Gesundheitswirtschaft, Basisstudie.pdf - Ministerium für Wirtschaft ...
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zu profitieren. Beispiel hierfür ist der Ausbau bestehender<br />
deutscher Urlaubsclubs und Wellnesshotels zu „Gesundheitsressorts“,<br />
in denen die klassischen Freizeitund<br />
Urlaubsangebote durch verschiedene Angebote der<br />
Gesundheitsberatung bis hin zur hoch qualifizierten Gesundheitsdiagnostik<br />
ergänzt werden.<br />
Aufbruch in eine neue Ära –<br />
Heilbäder und Kurorte definieren sich neu<br />
Auch bei den Heilbädern und Kurorten haben Kostendruck,<br />
veränderte rechtliche Rahmenbedingungen und<br />
ein geändertes Zielgruppenverhalten zu einem nachhaltigen<br />
Strukturwandel und Konzentrationsprozess geführt.<br />
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums<br />
verringerte sich die Anzahl der ambulanten Vorsorgeleistungen<br />
in anerkannten Heilbädern und Kurorten<br />
zwischen 1991 und 2005 um rund 70 %. Da es in der<br />
überwiegenden Mehrzahl der Heilbäder und Kurorte<br />
Vorsorge- und Reha-Einrichtungen gibt, zeigt sich dieser<br />
Rückgang auch in den dortigen Übernachtungs- und<br />
Gästezahlen. Die Anzahl der Kurgäste sank um bis zu<br />
50 % und nach Angaben des Deutschen Heilbäderverbandes<br />
verließen bundesweit über 100 Kliniken den<br />
Markt.<br />
„Patienten-Tourismus“<br />
– Herausforderung und Chance zugleich<br />
Es sind vor allem preisbewusste Patientinnen und<br />
Patienten, die sich für gesundheitsorientierte Dienstleistungen<br />
im osteuropä ischen Ausland interessieren. Der<br />
populäre Begriff „Patienten-Tourismus“ bezeichnet in<br />
diesem Kontext Reisen, bei denen Gesundheitsleistungen<br />
im Ausland „eingekauft“ werden. Beispiele hierfür<br />
sind die in den vergangenen Jahren deutlich gewachsene<br />
Nachfrage für Aufenthalte in osteuropäischen Heilbädern<br />
oder Zahnbehandlungen in Polen.<br />
Wie bei den anderen bereits dargestellten Trends gibt es<br />
auch eine zweite – positive – Seite dieser Medaille. Für<br />
zahlungskräftige ausländische Patientinnen und Patienten<br />
– zum Beispiel aus der Schweiz, England, Norwegen<br />
oder aus den arabischen Ländern – ist das deutsche Gesundheitswesen<br />
mit seinem hohen Leistungsniveau, insbesondere<br />
bei speziellen Erkrankungen, immer mehr ein<br />
gefragtes Ziel.<br />
Diesen immensen Herausforderungen für die Kurorte<br />
und Heilbäder stehen bedeutende Chancen und Potenziale<br />
gegenüber, die sich aus der demografischen Entwicklung<br />
und der damit verbundenen längeren Lebensarbeitszeit<br />
und Multimorbidität sowie der gestiegenen<br />
Bedeutung der Prävention ergeben.<br />
Weitere Betätigungsfelder für Vorsorge- und Reha-Einrichtungen<br />
sind die Anschlussheilbehandlungen, denen<br />
einige Studien Wachstum voraussagen. Im Zuge einer<br />
Neuorientierung setzen Kurorte und Heilbäder verstärkt<br />
auf selbst zahlende Kundinnen und Kunden, u.a. mit<br />
Angeboten aus dem Bereich gesundheitsbezogener Tourismus.<br />
(„Medical Wellness“). Überlebensfähig – weil<br />
wettbewerbsfähig – werden jene sein, denen es gelingt,<br />
sich durch neue Konzepte, insbesondere von der erstarkten<br />
osteuropäischen Konkurrenz, abzugrenzen.<br />
12 <strong>Gesundheitswirtschaft</strong> in Rheinland-Pfalz