Gesundheitswirtschaft, Basisstudie.pdf - Ministerium für Wirtschaft ...
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Diese Veränderung der altersmäßigen Zusammensetzung<br />
der Bevölkerung wird sowohl die Nachfrage nach<br />
medizinischen Leistungen und Produkten als auch die<br />
Kostenstruktur der Krankenversicherung beeinflussen.<br />
Von Experten werden dazu grundsätzlich zwei Thesen<br />
diskutiert. Die erste These – die Medikalisierungsthese –<br />
basiert auf der Annahme, dass in Zukunft vermehrt medizinische<br />
Leistungen in Anspruch genommen werden.<br />
Bewegungsarmut sowie die zunehmende Anzahl<br />
übergewichtiger Menschen werden zu einem immer früheren<br />
Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen,<br />
während gleichzeitig die medizinischen Fortschritte<br />
die Lebenserwartung ansteigen lassen werden.<br />
Für die Zukunft wird so vermutlich mit einer deutlichen<br />
Zunahme von Vielfacherkrankungen (Multimorbidität)<br />
und von Demenzerkrankungen zu rechnen sein, die<br />
nach diesem Szenario deutliche Kostensteigerungen bei<br />
der Gesundheitsversorgung erwarten lassen.<br />
These zwei – die so genannte Kompressionsthese –<br />
geht dagegen von einem Gleichschritt von Sterblichkeit<br />
und Krankheit aus. Ihr liegt die Annahme zugrunde,<br />
dass die Menschen immer länger gesund bleiben werden<br />
und der größte Teil der Gesundheitsausgaben erst<br />
in dem Zeitraum kurz vor dem Tod entsteht.<br />
Sehen sich die Finanzierungssysteme der <strong>Gesundheitswirtschaft</strong><br />
auf der einen Seite höheren Ausgaben gegenüber,<br />
so steht auf der anderen Seite eine verringerte<br />
Einnahmensituation, welche die Schere zwischen Ausgaben<br />
und Einnahmen zunehmend weiter auseinanderklaffen<br />
lässt.<br />
Auf der Einnahmenseite der Gesundheitssysteme ist es<br />
der steigende Altenquotient, der dazu führt, dass immer<br />
mehr Rentner mit geringeren Beiträgen zur Krankenversicherung,<br />
immer weniger Menschen im Erwerbsalter,<br />
zumeist Nettobeitragszahlern, gegenüber stehen.<br />
Dies verdeutlicht das folgende Beispiel. Für das derzeitige<br />
tatsächliche durchschnittliche Rentenzugangsalter<br />
von 60 Jahren lag der Altenquotient 2001 bei 44 – das<br />
heißt, 100 Menschen im Erwerbsalter (20 bis 59 Jahre)<br />
standen 44 Personen im Rentenalter (ab 60 Jahren)<br />
gegenüber. Nach einer Vorausberechnung des Statistischen<br />
Bundesamtes wird der Altenquotient bis 2050 auf<br />
78 steigen. U.a. in diesem Kontext ist auch die Diskussion<br />
um das Renteneintrittsalter zu sehen. Würden die<br />
Menschen nicht mit 60, sondern mit 65 Jahren in den<br />
Ruhestand wechseln, ergäbe sich ein günstigerer Altenquotient<br />
von 55.<br />
Als kaufkräftige Konsumenten bieten<br />
die Senioren der <strong>Wirtschaft</strong> ein attraktives<br />
neues Marktpotenzial<br />
Beinhaltet der demografische Wandel einerseits die dargelegten<br />
weit reichenden Probleme und Herausforderungen<br />
für Gesellschaft und Politik, so stellt er anderseits<br />
aber auch für die <strong>Wirtschaft</strong> ein bedeutendes neues<br />
Chancenfeld dar.<br />
Bereits heute haben die Unternehmen die Seniorinnen<br />
und Senioren als wichtigen neuen Markt erkannt, in<br />
dem attraktive neue Potenziale für die Vermarktung von<br />
zielgruppengerechten Dienstleistungen und Produkten<br />
bestehen. Zwei Aspekte machen dabei die Zielgruppe in<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und Werbung besonders attraktiv: zum einen<br />
wächst die Anzahl dieser potenziellen Kundinnen und<br />
Kunden und zum zweiten gelten die heutigen Seniorinnen<br />
und Senioren im Schnitt als die bisher vermögendste<br />
Seniorengeneration.<br />
Laut GfK (2006) verfügte die „Generation Silber“ (60<br />
plus) im Jahr 2005 über eine Kaufkraft von 405 Mrd.<br />
EUR (Kaufkraftanteil: 29 %), die so genannten „Best<br />
Agers“ (50- bis 59-Jährige) über rund 240 Mrd. EUR.<br />
Auf beide Gruppen zusammen entfielen damit 46 % der<br />
Kaufkraft im Jahr 2005 in Deutschland. Die im Vergleich<br />
zur Vorgängergeneration relativ hohe Kaufkraft bei einem<br />
Großteil der deutschen Seniorinnen und Senioren<br />
wird voraussichtlich die Nachfrage nach Produkten und<br />
Dienstleistungen zur Erhaltung und Wiederherstellung<br />
von Gesundheit deutlich steigern.<br />
Zudem werden andere Werthaltungen und Ansprüche<br />
als bei den Vorgängergenerationen dafür sorgen, dass<br />
die älteren Menschen nicht nur Erhalt und Wiederher-<br />
<strong>Gesundheitswirtschaft</strong> in Rheinland-Pfalz 7