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Schulzeit 40-12.indd - IGS List Hannover

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Forum <strong>IGS</strong> <strong>List</strong><br />

Forum <strong>IGS</strong> <strong>List</strong><br />

Woher wir kommen - Wer wir sind - Wohin wir gehen<br />

<strong>IGS</strong> <strong>List</strong> – eine Standortbestimmung<br />

Unsere Schule, die <strong>IGS</strong> <strong>List</strong>, ist eine reformpädagogisch<br />

orientierte Gesamtschule<br />

in <strong>Hannover</strong> und arbeitet seit nunmehr fast<br />

einem Jahrzehnt aktiv im zivilrechtlichen<br />

Verbund der „Blick-über-den-Zaun-Schulen”<br />

(BÜZ) im Arbeitskreis 2 in der konzeptionellen<br />

Arbeit, der wissenschaftlichen<br />

Diskussion und im „Shadowing-Verfahren”<br />

mit. Zurzeit treffen sich bundesweit<br />

(mit vereinzelten Schulen aus Österreich<br />

und der Schweiz) regelmäßig 15 Arbeitskreise<br />

mit jeweils acht bis zehn Schulen,<br />

die sich gegenseitig besuchen und deren<br />

Repräsentantinnen und Repräsentanten<br />

als „Schatten” eines Kindes den gesamten<br />

Schulalltag an einer Arbeitskreis-Schule<br />

miterleben und mitempfinden dürfen. Dabei<br />

wird schnell deutlich, dass Schulen als<br />

Organismen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens<br />

mehr sind und mehr sein<br />

müssen als reine Effektivitätsveranstaltungen<br />

des „Lernens” (ein Lernbegriff, wie<br />

er von Kultusministerien und Schulämtern<br />

so häufig reduktionswissenschaftlich in<br />

Szene gesetzt wird). Schulen wie die <strong>IGS</strong><br />

<strong>List</strong> schaffen mit ihrer „normativen Kraft”<br />

häufig erst die Voraussetzungen dafür, in<br />

Kindern den Mut und das Selbstbewusstsein<br />

zu wecken, dieser komplizierten Welt<br />

die Stirn zu bieten und lernend bzw. sich<br />

selbst erfahrend zu entdecken, die eigenen<br />

Kapazitäten nutzbar zu machen und<br />

so eine intrinsisch genährte Effektivitätssteigerung<br />

mit nachhaltiger Wirkung<br />

und sozialer Verantwortung zu vollziehen<br />

– was Kindern aus allen Schichten äußerst<br />

gut tut. Ich möchte es in Anlehnung an die<br />

BÜZ-Standards einmal so ausdrücken:<br />

Unser Ziel ist der glückliche Mensch, der<br />

aus der Schule entlassen wird, seinen weiteren<br />

Weg mit innerem Selbstvertrauen<br />

sucht, auch wenn aus ihm nicht die letzte<br />

Quadratwurzel der Effektivitätssteigerung<br />

des individuellen Lernprozesses herausgekitzelt<br />

wurde; der als Mensch eine<br />

Wertschätzung verinnerlichen konnte und<br />

weiß, dass er selbst und andere Menschen<br />

es schaffen können, sich gegenseitig so zu<br />

unterstützen, dass ein jeder seinen Platz<br />

in einer gemeinsam zu gestaltenden Gesellschaft<br />

findet.<br />

Das Gegenmodell einmal etwas überspitzt<br />

formuliert:<br />

Was nützt ein hoch intelligenter, so genannter<br />

„Leistungsträger” oder eine<br />

„Leistungsträgerin”, der bzw. die zielstrebig<br />

und effektiv unsere Schule mit besten<br />

SchulZeit 6<br />

Noten bei gleichzeitiger Verkümmerung<br />

der Entwicklung der Spiegelneuronen<br />

durchläuft, ins Management eines der<br />

dreißig notierten DAX-Konzerne vordringt,<br />

rechts und links alles und jede bzw. jeden<br />

verdrängt und sich in seinen „Männergesellschaften”<br />

das Lebensglück auf Partys<br />

mit entsprechendem „Niveau” in Singapur<br />

oder sonst irgendwo suggeriert?<br />

Das darf zwar selbstverständlich die Lebensentscheidung<br />

jeder einzelnen Person<br />

sein, nicht aber der Grundwert pädagogischen<br />

Handelns im öffentlich finanzierten<br />

Schulsystem.<br />

Die Formulierung der BÜZ-Standards und<br />

die Entwicklung der Leitsätze, Leitziele<br />

und Standards im Schulprogramm und in<br />

der Schulcharta der <strong>IGS</strong> <strong>List</strong> sind eng miteinander<br />

verzahnt und in der Qualitätsentwicklungsgruppe<br />

unserer Schule historisch<br />

gewachsen. Diese Inhalte und Werte machen<br />

diese Schule aus, das heißt, wir unterrichten<br />

primär Kinder und Jugendliche<br />

und nicht nur unsere jeweiligen „Fächer”.<br />

Da mutet es mitunter schon merkwürdig<br />

an, wenn Klagen über Außenaktivitäten<br />

und damit verbunden einem so gesehenen<br />

angeblichen Unterrichtsausfall das Wort<br />

geredet wird. Auch Varianten der Obrigkeitsbeflissenheit<br />

(„… die müssen doch<br />

endlich mal …” / „… Noten drücken das<br />

doch auch aus …” / „… die werden immer<br />

frecher …” oder sogar „unerzogener” / „…<br />

der gehört eigentlich nicht hierher …” / „…<br />

die ist nicht beschulbar …”) werden formuliert.<br />

Ein solches Verständnis von pädagogischer<br />

Profession und des Lernbegriffs<br />

mündet in eine Art „deformation professionelle”<br />

– man sieht den Wald vor lauter<br />

Bäumen nicht, sprich: Man sieht das Kind<br />

vor lauter Effektivitätsansprüchen nicht.<br />

Sprache ist verräterisch und schulpolitische<br />

Trends sind es auch. Wie andere<br />

Schulen kann sich die <strong>IGS</strong> <strong>List</strong> offensichtlich<br />

auch nicht dem Sog und der Versuchung<br />

der Beschleunigung von Lern- und<br />

Bildungsprozessen unter anderem mithilfe<br />

der Segnungen der IT-Branche (die letzte<br />

Didacta war eine Computermesse!) entziehen.<br />

Die Idiotie der Beschleunigung<br />

aller Lebensprozesse in der Gesellschaft<br />

schwappt über die entsprechenden Lobby-<br />

Gruppen in die Schulen. Alles läuft jetzt<br />

viel „einfacher” und „schneller” als vorher.<br />

Wir Lehrkräfte müssten für pädagogische<br />

Anliegen und Gespräche sowie einen fachdidaktischen<br />

Austausch unglaublich viel<br />

Zeit haben. Das Gegenteil ist der Fall.<br />

Unsere Schülerinnen und Schüler und wir<br />

haben immer weniger Zeit. Die Beschleunigung<br />

verläuft proportional zu einem<br />

Wachstumsbegriff der Akkumulation von<br />

Wissen und Anwendungskompetenzansprüchen<br />

bei gleichzeitiger Verknappung<br />

des zur Verfügung gestellten Zeitrahmens<br />

(Kerncurricula einerseits – G8 andererseits).<br />

Und das alles in Kombination mit<br />

häufig nicht funktionierenden Techniksystemen,<br />

denn es muss ja billig bleiben. Wir<br />

würden, so die Argumentation, sonst in<br />

Europa abgehängt. Das wirkt inzwischen<br />

wie der „Brüller” der Woche angesichts<br />

der Finanzkrise und bei beispielsweise 50<br />

Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Spanien.<br />

Die Beschleunigung im Schulwesen<br />

lässt sich im Übrigen auch sehr gut an der<br />

Galerie der niedersächsischen Kultusminister<br />

ablesen: Mindestens alle zwei Jahre<br />

erscheint dort ein neues Gesicht und repräsentiert,<br />

egal aus welchem Fachbereich<br />

stammend, die geballte Fachkompetenz in<br />

pädagogischen Fragen.<br />

Im Arbeitskreis 2 arbeiten wir zusammen<br />

mit<br />

- der Anne-Frank-Schule Bargteheide<br />

(Schleswig-Holstein), einer „Gemeinschaftsschule”,<br />

wie die Gesamtschulen<br />

in Schleswig-Holstein genannt werden,<br />

- der Bodensee-Schule St. Martin (Friedrichshafen/Baden-Württemberg),<br />

einer<br />

freien katholischen Grund-, Haupt- und<br />

Werkschule,<br />

- der Otto-Ubbelohde-Schule Marburg<br />

(Hessen), einer sechsjährigen Grundschule,<br />

- der Gesamtschule Essen-Holsterhausen<br />

(Nordrhein-Westfalen),<br />

- der <strong>IGS</strong> Franzsches Feld Braunschweig<br />

(Niedersachsen), einer Integrierten Gesamtschule,<br />

- dem Landheim Schondorf (Schondorf am<br />

Ammersee/Bayern), zweier aufeinander<br />

abgestimmter Internatsgymnasien,<br />

- dem Evangelischen Schulzentrum Martinschule<br />

Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern),<br />

einer inklusiven Schule in<br />

freier Trägerschaft der Johanna Olbrecht-Stiftung,<br />

- der Offenen Schule Kassel Waldau (Hessen),<br />

einer Integrierten Gesamtschule<br />

und Versuchsschule des Landes Hessen.<br />

Alle diese Schulen haben wir besucht,

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