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Praktikum „Anorganische Chemie für Lehramtskandidaten ...

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<strong>Praktikum</strong> <strong>„Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehramtskandidaten</strong>“ / Hauptstudium<br />

Das <strong>Praktikum</strong> findet über einen Zeitraum von fünf Wochen an jeweils einem Tag pro Woche<br />

statt. Es dient der Vertiefung bzw. Erweiterung der im Grundstudium erworbenen Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten beim präparativen und analytischen Arbeiten. Es werden Versuche zur Darstellung<br />

und zur Charakterisierung anorganischer Substanzen durchgeführt. In der Regel wird in der<br />

letzten Präparatestufe der Ausgangsstoff wieder zurückgewonnen. Auf diesem Wege lernen die<br />

Studenten unterschiedliche Reaktionstypen und Verbindungsklassen kennen. Das Prinzip der<br />

Synthese in geschlossenen Kreisläufen soll u. a. Anregungen <strong>für</strong> die spätere selbständige Planung<br />

von Schulversuchen unter Berücksichtigung von Aspekten des Umweltschutzes und des<br />

sparsamen Umgangs mit Chemikalien vermitteln. Die Konzeption der Stoffkreisläufe zur <strong>Chemie</strong><br />

des Kupfers, Nickels und Cobalts erfolgte in Anlehnung an eine Publikation von V. Wiskamp et<br />

al. in <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

Die zum Einsatz gelangenden physikalisch-chemischen Untersuchungsmethoden sind nur eine<br />

kleine Auswahl der Vielzahl von zur Charakterisierung von anorganischen Festkörpern<br />

verwendeten Methoden. Kenntnisse über weitere Methoden sind im Selbststudium und durch<br />

gegenseitige Information zu erwerben.<br />

Vor Beginn der praktischen Arbeiten findet eine <strong>Praktikum</strong>seinführung und<br />

Sicherheitsunterweisung statt. Informieren Sie sich bitte unabhängig davon über einige<br />

grundsätzliche Inhalte des Chemikaliengesetzes, der Gefahrstoffverordnung und der Technischen<br />

Regeln <strong>für</strong> Gefahrstoffe sowie über allgemeine Richtlinien <strong>für</strong> die Arbeit im Labor ( Jander,<br />

Blasius: Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>, Auflage 1995,<br />

S.141-161). Zur Vorbereitung auf die jeweiligen <strong>Praktikum</strong>saufgaben gehört neben den<br />

Informationen über zu verwendende Synthese- und Charakterisierungsmethoden auch das<br />

Vertrautmachen mit den Eigenschaften der verwendeten Substanzen einschließlich ihrer R- und<br />

S-Sätze. Die entsprechenden Angaben sind Bestandteil der Protokolle.<br />

<strong>Praktikum</strong>sbegleitend finden in enger Anlehnung an die <strong>Praktikum</strong>saufgaben vier Seminar statt:<br />

1. Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

2. Thermische Analyse<br />

3. Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

4. Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im vierten Seminar informieren sich die <strong>Praktikum</strong>steilnehmer durch Kurzvorträge gegenseitig<br />

über die jeweils durchgeführten Synthesen und die Eigenschaften der erhaltenen Produkte. Ziel<br />

des Seminars sind verallgemeinernde Aussagen über Syntheseprinzipien und die Vertiefung von<br />

Kenntnissen über ausgewählte (insbesondere anwendungsrelevante) Festkörpereigenschaften.<br />

Literatur:<br />

G. Brauer, Handbuch der präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>,<br />

Emke Verlag, Stuttgart 1975<br />

G. Jander, E. Blasius, Einführung in das anorganisch-chemische <strong>Praktikum</strong>,<br />

S.Hirzel Verlag, Stuttgart 1990<br />

G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen<br />

anorganischen <strong>Chemie</strong>, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1995<br />

D. F. Shriver, P. W. Atkins, C. H. Langford, Anorganische <strong>Chemie</strong> - ein weiterführendes<br />

Lehrbuch, VCH, 1992<br />

A. R. West, Grundlagen der Festkörperchemie, VCH, 1992


2<br />

<strong>Chemie</strong> im Kreislauf ( Versuchsanleitungen s. u.)<br />

Cobaltkreislauf Kupferkreislauf Nickelkreislauf Eisenkreislauf<br />

CoCl 2 CuSO 4 NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

[Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3 Cu(NH 3 ) 4 SO 4 Ni(NH 3 ) 6 Cl 2 Fe(C 2 O 4 ) x 2 H 2 O<br />

Co(CH 3 COO) . 2 4H 2 O K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] NiCO 3 [K 3 Fe(C 2 O 4 ) 3 ] • 3 H 2 O<br />

(Zn,Co)(C 2 O 4 ) CuO Ni(CH 3 COO) 2 Fe 2 O 3<br />

ZnCo 2 O 4 CuCl 2 Ni(COO) 2 Fe(acac) 3<br />

K 3 [Co(NO 2 ) 6 ] Cu NiO Fe(NO 3 ) 3<br />

CoCl 2 CuCl NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

CuCl 2<br />

CuCO 3<br />

CuSO 4<br />

Fakultatives Versuchsangebot<br />

Für ergänzende und fakultative Versuche steht in einem begrenzten Umfang weitere Zeit zur<br />

Verfügung. Hier<strong>für</strong> können Versuche aus dem nachstehenden Angebot ausgewählt werden.<br />

Thénards Blau<br />

a.) Eine innige Mischung von 2 g Al 2 (SO 4 ) 3 ⋅ 18 H 2 O und 300 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O wird in einem<br />

Porzellantiegel langsam erwärmt, bis das Kristallwasser verdampft ist. Nach Abkühlen wird<br />

nochmals gut gemörsert und nun 30 bis 60 min auf Rotglut erhitzt. Nach dem Abkühlen wird der<br />

Schmelzkuchen mit verd. Salzsäure versetzt, bis nur noch ein leuchtend blauer Rückstand von<br />

CoAl 2 O 4 nicht in Lösung gegangen ist. Dieser wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und im<br />

Trockenschrank bei 100 °C getrocknet.<br />

b.) Zu einem stöchiometrischen Gemenge von CoO und Al 2 O 3 setzt man die 1,5fache<br />

Gewichtsmenge KCl zu und erhitzt im Pyrolantiegel auf 1100°C. Nach dem Abkühlen wird die<br />

erhaltene Schmelze mit Wasser ausgekocht, der Rückstand mit Wasser gewaschen und bei 60°C<br />

getrocknet.<br />

Literatur: Brauer (Auflage 1981), Band 3, S. 1699.<br />

Rinmanns Grün<br />

2g Zinkoxid und 200 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O werden innig gemischt und in einem Porzellantiegel<br />

langsam erwärmt. zunächst verdampft das Kristallwasser, dann wird etwa 15 bis 30 min bis zur<br />

gelinden Rotglut erhitzt, wobei sich die Mischung hellgrün färbt. Man lässt abkühlen, wäscht das<br />

Pulver (ZnCo 2 O 4 ) gründlich mit Wasser aus und trocknet es im Trockenschrank bei 100 °C.<br />

Literatur: V. Wiskamp, R. Bauer, K. Trageser, V. Wenzel, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

2


3<br />

Alchimistengold<br />

Man nehme ein Becherglas, in welchem einige 10 Cent-Münzen am Rand aufgestellt sind. Die<br />

Münzen werden mit einer schwach essigsauren Lösung von CuSO 4 (Massenanteil 1 bis 2 %) und<br />

NaCl (Massenanteil 10%) in Wasser bedeckt. Dabei soll die Flüssigkeit mindestens 1 cm über die<br />

Oberkante der Münzen reichen. Nach kurzer Zeit überzieht sich das Messing vom Rand her mit<br />

einem Kupferspiegel. Man sieht den Kupferüberzug gut, wenn man das Becherglas “von außen”<br />

betrachtet, die zur Mitte des Becherglases zeigende Münzseite sieht dagegen unverkupfert aus.<br />

Erklären Sie diesen überraschenden Befund! Nach einiger Zeit sind alle Messingschichten<br />

verkupfert, was man beim Herausnehmen der Münzen feststellen kann.<br />

Literatur: R. Lemke, Chemkon 3(1993)84; W. Jansen, Chemkon 4(1994)85.<br />

Das Kupferiodid-Gleichgewicht<br />

Man gibt in ein Reagensglas zu ca. 2 ml einer 1M Kupfersulfatlösung etwa 6 ml 1M KI-Lösung<br />

hinzu. Es bildet sich eine braune Suspension (Reaktionsgleichung?). Gibt man nun etwa 5 ml<br />

Pentan hinzu, setzt einen Stopfen auf und schüttelt kräftig durch, so erkennt man, dass sich die<br />

Pentanschicht violett färbt. Am Boden des Reagensglases erkennt man jetzt einen weißen<br />

Niederschlag. Man gibt nun etwa 5 ml Ammoniaklösung (Massenanteil NH 3 : 25%) und schüttelt<br />

wiederum kräftig durch. Die wässrige Phase wird nun intensiv blauviolett (Reaktionsgleichung?).<br />

Erklären Sie den Versuchsablauf unter Berücksichtigung folgender konditioneller<br />

Standardelektrodenpotentiale U o’ H : Cu/Cu ++ (aq): +0,34 V, Cu/Cu(NH 3 ) ++ 4 : -0,12 V.<br />

Literatur: W. van der Veer, P. de Rijke, Chemkon 6(1996)25.<br />

Anregungen <strong>für</strong> weitere Anorganisch-chemische Experimente:<br />

Blei- und Kupfergewinnung im Rahmen eines anorganischen <strong>Praktikum</strong>s<br />

Literatur: V. Wiskamp, H. Lüdtke, R. Gruehn, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 30(1996)19.<br />

Aufarbeitung anorganischer Reste aus der organischen Synthese<br />

Literatur: V. Wiskamp, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 29(1995)211.<br />

Eisen-, Calcium- und Kupfer-Kreisläufe<br />

Literatur: V. Kramb, W. Proske, V. Wiskamp, Naturwissenschaft im Unterricht-<strong>Chemie</strong><br />

7(1996)9. (weitere Versuche zu Kreisläufen ebenfalls in Heft 32)<br />

Silberrückgewinnung aus Röntgenfilmen<br />

Literatur: V. Kramb, A. Nickel, V. Wiskamb, Chemkon (1995)113.<br />

Löslichkeit von Kohlendioxid in Wasser - ein verblüffendes Experiment<br />

Literatur: W. van der Veer, P. deRijke, Chemkon (1994)83.<br />

3


4<br />

Seminare<br />

1. Seminar: Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

• Grundzüge der Ligandenfeldtheorie<br />

• Magnetische Eigenschaften von Komplexverbindungen<br />

• Optische Eigenschaften und spektrochemische Reihe<br />

• Koordinationszahl und Symmetrie<br />

• Thermodynamische und kinetische Stabilität von Komplexverbindungen<br />

• Besprechung der im <strong>Praktikum</strong> synthetisierten Komplexverbindungen<br />

Literatur: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 7,<br />

Christen, Meyer: Allg. u. Anorg. <strong>Chemie</strong>, Kap.6<br />

2. Seminar: Thermische Analyse<br />

• Thermodynamische Grundlagen<br />

• Methoden (DSC, DTA, TG, DTG)<br />

• Auswertung von Ergebnissen thermischer Analysen (insbesondere selbst synthetisierte<br />

Proben)<br />

Literatur: Autorenkollektiv: Analytikum , 9. Auflage 1994, Kap. 7: Thermische Analyse<br />

M. Otto: Analytische <strong>Chemie</strong>, Kap. 2.8. Thermische Methoden<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 4.3.<br />

3. Seminar: Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

• Kristallsysteme und Bravaisgitter<br />

• Wiederholung ausgewählter Kristallstrukturen<br />

• Röntgenbeugungs-Techniken<br />

• Prinzipieller Gang einer Röntgenstrukturanalyse<br />

• Auswertung des Röntgenpulverdiffraktogramms der vom Student synthetisierten Probe<br />

Literatur: West: Festkörperchemie, Kap. 1.1., 1.2., 1.3 exemplarisch, Kap. 3.<br />

zur Ergänzung: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 4, Kap. 18.<br />

4. Seminar: Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die von den Studenten durchgeführten Synthesen<br />

(Kurzvorträge zur gegenseitigen Information). Ziel des Seminars sind einige verallgemeinernde<br />

Aussagen zum Seminarthema:<br />

• Wiederholende Behandlung von Reaktionen in Elektrolytlösungen (Chem. Gleichgewichte)<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen Phase und einer Gasphase<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen und einer flüssigen Phase (Lösung bzw.<br />

Schmelzphase)<br />

• Fest-fest-Reaktionen<br />

• Elektrische und magnetische Eigenschaften ausgewählter Festkörper<br />

Literatur: Atkins u. a.: Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 8.<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 7, Kap. 8.1., 8.2. (auszugsweise)<br />

4


5<br />

<strong>Chemie</strong> des Cobalts<br />

1. <strong>Praktikum</strong>stag:<br />

C 1: [Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3<br />

In einer Waschflasche gibt man zu 10 g Cobalt(II)chloridhexahydrat und 6,7 g<br />

Ammoniumchlorid 8 ml Wasser und schüttelt so lange, bis sich fast alles gelöst hat. Hierauf fügt<br />

man 20 ml konz. Ammoniak sowie 1 g Aktivkohle zu und saugt Sauerstoff durch das<br />

Reaktionsgemisch. Der Sauerstoffstrom darf nicht zu kräftig sein, da sonst der Ammoniakgehalt<br />

der Lösung verringert wird. Gegebenenfalls ergänzt man Verluste durch Zugabe einiger Milliliter<br />

konz. NH 3 .<br />

Sobald die anfänglich rote Lösung gelbbraun geworden ist (nach 30-45 min), wird das<br />

ausgefallene Komplexsalz zusammen mit der Aktivkohle abgenutscht. [Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3 wird in<br />

1%iger Salzsäure in der Hitze gelöst (möglichst wenig Überschuss!). Die noch heiße Lösung<br />

filtriert man durch einen Faltenfilter.<br />

Aus der Lösung wird der Hexaamminkomplex durch Zusatz von 15 ml konz. Salzsäure und<br />

Abkühlung auf 0°C ausgefällt. Das Produkt wird abgenutscht, nach Entnahme der Mutterlauge<br />

zuerst mit 60%igem, dann mit wenig 96%igem Ethanol säurefrei gewaschen und an der Luft<br />

getrocknet.<br />

C 2. Zerstörung des Hexaamminkomplexes und Herstellung einer Cobaltchloridlösung<br />

Nach Auswage des nach C1 erhaltenen Co-Komplexes wird dieser in die vereinigten<br />

Mutterlaugen gegeben. Durch Zugabe von 10%iger NaOH wird die Lösung stark alkalisch<br />

gemacht (Gesamtverbrauch an NaOH etwa 50 bis 100 ml - in Abhängigkeit vom HCl-Gehalt der<br />

Mutterlaugen) und bis zum Verschwinden des Ammoniakgeruchs unter Rühren gekocht (der<br />

Vorgang nimmt 1 - 2 Stunden, u. U. auch noch längere Zeit, in Anspruch). Verdampftes Wasser<br />

wird von Zeit zu Zeit ersetzt. Es bildet sich schwarzes Cobaltoxidhydrat. Nach Erkalten der<br />

Suspension wird der Niederschlag abgesaugt und mit Wasser gut gewaschen. Das klare Filtrat<br />

wird in den Ausguss gegeben. Der Filterrückstand wird in etwa 10 ml halbkonzentrierter<br />

Salzsäure gelöst. Anschließend wird bis fast zur Trockne abgeraucht und mit etwa 50 ml Wasser<br />

aufgenommen.<br />

Auswertung: Achten Sie während des gesamten Löse-Abrauch-Löse-Prozesses auf die<br />

Farbänderungen.<br />

Ermitteln Sie durch Wägung die Versuchsausbeute!<br />

Begründen Sie die Farbunterschiede zwischen der Ausgangslösung und der<br />

Mutterlauge des Hexaamminkomplexes!<br />

[Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3 ist diamagnetisch. Begründen Sie das anomal magnetische<br />

Verhalten!<br />

Vergleichen Sie die Bedingungen bei der Zersetzung des Komplexes mit denen bei<br />

der Zersetzung von Hexaamminnickel(II)chlorid und geben Sie eine Erklärung <strong>für</strong><br />

das unterschiedliche Verhalten!<br />

2. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

C 3: Herstellung einer Cobaltacetatlösung und Gehaltsbestimmung<br />

Die im Versuch C2 erhaltene Lösung wird zum Sieden erhitzt. Anschließend wird in kleinen<br />

Portionen Soda hinzugefügt, bis das basische Cobaltcarbonat vollständig gefällt ist. Das Carbonat<br />

5


6<br />

wird abgesaugt, gründlich mit Wasser gewaschen und in der gerade notwendigen Menge einer<br />

Eisessig/ Wasser-Mischung (1:1) in der Hitze gelöst.<br />

Nach Abkühlung wird mit Wasser auf genau 100 ml verdünnt. Von der Lösung werden genau 5<br />

ml abpipettiert, welche im Maßkolben nach Zusatz von einigen Tropfen HNO 3 wiederum auf 100<br />

ml aufgefüllt werden. Von der erhaltenen Lösung werden mehrere 10 ml Proben<br />

komplexometrisch gegen Murexid titriert.<br />

Auswertung: Ermitteln Sie den Co-Gehalt in den verbleibenden 95 ml der konzentrierten Co-<br />

Acetat-Lösung und errechnen Sie die <strong>für</strong> den unter C4 beschriebenen<br />

Mischfällprozess erforderliche Menge an Zn(CH 3 COO) 2 . 2 H 2 O (Molverhältnis<br />

Co : Zn = 2 : 1)!<br />

3. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

C 4: Mischfällung von Zn-Co-Oxalat<br />

Die nach C3 erhaltene Lösung von Cobaltacetat wird in ein Becherglas überführt und die zur<br />

Erzeugung einer Lösung mit dem Molverhältnis Co : Zn = 2 : 1 erforderliche Menge Zinkacetat<br />

hinzugefügt. Nach dessen Auflösung und guter Durchmischung wird die Lösung aus einer<br />

Bürette langsam in eine auf 60°C erwärmte etwa 0,5 molare Oxalsäurelösung getropft. Die<br />

Menge der Oxalsäure ist auf einen 5%igen Überschuss berechnet. Beim Zutropfen soll sich die<br />

Temperatur der Lösung möglichst wenig ändern. Nach Zugabe von wenigen ml Metallsalzlösung<br />

beginnt die Abscheidung schwerlöslicher Oxalatmischkristalle. Wenn die Fällung beendet ist,<br />

wird weitere 20 min bei 60°C gerührt. Die abgekühlte Suspension wird filtriert, das<br />

Oxalatfällprodukt mit Wasser, danach mit wenig Ethanol gewaschen und an der Luft getrocknet.<br />

Auswertung: Warum könnte eine Umkehrung des Zutropfens (Oxalsäure zu Metallsalz)<br />

eventuell schlechtere Fällprodukte im Hinblick auf eine Spinellbildung durch<br />

Zersetzung bei relativ niedriger Temperatur bringen?<br />

Thermische Analyse des Mischfällproduktes (Raumtemperatur bis 700°C),<br />

Zuordnung der DTA- und TG(DTG)-Effekte, Formulierung von Reaktionsgleichungen<br />

<strong>für</strong> die einzelnen Schritte der thermischen Zersetzung und Vergleich von<br />

theoretischen und experimentell ermittelten Masseverlusten.<br />

C 5. Thermische Zersetzung des Zn-Co-Oxalates<br />

Das Produkt aus C4 wird in einen Pyrolantiegel eingewogen und langsam mit dem Brenner<br />

erwärmt. Die Zersetzung beginnt am Tiegelrand und schreitet - unter Aufglühen - bis zur<br />

Tiegelmitte fort. Es entsteht ein nahezu schwarzes Zersetzungsprodukt. Nach weitgehender<br />

Abkühlung wird der Pyrolantiegel mit dem Produkt in einen Kammerofen überführt und auf<br />

700°C erhitzt. Nach Erreichen der Solltemperatur bleibt die Probe noch 2 Stunden im Ofen und<br />

wird anschließend auf Raumtemperatur gekühlt (Abschalten des Ofens). Zur Aufnahme eines<br />

Röntgenpulverdiffraktogramms wird eine entsprechende Probenmenge abgefüllt.<br />

Auswertung: Ermitteln Sie den Masseverlust bei der thermischen Zersetzung und vergleichen<br />

Sie mit den Ergebnissen der thermischen Analyse!<br />

Aufnahme des Rötgenpulverdiffraktogramms von ZnCo 2 O 4 (2Θ = 10....100°).<br />

Informieren Sie sich über die Struktur von ZnCo 2 O 4 !<br />

Was ist Rinmanns Grün?<br />

6


7<br />

4. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

C 6: K 3 [Co(NO 2 ) 6 ]<br />

Das nach C5 erhaltene ZnCo 2 O 4 mit Spinellstruktur wird mit dem etwa dreifachen (im Vergleich<br />

zur theoretisch benötigten) Menge konzentrierter HCl in einem Becherglas in der Siedehitze<br />

gelöst (Abzug!). Die Lösung wird bis zur Trockne abgeraucht. Anschließend wird der Rückstand<br />

mit Wasser aufgenommen (falls keine vollständige Auflösung eintritt, werden wenige Tropfen<br />

verdünnter Schwefelsäure zugesetzt). Die erhaltene Lösung wird in einem Eisbad auf 0°C<br />

abgekühlt, mit einigen Tropfen Eisessig angesäuert und mit einer möglichst konzentrierten (!)<br />

wässrigen Lösung von 6 g KNO 2 pro 1 g an eingesetztem ZnCo 2 O 4 versetzt. Nach etwa einer<br />

Stunde wird der gebildete Cobaltkomplex abgesaugt, mit mehreren kleinen Portionen Wasser und<br />

zuletzt mit wenig Ethanol gewaschen und an der Luft oder im Trockenschrank bei 40 bis 50°C<br />

getrocknet.<br />

Auswertung: Beobachten Sie die Farbveränderungen während der gesamten Reaktionsfolge und<br />

geben Sie eine Erklärung, informieren Sie sich in diesem Zusammenhang über den<br />

Begriff “spektrochemische Reihe”!<br />

Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen der ablaufenden Reaktionen!<br />

Informieren Sie sich im Zusammenhang mit dem sauren Aufschluß über<br />

allgemeine Säure-Base-Konzepte, insbesondere Oxidotropie!<br />

Werten Sie das Röntgenpulverdiffraktogramm der Probe C5 aus:<br />

Computersgestützte Phasenanalyse, Zuordnung aller Reflexe, Ermittlung der<br />

Gitterkonstante von ZnCo 2 O 4 !<br />

Bestimmen Sie die Ausbeute <strong>für</strong> den Reaktionsschritt C6!<br />

5. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

C 7: Rückgewinnung von CoCl 2 . 6H 2 O<br />

Das in C6 gewonnene Hexanitrocobaltat wird in 10%ige Natronlauge gegeben (5 ml NaOH-<br />

Lösung pro 1g Komplex) und 30 bis 45 min gekocht. Verdampftes Wasser wird von Zeit zu Zeit<br />

ersetzt. Es bildet sich schwarzes Cobaltoxidhydrat. Nach einem halbstündigen Nachrühren bei<br />

Raumtemperatur wird abgesaugt und mit Wasser gut gewaschen. Das klare Filtrat wird<br />

verworfen. Den Filterrückstand löst man in möglichst wenig halbkonzentrierter Salzsäure und<br />

dampft unter dem Abzug langsam bis fast zur Trockne ein. Man läßt erkalten und ein bis zwei<br />

Tage mit Filtrierpapier abgedeckt unter dem Abzug stehen. Das Produkt wird zerkleinert und bis<br />

zur erneuten Verwendung in eine Pulverflasche abgefüllt.<br />

Auswertung: Ermittlung der Ausbeute bezüglich des gesamten Reaktionszyklus.<br />

Bei welchen Reaktionsschritten treten die größten Verluste auf?<br />

Diskutieren Sie den gesamten Reaktionszyklus und machen Sie Vorschläge <strong>für</strong><br />

eine Modifizierung und/oder Ausdehnung auf weitere Substanzen!<br />

7


1<br />

<strong>Praktikum</strong> <strong>„Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehramtskandidaten</strong>“ /<br />

Hauptstudium<br />

Das <strong>Praktikum</strong> findet über einen Zeitraum von fünf Wochen an jeweils einem Tag pro Woche<br />

statt. Es dient der Vertiefung bzw. Erweiterung der im Grundstudium erworbenen Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten beim präparativen und analytischen Arbeiten. Es werden Versuche zur<br />

Darstellung und zur Charakterisierung anorganischer Substanzen durchgeführt. In der Regel<br />

wird in der letzten Präparatestufe der Ausgangsstoff wieder zurückgewonnen. Auf diesem<br />

Wege lernen die Studenten unterschiedliche Reaktionstypen und Verbindungsklassen kennen.<br />

Das Prinzip der Synthese in geschlossenen Kreisläufen soll u. a. Anregungen <strong>für</strong> die spätere<br />

selbständige Planung von Schulversuchen unter Berücksichtigung von Aspekten des<br />

Umweltschutzes und des sparsamen Umgangs mit Chemikalien vermitteln. Die Konzeption<br />

der Stoffkreisläufe zur <strong>Chemie</strong> des Kupfers, Nickels und Cobalts erfolgte in Anlehnung an<br />

eine Publikation von V. Wiskamp et al. in <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

Die zum Einsatz gelangenden physikalisch-chemischen Untersuchungsmethoden sind nur<br />

eine kleine Auswahl der Vielzahl von zur Charakterisierung von anorganischen Festkörpern<br />

verwendeten Methoden. Kenntnisse über weitere Methoden sind im Selbststudium und durch<br />

gegenseitige Information zu erwerben.<br />

Vor Beginn der praktischen Arbeiten findet eine <strong>Praktikum</strong>seinführung und<br />

Sicherheitsunterweisung statt. Informieren Sie sich bitte unabhängig davon über einige<br />

grundsätzliche Inhalte des Chemikaliengesetzes, der Gefahrstoffverordnung und der<br />

Technischen Regeln <strong>für</strong> Gefahrstoffe sowie über allgemeine Richtlinien <strong>für</strong> die Arbeit im<br />

Labor ( Jander, Blasius: Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>,<br />

Auflage 1995, S.141-161). Zur Vorbereitung auf die jeweiligen <strong>Praktikum</strong>saufgaben gehört<br />

neben den Informationen über zu verwendende Synthese- und Charakterisierungsmethoden<br />

auch das Vertrautmachen mit den Eigenschaften der verwendeten Substanzen einschließlich<br />

ihrer R- und S-Sätze. Die entsprechenden Angaben sind Bestandteil der Protokolle.<br />

<strong>Praktikum</strong>sbegleitend finden in enger Anlehnung an die <strong>Praktikum</strong>saufgaben vier Seminar<br />

statt:<br />

1. Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

2. Thermische Analyse<br />

3. Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

4. Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im vierten Seminar informieren sich die <strong>Praktikum</strong>steilnehmer durch Kurzvorträge<br />

gegenseitig über die jeweils durchgeführten Synthesen und die Eigenschaften der erhaltenen<br />

Produkte. Ziel des Seminars sind verallgemeinernde Aussagen über Syntheseprinzipien und<br />

die Vertiefung von Kenntnissen über ausgewählte (insbesondere anwendungsrelevante)<br />

Festkörpereigenschaften.<br />

Literatur:<br />

G. Brauer, Handbuch der präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>,<br />

Emke Verlag, Stuttgart 1975<br />

G. Jander, E. Blasius, Einführung in das anorganisch-chemische <strong>Praktikum</strong>,<br />

S.Hirzel Verlag, Stuttgart 1990<br />

G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen<br />

anorganischen <strong>Chemie</strong>, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1995<br />

D. F. Shriver, P. W. Atkins, C. H. Langford, Anorganische <strong>Chemie</strong> - ein weiterführendes<br />

Lehrbuch, VCH, 1992<br />

A. R. West, Grundlagen der Festkörperchemie, VCH, 1992<br />

1


2<br />

<strong>Chemie</strong> im Kreislauf ( Versuchsanleitungen s. u.)<br />

Cobaltkreislauf Kupferkreislauf Nickelkreislauf Eisenkreislauf<br />

CoCl 2 CuSO 4 NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

[Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3 Cu(NH 3 ) 4 SO 4 Ni(NH 3 ) 6 Cl 2 Fe(C 2 O 4 ) x 2 H 2 O<br />

Co(CH 3 COO) . 2 4H 2 O K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] NiCO 3 [K 3 Fe(C 2 O 4 ) 3 ] • 3 H 2 O<br />

(Zn,Co)(C 2 O 4 ) CuO Ni(CH 3 COO) 2 Fe 2 O 3<br />

ZnCo 2 O 4 CuCl 2 Ni(COO) 2 Fe(acac) 3<br />

K 3 [Co(NO 2 ) 6 ] Cu NiO Fe(NO 3 ) 3<br />

CoCl 2 CuCl NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

CuCl 2<br />

CuCO 3<br />

CuSO 4<br />

Fakultatives Versuchsangebot<br />

Für ergänzende und fakultative Versuche steht in einem begrenzten Umfang weitere Zeit zur<br />

Verfügung. Hier<strong>für</strong> können Versuche aus dem nachstehenden Angebot ausgewählt werden.<br />

Thénards Blau<br />

a.) Eine innige Mischung von 2 g Al 2 (SO 4 ) 3 ⋅ 18 H 2 O und 300 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O wird in<br />

einem Porzellantiegel langsam erwärmt, bis das Kristallwasser verdampft ist. Nach Abkühlen<br />

wird nochmals gut gemörsert und nun 30 bis 60 min auf Rotglut erhitzt. Nach dem Abkühlen<br />

wird der Schmelzkuchen mit verd. Salzsäure versetzt, bis nur noch ein leuchtend blauer<br />

Rückstand von CoAl 2 O 4 nicht in Lösung gegangen ist. Dieser wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen<br />

und im Trockenschrank bei 100 °C getrocknet.<br />

b.) Zu einem stöchiometrischen Gemenge von CoO und Al 2 O 3 setzt man die 1,5fache<br />

Gewichtsmenge KCl zu und erhitzt im Pyrolantiegel auf 1100°C. Nach dem Abkühlen wird<br />

die erhaltene Schmelze mit Wasser ausgekocht, der Rückstand mit Wasser gewaschen und bei<br />

60°C getrocknet.<br />

Literatur: Brauer (Auflage 1981), Band 3, S. 1699.<br />

Rinmanns Grün<br />

2g Zinkoxid und 200 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O werden innig gemischt und in einem Porzellantiegel<br />

langsam erwärmt. zunächst verdampft das Kristallwasser, dann wird etwa 15 bis 30 min bis<br />

zur gelinden Rotglut erhitzt, wobei sich die Mischung hellgrün färbt. Man lässt abkühlen,<br />

wäscht das Pulver (ZnCo 2 O 4 ) gründlich mit Wasser aus und trocknet es im Trockenschrank<br />

bei 100 °C.<br />

Literatur: V. Wiskamp, R. Bauer, K. Trageser, V. Wenzel, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit<br />

27(1993)48.<br />

2


3<br />

Alchimistengold<br />

Man nehme ein Becherglas, in welchem einige 10 Cent-Münzen am Rand aufgestellt sind.<br />

Die Münzen werden mit einer schwach essigsauren Lösung von CuSO 4 (Massenanteil 1 bis 2<br />

%) und NaCl (Massenanteil 10%) in Wasser bedeckt. Dabei soll die Flüssigkeit mindestens 1<br />

cm über die Oberkante der Münzen reichen. Nach kurzer Zeit überzieht sich das Messing vom<br />

Rand her mit einem Kupferspiegel. Man sieht den Kupferüberzug gut, wenn man das<br />

Becherglas “von außen” betrachtet, die zur Mitte des Becherglases zeigende Münzseite sieht<br />

dagegen unverkupfert aus. Erklären Sie diesen überraschenden Befund! Nach einiger Zeit<br />

sind alle Messingschichten verkupfert, was man beim Herausnehmen der Münzen feststellen<br />

kann.<br />

Literatur: R. Lemke, Chemkon 3(1993)84; W. Jansen, Chemkon 4(1994)85.<br />

Das Kupferiodid-Gleichgewicht<br />

Man gibt in ein Reagensglas zu ca. 2 ml einer 1M Kupfersulfatlösung etwa 6 ml 1M KI-<br />

Lösung hinzu. Es bildet sich eine braune Suspension (Reaktionsgleichung?). Gibt man nun<br />

etwa 5 ml Pentan hinzu, setzt einen Stopfen auf und schüttelt kräftig durch, so erkennt man,<br />

dass sich die Pentanschicht violett färbt. Am Boden des Reagensglases erkennt man jetzt<br />

einen weißen Niederschlag. Man gibt nun etwa 5 ml Ammoniaklösung (Massenanteil NH 3 :<br />

25%) und schüttelt wiederum kräftig durch. Die wässrige Phase wird nun intensiv blauviolett<br />

(Reaktionsgleichung?).<br />

Erklären Sie den Versuchsablauf unter Berücksichtigung folgender konditioneller<br />

Standardelektrodenpotentiale U o’ H : Cu/Cu ++ (aq): +0,34 V, Cu/Cu(NH 3 ) ++ 4 : -0,12 V.<br />

Literatur: W. van der Veer, P. de Rijke, Chemkon 6(1996)25.<br />

Anregungen <strong>für</strong> weitere Anorganisch-chemische Experimente:<br />

Blei- und Kupfergewinnung im Rahmen eines anorganischen <strong>Praktikum</strong>s<br />

Literatur: V. Wiskamp, H. Lüdtke, R. Gruehn, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 30(1996)19.<br />

Aufarbeitung anorganischer Reste aus der organischen Synthese<br />

Literatur: V. Wiskamp, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 29(1995)211.<br />

Eisen-, Calcium- und Kupfer-Kreisläufe<br />

Literatur: V. Kramb, W. Proske, V. Wiskamp, Naturwissenschaft im Unterricht-<strong>Chemie</strong><br />

7(1996)9. (weitere Versuche zu Kreisläufen ebenfalls in Heft 32)<br />

Silberrückgewinnung aus Röntgenfilmen<br />

Literatur: V. Kramb, A. Nickel, V. Wiskamb, Chemkon (1995)113.<br />

Löslichkeit von Kohlendioxid in Wasser - ein verblüffendes Experiment<br />

Literatur: W. van der Veer, P. deRijke, Chemkon (1994)83.<br />

3


4<br />

Seminare<br />

1. Seminar: Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

• Grundzüge der Ligandenfeldtheorie<br />

• Magnetische Eigenschaften von Komplexverbindungen<br />

• Optische Eigenschaften und spektrochemische Reihe<br />

• Koordinationszahl und Symmetrie<br />

• Thermodynamische und kinetische Stabilität von Komplexverbindungen<br />

• Besprechung der im <strong>Praktikum</strong> synthetisierten Komplexverbindungen<br />

Literatur: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 7,<br />

Christen, Meyer: Allg. u. Anorg. <strong>Chemie</strong>, Kap.6<br />

2. Seminar: Thermische Analyse<br />

• Thermodynamische Grundlagen<br />

• Methoden (DSC, DTA, TG, DTG)<br />

• Auswertung von Ergebnissen thermischer Analysen (insbesondere selbst synthetisierte<br />

Proben)<br />

Literatur: Autorenkollektiv: Analytikum , 9. Auflage 1994, Kap. 7: Thermische Analyse<br />

M. Otto: Analytische <strong>Chemie</strong>, Kap. 2.8. Thermische Methoden<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 4.3.<br />

3. Seminar: Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

• Kristallsysteme und Bravaisgitter<br />

• Wiederholung ausgewählter Kristallstrukturen<br />

• Röntgenbeugungs-Techniken<br />

• Prinzipieller Gang einer Röntgenstrukturanalyse<br />

• Auswertung des Röntgenpulverdiffraktogramms der vom Student synthetisierten Probe<br />

Literatur: West: Festkörperchemie, Kap. 1.1., 1.2., 1.3 exemplarisch, Kap. 3.<br />

zur Ergänzung: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 4, Kap. 18.<br />

4. Seminar: Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die von den Studenten durchgeführten Synthesen<br />

(Kurzvorträge zur gegenseitigen Information). Ziel des Seminars sind einige<br />

verallgemeinernde Aussagen zum Seminarthema:<br />

• Wiederholende Behandlung von Reaktionen in Elektrolytlösungen (Chem.<br />

Gleichgewichte)<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen Phase und einer Gasphase<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen und einer flüssigen Phase (Lösung bzw.<br />

Schmelzphase)<br />

• Fest-fest-Reaktionen<br />

• Elektrische und magnetische Eigenschaften ausgewählter Festkörper<br />

Literatur: Atkins u. a.: Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 8.<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 7, Kap. 8.1., 8.2. (auszugsweise)<br />

4


5<br />

<strong>Chemie</strong> des Eisens<br />

1. <strong>Praktikum</strong>stag:<br />

D 1: Fe(C 2 O 4 ) x 2 H 2 O<br />

In einem Messkolben werden 50 ml einer Oxalsäurelösung durch Auflösung 5 g<br />

Oxalsäuredihydrat in Wasser hergestellt. Anschließend löst man 7,5 g (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

(„Mohr’sches Salz“) unter Erwärmen in 25 ml Wasser. Zu der erhaltenen Fe(II)-Lösung<br />

werden unter Rühren und weiterem Erwärmen langsam 30 ml der vorher bereiteten<br />

Oxalsäurelösung hinzugefügt (die verbleibende Oxalsäurelösung wird <strong>für</strong> Versuch D 2<br />

aufbewahrt). Die erhaltene Suspension wird bis zum Sieden erhitzt, danach auf etwa 60°C<br />

abgekühlt und noch etwa 20 min bei dieser Temperatur gerührt. Es bildet sich gelbes<br />

Eisen(II)oxalat-dihydrat. Der Niederschlag wird durch einen Büchnertrichter filtriert,<br />

zunächst mit kaltem Wasser, dann mit Aceton gewaschen, scharf abgesaugt und nach<br />

Ausbreiten auf einem Filtrierpapier an der Luft getrocknet.<br />

Auswertung: Ermitteln Sie durch Wägung die Versuchsaubeute und behalten Sie ca. 100 mg<br />

des Niederschlags <strong>für</strong> eine thermische Analyse zurück!<br />

Thermische Analyse des Eisen(II)oxalatdihydrats (Raumtemperatur bis<br />

700°C), Zuordnung der DTA- und TG (DTG)-Effekte, Formulierung von<br />

Reaktionsgleichungen <strong>für</strong> die einzelnen Schritte der thermischen Zersetzung<br />

und Vergleich der theoretischen und experimentell ermittelten<br />

Massedifferenzen.<br />

D 2: [K 3 Fe(C 2 O 4 ) 3 ] • 3 H 2 O<br />

Zur Darstellung des Komplexes wird das nach D 1 erhaltene Eisen(II)oxalat-dihydrat in einer<br />

vorher erwärmten 1,8 M Kaliumoxalatlösung suspendiert (Herstellung der Lösung durch<br />

Auflösen von 5 g Kaliumoxalatmonohydrat in 15 ml Wasser, bei einer 95%-igen Ausbeute an<br />

Fe(II)oxalatdihydrat benötigt man 15 ml, die erforderliche stöchiometrische Menge ist aus der<br />

tatsächlichen Ausbeute zu berechnen – siehe auch unten stehende Reaktionsgleichungen). Die<br />

Suspension wird bei 40°C tropfenweise mit 12-13 ml einer 3%-igen H 2 O 2 -Lösung versetzt<br />

und anschließend zum Sieden erhitzt, wobei ein brauner Niederschlag von Fe(OH) 3 ausfällt.<br />

Zur siedenden Mischung werden nun in einem Guss 10 ml der unter D 1 hergestellten<br />

Oxalsäurelösung zugegeben. Wenn erforderlich, wird tropfenweise weitere Oxalsäurelösung<br />

zur siedenden Lösung hinzugefügt, bis diese völlig klar ist. Man berechne sich jedoch zuvor<br />

die benötigte Menge an Oxalsäure <strong>für</strong> die tatsächliche Ausbeute, um einen Überschuss zu<br />

vermeiden. Es laufen folgende Reaktionen ab:<br />

6 FeC 2 O 4 • 2 H 2 O + 3 H 2 O 2 + 6 K 2 C 2 O 4 → 4 K 3 [Fe(C 2 O 4 ) 3 ] + 2 Fe(OH) 3 + 12 H 2 O<br />

2 Fe(OH) 3 + 3 H 2 C 2 O 4 + 3 K 2 C 2 O 4 → 2 K 3 [Fe(C 2 O 4 ) 3 ] + 6 H 2 O<br />

Die grüne Lösung wird mit 15 ml Ethanol versetzt und im Dunkeln (Kristallisierschale in<br />

Alufolie einpacken) bis zum nächsten <strong>Praktikum</strong>stag zur Kristallisation im Laborschrank<br />

stehen gelassen.<br />

Auswertung: Informieren Sie sich über die magnetischen Eigenschaften der hergestellten<br />

Komplexverbindung und erklären Sie diese auf der Grundlage der<br />

Ligandenfeldtheorie!<br />

5


6<br />

2. <strong>Praktikum</strong>stag:<br />

D 3: Fe 2 O 3<br />

Das am vorangegangenen <strong>Praktikum</strong>stag präparierte Kaliumtrisoxalatoferrat wird abgesaugt,<br />

erst mit wenig kaltem Wasser und dann mit Ethanol gewaschen und getrocknet. Etwa 200mg<br />

Kaliumtrisoxalatoferrat werden <strong>für</strong> spätere Versuche lichtgeschützt aufgehoben<br />

(Untersuchungen zur Lichtempfindlichkeit). Die Hauptmenge wird gemörsert, nochmals<br />

gewogen und im Porzellantiegel über der Brennerflamme erhitzt. Beobachten Sie die<br />

Vorgänge während der ablaufenden Zersetzung und deuten Sie diese. Hat sich eine<br />

durchgängig rotbraune Schicht gebildet, so lässt man den Porzellantiegel abkühlen. Nach dem<br />

Erkalten wird mit einem Spatel die Kruste aufgekratzt. Befindet sich noch grünliche Substanz<br />

im Tiegel, wird erneut gemörsert und der Zersetzungsvorgang etwa 20 min bei 600 °C im<br />

Muffelofen fortgesetzt. Nach dem Erkalten wird das Gemisch mehrmals gründlich mit<br />

warmen Wasser und schließlich mit Ethanol gewaschen und im Trockenschrank bei ca. 150<br />

°C getrocknet. Prüfen Sie nach dem Trocknen die Substanz auf Carbonat! Bei einem positiven<br />

Nachweis wird nochmals gewaschen.<br />

Auswertung: Ermitteln Sie die Ausbeute an Fe 2 O 3 !<br />

Welche Farbe hat Ihre Substanz nach der Zersetzung und welche Komponenten<br />

sind in ihr enthalten?<br />

Ermitteln Sie den theoretischen Masseverlust bei der Zersetzung und<br />

vergleichen Sie mit dem experimentellen Ergebnis!<br />

Aufnahme des Röntgenpulverdiffraktogramms von Fe 2 O 3<br />

D 4: Kaliumtrisoxalatoferrat(III) als chemisches Aktinometer<br />

Kaliumtrisoxalatoferrat(III)-Lösungen können als chemisches Aktinometer verwendet<br />

werden. Chemische Aktinometer sind integrierende Empfänger, bei denen die<br />

Strahlungsmenge durch den Stoffumsatz einer photochemischen Reaktion bestimmt wird.<br />

Unter dem Einfluss von Licht läuft folgende Reaktion ab:<br />

2 Fe(C 2 O 4 ) 3<br />

3-<br />

→ 2 Fe 2+ + 5 C 2 O 4<br />

2-<br />

+ 2 CO 2<br />

Das entstandene Fe(II) wird als o-Phenanthrolinkomplex colorimetrisch bestimmt.<br />

Zur qualitativen Untersuchung der Lichtempfindlichkeit werden 0,3 g Kaliumtrisoxalatoferrat(III)-trihydrat<br />

(K 3 Fe(C 2 O 4 ) 3 • 3H 2 O) in einem 100 ml – Messkolben in etwa<br />

50ml Wasser gelöst. Nach Zugabe von 10 ml einer 0,1N Schwefelsäure und 5 ml<br />

Phenanthrolinlösung (0,12%ig) wird mit Wasser bis zur Markierung aufgefüllt. Bei allen<br />

Operationen ist eine stärkere Lichteinstrahlung auf die Lösung zu vermeiden. Deshalb wird<br />

die Lösung an einem wenig erleuchteten Platz hergestellt und der Messkolben wird bis dicht<br />

unter den Eichstrich mit Alufolie eingewickelt.<br />

Je 10 ml der Lösung werden in einem Reagenzglas<br />

a) 10 min dem diffusen Tageslicht ausgesetzt,<br />

b) 2 min mit einer UV-Lampe bestrahlt und danach 8 min im Dunkeln aufbewahrt,<br />

c) 10min im Dunkeln aufbewahrt.<br />

Anschließend wird die Farbe der Lösungen verglichen.<br />

Auswertung: Formulieren Sie die Reaktionsgleichung <strong>für</strong> die Komplexbildung mit o-<br />

Phenanthrolin und ziehen Sie Schlussfolgerungen aus dem Farbvergleich!<br />

6


7<br />

3. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

D 5: Fe(acac) 3<br />

Das im Versuch D 3 erhaltene Fe 2 O 3 wird im dreifachen Überschuss an konz. Salzsäure in der<br />

Hitze gelöst. Nach vollständiger Auflösung wird mit Wasser auf ca. 250 ml verdünnt und<br />

das Eisen unter ständigem Rühren mit 25%-igem Ammoniak das Hydroxid gefällt. Die<br />

Suspension wird noch etwa 10 min nahe am Sieden gehalten. Anschließend wird das<br />

ausgefallene Eisenhydroxid in einen Büchner-Trichter überführt, abgesaugt und gründlich mit<br />

warmem Wasser, dem einige Tropfen NH 3 -Lösung zugesetzt wurden, gewaschen. Nach<br />

gutem Absaugen wird der noch feuchte Niederschlag in ein Becherglas überführt und in etwa<br />

100 ml Wasser aufgeschlämmt. Nach Zusatz von Acetylaceton im 100%igen Überschuss wird<br />

unter Rühren auf 70°C erwärmt und 30 min bei dieser Temperatur temperiert. Danach wird<br />

zur Vervollständigung der Kristallisation im Eisbad abgekühlt, das Produkt abfiltriert und an<br />

der Luft getrocknet.<br />

Auswertung: Das Produkt wird ausgewogen und die Ausbeute berechnet.<br />

Warum ist Trisacetylacetonato-Eisen (III) gut in organischen Lösungsmitteln<br />

löslich?<br />

4. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

D 6: Herstellung einer Fe(NO 3 ) 3 -Lösung und Ermittlung des Fe-Gehaltes<br />

In einem hohen 600 ml Becherglas werden 30 ml konz. HNO 3 vorgelegt und nach Zusatz von<br />

etwas Trisacetylacetonato-Eisen (III) langsam erwärmt (Abzug, Heizplatte mit<br />

Magnetrührer!). Nach kurzer Zeit setzt eine heftige Reaktion ein, erkenntlich an der<br />

Entwicklung nitroser Gase. Nach dem Abklingen wird das restliche Acetylacetonat<br />

portionsweise mit dem Löffelspatel in die Lösung eingetragen. Danach wird die Salpetersäure<br />

bis nahezu zur Trockne abgeraucht und der Rückstand mit Wasser aufgenommen. Bei zu<br />

starkem Abrauchen müssen zur vollständigen Auflösung des Rückstandes gegebenenfalls<br />

wieder einige Tropfen Salpetersäure zugefügt werden.<br />

Die erhaltene Fe(NO 3 ) 3 -Lösung wird in einem Messkolben auf 100 ml mit Wasser aufgefüllt.<br />

Zur Ermittlung des Fe-Gehaltes der Lösung werden je nach Ausbeute an Acetylacetonat im<br />

Versuch D 5 fünf bis zehn ml entnommen und auf 100 ml verdünnt. Die Lösung soll <strong>für</strong> eine<br />

Rücktitration unter Verwendung von 0,01 M EDTA-Lsg. sowie 0,01 M Pb(NO 3 ) 2 -Lsg. mit<br />

Xylenolorange als Indikator geeignet sein. Der Farbumschlag erfolgt von gelb nach violett.<br />

Die ermittelte Stoffmenge an Eisen dient als Grundlage <strong>für</strong> die benötigten Stoffmengen an<br />

Ammoniumsulfat, Eisen und Schwefelsäure zur Rückgewinnung des Mohr’schen Salzes.<br />

5. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

D 7: Rückgewinnung des Mohr’schen Salzes<br />

Die nach D 6 verbliebene Menge an Fe(NO 3 ) 3 -Lösung mit bekanntem Gehalt wird in ein<br />

Becherglas überführt. Nach Vedünnung auf etwa 250 ml wird wie in Versuch D 5 mit 25%-<br />

igem Ammoniak Eisen(III)hydroxid gefällt, abgesaugt und gewaschen, anschließend im<br />

Trockenschrank getrocknet. Das weitgehend getrocknete Eisenhydroxid wird in ein<br />

Becherglas überführt und mit einer berechneten Menge an 10%-iger Schwefelsäure<br />

aufgenommen. Anschließend wird Eisenpulver in geringem Überschuss zugesetzt und bis<br />

zum Anspringen der Reaktion gegebenenfalls etwas erhitzt. Ist die Redox-Reaktion<br />

7


8<br />

abgeschlossen, wird das überschüssige Eisenpulver abfiltriert und die berechnete Menge<br />

Ammoniumsulfat hinzugegeben. Den Kristallisationsbeginn kann man durch Kühlen im<br />

Eisbad unterstützen. Die Lösung muss zur Vervollständigung der Kristallisation u. U. über<br />

Nacht stehen bleiben. Die jeweils benötigten Stoffmengen werden unter Zugrundelegung der<br />

nachstehenden Reaktionsgleichung berechnet:<br />

2 Fe(OH) 3 + 3 H 2 SO 4 + Fe + 3 (NH 4 ) 2 SO 4 → 3 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 + 6 H 2 O<br />

Nach Vervollständigung der Kristallisation wird das Mohr’sche Salz abgesaugt, mit Aceton<br />

gewaschen und getrocknet.<br />

Auswertung: Die Ausbeuten <strong>für</strong> die letzte Präparatestufe sowie <strong>für</strong> den Gesamtzyklus sind<br />

zu berechnen<br />

Um welchen Faktor muss die Ausbeute korrigiert werden, um den tatsächlichen<br />

Verlust im durchgeführten Kreislauf zu bestimmen?<br />

Bei eventuell am 3. und 4. <strong>Praktikum</strong>stag auftretenden Leerlaufzeiten kann in Absprache mit<br />

dem Assistenten ein Versuch aus dem fakultativen Versuchsangebot durchgeführt werden.<br />

8


<strong>Praktikum</strong> <strong>„Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehramtskandidaten</strong>“ / Hauptstudium<br />

Das <strong>Praktikum</strong> findet über einen Zeitraum von fünf Wochen an jeweils einem Tag pro Woche<br />

statt. Es dient der Vertiefung bzw. Erweiterung der im Grundstudium erworbenen Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten beim präparativen und analytischen Arbeiten. Es werden Versuche zur Darstellung<br />

und zur Charakterisierung anorganischer Substanzen durchgeführt. In der Regel wird in der<br />

letzten Präparatestufe der Ausgangsstoff wieder zurückgewonnen. Auf diesem Wege lernen die<br />

Studenten unterschiedliche Reaktionstypen und Verbindungsklassen kennen. Das Prinzip der<br />

Synthese in geschlossenen Kreisläufen soll u. a. Anregungen <strong>für</strong> die spätere selbständige Planung<br />

von Schulversuchen unter Berücksichtigung von Aspekten des Umweltschutzes und des<br />

sparsamen Umgangs mit Chemikalien vermitteln. Die Konzeption der Stoffkreisläufe zur <strong>Chemie</strong><br />

des Kupfers, Nickels und Cobalts erfolgte in Anlehnung an eine Publikation von V. Wiskamp et<br />

al. in <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

Die zum Einsatz gelangenden physikalisch-chemischen Untersuchungsmethoden sind nur eine<br />

kleine Auswahl der Vielzahl von zur Charakterisierung von anorganischen Festkörpern<br />

verwendeten Methoden. Kenntnisse über weitere Methoden sind im Selbststudium und durch<br />

gegenseitige Information zu erwerben.<br />

Vor Beginn der praktischen Arbeiten findet eine <strong>Praktikum</strong>seinführung und<br />

Sicherheitsunterweisung statt. Informieren Sie sich bitte unabhängig davon über einige<br />

grundsätzliche Inhalte des Chemikaliengesetzes, der Gefahrstoffverordnung und der Technischen<br />

Regeln <strong>für</strong> Gefahrstoffe sowie über allgemeine Richtlinien <strong>für</strong> die Arbeit im Labor ( Jander,<br />

Blasius: Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>, Auflage 1995,<br />

S.141-161). Zur Vorbereitung auf die jeweiligen <strong>Praktikum</strong>saufgaben gehört neben den<br />

Informationen über zu verwendende Synthese- und Charakterisierungsmethoden auch das<br />

Vertrautmachen mit den Eigenschaften der verwendeten Substanzen einschließlich ihrer R- und<br />

S-Sätze. Die entsprechenden Angaben sind Bestandteil der Protokolle.<br />

<strong>Praktikum</strong>sbegleitend finden in enger Anlehnung an die <strong>Praktikum</strong>saufgaben vier Seminar statt:<br />

1. Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

2. Thermische Analyse<br />

3. Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

4. Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im vierten Seminar informieren sich die <strong>Praktikum</strong>steilnehmer durch Kurzvorträge gegenseitig<br />

über die jeweils durchgeführten Synthesen und die Eigenschaften der erhaltenen Produkte. Ziel<br />

des Seminars sind verallgemeinernde Aussagen über Syntheseprinzipien und die Vertiefung von<br />

Kenntnissen über ausgewählte (insbesondere anwendungsrelevante) Festkörpereigenschaften.<br />

Literatur:<br />

G. Brauer, Handbuch der präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>,<br />

Emke Verlag, Stuttgart 1975<br />

G. Jander, E. Blasius, Einführung in das anorganisch-chemische <strong>Praktikum</strong>,<br />

S.Hirzel Verlag, Stuttgart 1990<br />

G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen<br />

anorganischen <strong>Chemie</strong>, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1995<br />

D. F. Shriver, P. W. Atkins, C. H. Langford, Anorganische <strong>Chemie</strong> - ein weiterführendes<br />

Lehrbuch, VCH, 1992<br />

A. R. West, Grundlagen der Festkörperchemie, VCH, 1992<br />

<strong>Chemie</strong> im Kreislauf ( Versuchsanleitungen s. u.)


2<br />

Cobaltkreislauf Kupferkreislauf Nickelkreislauf Eisenkreislauf<br />

CoCl 2 CuSO 4 NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

[Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3 Cu(NH 3 ) 4 SO 4 Ni(NH 3 ) 6 Cl 2 Fe(C 2 O 4 ) x 2 H 2 O<br />

Co(CH 3 COO) . 2 4H 2 O K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] NiCO 3 [K 3 Fe(C 2 O 4 ) 3 ] •<br />

3 H 2 O<br />

(Zn,Co)(C 2 O 4 ) CuO Ni(CH 3 COO) 2 Fe 2 O 3<br />

ZnCo 2 O 4 CuCl 2 Ni(COO) 2 Fe(acac) 3<br />

K 3 [Co(NO 2 ) 6 ] Cu NiO Fe(NO 3 ) 3<br />

CoCl 2 CuCl NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

CuCl 2<br />

CuCO 3<br />

CuSO 4<br />

Fakultatives Versuchsangebot<br />

Für ergänzende und fakultative Versuche steht in einem begrenzten Umfang weitere Zeit zur<br />

Verfügung. Hier<strong>für</strong> können Versuche aus dem nachstehenden Angebot ausgewählt werden.<br />

Thénards Blau<br />

a.) Eine innige Mischung von 2 g Al 2 (SO 4 ) 3 ⋅ 18 H 2 O und 300 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O wird in einem<br />

Porzellantiegel langsam erwärmt, bis das Kristallwasser verdampft ist. Nach Abkühlen wird<br />

nochmals gut gemörsert und nun 30 bis 60 min auf Rotglut erhitzt. Nach dem Abkühlen wird der<br />

Schmelzkuchen mit verd. Salzsäure versetzt, bis nur noch ein leuchtend blauer Rückstand von<br />

CoAl 2 O 4 nicht in Lösung gegangen ist. Dieser wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und im<br />

Trockenschrank bei 100 °C getrocknet.<br />

b.) Zu einem stöchiometrischen Gemenge von CoO und Al 2 O 3 setzt man die 1,5fache<br />

Gewichtsmenge KCl zu und erhitzt im Pyrolantiegel auf 1100°C. Nach dem Abkühlen wird die<br />

erhaltene Schmelze mit Wasser ausgekocht, der Rückstand mit Wasser gewaschen und bei 60°C<br />

getrocknet.<br />

Literatur: Brauer (Auflage 1981), Band 3, S. 1699.<br />

Rinmanns Grün<br />

2g Zinkoxid und 200 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O werden innig gemischt und in einem Porzellantiegel<br />

langsam erwärmt. zunächst verdampft das Kristallwasser, dann wird etwa 15 bis 30 min bis zur<br />

gelinden Rotglut erhitzt, wobei sich die Mischung hellgrün färbt. Man lässt abkühlen, wäscht das<br />

Pulver (ZnCo 2 O 4 ) gründlich mit Wasser aus und trocknet es im Trockenschrank bei 100 °C.<br />

Literatur: V. Wiskamp, R. Bauer, K. Trageser, V. Wenzel, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

Alchimistengold<br />

2


3<br />

Man nehme ein Becherglas, in welchem einige 10 Cent-Münzen am Rand aufgestellt sind. Die<br />

Münzen werden mit einer schwach essigsauren Lösung von CuSO 4 (Massenanteil 1 bis 2 %) und<br />

NaCl (Massenanteil 10%) in Wasser bedeckt. Dabei soll die Flüssigkeit mindestens 1 cm über die<br />

Oberkante der Münzen reichen. Nach kurzer Zeit überzieht sich das Messing vom Rand her mit<br />

einem Kupferspiegel. Man sieht den Kupferüberzug gut, wenn man das Becherglas “von außen”<br />

betrachtet, die zur Mitte des Becherglases zeigende Münzseite sieht dagegen unverkupfert aus.<br />

Erklären Sie diesen überraschenden Befund! Nach einiger Zeit sind alle Messingschichten<br />

verkupfert, was man beim Herausnehmen der Münzen feststellen kann.<br />

Literatur: R. Lemke, Chemkon 3(1993)84; W. Jansen, Chemkon 4(1994)85.<br />

Das Kupferiodid-Gleichgewicht<br />

Man gibt in ein Reagensglas zu ca. 2 ml einer 1M Kupfersulfatlösung etwa 6 ml 1M KI-Lösung<br />

hinzu. Es bildet sich eine braune Suspension (Reaktionsgleichung?). Gibt man nun etwa 5 ml<br />

Pentan hinzu, setzt einen Stopfen auf und schüttelt kräftig durch, so erkennt man, dass sich die<br />

Pentanschicht violett färbt. Am Boden des Reagensglases erkennt man jetzt einen weißen<br />

Niederschlag. Man gibt nun etwa 5 ml Ammoniaklösung (Massenanteil NH 3 : 25%) und schüttelt<br />

wiederum kräftig durch. Die wässrige Phase wird nun intensiv blauviolett (Reaktionsgleichung?).<br />

Erklären Sie den Versuchsablauf unter Berücksichtigung folgender konditioneller<br />

Standardelektrodenpotentiale U H o’ : Cu/Cu ++ (aq): +0,34 V, Cu/Cu(NH 3 ) 4 ++ : -0,12 V.<br />

Literatur: W. van der Veer, P. de Rijke, Chemkon 6(1996)25.<br />

Anregungen <strong>für</strong> weitere Anorganisch-chemische Experimente:<br />

Blei- und Kupfergewinnung im Rahmen eines anorganischen <strong>Praktikum</strong>s<br />

Literatur: V. Wiskamp, H. Lüdtke, R. Gruehn, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 30(1996)19.<br />

Aufarbeitung anorganischer Reste aus der organischen Synthese<br />

Literatur: V. Wiskamp, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 29(1995)211.<br />

Eisen-, Calcium- und Kupfer-Kreisläufe<br />

Literatur: V. Kramb, W. Proske, V. Wiskamp, Naturwissenschaft im Unterricht-<strong>Chemie</strong><br />

7(1996)9. (weitere Versuche zu Kreisläufen ebenfalls in Heft 32)<br />

Silberrückgewinnung aus Röntgenfilmen<br />

Literatur: V. Kramb, A. Nickel, V. Wiskamb, Chemkon (1995)113.<br />

Löslichkeit von Kohlendioxid in Wasser - ein verblüffendes Experiment<br />

Literatur: W. van der Veer, P. deRijke, Chemkon (1994)83.<br />

Seminare<br />

3


4<br />

1. Seminar: Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

• Grundzüge der Ligandenfeldtheorie<br />

• Magnetische Eigenschaften von Komplexverbindungen<br />

• Optische Eigenschaften und spektrochemische Reihe<br />

• Koordinationszahl und Symmetrie<br />

• Thermodynamische und kinetische Stabilität von Komplexverbindungen<br />

• Besprechung der im <strong>Praktikum</strong> synthetisierten Komplexverbindungen<br />

Literatur: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 7,<br />

Christen, Meyer: Allg. u. Anorg. <strong>Chemie</strong>, Kap.6<br />

2. Seminar: Thermische Analyse<br />

• Thermodynamische Grundlagen<br />

• Methoden (DSC, DTA, TG, DTG)<br />

• Auswertung von Ergebnissen thermischer Analysen (insbesondere selbst synthetisierte<br />

Proben)<br />

Literatur: Autorenkollektiv: Analytikum , 9. Auflage 1994, Kap. 7: Thermische Analyse<br />

M. Otto: Analytische <strong>Chemie</strong>, Kap. 2.8. Thermische Methoden<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 4.3.<br />

3. Seminar: Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

• Kristallsysteme und Bravaisgitter<br />

• Wiederholung ausgewählter Kristallstrukturen<br />

• Röntgenbeugungs-Techniken<br />

• Prinzipieller Gang einer Röntgenstrukturanalyse<br />

• Auswertung des Röntgenpulverdiffraktogramms der vom Student synthetisierten Probe<br />

Literatur: West: Festkörperchemie, Kap. 1.1., 1.2., 1.3 exemplarisch, Kap. 3.<br />

zur Ergänzung: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 4, Kap. 18.<br />

4. Seminar: Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die von den Studenten durchgeführten Synthesen<br />

(Kurzvorträge zur gegenseitigen Information). Ziel des Seminars sind einige verallgemeinernde<br />

Aussagen zum Seminarthema:<br />

• Wiederholende Behandlung von Reaktionen in Elektrolytlösungen (Chem. Gleichgewichte)<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen Phase und einer Gasphase<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen und einer flüssigen Phase (Lösung bzw.<br />

Schmelzphase)<br />

• Fest-fest-Reaktionen<br />

• Elektrische und magnetische Eigenschaften ausgewählter Festkörper<br />

Literatur: Atkins u. a.: Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 8.<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 7, Kap. 8.1., 8.2. (auszugsweise)<br />

4


5<br />

<strong>Chemie</strong> des Kupfers<br />

1. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

A 1: [Cu(NH 3 ) 4 ]SO 4 ⋅ H 2 O<br />

10 g CuSO 4 ⋅ 5H 2 O werden unter Erwärmen in 20 ml H 2 O gelöst und mit 40 ml konz. Ammoniaklösung<br />

versetzt. (Ein intermediär gebildeter Niederschlag von Cu(OH) 2 geht wieder in Lösung.)<br />

Die klare, tiefblaue Lösung wird langsam unter Rühren in 60 ml Ethanol eingetragen.<br />

Dabei fällt der Cu-Amminkomplex in Form blauer Kristalle aus. Er wird abgesaugt und dreimal<br />

mit jeweils 4 ml Ethanol ausgewaschen. Man saugt 5 bis 10 Minuten Luft durch den<br />

Filterkuchen. Danach ist der ausreichend trocken. Der isolierte Komplex wird in Versuch A2<br />

weiterverarbeitet, seine Mutterlauge im Versuch A4.<br />

Auswertung: Begründen Sie die Farbänderung der Lösung bei der Bildung des<br />

Amminkomplexes (Ligandenfeldtheorie, spektrochemische Reihe)!<br />

A 2: K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] ⋅ 2 H 2 O<br />

Warum wird die Löslichkeit des Komplexes durch Zusatz von Ethanol<br />

herabgesetzt?<br />

Das gesamte Produkt aus Versuch A1 wird verwendet und der Ansatz entsprechend umgerechnet:<br />

24,4 g K 2 C 2 O 4 ⋅ H 2 O werden in 80 ml Wasser in der Siedehitze gelöst. Zu der heißen Lösung<br />

gibt man tropfenweise eine Lösung von 8 g [Cu(NH 3 ) 4 ]SO 4 ⋅ H 2 O in 20 ml Wasser, dem einige<br />

Tropfen konz. NH 3 zugesetzt sind. Man lässt langsam auf Zimmertemperatur abkühlen, wobei<br />

türkisblaue Kristalle ausfallen. Dann gibt man tropfenweise Schwefelsäure zu, bis die tiefblaue<br />

Farbe der überstehenden Lösung (unumgesetzter Cu-Amminkomplex) verschwunden ist und lässt<br />

zur Vervollständigung der Kristallisation noch etwa 30 min stehen. Anschließend werden die<br />

Kristalle abgesaugt, mit wenig Eiswasser gewaschen, zwischen Filtrierpapier trockengepresst und<br />

über Nacht im Exsikkator über Blaugel getrocknet. Das kristalline Produkt wird im Versuch A 3<br />

weiterverwendet, die Mutterlauge im Versuch A 4.<br />

Auswertung: DTA/TG des Oxalatkomplexes, Zuordnung der thermischen Effekte, Formulierung<br />

der Reaktionsgleichungen <strong>für</strong> die thermische Zersetzung und Vergleich der<br />

theoretischen und experimentell ermittelten Massendifferenzen<br />

2. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

A 3: Cu-Gewinnung aus K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] ⋅ 2 H 2 O<br />

Das gesamte Produkt aus Versuch A2 wird in einen Porzellantiegel eingewogen. Man erwärmt<br />

langsam mit dem Brenner. Die Verbrennung beginnt am Tiegelrand und schreitet - gelegentlich<br />

unter Aufglühen - bis zur Tiegelmitte fort. Es entsteht CuO (Reaktionsgleichung!). Man entfernt<br />

den Brenner, lässt auf Raumtemperatur abkühlen und gibt den Tiegelinhalt in ein Becherglas.<br />

Darin wird er vorsichtig mit halbkonzentrierter Salzsäure versetzt. (Reaktionsgleichungen!). Die<br />

tiefgrüne Lösung wird innerhalb von 30 Minuten portionsweise mit Eisenpulver (0,2g Fe pro<br />

1,0g K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] ⋅ 2 H 2 O) versetzt. gegebenenfalls muss etwas HCl nachdosiert werden, um<br />

den pH-Wert im sauren Bereich zu halten und um überschüssiges Eisen zu FeCl 2 zu oxidieren.<br />

Die Vollständigkeit der Auflösung von überschüssigem Fe erkennt man an der Beendigung der<br />

Gasentwicklung. Die ausgefallenen Kupferflocken werden abfiltriert, mit verdünnter Salzsäure<br />

5


6<br />

gewaschen, im Trockenschrank getrocknet und im Versuch A5 weiterverwendet. Das Filtrat wird<br />

durch Zugabe von etwas Eisenpulver auf Vollständigkeit der Cu-Zementation geprüft. Danach<br />

wird mit Natronlauge neutralisiert, filtriert und das durch die Fe 2+ -Ionen nur noch schwach grün<br />

gefärbte Filtrat in den Ausguss gegeben.<br />

Auswertung: Beobachten Sie den Verlauf der Zersetzung des Oxalatokomplexes genau und<br />

ziehen Sie Schlussfolgerungen bezüglich der Wärmetönung der ablaufenden<br />

Reaktionen!<br />

Welche Reaktionsprodukte erwarten Sie bei Durchführung der Zersetzung des<br />

Komplexes in Stickstoffatmosphäre?<br />

Vertiefen Sie Ihre Kenntnisse über Redoxreaktionen durch das Studium von<br />

Kapitel 8 im Lehrbuch AC von Shriver, Atkins und Langford!<br />

A4: Cu-Gewinnung aus den Mutterlaugen von Versuch A1 und A2<br />

Die Mutterlauge aus dem Versuch A1 wird weitgehend eingedampft, um den Alkohol zu vertreiben.<br />

Das Konzentrat wird zu der Mutterlauge aus dem Versuch A2 gegeben. Es wird mit HCl<br />

angesäuert. Danach werden so lange kleine Mengen Eisenpulver zugegeben, bis kein Cu-Metall<br />

mehr ausfällt. Ein eventuell auftretender weißer Konzentrationsniederschlag wird durch<br />

Erwärmen und gegebenenfalls Verdünnung mit Wasser in Lösung gebracht. Das Kupfer wird wie<br />

in A3 isoliert und in Versuch A5 weiterverwendet. Sollte die Cu- Probe noch sichtlich durch<br />

anhaftende schwerlösliche Niederschläge verunreinigt sein (um welche Verbindung kann es sich<br />

handeln?), wird sie vor der Vereinigung mit der Probe aus A3 mit wenig konzentrierter HCl<br />

ausgekocht und nochmals wie in A3 isoliert.<br />

Auswertung: Ausbeuteberechnung , Aufnahme des Röntgenpulverdiffraktogramms von Kupfer<br />

aus den Versuchen A3 und A4 ( 2Θ = 10....100°).<br />

3. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

Dichtebestimmung des erhaltenen Kupfers.<br />

Auswertung: Sie erhalten die Röntgenpulverdiffraktogramme der in A3 und A4 hergestellten<br />

Kupferproben. Werten Sie diese unter folgenden Gesichtspunkten aus:<br />

-Reinheit der Produkte<br />

-Zuordnung der Röntgenreflexe (rechnergestützte Phasenanalyse)<br />

-Indizierung der Cu-Reflexe<br />

-Berechnung der Gitterparameter<br />

-Ermittlung der “Röntgendichte” und Vergleich mit der experimentell ermittelten<br />

Dichte.<br />

4. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

A5: CuCl<br />

Die aus den Versuchen A3 und A4 erhaltenen Cu-Mengen werden vollständig verwendet. Der<br />

Ansatz wird entsprechend umgerechnet:<br />

5 g CuSO 4 ⋅ 5 H 2 O und 2,6 g NaCl werden in 40 ml konz. HCl gelöst. Man gibt 1,4 g<br />

Kupferpulver hinzu und hält den Ansatz am Sieden (Siedestab und Uhrglas verwenden). Die<br />

6


7<br />

tiefgrüne Färbung verschwindet, der Ansatz wird hellgelb bis farblos, die Kupfermenge nimmt<br />

deutlich ab. Es bildet sich der Chlorokomplex des einwertigen Kupfers, der als Natriumsalz<br />

Na[CuCl 2 ] zunächst in Lösung gehalten wird.<br />

In einem Becherglas werden während der Kochzeit bereits 300 ml Wasser, dem einige Körnchen<br />

Natriumsulfit zugesetzt sind (warum?), vorgelegt und im Eisbad gekühlt.<br />

Die Reaktionslösung filtriert man direkt in das eisgekühlte Wasser. Weißes CuCl fällt aus, wird<br />

abgesaugt und mit ganz wenig Ethanol trockengewaschen. Es wird in Versuch A6 weiterverwendet.<br />

Die Mutterlauge kann - falls sie weitgehend farblos ist - in den Ausguss gegeben<br />

werden. Ist sie jedoch von nicht reduziertem Cu 2+ noch blaugrün gefärbt, wird etwas<br />

Wasserstoffperoxidlösung zugegeben, mit Soda auf einen pH von 11 bis 13 gebracht und<br />

gekocht. Ausgefallenes CuCO 3 /CuO wird mit event. vorhandenem CuCO 3 /CuO-Niederschlag aus<br />

dem Recyclingversuch A6 zu Kupfervitriol aufgearbeitet.<br />

Auswertung: Formulieren Sie die Reaktionsgleichung <strong>für</strong> die Bildung von CuCl!<br />

Wie bezeichnet man derartige Reaktionen?<br />

Berechnen Sie die Gleichgewichtskonstante der Gesamtreaktion und diskutieren<br />

Sie das Ergebnis! ( U H o Werte: Cu/Cu + : 0,55V; Cu + /Cu ++ : 0,15V; pK L (CuCl) = 6 )<br />

Etwa 100 mg des trockenen Niederschlags werden in wenig verdünnter<br />

Schwefelsäure unter Zugabe von 1 ml 30%igem H 2 O 2 gelöst und in einem<br />

Maßkolben auf 100 ml aufgefüllt. Durch komplexometrische Cu-Bestimmung<br />

wird die Zusammensetzung der Probe A5 überprüft. Alternativ kann in Absprache<br />

mit dem Assistenten auch eine Chloridbestimmung erfolgen.<br />

5. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

A6: Rückgewinnung von CuSO 4 ⋅ 5 H 2 O<br />

Das CuCl aus Versuch A5 wird in halbkonzentrierter HCl suspendiert (5 ml pro 1 g CuCl). Durch<br />

Einleiten von Luft wird das einwertige Kupfer zu zweiwertigem oxidiert und geht als CuCl 2 in<br />

Lösung. (Die Oxidation kann - wenn man Zeit sparen will - auch durch Zutropfen von 2 ml H 2 O 2<br />

(30%ig) pro 1 g CuCl erfolgen.) Durch tropfenweises Zugeben von konz. Natronlauge wird ein<br />

pH-Wert von 6 bis 7 eingestellt. Dann werden einige Spatelspitzen Soda zugegeben. In der<br />

Siedehitze fällt basisches CuCO 3 aus. Dies wird abgesaugt, gründlich mit Wasser gewaschen,<br />

anschließend wieder in wenig Wasser aufgeschlämmt und mit der gerade nötigen Menge konz.<br />

Schwefelsäure in der Siedehitze zu Sulfat gelöst. Die Lösung wird weitgehend eingeengt. Aus<br />

der heißgesättigten Lösung kristallisiert CuSO 4 ⋅ 5 H 2 O beim Abkühlen im Eisbad aus. Die<br />

Mutterlauge wird abdekantiert und bei einem späteren Recyclingversuch mit verwertet. Die<br />

großen Kristalle werden kurz mit wenig Eiswasser abgewaschen und im Exsikkator über Blaugel<br />

getrocknet.<br />

Auswertung: Bestimmen Sie die Ausbeute und setzen Sie diese in Beziehung zur Gesamtmenge<br />

der eingesetzten Cu-Verbindungen! Diskutieren Sie das Ergebnis: Bei welchen<br />

Reaktionsstufen treten die größten Substanzverluste auf? Machen Sie Vorschläge<br />

<strong>für</strong> eine eventuell andere Gestaltung des Reaktionszyklus oder auch dessen<br />

Ausdehnung auf weitere Verbindungen mit interessanten Eigenschaften!<br />

7


<strong>Praktikum</strong> <strong>„Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehramtskandidaten</strong>“ / Hauptstudium<br />

Das <strong>Praktikum</strong> findet über einen Zeitraum von fünf Wochen an jeweils einem Tag pro Woche<br />

statt. Es dient der Vertiefung bzw. Erweiterung der im Grundstudium erworbenen Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten beim präparativen und analytischen Arbeiten. Es werden Versuche zur Darstellung<br />

und zur Charakterisierung anorganischer Substanzen durchgeführt. In der Regel wird in der<br />

letzten Präparatestufe der Ausgangsstoff wieder zurückgewonnen. Auf diesem Wege lernen die<br />

Studenten unterschiedliche Reaktionstypen und Verbindungsklassen kennen. Das Prinzip der<br />

Synthese in geschlossenen Kreisläufen soll u. a. Anregungen <strong>für</strong> die spätere selbständige Planung<br />

von Schulversuchen unter Berücksichtigung von Aspekten des Umweltschutzes und des<br />

sparsamen Umgangs mit Chemikalien vermitteln. Die Konzeption der Stoffkreisläufe zur <strong>Chemie</strong><br />

des Kupfers, Nickels und Cobalts erfolgte in Anlehnung an eine Publikation von V. Wiskamp et<br />

al. in <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

Die zum Einsatz gelangenden physikalisch-chemischen Untersuchungsmethoden sind nur eine<br />

kleine Auswahl der Vielzahl von zur Charakterisierung von anorganischen Festkörpern<br />

verwendeten Methoden. Kenntnisse über weitere Methoden sind im Selbststudium und durch<br />

gegenseitige Information zu erwerben.<br />

Vor Beginn der praktischen Arbeiten findet eine <strong>Praktikum</strong>seinführung und<br />

Sicherheitsunterweisung statt. Informieren Sie sich bitte unabhängig davon über einige<br />

grundsätzliche Inhalte des Chemikaliengesetzes, der Gefahrstoffverordnung und der Technischen<br />

Regeln <strong>für</strong> Gefahrstoffe sowie über allgemeine Richtlinien <strong>für</strong> die Arbeit im Labor ( Jander,<br />

Blasius: Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>, Auflage 1995,<br />

S.141-161). Zur Vorbereitung auf die jeweiligen <strong>Praktikum</strong>saufgaben gehört neben den<br />

Informationen über zu verwendende Synthese- und Charakterisierungsmethoden auch das<br />

Vertrautmachen mit den Eigenschaften der verwendeten Substanzen einschließlich ihrer R- und<br />

S-Sätze. Die entsprechenden Angaben sind Bestandteil der Protokolle.<br />

<strong>Praktikum</strong>sbegleitend finden in enger Anlehnung an die <strong>Praktikum</strong>saufgaben vier Seminar statt:<br />

1. Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

2. Thermische Analyse<br />

3. Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

4. Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im vierten Seminar informieren sich die <strong>Praktikum</strong>steilnehmer durch Kurzvorträge gegenseitig<br />

über die jeweils durchgeführten Synthesen und die Eigenschaften der erhaltenen Produkte. Ziel<br />

des Seminars sind verallgemeinernde Aussagen über Syntheseprinzipien und die Vertiefung von<br />

Kenntnissen über ausgewählte (insbesondere anwendungsrelevante) Festkörpereigenschaften.<br />

Literatur:<br />

G. Brauer, Handbuch der präparativen anorganischen <strong>Chemie</strong>,<br />

Emke Verlag, Stuttgart 1975<br />

G. Jander, E. Blasius, Einführung in das anorganisch-chemische <strong>Praktikum</strong>,<br />

S.Hirzel Verlag, Stuttgart 1990<br />

G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen<br />

anorganischen <strong>Chemie</strong>, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1995<br />

D. F. Shriver, P. W. Atkins, C. H. Langford, Anorganische <strong>Chemie</strong> - ein weiterführendes<br />

Lehrbuch, VCH, 1992<br />

A. R. West, Grundlagen der Festkörperchemie, VCH, 1992<br />

<strong>Chemie</strong> im Kreislauf ( Versuchsanleitungen s. u.)


2<br />

Cobaltkreislauf Kupferkreislauf Nickelkreislauf Eisenkreislauf<br />

CoCl 2 CuSO 4 NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

[Co(NH 3 ) 6 ]Cl 3 Cu(NH 3 ) 4 SO 4 Ni(NH 3 ) 6 Cl 2 Fe(C 2 O 4 ) x 2 H 2 O<br />

Co(CH 3 COO) . 2 4H 2 O K 2 [Cu(C 2 O 4 ) 2 ] NiCO 3 [K 3 Fe(C 2 O 4 ) 3 ] •<br />

3 H 2 O<br />

(Zn,Co)(C 2 O 4 ) CuO Ni(CH 3 COO) 2 Fe 2 O 3<br />

ZnCo 2 O 4 CuCl 2 Ni(COO) 2 Fe(acac) 3<br />

K 3 [Co(NO 2 ) 6 ] Cu NiO Fe(NO 3 ) 3<br />

CoCl 2 CuCl NiCl 2 (NH 4 ) 2 Fe(SO 4 ) 2 • 6 H 2 O<br />

CuCl 2<br />

CuCO 3<br />

CuSO 4<br />

Fakultatives Versuchsangebot<br />

Für ergänzende und fakultative Versuche steht in einem begrenzten Umfang weitere Zeit zur<br />

Verfügung. Hier<strong>für</strong> können Versuche aus dem nachstehenden Angebot ausgewählt werden.<br />

Thénards Blau<br />

a.) Eine innige Mischung von 2 g Al 2 (SO 4 ) 3 ⋅ 18 H 2 O und 300 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O wird in einem<br />

Porzellantiegel langsam erwärmt, bis das Kristallwasser verdampft ist. Nach Abkühlen wird<br />

nochmals gut gemörsert und nun 30 bis 60 min auf Rotglut erhitzt. Nach dem Abkühlen wird der<br />

Schmelzkuchen mit verd. Salzsäure versetzt, bis nur noch ein leuchtend blauer Rückstand von<br />

CoAl 2 O 4 nicht in Lösung gegangen ist. Dieser wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und im<br />

Trockenschrank bei 100 °C getrocknet.<br />

b.) Zu einem stöchiometrischen Gemenge von CoO und Al 2 O 3 setzt man die 1,5fache<br />

Gewichtsmenge KCl zu und erhitzt im Pyrolantiegel auf 1100°C. Nach dem Abkühlen wird die<br />

erhaltene Schmelze mit Wasser ausgekocht, der Rückstand mit Wasser gewaschen und bei 60°C<br />

getrocknet.<br />

Literatur: Brauer (Auflage 1981), Band 3, S. 1699.<br />

Rinmanns Grün<br />

2g Zinkoxid und 200 mg CoCl 2 ⋅ 6 H 2 O werden innig gemischt und in einem Porzellantiegel<br />

langsam erwärmt. zunächst verdampft das Kristallwasser, dann wird etwa 15 bis 30 min bis zur<br />

gelinden Rotglut erhitzt, wobei sich die Mischung hellgrün färbt. Man lässt abkühlen, wäscht das<br />

Pulver (ZnCo 2 O 4 ) gründlich mit Wasser aus und trocknet es im Trockenschrank bei 100 °C.<br />

Literatur: V. Wiskamp, R. Bauer, K. Trageser, V. Wenzel, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 27(1993)48.<br />

2


3<br />

Alchimistengold<br />

Man nehme ein Becherglas, in welchem einige 10 Cent-Münzen am Rand aufgestellt sind. Die<br />

Münzen werden mit einer schwach essigsauren Lösung von CuSO 4 (Massenanteil 1 bis 2 %) und<br />

NaCl (Massenanteil 10%) in Wasser bedeckt. Dabei soll die Flüssigkeit mindestens 1 cm über die<br />

Oberkante der Münzen reichen. Nach kurzer Zeit überzieht sich das Messing vom Rand her mit<br />

einem Kupferspiegel. Man sieht den Kupferüberzug gut, wenn man das Becherglas “von außen”<br />

betrachtet, die zur Mitte des Becherglases zeigende Münzseite sieht dagegen unverkupfert aus.<br />

Erklären Sie diesen überraschenden Befund! Nach einiger Zeit sind alle Messingschichten<br />

verkupfert, was man beim Herausnehmen der Münzen feststellen kann.<br />

Literatur: R. Lemke, Chemkon 3(1993)84; W. Jansen, Chemkon 4(1994)85.<br />

Das Kupferiodid-Gleichgewicht<br />

Man gibt in ein Reagensglas zu ca. 2 ml einer 1M Kupfersulfatlösung etwa 6 ml 1M KI-Lösung<br />

hinzu. Es bildet sich eine braune Suspension (Reaktionsgleichung?). Gibt man nun etwa 5 ml<br />

Pentan hinzu, setzt einen Stopfen auf und schüttelt kräftig durch, so erkennt man, dass sich die<br />

Pentanschicht violett färbt. Am Boden des Reagensglases erkennt man jetzt einen weißen<br />

Niederschlag. Man gibt nun etwa 5 ml Ammoniaklösung (Massenanteil NH 3 : 25%) und schüttelt<br />

wiederum kräftig durch. Die wässrige Phase wird nun intensiv blauviolett (Reaktionsgleichung?).<br />

Erklären Sie den Versuchsablauf unter Berücksichtigung folgender konditioneller<br />

Standardelektrodenpotentiale U H o’ : Cu/Cu ++ (aq): +0,34 V, Cu/Cu(NH 3 ) 4 ++ : -0,12 V.<br />

Literatur: W. van der Veer, P. de Rijke, Chemkon 6(1996)25.<br />

Anregungen <strong>für</strong> weitere Anorganisch-chemische Experimente:<br />

Blei- und Kupfergewinnung im Rahmen eines anorganischen <strong>Praktikum</strong>s<br />

Literatur: V. Wiskamp, H. Lüdtke, R. Gruehn, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 30(1996)19.<br />

Aufarbeitung anorganischer Reste aus der organischen Synthese<br />

Literatur: V. Wiskamp, <strong>Chemie</strong> in unserer Zeit 29(1995)211.<br />

Eisen-, Calcium- und Kupfer-Kreisläufe<br />

Literatur: V. Kramb, W. Proske, V. Wiskamp, Naturwissenschaft im Unterricht-<strong>Chemie</strong><br />

7(1996)9. (weitere Versuche zu Kreisläufen ebenfalls in Heft 32)<br />

Silberrückgewinnung aus Röntgenfilmen<br />

Literatur: V. Kramb, A. Nickel, V. Wiskamb, Chemkon (1995)113.<br />

Löslichkeit von Kohlendioxid in Wasser - ein verblüffendes Experiment<br />

Literatur: W. van der Veer, P. deRijke, Chemkon (1994)83.<br />

3


4<br />

Seminare<br />

1. Seminar: Komplexverbindungen - Bindung, Struktur und Eigenschaften<br />

• Grundzüge der Ligandenfeldtheorie<br />

• Magnetische Eigenschaften von Komplexverbindungen<br />

• Optische Eigenschaften und spektrochemische Reihe<br />

• Koordinationszahl und Symmetrie<br />

• Thermodynamische und kinetische Stabilität von Komplexverbindungen<br />

• Besprechung der im <strong>Praktikum</strong> synthetisierten Komplexverbindungen<br />

Literatur: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 7,<br />

Christen, Meyer: Allg. u. Anorg. <strong>Chemie</strong>, Kap.6<br />

2. Seminar: Thermische Analyse<br />

• Thermodynamische Grundlagen<br />

• Methoden (DSC, DTA, TG, DTG)<br />

• Auswertung von Ergebnissen thermischer Analysen (insbesondere selbst synthetisierte<br />

Proben)<br />

Literatur: Autorenkollektiv: Analytikum , 9. Auflage 1994, Kap. 7: Thermische Analyse<br />

M. Otto: Analytische <strong>Chemie</strong>, Kap. 2.8. Thermische Methoden<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 4.3.<br />

3. Seminar: Strukturuntersuchung mit Röntgenstrahlung<br />

• Kristallsysteme und Bravaisgitter<br />

• Wiederholung ausgewählter Kristallstrukturen<br />

• Röntgenbeugungs-Techniken<br />

• Prinzipieller Gang einer Röntgenstrukturanalyse<br />

• Auswertung des Röntgenpulverdiffraktogramms der vom Student synthetisierten Probe<br />

Literatur: West: Festkörperchemie, Kap. 1.1., 1.2., 1.3 exemplarisch, Kap. 3.<br />

zur Ergänzung: Atkins u. a.:Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 4, Kap. 18.<br />

4. Seminar: Syntheseprinzipien in der Anorganischen <strong>Chemie</strong><br />

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die von den Studenten durchgeführten Synthesen<br />

(Kurzvorträge zur gegenseitigen Information). Ziel des Seminars sind einige verallgemeinernde<br />

Aussagen zum Seminarthema:<br />

• Wiederholende Behandlung von Reaktionen in Elektrolytlösungen (Chem. Gleichgewichte)<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen Phase und einer Gasphase<br />

• Reaktionen unter Beteiligung einer festen und einer flüssigen Phase (Lösung bzw.<br />

Schmelzphase)<br />

• Fest-fest-Reaktionen<br />

• Elektrische und magnetische Eigenschaften ausgewählter Festkörper<br />

Literatur: Atkins u. a.: Anorganische <strong>Chemie</strong>, Kap. 8.<br />

West: Festkörperchemie, Kap. 7, Kap. 8.1., 8.2. (auszugsweise)<br />

4


5<br />

<strong>Chemie</strong> des Nickels<br />

1. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

B 1: [Ni(NH 3 ) 6 ]Cl 2<br />

8 g NiCl 2 . 6 H 2 O werden in einem Becherglas in 6 ml Wasser gelöst. Dann werden 16 ml<br />

konzentrierte Ammoniaklösung, welche zusätzlich mit NH 4 Cl gesättigt ist, hinzugefügt. Dabei<br />

erwärmt sich die Lösung stark und färbt sich dunkelblau (evtl. etwas NH 3 - Lösung<br />

nachdosieren!). Die Flüssigkeit wird im Eisbad abgekühlt. Dabei bildet sich ein blauvioletter<br />

Niederschlag. Zur Vervollständigung der Reaktion fügt man tropfenweise noch 5 – 10 ml<br />

konzentrierte NH 3 -Lösung zu und beobachtet, ob weiterer Amminkomplex ausfällt. Der<br />

blauviolette Niederschlag wird über einen Büchner-Trichter abgesaugt, mit wenig konzentrierter<br />

Ammoniaklösung und anschließend mit wenig Alkohol gewaschen und an der Luft getrocknet.<br />

Kristalle und Mutterlauge werden im Versuch B2 weiterverwendet.<br />

Auswertung: Ermitteln Sie durch Wägung die Versuchsausbeute!<br />

Begründen Sie die Farbänderung der Lösung bei der Bildung des<br />

Amminkomplexes (spektrochemische Reihe)!<br />

Hexaamminnickel(II)chlorid ist paramagnetisch. Geben Sie hier<strong>für</strong> eine Erklärung<br />

auf der Grundlage einer ligandenfeldtheoretischen Betrachtung!<br />

B 2: Ni(CH 3 COO) 2 . 4 H 2 O<br />

Das isolierte [Ni(NH 3 ) 6 ]Cl 2 aus Versuch B1 wird in seine Mutterlauge gegeben. Man füllt mit<br />

Wasser auf ein Gesamtvolumen von 60 ml auf, erhitzt zum Sieden und trägt 8 g Soda in kleinen<br />

Portionen ein. Aus der ursprünglich violetten Lösung fällt ein hellgrüner Niederschlag von<br />

basischem Nickelcarbonat aus. Es muss so lange gekocht werden, bis die Lösung weitgehend<br />

farblos ist (Freisetzung von NH 3, Dauer 30 bis 45 min). Der Niederschlag wird abgesaugt und in<br />

mehreren Portionen mit insgesamt 150 ml Wasser gewaschen. Er wird weitgehend<br />

trockengesaugt, in ein Becherglas überführt, mit einer Mischung aus 6 ml Eisessig und 6 ml<br />

Wasser versetzt und in der Siedehitze gelöst (CO 2 -Entwicklung). Anschließend wird auf<br />

Raumtemperatur abgekühlt. Sobald sich die ersten Kristalle gebildet haben, wird das Becherglas<br />

zur Vervollständigung der Kristallisation in ein Eisbad gestellt. Die Kristalle werden nach etwa<br />

einer halben Stunde abgesaugt, mit 3 bis 4 ml Eiswasser in kleinen Portionen gewaschen,<br />

weitgehend trockengesaugt und im Exsikkator über Blaugel getrocknet. Die Kristalle werden im<br />

Versuch B3, die Mutterlauge im Versuch B5 weiterverwendet.<br />

Auswertung: Überprüfung der Zusammensetzung von Nickelacetat durch komplexometrische<br />

Titration von Nickel.<br />

Formulieren Sie Reaktionsgleichungen <strong>für</strong> die ablaufenden Reaktionen und diskutieren<br />

Sie den Einfluss der Reaktionsbedingungen auf die Gleichgewichtslage!<br />

5


6<br />

2. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

B 3: Ni(C 2 O 4 ) . 2 H 2 O<br />

Etwa 100 mg des Produktes B2 werden genau eingewogen, in Wasser gelöst und in einem<br />

Maßkolben auf 50 ml aufgefüllt. Zur Bestimmung des Ni-Gehaltes werden mehrere 10 ml -<br />

Proben unter Verwendung von Murexid als Indikator komplexometrisch titriert. Auf der<br />

Grundlage des Analysenergebnisses wird die <strong>für</strong> die Fällung von Nickeloxalat benötigte Menge<br />

an Oxalsäure ermittelt.<br />

Das nach Entnahme der Analysenprobe verbleibende Nickelacetat wird in einer solchen Menge<br />

Wasser gelöst, dass eine etwa 0,2 molare Lösung entsteht. Die zur Fällung benötigte Menge<br />

Oxalsäuredihydrat (5 % Überschuß) wird ebenfalls in Wasser gelöst. Die Wassermenge soll so<br />

bemessen sein, daß eine etwa 0,5 molare Lösung entsteht. Zur Fällung wird die<br />

Nickelacetatlösung auf 60°C erwärmt. Unter Beibehaltung dieser Temperatur wird die<br />

Oxalsäurelösung langsam aus einer Bürette zugetropft. Nach Beendigung der Zugabe wird noch<br />

etwa 30 min bei 60°C gerührt, anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt und der Niederschlag<br />

über einen Büchner-Trichter abfiltriert. Das Auswaschen erfolgt mit wenig Wasser, anschließend<br />

mit etwas Alkohol. Das erhaltene Nickeloxalat wird an der Luft getrocknet. Das farblose Filtrat<br />

wird in den Ausguss gegeben.<br />

Auswertung: Vergleich des Ergebnisses der Nickelacetatanalyse mit dem Erwartungswert,<br />

Ausbeuteberechnung <strong>für</strong> Nickeloxalat,<br />

Thermische Analyse des Nickeloxalates (Raumtemperatur bis 700°C), Zuordnung<br />

der DTA- und TG(DTG)- Effekte, Formulierung der Reaktionsgleichungen <strong>für</strong> die<br />

einzelnen Schritte der thermischen Zersetzung und Vergleich der theoretischen<br />

und experimentell ermittelten Massendifferenzen.<br />

3. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

B 4: Thermische Zersetzung von Nickeloxalat zu NiO<br />

Das gesamte Produkt aus Versuch B3 wird in einem Pyrolantiegel eingewogen. Man erwärmt<br />

langsam mit dem Brenner. Die Verbrennung beginnt am Tiegelrand und schreitet - unter<br />

Aufglühen - bis zur Tiegelmitte fort. Es entsteht Nickeloxid. Merken Sie sich die Farbe des<br />

Produktes! Nach weitgehender Abkühlung wird der Pyrolantiegel mit dem Produkt in einen<br />

Kammerofen überführt und auf 1100°C erhitzt. Zwischenzeitlich wird der Tiegel bei etwa 750°C<br />

kurz aus dem Ofen entnommen, nach weitgehender Abkühlung die Farbe des Produktes<br />

registriert und anschließend sofort wieder in den Ofen gestellt. Nach Erreichen der<br />

Solltemperatur verbleibt die Probe noch 60 min im Ofen und wird anschließend aus dem heißen<br />

Ofen entnommen. Nach sofortiger Abkühlung auf Raumtemperatur sollte das Produkt eine grüne<br />

Farbe haben.<br />

Auswertung: Beobachten Sie den Verlauf der Zersetzung des Oxalates genau und ziehen Sie<br />

Schlussfolgerungen bezüglich der Wärmetönung der ablaufenden Reaktionen!<br />

Ermitteln Sie den Masseverlust bei der thermischen Zersetzung und vergleichen<br />

Sie mit den Ergebnissen der thermischen Analyse!<br />

Wie deuten Sie die Farbänderung beim Tempern des Zersetzungsproduktes?<br />

Informieren Sie sich über die magnetischen Eigenschaften von NiO, studieren Sie<br />

hierzu Kapitel 8 des LB Festkörperchemie von West!<br />

6


7<br />

Aufnahme des Röntgenpulverdiffraktogramms von NiO ( 2Θ = 10...100 °)<br />

4. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

B 5: Rückgewinnung von NiCl 2 . 6 H 2 O<br />

Das im Versuch B5 erhaltene NiO wird in ein Becherglas überführt, pro 1 g NiO mit 8 ml<br />

konzentrierter Salzsäure versetzt, unter Erhitzen gelöst und bis fast zur Trockne abgeraucht. Der<br />

Reaktionsansatz sollte bis zur völligen Austrocknung noch einige Tage unter dem Abzug<br />

belassen werden. Anschließend wird ausgewogen und der auf diese Weise zurückgewonnene<br />

Ausgangsstoff zur weiteren Verwendung dem Assistenten übergeben. In ähnlicher Weise kann<br />

die Mutterlauge aus Versuch B2 durch mehrmaliges Abrauchen mit kleinen Mengen<br />

konzentrierter Salzsäure wieder in den Ausgangsstoff überführt werden.<br />

Auswertung: Sie erhalten das Röntgenpulverdiffraktogramm des NiO. Werten Sie unter<br />

folgenden Gesichtspunkten aus:<br />

-Reinheit des Produktes<br />

-Zuordnung der Röntgenreflexe (rechnergestützte Phasenanalyse)<br />

-Indizierung der NiO-Reflexe<br />

-Berechnung der Gitterparameter<br />

5. <strong>Praktikum</strong>stag<br />

Auswertung: Bestimmen Sie die Ausbeute des wiedergewonnenen Ausgangsstoffes und setzen<br />

Sie diese in Beziehung zur eingesetzten Nickelchloridmenge!<br />

Diskutieren Sie das Ergebnis: Bei welchen Reaktionsstufen treten die größten<br />

Substanzverluste auf? Machen Sie Vorschläge <strong>für</strong> eine eventuell andere<br />

Gestaltung des Reaktionszyklus oder auch dessen Ausdehnung auf weitere<br />

Verbindungen mit interessanten Eigenschaften!<br />

B 6: Durchführung eines Versuches aus dem fakultativen Angebot<br />

In Abhängigkeit von der noch zur Verfügung stehenden Zeit wird in Absprache mit dem<br />

Assistenten ein Versuch aus den untenstehenden Beispielen ausgewählt, nach entsprechender<br />

Vorbereitung durchgeführt und mit Protokoll ausgewertet.<br />

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