
Internet: www.ihk-lueneburg.de<br />
<strong>IHK</strong>-Geschäftsstelle Celle<br />
Sägemühlenstraße 5, 29221 Celle<br />
Telefon: 05141 / 9196-0, -54 (Fax)<br />
E-Mail: service-ce@lueneburg.ihk.de<br />
<strong>IHK</strong>-Geschäftsstelle <strong>Wolfsburg</strong><br />
Am Mühlengraben 22-24<br />
38440 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Telefon: 05361 / 2954-0, -54 (Fax)<br />
E-Mail: service-wob@lueneburg.ihk.de<br />
Service<br />
<strong>Wirtschaft</strong>stermine<br />
Impressum / Termine<br />
Beratungen, Seminare und<br />
Lehrgänge finden in unserer Hauptgeschäftsstelle<br />
in Lüneburg statt,<br />
aber auch in den Geschäftsstellen<br />
in Celle und <strong>Wolfsburg</strong>.<br />
Verantwortlich:<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Michael Zeinert<br />
Chefredaktion:<br />
Markus Mews, Christina Kohl<br />
Sandra Bengsch, Grit Preibisch<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Sukau<br />
Grafik:<br />
zwei:c communication<br />
Doormannsweg 22<br />
20259 Hamburg<br />
Telefon: 040 / 414 33 38-0<br />
info@zwei-c.com<br />
www.zwei-c.com<br />
Verlag:<br />
Hamburger Buch- und<br />
Zeitschriftenverlag GmbH<br />
Doormannsweg 22<br />
20259 Hamburg<br />
Telefon: 040 / 414 33 38-30<br />
Telefon: 040 / 414 33 38-18<br />
anzeigen@hbzv.com<br />
Anzeigenleitung:<br />
Henner Schulz-Karstens<br />
Telefon: 040 / 414 33 38-13<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Alexandra Clavier<br />
Telefon: 040 / 414 33 38-28<br />
Anzeigenschluss:<br />
ca. 1. des Vormonats<br />
Gültiger Anzeigentarif:<br />
Mediadaten 1. Januar 2013<br />
Druck: Neef + Stumme premium<br />
printing GmbH & Co. KG, Wittingen<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> ist das offizielle<br />
Organ der <strong>IHK</strong> Lüneburg-<strong>Wolfsburg</strong>.<br />
Der Bezug von <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen<br />
Beitragspflicht als Mitglied der <strong>IHK</strong>.<br />
Erscheinungsdatum: 4. Juni 2013<br />
Erscheinungsweise:<br />
11 Ausgaben<br />
(Doppelausgabe Juli /August)<br />
64. Jahrgang, Verbreitete<br />
Auflage im 4. Quartal 2012: 36.683<br />
Exemplare<br />
ISSN 1439-829X<br />
Namentlich oder mit Initialen gekennzeichnete<br />
Artikel geben nicht unbedingt<br />
die Auffassung der <strong>IHK</strong> wieder.<br />
Ort Datum Titel Anmeldung<br />
www.ihk-lueneburg.de Dok.-Nr.<br />
Professorengespräch, Termine auf Anfrage 04131 / 742-142 14621<br />
Innovationsaudit, Termine auf Anfrage 04131 / 742-142 22294<br />
Lüneburg 6.6. NBank-Sprechtag 04131 / 742-125 15135348<br />
Lüneburg 6.6. Gründungskompass Lüneburg 04131 / 742-139 5714<br />
Lüneburg 19.6. Ist Erfolg wirklich planbar? 04131 / 742-139 15142852<br />
<strong>Wolfsburg</strong> 20.6. Patent- und Markenberatungstag 04131 / 742-142 6259<br />
<strong>Wolfsburg</strong> 25.6. NBank-Sprechtag 04131 / 742-125 15135348<br />
Lüneburg 27.6. <strong>IHK</strong>-Beratungssprechtag für Existenzgründer 04131 / 742-139 26557<br />
(vormittags)<br />
<strong>IHK</strong>-Steuerberatersprechtag für Existenzgründer 04131 / 742-139 17629<br />
(nachmittags)<br />
Lüneburg 2.7. Runder Tisch für Innovationsförderung 04131 / 742-142 14623<br />
Lüneburg 3.7. Patent- und Markenberatungstag 04131 / 742-142 6259<br />
Lüneburg 4.7. NBank-Sprechtag 04131 / 742-125 15135348<br />
Verden 18.7. Patent- und Markenberatungstag 04141 / 524-190 www.stade.ihk24.de<br />
Lüneburg 25.7. <strong>IHK</strong>-Beratungssprechtag für Existenzgründer 04131 / 742-139 26557<br />
(vormittags)<br />
<strong>IHK</strong>-Steuerberatersprechtag für Existenzgründer<br />
(nachmittags)<br />
04131 / 742-139 17629<br />
<strong>IHK</strong>-Seminare und -Lehrgänge<br />
Ort Datum Titel Preis (für Mitglieder)<br />
Ansprechpartnerin: Christina Möller, Tel. (04131) 742-163; Fax: (04131) 742-263, www.ihk-lueneburg.de/weiterbildung<br />
Online ab 2.7. Ausbildung der Ausbilder 495 Euro<br />
<strong>Wolfsburg</strong> ab 12.8. Geprüfte/-r <strong>Wirtschaft</strong>sfachwirt/-in 3.900 (3.575) Euro<br />
Lüneburg 14.8. Geprüfte/-r Betriebswirt/-in 4.470 (4.100) Euro<br />
Lüneburg 16.8. Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Versicherungen und Finanzen 3.360 (3.080) Euro<br />
Lüneburg 19.8. Buchführung für Auszubildende aus dem Handel 150 (130) Euro<br />
Lüneburg 19.8. Verkaufen, beraten und überzeugen –<br />
175 (165) Euro<br />
Modul 5 des <strong>IHK</strong>-Azubitrainings<br />
Lüneburg 19.8. Stilvoll und souverän im Berufsalltag 280 (260) Euro<br />
Celle 21.8. Verkaufen mit Persönlichkeit – typgerecht und zielorientiert 280 (260) Euro<br />
<strong>Wolfsburg</strong> ab 26.8. Ausbildung der Ausbilder 530 (490) Euro<br />
Lüneburg 26.8. Einführung von Controlling in Klein- und Mittelbetrieben –<br />
280 (260) Euro<br />
Teil 1: Werkzeuge<br />
Lüneburg 27.8 Einführung von Controlling in Klein- und Mittelbetrieben –<br />
280 (260) Euro<br />
Teil 2: Unternehmensplanung<br />
Lüneburg ab 29.8 Ausbildereignung (Abendlehrgang) 530 (490) Euro<br />
Lüneburg 29./30.8. Buchführung für Freiberufler und Kleingewerbetreibende 310 (280) Euro<br />
Stade ab 2.9. <strong>IHK</strong>-Fachkraft für Faserverbundwerkstoffe (Zertifikatslehrgang) 1.598 Euro<br />
Lüneburg ab 9.9. Recht in der Personalarbeit (Zertifikatslehrgang) 210 (188) Euro<br />
Wir weisen darauf hin, dass verschiedene Lehrgänge, die auf <strong>IHK</strong>-Prüfungen vorbereiten, auch von anderen<br />
Veranstaltern angeboten werden. Anschriften erhalten Sie bei unserer <strong>IHK</strong>.<br />
48 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Bücher<br />
Service<br />
Das sollten Sie lesen<br />
Empfehlungen von Jan Orthey,<br />
Inhaber von Lünebuch –<br />
Buchhandlung am Markt<br />
(www.luenebuch.de)<br />
Daron Acemoglu,<br />
James A. Robinson<br />
Warum Nationen scheitern<br />
Die Ursprünge von Macht,<br />
Wohlstand und Armut<br />
Fotos: Andreas Tamme, Hans-Jürgen Wege<br />
Robert und Edward Skidelsky<br />
Wie viel ist genug?<br />
Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie<br />
des guten Lebens<br />
Ein <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftler und ein Philosoph<br />
widmen sich der Frage, wie führende<br />
Denker von der Antike bis ins 21. Jahrhundert<br />
über Reichtum und über ein<br />
erfülltes Leben jenseits der Arbeit nachgedacht<br />
haben. Die Autoren benennen Sicherheit,<br />
Respekt und Muße als „Basisgüter“, auf<br />
denen eine Ökonomie des guten Lebens<br />
aufbauen muss. Vor allem aber machen sie<br />
Mut, <strong>Wirtschaft</strong> wieder neu zu denken: als<br />
moralisches Handeln von Menschen, die in<br />
Gemeinschaften leben. <strong>Wirtschaft</strong>swachstum<br />
ist das alte und neue Zauberwort, mit<br />
dem sich angeblich jede Krise lösen lässt.<br />
Aber Wachstum ist kein Selbstzweck und<br />
die <strong>Wirtschaft</strong> soll dem Menschen dienen.<br />
Entstanden ist ein Buch zur großen Frage:<br />
Was macht ein gutes Leben aus? Provokant<br />
formuliert. Brillant geschrieben.<br />
ISBN 978-3-88897-822-7, 19,95 Euro,<br />
Verlag Antje Kunstmann<br />
Wolfgang Kaes<br />
Das Gesetz der Gier<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und Kriminalität: In dieser Kombination<br />
geht es in Wolfgang Kaes‘ neuem Krimi<br />
wahrhaft mörderisch zu. In Istanbul sterben<br />
unzählige junge Arbeiter an Staublunge.<br />
Alle waren mit der Produktion von Designer-<br />
Jeans beschäftigt. Ein türkischer Arzt, der die<br />
Männer behandelte, macht sich nach Köln<br />
auf. Er will mit dem Auftraggeber sprechen.<br />
Vierundzwanzig Stunden später ist er tot.<br />
Auch in der Modebranche gilt das Gesetz der<br />
Gier. Es geht um Profit: Die Ware muss billig<br />
produziert werden. Am Beispiel eines Textilunternehmens<br />
zeigt der Journalist Wolfgang<br />
Kaes, wie in der Industrie Kosten minimiert<br />
und Gewinne maximiert werden – und wie<br />
dabei unschuldige Menschen gnadenlos auf<br />
der Strecke bleiben.<br />
ISBN 978-3-570-01122-5, 19,99 Euro,<br />
C. Bertelsmann Verlag<br />
Ein zukünftiger Klassiker, von sechs <strong>Wirtschaft</strong>snobelpreisträgern<br />
empfohlen: Die<br />
Autoren stellen drei grundlegende Fragen.<br />
Erstens: Warum sind einige Nationen reich<br />
und andere arm? Zweitens: Wodurch entsteht<br />
Ungleichheit? Und drittens: Wie soll<br />
man der Ungleichheit begegnen? Der Starökonom<br />
Daron Acemoglu und der<br />
Politologe James Robinson geben schlüssige<br />
Antworten. Sie zeigen, mit welcher Macht<br />
die Eliten und ihre Insti tutionen sämtliche<br />
Regeln zu ihren Gunsten manipulieren – und<br />
das zum Schaden Einzelner.<br />
„Warum Nationen scheitern“ ist ein spannendes<br />
und faszinierendes Plädoyer dafür, dass<br />
Geschichte und Geografie kein Schicksal<br />
sind. Außerdem ist das Buch ein überzeugendes<br />
Beispiel, dass die richtige Analyse der<br />
Vergangenheit neue Wege zum Verständnis<br />
unserer Gegenwart und neue Perspektiven<br />
für die Zukunft eröffnet.<br />
ISBN 978-3-10-000546-5, 24,99 Euro, Fischer Verlag<br />
Sie sind ebenfalls Buchhändler<br />
und möchten Ihre Literaturtipps<br />
gern unseren Lesern weitergeben?<br />
Melden Sie sich bei uns:<br />
redaktion@lueneburg.ihk.de<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
49
Service<br />
Der Fischotter ist selten<br />
geworden in Mitteleuropa.<br />
Im Otterzentrum Hankensbüttel<br />
können Besucher die<br />
Tiere hautnah erleben.<br />
Jubiläumsjahr im<br />
Otterzentrum Hankensbüttel<br />
Mehr als zwei Millionen Menschen kennen sie schon, die<br />
Fischotter, Dachse, Baum- und Steinmarder, Hermeline,<br />
Iltisse, Frettchen, Nerze, Minke und Otterhunde auf dem<br />
rund 60.000 Quadratmeter großen Gelände am Isenhagener<br />
See – und in diesem Jahr lohnt sich ein Besuch in Hankensbüttel<br />
besonders: Der europaweit einzigartige Park feiert<br />
seinen 25. Geburtstag. Geplant sind unter anderem ein<br />
Erlebnisrundgang (22. Juni), ein Sommerfest (17. August)<br />
und ein Fischotter-Seminar (21. September).<br />
Während der Sommerferien gibt es ein spezielles<br />
Kinderprogramm. www.otterzentrum.de<br />
Tierisch sportlich,<br />
grün und weinselig:<br />
So zeigt sich die<br />
Region im Juni<br />
die Weltspitze<br />
reitet in Luhmühlen<br />
Turnier vom 13. bis 16. Juni<br />
Vier Sterne und jede Menge Stars: Fast alle Mitglieder des deutschen<br />
Championats kaders – unter anderem Ingrid Klimke, Andreas Dibowski<br />
und Bettina Hoy – und internationale Vielseitigkeitsreiter haben sich für das<br />
Turnier in der Westergellerser Heide angekündigt. Die Strecke an der Grenze<br />
zwischen den Landkreisen Lüneburg und Harburg soll auch in diesem Jahr wieder<br />
anspruchsvoll sein: „A cross-country course is not a walk in the park“, meint der<br />
Course-Designer-Captain Mark Phillips – für die Reiter bedeutet dieses Motto viele<br />
neue Aufgaben, für die Zuschauer sicher keine Langeweile. Mit einer erfolgreichen<br />
Teilnahme in Luhmühlen empfehlen sich Reiter und Pferde auch für die<br />
Europameisterschaft im schwedischen Malmö. Tageskarten kosten zwischen zehn<br />
und dreißig Euro. www.luhmuehlen.de<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 6/2013
Service<br />
Offene Gärten im Wendland<br />
am 8. und 9. Juni<br />
Zweimal im Jahr lassen Privatpersonen im Wendland Besucher in<br />
ihre Gärten: in den geheimen Garten in Beseland und den<br />
barocken Garten in Künsche, in die Duft- und Wandelgärtnerei in<br />
Bergen / Dumme und in den Feldsteingarten in Luckau.<br />
Offen sind sie zwischen 11 und 18 Uhr. www.gartenraeume.eu<br />
Wissenschaft trifft<br />
Comedy: Konrad Stöckel<br />
untersucht am 21. Juni<br />
phantastische Phänomene.<br />
Fotos: Lighttraveler/shutterstock.com, Peter Waters/shutterstock.com, Zaretska Olga/shutterstock.com, Otterzentrum, privat, Thomas Ix<br />
landKULT<br />
im Sommer<br />
vom 19. bis 23. Juni<br />
auf dem Obsthof Lehmbeck<br />
am Hoopter Elbdeich<br />
19. Juni: Barbara Ruscher<br />
„Panierfehler – Ein Fischstäbchen packt aus“<br />
20. Juni: Jane Comerford „This Is Me“<br />
21. Juni: Konrad Stöckel<br />
„Weltwunder der Wissenschaft”<br />
22. Juni: Katinka Springborn<br />
„Das Gespenst von Canterville“<br />
22. und<br />
23. Juni: Theater-Workshop für Kinder und<br />
Jugendliche mit Deed Knerr<br />
23. Juni: Vernissage der Ausstellung von<br />
Sabine Hartmann und Sieglinde Hartmann<br />
23. Juni: Loriot-Sketche mit der<br />
landKULT-Schülertheatergruppe<br />
23. Juni: Kindertheater „Gib her!“<br />
23. Juni: Erich-Kästner-Abend mit<br />
Dagmar Dreke und Cat Lustig<br />
www.landkult.jimdo.com<br />
Edle Tropfen kosten<br />
Gerade reifen noch die Trauben, schon geht es los mit den<br />
ersten Weinfesten – zumindest in unseren weinbergfernen<br />
Breiten. Noch bis zum 8. Juni findet der 40. Weinmarkt<br />
rund um die Uelzener St.-Marien-Kirche statt, vom<br />
28. bis 30. Juni wird am Schlossplatz in Winsen /<br />
Luhe ausgeschenkt, vom 4. bis 6. Juli in der<br />
Gifhorner FuSSgängerzone und vom<br />
24. bis 28. Juli in der Celler Altstadt.<br />
Na dann: Wohlsein!<br />
Stadtfest<br />
Mehr als 1.000 Musiker und Sportler treten zwischen dem<br />
14. und dem 16. Juni auf den Bühnen in der Lüneburger Innenstadt<br />
auf, in den Straßen soll ein Kleinkunstfestival steigen und im<br />
Innenhof der früheren Musikschule eine Disco. Freitagabend singt<br />
die Hamburger Rockgruppe „Selig“ am Sande, am Samstag tritt<br />
die Lüneburger Soulband „Nite Club“ auf dem Marktplatz auf, für<br />
Sonntag werden „Die Herren Simple“ am Stintmarkt erwartet.<br />
www.lueneburg.de<br />
6/2013 <strong>Unsere</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
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