MAGAZIN STRESSWOCHEN 2012 - IG Metall Wolfsburg
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WIR<br />
DER<br />
BEILAGE<br />
AUSGABE NR. 128 / Mai <strong>2012</strong><br />
- ZUM HERAUSNEHMEN -<br />
<strong>MAGAZIN</strong><br />
<strong>IG</strong> METALL WOLFSBURG<br />
<strong>STRESSWOCHEN</strong> <strong>2012</strong><br />
GESUND LEBEN. GESUND ARBEITEN.<br />
TERMINE.<br />
1. MAI / 11:00 - 15:00 UHR<br />
MAIKUNDGEBUNG<br />
RATHAUSVORPLATZ<br />
2. - 16. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
VOLKSWAGEN WOLFSBURG<br />
21. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
VW IMMOBILIEN<br />
22. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
KWD<br />
23. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
WOLFSBURG AG<br />
24. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
AUTOVISION<br />
25. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
AUTOSTADT (geplant)<br />
29. MAI / 9:00 - 16:00 UHR<br />
SITECH (geplant)<br />
WOLFSBURGER <strong>STRESSWOCHEN</strong> <strong>2012</strong>.<br />
Psychische Belastungen spielen<br />
im Arbeits- und Berufsleben<br />
eine zunehmend größere Rolle.<br />
Seit Jahren melden die Krankenkassen<br />
deutlich steigende<br />
Fallzahlen. Nach Einschätzung<br />
der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO sind stressbedingte<br />
Erkrankungen das größte Gesundheitsrisiko<br />
der kommenden<br />
Jahrzehnte.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>Wolfsburg</strong> hat vor<br />
diesem Hintergrund gemeinsam<br />
mit ihrem Gesundheitspartner<br />
AUDI BKK im Mai letzten Jahres<br />
die „1. <strong>Wolfsburg</strong>er Stresswochen“<br />
organisiert – eine Aktion,<br />
die aufgrund der großen Resonanz<br />
auch <strong>2012</strong> wieder stattfinden<br />
wird.<br />
„Zentrales Anliegen der Kampagne<br />
sind die Sensibilisierung<br />
und Aufklärung zum Thema<br />
Stress“, beschreibt Hartwig Erb,<br />
1. Bevollmächtigter der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
<strong>Wolfsburg</strong>, das Ziel der Aktionstage.<br />
„Wir wollen, dass die<br />
Kolleginnen und Kollegen auf<br />
sich achtgeben – körperlich wie<br />
psychisch. Das ist nicht nur gut<br />
für jeden Einzelnen, sondern<br />
auch für das Unternehmen.“<br />
Er wertet deshalb die Bereitschaft<br />
von Volkswagen und anderen<br />
Betrieben, sich wieder an<br />
den Stresswochen zu beteiligen,<br />
als „außerordentlich positiv“.<br />
Prävention und ein offener<br />
Umgang mit der Thematik seien<br />
die beste Voraussetzung dafür,<br />
dass es gar nicht erst zu Problemen<br />
kommt, so Erb.<br />
Die Aktionstage beginnen am<br />
1. Mai <strong>2012</strong> auf der Mai-Kundgebung<br />
und finden in den Betrieben<br />
jeweils von 9:00 bis 16:00<br />
Uhr statt. Neben vielfältigem Infomaterial<br />
werden auch Belastbarkeitsmessungen<br />
und Entspannungstrainings<br />
angeboten.<br />
„Die Nachfrage im vergangenen<br />
Jahr war sehr groß, sodass<br />
wir jetzt mit zwei Messgeräten<br />
vor Ort sein werden“, erläutert<br />
Gabriele Friedrich von der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Verwaltungsstelle. „Gemessen<br />
wird die Herzratenvariabilität<br />
(HRV), die ein wichtiger<br />
Indikator für die Fähigkeit zur<br />
Stressbewältigung ist.“
BEILAGE <strong>STRESSWOCHEN</strong> <strong>2012</strong><br />
BERND WEHLAUER<br />
Stellvertretender Vorsitzender<br />
des Gesamtbetriebsrats der<br />
Volkswagen AG<br />
„Zurzeit erleben wir eine deutliche<br />
Zunahme von psychischen<br />
Erkrankungen, auch an Burnout-Fällen.<br />
Das hängt zum Teil<br />
mit der zunehmenden Komplexität<br />
und Dynamik der Arbeitsaufgaben<br />
zusammen.<br />
Wir nehmen dieses Phänomen<br />
sehr ernst und wollen die Leistungsfähigkeit<br />
unserer Kolleginnen<br />
und Kollegen schützen<br />
und erhalten. Mit unseren Tarifverträgen<br />
und speziellen Betriebsvereinbarungen<br />
sorgen<br />
wir dafür, dass ‚Gute Arbeit‘ bei<br />
Volkswagen kein Luftschloss<br />
ist, sondern gelebte Praxis.“<br />
GEFANGEN IN DER TRETMÜHLE.<br />
Stress und Hetze prägen immer<br />
häufiger den Arbeitsalltag.<br />
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten<br />
sind davon betroffen.<br />
Dabei ist auffällig: Die Arbeitsdichte<br />
nimmt kontinuierlich zu.<br />
Je stärker Betriebe die Arbeit intensivieren,<br />
desto mehr müssen<br />
Arbeitnehmer hetzen und in der<br />
gleichen Zeit mehr leisten. Das<br />
zeigt der DGB-Index Gute Arbeit<br />
für 2011.<br />
Burnout ist auf dem Vormarsch.<br />
Die Zahl der psychischen Erkrankungen<br />
ist in den letzten zehn<br />
Jahren geradezu explodiert. Die<br />
DGB-Index Gute Arbeit GmbH hat<br />
2011 repräsentativ über 6.000<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
zum Thema Arbeitshetze<br />
und Arbeitsintensivierung<br />
befragt. Ihr Urteil bestätigt: Der<br />
Arbeitsplatz ist Stressfaktor Nummer<br />
Eins.<br />
Die Ergebnisse zeigen aber<br />
auch: Unternehmen legen Flexibilität<br />
sehr einseitig in ihrem Interesse<br />
aus. Die Grenzen zwischen<br />
Arbeit und Freizeit verschwimmen.<br />
Gut ein Viertel der Beschäftigten<br />
muss sehr häufig oder oft<br />
auch in der Freizeit für die Arbeit<br />
erreichbar sein. Jeder Siebte<br />
arbeitet sogar sehr häufig oder<br />
oft unbezahlt in seiner Freizeit.<br />
Fast die Hälfte der Befragten geben<br />
an, dass sie im letzten Jahr<br />
mindestens zweimal zur Arbeit<br />
gegangen sind, obwohl sie sich<br />
„richtig krank“ fühlten.<br />
▌ ERGEBNISSE DES DGB-INDEXES<br />
52 Prozent der Beschäftigten<br />
müssen sehr häufig oder oft gehetzt<br />
arbeiten. 63 Prozent geben<br />
an, dass sie seit Jahren immer<br />
mehr in der gleichen Zeit leisten<br />
müssen. Dabei gilt generell:<br />
Je stärker die Arbeit intensiviert<br />
wird, desto mehr muss gehetzt<br />
werden. Und je länger die wöchentliche<br />
Arbeitszeit, desto größer<br />
ist die Arbeitshetze.<br />
Das sind die zentralen Ergebnisse<br />
der bundesweiten Repräsentativbefragung<br />
der DGB-Index<br />
Gute Arbeit GmbH unter 6.083<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />
zum Thema Arbeitshetze<br />
und Arbeitsintensivierung.<br />
Die Angaben der Beschäftigten<br />
zeigen auch, in welchem Ausmaß<br />
die Grenzen zwischen Arbeit und<br />
Freizeit verschwimmen: Gut ein<br />
Viertel (27 Prozent) der Beschäftigten<br />
muss sehr häufig oder oft<br />
auch in der Freizeit für die Arbeit<br />
erreichbar sein. Jede/r Siebte<br />
(15 Prozent) arbeitet sogar sehr<br />
häufig oder oft unbezahlt in ihrer/seiner<br />
Freizeit. Unter diesen<br />
Umständen ist es nicht verwunderlich,<br />
dass mehr als ein Drittel<br />
(37 Prozent) auch zu Hause an<br />
Schwierigkeiten bei der Arbeit<br />
denken muss.<br />
Fast die Hälfte (49 Prozent) der<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
geben an, dass sie im<br />
letzten Jahr mindestens zweimal<br />
zur Arbeit gegangen sind, obwohl<br />
sie sich „richtig krank“ gefühlt<br />
haben. Unter den Beschäftigten,
<strong>STRESSWOCHEN</strong> <strong>2012</strong><br />
BEILAGE<br />
die sehr häufig gehetzt arbeiten<br />
müssen, liegt der Anteil sogar bei<br />
70 Prozent.<br />
▌ <strong>IG</strong> METALL STARTET<br />
▌ ANTI-STRESS-INITIATIVE<br />
Es wundert also nicht, dass<br />
mehr als ein Drittel auch zu Hause<br />
an Probleme bei der Arbeit<br />
denken muss. „Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
nimmt die Befunde des DGB-Indexes<br />
zum Anlass, eine umfassende<br />
Anti-Stress-Initiative zu starten“,<br />
erklärte Hans-Jürgen Urban,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Die Initiative umfasst drei Ebenen:<br />
In Betrieben unterstützt die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Betriebsräte mit einem<br />
Anti-Stress-Paket, um mit<br />
praktikablen Werkzeugen psychische<br />
Gefährdungen zu ermitteln<br />
und Prävention zu stärken. Zum<br />
anderen baut sie Kooperationen<br />
mit der Fachwelt aus Medizin und<br />
Arbeitswissenschaft aus. „Und<br />
nicht zuletzt fordern wir von der<br />
Politik, die Schutzlücke bei psychischen<br />
Gefährdungen durch<br />
eine Anti-Stress-Verordnung endlich<br />
zu schließen“, erklärt Urban.<br />
Psychische Erkrankungen greifen<br />
auch in Werkshallen und<br />
Büros immer stärker um sich.<br />
Deshalb hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein „Anti-Stresspaket“<br />
entwickelt, das ab<br />
sofort bestellt werden kann.<br />
URBAN: GROSSER HANDLUNGSBEDARF.<br />
Statement zum vorgelegten DGB-<br />
Index Gute Arbeit am 27. März<br />
<strong>2012</strong> in Berlin:<br />
Als Erstes möchte ich hervorheben,<br />
dass die Befunde des DGB-<br />
Index Gute Arbeit zum Thema<br />
Arbeitshetze nach unserer Auffassung<br />
ein sehr wertvoller Beitrag<br />
zur Prävention sind. Denn die<br />
Repräsentativumfrage nimmt die<br />
Entstehungsbedingungen eines<br />
Großteils der psychischen Erkrankungen<br />
in den Fokus, deren ständigen<br />
Anstieg die Krankenkassen<br />
verzeichnen.<br />
Und sie liefert damit Basisdaten<br />
zu jenem Gestaltungsbereich, in<br />
dem Präventionsmaßnahmen ihre<br />
größte Wirkung erzielen – nämlich<br />
zur Arbeitswelt. Daran muss immer<br />
wieder erinnert wer-den: Gut<br />
gestaltete Arbeitsbedingungen<br />
sind die beste Burnout-Prävention<br />
und letztlich auch die einzig wirksame.<br />
▌ BESCHÄFT<strong>IG</strong>TENUMFRAGEN<br />
▌ SIND WICHT<strong>IG</strong><br />
Es wird hin und wieder eingewandt,<br />
dass damit nur subjektive<br />
Befunde zur Arbeitsqualität, das<br />
heißt Urteile aus Beschäftigtensicht,<br />
ermittelt werden. Deshalb<br />
möchte ich unterstreichen: Wenn<br />
Beschäftigte beschreiben, wie sie<br />
ihre Arbeitsbedingungen beurteilen,<br />
dann bringen sie Fakten zur<br />
Sprache. Das Gefühl, gehetzt zu<br />
sein, ist ein Faktum, das genauso<br />
hart ist und genauso ernst<br />
zu nehmen ist wie das Resultat<br />
einer Blutdruckmessung oder Gefahrstoff-Analyse.<br />
Und wie kein anderes Verfahren<br />
sind Beschäftigtenumfragen zur<br />
Früherkennung von Gesundheitsgefahren<br />
im psychosozialen Bereich<br />
geeignet. Denn wer, wenn<br />
nicht die Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer selbst, sollte als<br />
Erstes von Stress-Situationen berichten<br />
und Auskunft z.B. darüber<br />
geben können, dass sie krank<br />
zur Arbeit gehen und Medikamente<br />
nehmen, um den Arbeitsanforderungen<br />
gerecht werden zu<br />
können?<br />
▌ BEFUNDE SIND ALARMIEREND<br />
Eine weitere Bemerkung: Die<br />
Befunde des DGB-Index zu unserem<br />
Organisationsbereich der <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> sind alarmierend:<br />
63 Prozent der Beschäftigten<br />
im Maschinen- und Fahrzeugbau<br />
sowie in der <strong>Metall</strong>erzeugung und<br />
-bearbeitung fühlen sich bei der<br />
Arbeit oft oder sehr häufig gehetzt<br />
und stehen unter Zeitdruck.<br />
Und für 60 bzw. 65 Prozent der<br />
Beschäftigten dieser Branchen<br />
trifft es voll und ganz zu, dass sie<br />
in den letzten Jahren immer mehr<br />
in der gleichen Zeit bewältigen<br />
mussten.<br />
Schon der letzte Report zum<br />
DGB-Index Gute Arbeit 2010 hatte<br />
aufgedeckt, wie sehr in den Augen<br />
der Beschäftigten die Drucksituation<br />
an den Arbeitsplätzen<br />
und die Arbeitsintensität infolge<br />
der Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
2008/09 gesteigert wurden.<br />
Und offensichtlich hat im Aufschwung<br />
dieser Druck weiter zugenommen.<br />
Das enorme Ausmaß<br />
der Arbeitsintensivierung in den<br />
letzten Jahren wird deutlich.<br />
Dies signalisiert einen großen<br />
Handlungsbedarf – auch und gerade<br />
für die Gewerkschaften.<br />
▌ <strong>IG</strong> METALL: ANTI-STRESS-<br />
▌ INITIATIVE GESTARTET<br />
Wir haben deshalb als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
eine Anti-Stress-Initiative gestartet.<br />
Was umfasst diese Initiative?<br />
Erstens: Die wichtigste Arena<br />
der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist der Betrieb. Gewerkschaften<br />
und Betriebsräte<br />
können bei der Prävention psychi-<br />
HANS-JÜRGEN URBAN<br />
Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
„Gut gestaltete Arbeitsbedingungen<br />
sind die beste Burnout-Prävention<br />
und letztlich<br />
auch die einzig wirksame. (...)<br />
Gewerkschaften und Betriebsräte<br />
können bei der Prävention<br />
psychischer Gefährdungen im<br />
Betrieb eine zentrale Rolle einnehmen.“<br />
BEILAGE SEITE C
BEILAGE <strong>STRESSWOCHEN</strong> <strong>2012</strong><br />
Das Urteil der Beschäftigten ist<br />
eindeutig: Mehr als die Hälfte<br />
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
muss ihre Arbeit<br />
sehr häufig oder oft gehetzt<br />
und unter Zeitdruck erledigen.<br />
Stress am Arbeitsplatz wird<br />
von der Ausnahme zur Regel.<br />
Quelle: DGB-Index Gute Arbeit<br />
2011<br />
ANTI-STRESS-PAKET.<br />
Das „Anti-Stress-Paket“ umfasst<br />
einen USB-Stick mit Hilfestellungen<br />
zu den Themen psychische<br />
Belastungen und Stress sowie zu<br />
gesundheitsverträglichen Arbeitszeiten.<br />
Im Einzelnen sind das:<br />
• PP-Präsentationen für Reden<br />
und Vorträge<br />
• Folder zur Ansprache von<br />
Beschäftigten<br />
• Fragebögen zur Ermittlung von<br />
Belastungen (StressBarometer<br />
und StressBürometer, Arbeitszeit-<br />
TÜV)<br />
• Excel-Tool zur Auswertung der<br />
Befragungsergebnisse<br />
• Anwendungshinweise zum<br />
betrieblichen Einsatz<br />
• Arbeitshilfen<br />
Das Anti-Stress-Paket kann zum<br />
Preis von 6,00 Euro zuzüglich Versandkosten<br />
im Extranet-Shop der<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bestellt werden.<br />
scher Gefährdungen im Betrieb<br />
eine zentrale Rolle einnehmen.<br />
Wir haben deshalb seit Anfang<br />
März unseren Betriebsräten ein<br />
„Anti-Stress-Paket“ zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
▌ ANTI-STRESS-PAKET<br />
Das Paket enthält praktische Instrumente,<br />
um die Risiken psychischer<br />
Belastungen am Arbeitsplatz<br />
zu erfassen und geeignete<br />
Schritte zur Prävention einzuleiten.<br />
Bundesarbeitsministerin Ursula<br />
von der Leyen hat ja erst vor einigen<br />
Wochen kritisiert, dass sich<br />
70 Prozent der Unternehmen - so<br />
wörtlich - „aus Unwissenheit oder<br />
Hilflosigkeit“ bisher nicht mit dem<br />
Thema psychische Belastungen<br />
befassen. Da wollen wir helfen.<br />
Mit unserem „Anti-Stress-Paket“<br />
stehen Werkzeuge zur Verfügung,<br />
um eine Gefährdungsbeurteilung<br />
auch bei psychischen Risiken vorzunehmen.<br />
So wie es gesetzlich<br />
seit über fünfzehn Jahren vorgesehen<br />
ist.<br />
Zweitens: Wir werden die Kooperationen<br />
auf dem Gebiet der<br />
psychischen Gefährdungen mit<br />
der Fachwelt ausbauen und intensivieren.<br />
Wir haben schon vor<br />
einiger Zeit ein gemeinsames Positionspapier<br />
zur Prävention psychischer<br />
Gefährungen mit dem<br />
Verband der Werks- und Betriebsärzte<br />
erarbeitet. Wir kooperieren<br />
seit diesem Jahr mit der Gesellschaft<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
und bauen die Kontakte<br />
zu weiteren Fachgesellschaften<br />
aus.<br />
▌ PRÄVENTION STÄRKEN<br />
Ziel ist es, vor allem den Gedanken<br />
der Prävention zu stärken.<br />
Deshalb stimmen wir dem<br />
Freiburger Psychiatrieprofessor<br />
Mathias Berger zu, wenn er sich<br />
dagegen wehrt, Probleme, die<br />
durch Arbeitsintensivierung produziert<br />
werden, ins medizinische<br />
System abzuschieben. Das wäre,<br />
so Berger, als ob „man, als man<br />
herausbekommen hat, dass Asbest<br />
Lungenkrankheiten erzeugt,<br />
tausend Lungenkliniken gebaut<br />
hätte und das Asbest in den Gebäuden<br />
gelassen hätte.“<br />
Ein dritter Hinweis: Zur Anti-<br />
Stress-Initiative der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
gehört auch das Agieren auf<br />
der politischen Ebene, um die<br />
bestehende Schutzlücke bei<br />
psychischen Gefährdungen zu<br />
schließen. Deshalb bekräftige ich<br />
meine Forderung nach einer Anti-<br />
Stress-Verordnung – oder fachlich<br />
ausgedrückt: einer Verordnung<br />
zum Schutz vor psychischer Gefährdung<br />
in der Arbeit.<br />
Ziel muss es sein, Gefährdungen<br />
der psychischen Gesundheit<br />
der Beschäftigten durch eine humane<br />
Arbeitsgestaltung zu vermeiden.<br />
In diesem Sinne muss<br />
der Verpflichtungsdruck für die<br />
Arbeitgeber erhöht werden. Deshalb<br />
haben wir eine Ergänzung<br />
des Arbeitsschutzrechts durch<br />
eine Anti-Stress-Verordnung mit<br />
konkreten Regeln gefordert. Dies<br />
wäre eine wirksame Hilfe für die<br />
Prävention angesichts der zunehmenden<br />
Arbeitshetze.<br />
Ich fordere Frau von der Leyen<br />
auf: Lassen Sie uns so schnell<br />
wie möglich Gespräche aufnehmen,<br />
wie wir gemeinsam die eklatante<br />
Schutzlücke bei psychischen<br />
Gefährdungen schließen<br />
können. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist zum<br />
Dialog mit allen Akteuren im Arbeitsschutz<br />
und den politisch Verantwortlichen<br />
bereit.<br />
BEILAGE SEITE D